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Fünfter Theil.
Wenn Graf Mathias, wie man weiß, der Doctor Antekirtt, wenn auch nicht für Peter, so doch für das ganze Personal der Kolonie bleiben wollte, so geschah es deshalb, weil er bis zur völligen Durchführung aller seiner Pläne nur der Doctor Antekirtt sein wollte. Deshalb hatte er, als der Name seiner Tochter von Frau Bathory so plötzlich ausgesprochen wurde, noch genug Herrschaft über sich selbst, seine Bewegung nicht zu verrathen. Sein Herz aber hatte doch für einen Augenblick zu schlagen aufgehört und wäre er nicht ein so großer Meister seiner selbst gewesen, wäre er zweifellos auf die Stufen zur Kapelle niedergestürzt, als wenn ihn ein Blitzstrahl getroffen hätte.
Seine Tochter war also noch am Leben! Sie also liebte Peter und er wurde von ihr wiedergeliebt. Und er selbst, Mathias Sandorf, hatte alles Mögliche gethan, das Zustandekommen der Verbindung zu hindern. Dieses Geheimniß, welches ihm Sarah wiederschenkte, wäre nie entdeckt worden, wenn nicht Frau Bathory wie durch ein Wunder ihren Verstand wiedergefunden hätte.
Was war vor fünfzehn Jahren im Schlosse Artenak geschehen? Man wußte es jetzt nur zu gut! Dieses Mädchen, welches die einzige Erbin der Güter des Grafen Mathias Sandorf geblieben war, dieses Kind, dessen Tod niemals constatirt werden konnte, war entführt und Silas Toronthal in die Hände gespielt worden. Einige Zeit später, als der Bankier sich in Ragusa niedergelassen hatte, hatte Frau Toronthal Sarah Sandorf als ihre Tochter erziehen müssen.
Nunmehr war die von Sarcany ausgeklügelte und von seiner Helferin Namir ausgeführte Machination ans Licht gekommen. Sarcany war es wohl bekannt, daß Sarah im Alter von achtzehn Jahren in den Besitz eines bedeutenden Vermögens kommen würde und er wollte sie, sobald sie seine Frau geworden sein sollte, als die Erbin der Sandorf's anerkennen lassen. Dieser Trumpf sollte die Krone seines abscheulichen Lebenswandels bilden. Er wollte Herr über die Domänen von Schloß Artenak werden.
War dieser Plan bis dahin mißglückt? Ja, jedenfalls. Wenn die Heirat vollzogen worden wäre, hätte Sarcany sich schon beeilt, alle seine Vortheile zu wahren.
Mußte sich nicht Doctor Antekirtt jetzt Gewissensbisse machen? War er es nicht gewesen, der diese unselige Kette von Vorgängen heraufbeschworen hatte, erst die Verweigerung seiner Unterstützung Peter's, dann indem er Sarcany ruhig seine Pläne verfolgen ließ, obwohl er recht wohl bei ihrem Zusammentreffen in Cattaro ihn hätte unschädlich machen können, schließlich dadurch, daß er Frau Bathory den Sohn vorenthielt, welchen er dem Tode entrissen hatte? Wie großes Unglück wäre nicht vermieden worden, wenn Peter sich bei seiner Mutter befunden hätte, als der Brief Frau Toronthal's in dem Hause der Marinella-Straße eintraf? Hätte Peter gewußt, daß Sarah die Tochter des Grafen Sandorf war, würde er es nicht verstanden haben, sich den Gehässigkeiten Sarcany's und Silas Toronthal's zu entziehen?
Wo befand sich jetzt Sarah Toronthal? Zweifellos in der Gewalt Sarcany's. Doch wo mochte dieser sie versteckt halten? Wie sie ihm entreißen? Und überdies hatte in wenigen Wochen die Tochter des Grafen Sandorf ihr achtzehntes Lebensjahr erreicht – die gesetzlich bestimmte Grenze, falls sie nicht ihrer Ansprüche als Erbin verlustig gehen wollte – und dieser Umstand mußte Sarcany zwingen, alles Mögliche aufzubieten, um Sarah zu einer Einwilligung zu dieser verwünschten Heirat zu zwingen.
Im Nu hatte dieser Hergang der Ereignisse den Sinn des Doctors Antekirtt durchzogen. Nach dieser Zurechtlegung der Vergangenheit, wie es Frau Bathory und Peter in ähnlicher Weise thaten, fühlte er die jedenfalls unverdienten Vorwürfe, welche die Frau und der Sohn Stephan Bathory's ihm zu machen versucht sein mußten. Denn, wenn die Dinge wirklich so gelegen hätten, wie er annehmen mußte, hätte er eine Annäherung zwischen Peter und derjenigen gutheißen können, die für Alle und für ihn selbst den Namen Sarah Toronthal trug?
Er mußte um jeden Preis jetzt Sarah, seine Tochter, wiederfinden. Nicht ein Tag war zu verlieren.
