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Godfrey hob den armen Teufel, der vor ihm liegen blieb, sogleich auf und sah ihm genauer in's Gesicht.
Es war ein Mann von höchstens fünfunddreißig Jahren, nur bekleidet mit einem Stück Stoff, das seine Lenden umschloß. Aus seinen Zügen, wie aus seiner Schädelbildung konnte man den Typus des afrikanischen Negers erkennen: dagegen war es unmöglich, ihn mit den elenden Geschöpfen der polynesischen Inseln zu verwechseln, welche sich durch den abgeplatteten Schädel und die langen Arme ganz auffallend den Affen nähern.
Wie es gekommen sein mochte, daß ein Neger aus dem Sudan oder aus Abyssinien in die Gewalt der Eingebornen einer Insel des Stillen Oceans gefallen war, hätte man freilich nur erfahren können, wenn der Schwarze englisch oder eine der zwei oder drei europäischen Sprachen gesprochen hätte, welche Godfrey verstand. Doch es zeigte sich sehr bald, daß der Unglückliche sich nur eines völlig unverständlichen Idioms bediente – wahrscheinlich der Sprache der Eingebornen, zu welchen er ohne Zweifel sehr jung gekommen war.
Godfrey hatte nämlich sofort eine Frage in englischer Sprache an ihm gerichtet, aber keine Antwort darauf erhalten. Er machte ihm dann nicht ohne Mühe durch Zeichen verständlich, daß er seinen Namen wissen wolle.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen antwortete der Neger, welcher übrigens ein recht intelligentes und ehrliches Gesicht hatte, darauf mit dem einzigen Worte:
»Carefinotu.
– Carefinotu! rief Tartelett, das wäre mir ein Namen! ... Ich schlage vor, ihn Mittwoch zu rufen, da heute Mittwoch ist! Ist's polizeilich erlaubt, sich Carefinotu zu nennen?
– Wenn der Mann diesen Namen einmal hat, erwiderte Godfrey, warum sollte er ihn nicht behalten?«
Da fühlte er eine Hand sich auf seine Brust legen, während die ganze Physiognomie des Schwarzen ihn zu fragen schien, wie er selbst heiße.
»Godfrey!« antwortete er.
Der Schwarze bemühte sich, den Namen zu wiederholen; aber obgleich Godfrey ihm denselben noch mehrere Male vorsagte, gelang es ihm doch nicht, ihn in verständlicher Weise auszusprechen. Dann wandte er sich an den Professor, wie um dessen Namen zu erfahren.
»Tartelett!« belehrte ihn dieser in liebevollem Tone.
– »Tartelett!« wiederholte Carefinotu. Offenbar lag diese Silbenverbindung bequemer für die Anordnung der Stimmbänder seines Kehlkopfes, denn er sprach dieselben sehr deutlich aus.
Der Professor schien sich davon ordentlich geschmeichelt zu fühlen. Wirklich, es war auch ein Grund, stolz zu sein!
Godfrey, der die Intelligenz des Wilden so allseitig wie möglich ausnutzen wollte, machte ihm begreiflich, daß er den Namen der Insel zu wissen wünsche. Er wies mit der Hand nach den Bäumen ringsum, nach den Wiesen, nach den Hügeln, dann nach dem Alles umschließenden Strand, endlich nach dem Horizonte, und warf ihm nun einen fragenden Blick zu.
Carefinotu verstand nicht sofort, um was es sich handle, er wiederholte aber Godfreys Handbewegungen, drehte sich selbst herum und durchlief mit den Augen die Umgebungen,
»Arneka,« sagte er endlich.
– Arneka? wiederholte Godfrey, der mit dem Fuße auf die Erde stieß, um die Frage schärfer zu betonen.
– Arneka,« wiederholte auch der Schwarze.
Das gab Godfrey leider keinen weiteren Aufschluß, weder über den geographischen Namen, den die Insel tragen mochte, noch über deren Lage im Stillen Ocean. In seiner Erinnerung fand sich dieser Name nicht vor; wahrscheinlich war er nur eine den Eingebornen eigenthümliche, den Kartographen aber unbekannte Bezeichnung.
