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Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Der Triumph Zidkijahs

Die Mauern des Tempelviertels lagen höher als die ihnen vorgelagerten Ringe der Stadtmauern. Von ihren Türmen und Zinnen konnten die Priester das Vorfeld und die Höhen um Jerusalem fernhin überblicken. Auf einem der Türme der östlichen Mauer stand Jirmijah mit Baruch und Gedaljah. Mit drei Heeressäulen war Nergal Nebusaradan ins Land gebrochen. Sie bedeckten nun mit Tausenden Zelten die Hänge des Ölbergs. Die Lagerstadt schwang sich in einem weiten Bogen beinahe bis zu den Hügeln Gareb. Eine Beißzange hielt die Stadt gepackt. Nur die unerklimmbaren Südmauern, die sich auf schroffem Felsen über dem Ben-Hinomtal hochreckten, blieben unbelagert, da hier selbst der Wucht Babels ein Sturm nicht gelingen konnte. Die Namen der Feldfürsten Mardukhs waren in der Stadt bekanntgeworden. Neben Nergal Nebusaradan, dem jugendlich Schönen, der den Oberbefehl innehatte, leiteten die Größten der Großen im Marsstern die Belagerung, Nergal Sarezer und Nergal Sarsechim. Um des Erfolges willen hatte Mardukh das Äußerste getan und sich von Samger Nebu getrennt, damit dieser die Pläne Nergal Nebusaradans durch unermüdliche Berechnungen mit den Bedingnissen des Nachthimmels in Übereinstimmung bringe. Kaum war die Zeltstadt aufgeschlagen, begann man auch schon mit dem Bau eines kleinen Etemenanki, der zugleich als Heerestempel und als Sternwarte Samgers dienen sollte.

Dem Vernehmen nach rüstete der Knecht Gottes von Babel neue Heere aus, um an deren Spitze in allerhöchster Person an der phönikischen Küste, in Syrien, Israel, Jehuda, den Nachbarländern, und wenn es sein mußte in Ägypten die große Entscheidung herbeizuführen. Dann erst würde das heilige Zeichen des »Lohnarbeiters«, der goldne Spaten, in seine Rechte treten können. Mardukh, der Löwe von Mitternacht, hatte es satt, in nachlässiger Großmut mit seinen Beutetieren nur zu spielen und sich vom schwachen Gewild foppen zu lassen. Träge Tatzenhiebe genügten nicht mehr. Die Stunde seiner Welterneuerung war da. Ausgelöscht mußte die ungeordnete Vielfalt der Menschheit werden, damit diese in geordneter Einfalt dem Sternenhimmel gleiche, wo alles zu allem in rein ertönender Beziehung steht und kein Rest verwirrender Willkür übrigbleibt. Noch einmal sollte in dieser Welt Blut in Strömen fließen, damit Mardukh für ein Weltenjahr die seligmachende Schrift des Himmels auf die Erde versetze. Die Weisheit der Deuter hatte Ordnung in die Gestirne gebracht, sie zu Bildern und Zeichen zusammengeschlossen und ihnen ihre Aufgaben zugewiesen. Die Völker der Erde aber lebten in Unordnung und Wirrnis und kannten ihre Aufgabe nicht. Die Überzahl menschlicher Stämme (zumal der kleinen und kleinsten) entsprach den Gesetzen des Himmels nicht und war daher von Übel. Was waren überhaupt Völker? Durch die Sterne verursachte Verursachungen, die sich frech für gottgegründet und selbständig hielten. Die kleinen unter ihnen störten überdies als überzählige Töne den Zusammenklang der festgesetzten Tonreihe. Ausgerottet mußten sie werden aus der Musik der Welt, damit diese reiner erklinge. Und ihre Götter mit ihnen, die nur plumpe Abirrungen der für alle Zeit und Ewigkeit von Babel erforschten Wahrheit bildeten. Denn konnte es eine andre Wahrheit geben als die, welche sowohl vom erschütterten Auge allnächtlich wahrgenommen als auch vom erschütterten Geiste im reinen Zahlenwesen alltäglich begriffen wurde? Einer der Volksgötter aber überhob sich selbst über diese sinnfällige und vernünftige Wahrheit. Er setzte seine Einheit gegen die Zahl. Er hatte es durch das Wort des Weissagers sogar gewagt, Mardukh seinen Knecht zu nennen. Nichts aber gefiel Mardukh so sehr wie ein Hochmut, der den seinigen übertraf. Daß es einen solchen Hochmut überhaupt gab, reizte ihn und machte zugleich sein Herz warm. Er freute sich mit königlicher Freude, einen Gegner im Zweikampf gefunden zu haben, der sich für überlegen hielt. Nicht dem Volke, sondern dem Gotte Jakobs galt sein Aufgebot. Dabei erfüllte das Wesen Zebaoths Mardukh durchaus nicht mit Haß, sondern mit einer schleichenden Neugier, von der er sich nicht befreien konnte. Der Knecht des Herrn war bereit, diesen Herrn in seinem eigenen Tempel herauszufordern. Die Wucht der Herausforderung wurde aber schon am ersten Tage der Belagerung klar, da Jirmijah mit seinen Freunden von der Tempelhöhe ins wimmelnde Vorgelände hinausblickte.

Babel verzichtete diesmal auf das wilde Schreckgeschmetter und die Heroldschaften, die vor den Toren die Übergabe der Stadt zu fordern hatten. Nicht einzunehmen und zu besetzen war das Ziel dieses Krieges, sondern zu erobern und auszurotten. Ohne Zeit zu verlieren, brachten die Großtartans ihr Geschütz in Stellung: Stoßwidder und Mauernbrecher gegen Mauern, schlankes Leiterwerk und hochschwankende Holztürme gegen Türme, Fels- und Flammenschleudern gegen die innere Stadt. Mit einem Schlage setzte der Kampf ein. Die Eisenspitzen der Widder krachten in die Quadern, daß der Stein aufspritzte wie Wasser. Felsblöcke heulten in kurzen hohen Bogen. Die von Ochsengespannen gezogenen Leitern und Holztürme torkelten an die Zinnen der Bollwerke heran. Auf den schaukelnden Plattformen dieser Türme standen Gepanzerte mit Wurfbrücken bereit, um die Stadt zu entern wie ein Schiff. Tausende von Bogenschützen aber knieten hinter der Brustwehr rasch aufgeworfener Belagerungswälle und sandten eine Sturzwelle von Geschossen nach der andern über die Verteidiger. Dieser erste ungeheure Ansturm währte volle dreißig Tage von Sonnenaufgang bis -untergang. Er brach nicht nur zusammen, sondern Babel erlitt sehr harte Verluste an Mann und Geschütz, ohne auch nur eine Bresche in die Mauer gelegt oder eine der äußeren Zinnen erstürmt zu haben.