Frau Bathory war bereits in das Stadthaus zurückgeführt worden, als der Doctor in Begleitung Peter's, der zwischen Freude und Hoffnungslosigkeit schwankte, ebendaselbst eintraf, ohne ein Wort gesprochen zu haben.
Frau Bathory, sehr geschwächt durch die heftige Rückwirkung, die sich in ihr gezeigt hatte, doch geheilt, völlig geheilt, saß in ihrem Zimmer, als der Doctor und ihr Sohn bei ihr eintraten.
Maria, die schicklicherweise sie allein zu lassen wünschte, zog sich in den großen Saal des Stadthauses zurück.
Der Doctor Antekirtt näherte sich der alten Dame und die Hand auf die Schulter Peter's legend, sagte er:
»Frau Bathory, ich hatte bereits Ihren Sohn zu dem meinigen gemacht. Wenn er bis jetzt nur mein Sohn aus freundschaftlichen Rücksichten war, so werde ich nun Alles thun, damit er es auch aus väterlicher Liebe wird, indem er Sarah heiratet ... meine Tochter ...
– Ihre Tochter? rief Frau Bathory.
– Ich bin Graf Mathias Sandorf.«
Frau Bathory erhob sich plötzlich, streckte ihre Hände aus und fiel in die Arme ihres Sohnes zurück. Wenn sie auch selbst nicht sprechen konnte, so konnte sie doch hören. In wenigen Worten unterrichtete sie Peter von Allem, was sie noch nicht wußte, wie Graf Sandorf durch die Ergebenheit des Fischers Andrea Ferrato gerettet wurde, wie er fünfzehn Jahre lang für todt hatte gelten wollen, wie er in Ragusa unter dem Namen des Doctors Antekirtt wieder aufgetaucht war. Er erzählte, was Sarcany und Silas Toronthal zu dem Zwecke, die Verschwörer von Triest auszuliefern, gethan hätten, ferner den Verrath Carpena's, dem sein Vater und Ladislaus Zathmar zum Opfer fielen, schließlich, wie der Doctor ihn lebendig dem Grabe auf dem Kirchhofe von Ragusa entrissen hätte, um ihn dem Werke der Gerechtigkeit, welches der Doctor ausüben wollte, zu verbinden. Er beendete seine Erzählung damit, daß er sagte, daß zwei von den Uebelthätern, der Bankier Silas Toronthal und der Spanier Carpena, bereits in ihrer Macht wären, daß man aber des Dritten, Sarcany's, noch nicht habhaft hätte werden können, desselben Sarcany, der Sarah Sandorf zu seiner Frau zu machen wünsche.
Der Doctor, Frau Bathory und ihr Sohn, welche die Zukunft in enger Verwandtschaft aneinanderschließen sollte, besprachen während einer Stunde noch des Näheren die auf das junge Mädchen bezüglichen Umstände. Ersichtlich würde Sarcany vor nichts zurückschrecken, was das junge Mädchen zwingen könnte, ihn zu heiraten, wodurch ihm das Vermögen des Grafen Sandorf zufiel. Sie beleuchteten die augenblickliche Lage der Dinge von allen Seiten. Was bisher geschehen war, hatte allerdings Sarcany einen Strich durch die Rechnung gemacht, was noch geschehen konnte, war das Furchtbarste. Vor Allem also mußten Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt werden, um Sarah aufzufinden.
Es wurde zunächst verabredet, daß Frau Bathory und Peter die Einzigen bleiben sollten, die wußten, daß Graf Sandorf sich unter dem Namen des Doctors Antekirtt verbarg. Offenbarte man das Geheimniß, so wurde damit auch ausgedrückt und bekannt, daß Sarah seine Tochter sei; im Interesse der neuen Nachforschungen aber, die unternommen werden mußten, war es von Wichtigkeit, daß Solches geheim bliebe.
»Doch wo ist Sarah? ... Wo sie suchen? ... Wo sie auffinden? fragte Frau Bathory.
– Wir werden es erfahren, erwiderte Peter, in welchem die Hoffnung einer Energie Platz gemacht hatte, welche nur stärker werden konnte.
– Ja ... wir werden es erfahren, sagte der Doctor, und zugegeben, daß Silas Toronthal wirklich nicht weiß, wohin Sarcany geflüchtet ist, so wird er doch zum Mindesten wissen, wo dieser Elende meine Tochter zurückhält! ...
– Und wenn er es weiß, muß er es uns sagen, rief Peter.
– Ja ... er muß sprechen, erwiderte der Doctor.
– Augenblicklich!
– Augenblicklich!«
Doctor Antekirtt, Frau Bathory und Peter wären nicht im Stande gewesen, länger in dieser Ungewißheit zu verharren.
Luigi, der sich mit Pointe Pescade und Kap Matifu im großen Saale des Stadthauses befand, wo Maria sich ihnen beigesellt hatte, wurde alsbald herbeibefohlen. Er erhielt den Auftrag, sich von Kap Matifu nach dem Fort begleiten zu lassen und Silas Toronthal herzuführen.