Carefinotu betrachtete inzwischen unausgesetzt die beiden Weißen mit staunender Bewunderung, und lief von Einem zum Anderen, als wollte er seinem Gedächtnisse die Verschiedenheiten, welche sie auszeichneten, einprägen. Wenn er dann lächelte, zeigte sein Mund eine Reihe blendendweißer Zähne, welche Tartelett nicht ohne einige Scheu wahrnahm.
»Wenn diese Zähne, erklärte er, noch kein Menschenfleisch zerrissen haben, da soll mir doch die Geige in den Händen in tausend Stücke springen!
– Jedenfalls, Tartelett, bemerkte Godfrey, hat unser neuer Gefährte nicht mehr das Aussehen eines armen Teufels, der geschmort und verspeist werden soll. Darauf kommt es vor Allem an!«
Was die Aufmerksamkeit Carefinotus am meisten fesselte, waren die Waffen, welche Godfrey und Tartelett trugen; ebenso die Flinten, die sie in der Hand hielten, wie die Revolver, die in ihrem Gürtel steckten.
Godfrey bemerkte diese Empfindung von Neugier. Offenbar hatte der Schwarze noch nie eine Feuerwaffe gesehen. Sagte er sich, daß das eines jener Feuerrohre war, welches den Blitz geschleudert und seine eigene Befreiung herbeigeführt hatte? Daran durfte man wohl zweifeln.
Godfrey wollte ihm dann aus gutem Grunde eine hohe Vorstellung von der Macht der Weißen beibringen. Er lud sein Gewehr, zeigte Carefinotu ein rothfühiges Rebhuhn, das etwa fünfzig Schritte von ihnen über die Wiese flatterte, legte dann schnell an und gab Feuer. Der Vogel fiel zur Erde.
Beim Knall des Schusses hatte der Schwarze einen ungeheuren Sprung gemacht, den Tartelett vom choreographischen Standpunkte zu bewundern sich nicht enthalten konnte. Bald aber überwand Jener den ersten Schreck und lief, als er das Thier mit zerschmettertem Flügel sich durch das Gras schleppen sah, so schnell wie ein Jagdhund auf den Vogel zu, den er, mächtige Sprünge machend, halb erfreut, halb verblüfft, seinem Herrn brachte.
Tartelett kam es dann in den Sinn, Carefinotu zu zeigen, daß der »Große Geist« auch ihn mit der Macht des Blitzschleuderns bekleidet habe, und als er eine Taucherente gewahrte, welche ruhig auf einem alten Stamme saß, legte er an.
»Nein, rief Godfrey schnell, schießen Sie nicht, Tartelett!
– Und warum nicht?
– Bedenken Sie doch, wenn Sie durch unglücklichen Zufall jenen Vogel fehlen sollten, würden wir in der Vorstellung des Wilden sehr verlieren.
– Warum sollte ich ihn aber fehlen? antwortete Tartelett etwas verletzt. Hab' ich nicht vorher beim Kampfe auf über hundert Schritte, und als ich zum ersten Male eine Flinte in die Hand nahm, einen jener Menschenfresser mitten durch die Brust geschossen?
– Sie haben ihn gewiß getroffen, erwiderte Godfrey, da er ja zu Boden stürzte, aber versuchen Sie das Glück lieber nicht zweimal!«
Etwas beleidigt, ließ der Professor sich doch zureden; er legte das Gewehr mit großer Wichtigthuerei wieder auf die Schulter, und gefolgt von Carefinotu kamen Beide nach dem Will-Tree zurück.
Dort bildete die so vortrefflich geordnete Einrichtung des Innenraums der Sequoia einen Gegenstand wirklichen Erstaunens für den neuen Gast der Insel Phina. Um ihm den Gebrauch der Werkzeuge, Instrumente und anderer Ausrüstungsstücke begreiflich zu machen, mußte man ihm alle einzeln vorlegen. Jedenfalls gehörte Carefinotu von Geburt oder durch langen Aufenthalt bei den Wilden zu einer auf der niederste Stufe stehenden Menschenclasse, denn selbst das Eisen schien ihm gänzlich unbekannt. Er begriff gar nicht, daß der Fleischtopf nicht Feuer fing, wenn er auf die glühenden Kohlen gesetzt wurde, und er wollte ihn, zum großen Mißvergnügen Tartelett's, der mit dem Kochen beauftragt war, davon wegziehen. Ueber einen Spiegel, der ihm gezeigt wurde, verwunderte er sich ganz über die Maßen und drehte ihn wiederholt herum, um zu sehen, ob seine eigene Person sich nicht noch einmal hinter demselben befinde.
