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In Erwartung der Besatzung. – Der schwarze Baas.

Der Großvater hatte die Nachbarn bis vor die Tür geleitet, ging dann ins Haus zurück, setzte sich eine Sturmhaube auf, schnallte einen Degen um und trat wieder auf die Straße hinaus, um die Wachen zu revidieren. Alles fand er in bester Ordnung, nur am Weihertore war die Wache in einer sehr fröhlichen Stimmung und es schallte ihm Gesang und Trommelschlag entgegen. Als der Posten ihn kommen sah, lief er schnell in die Wachtstube hinein, worauf der Lärm sofort verstummte.

Vit trat ein und sagte: »Guten Abend, Leute! Wer hat die Wache hier?«

»Ich,« erwiderte der Schneidermeister Lönkes.

»So! Ist das eine Art? Man ist auf Wache, damit die Bürger friedlich schlafen können, und Ihr macht einen Skandal, als ob die Hunnen eingebrochen wären. Glaubt Ihr, das sei in der Ordnung?«

»Hört, Hauptmann,« sagte Lönkes, »es sind sechs Schneider auf Wache, und unter ihnen ist einer, der heute vor fünfundzwanzig Jahren in den Ehestand getreten ist.«

»So, als wenn das etwas wäre! Wäre vielleicht besser in sonst etwas getreten –!«

Alle lachten.

»Wer ist es denn?« fragte Vit.

»Ich,« erwiderte Lönkes.

»Na, dann nichts für ungut! Ich wünsche Euch viel Glück und will hoffen, daß wir Eure goldene Hochzeit nicht auf Wache zu feiern brauchen!«

»Ich habe,« fuhr Lönkes fort, »eine Tonne Bier holen lassen, jedoch sie ist bald vertilgt. Wenn's Euch beliebt, Hauptmann, dieser Topf ist für Euch! –«

Vit stieß an, trank den Humpen in einem Zug aus und ermahnte dann die Leute, jetzt aber ruhig zu sein und nicht zu vergessen, weshalb sie auf Wache wären. Den Lönkes nahm er mit auf die Straße und sagte ihm: »Schicke einen zuverlässigen Mann nach allen Wachen, auch zu dem Wächter auf dem Münsterturm und lasse sagen, wenn sich etwas ereignen sollte, was meine Anwesenheit nötig macht, so solle man mich sofort wecken lassen. Bei der Haustüre hängt eine starke Schnur, welche eine neben meinem Bette befindliche Schelle in Bewegung setzt. An dieser Schnur wird gezogen und ich bin sofort zur Hand.«

»Gut,« sagte Lönkes, »ich werde das sofort besorgen lassen.«

»Aber daß mir der Lärm aufhört, ihr Nadelhelden! Wollen mal sehen, ob ihr auch soviel Spektakel macht, wenn die Hessen anrücken. Es sollte mich freuen! Aber jetzt, zur Nachtzeit hat's keinen Sinn, die Bürger wollen schlafen. Gute Nacht!«

»Gute Nacht, Hauptmann! Seid ohne Sorge, wir werden jetzt Ruhe halten.«

Vit begab sich hierauf nach Hause und legte sich schlafen.

Am anderen Abend wurden durch Trommelschlag die Zunftmeister und Ältesten zur Versammlung berufen. Augenblicklich versammelten sich in der großen Gaststube »Zur Krone« etwa vierzig Männer. Als der Bürgermeister, begleitet von Meister Vit, daselbst erschien, wurde sofort mit den Verhandlungen begonnen. Jörris Knops stand auf und hieß die Meister willkommen. Sodann fuhr er fort:

»Meine Freunde! Ein recht trauriger Anlaß bedingt unsere heutige Zusammenkunft. Es gilt, unsere Vaterstadt, unseren Herd, Weib und Kind zu schützen und zu schirmen gegenüber einer Horde, welche in blinder Wut alles zu vernichten droht, was ihr in die Hände fällt! Hätten wir es nur mit unserem Erbfeinde, den Franzosen, zu tun, so brauchten wir uns kaum zu fürchten, denn mit ihnen kann man umgehen, besonders wenn man etwas Handsalbe gebraucht; aber wie wir mit den räuberischen Hessen fertig werden sollen, ist eine ernste Frage, die mir große Sorge macht. Wenn wir es allerdings nur mit einem kleinen Truppenteil zu tun bekommen, so können wir uns schon eine Zeitlang halten, kommt aber ein großes Heer heran, so wird ein Widerstand unmöglich sein. Im Übrigen sind die Festungswerke in bester Ordnung, die Gräben gefüllt, kurz, wir sind schlagfertig. Nun möchte ich darüber Eure Meinung hören, wie wir uns verhalten sollen.«

»Wieviel streitbare Männer haben wir?« fragte der Schmied Kerst Jansen.

Der Bürgermeister erwiderte, daß der Prälat 95 Hakenschützen beordert hätte, und stellte die Frage, wieviel Mann die Innungen stellen würden.

Meister Jansen erklärte: »Ungefähr 300 Mann. Das wären also mit den Hakenschützen 400 Mann, allerdings etwas wenig gegen ein Heer von Tausenden wohlbewaffneter, kampfgeübter Krieger! Und doch wird es am besten sein, wir verteidigen uns, solange es eben geht; wir haben gute Waffen, Lebensmittel für eine geraume Zeit, die Stadt ist stark befestigt und unsere Bürger sind zum Widerstand entschlossen. Vielleicht kommen auch die kaiserlichen Truppen und vertreiben die Hessen, also ist es immerhin besser, sich zu wehren, als sich direkt zu ergeben. Ich wenigstens bin dafür, daß wir uns verteidigen bis aufs äußerste.«

Ein Beifallsgemurmel durchlief die Versammlung.

Jetzt nahm der Krämer Ullner das Wort und sagte:

»Ich bin der Ansicht, daß wir dem Rate des Meisters Jansen nicht folgen. Wenn der Feind uns erst eingeschlossen hat, dann wird er uns ohne Gnade und Barmherzigkeit ausplündern und die Stadt in einen Trümmerhaufen verwandeln. Ich denke, wir senden Unterhändler zu den uns Bedrohenden und geben ihnen so viel Geld, als wir nur auftreiben können, mit der Bitte, die Stadt zu verschonen.«

Kerst Jansen sprang erregt auf und schrie: »Dazu werde ich und meine Innung niemals die Einwilligung geben. Wir werden keinen Albus zahlen. Das sieht den Krämern, namentlich dem Ullner ähnlich. Meinetwegen können sie hingehen und mit ihrem Gelde auch sich selbst noch den Hessen zu Füßen legen; aber wir machen das nicht mit!«

Hier nahm der Bürgermeister Veranlassung, einzuschreiten. »Meister Jansen,« sprach er, »ich muß Euch bitten, etwas mäßiger in Euren Ausdrücken zu sein. Wir wollen jede Meinungsäußerung ruhig anhören und friedlich beraten, was zum Besten unserer Stadt zu erreichen ist. In einem solchen Tone aber, wie Ihr ihn eben anschlugt, darf man nicht sprechen, dadurch beleidigt Ihr die Anwesenden. Ich erteile das Wort dem Meister Vit.«

Vit erhob sich und begann. »Meine lieben Freunde! Die Worte des Meisters Jansen haben mir sehr wohl gefallen, ebenfalls die Worte des Meisters Ullner. Ich glaube, aus beiden Vorschlägen läßt sich wohl etwas Vernünftiges machen. Hier in der Nähe, bei Neuß, Krefeld und Kempen, stehen die kaiserlichen Truppen den Franzosen und Hessen gegenüber, und General Lamboi wird den Feinden eine Schlacht liefern. Siegen die Kaiserlichen und es kommen nur vereinzelte Trupps hierher, so wollen wir sie schon im Falle eines Angriffs mit blutigen Köpfen heimschicken. Kommt aber ein größeres Heer, so öffnen wir am Besten die Tore und tun, was unvermeidlich ist. Geld brauchen wir den Hessen nicht anzubieten, denn was die haben wollen, das werden sie sich schon selbst nehmen, ohne daß wir imstande wären, sie daran zu hindern. Auf jeden Fall aber laßt uns zusammenhalten und auf der Warte sein, und wenn es dann nicht anders geht, so übergeben wir die Stadt.«

»Auf Gnade und Ungnade,« warf Meister Ullner ein.

»Gnade und Ungnade gibt es bei den Hessen gar nicht,« bemerkte Vit. »Wollt Ihr aber nicht anders, nun, so schickt Unterhändler mit Geld zu ihnen, sie werden denselben das Geld abnehmen, und sich sagen: Dort ist noch mehr Geld, dort müssen wir schleunigst hin! Sie werden dann erst recht über uns herfallen, und alles abnehmen, was wir haben. Dazu gibt unsere Zunft keinen Albus her, wie Meister Jansen auch schon erklärte. Laßt uns das tun, was ich Euch vorgeschlagen habe. Unsere Frauen und Kinder sowie die Kranken müssen wir aus der Stadt schaffen und dieselben draußen bei Freunden unterbringen, bis alles vorüber ist. Das ist meine Meinung.«

Jöris Knops erwiderte hierauf, es dürfte sich doch empfehlen, dem Anführer der Hessen ein Geschenk zu machen; andere Städte hätten es ebenso gemacht. So schlimm, wie Meister Vit die Sache mache, würde sie wohl nicht sein.

Jetzt nahm Meister Jakob das Wort und sagte, die Krämer würden auf alle Fälle 200 Goldgulden riskieren, wenn sie damit auch nur erreichten, die Hessenführer etwas milder zu stimmen.