Eine Viertelstunde später verließ der Bankier die Kasematte, welche ihm zum Gefängniß gedient hatte; sein Gelenk wurde von der breiten Hand Kap Matifu's umklammert; so gingen sie die große Straße von Artenak entlang. Luigi, den er gefragt, wohin man ihn führe, hatte ihm keine Antwort geben wollen. Der Bankier war deshalb sehr besorgt, umsomehr, als er noch immer nicht wußte, welches die mächtige Persönlichkeit war, in deren Gewalt er sich seit seiner Verhaftung befand.
Silas Toronthal betrat den Saal; Luigi ging ihm voran, während Kap Matifu ihn noch immer festhielt. Er bemerkte zuerst Pointe Pescade, denn Frau Bathory und ihr Sohn hielten sich noch abseits. Plötzlich fand er sich dem Doctor gegenüber, mit dem in Verbindung zu kommen er sich bei dessen Aufenthalt in Ragusa vergeblich abgemüht hatte.
»Sie ... Sie?« rief er.
Dann sich aufraffend meinte er:
»Ah, also der Herr Doctor Antekirtt ist es, der mich auf französischem Gebiete hat festnehmen lassen ... Also er hält mich gegen jedes Recht als Gefangenen zurück ...
– Doch nicht gegen jede Gerechtigkeit, antwortete der Doctor.
– Und was habe ich Ihnen gethan? fragte der Bankier, dem die Anwesenheit des Doctors ersichtlich Vertrauen einflößte. Wollen Sie mir, bitte, sagen, was ich Ihnen gethan habe?
– Mir? ... Sie werden es erfahren, erwiderte der Doctor. Aber vorher, Silas Toronthal, fragen Sie nur, was Sie dieser unglücklichen Frau gethan haben ...
– Frau Bathory! rief der Bankier und wich vor der Witwe zurück, die langsam auf ihn zukam.
– Und ihrem Sohne, setzte der Doctor hinzu.
– Peter! ... Peter Bathory!« stammelte Silas Toronthal.
Er wäre entschieden zusammengesunken, wenn Kap Matifu ihn nicht mit unentrinnbarer Kraft auf seinem Platze aufrecht gehalten hätte.
Peter Bathory, den er für todt hielt, dessen Leichenzug er hatte vorüberziehen sehen, Peter, den man auf dem Kirchhofe von Ragusa begraben hatte, dieser Peter stand vor ihm, wie ein dem Grabe entstiegenes Gespenst. Seine Gegenwart machte Silas Toronthal mürbe. Er begann zu begreifen, daß er der Vergeltung für seine Thaten nicht entgehen würde ... Er fühlte sich verloren.
»Wo ist Sarah? fragte der Doctor brüsk.
– Meine Tochter?
– Sarah ist nicht Ihre Tochter! ... Sarah ist die Tochter des Grafen Sandorf, den Sarcany und Sie in den Tod getrieben, nachdem Sie ihn und seine beiden Genossen, Stephan Bathory und Ladislaus Zathmar, feiger Weise verrathen haben.«
Diese förmliche Anklage vernichtete den Bankier vollends. Der Doctor Antekirtt wußte nicht nur, daß Sarah nicht seine Tochter wäre, er wußte sogar auch, daß sie die Tochter des Grafen Sandorf sei. Er wußte, wie und durch wen die Verschwörer von Triest angezeigt worden waren. Die ganze schmachvolle Vergangenheit von Silas Toronthal war mit einem Male wieder lebendig geworden.
»Wo ist Sarah? fragte der Doctor von Neuem, der nur mit Hilfe seiner aufgebotenen Willensstärke an sich hielt. Wo ist Sarah, die Sarcany, Ihr Genosse bei allen Schandthaten, vor fünfzehn Jahren aus dem Schlosse Artenak gestohlen hat? ... Wo ist Sarah, welche der Elende an einem Orte zurückhält, den Sie kennen ... den Sie kennen müssen, denn Jener will ihr die Einwilligung zu einer Ehe entreißen, welche sie für eine Schmach hält ... Zum letzten Male, wo befindet sich Sarah?«
So erschreckend auch die Haltung des Doctors war, so drohend auch seine Worte klangen, Silas Toronthal antwortete nicht. Er hatte begriffen, daß die gegenwärtige Lage des jungen Mädchens ihm als Lebensschutz dienen mußte. Er fühlte, daß sein Leben unangetastet bleiben würde, so lange er sich noch im Besitze dieses letzten Geheimnisses befand.
