Jules Verne
Der Südstern
Jules Verne

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Fünfzehntes Capitel.

Ein Complot.

Nach Verlauf einer Woche kam die Expedition in eine Gegend, welche dem von der Grenze des Griqualandes her durchzogenen Gebiete in keiner Weise mehr ähnelte. Jetzt näherte man sich der Bergkette, welche nach allen vorher eingezogenen Erkundigungen Matakit als das wünschenswertheste Ziel erscheinen mußte. Die Nachbarschaft des Hochlandes ebenso wie die zahlreichen Wasserläufe, welche von demselben herabrinnen, kündigen sich hier durch eine, von der ebenen Gegend gänzlich verschiedene Flora und Fauna an.

Eines der ersten Thäler, welches sich hier vor den Reisenden aufthat, bot ihnen, es war kurz vor Sonnenuntergang, einen wirklich erquickenden und lachenden Anblick.

Zwischen zwei smaragdgrünen Wiesenflächen schlängelte sich ein Fluß mit so krystallklarem Wasser hin, daß der Grund seines Bettes überall sichtbar war. Obstbäume mit verschiedenfarbigem Laub bedeckten die Abhänge der das Thalbecken umrahmenden Hügel. Auf dem noch von der Sonne beschienenen Grund weideten Heerden von rothen Antilopen, Zebras und Büffeln friedlich unter dem Schatten gewaltiger Baobabs; in geringer Entfernung schleppte sich ein weißes Rhinoceros mit schwerem Schritte durch eine Waldlichtung nach dem Flußufer und grunzte schon vor Vergnügen, seine Fleischmasse in demselben umherzuwälzen. Hinter Gebüsche versteckt, gähnte ein nicht sichtbares Raubthier vor Langweile. Ein Waldesel ließ seine häßliche Stimme hören und Tausende von Affen jagten sich durch die Bäume.

Cyprien und seine Gefährten waren auf dem Gipfel des Hügels stehen geblieben, um das ihnen so neuartige Schauspiel zu betrachten. Sie sahen sich jetzt endlich in jenen jungfräulichen Gebieten, wo die wilden Thiere – noch immer die unbestreitbaren Herren des Landes – so glücklich und frei leben, daß sie von einer ihnen drohenden Gefahr nicht einmal eine Ahnung haben. Ueberraschend erschien hier nicht allein die Anzahl und die gemächliche Ruhe dieser Thiere, sondern auch die erstaunliche Abwechslung, welche die Fauna dieses Theils von Afrika kennzeichnet. Man erhält hier den Eindruck, als müßte man vor einem jener Bilder, auf welche ein Maler zum Vergnügen alle Hauptvertreter des gesammten Thierreichs vereinigt hat, stehen.

Einwohner gab es nur wenige. Inmitten dieses ausgedehnten Länderstriches können die Kaffern sicherlich nur ganz verstreut wohnen. Er gleicht einer Wüste, oder nähert sich einer solchen doch schon sehr. Obwohl befriedigt bezüglich seiner Wünsche als Gelehrter und Künstler, hätte sich Cyprien doch gern zurückversetzt gesehen in die prähistorische Zeit des Megatheriums und anderer antediluvianischer Thierriesen.

»Nur Elephanten fehlen noch, um das Fest vollständig zu machen!« rief er.

Da streckte Lî aber schon die Arme aus und zeigte inmitten einer größeren Waldblöße mehrere graue Massen. Von ferne hätte man sie, nicht allein wegen ihrer Unbeweglichkeit, sondern auch wegen ihrer Farbe, für Felsen ansehen können. In Wirklichkeit war es eine Heerde Elephanten. Die weite Ebene erschien davon auf eine Strecke von mehreren Meilen bevölkert.

»Du verstehst Dich also auf Elephanten?« fragte Cyprien den Chinesen, während der Halteplatz für die Nacht zurecht gemacht wurde.

Lî blinzelte mit den schiefen Augen.

»Ich habe zwei Jahre lang auf der Insel Ceylon als Jagdgehilfe gewohnt,« antwortete er einfach, aber immer mit der Zurückhaltung, die er sich bei Allem, was ihn selbst betraf, aufzuerlegen pflegte.

