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Derrick raste wie ein Wilder im Salon auf und ab.
»Nein, Tommy weiß von der Sache nichts«, erwiderte er auf die Frage Staines'. »Er wollte heute abend sowieso nach London kommen. Was halten Sie denn von dieser Sache?«
»Meine Vermutungen sind so lachhaft, daß ich mich schäme, sie Ihnen mitzuteilen, Derrick«, entgegnete der Gefragte. »Gestohlen wurde nichts, obwohl heute nacht mehr als eine fremde Person im Haus gewesen sein muß.«
»Warum glauben Sie das?«
»Weil Browns Mörder kaum derjenige gewesen sein kann, der dann versuchte, sein Opfer zu verbinden.«
Derrick blickte Staines an, als zweifle er an dessen Verstand.
»Wo – lag – denn der Tote?«
Bourke zeigte auf den Fundort.
»Dort. Er hatte ein Kissen unter dem Kopf und war mit einem Leintuch zugedeckt.«
»Mein Gott!« Derrick sah aus, als habe ihn der Schlag getroffen. »Mehrere nächtliche Besucher in meinem Haus? Was hatten die Leute hier zu suchen? Ich habe vorige Nacht kein Auge zugetan, so sehr hatten mich Ihre Mitteilungen wegen des angeblichen Geistes meines Vaters aufgeregt. Wo will ihn Larkin denn gesehen haben?«
»Verschiedentlich vor und im Haus.«
»Unglaublich! Der Mann ist doch wirklich ein ganz unsagbarer Idiot; voller Aberglauben und Gespensterfurcht. Hat er meinen Vater beschrieben, das heißt, seinen Geist?«
»Sogar sehr genau«, erklärte Dick. »Er kannte ihn von früher her und schwört Stein und Bein, daß es der Geist Ihres Vaters gewesen sei. Er soll sogar gehinkt haben!«
»Gehinkt? Aber jeder, der will, kann doch hinken«, fiel Derrick verzweifelt ein. »Der Geist soll mir nur nicht in die Hände fallen; ich würde ihm das Herumgeistern schnell genug abgewöhnen. Warum hat mir Larkin nicht schon längst davon Mitteilung gemacht; ist er denn ganz und gar vom Teufel besessen?« Er wandte sich an Bourke: »Was soll ich denn nun machen, Chef? Wie lange soll diese Narretei noch^ dauern? Ich bin keiner von denen, die wegen jeder Kleinigkeit zur Polizei laufen, möchte aber, wenn ich wirklich einmal dazu genötigt bin, auch in Schutz genommen werden. Sollen sie die verdammten Wertsachen mitnehmen, hinter denen die Leute vielleicht her sind, aber mich sollen sie in Ruhe lassen. Ich werde überhaupt London verlassen und auch meinen Wächter hinauswerfen, der ja sowieso nicht viel taugt. Dann sollen sich meinetwegen alle Teufel hier im Haus ein Stelldichein geben.«
Er wurde durch den Eintritt eines Beamten unterbrochen, der Bourke eine eilige Meldung zu machen hatte.
»Scotland Yard hat eben angerufen, daß Larkin in Liverpool festgenommen worden ist, Sir.« Flüsternd teilte er dem Chef die näheren Umstände der Festnahme mit, worauf sich Bourke an Derrick wandte.
»Larkin gibt an, er sei von Ihnen gestern abend kurz nach zehn angerufen und ihm dabei befohlen worden, sofort mit dem Mitternachtszug nach Liverpool zu fahren. Dort sollte er Sie heute morgen in einem von Ihnen genannten Hotel erwarten. Er behauptet, Sie hätten ihm das vereinbarte Codewort genannt, sonst wäre er nicht gefahren.«
»Wir hatten das Wort ›Peterborough‹ ausgemacht«, klärte ihn Derrick auf. »Merkwürdig, wie können jene Leute davon erfahren haben?«
»Kannte außer Ihnen beiden sonst noch jemand das betreffende Wort?« fragte Dick den Verblüfften.
»Nein, ich wüßte niemand.«
»Sie haben also nicht den Befehl an Larkin gegeben, wie?« wollte Bourke wissen.
»Keinesfalls, denn ich hatte ja überhaupt nichts in Liverpool zu tun. Wahrscheinlich wollte man durch diesen Trick Larkin nur aus dem Hause haben. Jemand ...« er unterbrach sich und wurde noch bleicher als zuvor: »... jemand muß meine Hauszentrale zu dem Anruf benutzt haben, muß sich also, als er Larkin den Befehl gab, hier im Hause befunden haben.«
»Ja, so wird es wohl gewesen sein«, stimmte Bourke zu. »Lassen Sie mich doch einige Minuten mit Mr. Staines allein, Mr. Derrick. Ich habe dem Inspektor verschiedenes zu sagen.«
Allein gelassen, wies Bourke auf einen Blumentisch, neben dem man vor kurzen Stunden den Toten gefunden hatte.
»Heben Sie mal vorsichtig das Tuch auf, das ich dort über den Tisch gebreitet habe, Staines«, forderte ihn der Chef auf. »Bücken Sie sich und blicken Sie von der Seite her auf die Platte. Sehen Sie etwas?«
Deutlich hob sich vor Staines' Augen ein Daumenabdruck ab, von dem Dick jede Kapillare und Verschlingung wie seine eigene Hand kannte. Überrascht starrte er auf Bourke.
»Ja«, beantwortete dieser die stumme Frage: »Der Mörder von Slough!«