»Hören Sie mich, Silas Toronthal, sagte der Doctor, der seine Kaltblütigkeit wiedergewonnen hatte, hören Sie mich. Sie glauben vielleicht Ihren Genossen schonen zu müssen. Sie fürchten vielleicht, ihn bloßzustellen, wenn Sie reden würden. Merken Sie sich: Sarcany hat, um sich Ihres Schweigens versichert zu halten, nachdem er Sie ruinirt hatte, versucht, Sie zu ermorden, gerade wie er Peter Bathory in Ragusa erstochen hat ... So ist es! ... In dem Augenblicke, als meine Vertreter sich Ihrer auf der Straße nach Nizza bemächtigten, war er im Begriff, Sie anzufallen – Bestehen Sie jetzt noch auf Ihrem Schweigen?«
Silas Toronthal war in die Idee wie verbohrt, daß sein Schweigen seinen Gegner zu seiner Schonung nöthigen würde. Er antwortete daher abermals nicht.
»Wo ist Sarah ... wo ist Sarah? rief der Doctor, der sich nun von seiner Erregung hinreißen ließ.
– Ich weiß es nicht ... ich weiß es nicht, antwortete der Bankier, entschlossen, sein Schweigen fortzusetzen.
Plötzlich stieß er einen markerschütternden Schrei aus und wand sich vor Schmerzen; er versuchte vergebens, Kap Matifu zurückzustoßen.
»Gnade! ... Gnade!« wimmerte er.
Kap Matifu hatte, vielleicht unbewußt, des Bankiers Hand mit der seinen etwas gequetscht.
»Werden Sie reden?
– Ja ... ja ... Sarah ... Sarah ... stöhnte Silas Toronthal, der nur in abgebrochenen Worten zu reden vermochte, ist im Hause von Namir ... der Spionin Sarcany's ... in Tetuan.«
Kap Matifu ließ den Arm Toronthal's fahren, der völlig abgestorben herniedersank.
»Führt den Gefangenen zurück, sagte der Doctor. Wir wissen jetzt, was wir wissen wollten.«
Luigi führte Silas Toronthal zum Stadthause hinaus und in die Kasematte zurück.
Sarah in Tetuan! Als der Doctor Antekirtt und Peter Bathory vor zwei Monaten in Ceuta waren, um den Spanier aus dem Präsidio zu holen, hatten sie nur wenige Meilen von dem Orte getrennt, wo die Marokkanerin das junge Mädchen gefangen hielt.
»Heute Nacht noch fahren wir nach Tetuan, Peter,« sagte der Doctor gelassen.
Damals führte die Eisenbahn noch nicht von Tunis direct an die Grenze Marokkos. Um in möglichst kurzer Zeit nach Tetuan zu gelangen, war es daher am Gerathensten, sich auf einem der elektrischen Eilschiffe der Flotte von Antekirtta einzuschiffen.
Vor Mitternacht noch war der »Electric 2« in See gegangen und durchflog nun das Meer der Syrten.
An Bord befanden sich nur der Doctor, Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu. Sarcany kannte nur Peter, die Uebrigen nicht. Sobald man in Tetuan angekommen war, wollte man das Nähere beschließen. Ob man mit List oder Gewalt vorgehen würde, das sollte ganz von der Stellung Sarcany's in dieser rein marokkanischen Stadt, von seiner Installation im Hause Namir's, von dem Personal abhängen, über welches er verfügte. Vor Allem galt es, nach Tetuan zu gelangen.
Vom Meer der Syrten bis zur marokkanischen Grenze zählt man ungefähr zweitausendfünfhundert Kilometer – das heißt also fast dreizehnhundertfünfzig Seemeilen. Der »Electric 2« konnte bei Aufwendung der größten Schnelligkeit siebenundzwanzig Meilen in der Stunde zurücklegen. Viele Eisenbahnzüge besitzen diese Schnelligkeit nicht! Dieses eiserne, spindelförmige Fahrzeug, das dem Winde keine Fläche darbot, das durch jede aufrührerische See glitt und nicht um den Sturm besorgt war, gebrauchte höchstens fünfzig Stunden, um an seinen Bestimmungsort zu gelangen.
Am folgenden Morgen vor Tagesanbruch hatte der »Electric 2« bereits Kap Bon doublirt. Nachdem man die Oeffnung des Golfes von Tunis passirt hatte, gebrauchte man von dort aus nur wenige Stunden, um das Vorgebirge von Bizerte aus den Augen zu verlieren. La Calle, Bône, das Kap de Fer, dessen metallische Masse, wie man sagt, die Compaßnadel abweichen läßt, die algerische Küste, Stora, Bougie, Dellys, Alger, Cherchell, Mostaganem, Oran, Nemours, dann die Gestade des Rif, die Spitze von Mellila, die wie Ceuta den Spaniern gehört, das Kap Tres-Forcas, von dem aus der Continent bis zum Kap Negro sich abrundet – kurz das ganze Panorama des afrikanischen Gestades zog an den Blicken unserer Reisenden während des 20. und 21. November vorüber, ohne jeden Zwischenfall und ohne jeden Unfall. Die von den Strömen aus den Accumulatoren gespeiste Maschine hatte noch nie so vortrefflich functionirt. Wenn der »Electric«, sei es längs der Küste, sei es mitten in den Golfen, die er von Kap zu Kap durchschnitt, bemerkt wurde, so mußten die Küstenwächter unwillkürlich an das Auftauchen eines phänomenalen Schiffes oder vielleicht an dasjenige eines Wales von außerordentlicher Kraft glauben, wie sie kein Dampfschiff in den Gewässern des mittelländischen Meeres aufzuwenden vermag.