»O, wenn wir davon einen oder zwei erlegen könnten!« rief James Hilton, »das wäre ein vortreffliches Jagdvergnügen . . .«

»Ja, und eines, bei dem das Wild schon das Pulver werth ist, das seine Erlegung kostet!« setzte Annibal Pantalacci hinzu. »Zwei Elephantenstoßzähne geben eine hübsche Beute, und wir können ja leicht zwei- bis vier Dutzend solcher im Hintertheile des Wagens unterbringen! . . . Wißt Ihr, Kameraden, daß das allein hinreichte, alle Kosten unserer Fahrt zu ersetzen!«

»Eine herrliche Idee,« ließ sich James Hilton vernehmen. »Warum sollten wir morgen vor der Weiterreise nicht den Versuch unternehmen?«

Die Frage wurde weiter besprochen und beschlossen, vor Aufhebung des Lagers beim ersten Tagesgrauen das Glück in dem Thale zu versuchen, wo jene Elephanten sich aufhielten.

Nachdem das abgemacht und das Abendessen rasch verzehrt war, zogen sich Alle, mit Ausnahme James Hilton's, der die Nacht über als Wache bei dem angezündeten Feuer bleiben sollte, unter die Decke des Wagens zurück.

Zwei Stunden saß er schon allein und fing an, etwas schläfrig zu werden, als er sich leicht an den Ellenbogen gestoßen fühlte. Er schlug die Augen wieder auf und bemerkte Annibal Pantalacci, der sich schon neben ihn gesetzt hatte.

»Ich kann nämlich nicht schlafen und meinte, es wäre dann besser, Ihnen ein wenig Gesellschaft zu leisten,« sagte der Neapolitaner.

»Das ist sehr hübsch von Ihnen,« sagte James Hilton, die Arme ausstreckend, »mir würden aber ein paar Stunden Schlaf sehr angenehm sein. Wenn es Ihnen recht ist, können wir ja tauschen. Ich nehme Ihren Platz unter der Decke ein und Sie bleiben für mich hier.«

»Nein, halt, ich habe mit Ihnen zu sprechen!« erwiderte Annibal Pantalacci mit gedämpfter Stimme.

Er warf einen scheuen Blick ringsumher, um sich zu überzeugen, ob sie wirklich allein seien, und fuhr fort:

»Haben Sie schon Elephanten gejagt?«

»Ja,« sagte James Hilton, »zweimal.«

»Nun gut, dann wissen Sie auch, wie gefährlich eine solche Jagd ist. Der Elephant ist gar so gescheidt, so listig und zur Verteidigung gut ausgerüstet. Es ist sehr selten, daß der Mensch im Kampfe gegen ihn nicht unterliegt.«

»Zugegeben, das heißt, wenn Sie von ungeschickten Jägern reden,« antwortete James Hilton. »Mit einer guten, mit explodirenden Kugeln geladenen Büchse aber ist nicht so besonders viel zu fürchten.«

»Das weiß ich wohl auch,« erwiderte der Neapolitaner; »immerhin kommen zuweilen Unfälle vor. Nehmen Sie an, ein solcher stieße morgen dem Frenchman zu, das wäre doch ein wirklicher Verlust für die Wissenschaft!«

»Ein wirkliches Unglück!« bestätigte James Hilton.

Dazu lachte er ziemlich boshaft auf.

»Für uns freilich wäre das Unglück nicht allzu groß,« meinte Annibal Pantalacci, ermuthigt durch das Lachen seines Gefährten. »Wir wären dann eben nur noch Zwei, um Matakit und seinen Diamanten zu verfolgen, und unter Zweien fällt es ja nicht so schwer, ein freundschaftliches Übereinkommen zu treffen . . .«

Die beiden Männer blieben schweigend sitzen, ihre Blicke hefteten sich auf das knisternde Reisig und ihre Gedanken beschäftigten sich mit verbrecherischen Plänen.

»Ja unter Zweien kann man sich allemal verständigen!« wiederholte der Neapolitaner, »unter Dreien ist's schon weit schwieriger!«

Noch einen Augenblick dauerte das Stillschweigen fort.

Plötzlich erhob Annibal Pantalacci den Kopf und bemühte sich, in der Finsterniß ringsum etwas zu erkennen.

»Haben Sie nichts gesehen?« fragte er heimlich. »Ich glaubte einen Schatten dort hinter dem Baobab zu bemerken.«

James Hilton blickte in der bezeichneten Richtung hin, so scharf sein Gesichtssinn aber auch war, konnte er in der Umgebung des Lagerplatzes doch nichts wahrnehmen.