Nach langem Hin- und Herstreiten wurde beschlossen, daß die Krämer 200 Goldgulden opfern sollten, wenn aber ein großes Heer die Stadt bedrohen würde, so wollte man nach dem Vorschlage Meister Vits handeln und dieselbe übergeben.

»Meine Freunde,« redete der Bürgermeister jetzt die Meister an: »Ich bin zwar Kommandant, aber da ich vom Kriegführen wenig verstehe, so ernenne ich im Einverständnis mit den Prälaten den im Kriegshandwerk durchaus erfahrenen Meister Vit Gilles zum Hauptmann und hoffe, daß alle ihm unbedingt gehorchen und als ihrem Hauptmann folgen werden.«

Ein Beifallsgemurmel und freudige Zurufe bestätigten, daß alle damit einverstanden waren.

»Dann sind die Hessen noch nicht fertig,« meinte Meister Jansen. »Vit wird schon wissen, was er zu tun hat.«

»Nun noch eins,« sagte der Bürgermeister. »Freunde! Wollt Ihr den von mir oder Vit gegebenen Befehlen treu und unweigerlich nachkommen, wann und wo wir sie geben, selbst wenn es sich um Blut und Leben handelt?«

Alle erhoben sich und riefen: »Wir wollen es!«

Vit dankte in wenigen Worten für das ihm geschenkte Vertrauen und versprach zur Rechtfertigung desselben sein Bestes zu tun.

Sodann wurde noch der Kriegsrat gewählt, zu welchem außer dem Bürgermeister und Vit zwei Meister aus jeder Innung hinzukamen. Es wurden gewählt aus der Schmiede- und Schneiderzunft Kerst Jansen und Klas Mertens, aus der Schneider- und Wüllenweberzunft Meister Lönkes und Peter Kronen, aus der Krämerzunft Jakob Brenner und Jan Lörs, aus der Schusterzunft Hermann Jansen und Aret Brandts und aus der Bürgerschaft Vit Donkel, Paul Hansen und Vit Tempel. Die Gewählten verpflichteten sich durch einen Schwur, alles nach bestem Gewissen zu tun und auszuführen, was im Kriegsrate beschlossen würde, über die Bürger und die Stadt zu wachen, die Verräter anzuzeigen und die Bestrafung derselben zu veranlassen.

Die Versammlung ordnete daraus die Reihenfolge der Wachen und Patrouillen an und wurde dann geschlossen. Die Meister begaben sich nach Hause, um den ihrigen den Beschluß der Versammlung mitzuteilen. Schneider Lönkes, Vit und Jansen saßen noch längere Zett bei einem Topfe Bier, um noch Verschiedenes zu beraten.

In Gladbach herrschte jetzt ein emsiges Treiben. Alles Wertvolle wurde sorgfältig verpackt und verborgen, manches sogar vergraben.

Bei Meister Jakob Brenner war man beschäftigt, die wertvollsten Gegenstände einzupacken und dafür zu sorgen, dieselben an einen sicheren Ort zu bringen. Es wurde bestimmt, daß Meister Jakob die zur Aufbewahrung bestimmten Gegenstände in Begleitung einiger handfester Burschen in Sicherheit bringen sollte. Sämtliche Begleiter waren wohl bewaffnet. Die Waren sollten in Maastricht bei Meister van Pooten untergebracht werden.

Vit riet den zur Begleitung bestimmten Mannschaften, sich noch eine Weile zur Ruhe zu begeben. Paul bat den Großvater inständig, die Expedition begleiten zu dürfen. Nach langem Hin- und Herreden gab Vit seine Einwilligung dazu. Er ermahnte die Betreffenden, sich recht tapfer zu halten und richtete an Paul die Worte: »Du darfst mir nicht wieder unter die Augen kommen, wenn die Waren nicht richtig nach Maastricht gelangen!«

»Seid ohne Sorgen, Großvater,« erwiderte Paul. »Wir wollen schon fertig werden; mit einem Dutzend Lumpen werden wir's aufnehmen.«

»Na, wir wollen sehen,« brummte der Großvater. »Greift nur tüchtig beim Essen zu, damit ihr's nachher aushalten könnt!«

Die Burschen ließen sich das nicht zweimal sagen und räumten gewaltig auf mit Fleisch, Brot und Bier. Vit stand in dieser Arbeit nicht zurück. Es wurde kein Laut gesprochen. Der Großvater war aber sehr nachdenklich geworden und sein Blick verriet, daß er noch etwas vergessen zu haben glaubte. Seine Augen hafteten endlich auf einer Stelle des Kaminsims. »Paul,« sagte er, »warum liegt das Papier dort?«

»Das ist die Geschichte der Eva, die ich aufgeschrieben habe,« erwiderte Paul.

»So, dann nimm das Papier nur in acht, man kann nicht wissen, wozu es nutzt,« erwiderte Vit. »Und nun noch eins: Ihr nehmt den Weg über Dahlen, Linnich, Geilenkirchen und Gangelt. Auf der Heide zwischen Geilenkirchen und Gangelt haltet wohl die Augen offen, denn dort ist es nicht geheuer.« Zu Paul gewandt, fuhr er fort: »Du nimmst außer dem schweren Karabiner auch den Hund mit; er ist wachsam und wird euch auf jede Gefahr aufmerksam machen.«

Paul entfernte sich, um den Hund von der Kette zu lösen. Dieser, ein gewaltiges Tier, sprang mit mächtigen Sätzen in die Küche hinein und setzte dem Großvater die Vorderpfoten auf die Knie. Vit strich ihm den zottigen Pelz, hob den Finger und sagte: »Fix, Fix! sei mir ja wachsam auf dem Wege!« Er ermahnte sodann Paul, nach Erledigung der Geschäfte so schnell als möglich zurückzukommen, damit ihnen der Weg nicht abgeschnitten würde. Mittlerweile brachte Eva Lebensmittel für dir Reise, auch Mechtilde trat ein mit rotgeweinten Augen. Sie bat, die Fahrt zu unterlassen, doch Vit und Jakob wollten davon nichts wissen und ihre Habe unter allen Umständen in Sicherheit bringen. Als Mechtilde nicht aufhörte zu bitten, wurde der Großvater ärgerlich und sprach: »Mechtilde, wenn du noch ein Wort sagst, dann fahre ich mit den Jungen allein, und Jakob und Paul bleiben hier.«

»Ach was,« erwiderte Mechtilde, »es ist mir einer so lieb wie der andere. Ich meine, keiner sollte sich in Gefahr begeben, um einiger Stücke Tuch wegen!«

»Was verstehst du von Gefahr,« brummte Vit. »Gott befohlen und dann drauf los! Also, Jungens, trinkt noch ein Glas Bier und dann fort. Es wird langsam Zeit.«

Die Betreffenden erhoben sich und verließen das Haus von Frau Mechtilde, die noch immer bat und beschwor, gefolgt. Vor der Türe wurde Abschied genommen und der kleine Trupp setzte sich in Bewegung. Der Großvater, dem sich Kerst Jansen anschloß, gab eine Strecke Wegs sein Geleit. Er und Kerst Jansen gingen mit bis nach Holt und nachdem sich Vit überzeugt hatte, daß alles in Ordnung war, kehrten die beiden zur Stadt zurück.

Unterwegs sprach der Großvater: »Wenn ihnen nur nichts passiert.«

»Ja,« meinte Kerst Jansen, »meiner Meinung nach sind es auch zu wenig Mann! Was sollen sechs Mann machen gegen eine Übermacht?«

»Ach was,« erwiderte Vit, »es sind echte Kerle, und Paul gilt für drei Mann!«

Mittlerweile waren die beiden am Weihertor angekommen. Vit schien sein Augenmerk auf einen bestimmten Punkt zu haben.

»Du,« sprach er leise, »siehst du nicht den Kopf dort in der Schießscharte? Es ist vielleicht ein Spion, der uns gefährlich werden könnte. Wir wollen versuchen, ihn zu greifen, entkommen kann er uns nicht. Erwischen wir ihn nicht, so läuft er in den Weiher.«

Der Kopf war plötzlich verschwunden. Die beiden suchten den ganzen Weg am Weiherrand ab, fanden aber nichts.

»Der Kerl muß jedenfalls in einem Boote entkommen sein,« sagte Meister Jansen. »Ich laufe zum Bootshäuschen und sehe zu, ob die zwei Boote noch dort sind. Halte aber die Augen auf, Vit.«

Nach einiger Zeit kam Jansen zurück und sagte: »Vit, ein Boot ist weg. Aber wir wollen die Sache auf sich beruhen lassen und sehen, ob der Kerl morgen abend wiederkommt, dann will ich ihn schon dingfest machen.«

Sie klopften am Tor an und wurden eingelassen. Vit revidierte die Wache, nachdem Meister Jansen sich verabschiedet hatte, und begab sich dann nach Hause. Die Nacht verlief ruhig.

Am anderen Morgen wurde Vit schon gegen 6 Uhr zum Prälaten gerufen. Als er am Tore vorbeiging, hörte er draußen ein klägliches Hundegeheul. Er ließ von dem Wachthabenden das Tor öffnen und herein sprang sein Fix! Vit wurde ganz bestürzt, lockte den Hund in's Wachtlokal und sah jetzt erst, daß derselbe eine große Wunde am Kopfe hatte, anscheinend von einem Hiebe herrührend. »Donnerwetter!« rief Vit, »das hat nicht gut gegangen!« Dann wendete er sich an einen der Hakenschützen mit den Worten: »Jan, gehe zu Kerst Jansen und sage ihm, ich müsse ihn gleich sprechen. Er soll hier auf mich warten, ich muß noch einen Gang machen, bin aber gleich wieder da.« Beide eilten nach verschiedenen Richtungen auseinander.