»Ach, daß ist ja nur ein Affe, dieser Mohrenkopf, sagte der Professor mit verächtlicher Bewegung.
– Nein, Tartelett, widersprach ihm Godfrey, er steht entschieden über dem Affen, denn er sieht hinter den Spiegel – was auf eine gewisse Ueberlegung hindeutet, welche kein Thier an den Tag legt.
– Nun meinetwegen nehmen wir an, er sei kein Affe, sagte Tartelett kopfschüttelnd und mit keineswegs überzeugter Miene, wir werden aber bald genug sehen, ob ein Geschöpf dieser Art uns nach irgend einer Seite nützlich sein kann.
– Daran zweifle ich nicht im Mindesten,« antwortete Godfrey.
Zum Glück erwies sich Carefinotu keineswegs wählerisch bezüglich der ihm vorgesetzten Speisen; er beroch dieselben erst, kostete sie dann mit der Zungenspitze und zu guter Letzt schien das erste Frühstück, an dem er theilnahm, die Agutisuppe, das von Godfrey erlegte Rebhuhn, nebst einer Lämmerkeule, mit Zuspeise von Camas und Yamphs seinen Hunger noch nicht einmal zu befriedigen.
»Ah, der arme Teufel scheint guten Appetit zu haben, bemerkte Godfrey.
– Jawohl, stimmte Tartelett bei, und es dürfte sich empfehlen, seine Cannibalengelüste etwas im Auge zu behalten.
– Keine Angst, Tartelett, wir werden ihm schon das Gelüste nach Menschenfleisch, wenn er überhaupt je solches gehabt hat, austreiben.
– Darauf möcht' ich nicht schwören, antwortete der Professor. Es scheint, daß wenn man's einmal gekostet ...«
Während Beide so mit einander sprachen, hörte Carefinotu ihnen mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Seine Augen leuchteten verständnißvoll. Es schien fast, als habe er begriffen, was in seiner Gegenwart gesagt worden war; denn sofort schwatzte er mit bewunderungswürdiger Zungenfertigkeit, freilich waren es nur sinnlose einsilbige Laute, gellend-scharfe Ausrufe, in denen die Vocale »a« und »u« vorherrschten, wie in den meisten der polynesischen Idiome.
Doch wie der im letzten Augenblicke gerettete Schwarze auch sein mochte, jedenfalls war es ein weiterer Gefährte; ja, er sollte sich zum treuergebenen Diener, zum wirklichen Sclaven ausbilden, den ein so unerwarteter Zufall den Bewohnern des Will-Tree zugesellt hatte. Er war kräftig, geschickt, thätig und unterzog sich willig jeder Arbeit; auch zeigte er auffallende Geschicklichkeit, nachzuahmen, was er nur einmal sah. Diesen Weg hielt auch Godfrey zum Zwecke seiner Erziehung ein. Die Besorgung der Hausthiere, die Einsammlung von Wurzeln und Früchten, das Schlachten von Lämmern oder Agutis, die für den Tag zur Nahrung dienen sollten, die Herstellung einer Art Cider, welche man aus den wilden Aepfeln der Manzanilla gewann, Alles führte er, wenn er es nur einmal gesehen, ganz vortrefflich aus.
Was Tartelett auch denken und fürchten mochte, faßte Godfrey doch niemals Mißtrauen gegen diesen Wilden, und er schien auch niemals Ursache zur Reue zu haben. Er machte sich höchstens Sorge wegen der möglichen Rückkehr der Cannibalen, welche ja nun die Lage der Insel Phina kannten.
Schon vom ersten Tage ab war für Carefinotu im Will-Tree eine Lagerstatt hergerichtet worden, doch zog dieser es meist, wenigstens wenn es nicht regnete, vor, draußen in irgend welchem hohlen Baume zu schlafen, als wolle er die Wohnung besser überwachen können.