Die glückhafte Verteidigung war Zidkijahs Werk, der mit Jugendkraft von Kampfplatz zu Kampfplatz eilte und durch kunstreiche Finten und Listen alle Wut des Feindes zum Scheitern brachte. Er ließ jedesmal die Belagerungs-Türme ganz nahe kommen, die Verteidiger in geheuchelter Flucht zurückweichen und erst im letzten Augenblick die Wurfbrücke von versteckt Hervorbrechenden mit brennendem Öl überschütten, so daß Werk und Bemannung nur selten der Vernichtung entging. Gehörte dem König der Tag, so war Elnathan der Mann der Nacht. Dieser hatte alle Scharen und Mannschaften, die vom König nicht in die Stadt geworfen worden waren, in der Wüste Jehuda, in den unwegsamen Gebirgen des Südens und der Araba am Toten Meere versammelt. Es war die glückliche Kampfesweise des Kleinkrieges, die Elnathan schon unter Jojakim geübt hatte. Doch da er jetzt nicht nur über lockere Banden, sondern über eine wirkliche Streitkraft verfügte, bedrohte er nicht nur alle Verbindungsstraßen des chaldäischen Heeres, überwältigte in Nebusaradans Rücken Streifscharen, kleinere Besatzungen und Abteilungen, sondern wagte sich gar oft nächtlicherweile in den Umkreis der Stadt und überfiel Babels Lager. Babel war die Nacht heilig, und seine Männer scheuten den Kampf in der Finsternis. Wenn vor den Wällen der Zeltstadt plötzlich der wilde Zebaothruf durch die schwarze Welt heulte, fuhren sie schreckensbleich aus dem Schlaf, und kein Tartan vermochte es, sie in den Kampf zu hetzen. Mehr als einmal gelang es Elnathan, die Wachen niederzustrecken und mordend ein Stück in das Lager vorzudringen. Der Schaden, den Achbors düsterer Sohn Babel stiftete, war groß; doch größer als dieser Schaden war die Unsicherheit, von der die Belagerer im Rücken und in den Flanken beunruhigt wurden. Nergal Nebusaradan sah sich gezwungen, seine Macht zu schwächen und einen Heeresteil unter Nergal Sarsechim auszusenden, damit dieser in der Wüste Jehuda Elnathan ausforsche und vernichte. Das Gegenteil geschah. In den steilen Schluchten, trockenen Tälern und wilden Kerben der Wüste blieben die Einheimischen selbst einer zehnfachen Übermacht mühelos überlegen. Elnathan lockte den Nergal in einen mit Mergeltrümmern übersäten Kessel und rieb, während dieser das Lager aufschlug, sein Heer beinahe bis zum letzten Mann auf. Adumim, Blutsteige, hieß der Ort fortan. Sarsechim rettete sich mit den Reitern seiner kleinen Leibwache zu Nebusaradan.

Nach all diesen günstigen Ereignissen erbebte Jerusalem bis ins Herz seines Herzens von trunkener Hoffnung. Jirmijah hatte sich getäuscht. Der Herr ließ sein Volk nicht fallen und machte sein Erbe nicht zum Spottgezisch der Nationen. An Babel gerade würde er beweisen, daß Größe und Stärke vor ihm ein Windhauch sind. Schon zeigten sich die ersten Früchte der günstigen Kriegslage. Moab, Edom und Ammon versprachen die Einlösung der Bundespflicht und rüsteten Heere aus. Und das Herrlichste: Der gute Gott von Noph hatte trotz der Belagerung drei seiner Geheimen Räte nach Jerusalem abgeordnet. Nach ihrer ersten Rücksprache mit Zidkijah erglühten dessen Wangen vor wilder Freude.

Wiederum rollte und schlingerte der Tempel wie ein Schiff im Seesturm. Der Brandopferaltar erlosch nicht. Es war unmöglich, die weggeschmolzenen Kupferhörner seiner Ecken zu erneuern. Der Hohepriester erschwerte und verschärfte den Dienst. Der Schlaf wurde für die Priesterordnungen so gut wie abgeschafft. Das hämmernde, bohrende Gebet blieb Tag und Nacht lebendig wie die Opferflamme.

Die Stadt litt nicht nur keinen Mangel, sondern lebte im Überfluß. Zwischen den äußeren und inneren Mauerringen weideten die Viehherden. Die Lagerhäuser waren vollgepfropft, die Teiche, Zisternen, Wasserbecken bis zum Rand gefüllt mit winterlich frischem Naß. Segensreicher Regen ließ Quellen, Bäche und Brunnen sprudeln. Es gab nicht mehr Krankheit als im tiefen Frieden. Da die südlichen Tore ungefährdet offenstanden, konnte man nachschaffen, was man brauchte. Die Hauptleute Elnathans fingen nicht nur kühn die Zufuhren Babels ab, sondern brachten entlang der Straße des Weihrauchs und des Goldes alle Karawanen auf, die sich vom Nil nordwärts wagten. Hunderte von beladenen Kamelen wurden in ertragreichen Nächten durch das Scherbentor und das Taltor in die Stadt getrieben. Jerusalem blühte unter dem Schwerte wie noch nie. Wenn jemand den Namen Zidkijah aussprach, so begleitete er ihn mit Segenswünschen.

Jirmijah, Baruch, Gedaljah und Micha saßen jetzt beinahe täglich im Tempel zusammen. Auch sie beteiligten sich unermüdlich am Opfer und am Volksgebet und fasteten und wachten fleißig. Wenn Jirmijah einsam in seiner Kammer war, so suchte er nach alter Art eine Unterredung mit dem Herrn anzuknüpfen. Doch Zebaoth schien Israels und Jirmijahs müde und satt zu sein. Wenn er sich zu einem undeutlichen Erlauten herabließ, so geschah es zweifellos in mürrischer Abweisung.

Eines Sabbaths, als der Kampf vor den Mauern ruhte, ließ sich der alte Ahikam in das Lehr- und Lerngemach seines Vaters tragen. Seine gelbe Haut, sein starres Auge, der kurze Atem, die matte Stimme zeigten, daß er an das Ende seines Lebens gelangt war. Er rief Jirmijah dicht zu sich heran und fragte:

»Ist ein Wandel im Herrn da?«

Jirmijah schüttelte den Kopf.

»Ich wußte es ja«, seufzte Ahikam nicht ohne Mühe, »und der glückliche Anfang täuscht mich nicht ... Doch was ich weiß, das weiß ich nicht wie Jirmijah, sondern es sind nur die Folgerungen und Ableitungen meines eigenen Denkens ... Denn kein Gotteshörer bin ich, sondern nur der ärmliche Sohn meines Vaters, dessen Ableitungen und Folgerungen weiter reichten als die irgendeines Muttergeborenen ... Diesesmal aber stimmt mein Folgern mit dem überein, was in Jirmijah erlautet ...«

Ahikam gab seinem Diener einen Wink, er möge ihm Kissen unterschieben, damit er eine würdigere Lage einnehmen könne. Die Söhne aber sprangen herbei und richteten seinen gelähmten Leib, der keinen Halt mehr in sich selbst besaß, zum Sitzen auf.

»Ist jemand hier«, flüsterte er, »der nicht zu uns gehört? ... Baruch, Jirmijahs Jünger, bleibe unter uns und höre und rede ... Versammelt euch um mich und neiget euer Ohr, damit wir ratschlagen, was nach dem Ende, das nach meinem Ende sein wird, zu geschehen habe ...« Die Männer bildeten einen Kreis um Ahikam und neigten sich zu ihm, damit er seine Stimme nicht anstrengen müsse und das gefahrvolle Wort nicht über die Runde hinausdringe.

