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20

Derrick folgte Staines in Tommys Haus.

»Mir kommt es beinahe so vor, als gehöre ich hierher«, scherzte er. »So eine verdammte Schweinerei; der reinste Kintopp. Was halten Sie davon, Inspektor?« Plötzlich sah er die Maske, die Dick noch immer in der Hand hielt: »So etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Na, haben Sie es sich überlegt? Wollen Sie doch mit mir nebenan die Nacht verbringen?«

»Vielleicht darf ich einen Gegenvorschlag machen«, meinte Dick. »Wir lassen zwei meiner Leute drüben. Schlafen brauchen sie nicht; man kann ihnen Lehnstühle hinstellen.«

Aber Derrick schüttelte abwehrend den Kopf.

»Warum sollen sich die Leute unnötig in Gefahr begeben? Ich werde auch nicht drüben bleiben. Morgen lasse ich die Möbel wegräumen, und dann wird mit dem Abbruch der alten Bude begonnen.« Nun stellte er eine Frage, die Dick aufs höchste überraschte: »Darf ich einmal den Anrichteraum hier in diesem Haus besichtigen?«

»Hier? Meinetwegen.« Er klingelte. Minns erschien.

»Mr. Derrick möchte den Anrichteraum sehen«, unterrichtete er ihn vom Wunsch seines Gastes.

Überrascht sah er, daß Minns totenbleich wurde.

»Meinen Anrichteraum, Sir? Gewiß. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich ihn nur vorher ein wenig in Ordnung bringen.«

»Lassen Sie nur«, widersprach Derrick und wollte dem Diener folgen, aber Minns ließ sich nicht verblüffen. Auf der Schwelle blieb er stehen und wandte sich an den neugierigen Gast des Hauses seines Herrn.

»Ich bedaure, Sir«, sagte er, »daß ich in Abwesenheit meines Herrn ohne dessen Genehmigung niemand im Hause herumführen darf. Ich will Ihnen den Anrichteraum gern zeigen, muß aber, um des guten Namens meines Herrn willen, darauf bestehen, daß ich den Raum erst in Ordnung bringen darf.« Er drückte die Tür hinter sich ins Schloß, und Derrick starrte ihm nach.

»Das hätte ich denn doch nicht erwartet«, meinte Dick lächelnd. Rot vor Zorn, wandte Derrick sich ihm zu.

»So, so? Der alte Diener spielt den Gerechten, wie? Nein, ich glaube, ich werde nun darauf verzichten, mir den Anrichteraum noch anzusehen.« Ohne ein weiteres Wort schlug er die Tür hinter sich zu und verließ bald darauf das Haus. Dick suchte Minns auf, den er ruhig und ohne eine Spur von Erregung in seinem Zimmer sitzend fand.

»Was ist denn mit dem Anrichteraum los, Minns? Gehört er zum Geheimnis?«

»Der Raum hat nichts Geheimnisvolles an sich«, gab der Diener zurück. »Hat sich Mr. Derrick beschwert, weil ich mich weigerte, ihm das Zimmer zu zeigen?« Aus seiner Stimme sprach Sorge.

»Nein«, gab Dick zur Antwort. »Mr. Derrick meinte nur, er habe kein Interesse mehr, den Raum zu sehen.«

Die Gesichtsfarbe Minns' nahm einen aschgrauen Ton an.

»Es tut mir leid, Sir, daß Mr. Derrick das sagte.« Warum er es bedauerte, das sagte er nicht. Gegen Mitternacht kam er nochmals zu Dick, um sich nach dessen Wünschen zu erkundigen. Bald darauf hörte ihn der Inspektor in sein Zimmer gehen und die Tür hinter sich verriegeln. Um halb eins verlöschte Dick sämtliche Lichter und stellte sich an der Haustür auf. Der Platz vor ihm war menschenleer; er wußte jedoch, daß sich in Rufweite etwa zwanzig Beamte von Scotland Yard aufhielten. Es regnete stark, und Staines konnte sich vorstellen, wie die Leute fluchten, da sie sich schutzlos dem Wetter ausgesetzt sahen. Er hatte dem Führer der Beamten bereits mitgeteilt, daß er noch einen späten Besucher erwarte.