Kaum war der Tag angebrochen, da sah man acht Reiter auf schweren Brabanter Pferden durch das Weihertor reiten und die Richtung auf Gen-Holt einschlagen. In scharfem Trabe ging es über die hartgefrorene Landstraße dahin. Es war Vit mit seinen Freunden, welche dem Wagen folgen wollten. Vit ritt einen Falben, den ihm der Wirt Baues geliehen hatte, und trotzdem er der Älteste war, saß er doch noch stramm auf seinem Rosse.

»Du, Kerst,« redete Vit den neben ihm reitenden Schmiedemeister an, »die Sache liegt für die Kaiserlichen nicht sehr günstig, und es haben sich bei Krefeld sehr große Truppenmassen gesammelt, so daß es wohl bald zur Schlacht kommen wird. Der Prälat hat zuverlässige Nachrichten erhalten, wie er mir diesen Morgen mitteilte.«

»Na, Vit,« erwiderte der Schmied, »was einmal kommen soll, kann auch bald kommen! Doch wir müssen uns für heute einen Kriegsplan machen, wie wir den unsrigen am besten Hilfe bringen können und den Wagen retten; denn in Gefahr ist er, das ist sicher.«

»Es wird wohl gut sein,« sagte Vit, »daß ich mit zwei Mann einige tausend Schritte vorreite; sobald wir etwas Verdächtiges merken, gebe ich euch ein Zeichen. Ich denke mir, der Wagen wurde plötzlich überfallen, und die Spitzbuben haben sich damit in die Wälder gemacht. Wir werden sie dann schwerlich finden.«

»Ein Glück für uns,« meinte Kerst Jansen, »daß der Hund zurückgekommen ist, der bringt uns vielleicht auf die Fährte.«

Fix wurde von Vit an einer Leine gehalten und lief schnuppernd neben dem Pferde her.

Hinter Dahlen trennte sich Vit von den Freunden und ritt mit Vit Donkel und Paul Hansen auf Erkelenz zu. Es zeigte sich nichts Verdächtiges, und keine Menschenseele ließ sich sehen. Die Wagenspur war überall sichtbar. In einem Heidewirtshause hinter Erkelenz zog Vit Erkundigungen ein und vernahm, daß der Wagen gegen 4 Uhr morgens vorbeigefahren sei. Fix wollte noch immer vorwärts, und ohne Verzug folgte man ihm. Man war an einem Gebüsch angekommen und ritt schweigend weiter. Plötzlich schlug der Hund an und bellte freudig in das Gebüsch hinein. Vit schwang sich aus dem Sattel und betrat mit Hansen das dunkle Gebüsch. Beide hielten die Gewehre schußbereit. Vit Donkel blieb bei den Pferden zurück. Fix war sehr unruhig und stieß mehrmals ein kurzes, freudiges Gebell aus, so daß es Vit kaum gelang, ihn zu halten. Nachdem sie demselben noch eine Strecke gefolgt waren, kamen sie an eine Lichtung und sahen hier in einiger Entfernung einen Reitersmann, welcher sein Pferd nur mit Mühe durch das niedrige Gestrüpp nach sich zog.

»Ah,« sagte Vit, »das ist gewiß einer von den Straßenräubern, der uns jedenfalls gesehen hat und nun einen Bogen macht, um uns eine Nase zu drehen. Flink hinter ihm her und ihn abgefangen! Wenn wir den haben, dann werden wir dir anderen auch schon kriegen. Ruhig, Fix! Weiß der Kuckuck, was dem Tier einfällt; es reißt mich fast zu Boden.«

Da plötzlich fiel ein Schuß dicht neben Vit. Hansen war über eine Baumwurzel gestolpert, und sein Gewehr hatte sich entladen. Der sonst so beherzte Vit wurde blaß vor Schrecken, sprang aber sofort hinter einen Baum, welchem Beispiele Hansen folgte, denn der verfolgte Reiter war durch den Schuß aufmerksam geworden, stellte sich hinter sein Pferd und schob den Lauf seiner Büchse über den Sattel, um sich zu verteidigen.

»Heda, Fremder,« rief Vit den Reiter an, »Ihr scheint wohl kein friedliches Gewerbe zu betreiben! Weg mit Eurem Schießeisen, sonst – –!"

»Warum verfolgt Ihr mich?« rief der Reiter zurück.

»Wir wollen Euch etwas fragen? Steht Rede und Antwort!« rief Vit.

»Dazu braucht Ihr doch keine Schüsse abzugeben! Ich frage Euch noch einmal: Was wollt Ihr von mir?«

»Das will ich dir zeigen,« rief Vit und legte auf das Pferd an. In demselben Augenblicke riß der Hund sich los und sprang in gewaltigen Sätzen, freudig bellend, auf den Reiter los, diesen durch sein Ungestüm fast zu Boden werfend. Jetzt schien der Reiter alles zu begreifen, denn er trat vor das Pferd und rief dem erstaunten Vit zu:

»Großvater! Macht doch keine Dummheiten! Schießt mir ja den Gaul nicht tot!«

»Wie? – Paul? – Du bist es?«

Kaum hatte Vit sich von seinem Erstaunen erholt, so lag Paul schon in seinen Armen. Auch Hansen schüttelte Paul kräftig die Hand.

»Junge, Junge,« sagte Vit, »da hätte ich bald was Schönes angerichtet! Übrigens, wie kommst du zu dem Pferde, dem ich bald das Lebenslicht ausgeblasen hätte?«

»Erobert, Großvater, es ist meine erste Kriegsbeute!«

»Das mußt du uns später erzählen. Wo ist der Wagen mit den anderen? Doch wir wollen uns wieder auf die Straße begeben, dort findest du noch mehr Freunde.«

Der Nachtrab war eben auch angekommen, und Paul wurde von allen Freunden herzlichst begrüßt. Dieselben stiegen ab, und nun erzählte Paul kurz seine Erlebnisse.

»Wir waren unbehelligt bis in die Nähe der Roer gekommen,« so hub er an, »als zwei Reiter an uns vorbeisprengten, welche sich jedoch gar nicht um uns zu kümmern schienen. Ich folgte diesen Reitern so schnell ich konnte, jedoch entschwanden sie bald meinen Blicken. Ich gab die Verfolgung aber trotzdem nicht auf und lief immer vorwärts. Nachdem ich eine ziemlich weite Strecke zurückgelegt hatte, sah ich die zwei Pferde, welche an einen Baum gebunden waren. Von den Reitern keine Spur. Ich näherte mich den Pferden vorsichtig in der Absicht, etwas zu erspähen. Da hörte ich plötzlich von der Richtung her, wo unsere Wagen sich befinden mußten, fünf bis sechs Schüsse fallen. Ich stand noch eine kurze Zeit bei den Pferden, als ich jemanden im Laufschritt auf die Stelle zueilen hörte, wo ich mit den Pferden stand, in der Dunkelheit aber konnte ich nichts erkennen. Als der Mann näher kam, rief er, denn er hielt mich jedenfalls für seinen Begleiter: ›Gerd, es hat gut gegangen, die Krämer haben wir. Es war ein guter Fang! Nun mache, daß du fortkommst und bestelle die Pferde, du weißt ja Bescheid.‹ Ich brummte etwas in den Bart, ließ ihn jedoch nicht an mich herankommen, sondern löste eines der Pferde von dem Baume, schwang mich in den Sattel und galoppierte davon. Ich hörte hinter mir rufen und pfeifen, störte mich jedoch an nichts und ritt weiter.«

»Verfolgte der Kerl dich denn nicht auf dem anderen Pferde?« fragte Vit.

»Mit dem Pferde konnte er mir nicht nachkommen, denn die wenigen Augenblicke, die mir noch übrig blieben, benutzte ich, dem Tiere die Kniesehnen zu durchschneiden.«

»Du bist ein Kapitalkerl, Paul!« lobte der Großvater. »Das nenne ich Umsicht und Kaltblütigkeit.«

»Ich bin nun wohl mehr als eine Stunde scharf geritten,« fuhr Paul fort, »dann stieg ich ab, führte das Pferd durch einen kleinen Bach und dann in das Gestrüpp, um meine Spur zu verwischen und so die Kerle irre zu führen. Auf der Straße fand ich auch die Stelle, wo der Überfall stattgefunden haben muß. Einige hundert Schritte von hier ist ein schwerer Baumstamm quer über die Straße geworfen. Dieser sollte jedenfalls ein Hindernis für den Wagen sein. Während unsere Leute nun den Baumstamm wegräumen wollten, ist man wahrscheinlich über sie hergefallen.«

»Aber wo mögen die Banditen den Wagen hingebracht haben?« fragte Meister Jansen.

»Das wird wohl so schwer nicht herauszufinden sein,« meinte Vit. »Paul, nimm den Hund und mache dich auf die Suche nach der Spur. Hast du sie gefunden, so merke dir genau, wohin sie führt. Wir bleiben hier bei den Pferden, nur zwei Mann begleiten dich.«

Paul brach sofort mit dem Hunde auf; die beiden Begleiter folgten in einiger Entfernung. Nach einigem Suchen fand Paul die Wagenspur, welche auf einem holperigen Graswege in den Wald führte. Paul schritt allein auf dem Wege weiter, während sich die Begleiter rechts und links durch das Gebüsch schlichen.