»Wenn das Ende kommt«, hub Josijahs Geheimschreiber kurzatmig an, »und alles zerstört, verbrannt, ermordet, fortgeschleppt ist, dann wird doch noch ein Rest Jehudas da sein ...«

Bei diesen Worten senkten alle schreckerfüllt das Haupt. So nahe ihren Ahnungen die entsetzliche Wahrheit auch war, daß sie ausgesprochen wurde, traf wie ein Keulenhieb. Ahikam aber hatte nicht viel Zeit und Kraft.

»Der letzte Rest Jehudas«, wiederholte er, »lasset uns nur mehr an ihn denken, nur mehr für ihn sorgen ... Er darf nicht ohne Hirten bleiben ... Dies ist mein Grübeln in den Nächten ohne Schlaf ... Wer will der Hirte sein, der den Rest Jehudas zusammenruft, wenn die Stunde kommt? ... Hörst du, Jirmijah? ... Ein Mann muß es sein, der des Herrn ist und der nicht zum eigenen Nutzen lebt ... Ein Mann muß es sein, der wohlgelitten bei Babel ist, damit er die Gewalt für sich gewinne ... Ein Mann muß es sein, der diese Stadt schon heute oder morgen verläßt, damit er im Lande die Hürden vorbereite, den letzten Rest in ihnen aufzufangen ... Hörst du's, Jirmijah? ...«

Der Angeredete erhob die Handflächen gegen Ahikam:

»Nicht werde ich diese Stadt verlassen vor ihrem letzten Tag ... Mein Wohltäter aber erwäge: Jirmijah ist kein Hirte, den die Herde lieb hat ... Sooft er sich ihr nahte, hat er sie scheu gemacht ... Der Mann, den du suchst, der bin ich nicht ...«

Ahikam hatte keine andre Antwort erwartet. Sein Blick lag auf den Zwillingen, die auch schon reife und ergrauende Männer waren.

»So legt der Vater«, sagte er, »seine Sorge und seinen Willen auf den Nacken der Söhne ... Gedaljah und Micha sind beide des Herrn; sie leben nicht zu ihrem eigenen Nutzen ... Gedaljah ist sehr wohlgelitten am Hofe Babels ... Deshalb befehle ich dir, Gedaljah, mit der Kraft meines Todes: Verlaß diese Stadt heute oder morgen und bereite im Lande die Hürden, den letzten Rest Jehudas aufzufangen, wenn die Stunde da sein wird ...«

Das Antlitz des stattlichen Gedaljah versteinte.

»Möge mich mein Vater doch erhören«, stammelte er, »was auch geschieht, Gedaljah wird ein Verräter sein ...«

Ahikam aber blieb ungerührt:

Frage nicht, was du im Munde der Menschen sein wirst, ehe der Tag deiner Rechtfertigung kommt ... Und er kommt ... Was kann dich dann alles Vorige kümmern?«

Der Gelähmte verlor die Kraft und sank trotz der stützenden Kissen zurück.

»Ich werde nicht mehr reden«, murmelte er, »bis ich euern Schwur habe –«

Mit der Kraft seines nahen Todes hatte der Vater einen Befehl ausgesprochen. Er war daran, in die unendliche Väterreihe zu treten, die zum ersten Menschen und damit zum Schöpfer selbst zurückführte. Das Zeichen des Sterbens, das ein Zeichen der Rückkehr war, stand schon auf seinem Antlitz. Konnten fromme Söhne sich dem letzten hohen Befehl eines rückkehrenden Vaters entziehen, der in diesem Augenblicke beinahe mehr war als nur ein Ebenbild des Herrn? Micha, der Schwächliche und Blasse, war noch blässer geworden als sonst. Er kreuzte seine mageren Hände über der Brust, da er nun das Wort an seinen Vater richtete:

»Man sendet zuerst den Geringen und dann den Gewichtigen ... Von uns Gleichgeborenen heißt Gedaljah der Ältere und ist der Gewichtige ... Er hat nicht nur Klugheit, sondern auch Stärke, und das Volk sieht vertrauend auf ihn ... Mein Vater sende Micha, den Geringeren, die Hürde vorzubereiten ... Wenn er die Stadt verläßt, wird er die Herzen nicht empören ... Gedaljah aber folge ihm als Hirte des Restes, wenn es Zeit ist ...«

Ahikam lächelte schwach über den treuen Geist seiner Söhne, denn Micha hatte gut geraten und den richtigen Weg gewiesen.

   

Die junge Königin Maacha hatte von Jirmijah unter Tränen begehrt, daß er bei dem gefahrvollen Unternehmen, das Zidkijah und seine Helden ausgeheckt hatten, von der Seite des Königs nicht weiche. Jirmijah aber hatte Maacha, da er sich ihrem ängstlichen Flehen nicht entziehen konnte, sein Wort verpfändet.

Lange schon vor Anbruch der Neumondnacht versammelten sich im Umkreis des Scherbentores und der Doppelmauer, die zu den königlichen Gärten hinabführte, die fürstlichen Gefährten Zidkijahs. Einige ausgesuchte Hundertschaften unter dem Befehl Jerijahs, Chananjahs Sohn, waren mit ihnen. Alle trugen schwarze oder zumindest dunkle Gewänder, damit kein heller Fleck sie verrate. Die Krieger hatten sogar ihre Panzer und Waffen mit schwarzer Farbe bemalt, ohne daß ihnen jemand verraten hätte, daß in dieser Nacht Ninurtu, der Saturnstern, herrschte. Unter den Freunden Zidkijahs befand sich auch ein Mann aus königlichem Geblüt, Prinz Ismael, ein jüngerer Bruder jenes Jerachmeel, der Urijah und Jirmijah so bitter verfolgt hatte und dann mit den Ausgetriebenen nach Babel hatte gehn müssen. Verwunderlich genug war's, daß Mardukhs Obrigkeit von zwei Brüdern so hohen Ranges und unversöhnlicher Gesinnung den einen an Ort und Stelle gelassen hatte. Nicht minder verwunderlich war es, daß ferner zum allerengsten Dienst- und Gefährtenkreis des Königs ein Sohn Pasch'churs gehörte, der sich Malkijah nannte und durch Bestechung irgendeines Würdenträgers in Babel hatte heimkehren dürfen. Außer Ismael und Malkijah warteten noch zwei hübsche jugendliche Fürsten der ständigen Tafelrunde auf den König. Sie hießen Schefatjah und Juchal, und das tückische Schicksal wollte es, daß ihre verbannten Väter zu den gehässigsten Widersachern Jirmijahs gezählt hatten. Ismael, Malkijah, Schefatjah und Juchal, das waren die »Unzertrennlichen des Palastes«. Die ganze Freundschaft Zidkijahs bestand demnach aus der ganzen Feindschaft Jirmijahs, aus Söhnen und Brüdern der verwichenen Gewalt, die deren brennenden Haß gegen den Künder geerbt hatten. Es schien ein unumstößliches Gesetz zu sein, daß sich keine Schriftfreunde und Prophetenverehrer um die Königsherrschaft sammelten, sondern hochfahrende Schriftverächter und Geistesleugner. Die vier jungen, fürstlich gerüsteten Helden gaben sich jede Mühe, Jirmijah ihre Ablehnung und Geringschätzung kundzutun. Sie beantworteten seinen Friedensgruß nicht. Sie kehrten ihm verächtlich den Rücken, sie führten ihre Spottreden so laut, daß der Betroffene sie hören mußte. Das Mißbetragen der Fürsten griff auf die einfachen Krieger über, die den Spott aufnahmen und vergröberten. Jirmijah stand allein. Es war ihm verboten worden, Baruch in den Kampfplan einzuweihen und mitzunehmen. Sein Herz erwog zornig, ob es nicht richtiger wäre, den König mitsamt seiner Freundschaft im Stich zu lassen und heimzugehen. Warum und für wen sollte er in dieser Nacht das Opfer bringen, Zeuge von Blutvergießen zu sein, das er bis zum Erbrechen verabscheute? Was war es überhaupt, das ihn seit seiner Jugend dazu verführte, diesen Davidsöhnen mit Hingabe zu dienen, die sein Wort, wenn es das Wort Adonais war, in den Wind schlugen, die ihn in guten Zeiten wegwarfen und in schlechten ausbeuteten?! Nein, er hatte nichts im Palaste zu suchen und nichts bei den kriegerischen Unternehmungen der Könige. Schon war Jirmijah entschlossen, nach Hause zu gehn, als im letzten Zwielicht Zidkijah mit Ebedmelech auftauchte, von Schild- und Schwertträgern gefolgt. Als habe er die Gedanken des Fortstrebenden erraten, ging der König sehr auffällig ohne Gruß an seinen vier Herzgefährten vorbei und trat schnell auf Jirmijah zu, den er liebevoll umarmte und dem er als »seinem Lehrer« großen Dank dafür sagte, daß er gekommen sei, durch seine Gottverbundenheit den Schüler in dieser Nacht zu beschirmen. Zidkijah sprach so laut und bezeigte seine Huld so überdeutlich, daß die Männer ringsum, die eben noch frech gespottet hatten, in höfische Betretenheit verfielen. Doch auch als man sich schon in Bewegung setzte, duldete der König nur Jirmijah an seiner Seite, die Fürsten aber mußten zurückbleiben.