»Wir können kaum alle Leute beobachten, die hier vorbeikommen«, meinte der Sergeant. »Minns war vor einigen Minuten auch hier, um seine Pfeife auszurauchen.«

»Minns?« wunderte sich Dick. »Ich glaubte, er sei zu Bett gegangen?«

Warum sollte der Diener nicht noch vor dem Schlafengehen eine Pfeife rauchen?.

»Wem gehört der Wagen dort?« Staines wies auf einen Tourenwagen, der mit eingeschaltetem großen Licht auf der andern Straßenseite hielt.

»Wem er gehört, Sir, weiß ich nicht«, erwiderte der Sergeant. »Er steht schon seit einer Stunde dort.«

Dick untersuchte das Auto. Es war über und über mit Schmutz bedeckt. Die Nummer zeigte eine Sussexregistrierung.

»Ja, vor einer Stunde kam der Wagen an; wer darin saß, konnte ich nicht erkennen, weil die Scheinwerfer blendeten«, berichtete nun auch einer der Kriminalbeamten.

»Lassen Sie das Auto nicht aus den Augen«, befahl ihm Dick.

Punkt ein Uhr klopfte es an die Haustür. Sofort warf Dick sie auf. Vor ihm standen zwei Personen.

»Wer ist das?« rief er leise.

»Ich bin's Dick.« Es war Mary. Sie schien außer Atem zu sein.

»Wer ist denn bei dir?«

»Ein Freund.«

»Kommt herein.« Der Begleiter Marys hinkte. »Kommt in das Speisezimmer.«

»Nein, du mußt uns mit dir nehmen, Dick, du hast's mir versprochen.« Die Worte klangen furchtsam. »Bitte, halte dein Versprechen. Mein Freund, Mr. ... Jones ...«

»Sage lieber Mr. Cornfort«, unterbrach sie der Inspektor. Er hörte den Mann lachen.

»Sie scheinen ein gutes Gedächtnis für Stimmen zu haben, Mr. Staines«, sagte der andere, und seine Stimme verriet weder etwas vom Alter noch von einer Krankheit des Sprechenden.

»Ehe wir uns weiter unterhalten«, meinte Dick, »möchte ich erst ein wenig unterrichtet werden, was eigentlich gespielt wird. Wenn mir Unannehmlichkeiten bevorstehen – wie es den Anschein hat –, dann will ich wenigstens vorher wissen, was los ist.«

»Ich wäre erstaunt, wenn ich Sie anders sprechen hörte«, gab Cornfort zu. »Mary wollte nicht, daß ich sie hierher begleitete, aber ich habe es satt, sie für mich die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Ich wollte in der Stunde der Gefahr bei ihr sein.«

»Nun, Mary wird weder heute noch jemals sich in Gefahr begeben, wenn ich es verhindern kann.« Dick wandte sich an Mary: »Ich soll dir helfen, ins Nebenhaus zu gelangen, wie? Damit will ich nichts zu tun haben, Mary. Ich bin Polizeibeamter und muß meine Pflicht erfüllen; worauf diese hinausläuft, weiß ich bis jetzt zwar nicht, aber jedenfalls will ich nichts mit Leuten zu tun haben, die eine schnelle Todesart suchen und sich zu diesem Zweck in die Löwenhöhle begeben wollen.«

»Nein«, flüsterte sie. »Der Gedanke stammt gar nicht von mir, sondern von Henry. Er wollte nicht, daß ich etwas damit zu tun haben solle. Er hatte Angst, daß sich Lavinsky bei ihm revanchieren würde, indem er mich in seine Gewalt zu bekommen suchte. Ich wollte ja auch in Eastbourne bleiben, aber nach den Ereignissen, vor ein paar Tagen konnte ich es nicht mehr tun. Ich lüge nicht, Dick. Meine Leute wußten nur nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Henry drohte sogar, mich einsperren zu lassen, damit ich mich nicht unnötig in Gefahr begeben könnte. Zuletzt erst faßten wir den Beschluß, uns an dich zu wenden.« Sie ergriff beschwörend seinen Arm. »Mr. Cornfort mußte ja sowieso in der Nähe bleiben. Dir wird der Grund hierfür auch noch einleuchten. Wir entschlossen uns daher, daß er mich begleiten solle.«

Dick stöhnte.