Gegen acht Uhr Abends landeten der Doctor Antekirtt, Peter, Luigi, Pointe Pescade und Kap Matifu an der Mündung des kleinen Flußwassers von Tetuan, an welcher ihr Eilschiff sich vor Anker legte. Hundert Schritte vom Fluß entfernt, inmitten eines Karawanserais, fanden sie Maulesel und einen arabischen Führer, der sich erbot, sie zur Stadt zu geleiten, die höchstens vier Meilen entfernt lag. Der geforderte Preis wurde ohne Feilschen bewilligt und der kleine Trupp brach sofort auf.
In dieser Partie des Rif haben die Europäer nichts von der eingeborenen Bevölkerung zu befürchten, nicht einmal von den das Land durchziehenden Nomaden. Es ist das übrigens eine wenig bewohnte und fast gar nicht cultivirte Gegend. Die Landstraße zieht sich durch eine mit mageren Gebüschen besetzte Ebene – eine Landstraße, die weniger durch Menschenhand als durch den Tritt der Saumthiere hergestellt zu sein scheint. Auf der einen Seite liegt der Fluß mit seinen buchtenreichen Ufern. Sie wiedertönen von dem Gequak der Frösche und dem Zirpen der Grillen. Einige Fischerbarken ankern mitten in der Strömung, andere sind auf den Sand gezogen. Auf der anderen, der rechten Seite, zieht sich eine Kette steiniger Hügel entlang, die sich mit den südlicher liegenden massigen Gebirgsstöcken verbinden.
Die Nacht war herrlich. Der Mond tauchte die ganze Landschaft in sein Licht. Von dem Wasserspiegel zurückprallend, gab dasselbe die Zeichnungen der Anhöhen am nördlichen Horizonte in weicheren Contouren wieder. In der Ferne hob sich im weißen Gewande die Stadt Tetuan ab – ein blendender Punkt inmitten der dichten Nebel im Hintergrunde der Landschaft.
Der Araber führte seine Gesellschaft in schnellem Trabe. Zwei- oder dreimal mußte vor vereinzelt stehenden Stationen angehalten werden, durch deren vom Monde beschienene Fenster gewöhnlich ein gelber Lichtstrahl in die Nacht hinaus drang. Ein oder zwei Marokkaner traten dann aus dem Innern; sie führten eine Blendlaterne mit sich und unterhielten sich mit dem Führer. Nachdem einige Erkennungsworte ausgetauscht waren, ging die Reise weiter.
Weder der Doctor noch seine Genossen sprachen. In Gedanken vertieft, ließen sie ihre an diese Straße durch die Ebene gewöhnten Maulesel gehen, wie sie Lust hatten; die Stellen, wo sie holprig oder mit Steinen bedeckt war, oder wo Wurzeln sich über sie hinzogen, vermied der sichere Fuß der Thiere. Das kräftigste derselben blieb jedoch regelmäßig zurück. Deshalb war es durchaus nicht untüchtig, es trug nur – Kap Matifu.
Dieser Umstand gab Pointe Pescade den Gedanken ein, ob es nicht gerathener sei, daß Kap Matifu den Maulesel trüge, als der Maulesel ihn.
Gegen einundeinhalb Uhr machte der Araber vor einer großen weißen Mauer Halt; sie wird von Thürmen und Schießscharten gekrönt und vertheidigt auf dieser Seite die Stadt. In dieser Mauer öffnet sich ein niedriges, von Arabesken nach marokkanischer Manier umrahmtes Thor. Durch die zahlreichen Schießscharten oberhalb desselben gähnen den Kommenden die Mündungen der Kanonenrohre entgegen; sie gleichen großen, beim Glanze des Mondlichtes nonchalant eingeschlafenen Krokodilen.
Das Thor war geschlossen. Es mußte mit Geld in der Hand parlamentirt werden, um die Oeffnung zu erzwingen. Dann gerieth man in gekrümmte, enge, meistens überwölbte Straßen. Sie waren von anderen, ebenfalls verriegelten Thoren abgesperrt, die wiederum nacheinander mit Hilfe desselben Mittels geöffnet werden mußten.
Eine Viertelstunde später langten der Doctor und seine Genossen endlich vor einer Herberge, einer »Fonda« an – der einzigen am Orte; ein Jude hielt sie und seine einäugige Tochter bediente.
