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Da man nun aus dieser Insel keinen weiteren Vortheil ziehen konnte, so reiste der Statthalter mit einer Anzahl von Leuten und Pferden, welche die drei vor Anker liegenden Schiffe fassen konnten, nach dem Orte Tumbez, welcher zur Zeit noch Frieden hielt, ab; die übrige Mannschaft blieb unter den Befehlen eines Hauptmanns, bis die zurückkehrenden Schiffe sie abholen konnten. Um die Ueberfahrt in kürzerer Zeit zu bewirken, kamen auf Befehl des Statthalters Flöße von Tumbez, welche der Cazike schickte, und auf einem derselben gingen drei unserer Leute mit einigen Waaren voraus. Nach drei Tagen landeten auch die Schiffe an dem Gestade von Tumbez. Als der Statthalter ans Land stieg, fand er die Bevölkerung der Oerter in vollem Aufruhr, und von einigen Indianern, die man erhaschte, erfuhr man, daß die Leute mit den Waaren, welche sich auf den Flößen befanden, aufgegriffen und eingesteckt worden seyen. Sobald die Leute und Pferde am Land waren, ließ der Statthalter die Mannschaft, welche auf der Insel zurückgeblieben war, abholen. Er selbst legte sich mit den bei ihm befindlichen Leuten in dem Wohnorte des Caziken in zwei befestigte Häuser, von denen das eine einer Burg glich. Darauf gab er Befehl die Gegend zu durchstreifen und auf einem Flusse, welcher zwischen diesen Oertern hinfließt, aufwärts zu gehen, um über die Leute, welche auf den Flößen gefangen worden waren, Nachricht einzuziehen und zu versuchen ihrer habhaft zu werden, ehe die Indianer sie tödteten. So große Mühe sich aber auch die Spanier sogleich nach ihrer Landung gaben die Umgegend zu durchforschen, so konnten sie doch weder die drei Leute finden noch etwas von ihnen hören. Die ausgeschickte Mannschaft war mit allen Lebensmitteln, die man erhalten konnte, auf zwei Flößen vertheilt und nahm einige Indianer gefangen, welche der Statthalter als Boten zu dem Caziken und zu einigen Vornehmen schickte, um ihnen von Seite Sr. Majestät kund zu thun, daß sie friedlich zu ihm kommen und die drei Leute, ohne ihnen Böses oder Schaden zuzufügen, mitbringen möchten, er wolle sie alsdann, obschon sie bereits ihre Pflicht übertreten hätten, als Vasallen Sr. Majestät anerkennen; weigerten sie sich aber, so würde er mit Feuer und Schwert so lange gegen sie zu Felde ziehen, bis sie gänzlich vertilgt seyen. Es vergingen mehrere Tage und sie zeigten nicht nur keine Lust herbeizukommen, sondern betrugen sich sogar übermüthig, erbauten Befestigungen an dem andern Ufer des Flusses, welcher so sehr angewachsen war, daß man ihn nicht durchwaten konnte, und riefen den Spaniern zu sie möchten sich nur zu ihnen herüberwagen, ihre drei Gefährten hätten sie schon umgebracht. Nachdem die ganze Mannschaft, welche man auf der Insel zurückgelassen hatte, angelangt war, ließ der Statthalter ein großes Floß aus Baumstämmen erbauen und auf diesem, um den Uebergang besser bewirken zu können, einen Hauptmann mit vierzig Reitern und achtzig Fußgängern über den Fluß setzen, womit man den ganzen Tag, vom Morgen bis zum Abend, zubrachte. Dem Hauptmanne gab er den Auftrag die Feinde anzugreifen, weil sie Aufrührer seyen und die Spanier ermordet hätten; habe er sie aber nach Maaßgabe des begangenen Verbrechens hinlänglich gezüchtigt und sie bäten um Frieden, so solle er sie nach den Befehlen Sr. Majestät gnädig annehmen und im Namen derselben mit ihnen unterhandeln. Darauf brach der Hauptmann mit seinen Leuten auf und marschirte, nachdem er über den Fluß gegangen war, die ganze Nacht hindurch mit den Führern an der Spitze nach dem Orte, wo der Feind stand, griff am Morgen ihr Lager an, worin sie sich festgesetzt hatten, und setzte den ganzen Tag hindurch den Kampf fort, worin eine Menge Feinde verwundet und getödtet und alle, die man lebendig erhaschen konnte, gefangen wurden. Gegen Abend zogen sich die Spanier in einen Ort zurück und am Morgen des folgenden Tages zog die Mannschaft in einzelnen