»Ich verstehe von dem ganzen Kram gar nichts, Liebling«, gab er zu. Er dachte angestrengt nach: »Kommt alle beide mit mir nach oben.«

»Du darfst uns auf keinen Fall allein lassen, Dick«, bat sie ihn.

»Komm nur, Geliebte, sei ruhig.«

Cornfort trat, sobald er Dicks Zimmer betreten hatte, auf den Balkon hinaus. Mary zog ihn zurück.

»Bitte nicht. Erinnern Sie sich Ihres Versprechens. Können wir nicht die Vorhänge vorziehen?«

Das Mädchen zitterte wie Espenlaub.

»Wenn wir sicher sein können, daß Marys Theorie richtig ist, würde das Ganze ein Kinderspiel sein«, erklärte nun Cornfort. »Aber weil wir es nicht bestimmt wissen, dürfen wir – auch Henry behauptet es – nicht das geringste Risiko auf uns nehmen.«

»Was für ein Risiko?« wollte Dick wissen.

Lange schwieg Cornfort. Endlich sagte er, und jedes seiner Worte klang Dick wie ein Donnerschlag in den Ohren.

»Lebenslängliches Zuchthaus für mich und lange Gefängnisstrafe für Mary!«

Plötzlich hörte man in der großen Stille, die dieser Erklärung gefolgt war, ein Auto unten auf dem Platz vor dem Haus vorfahren. Kurz darauf erklang Tommys Stimme von der Diele aus.

»Warum denn alles so dunkel?« rief er laut.

»Schnell«, Dick beugte sich über das Treppengeländer, »komm herauf und mach keinen solchen Krach.«

»Ist was los?« Die Stimme klang freudig erregt. »Ich kam nur zurück, um dir meine Adresse zu geben. Ich dachte eben daran, als ich aus dem ›Eulenklub‹ herauskam.«

»Halt den Mund«, warnte ihn der Freund nochmals.

»Ist der Geist wieder unterwegs?« erkundigte sich Tommy flüsternd.

»Pst. Oben in meinem Zimmer ist jemand Bekanntes von dir.«

»??«

»Mary!«

»In meinem Zimmer?« Er würgte an den Worten. »In meinem ... deinem Zimmer? Was, zum Donnerwetter ...«

»Beruhige dich; sie kam nicht allein. Mr. Cornfort ist bei ihr.«

»Tommy«, rief Mary heraus, »Liebling, was willst du hier? Warum bist du gekommen?«

»Warum? Verdammt noch einmal, es war höchste Zeit, daß ich kam. Was soll das alles heißen, Mary? Du bist bei Dick?«

»Mr. Cornfort ist auch hier.«

»Warum ist hier alles dunkel? Warum brennen die Lampen nicht?«

Als er den Schalter suchen wollte, fiel ihm Mary in den Arm.