Ging dann mit seinen Begleitern noch eine kurze Strecke auf dem Waldwege vorwärts, als der Hund plötzlich stehen blieb und knurrend in den vor ihnen liegenden Busch hineinspähte. Paul lauschte und glaubte das Geräusch von nahen Schritten zu vernehmen. »Jetzt wird es wohl Zeit, sich fort zu machen,« murmelte er und trat ins Gebüsch, duckte den Hund neben sich und gab den beiden Begleitern durch einen kurzen leisen Pfiff zu verstehen, daß sie sich zu ihm schleichen sollten. Sie verbargen sich hinter einem dichten Birkengesträuch, welches sie vom Wege trennte. Die Schritte kamen immer näher, und plötzlich traten zwei Burschen in unmittelbarer Nähe unserer Freunde aus dem Gebüsche, welche von verschiedenen Richtungen gekommen waren.

»Wie, Jan!« rief der eine der Burschen, ein stämmiger Kerl mit struppigem Barte, dem anderen zu, »wo willst du denn hin?«

»Ich wollte Bescheid holen wegen der Pferde,« gab der andere zur Antwort, »wo hast du die Tiere denn hingebracht?«

»Pferde? Ich weiß nichts von Pferden,« murmelte der Gefragte.

»Aber, zum Kuckuck, habe ich dir diese Nacht, als du bei den Pferden standest, nicht zugerufen, du solltest die Tiere bestellen, damit wir den Wagen fortschaffen könnten, den wir den Krämern abgenommen haben? Du gabst mir doch Antwort und bist dann in der Richtung nach Cörrenzig davongesprengt. Ich rief dir noch zu, daß das der verkehrte Weg sei, doch du hörtest auf nichts.«

»Du bist wohl von Sinnen, Jan! Bei den Pferden habe ich allerdings gestanden, aber der Berger, welcher gleich nachher zu mir kam, meinte, ich solle mit ihm zur Finkenmutter gehen, deren Schenke nicht weit entfernt war. Wir ließen die Pferde angebunden und begaben uns dorthin, denn auch ich meinte, ein Schnaps könne uns bei der Kälte nicht schaden. Wir trafen dort noch zwei Kumpane und haben getrunken und gewürfelt bis in den hellen Tag hinein, und dann haben wir noch einige Stunden geschlafen.«

»Aber warum kümmertest du dich denn nicht mehr um die Pferde? Du Lodderjan!«

»Ach was, ich dachte, es würde wohl niemand kommen. Als ich heute Morgen mit schwerem Kopf erwachte, war Berger verschwunden. Ich ging dann zu der Stelle hin und fand nur noch das eine Pferd vor, dem die Kniesehnen durchschnitten waren. Ich habe es, da es ja doch nicht mehr zu gebrauchen war, erstochen.«

»Da soll aber doch ein Millionenwetter dreinschlagen!« schrie der Große. »Wer mag denn das gewesen sein, der diese Nacht mit dem Pferde davonsprengte? Komm, Gerd, wir müssen überlegen, was wir sagen, wenn der Baas Baas. Niederländische Bezeichnung für Herr. uns ausfragt. Wenn er gewahr wird, daß wir nicht aufgepaßt haben, so bekommen wir nichts von der Beute, und er jagt uns zum Teufel!«

»Ich habe meinen Beuteanteil diese Nacht an Berger verloren,« brummte Gerd.

»Wenn ich doch nur wüßte, wer mir den Streich gespielt hat,« fing Jan wieder an, der sich nicht beruhigen konnte.

»Ach was, ein Schalk hat sich des Pferdes bemächtigt und dich hintergangen. Wie ist es mit den Krämern und was soll mit dem Wagen geschehen?«

»Die Krämer liegen gebunden in der Gastesscheune Gastesscheune. Ein Gasthaus für Lumpen und fahrende Leute; es lag in der Nähe von Gevenich bei Linnich., eine Viertelstunde von hier. Der Wagen sollte nach Maastricht gebracht werden, und das kommt recht gut aus. In Geilenkirchen spannen wir noch zwei Pferde vor, und machen dann, daß wir über die Grenze kommen; dort können wir dann mit Ruhe alles teilen. Wir fahren zum schwarzen Baas nach Bengelrath bei Sittard, da nimmt uns niemand mehr etwas ab. In einer halben Stunde kommt der Wagen. Die Krämer läßt man morgen früh laufen, falls der Schwarze es nicht für gut findet, ein Lösegeld zu verlangen. Ein Kaufmann ist dabei, von dem er noch etwas herauszuschlagen gedenkt. Wir wollen jetzt schon langsam weitergehen; Bert und Aret, die eine Viertelstunde vor dem Wagen hergehen, werden uns jedenfalls einholen. Du hast nirgendwo etwas Verdächtiges auf der Straße gesehen?«

»Ich habe auf der Straße viele Hufspuren bemerkt,« entgegnete Gerd, »und auch ein gut bewaffneter Reiter ist mir zu Gesicht gekommen, der mich scharf musterte.«

»Tausend, Gerd, dann müssen wir zur Gastesscheune, um die Unsrigen zu warnen! Ich glaube, die Freunde der Krämer sind uns auf den Fersen.«

Die beiden Strolche, von deren Gespräch Paul kein Wörtchen entgangen war, wollten sich jetzt entfernen. In diesem Augenblicke brachen Paul und seine Begleiter aus dem Gesträuche hervor und fielen über die beiden her. Paul warf den starken Jan auf die Erde, und Fix vergrub seine Zähne in die Waden desselben, so daß der robuste Kerl laut aufschrie vor Schmerz. Peter Kranz, einer der Begleiter Pauls, hatte den Gerd inzwischen gebunden, wobei ihm der andere behilflich war.

»So,« sagte Paul zu Jan gewendet, »hier ist der Schalk, dem du diese Nacht befohlen hast, die Pferde zu bestellen! Sieh ihn dir einmal an! Und nun vorwärts! Peter, du gehst hinter den Kerls her, ich verwische die Spuren des Kampfes hier und folge euch. Sobald einer Miene macht zu fliehen, so hetze den Hund auf ihn, der wird ihm das Laufen schon verleiden.«

Jan humpelte daher auf seinem zerrissenen Beine.

Paul beeilte sich, den anderen beizukommen, und man gelangte bald mit den Gefangenen auf die Aachener Straße, wo Vit auf und ab ritt.

»Aber, Junge,« rief er, »was hast du denn da für ein Gesindel aufgegabelt?«

»Prächtiger Fang, Großvater! Kommt zu den anderen in den Wald hinein, da werde ich Euch alles berichten.«

Paul erzählte, als sie alle beisammen waren, die ganze Geschichte und das belauschte Gespräch der beiden Burschen.

»Das ist doch eine einfache Sache,« meinte Kerst Jansen, »wir nehmen die Kerle in Empfang, schlagen sie nieder und fahren mit unserem Wagen weiter.«

»Ja,« meinte Vit, »bei dem Wagen werden nicht so viele sein, aber die übrigen Halunken fallen nachher zum zweiten Male über uns her. Nein, Kerst, ich denke, wir lassen die Kerle ruhig bis dicht an die Grenze fahren, dann überfallen wir sie und hauen sie zusammen oder nehmen sie gefangen. Peter,« sagte er zu Kranz, »du reitest nach Maastricht, denn du weißt am besten den Weg zu Herrn van Pooten und sagst ihm, er solle uns heute Abend mit zehn oder zwölf Mann von der Bürgerwehr entgegenkommen. Bleibe du bei ihnen und warte in dem Weidengebüsche, welches hinter dem alten hölzernen Kreuze liegt, das an dem Wege steht, der von Brocksittard ins Dorf Wehr führt. Sollten wir dort noch nicht eingetroffen sein, so sind wir kurz hinter dem Wagen. Haben wir die Halunken dann, so können die in Maastricht ja mit ihnen machen, was sie wollen. Ist euch das recht?« fragte er die Genossen.

Die anderen gaben ihre Zustimmung. Peter verabschiedete sich und schlug den ihm vom Großvater vorgeschriebenen Weg über Heinsberg ein. Paul wollte ihn noch eine Strecke begleiten, jedoch hielt ihn Vit zurück, da er seiner bedurfte. Vit befahl Paul, sich an den Rand des Weges zu schleichen und genau zu beobachten, wieviel Mann bei dem Wagen seien, überhaupt sich alles Verdächtige zu merken.

Paul ging, ließ aber den Fix zurück, »denn,« sagte er, »wenn er meinen Vater im Wagen wittert, dann wird er unruhig; es ist ja möglich, daß die Halunken ihn mitnehmen, um ein Lösegeld von uns zu erpressen.«

»So, nun kommt,« begann Vit hierauf, »wir wollen jetzt einmal die beiden Burschen verhören.«

Er nahm auf einem umgestürzten Baume Platz, während die anderen sich um ihn herum gruppierten.

Jan und Gerd wurden gefesselt vorgeführt.

Vit fuhr in strengem Tone fort: »Hendrik und Kurt, ihr nehmt die geladenen Gewehre und stellt euch neben die Straßenräuber; kommandiere ich: Eins ... zwei ... drei ..., dann schießt ihr die Kerle nieder!« Dann wandte er sich an die beiden Schurken mit den Worten: »Wenn ihr also nicht die Wahrheit sagt, wißt ihr, was euch passiert! Wieviel Mann zählt eure Bande?«

»Sechzehn Mann sind hier,« erwiderte Jan, welcher sehr eingeschüchtert war durch den strengen Ton, den Vit angeschlagen hatte.

