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»Am letzten Tage des genannten Monats brach der Hauptmann mit seinen Leuten von diesem Orte auf und sie kamen an einen starken Fluß, über welchen eine Brücke aus dicken Balken gebaut war; an derselben standen Pförtner, welche das Amt hatten das Brückengeld einzunehmen, wie es in diesem Lande gebräuchlich ist. An diesem Tage nahm man das Nachtlager vier Meilen von dem zuletzt erwähnten Orte, und Chilicuchima besorgte alles was für diese Nacht nöthig war. Am Tage darauf den 1 April verließ man diesen Ort und übernachtete in einem andern, welcher Picosmarca hieß und auf dem Abhang eines steilen Berges lag. Der Cazike desselben nannte sich Parpay. Am folgenden Tage brach der Hauptmann von diesem Orte auf und übernachtete drei Meilen weiter in Guari, einem guten Orte, an welchem ein anderer großer Fluß, über den ebenfalls eine Brücke führt, vorbeiströmt. Dieser Ort ist sehr fest, weil er auf beiden Seiten von tiefen Schluchten umgeben ist. Hier, sagte Chilicuchima, habe er dem Heere Cuzco's, das ihn an dieser Stelle erwartete und sich zwei bis drei Tage vertheidigte, eine Schlacht geliefert; und als Cuzco's Mannschaft besiegt und auf der Flucht begriffen gewesen sey, habe sie die Brücke in Brand gesteckt, Chilicuchima aber sey mit seinen Kriegern hinübergeschwommen und habe viele von den Leuten Cuzco's getödtet. Am nächsten Tage verließ der Hauptmann diesen Ort und übernachtete in einem andern, welcher fünf Meilen weiter liegt und Guacango heißt. Am folgenden Tage nahm er sein Nachtlager zu Piscobamba, einem großen auf dem Abhange eines Berges erbauten Orte, dessen Cazike sich Tanguame nannte; bei diesem und seinen Indianern fand der Hauptmann mit seiner Mannschaft eine gute Aufnahme und Behandlung. Auf der Hälfte des Weges von diesem Orte nach Guacacamba strömt wieder ein tiefer Fluß, über welchen ebenfalls zwei Brücken neben einander führen; sie sind aus Netzwerk gemacht auf die Weise, wie schon weiter oben angegeben ist; man erbaut nämlich dicht am Wasser einen steinernen Pfeiler, spannt dann von einem Ufer des Flusses zum andern hüftendicke aus Weiden gefertigte Taue und verbindet diese quer durch starke, gut geflochtene Seile. Auf beiden Seiten macht man einen hohen Rand und befestigt unten daran große Steine um die Brücke im Gleichgewichte zu halten. Die Pferde kamen gut hinüber, obschon sie schwankte, was jeden der noch nicht darüber gegangen ist und zum erstenmal darüber geht, mit Furcht erfüllt; es ist aber durchaus keine Gefahr dabei, denn eine solche Brücke ist sehr stark. Auf allen diesen Brücken stehen Wächter wie in Spanien und überall ist die ganze Einrichtung so, wie schon weiter oben gesagt wurde.«
»Am folgenden Tage brach der Hauptmann mit seinen Leuten von diesem Orte auf und nahm sein Nachtlager fünf Meilen weiter in mehreren einzelnen Gebäuden. Am andern Tage übernachtete er zu Agoa, einem von Piscobamba abhängigen Orte, welcher sehr gut ist, viele Maispflanzungen hat und zwischen Bergen liegt. Der Cazike und seine Indianer reichten was für die Nacht nöthig war und gaben am nächsten Morgen so viel Leute als man zum Dienste bedurfte. Am andern Tage blieb der Hauptmann mit seiner Mannschaft nach einem schwierigen Wege von vier Meilen in einem andern Ort, der Conchucho heißt und in einer Tiefe liegt. Eine halbe Meile ehe man dahin kommt, ist der sehr breite Weg stufenweise in den Felsen gehauen, und es gibt hier viele gefährliche aber auch, wenn man sich vertheidigen müßte, sehr feste Stellen. Von hier brach der Hauptmann mit seinen Leuten wieder auf und übernachtete in einem andern Orte, welcher Andamarca heißt und von wo er früher nach Pachacama gegangen war. Hier vereinigen sich die beiden königlichen Straßen welche nach Cuzco führen. Von dem Orte Pombo bis hierher hat man einen sehr schwierigen Weg von drei Meilen, welcher auf steinernen Stufen die Höhen hinauf- und hinabläuft; nach der Seite des Abhanges hin hat er eine Steinmauer, damit man nicht herabfalle, denn wenn man an einigen Stellen herabstürzte, würde man in Stücke zerschellen; für die Pferde ist die Mauer ein großes Glück, denn ohne sie würden sie herabgleiten. Auf der Hälfte des Weges ist eine aus Steinen und Balken gut erbaute Brücke zwischen zwei Felsen. Auf der einen Seite der Brücke sieht man mehrere gut gebaute Häuser und einen gepflasterten Hof, wo die Indianer wie sie sagten Schmausereien und Festlichkeiten anstellten, wenn die Gebieter des Landes dieses Weges kamen.«
»Von hier aus hielt der Hauptmann Hernando Pizarro dieselben Tagreisen ein, die er von Caxamalca aus auf dem Herwege gemacht hatte, und zog mit Chilicuchima am 25 Mai 1533 in diese Stadt ein. Jetzt aber sah man etwas was man seit der Entdeckung Indiens noch nicht gesehen hatte und auch für die Spanier war es eine sehr merkwürdige Erscheinung, daß Chilicuchima als er durch das Thor des Platzes wo sein Gebieter gefangen gehalten wurde, ging, einem der bei ihm befindlichen Indianer eine mittelmäßige Last abnahm und diese sich selbst auflud. Viele Häuptlinge, die mit ihm gekommen waren, thaten dasselbe. So beladen begab er sich nebst den andern in das Gemach, worin sich sein Gebieter aufhielt. Sobald er diesen gewahrte, erhob er seine Hände zur Sonn« und dankte ihr, daß sie ihm vergönnt habe ihn wieder zu sehen; darauf näherte er sich ihm mit großer Ehrerbietung und mit vielen Thränen und küßte ihm das Gesicht, die Hände und die Füße. Dasselbe thaten die andern Häuptlinge, die mit ihm eingetreten waren. Atabaliba zeigte einen solchen Hochmuth, daß er Chilicuchima, obschon in seinem ganzen Reiche niemand war den er mehr achtete, nicht einmal ansah und ihn eben so wenig berücksichtigte als den elendesten Indianer der vor ihm erschien. – Daß man sich aber eine Last auflegte, ehe man zu Atabaliba eintrat, ist eine alte Gewohnheit, die allen Herren, die in diesem Lande regiert haben, gegenüber beobachtet wurde.«
»Diesen Bericht habe ich Miguel von Estete, der ich den Zug des Hauptmanns Hernando Pizarro als Aufseher mitmachte, abgefaßt und zwar gerade so wie sich alles verlaufen hat.«
Miguel Estete.