Lautlos öffneten sich die schweren Flügel des Tores. Lautlos zogen die Scharen der Leibwache ins Dunkel hinaus, wo sie sogleich in gelösten Schwärmen unsichtbar verschwanden. Die mondlose Nacht war überaus stürmisch, ein höchst günstiger Umstand. Der Lichtschwall der Lagerstadt stieg dampfend zum Himmel, unter dem ziemlich niedriges Gewölk ostwärts jagte. Der Weg war vorgeschrieben. Man mußte genau jenseits der Grenze bleiben, die das Licht der Lagerfeuer im weiten Kreise beschrieb. Wie rasche Schatten eilten die Jehudim dahin. Jirmijah mußte sich zusammennehmen, um Schritt mit dem jungen König zu halten.

Während des Weges offenbarte Zidkijah dem Künder flüsternd seinen Plan. In drei Zeitabschnitten sollte sich die listige Unternehmung abwickeln. Der erste war Elnathan überlassen. Er hatte diesmal aus all ihren Verstecken und Schlupfwinkeln seine ganze Macht vollzählig zusammenzuraffen und zur verabredeten Stunde gegen die südlichen Wälle der Zeltstadt heranzuführen. Hier reichte das Lager bis ins Tal Josaphat hinab, war nur durch schwache Bollwerke gesichert und daher schon mehrfach Elnathans nächtliches Angriffsziel gewesen, freilich immer nur mit bescheidenen Kräften. Die Tartans, neuer Überfälle gleicher Art gewärtig, hatten seit einiger Zeit die Wachen im Süden verdoppelt und verdreifacht. Im Osten und im Norden, wo sich die Wälle auf unwegsamen Hochflächen erstreckten, hegten die Befehlshaber der Zeltstadt wenig Befürchtungen vor ähnlichen Tollkühnheiten. Mit dem Sicherheitsgefühl der Wachen auf der Höhe des Ölbergs rechnete Zidkijah. Es war ihm gelungen, einen der Rabsakhim, einen Aramäer, der in dieser Nacht die Wachen im Osten befehligte, auf seine Seite zu bringen. Dieser zu Jehuda bekehrte Mann hatte dem Könige fest zugesagt, den Wall und das Lagertor im selben Augenblicke freizugeben, wenn sich der Lärm des Überfalls im Süden erheben werde. Ein eigener Befehl Nergal Nebusaradans bestimmte nämlich, daß sich bei einem nächtlichen Angriff alle Wachen und verfügbaren Posten auf die Einbruchsstelle zu werfen hätten. Während also der Kampfeslärm alle wachenden und erwachenden Feinde nach Süden abzog und die östlichen Wälle entblößt waren, gedachte Zidkijah mit seiner Leibwache heimlich tief in die Zeltstadt einzudringen und ein wildes Gemetzel anzurichten. Wenn aber dann das blutige Getümmel im Tal und auf der Höhe im Gange war und die ersten Brände aufloderten, dann sollte dies für die Verteidiger Jerusalems das Zeichen für einen allgemeinen wilden Ausfall aus den Toren der Stadt sein.

Geduckt schlichen sie dahin. So finster war es, daß keiner den andern sah. Nicht ein einziges abgedämpftes Licht lenkte ihre Schritte. Nur dann und wann wurde ein einsilbiger Ruf leise weitergegeben, der eine neue Richtung wies. Sie gingen, ohne gebahnten Weg unter ihren Füßen, mühelos wie auf Gewölk. Auch Jirmijah spürte keine Anstrengung und kein Müdewerden trotz seines Fiebers und des ständigen Auf und Ab des Berggeländes. Die zitternde Ahnung überkam ihn plötzlich, daß der Herr Zidkijahs Kriegslist umsichtig begünstige. Sollte Adonai, dessen Wille immer in Schwebe blieb, sich neu besonnen haben? Wilde Hoffnung durchschauerte Jirmijahs Herz, das nicht verlernen wollte zu schwanken. Hatte der Freilaß der Hörigen, wie sehr er auch durch Nebenzwecke getrübt war, noch einmal die Bereitschaft des höchsten Erbarmens herausgefordert? Wenn es in dieser Nacht gelang, Babel vor den Augen der Welt zu schwächen und zu verwirren!! Ein Gedanke, der die Knie wanken machte. Die Gewalten dieser Nacht waren Babel feindselig gesinnt. Seine Götter hatten sich verhüllt. Weder Mardukh noch Nergal standen am Himmel. Der jaulende Weststurm im Rücken der Angreifer beflügelte ihr Huschen und jagte zugleich die Wolken nach Nordost, dem Euphrat zu, als wolle er damit Babels Zeichendeuter vor einem bösen Ende warnen. Jirmijah begann die Psalmen seiner Kindheit zu murmeln. Er richtete seine Seele wie eine Steinschleuder empor, um mit ihren hochgeschnellten Gebetskräften den Herrn zu belagern. Wenn es gelang! Wenn eine neue Besinnung in dieser Nacht sich kundtat!