»Wo sind denn die übrigen Mitglieder?«

»In Limburg.«

»Wer ist der Anführer?«

»Der schwarze Baas.«

»Wo ist derselbe augenblicklich?«

»Er wird auf dem Wege nach Sittard sein.«

»Wo wohnt der Kerl?«

»Das wissen wir nicht.«

»Achtung! Legt an! Eins ... zwei ...«

»Um Gotteswillen, Herr, haltet ein! Wir wissen es wirklich nicht,« rief Gerd in Todesängsten. Den beiden standen trotz der Kälte die dicken Schweißtropfen auf die Stirne.

»Wo hält er sich denn meistens auf?«

»Mitunter hier, mitunter in Limburg, auch wohl in Frankreich. Er trägt eine Maske, und wir wissen nicht einmal, wie er aussieht.«

»So, also ein geheimnisvoller Räuberhauptmann! Meint ihr, daß er heute den Wagen begleiten wird?«

»Nein, er wird erst auf Limburger Gebiet zu den Leuten stoßen.«

»Wohin ist denn der Wagen gebracht worden?«

»In die Gästescheune.«

»Wird der Kaufmann mitgenommen nach Bengelrath?«

»Jedenfalls, denn er soll ein Lösegeld zahlen.«

»Wieviel Mann sind als Wache bei den Gefangenen?«

»Nur zwei.«

»Welches Zeichen habt ihr abgesprochen, um euch gegenseitig erkenntlich zu machen?«

»Es wird zweimal der Schrei des Uhus nachgemacht.«

»Wie viele Eingänge hat die Gastesscheune?«

»Vorne ist ein Tor, außerdem sind in der Hintermauer zwei Türen.«

»Mit wieviel Mann seid ihr über den Wagen hergefallen?«

»Mit zehn Mann.«

»Es ist gut,« sagte Vit, »führt die Kerle ab. Ich denke, zwei Mann bleiben hier zur Bewachung, und wir übrigen holen unsere Freunde aus der Gastesscheune.«

»Dann ist es doch wohl besser,« meinte der Schmied, »wir lassen die beiden Schurken hier an einem Aste baumeln, es sind Straßenräuber und also keinen Schuß Pulver wert. Ich bin dafür, daß wir sie sofort aufhängen.«

»Nein, Meister Jansen,« sagte Vit, »wir wollen das doch lieber dem Gericht überlassen.«

»Ach was, die Richter mit ihren Protokollen und Akten sind mir zuwider. Wozu soviel Umstände? Laßt die Schufte baumeln und dann fort!«

»Seid vernünftig, Meister Jansen, wir wissen doch gar nicht, inwieweit die Leute schuldig sind. – »Na, wie ihr wollt! Tut, was ihr für gut findet!«

Jetzt kam Paul zurück und meldete, daß der Wagen vorbeigefahren sei, einige Kerle seien vor, einige hinter demselben hergegangen. Verdächtiges habe er sonst nicht bemerkt.

Augenblicklich bestieg man die Pferde, und im Galopp ging es den Waldweg entlang zur Scheune. Vor der Scheune wurde halt gemacht. Kerst Jansen ging mit noch einem Bürger hinter die Scheune und besetzte die beiden Türen. Paul ging ins Gebüsch und rief: »Uhu! ... Uhu!« Aus der Scheune wurde der Ruf erwidert, und gleich darauf öffnete man vorsichtig die Tür, und in der Türspalte zeigte sich das rote, aufgedunsene Gesicht eines zerlumpten Menschen. Dieser fragte:

»Wer ist da?«

»Komme hierher ins Gebüsch,« sagte Paul halblaut.

»Ich komme,« gab der Kerl zurück, ging wieder hinein in die Scheune und trat bald darauf mit einem Gewehr im Anschlag ins Freie. Sobald er Paul erblickte, riß er das Gewehr an die Wange und legte auf Paul an. In diesem Augenblicke krachte in der Nähe ein Schuß, und tödlich getroffen stürzte der Räuber zusammen. Vit, der sich in der Nähe Pauls postiert hatte, hatte noch früh genug die Bewegung des Räubers gesehen und ihn niedergeschossen. Jetzt krachten auch hinter der Scheune zwei Schüsse, und gleich nachher kam Kerst Jansen und meldete, daß den anderen Halunken dasselbe Schicksal getroffen wie seinen Genossen. Derselbe sei von ihm, als er mit geladenem Gewehr aus der Scheune kam und auf ihn anlegen wollte, niedergeschossen worden und habe bereits seinen Geist aufgegeben.

Jetzt betraten sie die Scheune. Dort lagen die fünf Begleiter des Wagens auf der Erde um einen Kachelofen herum, an Händen und Füßen gebunden. War das eine Freude, als diese ihre Bekannten erblickten, denn sie glaubten nicht anders, als ihr letztes Stündlein habe geschlagen!

Meister Jakob war auf dem Wagen mitgenommen worden. Die Stricke wurden den Gefangenen gelöst, und alle begrüßten sich herzlichst.

»Das ist eine feste Scheune,« meinte Vit, »die kann uns vielleicht noch einmal nützlich sein.«

»Jawohl,« sagte Jan Krüersch, »hier unten ist auch noch ein gewaltiger Keller, welcher einen Ausgang ins Freie hat, und den nur der schwarze Baas benutzt. Die Räuber haben hier nicht schlecht gelebt, denn zu essen und zu trinken gibt es hier genug.« Dann füllte er einige Humpen mit goldenem Rheinwein, und alle stießen an auf die glückliche Befreiung.

»Es sind auch noch vier schöne Reitpferde hier,« fuhr Krüersch fort, »welche vor einigen Tagen gestohlen und hierher gebracht wurden, sie stehen dort in dem Verschlage. Wir reiten also mit euch.«

»Gut,« sagte Vit, »es bleibt dann noch einer übrig, der hier zurückbleiben kann. Schäffesch, du gehst jetzt mit und bringst die beiden Gefangenen hierher und bewachst sie scharf. Morgen kommen wir zurück und holen dich. Wir haben jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Also zu Pferde!«

Jeder nahm sich noch etwas Mundvorrat, und nach kaum einer Viertelstunde ging es in scharfem Trabe auf Heinsberg zu.

Der Reitertrupp kam unbehelligt bis nach Tüddern bei Sittard. Dort wurde haltgemacht und bei einem bekannten Wirte eingekehrt. Es war beinahe dunkel, und Vit, welcher allein die Gegend genau kannte, zog sich einen blauen Kittel an und lief, so rasch er konnte, durch das Broich auf das Dörfchen Wehr zu. Er kam bis an den roten Bach und spähte vergebens nach einem Steg, um an das jenseitige Ufer zu gelangen. Da er einen solchen nicht fand, so watete er an einer seichten Stelle durch das Wasser und begab sich in das Dorf, wo er bei Manes Küfes, einem alten Bekannten von ihm, einkehrte. Vit machte diesen mit der Ursache seines Besuches bekannt und bat ihn, er möge mal im Dorfe Nachfrage halten, ob der Wagen schon durchgekommen sei. Wenn dies nicht der Fall sei, so möge er gleich den Weg entlang gehen, welcher von Wehr nach Brocksittard führt. Dort, wo das alte Kreuz steht, solle er rufen: »Peter!« und wenn Peter Kranz zum Vorschein gekommen sei, dann solle er ihn sofort auf Umwegen zu ihm führen. Manes entfernte sich, und Vit machte es sich im Lehnstuhle bequem. Er schaute mit Vergnügen den vier Kindern zu, welche sich mit einigen Schafen und kleinen Schweinchen in der geräumigen Küche herumtummelten. Die Kinder gehörten dem ältesten Sohne des Hauses, bei dem Manes wohnte. Ein brennender Kienspan erleuchtete nur spärlich den großen Raum. Jetzt brachte die Hausfrau eine große Schüssel mit dampfender Milchsuppe herein, welche Vit sich vortrefflich munden ließ. Er war kaum mit dem Essen fertig, als Manes und Peter Kranz eintraten.

»Nun, Junge,« fragte Vit, »wie steht es?«

»Ausgezeichnet, Meister,« gab Peter zurück. »Wir liegen mit zwölf Mann im Gebüsch auf der Lauer und frieren wie die Schneider. Die Leute, die bei uns sind, sind von der Bürgerwehr in Sittard, auch van Pooten ist bei uns. Alle haben eine große Wut auf den schwarzen Baas wegen seiner Räubereien und Diebstähle, und sie wollen ihn morgen partout hängen.«

»Die hängen ihn doch wohl nicht eher, als bis sie ihn haben,« meinte Vit. »Du, Manes, ist es auch ganz sicher, daß der Wagen noch nicht durchgekommen ist? Können die Banditen keinen anderen Weg benutzt haben?«

»Nein, das ist nicht möglich, denn die anderen Wege sind nicht fahrbar.«

»Gut, Peter, du gehst sofort zurück. Ich hole inzwischen die übrigen, und wir stellen uns unten am Broich auf und lassen den Wagen vorbeifahren. Wir folgen demselben in einiger Entfernung. Wenn der Wagen am Weidengebüsche angekommen ist, dann rufst du ›Uhu!‹ Der Wagen wird halten, und ihr tretet aus dem Gebüsch und schneidet den Kerls den Weg ab. Wir fallen ihnen in den Rücken und greifen sie so von beiden Seiten an. Wenn es eben möglich ist, so vermeidet das Schießen, sie werden sich schon der Übermacht ergeben. Legt aber drei oder vier Mann an den Weg auf Brocksittard zu, damit uns nicht etwa ein kleiner Vortrab entwischt, verstanden, Peter?«

»Jawohl, Meister.«

»Nun denn, Gott befohlen!«

Sie gingen durch Küfes Garten und trennten sich nach verschiedenen Richtungen. Nach einer guten halben Stunde kam Vit mit seinen Begleitern wieder in Wehr an und schickte zwei Mann als Lauscher aus. Diese hatten kaum hinter einer großen Linde Posto gefaßt, als der Wagen vorbeifuhr. Fix, den die beiden mitgenommen, stürzte auf den Wagen zu und sprang freudig an dem ihm bekannten Pferde hinauf. Einer der Banditen versetzte ihm einen Fußtritt, den Fix sehr übel nahm, indem er sofort über den Kerl herfiel und derart mit seinen Zähnen bearbeitete, daß derselbe sich heulend auf der Straße herumwälzte. Zwei seiner Kumpane hoben ihn auf und nahmen ihn zwischen sich. In schnellem Tempo ging es sodann weiter, denn die Räuber schienen Lunte gerochen zu haben.