»Es ist nichts, höchstens Wäsche, welche der Chinese zum Bleichen in den Morgenthau gelegt hat.«

Bald wurde das Gespräch zwischen den beiden Leuten, aber sehr gedämpft, wieder aufgenommen.

»Ich könnte die Patronen aus seiner Büchse nehmen, ohne daß er davon etwas bemerkt,« sagte Annibal Pantalacci. »Wenn er dann einen Elephanten angreift, feuere ich einen Gewehrschuß hinter ihm ab, so daß das Thier ihn unbedingt bemerken muß . . . das kann nicht lange dauern.«

»'s ist doch eine kitzliche Sache, die Sie da vorschlagen!« warf James Hilton mit schwachem Widerspruche ein.

»Bah, lassen Sie mich nur machen, und Sie werden sehen, daß das ganz allein geht!« erwiderte der Neapolitaner.

Eine Stunde später, als er seinen Platz unter der Wagenplane wieder neben den Schlafenden einnahm, zündete Annibal Pantalacci vorsichtig ein Streichhölzchen an, um sich zu überzeugen, daß sich Niemand gerührt hatte. Er sah hierbei, daß Cyprien, Bardik und der Chinese in tiefem Schlafe lagen.

Mindestens sahen diese so aus. Wäre der Neapolitaner jedoch etwas schlauer gewesen, so hätte er erkennen müssen, daß Lî's lautes Schnarchen nur gemacht und auf Täuschung berechnet war.

Mit Tagesanbruch waren Alle auf den Füßen. Annibal Pantalacci wußte die kurze Zeit zu benützen, wo Cyprien nach dem nahen Bache gegangen war, um die übliche Morgenwaschung vorzunehmen, und zog während dessen die Patronen aus der Büchse. Das war das Werk von zwanzig Secunden. Er befand sich dabei allein. Bardik bereitete eben den Kaffee und der Chinese holte die Wäsche zusammen, welche er während des nächtlichen Thaues zwischen zwei Baobabs auf seinen berühmten Strick gehangen hatte.

Nach eingenommenem Kaffee wurden die Pferde bestiegen, während der Wagen und die Zugthiere unter Bardik's Obhut zurückblieben.

Lî hatte darum nachgesucht, die Reiter begleiten zu dürfen, und sich nur mit dem Jagdmesser seines Herrn bewaffnet.

Nach kaum einer halben Stunde gelangten die Jäger nach der Stelle, wo am vorigen Abend die Elephanten gesehen worden waren. Heute mußte man schon etwas weiter hinaus, um sie wieder zu finden und eine breite Blöße zu erreichen, welche sich zwischen dem Fuße des Berges und dem rechten Flußufer ausbreitete.

In der klaren, frischen, von der aufgehenden Sonne beleuchteten Luft, auf einem ungeheuren Teppich feinen Grases, der vom Thau noch ganz feucht war, befanden sich die Elephanten – wenigstens zwei- bis dreihundert – eben beim Frühstück. Die kleineren derselben sprangen munter um ihre Mütter umher oder saugten schweigend ihre Morgenration. Die großen weideten mit gesenktem Kopfe und weit umhersuchendem Rüssel das dichte Gras der Waldwiese ab. Fast alle wedelten mit den großen Ohren, welche etwa ledernen Mänteln ähnelten, die sie gleich indischen Punkas hin und her bewegten.

Die Ruhe dieses häuslichen Friedens hatte wirklich etwas Heiliges, so daß Cyprien sich fast ergriffen fühlte und seinen Gefährten vorschlug, auf den beabsichtigten Mord zu verzichten.

»Wozu diese unschädlichen Thiere tödten?« sagte er. »Ist es nicht besser, sie in ihrer Einsamkeit in Frieden weiden zu lassen?«

Aus mehr als einem Punkte konnte dieser Vorschlag Annibal Pantalacci jedoch nicht behagen.

»Wozu?« erwiderte er höhnisch lächelnd, »nun, um unsere Jagdtaschen zu füllen, indem wir uns einige Centner Elfenbein verschaffen. Fürchten Sie sich etwa vor den großen Thieren, Herr Méré?«

Cyprien zuckte die Achseln, ohne auf die Unverschämtheit zu achten; als er aber den Neapolitaner und seinen Gefährten weiter vorwärts nach der Lichtung gehen sah, schloß er sich ihnen an.