Ein knapper Ruf. Das unsichtbare Strömen der Schatten kam mit einem Ruck zum Stehen. Lautlos warf sich alles zu Boden. Auch Jirmijah wurde von Ebedmelechs Händen niedergezogen. Durch das Gestrüpp und die schmerzverkrümmten Äste der Ölbäume glühten die Wachtfeuer der Vorposten. Hinter ihnen zeichneten sich die Lagerwälle ab. Im Sterngemach des kleinen, aus bemaltem Holz nachgebildeten Stufenturmes schimmerte ein einsames Licht. Dort oben suchte vermutlich Samger Nebu die geheimnisvolle Ungunst dieser Nacht zu enträtseln. Die drei Nergal, Nebusaradan, Sarsechim, Sarezer, standen wohl unruhig neben ihm, die Deutung der drohenden Himmelsstellungen zu vernehmen, die ihre Tatkraft beschränkten. Jirmijah schloß die Augen. In der Leere um ihn war nichts als der schwere Atem erregter Männer vernehmbar. Er überwand sich mit aller Kraft, kein Außen mehr zu haben, sondern nur mehr innerer Raum zu sein, berstend von unwiderstehlichen Kräften. Immer grimmiger belagerte sein Gebet den Herrn. So kam es, daß er's kaum gewahrte, wie unter den ziemlich weit auseinanderliegenden Postenfeuern einige nach und nach zusammensanken und eine glosende Lücke entstand. Ein fernes Geschrei und Getöse preschte plötzlich auf, und Jirmijah wurde, einem Schwebenden gleich, von den keuchenden Schatten mitgerissen und fortgetragen, bis er nach einem geflügelten Lauf jenseits der Wälle in der Lagerstadt stand. Er hörte, wie Zidkijah Befehle flüsterte. Er sah, wie Ismael, Malkijah, Schefatjah, Juchal und Chananjahs Sohn an der Spitze schwarzer Gestaltenwirbel in die strahlenförmigen Lagerstraßen eindrangen. Jirmijah aber stand fest und hielt die Arme hochgereckt, wie es Mose während der Schlacht getan hatte. Ja, er stand und ließ seine Arme nicht sinken, als das erste Schreckensgeheul aufplärrte, als das erste Schwertgeklirr loshämmerte, als die ersten Brandfackeln hochzischten, als dunkles Gewühl ihn umbrandete und Pfeile, Wurfspeere, Schleudersteine ziellos durch die Nacht sausten. Völlig abgeblendet und nichts als innerer Raum war er auch dann noch, als das triumphierende Feuer von Zelt zu Zelt sprang und, durch die jubelnde Windsbraut beschwingt, das gewaltige Lager mit wachsenden Armen umschlang. Doch wie hätte sich Jirmijah des triumphierenden Feuers freuen können, da in den inneren Raum, der er war, zu gleicher Zeit eine scharfe Raunung einschoß, überraschend, widerspruchsvoll und darum voll furchtbarer Echtheit. Dieses aber war das niederschmetternde Erlauten, dessen Jirmijah inneward: »Und wenn ihr das ganze Lager Babels erschlüget, Mann für Mann, so werden die Durchbohrten und die Erschlagenen in den Gezelten sich wieder erheben und meine heilige Stadt niederbrennen ...«

Langsam ließ Jirmijah seine schweren Arme sinken. Erst der Jubel Zidkijahs weckte ihn, der zwei Brandfackeln in Händen, inmitten seiner Leibwachen gegen den Sternenturm rannte, um dieses Wahrzeichen der Abgötter, das nur von einer verwirrt zusammengelaufenen Schar Babels verteidigt wurde, in Brand zu setzen. Als aber die Feuergarbe des kleinen Etemenanki hochschoß, hatten sich längst die Tore Jerusalems geöffnet, und die Belagerten erstürmten mit tausendfältigem Löwengebrülle die Wälle des schreckgelähmten Nergal.

Als sich im frühen Morgengrauen die Tore Zions hinter dem letzten Königskrieger geschlossen hatten, da war nicht nur ein listiger Ausfall wunderbar geglückt, sondern eine große Schlacht geschlagen und ein entscheidender Sieg erfochten worden. Die von zwei Seiten angezündete Zeltstadt war beinahe zur Gänze niedergebrannt. Nebusaradan hatte nicht nur ein Dritteil seines Heeres verloren, er war auch noch obdachlos geworden. Die Männer Zidkijahs hatten die Wälle und Schanzen des Feindes dem Erdboden gleichgemacht und, was für Babel die schlimmste Einbuße bedeutete, sämtliche Geschütze und Belagerungs-Türme erobert oder zerstört. Auf Monde hinaus war ein neuer Angriff Nergals damit unmöglich geworden. Der Herr über den Sternen hatte dem Stern der Zerstörung seine Faust gezeigt. Das Volk von Jerusalem aber, unbändig in seiner Überhebung wie in seiner Erniedrigung, tanzte von Sonnenaufgang an auf allen Gassen in tollsinniger Raserei. Weiber und Kinder ließen es sich nicht verwehren, die Mauern zu ersteigen. Nicht nur mit Wolkenbrüchen von Pfeilen und Wurflanzen wurden die Abgebrannten überschüttet, sondern ebenso mit Hagelwettern erfindungsreichsten Spottgezisches. Gar nicht mehr furchtbar waren sie trotz ihrer Masken aus schwarzem und rotem Eisen. Doch sie selbst schienen im Vollgefühl ihres unüberwindlichen Weltherrentums tödlich getroffen zu sein, nachdem die Gestirne es zugelassen hatten, daß ein verachteter und verächtlicher Feind den Himmels-Turm ihres Heeres niederbrenne. Sie erwiderten nicht nur nicht die Pfeil- und Hohnwolken der Jehudim, sondern begannen, sich im Laufe des Tages zwei Wegstrecken weit von der Stadt zurückzuziehen, wo sie auf den Höhen ein dürftiges und gedrängtes Lager aufschlugen. Als die Sonne sich aber zum zweiten Male nach dem nächtlichen Siege erhob, da war das Wunder aller Wunder geschehen. Verschwunden waren Nebusaradans, Sarsechims, Sarezers gedemütigte Scharen. Nur die schärfsten Augen auf den höchsten Türmen konnten noch die Staubwolken der berittenen Nachhuten erahnen, die sich nach Süden verzogen. So zwingend mußte die Chaldäer dieser schmähliche Abzug dünken, daß sie ihn gegen alle Überlieferung in der Nacht bewerkstelligt hatten.

Ein unausgesetzter Schrei durchgellte die Stadt des Herrn. Das war nicht mehr der Schrei des Jubels, sondern der Schrei von wahnsinnig Gewordenen. In ihrer Glückstollheit stellten nur wenige die entscheidende Frage, warum eigentlich Nebusaradan nach Süden abgezogen sei und nicht nach Norden. Die Antwort darauf erfolgte erst am Abend und sie machte das Wunder des Wunders vollkommen. Der König trat selbst im Tempel unter das Volk. Ganz schwach und blaß war Zidkijah von so viel Gnadenfügung, als er mit stockender Stimme verkündete, daß Pharao sich entschlossen habe, die beschworene Bundespflicht zu erfüllen, daß er in eigner göttergleicher Person mit seinem Reichsheere soeben die Grenze des Zweilandes bei Pithom überschreite und in kurzer Frist an Jehudas Grenze hilfebringend stehen werde. Der heilige Trutzbund der Könige sei aus seiner Ohnmacht erwacht und ziehe von allen Seiten heran, den Übermut Babels für alle Zeit zu strafen.

