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Eine schneeweiße Pfauentaube saß mit dem Tauber auf dem Dach. Sie glänzten in der Sonne und schnäbelten sich zärtlich.
»Das ist stark,« sagte das Truthuhn, das seinen Kopf ganz schief halten mußte und dazu blinzeln um hinaufzusehen. Es wollte weiter reden; aber da ging der Truthahn vorbei, kollerte und blähte sich, und das Truthuhn warf sich platt auf die Erde, verliebt und demütig. Es sah mit seinen blöden Augen zu dem stattlichen Tier empor, das mit Rasseln und Trommeln dafür dankte und sich aufblies wie ein Luftballon.
»Daß man einen Tauber anbeten kann!« kreischte das Truthuhn.
»Einen kleinen, unbedeutenden, farblosen Vogel, der keinem Geschöpf Respekt einzuflößen imstande ist.« Es lag nun flach da, wie ein breiter, bräunlicher Eierkuchen. Dem Truthahn schwoll der rote Zierat an Kopf und Hals. Er wurde purpurrot.
»Daß er die Zärtlichkeit der Taube überhaupt für voll nimmt,« kollerte er. »Daß er so wenig Einsicht hat und glaubt, was die Kleine da oben girrt.« Er schüttelte sich. Das Truthuhn vor ihm wurde noch flacher.
»Er ist ein Tauber,« sagte es verächtlich. »Kein Herrscher, kein König unter seinesgleichen, kein ...« Es konnte nicht weiter, und schnappte nach Luft. Sein bläuliches Köpflein bewegte sich vorwärts und rückwärts. Es schloß die Augen und wartete, ob der Truthahn seine Ergebenheit belohnen werde. Aber er rauschte weiter. Wie dunkles Gold glänzte sein Gefieder. Er wußte, daß er der Stolz des Hühnerhofes war.
Der große, weiße Hahn hatte dem Zwiegespräch zugehört. Er schwieg. Stolz drehte er den gebogenen Hals, und gravitätisch ging er seinen Hühnern voran durch den großen Hof. Eine der Hennen sagte, daß sie sich wundere, daß der Truthahn sich mit der dummen Dinde abgeben möge, die Verehrung und Zärtlichkeit heuchle. »Und er glaubt das alles,« sagte ein braungesprenkeltes Huhn, und trippelte zum Hahn. Der hob sich, schüttelte sich und krähte. Alle Hühner sahen sich an.
»So wie du, kräht keiner,« sagte eines.
»Wer hat dein stolzes Auge?« fragte ein anderes, und gab der Nachbarin einen Hieb, denn sie hatte ihm eine Mücke vor dem Schnabel weggeschnappt.
»Wessen Schwanzfedern wölben sich wie die deinen?«
»Wer ist so weiß wie du?«
»Wer könnte uns beschützen, wie du es tust?« Der Hahn schwieg. Er war klug. Aber er stolzierte durch den Hof, schlug mit den Flügeln und krähte, daß alle Hähne der Nachbarschaft antworteten.
Der Enterich, der am Zaun in der Sonne lag, hatte mit seinen beerenschwarzen Augen dem allem zugesehen. Er war aber zu faul, um zu sagen, was er dachte. Er wippte nur mit dem Schwänzlein und schnatterte ganz leise. Seine beiden Enten konnten sich nicht genug wundern, daß der Hahn solche grobe Schmeicheleien glaube. Sie sahen hinüber zum Hahn und schnatterten empört und verächtlich. Dann begannen sie gleichzeitig den Enterich zärtlich zu lausen. Er ließ es sich gefallen.
Warum auch nicht?