Der Mangel an Comfort in dieser Fonda, deren bescheidene Zimmer einen inneren Hof einschlossen, erklärt sich damit, daß nur wenige Fremde es wagen, nach Tetuan vorzudringen. Es findet sich nur ein einziger Vertreter der europäischen Großmächte dort, nämlich ein spanischer Consul, der völlig abgeschnitten inmitten einer Bevölkerung von einigen tausend Seelen sitzt, in welcher das eingeborene Element vorherrscht.
So sehnlichst es auch der Doctor Antekirtt erstrebte, zu fragen, wo das Haus Namir's gelegen wäre, und sich dorthin führen zu lassen, so energisch bezwang er sich vorläufig. Es mußte mit äußerster Klugheit zu Werke gegangen werden. Eine Entführung konnte unter den Verhältnissen, in denen Sarah wahrscheinlich aufgefunden wurde, ernstliche Schwierigkeiten bieten. Alle Gründe für und gegen waren sorgfältig überlegt worden. Vielleicht konnte, gleichviel zu welchem Preise, die Freiheit des jungen Mädchens erkauft werden? Dann mußten der Doctor und Peter sich allerdings ganz besonders davor hüten, sich erkennen zu lassen – namentlich von Sarcany, der sich vielleicht in Tetuan aufhielt. In seinen Händen bot Sarah eine Garantie für die Zukunft, die er sich so leichten Kaufes nicht entreißen lassen würde. Man befand sich auch dort nicht in einem der civilisirten Länder Europas, wo das Gericht und die Polizei in nützlicher Weise hätten interveniren können. Wie beweisen in jener Sklavengegend, daß Sarah nicht das gesetzmäßige Eigenthum der Marokkanerin war? Wie beweisen, daß sie die Tochter des Grafen Sandorf, wenn der Brief von Frau Toronthal und das Geständniß des Bankiers keine Anerkennung fanden? Diese arabischen Häuser sind verwünscht sorgfältig verschlossen und wenig zugänglich! Man kommt nicht so ohne Weiteres hinein. Die Intervention eines Kadi war unter Umständen auch sehr zweifelhafter Natur, vorausgesetzt, daß man sie überhaupt erlangte.
Es wurde also beschlossen, daß zunächst, und um den geringsten Verdacht zu vermeiden, das Haus Namir's der Gegenstand peinlichster Ueberwachung werden mußte. Pointe Pescade ging schon am frühen Morgen mit Luigi, der während seines Aufenthaltes auf der kosmopolitischen Insel Malta etwas arabisch gelernt hatte, fort, um Erkundigungen einzuziehen. Beide versuchten zu erfahren, in welchem Stadttheile, in welcher Straße diese Namir wohnte, deren Name bekannt sein mußte. Danach würde sich zunächst das fernere Verhalten zu richten haben.
Der »Electric 2« hatte unterdessen in einer der verborgenen Buchten des Gestades bei der Mündung des Flusses von Tetuan Zuflucht gesucht; er sollte sich bereit halten, beim ersten Signal in See zu gehen.
Diese Nacht also, deren Stunden dem Doctor und Peter viel zu langsam verstrichen, wurde in der Fonda verbracht. Wenn Pointe Pescade und Kap Matifu jemals der Gedanke gekommen wäre, auf mit Fayencen eingelegten Betten zu schlafen, so waren sie hier gewiß zufriedengestellt.
Am folgenden Morgen also begaben sich Pointe Pescade und Luigi auf den Bazar, woselbst schon ein Theil der tetuanischen Bevölkerung zusammenströmte. Pointe Pescade kannte Namir, denn er hatte sie gewiß zwanzig Male in den Straßen von Ragusa gesehen, als sie für Sarcany Dienste als Spionin that. Es konnte sich also ereignen, daß man sie traf; da Pointe Pescade ihr unbekannt war, so konnte das Zusammentreffen nichts Unbequemes im Gefolge haben. Traf man sie, so brauchte man also ihr nur nachzugehen.
Den Hauptbazar von Tetuan bildet ein Ensemble von Schuppen und niedrigen, engen, stellenweise sogar schmutzigen Baracken, welche feuchte Alleen einrahmen. Verschiedenartig gefärbte, auf Schnüre gezogene Leinwanddächer beschützen sie vor den glühenden Strahlen der Sonne. Ueberall düstere Gewölbe, in denen mit Seide gestickte Stoffe, in schreienden Farben gehaltene Besatzartikel, türkische Pantoffel, Almosenbeutel, Burnusse, Töpferwaaren, Leuchter, Räucherkerzen, Laternen ausgebreitet sind – mit einem Worte, was sich beständig in den Specialgeschäften der großen Städte Europas vorfindet.
Es waren schon ziemlich viele Käufer da. Man wollte die Morgenkühle benutzen. Bis zu den Augen verhüllte Maurinnen, Jüdinnen mit unverhülltem Antlitz, Araber, Kabylen, Marokkaner kamen und gingen auf dem Bazar und beschwatzten die kleine Anzahl Fremder. Die Anwesenheit Luigi's und Pointe Pescade's konnte daher nicht besonders auffallen.