Die Lauscher kehrten zum Haupttrupp zurück, und dieser ritt nun geschlossen durch das Dorf dem Wagen nach.

Letzterer hatte jetzt das Weidengebüsch erreicht, und man hörte den Schrei des Uhus. Die sechs Mann, welche eine Strecke vor dem Wagen hergingen, kehrten sofort zu diesem zurück. Es wurde haltgemacht.

Jetzt trat van Pooten aus dem Gebüsch, gefolgt von seinen Begleitern. Peter Kranz rief den Räubern ein lautes »Ergebt Euch!« zu.

»Was wollt ihr von uns?« rief eine Stimme aus dem Wagen. »Wir sind ehrliche Handelsleute, und wenn ihr den Weg nicht freigebt, so werden wir uns schon Platz verschaffen! Genossen! – Legt an! – Feuer –!«

Vier Schüsse fielen und zwei Mann von der Bürgerwehr stürzten nieder. Kaum waren die Schüsse verhallt, als Vit eine Salve kommandierte. Mehrere der Räuber stürzten getroffen zu Boden, und wurden von Fix mit wütenden Bissen traktiert.

»Säbel heraus!« schrie Vit, »und dann drauf! Haut sie zusammen, die Halunkenbrut!«

Nach kaum zehn Minuten lagen sämtliche Räuber erschlagen am Boden, nur zwei lebten noch.

Peter Knauer, einer von Pauls Freunden, hatte einen Hieb auf den Arm bekommen. Er zog sich mit seinem Pferde hinter den Wagen zurück und stieg ab. In diesem Augenblick sprang ein Kerl aus dem Wagen und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf, daß er bewußtlos zusammenbrach. Der Kerl schwang sich dann auf Knauers Pferd und sprengte laut lachend dem Bache zu.

Als Vit zu Knauer trat, war dieser so weit zur Besinnung gekommen, daß er ihm den Hergang erzählen konnte.

»Seht ihr,« sagte Vit zu Kerst, »der schwarze Baas ist uns entkommen! Also gehangen wird er noch lange nicht, denn an eine Verfolgung ist nicht zu denken.«

Im Wagen fand man den Meister Jakob an Händen und Füßen gebunden, Man hatte ihm einen Knebel in den Mund gesteckt. Er wurde vom Wagen geholt, war aber so steif, daß er sich kaum bewegen konnte.

»Großvater,« sagte er, »wer hätte das gedacht; Ihr habt ja hier eine kleine Schlacht geliefert!«

Jan van Pooten und Paul begrüßten Meister Jakob herzlich. Fix sprang wie toll um letzteren herum.

»Jakob,« sagte Vit, »wenn wir den Paul nicht bei uns gehabt hätten, dann wäre es uns schlecht ergangen.«

»Junge,« meinte Jakob zu Paul, »sei aber doch vorsichtig und bringe dich nicht allzusehr in Gefahr. Im übrigen danke ich euch allen für die Hilfe, meine Freunde, unser Herrgott mag es euch vergelten!«

Von den Bürgerwehrleuten waren drei gefallen und mehrere verwundet, ebenso von den Gladbachern, welche jedoch nur einen Toten hatten, Pauls Freund Karl Schüren, der Sohn vom Abteier Schepper Schepper. Schäfer..

Die Verwundeten und Toten wurden auf den Wagen geladen. Die toten Räuber sollten von Sittard aus am anderen Tage dort verscharrt werden, da sie ja auf keinem Friedhofe begraben werden durften. In Sittard fand man die zwei verwundeten Banditen tot mit durchschnittenem Halse im Wagen liegen; sie hatten sich der irdischen Gerechtigkeit entzogen.

Jan van Pooten versprach Meister Vit, den Wagen nebst Meister Jakob und Peter Knauer nach Maastricht zu bringen, und nachdem sich alle durch einen frischen Trunk und Imbiß gestärkt hatten, ritten sie wieder auf Gangelt zu, um in der Nacht noch die Scheune zu erreichen, dort zu übernachten und am anderen Tage wieder in Gladbach zu sein. Fix wurde von Jakob mit nach Maastricht genommen. Jakob sollte so lange dort verbleiben, bis er von Gladbach Bescheid erhielt, zurückzukommen.

»Es ärgert mich doch gewaltig,« sagte Meister Jansen auf dem Heimwege zu Vit, »daß uns der saubere Anführer entkommen ist!«

»Nun,« meinte Vit, »uns wird er wohl nicht mehr in die Quere kommen, aber an den Galgen kommt er doch! Wir wollen unsere Pferde in der Herberge gut füttern und sie nachher kräftig ausgreifen lassen, damit wir bald die Gastesscheune erreichen, um dort ausruhen zu können, denn ich bin hundsmüde.«

Gegen Mitternacht langten sie bei der Scheune an. Paul klopfte an das Tor, und die Stimme Schäffeschs klang von innen her: »Wer ist da?« Als Schäffesch seine Gefährten erkannte, öffnete er sofort und ließ sie mit ihren Pferden herein. Schäffesch legte Rapport ab, und als er versichert hatte, daß die Gefangenen gut aufgehoben seien, gab ihm Vit den Auftrag, für diese Nacht nochmals die Wache zu übernehmen und ja aufzupassen, denn die anderen seien alle todmüde. Es wurde sodann ein großes Strohlager fertig gemacht, und nachdem alle Türen untersucht waren und das Feuer geschürt, legte man sich zur Ruhe. Eine Viertelstunde war kaum vergangen, als man außer dem Knistern des Feuers nur mehr die regelmäßigen Atemzüge der Ermüdeten vernahm. Indessen lauschte Schäffesch aufmerksam auf jedes Geräusch.

Vit lag neben Kerst Jansen in der Nähe eines kleinen Schrankes, welcher mit Pferdegeschirr angefüllt war.

Es mochte gegen vier Uhr morgens sein, als Vit durch ein Geräusch geweckt wurde. Er blickte auf und sah eine Gestalt vor sich stehen. Es war Schäffesch, welcher ihm zuflüsterte: »Hier muß etwas nicht richtig sein. Ich hörte ein Rasseln in dem Schranke. Sollte vielleicht der geheime Gang, wovon Peter Kranz gesprochen – – –?«

Da, – was war das? Unter der Stelle, wo Vit lag, rasselte es wieder, der Schrank begann sich zu bewegen, und zwar in der Richtung nach den Schläfern zu. Vit gab Kerst Jansen einen Rippenstoß und legte ihm die Hand auf den Mund, zum Zeichen, daß er sich ruhig verhalten solle. Der Schrank bewegte sich noch immer langsam vorwärts. Jetzt stand er stille, und von der Stelle her, wo er gestanden, vernahm man den Ruf: »Uhu!«

»Schäffesch, gib Antwort,« raunte Vit diesem zu, und sogleich wurde das Signal zurückgegeben.

»Wer ist da?« fragte die Stimme aus der Tiefe.

»Ich bin es,« gab Vit in schläfrigem Tone zurück.

»Nenne deinen Namen,« erscholl die Stimme.

»Haltet mich nicht zum besten, Baas,« stotterte Vit. »Ihr wißt doch – zum Teufel – wer ich bin!«

»Ihr Hunde seid wieder besoffen; aber wartet, ich werde euch das Saufen schon versalzen!« hallte es zurück.

»Dummer Teufel,« brummte Vit, »fällt uns gar nicht ein, Schnaps zu trinken. Wir haben guten Wein hier – kommt und trinkt mit!«

Jetzt schwang sich ein großer, starker Mann aus der Öffnung und schrie, indem er auf Vit zukam: »Halunken, so mißachtet ihr meine Befehle! Soll ich – –?« und er holte zum Schlage aus.

In diesem Augenblick stürzten sich Vit, Kerst Jansen und Schäffesch auf den schwarzen Baas, denn dieser war es. Von dem Spektakel erwachten die übrigen Schläfer, denen Vit zurief, daß sie sich ruhig verhalten sollten. Der Baas wehrte sich mit aller Macht, und die drei hatten Mühe, ihn zu bändigen. Der Schmied versetzte ihm jedoch einen derben Faustschlag gegen die Schläfe, daß er besinnungslos zu Boden fiel. Jetzt wurde er an Händen und Füßen gebunden und ihm die schwarze Ledermaske vom Gesicht genommen. Sein Gesicht wurde darauf mit Wasser bespritzt, worauf er zu sich kam.