Es war zuviel für Jerusalems Herz. Der Schrei des Wahnsinns wich tiefem Schweigen. Aus dem Schweigen wurde ersticktes Schluchzen. Ein ganzes Volk weinte. Es weinte über seine eigene Verhärtung und über den erbarmenden Gott, der in letzter Stunde verziehen hatte. In dieser Nacht verließ niemand den Tempel. Die Priesterwachen und die Riemenschwinger waren nicht stark genug, den inneren Vorhof vor dem Einbruch der Menge zu schützen. Die Männer lagen hingeworfen auf der Erde, benetzten die Steinplatten mit ihren Tränen und küßten sie. Ohne ein Ende zu nehmen, stieg das Bekenntnis der Sünden mit dem Opferrauch zum Himmel. Nicht auf Geheiß des Hohenpriesters, sondern aus dem leidenschaftlichen Bedürfnis der Seelen wurde Volksfasten und Bußzeit gehalten. Sieben Tage währte diese denkwürdige Feier der Zerknirschung. So aufgewühlt war jedes Herz, daß es selbst Jirmijah deuchte, die wahre Umkehr sei gekommen. Doch schon einige Tage nach der Bußzeit geschah etwas dermaßen Abscheuliches und Ungeheuerliches, daß Jirmijah so lange nicht daran glauben wollte, bis der öffentliche Beweis erbracht war.

Dieses Verbrechen ging nicht vom König, sondern von den Hoffürsten und von den Großbesitzern des Landes aus, von Leuten hauptsächlich, die Meschullam, dem Müller, aufs Haar glichen. Es wurde mit schönen Worten bekleidet und durch den Schein der Notwendigkeit gerechtfertigt. Der Jobel Gottes, so verkündeten die Reichen, habe schlimme Früchte gezeitigt. Große Teile des Landes, die der Krieg verschont habe, seien durch mangelnde Feldarbeit verwahrlost; auch die Herstellung der Gerätschaften des Friedens und der Waffen des Krieges liege gefährlich im argen. Ohne die rastlos schaffenden Hände der Fronenden könne man in schwerer Zeit nicht auskommen. Der eigene Vorteil des Herrn, dessen Tempel man verteidige, fordere vom König, daß die Ordnung der Väter und mit ihr die regelmäßige Arbeit wieder hergestellt werde. Die Belagerung sei durch Gottes gnädiges Eingreifen aufgehoben. Tausende von Leibeigenen, die schlecht und recht dem Waffendienst oblägen, würden nun, überflüssig geworden, ihr Brot müßig essen, was dem ganzen Lande zum Schaden gereiche. Der König möge daher ohne Verzug gebieten, daß jeder freigegebene Knecht wieder zu seinem rechtmäßigen Herrn zurückkehre, freiwillig oder unter harter Strafe. Der König gebot es. Wenn auch unter schweren Gewissensbissen, so wich er dennoch vor seinen Fürsten zurück, vor Ismael, Malkijah, Schefatjah, Juchal und all den andern, die ihn mit scharfen Gründen bedrängten, die hohe Königsmacht könne nur dann hoch gedeihen, wenn das niedre Volk niedrig gehalten, niedergehalten werde. Vorzüglich in wankender Zeit dürfe man die Alleinherrschaft der edelsten Vaterhäuser und mächtigsten Eigentümer nicht durch die dumpfe Selbständigkeit der stets haßerfüllten und schadenfrohen Untern schwächen. Die schlimmen Ratgeber ahnten nicht, daß sie im Bewußtsein der Gefährdung nicht aus nützlichen Erwägungen sprachen, sondern selbst aus einem unvernünftig aufgewühlten Haßtrieb gegen das niedre Volk. Sie erwähnten vorsichtigerweise nicht, daß der Freilaß ja gar keine Forderung menschlicher Eigensucht, sondern ein Gebot der göttlichen Liebe war. Dies aber wiederholten sie in immer neuen Abwandlungen: Gott gehöre in den Tempel, der König auf den Thron! Mit überspitzten Gesetzen könne man ein Volk unter anderen Völkern nicht beherrschen. Keiner von ihnen schien sich der scheußlichen Ehrlosigkeit, des teuflischen Verrats an Adonai bewußt zu sein, den diese im Glück zurückgenommne Erfüllung des im Unglück gewährten Freiheitsgebotes bedeutete. Keiner? Nein! Zidkijah war sich der schmutzigen Sünde wohl bewußt. Während seine Vögte und Zuchtmeister rings im Land die Ordnung der Väter, wie sie es nannten, wieder aufrichteten, hob der König in seinem eigenen Hause und auf seinen Gütern die Freiheit nicht auf. Dies aber besänftigte Jirmijah mitnichten. Jetzt weinte er vor grenzenloser Empörung in sich hinein. Und als es bekannt wurde, daß die wieder eingepferchten Leibeigenen den empfangenen Anteil ihren Grundherren zurückerstatten mußten, da ließ sich Jirmijah zu einem Fluche hinreißen. Das erste und einzige Mal in seinem Leben gab er das Volk preis, für das er mit dem Herrn seit der Nacht seiner Berufung in wilder Aufopferung kämpfte. Schlaflos sich wälzend, schluchzte er in die Finsternis:

»Du hast gesagt, Gott Jakobs, ich speise dieses Volk mit Wermut, ich tränke es mit Giftwasser ... Du hast gesagt: Ich will sie zerstreuen unter die Völker, die weder sie noch ihre Väter gekannt haben ... Herr, Herr, ich falle dir nicht in den Arm ...«

In der Zeit, die diesem schäbigen Gottesverrat folgte, sandte der König dreimal seinen Kämmerer Ebedmelech zu Jirmijah, ihn zu sich zu entbieten. Dreimal wies der Künder den Kuschiten mit denselben Worten ab:

»Sprich in meinem Namen zu deinem Herrn: Was hat Jirmijah mit dir zu schaffen?!«

Dann aber geschah etwas sehr Ungewöhnliches. Maacha, die Königin, der es die Sitte streng verbot, sich außerhalb der königlichen Paläste zu zeigen, wagte sich einmal in der Dämmerung, dicht verschleiert und nur von einer Kammerfrau begleitet, in Jirmijahs Wohnung. Sie trat den Überraschten erregt an und faßte seine Hand.

»Warum hat Jirmijah seinem und meinem Herrn die Treue aufgekündigt«, fragte sie und errötete über ihre Kühnheit. Jirmijah sah an ihr vorbei:

»Dein Herr, der über ein wenig Erde gebietet, hat dem Herrn der Welt die Treue aufgekündigt ...«

Die sonderbaren Schatten auf Maachas magerem Mädchengesicht vertieften sich.