»Bitte nicht, Liebling.«

Von draußen klang ein leises Pfeifen. Dick raste auf den Balkon hinaus. Dunkel sah er die Umrisse zweier Gestalten sich von Derricks Balkon abheben; ob es Männer oder Frauen waren, die sich dort drüben an der Wand entlangtasteten, konnte er nicht erkennen. Plötzlich sah er eine der beiden Gestalten sich aufrichten und die Mauer berühren. Im selben Augenblick ereignete sich ein Wunder: der ganze Teil der Wand senkte sich in einer Ausdehnung von etwa einem Meter und ließ eine Tür sehen. Während Dick interessiert dem Treiben der beiden Personen zusah, erblickte er eine dritte, deren Umrisse ihm sofort bekannt vorkamen. Es war der Mann, der zeitig am Abend auf ihn geschossen hatte. Nur auf eine Art konnte er ihn erreichen; er mußte auf den unter dem seinen liegenden Balkon hinunterspringen. Nicht eine Minute zögerte Dick. Er schwang sich über die Brüstung und hing einen Augenblick lang zwischen Himmel und Erde. Dann ließ er sich fallen und sprang im Fall nach vorn. Um Zentimeter handelte es sich; er griff fehl und erreichte die Brüstung des unteren Balkons nicht. Aber seine Knie und Ellbogen trafen den Maskierten, als dieser eben abdrücken wollte, und warfen ihn zur Seite. Auf der schmalen Brüstung entspann sich ein erbitterter Kampf. Dick faßte nach der Maske und suchte sie dem Unbekannten vom Gesicht zu reißen, während der andere fortgesetzt seine Daumen auf des Gegners Augen zu drücken versuchte, um ihn zu blenden. Der Maskierte riß sich los, ein Klirren von brechendem Glas erscholl, und ehe Dick ihm nachspringen konnte, war der andere im Zimmer verschwunden. Der Inspektor wollte ihm folgen, als ihn plötzlich jemand am Kragen faßte.

»Laß los, du Esel«, zischte er. »Weißt du nicht, daß ...

»Peng.« Die Kugel hatte das Fenster getroffen.

Von allen Seiten erklangen jetzt die Alarmpfiffe der Polizei. Vom Balkon aus konnte Dick alle mobil gemachten Beamten auf dem unten liegenden Platz umhereilen sehen. Er schüttelte den Mann, der ihn zurückhalten wollte, ab, raste in den Salon und feuerte während des Laufes. Die Tür zum Raum war zu, jedoch nicht verschlossen.

»Plapp!« Diesmal klang die Explosion lauter. Sein maskierter Gegner schien den Schalldämpfer vom Revolver abgenommen zu haben. Einmal, zweimal feuerte Dick in das unbeleuchtete Treppenhaus. Er glaubte einen Schmerzensschrei zu hören. Dann erklang der Knall einer zugeworfenen Tür. Der Flüchtling mußte in den Keller gerannt sein, aber auch jetzt blieb ihm Dick auf den Fersen. In der herrschenden Stille konnte er die heftigen Atemzüge des Verfolgten hören; der andere schien den Weinkeller als Fluchtweg wählen zu wollen. Im selben Augenblick hörte Dick die Tür zum Keller zuschlagen und das Knirschen des Schlüssels. Er gab die Jagd auf und öffnete den heftig klopfenden Kriminalbeamten die Haustür. Jemand hatte die Lampen angedreht, und Dick sah Mary neben sich stehen. »Bist du verwundet, Liebling?« fragte sie erregt. »Ach, ich hatte dich doch gewarnt ...«

»Nein, mir fehlt nichts«, beruhigte er sie. Henry kam aus dem Salon. In seiner Hand hielt er ein kleines, rotgebundenes Buch.

»Kleine, ich glaube, es gibt viel Geld hier. Ich ...« Nun sah er Dick und unterbrach sich lächelnd. »Guten Morgen, Mr. Staines. Sie werden uns wohl jetzt alle verhaften, wie?«

Dick schüttelte den Kopf.

»Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht.«

Vor ihm, auf dem Tisch des Zimmers, lag die Vakuumpumpe; sie schien ihren Dienst gut verrichtet zu haben.

»Ja«, fuhr Henry fort, als er den fragenden Blick Staines' bemerkte. »Der Schrank war in die Außenwand des Hauses eingelassen. Ich kam auf die Idee, als ich die Baupläne nachstudierte und herausfand, daß Mr. Derrick, der Ältere, beim Tiefbauamt um das Anbringen einer besonders starken Straßenbeleuchtung nachgesucht hatte. Er wollte sogar die Kosten übernehmen, was bei einem Mann wie ihm ganz besonders befremdend wirkte.« Er streichelte das kleine rote Buch: »Haben Sie eine Ahnung, wo wir Mr. Walter Derrick finden konnten?« fragte er.

Dick nannte ihm dessen Hotel.