Jetzt befanden sich alle Drei kaum noch zweihundert Meter von den Elephanten entfernt. Wenn die mit so scharfem Gehörsinn begabten Thiere, welche schnell jede Gefahr wittern, die Annäherung der Jäger noch nicht bemerkt hatten, so kam das daher, daß diese sich unter dem Wind befanden, und außerdem durch ein Dickicht mächtiger Baobabs gedeckt waren.

Inzwischen begann doch einer der Elephanten Zeichen von Unruhe zu geben und erhob den Rüssel wie ein Fragezeichen.

»Jetzt gilt es,« sagte Annibal Pantalacci leise. »Wenn wir Erfolg haben wollen, so müssen wir uns trennen und Jeder unser Stück auf's Korn nehmen, dann auf ein Signal zusammen feuern, denn schon beim ersten Schusse wird die ganze Heerde die Flucht ergreifen.«

Dieser Vorschlag wurde angenommen; James Hilton wandte sich nach rechts, Annibal Pantalacci ging gleichzeitig nach links hin, und Cyprien blieb allein im Centrum. Dann schlichen alle Drei nahe auf die Lichtung zu.

Zu seinem größten Erstaunen fühlte da Cyprien wie zwei Arme sich kräftig um ihn schlossen, während die Stimme Lî's ihm in's Ohr flüsterte:

»Ich bins! . . . Ich kroch hinter Ihnen, Herr! . . . sprechen Sie nicht . . . Sie werden gleich erfahren warum!«

Cyprien gelangte eben an die Grenze der Lichtung und befand sich jetzt von den Elephanten kaum noch dreißig Meter entfernt. Schon erhob er die Büchse, um auf jeden Fall bereit zu sein, als der Chinese ihm zuraunte:

»Ihre Büchse ist entladen! . . . Beunruhigen Sie sich deshalb nicht! Es wird schon Alles gut abgehen! . . .«

In diesem Augenblick ertönte ein schriller Pfiff, der als Zeichen zum Angriff dienen sollte, und gleichzeitig krachte ein Gewehrschuß – aber nur ein einziger – dicht hinter Cyprien.

Dieser drehte sich rasch um und bemerkte Annibal Pantalacci, der sich hinter dem Stamme eines Baumes zu verbergen suchte.

In demselben Augenblick nahm aber ein weit ernsterer Umstand seine Aufmerksamkeit in Anspruch.

Ein durch den Schuß verwundeter und dadurch wüthend gewordener Elephant stürzte auf ihn zu. Die anderen hatten, ganz wie der Neapolitaner vorausgesehen, die Flucht ergriffen, mit einem Getrappel, welches den Erdboden auf zweitausend Meter im Umkreise erzittern machte.

»Jetzt aufgepaßt!« rief Lî, der sich noch immer an Cyprien klammerte. »Sobald das Thier sich auf Sie werfen will, drängen Sie Templar zur Seite. Dann reiten Sie schnell um diesen Busch und lassen sich von dem Elephanten verfolgen! . . . Für das Uebrige werde ich schon sorgen!«

Cyprien gewann kaum die Zeit, dieser Warnung halb maschinenmäßig nachzukommen. Mit erhobenem Rüssel, blutunterlaufenen Augen, mit weitoffenem Maule und die Stoßzähne drohend auf ihn gerichtet, sprang die gewaltige Pachyderme mit unglaublicher Schnelligkeit auf ihn zu.

Templar erwies sich als erprobter Gaul. Mit wunderbarer Sicherheit folgte er dem Schenkeldruck seines Reiters und machte pfeilschnell einen Satz nach rechts. Der Elephant stürmte in der angenommenen Richtung genau über die Stelle weg, welche Pferd und Reiter noch den Augenblick vorher eingenommen hatten.

Der Chinese, der, ohne ein Wort zu sagen, blank gezogen, glitt jetzt zur Erde herab und sprang eiligst hinter den Busch, den er seinem Herrn gezeigt hatte.

»Dort . . . dorthin! . . . Wenden Sie um diesen Busch! . . . Lassen Sie sich verfolgen!« rief er noch einmal.

Der Elephant wendete sich, wüthend über den Mißerfolg seines ersten Angriffs, auf sie zurück. Ohne die Gründe Lî's vollständig zu durchschauen, folgte Cyprien doch dessen Anweisung. Er sprengte um den Busch, gefolgt von dem keuchenden Thiere, und vereitelte noch zweimal dessen Angriff durch schnelle Wendung seines Pferdes. Konnte diese Taktik aber lange von Erfolg sein? Hoffte Lî auf diese Weise das Thier zu ermüden?