Beide versuchten eine ganze Stunde hindurch, in dieser buntscheckigen Gesellschaft Namir zu begegnen. Es war vergebens. Die Marokkanerin zeigte sich nicht, noch weniger Sarcany.
Luigi wollte darauf einige von den halbnackten Jungens befragen – es sind Bastardsprößlinge aller afrikanischen Rassen, deren Mischung sich vom Rif bis zu den Grenzen der Sahara vollzieht – die in den marokkanischen Bazars umherlungern.
Die Ersten, an welche er sich wandte, konnten ihm auf seine Fragen keine Antwort geben. Endlich versicherte ein zwölf Jahre alter Kabyle mit richtigem Straßenjungengesicht, daß er die Behausung der Marokkanerin kenne, und er bot sich an, gegen Hinterlegung einiger Geldstücke, die beiden Europäer dorthin zu führen.
Das Anerbieten wurde angenommen und alle Drei wanden sich durch die verwickelten Straßenzüge, welche nach den Befestigungen der Stadt hin auslaufen. In zehn Minuten hatten sie ein fast verlassenes Stadtviertel erreicht, in welchem die fensterlosen Häuser spärlich gesät waren.
Der Doctor und Peter Bathory erwarteten mit fieberhafter Ungeduld die Rückkehr Luigi's und Pointe Pescade's. Wohl an zwanzig Male fühlten sie sich versucht auszugehen und selber Nachforschungen anzustellen. Doch Beide waren Sarcany und der Marokkanerin bekannt. Man mußte im Falle eines Zusammentreffens darauf gefaßt sein, Alles zu riskiren, denn Jene würden unbedingt sich sofort ihren Nachstellungen entzogen haben. Sie blieben also als eine Beute der lebhaftesten Unruhe. Neun Uhr war es, als Luigi und Pointe Pescade in die Fonda zurückkehrten.
Ihre traurigen Mienen sagten nur zu deutlich, daß sie schlechte Nachrichten mitbrächten.
Sarcany und Namir hatten in der Begleitung eines jungen Mädchens, welches Niemand kannte, vor fünf Wochen bereits Tetuan verlassen; das Haus war unter der Obhut einer alten Frau geblieben.
Der Doctor und Peter waren auf diese Nachricht nicht gefaßt gewesen: sie waren wie niedergeschmettert.
»Der Grund dieser Abreise ist klar genug, sagte Luigi. Mußte Sarcany nicht befürchten, daß Silas Toronthal entweder aus Rachsucht oder aus einem anderen Grunde seinen Zufluchtsort verrathen würde?«
So lange es sich lediglich darum gehandelt, die Verräther zu verfolgen, hatte Doctor Antekirtt niemals daran gezweifelt, sein Werk vollenden zu können. Jetzt, wo es galt, die eigene Tochter den Händen Sarcany's zu entreißen, ließ ihn seine Zuversicht im Stich.
Peter und er stimmten jedoch darin überein, unverzüglich dem Hause Namir's einen Besuch abzustatten. Vielleicht fanden sie dort doch noch etwas mehr als das bloße Andenken an Sarah? Vielleicht würde ihnen irgend ein Anzeichen verrathen, was aus ihr geworden war. Vielleicht auch könnte ihnen die alte Jüdin, der die Hütung des Hauses anvertraut war, ihren Nachforschungen dienliche Mittheilungen machen oder verkaufen.
Luigi führte sie sofort dahin. Der Doctor, der das Arabische so gut sprach, als wäre er in der Wüste geboren, gab sich für einen Freund Sarcany's aus. Er wäre, wie er sagte, glücklich gewesen, bei der Durchreise durch Tetuan ihn anzutreffen, nun wolle er wenigstens dessen Behausung einen Besuch abstatten.
Die Alte machte zuerst einige Schwierigkeiten; doch eine Handvoll Zechinen bewirkte, daß sie geschmeidiger wurde. Jetzt erst bequemte sie sich dazu, auf die Fragen zu antworten, welche der Doctor ihr mit sichtbarem Interesse für ihren Herrn vorlegte.
Das junge Mädchen, welches durch die Marokkanerin hergeführt worden war, sollte die Frau Sarcany's werden. Das war schon seit Langem beschlossen und sehr wahrscheinlich würde die Hochzeit bereits in Tetuan vollzogen worden sein, wäre die überhastete Abreise nicht dazwischen gekommen. Dieses junge Mädchen war seit seiner Ankunft, das heißt, seit drei Monaten ungefähr, nicht vor die Thür gekommen. Man sagte zwar, sie wäre arabischer Abkunft, doch hätte sie, die Jüdin, Jene für eine Europäerin gehalten. Sie hätte sie aber nur sehr wenig zu Gesicht bekommen, oder nur wenn die Marokkanerin sich nicht im Hause befand. Mehr wußte sie nicht.