»Wir werden ihm unbedingt Erklärungen geben müssen« setzte Henry seine Mitteilungen fort, »warum wir uns in seinem Haus soviel herausgenommen haben. Kann nicht Mr. Cornfort hereinkommen? Eine junge Dame möchte ihn dringend sprechen.«

»Ich habe bereits nach ihm und Ihrer Tochter geschickt«, teilte ihm Dick mit. »Bitte, geben Sie mir das Buch.«

Henry gab es ihm ohne Widerrede.

»Nachdem ich entdeckt hatte, daß der Schrank sich draußen in der Mauer befand, hatte ich natürlich keine Schwierigkeiten mehr. Diese Pumpe hier ist eigentlich der Schlüssel zu ihm. Die Spitze wurde in ein kleines Loch hineingepreßt und die Tür mit dem Sauger herausgehoben.«

»Wie aber fanden Sie das kleine Loch, in das die Spitze paßte?« wollte Dick wissen.

»Fotografisch und dann mit Vergrößerung. Im Schrank liegt übrigens ein ganzes Paket Banknoten, und ich halte es für richtig, daß Sie einen Ihrer Beamten mit der Bewachung betrauen.«

Eben hinkte Cornfort ins Zimmer, gefolgt von Tommy und dem Mädchen. Nun erst sah Dick Mary und ihre Schwester zum ersten Male zusammen. Wie konnte Tommy sich so zum Narren halten lassen? Die beiden sahen einander wohl ähnlich, jedoch nicht in dem Maß, daß sie ihn, Dick, hätten hinters Licht führen können.

»Sie sind wohl die Krankenpflegerin, wie?« wandte er sich an Tommys Braut.

»Ja, Jane de Villiers.« Sie lächelte und blickte schüchtern auf den Lord. Tommy starrte von einem Mädchen zum anderen: Dieselben Augen, dieselben Haare ... nur, vielleicht bei Mary de Villiers um einen Schein heller.

»Verfl...« Er unterbrach sich.

»Du wolltest wohl deine Verwunderung ausdrücken, Tommy?« Mary lachte. »Ich selbst bin außerordentlich enttäuscht, daß Mr. Staines nicht vor Erstaunen ohnmächtig geworden ist. Wußtest du etwa, was los war?«

»Ja, ich wußte es.«

»Aber wieso denn?« Trotz der Tragik der Stunde überwältigte sie die echt weibliche Neugierde: »Du hast uns doch niemals zusammen gesehen, Dick?! Jane hat seit Monaten eine Hölle durchgemacht. Sie wagte sich nie auf die Straße, außer, wenn sie wußte, daß ich verreist war. Woher also konntest du es wissen?«

»Fragst du mich wirklich im Ernst?« Dick blickte ihr in die Augen.

Sie nickte, doch nur zögernd.

»Dann werde ich es dir ein andermal sagen. Wenn mir aber eine Dame vom Zug aus etwas ins Ohr flüstert, und ich erfahre gleich darauf, daß sie sich verlobt hat, und zwar mit einem anderen, dann beginne ich mich zu fragen, was gespielt wird.«

»Wir sprechen ein andermal darüber«, unterbrach sie ihn hastig. »Kennst du meinen Vater?« Sie nickte Henry zu.

Dick lachte.

»Ja, ich kenne ihn sogar sehr gut. Er heißt Henry de Villiers und ist der Chef einer Kapstadter Detektivagentur.«

»Mit Filiale in Johannesburg«, warf Henry ein. »Wollen Sie sich nicht mal das Buch ansehen, Mr. Staines?«

Als der »alte Cornfort« das rote Buch erblickt hatte, war er wie ohnmächtig auf einen Stuhl gesunken. Er streckte seine zitternde Hand aus, um es Dick abzunehmen. Schnell blätterte er die Seiten um und hielt endlich inne. Die andern sahen vier verschiedene Fingerabdrücke, einen unter dem andern. Auf den vierten zeigte der »Alte«.

»Abdrücke meines Sohnes Walter, geboren 3. 1. 1893.«

»Und wessen Abdrücke sind diese hier?« fragte Dick gespannt.

»Die meinigen!« Ein Flüstern nur war es, mit dem Cornfort diese Auskunft gegeben hatte.


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