Ohne befriedigende Antwort zu finden, legte sich Cyprien eben diese Frage vor, als der Elephant zu seiner größten Verwunderung sich auf die Kniee niederließ.

Mit unvergleichlicher Gewandtheit den richtigen Moment abpassend, war Lî in dem hohen Grase dem Thiere unter die Füße geschlichen und hatte diesem mit einem einzigen Hiebe die Sehne an der Ferse, die man beim Menschen Achillessehne nennt, durchschnitten.

So gehen bei ihren Elephantenjagden die Hindus gewöhnlich zu Werke, und der Chinese hatte dieses Verfahren auf Ceylon gewiß oft genug nachgeahmt, denn er führte dasselbe mit einer Sicherheit und Kaltblütigkeit ohne Gleichen aus.

Niedergeworfen und ohnmächtig, rührte sich der Elephant kaum noch und wälzte nur den Kopf in dem dichten Grase. Ein aus seiner Wunde hervorquellender Blutstrom raubte ihm sichtlich mehr und mehr die Kräfte.

»Hurrah! . . . Bravo! . . .« riefen gleichzeitig Annibal Pantalacci und James Hilton, welche jetzt auf dem Kampfplatz erschienen.

»Wir müssen ihm durch eine Kugel in's Auge den Garaus machen!« erklärte James Hilton, der ein unwiderstehliches Bedürfniß zu fühlen schien, in diesem Drama eine thätige Rolle zu spielen.

Mit diesen Worten schlug er schon an und gab Feuer.

Sofort hörte man, wie die Explosionskugel im Körper des riesigen Vierfüßlers zersprang. Er zuckte noch einmal krampfhaft zusammen und lag dann unbeweglich da, gleich einem grauen, zur Erde gestürzten Felsblock.

»Es ist zu Ende!« rief James Hilton, der sein Pferd ganz nahe an das Thier herantrieb, um dieses besser zu sehen.

»Abwarten! . . . Abwarten! . . .« schien der listige Blick des Chinesen, den er auf seinen Herrn richtete, zu sagen.

Das schreckliche und unvermeidliche Nachspiel dieser Scene ließ denn auch nicht lange auf sich warten.

Kaum war James Hilton nahe an den Elephanten herangekommen, als er sich im Steigbügel niederbeugte, um jenem, wie zum Spott, eines der großen Ohren aufzuheben. Mit plötzlicher Bewegung erhob das Thier aber noch einmal den Rüssel, schlug diesen auf den vorwitzigen Jäger nieder, und zertrümmerte ihm dabei die Wirbelsäule und die Hirnschale, ehe die entsetzten Zuschauer nur Zeit hatten, ihm hilfreich beizuspringen.

James Hilton stieß noch einen letzten Schrei aus. Binnen drei Secunden war er nichts mehr, als eine blutige Fleischmasse, auf welche der Elephant theilweise niedersank, um sich nicht wieder zu erheben.

»Ich wußte, daß es ihm an den Kragen gehen würde!« sagte der Chinese, und hob dazu den Kopf in die Höhe. »Wenn sie irgend Gelegenheit finden, versehen es die Elephanten niemals, ihren Feind noch in den letzten Todeszuckungen zu vernichten!«

Das war die ganze Leichenrede für James Hilton. Noch immer unter dem Eindrucke des Verrathes, dem er hatte zum Opfer fallen sollen, erkannte der junge Ingenieur in diesem plötzlichen Ende die gerechte Vergeltung der Vorsehung, geübt an einem Schurken, der ihn hatte wehrlos der Wuth eines so furchtbaren Thieres preisgeben wollen.

Die Gedanken, welche dem Neapolitaner jetzt aufsteigen mochten, hütete dieser sich weislich, Andern zu erkennen zu geben.

Inzwischen hatte der Chinese schon begonnen, in dem Rasen der Prairie mit dem Jagdmesser eine Grube auszuheben, in welcher mit Hilfe Cypriens bald die unförmlichen Reste seines Freundes für immer gebettet wurden

Alles das nahm einige Zeit in Anspruch, und die Sonne stand schon hoch am Horizonte, als die drei Männer den Weg nach dem Halteplatze wieder einschlugen.

Wie groß war aber ihr Erstaunen, als sie daselbst anlangten! . . . Bardik war hier nicht mehr zu finden.

 


 << zurück weiter >>