»Niemand weiß es besser als sein Weib«, kämpfte sie, »wie treu der König dem Herrn ist ... Leicht hat es ein Künder, Strenge zu üben ... Der König aber ist verstrickt in die Welt ... Der Stolz seiner Helden, der Wille seiner Fürsten, die Habgier seiner Mächtigen umschnüren ihn ... Was weiß ein einsamer Gotteskünder davon, wie schwer es ist, den schmalen Weg zwischen den Rachen der Raubtiere zu suchen? ...«

»Möge er den schmalen Weg seiner Schwäche zu Ende gehen«, versetzte Jirmijah hart.

Die Königin überhörte diese Ungebühr. Sie war bereit, noch härtere Worte zu ertragen. Obgleich die ganze Stadt noch immer von Siegesjubel erdröhnte, war Maacha gekommen, vor dem Empörten für den Schwurbrecher verhüllte Abbitte zu leisten. Entsprang diese Ahnung einer unbestimmten oder einer bestimmten Angst inmitten des Triumphes?

»Es begibt sich Großes in diesen Tagen«, drängte sie. »Der König will dein Wort vernehmen, und du lässest zu ihm sprechen: Was habe ich mit dir zu schaffen?«

»Nicht frommt es ihm, mein Wort zu vernehmen«, wehrte Jirmijah ab, »da er doch nur nach dem Wort seiner Fürsten tut ...«

Maacha ließ trotzig Jirmijahs bittend ergriffene Hand fahren:

»Ich aber will, daß er dein Wort vernimmt und nicht nur das Wort seiner Fürsten ... Heute noch soll er dich hören ...«

Jirmijah wandte seinen Kopf ab, da ihn das reine Wesen und gläubige Drängen der jungen Frau schwach werden ließen. Er erinnerte an lang Vergangenes:

»Für das Wort, das nicht mein Wort war, bin ich einst geschlagen worden, in den Block getan und mit Tod verfolgt, Jahr um Jahr ... Soll ich mein Leben wiederum fruchtlos wagen: Und für wen?«

Um Maachas kindhaften Mund zuckte es.

»Tust du es für den König«, fragte sie mit enger, strenger Stimme, »oder für mich? ... Bist du nicht eingesetzt, für dieses Volk zu sprechen? ...«

Mit einer raschen Bewegung wandte sich Jirmijah ihr wieder zu. Da sah er, daß ihre hellen Augen in Tränen standen. Maacha hatte die Wahrheit gesprochen. Er aber nahm es noch einmal auf sich.

Kalt und unsicher empfing ihn Zidkijah. Als sich die Kunde im Palast verbreitet hatte, Jirmijah habe die Schwelle überschritten, versammelten sich die Fürsten sogleich im Gemache des Königs, um diesen vor dem verfluchten Einfluß zu bewahren. Zidkijah ergrimmte, als er sah, wie scharf bewacht er war. Da er aber den Mut nicht aufbrachte, die starken Stützen seiner Herrschaft aus dem Raum zu weisen, richtete er seinen Grimm gegen Jirmijah, der dreimal seinem Ruf getrotzt hatte und jetzt durch das unabwendbare Hinzutreten der andern ihn die eigene Ohnmacht fühlen ließ. »Wir haben Meldung«, begann der König mit knapp ungnädigem Ton, als heische er nicht von einem Gottesmenschen, sondern von einem untergeordneten Leberbeschauer deutende Auskunft, »Ägypten und Babel liegen südlich Beerschebas einander gegenüber. Beide aber rühren die Füße nicht zur Schlacht ... Was bedeutet das?«

Jirmijah wartete eine Weile mit der Antwort, obgleich er mit einem Schlage nicht nur alles wußte, sondern grell vor seinem innern Auge sah. In diesem Gesichte begegneten Samger Nebu und der Cher-Hep einander zwischen beiden Lagern, um die Gunst der Himmelsschrift für ein Abkommen gemeinsam zu prüfen.

»Das bedeutet«, sagte er, »daß die beiden Häuser der Knechtschaft sich vertragen und daß sie einen Bund machen werden ... Der König biete daher dem Großherrn Frieden und Unterwerfung an, solange es Zeit ist ...«

Hinter dem Sitz des Königs, wo die »Unzertrennlichen des Palastes« standen, erhob sich lustvolles Gelächter. Malkijah, der die weit auseinanderstehenden knopfigen Kranichaugen seines Vaters geerbt hatte, nahm als erster das Wort:

»Wie hast du doch immer zuverlässig die wahre Wahrheit geschaut und geweissagt, du Seher, du Künder! Zum Spottgezisch ist Zion an Babel geworden, wahrhaftig, gemäß deiner Rede ...«

»Ist das dein ehrlicher Rat, Jirmijah«, eiferte der König mit kaum mehr verhehltem Ingrimm, »dem Großherrn soll ich Frieden und Unterwerfung bieten?! Jetzt, wo seine Heere geschwächt sind!? Jetzt, wo der große Bruder meines Bundes, Pharao, mit sehr starker Macht wider ihn liegt?! Jetzt, wo ich Babels Nergal gezeigt habe, daß eine belagerte Stadt den mächtigsten Belagerer zerschmettern kann?! Nein, dein Rat ist nicht ehrlich ...«

»Möge der Herr König tun, was ihn recht dünkt«, entgegnete Jirmijah, als sei ihm Davids Haus und sein Schicksal gleichgültig. »Nicht ist es meine Sache, dir Rat zu erteilen. Dies ist die Sache deiner Fürsten. Dennoch tätest du gut, an den Bund zu denken, den die Großen jetzt schließen, weil sie des Kleinen nicht achten ...«

Diesen Worten erwiderte kein Gelächter, sondern eine brenzlichte Stille, weit gefährlicher als jenes. Von den Unzertrennlichen aber löste sich Prinz Ismael, ein langer Mensch mit einem knochig dunklen Gesicht, und trat zwischen Zidkijah und Jirmijah. Er hieß nicht zufällig wie Hagars Sohn, der Vater aller Wüstenkinder. Diesem glich er durch seine leicht vorgebeugte Hagerkeit und den vermummten Blick, der stets den Wert eines Feindes zu prüfen schien. Ismael verschränkte seine Arme und starrte Jirmijah an wie etwas, das es auf der Welt nicht geben dürfe. Auf den König aber waren die Worte nicht ohne Eindruck geblieben. Argwöhnisch hob er den Kopf:

»Ist es wahr, das mit dem Bund zwischen Noph und Babel? ... Hast du's erschaut und erlauscht? ...«

Ehe aber Jirmijah noch etwas sagen konnte, fuhr Pasch'churs Sohn dazwischen:

»Sieht unser König nicht, wie glücklich dieser da ist, dir Unglück zu weissagen? Siehst du nicht, wie er sich freut, deinen gewaltigen Sieg zu schmälern und ihn vergeblich zu nennen ... Eine einzige Hoffnung nur kennt er, das ist dein Untergang, damit sich sein Gezeter erfülle ... Dich getötet und die Stadt verbrannt zu sehen, das wäre hohe Wonne seines Herzens, denn er haßt dich und dieses Volk ... Siehst du es nicht? ...«

»Ich sehe nichts«, murmelte der König und blickte verwirrt um sich.

