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Als der Statthalter mit den Spaniern von den Anstrengungen des Marsches und der Schlacht ausgeruht hatte, schickte er alsbald Boten nach der Stadt S. Miguel, um die Ansiedler von dem Vorgefallenen in Kenntniß zu setzen, und um selbst zu erfahren wie es ihnen gehe, und ob noch keine Schiffe angekommen seyen, was man ihm sogleich melden möge. Darauf ließ er auf dem Platze von Caxamalca eine Kirche erbauen, um darin das allerheiligste Sacrament des Altars zu feiern, und befahl die Einfassungsmauer des Platzes, weil sie zu niedrig war, niederzureißen und durch eine höhere zu ersetzen. In vier Tagen war eine 2 Klafter hohe und 550 Schritte im Umfang messende Erdmauer vollendet. Außerdem traf der Statthalter noch andere Vorkehrungen zur Sicherung des Lagers; jeden Tag zog er Erkundigung ein, ob sich nicht irgendwo Kriegsvolk zusammenziehe, und bekümmerte sich überhaupt um alles was im Lande vorging.
Als die Caziken der Provinz die Ankunft des Statthalters und die Gefangennehmung Atabaliba's erfuhren, kamen viele derselben friedlich herbei, um den Statthalter zu sehen. Manche dieser Caziken geboten über 30.000 Indianer und waren alle Atabaliba unterthan. Wenn sie vor ihm erschienen, begrüßten sie ihn sehr ehrerbietig, indem sie ihm die Füße und Hände küßten; er aber empfing sie ohne sie auch nur anzusehen, und man kann wirklich sein Erstaunen über seinen Ernst und über den unbedingten Gehorsam welchen ihm alle leisteten, nicht genugsam aussprechen. Jeden Tag kamen eine Menge Geschenke für ihn aus dem ganzen Lande an, und obschon er ein Gefangener war, so hatte er doch immer noch das Gefolge eines Königs und zeigte sich sehr heiter. Freilich behandelte ihn der Statthalter auch wirklich sehr gut, obschon er ihn einigemal wissen ließ, wie mehrere Indianer den Spaniern hinterbracht hätten, daß er in Guamachuco und an andern Orten Kriegsvolk zusammenziehen lasse. Atabaliba erwiederte ihm, daß sich in dem ganzen Lande Niemand ohne seine Erlaubniß zu erheben wagen würde, daß er übrigens, wenn wirklich Kriegsvolk anrücke, überzeugt seyn dürfe, daß dieses nur auf seinen Befehl anrücke, und er könne ja alsdann, da er in seiner Gewalt sey, mit ihm verfahren wie er wolle. Die Indianer hinterbrachten freilich viele Lügen, beunruhigten aber nichtsdestoweniger dadurch die Christen. Unter vielen andern Boten, welche zu Atabaliba kamen, erschien auch einer von denen welche seinen Bruder gefangen herbeiführen sollten, und meldete ihm, daß die Hauptleute, als sie seine Gefangennehmung erfuhren, Cuzco bereits ermordet hatten. Als der Statthalter dieses vernahm, zeigte er sich darüber sehr unwillig und rief, das sey eine Lüge; man hätte ihn nicht ermordet und man solle ihn sogleich lebendig herbeiführen, wo nicht, so würde er Atabaliba hinrichten lassen. Atabaliba versicherte indessen, seine Hauptleute hatten ihn wirklich ohne sein Vorwissen umgebracht. Der Statthalter erkundigte sich nun näher bei den Boten und erhielt auch von diesen die Bestätigung seiner Ermordung.
Einige Tage nach diesen Ereignissen erschienen wieder Leute Atabaliba's, nebst einem seiner Brüder, welcher von Cuzco kam und mehrere Schwestern und Weiber Atabaliba's mit sich führte. Er brachte auch viele goldene Gefäße, Krüge, Töpfe und andere Stücke, nebst vielem Silber, und bemerkte, daß sich dessen noch mehr auf dem Wege befände, da aber die Reise sehr weit sey, so müßten die Indianer, welche es trügen, ausruhen und könnten nicht so schnell eintreffen; jeden Tag aber würde mehr von dem zurückgebliebenen Gold und Silber ankommen; und so trafen denn auch wirklich an manchen Tagen 20.000, an andern 30.000, an andern 50.000 und wieder an andern 60.000 Pesos Gold an Krügen und großen Töpfen, welche zwei bis drei ArrobenDie Arrobe ist verschieden und hält 13 bis 17 Kannen. hielten, nebst großen silbernen Krügen, Töpfen und andern Gefäßen, ein. Der Statthalter befahl alles, so wie es ankam, in ein Haus worin Atabaliba seine Wachen hatte, zu bringen, bis es mit dem was noch ankommen sollte, das versprochene Maaß voll machen würde.
Am 20. December desselben Jahres (1532) kamen einige Indianer als Boten von der Stadt Miguel, mit einem Briefe, in welchem der Statthalter benachrichtigt wurde, daß an jener Küste in einen Hafen, der Cancebi heiße und bei Quaque liege, sechs Schiffe mit 150 Spaniern und 84 Pferden eingelaufen seyen; die drei größeren Schiffe, an deren Bord sich der Hauptmann Diego de Almagro mit 120 Mann befände, kamen von Panama, die drei andern Caravellen mit 30 Mann von Nicaragua, und alle diese Leute seyen in der Absicht Dienst zu nehmen in seine Statthalterschaft gelandet. Nach der Ausschiffung der Mannschaft und der Pferde sey sogleich ein Fahrzeug, um den Aufenthaltsort des Statthalters zu erforschen, weiter gesegelt und sey bis Tumbez gekommen, der Cazike dieser Gegend habe ihm aber weder Nachrichten über den Statthalter mittheilen, noch den Brief abgeben wollen, welchen dieser zur Ablieferung an etwa einlaufende Schiffe zurückgelassen hatte, es sey also ohne irgend eine Kunde über den Statthalter zurückgekehrt; ein anderes Fahrzeug, welches nach dem ersten ausgelaufen, sey der Küste bis zum Hafen von S. Miguel gefolgt; der Schiffsführer habe sich hier ans Land und in die Stadt begeben, wo die Ankunft dieser Leute alle mit großer Freude erfüllte, sich aber sogleich wieder mit dem Briefe, welchen der Statthalter an die Colonisten dieses Orts geschrieben und worin er ihnen von dem Sieg, welchen Gott ihm und seiner Mannschaft verliehen, so wie von dem großen Reichthum des Landes Nachricht gegeben, auf den Rückweg gemacht. – Der Statthalter und alle seine Leute freuten sich sehr über die Ankunft dieser Schiffe. Er schickte sogleich Boten mit Briefen an den Hauptmann Diego de Almagro und an einige Personen die mit ihm gekommen waren, ab, worin er seine Freude über ihre Ankunft aussprach und sie bat, sogleich wieder von der Stadt S. Miguel, um dieser nicht lästig zu fallen, aufzubrechen und sich zu den benachbarten Caziken auf dem Wege nach Caxamalca, wo sie Ueberfluß an Lebensmitteln finden würden, zu begeben; er wolle unterdessen Gold einschmelzen lassen, um die Miethe der Schiffe zu bezahlen, damit diese alsbald heimsegeln könnten.