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Wisse, o König, einst lebte ein Einsiedler in einer Stadt bei einem der vornehmsten Bürger, der ihn sehr liebte und ihm jeden Tag drei Brötchen und etwas Honig und Schmalz reichen ließ. Da das Schmalz damals sehr selten und teuer war, sammelte der Einsiedler alles, was er von seinem Gönner erhielt, in einem großen Krug, den er zu Häupten seines Bettes stellte, um immer ein wachsames Auge darauf haben zu können. Eines Tages, als er auf seinem Bett saß, fiel ihm sein Schmalz ein, das jetzt so hoch im Preis stand, und er dachte bei sich: Ich werde es jetzt ganz im stillen verkaufen und dafür eine Ziege kaufen, ich mache dann Gemeinschaft mit einem Bauern, der einen Bock hat, sie wird im ersten Jahr ein Männchen oder ein Weibchen, und im zweiten ein Weibchen oder ein Männchen gebären, und so wird es fortgehen, bis ich eine Menge Böcke und Ziegen habe; ich verkaufe dann die Böcke und kaufe Kühe und Stiere dafür; wenn auch diese sich vermehrt haben, verkaufe ich einen Teil davon und kaufe ein schönes Gut und bebaue es; dann lasse ich mir ein schönes Schloß darauf bauen, schaffe mir kostbare Kleider an, kaufe Sklaven und Sklavinnen, dann heirate ich die Tochter eines reichen Kaufmanns oder Fürsten, und feiere eine Hochzeit, wie noch nie eine gefeiert worden; es wird weder an allerlei Fleischgerichten noch an Süßigkeiten fehlen. Auch lasse ich Musiker und Sänger und Märchenerzähler kommen, die uns bei dem Dufte der schönsten Blumen und der feinsten Wohlgerüche belustigen; ich werde Reiche und Arme einladen, alles was durch Gelehrsamkeit und Bildung sich hervortut, sogar den Sultan mit seinen Offizieren; ich lasse in der ganzen Stadt ausrufen: Jeder soll zu essen und zu trinken bei mir finden! Ist dann die Braut königlich geschmückt, begebe ich mich zu ihr und ergötze mich an ihren Reizen, esse und trinke und scherze mit ihr und denke bei mir selbst: Nun bin ich am Ziele meiner Wünsche, fern von dem traurigen Einsiedlerleben. Bald freue ich mich dann mit dem Knaben, den mir meine Frau gebären wird, und gebe ein großes Fest bei seiner Geburt; ich lasse ihn in Pracht und Glanz erziehen und in allem unterrichten, so daß sein Name berühmt werde in allen Gesellschaften. Ich werde ihm dann dies und jenes befehlen; gehorcht er mir, so lasse ich ihn immer mehr unterrichten, wird er aber ungehorsam, so komme ich mit dem Stocke hinter ihn. Bei diesen letzen Worten hob der Einsiedler den Stock, den er in der Hand hatte, mit aller Kraft in die Höhe, begegnete dem Schmalzkrug, der ihm zu Häupten stand, und zerbrach ihn; das Schmalz stürzte über seinen Kopf herunter, beschmierte sein Gesicht und seinen Bart, und befleckte seine Kleider und sein Bett, und so wurde er eine Warnung denen, die sich belehren wollen.
»Darum, o König, soll man niemals von etwas sprechen, das noch gar nicht ist.« Der König sagte: »Du hast recht, Schimas, du bist ein herrlicher Vezier, deine Worte sind aufrichtig und dein Wandel gerade, darum nehme ich auch alles von dir gut auf.«Schimas erwiderte, sich verbeugend: »Gott schenke dir ein langes Leben und eine dauerhafte, glänzende Regierung; du weißt, daß ich dir stets meinen aufrichtigsten Rat erteile, daß nur deine Zufriedenheit mit mir mich glücklich macht, daß ich keine andere Freude, als die deinige habe, daß ich nicht schlafe, wenn du mir zürnst, denn Gott hat mich durch dein Wohlwollen über alle Erwartungen bereichert; darum bete ich immer zu ihm, daß seine Engel dich beschützen mögen und er durch seine Gnade dir reichen Lohn zufließen lasse. Amen.«
Der König war entzückt über die Worte des Veziers, und erhöhte seinen Rang und seine Stellung noch mehr. Nach einiger Zeit gebar die Königin einen Sohn; der König freute sich sehr, als man es ihm meldete, und dankte Gott, dem barmherzigen Vater, für diese nicht mehr erwartete Gnade. Er ließ dann nach allen Seiten seines Landes schreiben, und alle Veziere, Oberhäupter der Truppen, andere Große des Reiches und alle Gelehrten zu einem Fest einladen; die Gäste fanden sich zahlreich ein, denn jeder wollte den geliebten König beglückwünschen. Nach dem Fest entließ sie der König wieder hochgeehrt und reichlich beschenkt. Als er wieder allein mit seinen Vezieren war, fragte er sie: »Was denkt ihr von dem Glück, das mir beschert worden?« Der Großvezier Schimas bat und das Wort und sprach. »Gepriesen sei Gott, unser Herr, der uns aus nichts geschaffen, daß er uns einen König geschenkt, durch dessen Huld uns so viel Glück zuströmt und durch dessen Gerechtigkeitsliebe ein jeder in unserem Lande sicher und ruhig lebt! Wo regiert wohl noch ein so gerechter, weiser, fürsorgender und beschützender König? Wie wacht er über alle unsere Bedürfnisse; wie horcht er auf alle Klagen seiner Untertanen, und wie beschützt er sie gegen jeden Feind! Haben doch die Türken ihre Söhne ihren Königen als Sklaven gegeben, damit er sie gegen Feinde beschütze: Wie dankbar müssen wir sein, da unter der Regierung unseres Königs kein Feind unser Land zu betreten wagt; wie sehr verdient er die göttliche Huld, da wir so unbeschreiblich glücklich unter seinen Fittichen leben; Gott erhalte ihn lange! Nun hatten wir aber bisher immer zu Gott gebetet, daß er ihn mit einem Sohn segne, und jetzt, wo er unser Gebet gehört hat, ist unsere Freude so groß, wie die jenes Fisches im Wasserteich. Der König fragte: »Was ist das für eine Geschichte?«