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Infanterie!

Ein Gedicht, gewidmet dem Volke in Waffen.

 

Juni 1915

Ihr schweren Dragoner und wilden Husaren,
Die wie Keulen schmettern, wie Windsbraut hinfahren,
Ihr kühnen Sappeure und ihr Kameraden,
Die die fernhinzermalmenden Schlünde entladen,
Ihr Helden am Hörrohr, ihr Wolkendurchdringer,
Patrouillenreiter und Kundschaftbringer,
Ihr alle, Blutsbrüder insgesamt,
Vom Teufel besessen, von Gott entflammt,
Bald seid ihr die ersten, bald seid ihr die letzten,
Die Sturmvorbereiter, die Rückzugdecker,
Die zähen Verfolger, die jähen Vollstrecker,
Doch wir sind die überall Eingesetzten:
Wir Frontenanrenner, wir Flankenumgeher,
Wir Hingemähten und selber Mäher,
Wir immer Bedrohten, wir immer auf Wacht,
Wir kämpfen die Urform der Männerschlacht,
Wir eisernen Würfel der Strategie,
Wir, Mann gegen Mann, wir Infanterie!

Als Gott uns aufrief zum großen Morden,
Da legten wir unser Werkzeug hin,
Und mit dem selben gelassenen Sinn,
Mit dem wir den Pflug oder Hammer rührten,
Die Feder regierten, die Bücher führten,
Sind wir einfach Soldaten geworden.
Viel ist es ja nicht, was wir haben müssen,
Um für das grimmige Handwerk zu taugen:
Zwei atmende Lungen, zwei sehende Augen
Und Kraft und Beharren in Armen und Füßen
Und Herzen, die mutig zu brechen wissen –
Und dies, Gott weiß es, verstehen sie,
Die tapferen Herzen der Infanterie!

Die heilige Erde, die wir geackert,
Die Pulte, an denen wir uns gerackert,
Und die Maschinen, die zu bedienen
Wir uns geschunden bei Tag und Nacht,
Haben auch sonst uns nicht reich gemacht.
Unsere Weiber müssen sich fretten,
Welken in Arbeit und Wochenbetten,
Unsere Kinder erlernen früh
Selberverdienens sauere Müh'.
Und dennoch geben wir zu Millionen
Für die Heimat, die wir bewohnen,
Für die paar lächelnden Sonntagsstunden
Ströme vom Blute aus unseren Wunden
Und füllen furchtbar Gräber und Graben
Mit andern, die's auch nicht besser haben:
Arm gegen arm! Menschen wir und sie!
Infanterie gegen Infanterie!

Einst aber, wenn sie mit tausend Glocken
Über die Gräber unserer Helden
›Friede den Menschen auf Erden!‹ frohlocken,
Werden auch wir uns zum Worte melden!
Wollen den Schwur und die Pflicht, die wir taten,
Nicht etwa verleugnen oder verraten,
Soldaten sind wir und bleiben Soldaten!
Nur daß wir die Feinde dann aller Orten,
Wo sie die Früchte blutiger Saaten
Uns verkümmern oder vergällen,
Suchen werden, finden und fällen!
Wir, die Pflüge, die Schollenaufwerfer,
Wir, die Fabriken, die Städte, die Dörfer,
Wir brausenden Züge, wir stauenden Wehre,
Wir, die frachtenden Flüsse und Meere,
Wir, aus Herzen, Gehirnen und Händen,
Wir, aus erdebevölkernden Lenden
Rastlos wirkende Energie!
Wir, die Schwerter der Weltgerichte,
Wir, die Taten der großen Gedichte,
Wir, die Glorie, wir, die Geschichte,
Wir, die ewige Infanterie!


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