Während der vierzehn Tage nach seiner Ankunft auf der Insel begleitete Carefinotu Godfrey wiederholt auf die Jagd. Immer zeigte er das größte Erstaunen, wenn er ein in der Entfernung getroffenes Stück Wild stürzen sah; dann vertrat er aber die Stelle eines Hundes mit einem Eifer und einer Geschicklichkeit, daß kein Hinderniß, keine Hecke, kein Gesträuch oder Wasserlauf ihn aufzuhalten vermochte. Nach und nach gewöhnte sich Godfrey sehr an diesen Schwarzen. Nur nach einer Seite wollte Carefinotu keine Fortschritte machen, nämlich im Gebrauch der englischen Sprache. Wie sehr er sich auch anstrengte, gelang es ihm doch nie, die gewöhnlichsten Worte auszusprechen, welche Godfrey und vorzüglich Tartelett, der ganz versessen war auf diesen Unterricht, ihm zu lehren suchten.
So verging die Zeit.
Wenn die gegenwärtige, Dank dem günstigen Zusammentreffen verschiedener Umstände, ganz erträglich erschien und eine unmittelbar drohende Gefahr nicht zu fürchten war, so verließ Godfrey doch niemals der Gedanke, wie er jemals diese Insel werde verlassen können, durch welches Mittel er dahin gelangen werde, in's Vaterland heimzukehren. Es verging gewiß kein Tag, an dem er nicht seines Onkels Will und seiner Verlobten gedachte! Nicht ohne Beklemmung sah er die schlechte Jahreszeit heranrücken, die zwischen seinen Freunden, seiner Familie und ihm selbst eine noch unüberwindbarere Schranke ziehen mußte.
Am 27. September ereignete sich ein unerwarteter Zwischenfall. Wenn derselbe Godfrey und seinen beiden Gefährten Zuwachs von Arbeit mitführte, so sicherte er ihnen wenigstens gleichzeitig einen großen Vorrath an Nahrungsmitteln.
Godfrey und Carefinotu waren beim Einsammeln von Mollusken am Ende der Dream-Bai beschäftigt, als sie unter dem Winde eine unzählige Menge schwimmender kleiner Eilande wahrnahmen, welche die steigende Fluth langsam nach dem Strande zutrug. Das Ganze sah aus wie ein schwimmender Archipel, auf dessen Oberfläche einige jener Seevögel von gewaltiger Flügelspannweite, welche zuweilen Seesperber genannt werden, herumliefen und umherflogen.
Woraus bestauben denn jene Massen, die in Gesellschaft dahergezogen kamen und sich mit dem Spiel der Wellen hoben und senkten?
Godfrey wußte noch nicht, was er davon halten sollte, als Carefinotu sich plötzlich platt auf den Leib niederwarf; dann zog dieser den Kopf zwischen den Schultern ein, bog Arme und Beine unter sich zusammen und begann die Bewegungen eines Thieres nachzuahmen, das langsam am Boden hinkriecht.
Gudfrey sah ihm zu, ohne etwas von dieser wunderlichen Gymnastik zu verstehen. Plötzlich rief er laut:
»Schildkröten! Schildkröten!«
Carefinotu hatte sich nicht getäuscht. Vor ihnen schwammen auf dem Raum einer Quadratmeile Tausende und Abertausende von Schildkröten an der Oberfläche des Wassers. Etwa hundert Faden entfernt vom Ufer tauchten die Meisten unter, und die Sperber, welche dadurch jeden Halt unter den Füßen verloren, erhoben sich, große Kreise ziehend, in die Luft. Glücklicher Weise aber strandeten gegen Hundert jener Amphibien in ihrer Nähe am Ufer.
Godfrey und der Schwarze liefen schleunigst am Wasserrande hin, diesem Meereswild, von dem jedes Stück wenigstens drei bis vier Fuß im Durchmesser hatte, den Weg abzuschneiden. Das einzige Mittel, die Schildkröten an der Rückkehr nach dem Meere zu verhindern, bestand darin, sie auf den Rücken zu wenden, und dieser etwas schwierigen Aufgabe entledigten sich Godfrey und Carefinotu nicht ohne Mühe.
Die nächsten Tage wurden dazu verwendet, diese reiche Beute einzuholen. Das im frischen, wie im conservirten Zustande gleich vortreffliche Fleisch der Schildkröte konnte unter beiden Formen nutzbar gemacht werden. In Erwartung des Winters ließ Godfrey den größten Theil desselben einsalzen, um später für die Bedürfnisse jeden beliebigen Tages dienen zu können. Einige Zeit hindurch erschienen jedoch auf dem Tische Schildkrötensuppen, an denen Tartelett sich nicht allein ein Gütchen that.