»So, Baas,« sagte Vit, »endlich seid Ihr mal in Eure eigene Falle gegangen.«

»Was wollt Ihr von mir?« fragte der Baas finster.

»Das wissen wir noch nicht, aber jedenfalls wird das Malefizgericht in Wassenberg wissen, was es mit Euch anfängt. Leute Euren Schlages werden einfach gehängt.«

»Unsinn!« bemerkte Kerst Jansen, »der Kerl ist schuld an dem Tode unseres Schüren. Wir bilden selbst das Gericht und verurteilen ihn wegen Mordes und Straßenraubes zum Tode. Die Herren am Gericht fordern Zeugen und schreiben eine Menge Pergamentbogen voll, und wenn sie den Kerl nachher hängen wollen, dann ist er zum Teufel, und wir haben das Nachsehen.«

»Ihr Herren,« hub der Schwarze an, »ich unterwerfe mich Eurem Urteil und verlange nicht, vor ein Gericht gestellt zu werden. Aber eine Bitte habe ich an Euch, macht mir meine linke Hand frei, damit ich meine Stirne halten kann, denn sie schmerzt mich schrecklich.«

»Das glaube ich,« meinte Vit, »denn wo der Schmied mit seiner Faust hinfühlt, da kann wohl Schmerz entstehen.«

»Dafür hat er mir auch fast den Zeigefinger abgebissen,« bemerkte der Schmied.

Die linke Hand wurde dem Baas freigegeben und ein Eimer Wasser an seine Seite gestellt, damit er seine Stirne kühlen konnte.

»So,« sagte Vit, »da der schwarze Baas unser Kriegsgericht anerkennen will, mag Kerst Jansen den Vorsitz führen und die Beisitzer selbst ernennen.«

Der Schmied war damit zufrieden und ernannte sechs seiner Freunde zu Beisitzern. Er begann:

»Da bei uns von Schlaf keine Rede mehr sein kann, so wollen wir das Gericht sofort abhalten; mit der Vollstreckung des Urteils können wir ja noch warten, denn wenn der schwarze Baas sich noch mit unserem Herrgott aussöhnen will, dann werden wir als Christenmenschen noch einen Priester holen müssen.«

Der Baas fuhr empor: »Nur keinen Pfaffen, Ihr Herren, damit habe ich nichts zu schaffen, denn ich glaube weder an einen Gott noch an einen Teufel!«

»Nun,« meinte der Schmied, »mit letzterem dürftest du sehr bald Bekanntschaft machen.«

Da zuckte der schwarze Baas plötzlich zusammen, fiel von dem Schemel, auf den man ihn gesetzt hatte, wie ein Sack auf die Tenne, streckte noch einige Male Hände und Füße und rührte sich nicht mehr. – –

Kerst Jansen kniete nieder, öffnete ihm das Wams und legte das Ohr auf seine Brust. »Kein Lebenszeichen mehr! Der Kerl ist tot,« sagte der Schmied; »da seht, hier in der linken Hand hält er ein leeres Fläschchen!«

»Er hat sich offenbar vergiftet,« sagte Vit, »und sich so dem irdischen Gericht entzogen. Darum wollte er auch die Hand frei gemacht haben, und unterwarf er sich freiwillig unserem Spruche. Traget ihn dort hinter den Verschlag, wir wollen nachher sehen, wo wir mit ihm bleiben. – Wer nach den aufregenden Stunden noch etwas schlafen will, mag es tun; ich setze mich ans Feuer.«

Kerst Jansen gesellte sich zu Vit, und die anderen lagen bald in tiefem Schlummer. Die beiden saßen eine Zeitlang sinnend am Feuer, als Vit mit gedämpfter Stimme sagte:

»Du, Kerst, da taucht ein Verdacht in mir auf. Wenn der Schwarze uns täuschte und anstatt Gift nur einen Schlaftrunk genommen hätte? Er hatte eine Hand frei und könnte sich beim Erwachen ganz gut der Fesseln entledigen.«

»Der ist mausetot, das glaube mir,« gab der Schmied zurück, »der tut niemandem mehr etwas zuleide.«

»Ich bin aber noch gar nicht beruhigt,« versicherte Vit, »ich traue dem Burschen nicht, denn er unterwarf sich ohne weiteres unserem Gerichte. Die Sache scheint mir sehr bedenklich! – – Da – was war das?« – –

Die beiden horchten und vernahmen jetzt deutlich den Schrei des Uhus, welcher draußen ertönte.

»Zum Teufel,« brummte Vit, »hört denn die Halunkerei gar nicht auf? Ich glaube, es ist jemand am Tore. Kerst, gehe hin und tue, als ob du der schwarze Baas wärest, du trägst einen Bart, und in der Dunkelheit wird man dich nicht erkennen. Binde dir auch die Maske vor, die wir dem Baas abgenommen haben, wir wollen das Gesindel anführen.«

Der Schmied tat, wie ihm geheißen, und begab sich an das Tor. Vit schlich ihm nach und rief: »Uhu! Uhu!« Dann fragte er, wer da sei.

»Macht nur auf, ich bin es,« erscholl eine Stimme von draußen.

»Es ist ein altes Weib,« flüsterte Vit, »nun wird die Sache noch interessant. Wie heißt du denn?« fragte er lauter.

»Kennt Ihr denn die Finkenmutter nicht? Macht nur auf, ich weiß einen fetten Fang.«

Das Tor wurde geöffnet, und die Alte huschte herein mit den Worten: »Ja, hier bin ich, denn wo der Teufel nicht selbst hinkommen kann, da schickt er ein altes Weib. Wie, Baas, seid Ihr hier? Ich glaubte, Ihr wäret in Limburg.«

»Ich bin diese Nacht zurückgekommen,« gab der Schmied flüsternd zurück.

»So! Also ich komme, um Euch mitzuteilen, daß in einer Stunde ein kleiner Wagen von Gladbach kommt, welcher einen Mönch nach Aachen bringen soll, der viel Geld und eine Menge Kostbarkeiten bei sich führt. Vier Reiter begleiten ihn. Berger und noch zwei der Eurigen sind bei mir in der Schenke, schickt noch zwei Mann von hier auf die Straße in der Nähe der alten Eiche, dann habt Ihr leichtes Spiel. Aber, Baas, ich beanspruche einen Teil der Beute.«

»Gewiß,« sagte der Schmied, »deinen Lohn sollst du haben, darauf kannst du dich verlassen!«

»Es ist gut« bemerkte jetzt Vit, »du kannst gehen, sage aber Berger und den zwei andern, sie sollen dem Wagen entgegengehen und mit den Reitern ein Gespräch anknüpfen; wenn sie den Schrei des Uhu hörten, sollten sie schießen, aber nicht eher. Ist es recht so, Baas?«

»Ja, so bleibt's,« antwortete Jansen, »und wenn alles in Ordnung ist, sollst du deinen Lohn haben. Aber höre. Weißt du auch sicher, daß der Wagen kommt?«

»Ganz bestimmt,« versicherte die Alte, »der Kölner Jörg hat in Gladbach, wo er an dem Fenster einer Wachtstube lauschte, alles gehört, und auf den kann man sich verlassen; der hatte ja auch die Ankunft des Wagens für Maastricht angegeben, der in vergangener Nacht genommen wurde.«

»Gut,« sagte der Schmied, »jetzt mach, daß du fortkommst!« Damit schob er die Alte zum Tore hinaus.

»Das sind ja ausgelernte Straßenräuber,« sagte Jansen zu Vit. »Aber wir wollen sie ausrotten mit Stumpf und Stiel.«

Vit weckte einige der Leute, die Wache halten sollten, machte Paul, der sie begleitete, mit dem Plane bekannt und ging dann zu den Pferden. Nach kurzer Zett ritten die drei in scharfem Trabe davon und hatten kaum in einer Viertelstunde die große Eiche erreicht, als sie wirklich den Wagen schon daher kommen sahen. Die Hakenschützen, die eine kleine Strecke vorausritten, wunderten sich nicht wenig, als sie die Freunde erkannten. Vit machte, als der Wagen herangekommen war, den Mönch, Pater Bruno, mit der Sache bekannt, welcher sehr in Schrecken geriet und ein über das andere Mal Gott und den wackern Leuten dankte, die ihm beistehen wollten.

Bei dem schwachen Scheine des Mondes sah man jetzt von der Eiche her drei Gestalten sich nähern. Als sie auf Sprachweite herangekommen waren, sprang der Schmied vom Pferde und rief:

»Legt eure Flinten nieder und ergebt Euch!«

Ein höhnisches Lachen der Banditen war die Antwort.

Kerst Jansen kommandierte: »Legt an! Feuer!« Drei Schüsse krachten, und jeder hatte nur zu gut getroffen. Die drei Banditen wälzten sich in ihrem Blute.

Pater Bruno schauderte und bat, doch ja kein Blut mehr zu vergießen, »Ja,« meinte Vit, »das geht nun einmal nicht anders: »à la guerre, comme à la guerre«, sagen die Franzosen. Dieses Gesindel hat's ja auch nicht anders verdient!«

Übrigens scheint es, als ob die drei da genug hätten.« Er trat hinzu und erkannte in dem einen derselben den Kölschen Jörg, der ihn einmal auf dem Wege nach Gen-Holt angebettelt, wo er ihn mit dem Stocke verprügelt hatte. »So geht's mit diesem Gelichter,« sagte Vit, »wie gelebt, so gestorben!« Dann wandte er sich an Pater Bruno mit den Worten:

»Nun fahret in Gottes Namen weiter, es wird Euch keine Gefahr mehr drohen, denn die ganze Räuberbande ist vernichtet. Wie steht es in Gladbach?»

