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Nahar wanderte zurück zu dem Büffel. Hier horchte sie lange. Alle Glieder hatte sie um sich geschlungen, ihr Kopf ruhte auf der schwellenden, sich füllenden Hüfte. Mit dem Schweife schlug sie langsam den Boden.
Purpurner Abend quoll durch das Gebüsch. In Nacht versank das grüne Jagdgelände. Mit dem letzten Gold wie beschüttet, spiegelte sich der Abend in dem ragenden Leichnam, der nackt, eröffnet im Inneren, eisig ruhte neben ihr, der Feuerfarbenen, die im Panzer ihres Felles lagerte, umschlungen von der zauberhaften Berührung ihrer warmen Glieder.
Sie schlief lange und ohne Gesicht.
Schritte von ferne: nicht Trippeln der weich schreitenden Tiere, sondern gehämmerter Klang, kreischendes, gespanntes Getön.
Sie reckte sich auf, tauchte plötzlich aus seligem Schlaf. Feucht klebte noch totes Fleisch an ihrem warm knisternden Körper. Geier rauschten mit Nachtflügeln über ihrem Haupt. Hyänen funkelten in dem gelben Glanz, im Kreise schleichend, schief gebückte Köpfe, schief niedergebrochener Leib, ihre aufgestellten Achseln schielten vorbei. Zwischen den Hyänen aber, unter blau ragenden Bäumen: rotes Glühen. Musik, unbegreifliches Singen der Luft. Trommeln dröhnten dumpf vom Boden her. Gestalten schritten mit Fackeln. Trompeten bliesen Kupferklang. Zimbeln klirrten, breite Hände, aus Kupfer geschmiedet, kupferrot und kupferhart aneinandergerissen.
Eine weiße, fürchterliche Gestalt schwankte schwer heran, auf einem Thronstuhl getragen, von Kupfermusik umbraust. Der bleiche Fürst, das weiße grauenhafte Gesicht, der Mensch.
Über die goldenen Stangen herab, über die ölglimmernden Achseln der Träger, über die schlangengleich zarten dunklen Jünglingsarme hingen weiß seine durch Aussatz ins ungeheure geschwollenen Schenkel. Nieder rann das eisige Schimmern der grellgeschminkten Geschwüre. Dem Tiger entgegen schien er zu schweben, immer höher seine Elefantengestalt, immer strotzender sein weißes Fett. Unbeweglich, blind sein aufgerissener starrer Menschenblick. Das alles verschlingende, alles erwürgende Weiß unter den goldglänzenden Fackeln, das Stumme inmitten der kupferglosenden Zimbeln, der Eisige mitten im jauchzenden Getöse, der Mensch, der Aufgang des Grauens.
Vor dem Unbekannten flüchtete Nahar, sie barg sich vor dem Gespenst. In den Leib des geschlagenen, aufgefleischten Büffels hinein sprang sie zuckend vor Angst.
An die Rippen des Toten bog sie sich hin, an das kalt schwappende Herz des Geendeten legte sie ihr Haupt, mit den Kissen der Lunge bedeckte sie ihren Leib.
Sie, die Wandernde, Fessellose, Freie, klammerte die Klauen in Aas, das feuerfarbene, lichtfunkelnde Tier rettete sich feig in die Zelle des verwesenden, kraftlos atmete es den kalten Blutdunst, überdrüssig des Blutes.
Laut pochte ihr aufgerührtes Herz mitten im toten Gebein, in hallender Gruft.
Leiser schon schlug der Takt der Trommelwirbel, in die Ferne schwand das kupferne Getöse, in Rascheln zerfiel der gehämmerte Schritt. Das Schleichen der Hyänen zischelte von neuem, näher heran an das tote Haus, schon beugte sich ein spitzes Hyänengesicht über die Öffnung des Leichnams, da entwich Nahar dem Grab, zerschmetterte der Hyäne das Haupt. Durch das Rudel der bellenden Tiere entrann sie zum Flusse. Die letzten Funken der Fackeln, die letzten Schimmer der Sterne spiegelten sich im schwarz rauschenden Fluß.
Weiße Nebel zogen von der sumpfigen Niederung, Dünste des milchigen Morgens. Der Abglanz von weißem Menschengesicht zerfloß im Licht.
Über das Aas senkten sich in der Sonne blaue Schwärme von Geiern.
Hyänen und wilde Hunde und buschige Füchse wimmelten um Nahars Tier.