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Gisli wird geächtet und irrt als Waldgänger durch ganz Island

Auf dem Herbstthing zu Heiligenberg aber wurde Gisli in die Acht getan wegen des Mordes an Thorgrim: auf ganz Island ward er für friedlos erklärt wie das Raubtier im Walde, und all sein Gut wurde dem zugesprochen, der ihn erschlüge. Denn seine Sachwalter, die Oheime der Aud, hatten keinen Vergleich zustande gebracht. Vergeblich hatten sie sich an Thorkel um Beistand gewendet, und als Börk mit seinem ganzen Anhang aus den Gauen ringsum vor dem Gerichte aufzog, erschraken die beiden so, daß all ihre Einreden matt und wirr klangen und samt und sonders für nichtig erklärt wurden. Da machte sich Erik Eriksohn auf den Weg, suchte Gisli in der Ode an der Speerföhrde auf und brachte ihm die Nachricht seiner Verurteilung. Gisli erwiderte wenig darauf und meinte nur, von seinen Oheimen hätte Vestein sein festes und kühnes Herz nicht gehabt; wäre der an ihrer Stelle gestanden, es wäre wohl anders gekommen! Dann wendete er sich zu den Frauen und sprach: »Nun bin ich zum Waldgänger geworden und muß von euch scheiden, ihr Lieben!« Da entgegneten die beiden, sie wollten sich nicht von ihm trennen und mit ihm zusammen zugrund gehn. Er aber sprach: »Nein, Teure, so leicht machen wollen wir's ihnen nicht, unsern Feinden. Vieles ändert die Zeit, und manch wackres Herz schlägt noch auf Island. Mein Glück im Kampf mit dem Schicksal will ich erproben. Ihr aber erhaltet mir hier die Heimat, bis ich zurückkann!« Und nachdem er sich reisefertig gemacht hatte, schüttelte er Gudrid die Hände, nahm Aud noch einmal an sein Herz und brach auf.

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Über ganz Island hin wanderte er, Börks Späher auf seinen Fersen. Kein Häuptling war in allen Gauen, an den er sich nicht um Beistand gewandt hätte gegen seine Feinde. Aber da zeigte es sich: Grims Verwünschung hatte gewirkt. Nicht einer unter den vielen – und es waren mächtige, furchtlose und großherzige Männer darunter, auch nicht einer fand sich bereit, sich seiner anzunehmen und ihn auf die Dauer zu schützen. So irrte er jahrelang rastlos von Ort zu Ort, und manchen Winter lag er in den einsamen Schutzhütten droben im Hochgebirg mit Räubern und Wegelagerern zusammen.

Aud und Gudrid aber hatten auch kein leichtes Leben an der Speerföhrde, allein in der Wildnis. Dennoch gaben sie die Hoffnung nicht auf, wie auch ein Jahr ums andere ging, ohne daß sich ihr Sehnen erfüllte. Ward es ihnen aber gar zu schwer in ihrer Verlassenheit, so setzten sie sich zusammen und sprachen, wie es sein würde, wenn Gisli einmal zurückkäme und ihre guten Tage mit ihm! Und das war ihnen dann wie eine Flamme, an der sie sich immer wieder erwärmten in ihrem Elend ...


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