»Der Prälat verlangt sehr nach Eurer Rückkehr.«

»Aho!« erscholl jetzt die kreischende Stimme der alten Hexe aus dem Walde, »ist es gelungen? Wo ist mein Lohn, schwarzer Baas?«

»Hier hast du ihn,« rief der Schmied, und bevor ihn jemand daran hindern konnte, riß er sein Gewehr an die Wange und tödlich getroffen stürzte die Alte, welche inzwischen näher gekommen war, zu Boden.

»Jansen! Jansen!« sagte Vit vorwurfsvoll, »das hättet Ihr nicht tun sollen.«

»Ach was,« meinte der Schmied, »an der alten Hexe ist nichts verloren. Sie hat Unheil genug angerichtet!«

Vit nahm jetzt Abschied von dem Pater und den Hakenschützen, übergab Jansen den Befehl über die Leute, mahnte zur Vorsicht, bat ihn, so bald als eben möglich mit den Leuten zurückzukehren, und ritt mit Paul auf Gladbach zu.

Vit und Paul spornten ihre Pferde immer wieder von neuem an, so daß sie schon bald Erkelenz erreichten. Hier ließen sie die Tiere eine ruhigere Gangart einschlagen, damit diese sich etwas verschnaufen konnten. Vit unterbrach jetzt die Stille, welche bis dahin zwischen beiden geherrscht, mit den Worten:

»Junge, daß du deiner Mutter nicht zu viel erzählst von dieser ganzen Geschichte, denn die vergeht sonst noch vor Angst. Ich denke, daß wir sie sowohl wie die Eva morgen gleich aus der Stadt fortschicken; und ich halte es für ratsam, daß auch du mit ihnen gehst, denn dein Bleiben in der Stadt würde zu gefährlich werden. Du würdest dich von den barbarischen Hessen nicht so ohne weiteres mißhandeln lassen, sondern dich tüchtig wehren, und ich fürchte, die rohen Kerle würden dich totschlagen.«

»Aber Großvater,« warf Paul ein, »Ihr wollt mich doch nicht wie einen wehrlosen Knaben fortschicken, während Ihr zurückbleibt und Euer Leben aufs Spiel setzt, denn für Euch ist es nicht minder gefährlich.«

»Das ist richtig, Junge,« sagte der Alte sinnend, »aber ich muß bleiben, weil ich es dem Prälaten versprochen habe, und ich halte mein Wort. Habe ja doch nicht lange mehr zu leben, denn ich bin schon ein alter Mann. Aber sollte ich sterben müssen, dann erleide ich immerhin einen ehrenvollen Tod und ich denke, unser Herrgott wird es nicht so genau mit mir nehmen!«

»Also, Großvater,« erwiderte Paul, »während Ihr in der Stadt Euer Leben für uns in die Schanze schlagt, soll ich draußen auf der faulen Haut liegen. Das gibt es nicht! Das werde ich nicht aushalten können.«

Vit reichte ihm die Hand und sagte: »Daran erkenne ich meinen Jungen! Na, ich will sehen, was sich tun läßt; jedenfalls kannst du aber nicht in der Stadt bleiben, wenn die Hessen dort sind, denn wie die vorgehen, davon hast du keinen Begriff. Denke nur: vor zwei Jahren waren sie in Dülken, und ich bin eigens dahingereist, um mir das Treiben einmal anzusehen. Ich hatte dort nämlich einen Vetter wohnen, namens Jan Seulen. Was ich da erlebt habe, ist kaum zu beschreiben. Die Einwohner waren fast alle geflüchtet, die Häuser wurden geplündert und was nicht mitgenommen werden konnte, wurde zerschlagen und verbrannt. Am ersten Tage meiner Anwesenheit wurde bei einem Bäcker Holz abgeladen. Ich machte einen Gang durch die Stadt und befand mich gerade in der Nähe der Holzfuhre, als drei halbbetrunkene Hessen an mir vorüberkamen, wovon zwei je ein Gewehr trugen, während der dritte mit einer Lanze bewaffnet war. Jetzt kam ein altes Mütterchen dahergehumpelt, auf einen Stock sich stützend und ein etwa zweijähriges Kind an der Hand führend. Kaum hatten die rohen Gesellen die alte Frau und das Kind bemerkt, als derjenige, welcher die Lanze trug, mit teuflischem Lachen auf das unschuldige Kind zulief und demselben seine Waffe durch den Leib bohrte, um es triumphierend umherzutragen. Nie werde ich den Anblick des auf der Lanze zappelnden Kindes vergessen und dessen Todesschrei! Er ging mir durch Mark und Bein. Gleichzeitig gellte der Schrei der alten Frau – es sollte ihr letzter gewesen sein, denn die beiden anderen Hessen stürzten sich auf sie und schlugen sie mit ihren Gewehrkolben zu Boden. Die arme Frau blieb tot auf der Straße liegen. Jetzt verging mir aber die Geduld und Selbstbeherrschung. Ich riß ein schweres Scheit Holz aus dem Haufen und schlug den Lanzenträger zu Boden. Das Blut des Unmenschen bespritzte mich von oben bis unten. Jetzt ergriff ich die ihm entfallene Lanze, zog sie dem unglücklichen Kinde aus dem Leibe, um das ich mich leider nicht bemühen konnte, und ehe die beiden andern Schufte es sich versahen, lag schon einer derselben durchbohrt am Boden. Mit dem dritten hatte ich nun einen kleinen Kampf zu bestehen, doch die gute Sache siegte: ich unterlief sein Gewehr und stieß ihn gleichfalls nieder. Er torkelte zu Boden neben den Körper seines würdigen Genossen.

Aber jetzt wurde es Zeit für mich! Ich hatte bemerkt, daß den drei Hessen ein Junge gefolgt war, der ein Pferd führte. Ich blickte umher und sah denselben wenige Schritte von mir entfernt stehen. Ich eilte hinzu, riß dem Jungen die Zügel aus der Hand und schwang mich in den Sattel. Der Bäcker rief mir noch zu: »Das Lindentor ist offen!« und fort ging's in gestrecktem Galopp. Beim Lindenhof ritt ich zwei Soldaten über den Haufen und schlug den Weg auf Hardt zu ein. Kaum war eine Viertelstunde verflossen, als ich hinter mir Pferdegetrappel hörte. Ich bog schnell vom Weg ab, ritt eine Strecke in die Heide hinein, stieg dann ab und lief auf Venn zu, welches ich glücklich erreichte. Von den Hessen habe ich nichts mehr gesehen, aber lange Zeit nachher meinte ich immer noch den schrecklichen Schrei der alten Frau und des armen Kindes zu hören.«

»Großvater,« sagte Paul, »das war ein gefährliches Stückchen!«

»Meinem Vetter ist es gar übel ergangen,« fuhr der Großvater fort, »als die Hessen erfuhren, daß ich bei ihm zum Besuch war. Er mußte sein ganzes Hab und Gut einbüßen, und sein Leben konnte er nur durch die Flucht nach Gladbach retten.«

Mittlerweile hatten unsere Reiter Gladbach erreicht. Paul ritt gleich nach Hause, wo er von der Mutter und Eva freudig empfangen wurde. Vit war zuerst zur Abtei geritten. Dort überlegte Pater Sibenius mit ihm, wie er am sichersten nach Köln kommen könne, denn er war mit Vit der bestimmten Meinung, daß er in Köln etwas Gutes für Gladbach und sein Kloster ausrichten würde, auch könne er vielleicht eine kaiserliche Besatzung erwirken. Vit erbot sich, für sichere Begleitung zu sorgen und versprach im übrigen zu schweigen. Niemand sollte vorläufig gewahr werden, daß der Prälat abreisen wollte.

Hierauf begab sich Vit nach Hause, und nachdem er die Frauen begrüßt hatte, begann er: »Mechthilde, du und die Eva, ihr müßt morgen fort von hier. Ich denke, daß ihr bei Gieten in Venn gut aufgehoben seid, der wohnt da in einem dichten Walde, sodaß die Hessen seine Wohnung nicht so leicht finden werden. Hier könnt ihr nicht bleiben.«

»Aber Vater,« entgegnete Mechthilde, »der Paul geht mit.« »Er soll nachkommen, er hat morgen zuerst noch einen Gang für mich zu tun. Unter keinen Umständen bleibt er hier, darauf kannst du dich verlassen. Hörst du Paul, heute abend gehst du nach Venn und sagst zu Gieten, daß die Mutter und Eva morgen kommen würden, er möge sich danach einrichten. Aber jetzt wollen wir uns erst einmal stärken. Komm, Junge, ich habe einen Wolfshunger!«

Mechthilde hatte bereits dafür gesorgt, daß etwas auf dem Tische stand, und es war eine Lust, den beiden zuzusehen, denn die Strapazen hatten einen ungeheuren Appetit erweckt.

Vit hatte nachher noch eine Unterredung mit den verschiedenen Innungsmeistern und dem Bürgermeister Knops. Alle fragten neugierig, wo denn Kerst Jansen und die übrigen geblieben seien. Vit erzählte die ganze Geschichte und meinte, der Schmied würde wohl bald eintreffen. Am Abend kam die Frau des Schmiedemeisters weinend zu Vit, um sich nach ihrem Manne zu erkundigen. Er versicherte ihr, daß Kerst munter und gesund sei und jedenfalls morgen mit den andern wieder da sein werde. Die Frau ging beruhigt nach Hause.


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