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Habt ihr es schon gehört, der Nachbar von nebenan will eine Stadtmaus heiraten!« sagte eine Feldmaus zu ihren Besucherinnen. Sie glättete ihr braunes Pelzlein und ringelte zierlich den Schwanz.
»Eine Stadtmaus? Doch nicht die Weiße mit den roten Augen, die neulich hier auf Besuch war?«
»Gerade die!«
»Jetzt hört aber doch alles auf!« jammerte eine der drei, eine fette braune Feldmaus. »Also die Weiße! Nun, der Nachbar kann sich gratulieren!«
»Warum? Was wissen Sie von der weißen Maus?« schrien aufgeregt die andern.
»Ich weiß nichts, und ich sage nichts; aber denken tue ich mein Teil.«
»Woher wissen Sie es, Frau Feldmausin?« fragten die drei und rückten naher zusammen.
»Das darf ich nicht sagen. Aber die Person, die es mir mitteilte, ist zuverlässig, durchaus zuverlässig. Wenn das unser Nachbar wüßte! Der würde sich schwer hüten, so eine zu heiraten.«
»Man sollte ihn warnen,« riefen alle; »das ist beinahe unsere Pflicht!«
»Jawohl, es ist eigentlich unsere Pflicht!« Alle nickten mit den Köpfen und sahen sich bedeutungsvoll an. Es glänzte unternehmungslustig in den beerenschwarzen Äuglein. Und die vier machten sich eilig auf, und gingen zum Nachbarn hinüber.
»Herr Nachbar, wir kommen in einer delikaten Angelegenheit.«
»Liebe Freundinnen, ihr kommt gewiß, um mir zu gratulieren. Es ist ja kein Geheimnis mehr, gar nicht.« Die vier lächelten sauersüß und wünschten Glück.
»Meine Braut ist reizend,« rief der Verliebte. Die vier nickten.
»Das ist sie, gewiß; dagegen ist nichts zu sagen.«
»Und tugendhaft,« betonte nochmals der Nachbar.
Die langen Schnurrbarthaare der Feldmäuse zitterten vor Erwartung.
»Jetzt!« sagte leise die eine, und stieß ihre Nachbarin an, damit sie reden solle.
»Herr Nachbar,« begann die Fette und räusperte sich, »Es ist leider unsere Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Braut ...«
»Daß meine Braut?«
»Das Lob, tugendhaft zu sein, nicht ganz verdient.«
»So,« sagte der Nachbar, »was wissen Sie denn von ihr?« Die fette Maus kam etwas aus der Fassung: Der Bräutigam blieb gar zu gelassen.
»Sie ist ... sie hatte ... kurz, man hat sie mit einer braunen Maus im Mondschein spazieren sehen!« Erleichtert setzte sich die Feldmaus; es war eben keine Kleinigkeit, einem Bräutigam so etwas zu sagen.
»So!« sagte der Nachbar.
»So! So, sagen Sie, Herr Nachbar? Und mit diesen Grundsätzen wollen Sie in die Ehe treten? Bei so etwas bleiben Sie gelassen? Die beiden haben sich nämlich auch geküßt!« Triumphierend sah die Feldmaus im Kreise herum.
Der Nachbar lachte. Da erhoben sich alle vier würdevoll.
»Wir haben unsere Pflicht getan,« sagten sie. »Das Weitere ist Ihre Sache!« Steif wandten sie sich zum Gehen, ihre Schwänzchen fuhren aufgeregt hin und her. Sie waren schwer enttäuscht. »Wir bedauern gestört zu haben!«
»Gar nicht, aber gar nicht!« rief der Nachbar. »Die große, dunkelbraune Maus bin ich nämlich selber gewesen. Übrigens lade ich Sie alle zur Hochzeit ein.«
Und er öffnete die Türe und machte eine tiefe Verbeugung ...