Kämmerer brachten Licht. Zwei große Mehrarme stellten sie auf den Estrich neben den Sitz Zidkijahs. Einige goldene Einzelleuchter aber verteilten sie im Gemach. Es wurde sehr hell. Ismaels Gesicht erschien Jirmijah jetzt wie ein arbeitender Feuerofen, dessen Flammen durch starke, dunkle Wände nur geahnt werden können. Die Hand des Prinzen spielte mit einem der schweren Einzelleuchter auf dem ägyptischen Tischchen, neben dem er stand. Nachdenklich löschte er zwischen zwei Fingern das Licht dieses Leuchters aus, als wünsche er nicht, daß sein Gesicht zu hell von unten erleuchtet werde. Seine Stimme klang heiser, da er sich nun an Zidkijah wandte:

»Unser Herr König hat das Stromland gedämpft wie noch kein König vor ihm ... Ein mattes Heer steht vor Pharao ... Wird er zögern, sich von Babel zu befreien für immer? ...«

»Wenn es aber dennoch wahr ist, das mit Babel und Noph«, sagte der König, den unsicheren Blick nicht von Jirmijah wendend. »Sie rühren ihre Füße nicht zur Schlacht ... Was dann?«

Jirmijah legte seine Hand aufs Herz und verneigte sich:

»Möchte doch mein König mir Urlaub geben jetzt und mich entlassen ...«

»So ist ein böses Wort Adonais da«, flüsterte Zidkijah.

Der Künder trat drei Schritte zurück, als sei er willens, sich eigenmächtig zu beurlauben.

Der König aber fuhr von seinem Sitz:

»Sprechen sollst du ... Denn ich will dieses Wort hören!«

Jirmijah senkte den Kopf und schwieg hartnäckig. Da konnte sich der König Jehudas nicht länger beherrschen.

»Wenn du mich und dieses Volk nicht hassest«, schrie er, »so rede das Wort! ... Was ist es mit Babel?«

»Babel kehrt zurück«, sagte Jirmijah ruhig.

Ein hochmütiges Gelächter erhob sich im Gemach:

»Babel möge zurückkehren!«

Jirmijah achtete dessen nicht und hielt des Königs Blick fest:

»Du hast Babel geschlagen ... Doch besiegen kannst du ihn nicht, der des Herrn Knecht ist ... Er kommt mit neuen Heeren, dich zu belagern!«

Die Unzertrennlichen neigten sich zu Zidkijahs Ohr herab und seufzten:

»Unser König, bist du dieses uralten Geschwätzes nicht schon müde? ... Hat er vor deinem Sieg nicht dasselbe gesprochen? ...«

Der König hörte sie nicht. Seine Augen waren plötzlich glanzlos geworden.

»Dies ist noch nicht das Wort Zebaoths«, stieß er hervor, »das Wort Zebaoths will ich hören!«

Jirmijah aber widerstand nicht länger, trat nahe an den König heran und verriet das ergangene Wort:

»Du hast die Freiheit widerrufen, spricht der Herr, drum rufe ich über dich die Freiheit aus!«

Die Fürsten starrten einander an. Was bedeutete dieser Spruch? Zebaoth bevorzugte dunkle Wortspiele, hinter denen die Propheten ihre eigene Verwegenheit gut verstecken konnten. Nur langsam dämmerte den Machtgefährten Zidkijahs der Sinn dieser Worte. Als Strafe für den widerrufenen Freilaß rief der Herr Freiheit über ihn aus, die Freiheit des flüchtenden Vogels und des gejagten Wildes. Als erster verstand Ismael. Sein kleines Gesicht schien sich noch mehr zusammenzuziehen. Die Sehnen der Hand, die den goldnen Leuchter umkrampften, spannten sich. Seine Stimme aber war beherrscht:

»Herrlichkeit, der den Mut gehabt hat, Nergal in seinem Lager zu schlagen, hast du keinen Mut gegen diesen da?! ... Müssen die Schwerter deiner Helden ertragen, daß du beschimpft wirst!? ...«

Zidkijah, der blutrot geworden war, blickte mit verzweifeltem Zorn von einem der Fürsten zum andern:

»Mich trifft dieser Spruch nicht ... Mich geht er nichts an ... In meinem Hause habe ich nichts widerrufen ... In meinem Hause wird der Schwur gehalten und das Gebot nicht verletzt ... Ihr aber, meine Gefährten«, mit Wut und Schmerz brach es aus ihm, »ihr habt mich übertölpelt ... Ihr, nur ihr habt widerrufen und gesündigt ... Nicht auf mir, auf euch liegt der Spruch ... Auf eurer Seele der Fluch ...«

Zidkijah bedeckte seine Augen. Die tiefe Stille eines Zerwürfnisses durchlastete das Gemach. Noch niemals hatte der König so furchtbar zu seinen Herzensfreunden gesprochen. Sie verstummten vor Kränkung bis in ihre Seele hinein. Wer anders aber war schuld an dieser Entzweiung als der Verdammte, der es jetzt noch wagte, seine Bitte zu wiederholen:

»Gibt mir der König Erlaubnis zu gehn?«

»Nein!« fauchte Zidkijah. »Wenn du mir auch Lehrer warst, du bleibst, denn mein Befehl gilt für dich wie für alle!« Dann aber fügte er leise hinzu: »Ich weiß, daß du mir noch nicht alles gesagt hast, du bewahrst noch ein Wort!

»Warum zwingst du mich zu reden, wenn du nicht hörst?« sagte Jirmijah mit großer Traurigkeit. Des Königs Stimme aber packte ihn:

»Siehe, da gestehst du es selbst ein, daß du noch etwas verheimlichst ... Wie war doch alles gut ohne dich ... Wie ist doch alles schlimm mit dir ... Vor einer Stunde noch war ich ein freudiger Sieger, und jetzt?! ... Ich befehle dir, sprich vor mir und diesen Fürsten da, daß sie das Wort bis in ihr eigensinniges Herz hören ... Wenn die Häuser der Knechtschaft Vertrag schließen, wenn Babel zurückkehrt, wenn neue Heere anrücken ... Was dann!?«

Ismael riß mit einem Ruck den Leuchter vom Tischchen. Damit des Königs Mut nicht vergiftet werde, wollte er dem Künder zuvorkommen und zischte:

»Wenn sie wiederkommen, wenn neue Heere anrücken, was dann!? ... Du wirst sie besiegen, wie du sie geschlagen hast ...«

Jirmijah wandte sich das erstemal in dieser Stunde dem Prinzen Ismael voll zu und faßte ihn schwermütig ins Auge, da er nun die Raunung preisgab, die ihn während des gelungenen Überfalls getroffen hatte:

»Und wenn ihr alle im Lager erschlüget, spricht Zebaoth, Mann für Mann, so werden die Durchbohrten und die Erschlagenen sich in den Gezeiten wieder erheben und niederbrennen die heilige Stadt!«

»Du aber wirst dich nicht mehr erheben«, sagte Ismael heiser ruhig, holte aus und schmetterte den schweren Goldleuchter Jirmijah mitten ins Angesicht.

Der furchtbare Hieb traf ihn zwischen den Augen. Ohne Laut stürzte er vor dem Sitz des Königs zusammen. Es gab keinen in diesem Gemach, der nicht geschworen hätte, Jirmijah sei tot. Und das innerste Licht, das in seiner besinnungslosen Seele noch wachte, glaubte es selbst.


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