Ebensowenig vermochte sie zu sagen, in welches Land Sarcany mit Beiden gezogen war. Sie wußte nur, daß sie vor ungefähr fünf Wochen mit einer Karawane fortgezogen waren, die nach Osten ging. Von jenem Tage an war das Haus unter ihrer Obhut geblieben und sie sollte es so lange hüten, bis Sarcany eine Gelegenheit gefunden haben würde, es zu verkaufen. Damit war seine Absicht, nicht mehr nach Tetuan zurückzukehren, offenkundig geworden.
Der Doctor hörte frostig diesen Antworten zu und nach Maß und Bedürfnis übersetzte er sie Peter Bathory.
Im Ganzen genommen stand nur das Eine fest, daß Sarcany es nicht für gerathen gehalten hatte, sich auf einem der Packetboote einzuschiffen, welche Tanger anlaufen, noch die Eisenbahn zu benützen, deren Endpunkt der Bahnhof von Oran bildet. Er hatte sich also einer Karawane angeschlossen, die Tetuan verlassen hatte, um – wohin zu gehen? Vielleicht nach einer Oase in der Wüste oder darüber hinaus in ein Territorium der halbwilden Völkerschaften, wo Sarah vollständig ihm zu Willen sein mußte. Wie es erfahren? Auf den Landstraßen des nördlichen Afrikas ist es ebenso schwer eine Karawane wiederzufinden, als einen einzelnen Reisenden.
Der Doctor drang daher noch weiter in die alte Jüdin. Er hätte wichtige Nachrichten erhalten, welche Sarcany interessiren würden, sagte er wiederholt, und gerade betreffs des Hauses, dessen er sich entledigen wollte. Doch was er auch that und sagte, eine andere Auskunft konnte er nicht erhalten. Die Frau wußte ersichtlich nichts von dem neuen Zufluchtsorte, den Sarcany sich erwählt hatte, um die Entwicklung dieses Dramas zu beschleunigen.
Der Doctor, Peter und Luigi begehrten alsdann die nach arabischer Sitte eingetheilte Wohnung zu besichtigen, nach welcher die verschiedenen Zimmer von einem Patio ihr Licht erhalten, der von einer rechtwinkeligen Galerie umgeben ist.
Sie langten bald in dem Zimmer an, welches Sarah bewohnt hatte – einer vollkommenen Gefängnißzelle. Wieviele Stunden hatte das junge Mädchen, eine Beute der Verzweiflung, dort verbringen müssen, ohne darauf rechnen zu können, irgend welche Hilfe zu erhalten! Der Doctor und Peter durchmusterten das Zimmer mit den Blicken, ohne ein Wort zu sprechen; sie suchten nach den geringfügigsten Anzeichen, welche sie auf die von ihnen gesuchten Spuren hätten leiten können.
Plötzlich näherte sich der Doctor lebhaft einem kleinen kupfernen Feuerbecken, das in einer Ecke des Zimmers auf einem Dreifuße stand. Auf dem Boden dieses Beckens erzitterten einige von dem Feuer zerstörte Papierstückchen, die noch nicht ganz zu Asche geworden waren.
Sarah hatte also geschrieben. Von der schleunigen Abreise überrascht, hatte sie sich entschlossen, den Brief vor dem Verlassen von Tetuan zu verbrennen. Oder – was sehr leicht möglich war – der Brief war bei Sarah gefunden und von Sarcany oder Namir verbrannt worden.
Auf den Papierresten, die der leiseste Wind ganz zu Asche machen konnte, hoben sich noch einige Worte in schwarzer Schrift ab – unter Anderem stand da, unglücklicherweise unvollständig: »Fr ... Bath ...«
Sarah, die nicht wußte und nicht wissen konnte, daß Frau Bathory aus Ragusa verschwunden war, hatte wahrscheinlich versucht, der einzigen Person aus dieser Welt, von der sie auf Beistand hoffen konnte, zu schreiben.
Neben dem Namen der Frau Bathory konnte man einen anderen ebenfalls entziffern – denjenigen ihres Sohnes ...
Peter, der seinen Athem anhielt, versuchte noch ein vielleicht lesbares Wort ausfindig zu machen ... Doch sein Blick hatte sich getrübt ... Er sah nichts mehr ...
Es stand aber noch ein Wort da, welches auf die Spur des jungen Mädchens leiten konnte – ein Wort, welches der Doctor fast unverletzt auffand ...
»Tripoli,« rief er.
– Also in der Regentschaft von Tripolis, in seinem Geburtslande, wo er unbedingte Sicherheit finden mußte, hatte Sarcany seine Zuflucht gesucht. Dieser Provinz entgegen bewegte sich die Karawane, die nun schon einen fünfwöchentlichen Marsch hinter sich hatte.
»Nach Tripolis!« sagte der Doctor.
Noch am selben Abend hatte der »Electric 2« das Meer wieder gewonnen. Sarcany, der sich gewiß beeilte, die Hauptstadt der Regentschaft zu erreichen, konnte höchstens einige Tage vor ihnen dort ankommen.