Abgesehen von diesem Zwischenfalle, wurde die Eintönigkeit des Lebens durch nichts unterbrochen. Jeden Tag widmete man dieselben Stunden denselben nöthigsten Arbeiten. Mußte diese Existenz nicht eine noch traurigere werden, wenn der rauhe Winter Godfrey und seine Gefährten zwang, sich im Will-Tree abzuschließen? Der junge Mann dachte nicht ohne eine gewisse Angst daran. Doch was sollte er dagegen beginnen?
Inzwischen fuhr er fort, die Insel Phina zu durchforschen, und verwandte alle Zeit, welche nicht durch drängendere Arbeiten in Anspruch genommen wurde, auf die Jagd. Meist begleitete ihn da Carefinotu, während Tartelett zu Hause blieb. Er war einmal nicht zum Jäger geschaffen, obwol sein erster Schuß ein Meistertreffer gewesen war.
Bei einem dieser Ausflüge ereignete sich ein ganz unerwarteter Zwischenfall, der die Sicherheit der Bewohner des Will-Tree für später ziemlich ernst zu gefährden drohte.
Godfrey und Carefinotu befanden sich auf der Jagd in dem großen centralen Walde nahe dem Fuße des Hügels, der die größte Erhebung der Insel Phina bildete. Seit dem Morgen hatten sie nur zwei oder drei Antilopen unter dem Hochwald gesehen, aber in zu großer Entfernung, als daß es möglich gewesen wäre, dieselben mit einiger Aussicht auf Erfolg anzuschießen.
Godfrey, dem es ja au Wild nicht fehlte, ging nicht darauf aus, zwecklos zu zerstören, und gab sich auch zufrieden, wenn er einmal ganz »Schneider« wurde. Wenn er es heute bedauerte, so geschah das nicht wegen des Fleisches jener Antilopen, wohl aber wegen der Felle dieser Wiederkäuer, die er recht gut hätte verwenden können.
Es war schon drei Uhr Nachmittags. Vor wie nach dem Frühstück, das er mit seinem Begleiter unter den Bäumen verzehrt hatte, war er nicht glücklicher gewesen. Beide schickten sich also schon an, zur Stunde des Mittagessens nach dem Will-Tree heimzukehren, als Carefinotu, eben beim Heraustreten aus dem Walde, einen ungeheuren Sprung machte; dann eilte er auf Godfrey zu, faßte ihn an den Schultern und zog ihn mit solcher Gewalt fort, daß dieser keinen Widerstand leisten konnte
Erst nach zwanzig Schritten blieb Godfrey stehen, schöpfte einmal Athem und sah Carefinotu fragend au.
Der augenscheinlich höchst erschreckte Neger zeigte in der Entfernung von wenigstens fünfzig Schritten nach einem Thiere.
Es war das ein großer grauer Bär, der mit den Vordertatzen an einem Baume lehnte und den mächtigen Kopf auf- und abwärts bewegte, als ständ' er auf dem Sprunge, die beiden Jäger zu überfallen.
Ohne sich Zeit zur weiteren Ueberlegung zu nehmen, schlug Godfrey das Gewehr an und gab Feuer, bevor Carefinotu ihn nur daran hätte hindern können.
War der gewaltige Plattfüßler von der Kugel getroffen? Wahrscheinlich. War er getödtet? Das konnte man nicht genau wissen; jedenfalls breitete er die Tatzen aus und sank am Fuße des Baumes nieder.
Jetzt durften sie nicht zögern. Ein directer Kampf mit dem furchtbaren Thiere hätte die verderblichsten Folgen haben können. Es ist ja aus den Wäldern Californiens bekannt, daß die geübtesten Jäger durch den Angriff grauer Bären oft in die schrecklichste Gefahr kommen.
Der Schwarze ergriff auch schon Godfrey beim Arme, um ihn schnell nach dem Will-Tree zu ziehen, und Godfrey, der wohl einsehen mußte, daß er nichts Klügeres thun konnte, ließ ihn ohne Widerstand gewähren.