Haufen aus zur Verfolgung der Feinde, welche auf diese Weise gezüchtigt wurden. Als der Hauptmann einsah, daß der Schaden, welchen er ihnen zugefügt, hinreiche, schickte er Boten zu dem Caziken und ließ ihn zum Frieden auffordern. Der Cazike dieser Gegend, welchem den Namen Quilimassa führte, sandte mit den Boten einen seiner Vornehmen und antwortete durch denselben, daß er nur aus großer Furcht vor den Spaniern nicht gewagt habe zu kommen, und daß er, wenn er sich hätte überzeugen können, daß man ihn nicht habe umbringen wollen, sich friedlich genaht haben würde. Der Hauptmann erwiederte dem Boten, es würde seinem Herrn weder Leid noch Schaden zugefügt werden und er möge ohne alle Furcht kommen, der Statthalter würde ihn freundlich als Vasallen Sr. Majestät aufnehmen und ihm das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht habe, verzeihen. Nach dieser Versicherung erschien (freilich immer noch mit großer Bangigkeit) der Cazike nebst einigen Vornehmen. Der Hauptmann empfing ihn freudig mit dem Bemerken, daß man denen, welche sich friedlich näherten, keinen Schaden zufügen dürfe, obschon sie sich empört hätten, und weil er sich gestellt habe, so solle fürder kein Krieg mehr seyn und er könne das Volk in seine Wohnplätze zurückkehren lassen. Darauf ließ der Hauptmann die Lebensmittel, die sich vorfanden, auf die andere Seite des Flusses bringen und ging mit der Mannschaft an den Ort zurück, wo er den Statthalter verlassen hatte. Mit sich führte er den Caziken und die indianischen Vornehmen und stattete dem Statthalter Bericht ab über das was geschehen war. Dieser dankte Gott für die bewiesene Gnade, indem er ihnen den Sieg verliehen, ohne daß ein einziger Christ verwundet wurde, und befahl seinen Leuten der Ruhe zu pflegen. Den Caziken fragte er, warum er sich empört und die Christen ermordet habe, da er doch von ihm so gut behandelt worden sey, da er ihm ferner einen großen Theil der Mannschaft, die ihm der Cazike der Insel hinweggenommen, zurückgegeben und auch die Hauptleute, welche seinen Wohnort verbrannt hätten, ausgeliefert habe, um sie zur verdienten Strafe zu ziehen; man habe geglaubt, daß er diese Wohlthaten dankbar anerkennen und treu bleiben würde. Der Cazike antwortete: »Ich weiß wohl, daß einige meiner angesehensten Leute, welche die Flöße führten, drei Christen festnahmen und sie ermordeten; ich war zwar nicht dabei, fürchtete aber doch, daß man die Schuld auf mich werfen möge.« »So schafft mir, entgegnete Pizarro, die Leute, welche es gethan haben, herbei und das Volk mag in seine Wohnorte zurückkehren.« Der Cazike ließ nun sein Volk und die Vornehmen herbeirufen, gab aber darauf den Bescheid, daß man der Mörder der Christen nicht habhaft werden könne, weil sie aus seinem Gebiete entwichen seyen.
Der Statthalter hielt sich noch einige Tage hier auf, sah aber wohl ein, daß die des Mordes beschuldigten Indianer nicht aufzutreiben seyen; auch der Ort Tumbez selbst war verödet, obschon er immer noch wichtig genug schien, und zwar hauptsächlich einiger daselbst befindlichen Gebäude und zweier befestigten Häuser wegen, von denen das eine mit einem doppelten Erdwalle umgeben und mit Höfen, Gemächern und Thoren wohl eingerichtet war, so daß es bei den Indianern schon als eine vorzügliche Festung galt. Die Ursachen der Verödung waren nach der Angabe der Eingeborenen eine große Seuche, welche sie heimsuchte und der Krieg, den sie mit dem Caziken der Insel führten. Da nun in der ganzen Gegend außer den Unterthanen des Caziken weiter keine Indianer anzutreffen waren, so beschloß der Statthalter mit einem Theil des Fußvolks und der Reiterei aufzubrechen und eine andere besser bevölkerte Provinz aufzusuchen, um daselbst eine Colonie anzulegen. Er machte sich also, nachdem er bei den Leuten, die zur Bewachung des Gepäcks zurückblieben, einen Stellvertreter gelassen hatte, auf den Weg; Der Cazike hielt Friede und sammelte das Volk wieder in seinen Wohnorten.