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Zehntes Capitel.

Worin Godfrey thut, was jeder andere Schiffbrüchige in seiner Lage gethan hätte.

Die Nacht verging ohne jeden Zwischenfall. Von Aufregung und Ermüdung übermannt, hatten die beiden Unglücksgenossen ebenso ruhig geschlafen, als hätten sie im bequemsten Schlafzimmer des Hôtels der Montgomery -Street geruht.

Am folgenden Tage, dem 27. Juni, erweckte sie das Krähen des Hahnes mit den ersten Strahlen der aufsteigenden Sonne.

Godfrey war sich sofort wieder über die Situation im Klaren, während Tartelett lange die Augen reiben und die Glieder strecken und dehnen mußte, ehe er in die Wirklichkeit zurückkehrte.

»Wird das heutige Frühstück dem gestrigen Abendbrote gleichen? lautete seine erste Frage.

– Ich fürchte Wohl, antwortete Godfrey, hoffe aber, daß wir heut Abend schon besser speisen werden.«

Der Professor konnte eine sehr deutlich sprechende Grimasse nicht unterdrücken. Wo blieben der Thee und die Sandwichsbrötchen, die ihm sonst nach dem Aufstehen gebracht wurden? Wie sollte er ohne diese kleine Vorkost die Stunde des eigentlichen Frühstücks erwarten können ... diese Stunde, welche vielleicht niemals wieder schlagen würde?

Jetzt galt es indeß einen Entschluß. Godfrey fühlte vollkommen die Verantwortlichkeit, welche auf ihm, und zwar auf ihm allein lastete, da er von seinem Gefährten nichts erwarten konnte. In dem hohlen Behälter, der dem Professor als Schädel diente, konnte eine praktische Idee nicht geboren werde. Godfrey mußte eben für Beide denken, erfinden und, wo nöthig, eine Entscheidung treffen.

Eine erste Erinnerung galt Phina, seiner Verlobten, welche zu seiner Frau zu machen er so starrsinnig verweigert hatte, eine zweite seinem Onkel Will, den er so unkluger Weise verlassen, dann wendete er sich gegen Tartelett.

»Hier sind, um etwas Abwechslung in unseren Speisezettel zu bringen, sagte er, noch einige Muscheln und ein halbes Dutzend Eier.

– Und nichts, um sie zu sieden?

– Nichts, antwortete Godfrey. Doch wenn es uns nun auch an Nahrungsmitteln selbst gebräche, was würden Sie dann sagen, Tartelett?

– Ich würde erklären, daß nichts nicht genug ist,« meinte der Professor trockenen Tones.

Wohl oder übel mußten die Beiden sich mit der mehr als frugalen Mahlzeit begnügen, und nahmen sie auch damit fürlieb.

Godfrey kam hierauf der sehr natürliche Gedanke, die am Vortage begonnene Untersuchung heute weiter fortzusetzen. Vor Allem kam es doch darauf an, zu wissen, in welcher Gegend des Stillen Oceans der »Dream« zugrunde gegangen sei, um einen bewohnten Punkt der Küste aufsuchen zu können, von dem aus eine Rückkehr nach der Heimat möglich, oder wenigstens günstigere Gelegenheit gegeben war, ein Schiff abzuwarten.

Godfrey meinte, daß er mit Uebersteigung der zweiten Hügelreihe, welche in pittoresken Linien den Wald überragend verlief, hierüber Aufklärung erlangen könne. Er hoffte binnen einer oder höchstens zwei Stunden dorthin zu kommen, und dieser wichtigen Untersuchung beschloß er die ersten Stunden des Tages zu widmen.

Er blickte umher. Hähne und Hühner pickten in dem üppigen Grase, Agutis, Ziegen und Lämmer sprangen hier- und dorthin am Saume des Waldes.

Godfrey besorgte zwar nicht, daß dieses ganze Volk von Geflügel und Vierfüßlern ihm nachziehen werde; um die Thiere aber sicherer an dieser Stelle zurückzuhalten, mußte er Tartelett als Wächter anstellen.

Dieser stimmte auch zu, allein zu bleiben und für einige Stunden als Schäfer dieser Heerde zu dienen.

Er machte dabei nur eine Bemerkung:

»Wenn Sie sich aber verirrten, Godfrey?

– Aengstigen Sie sich darum nicht, antwortete der junge Mann. Ich habe nur diesen Wald zu durchschreiten, und da Sie am Rande desselben bleiben, muß ich Sie bestimmt wieder treffen.

– Vergessen Sie nicht die Depesche an Ihren Onkel Will und ersuchen Sie ihn um einige hundert Dollars!

– Die Depesche . . . oder den Brief, ich werde darauf achten,« erwiderte Godfrey, der, ehe er sich über die Landesverhältnisse hier nicht weiter unterrichtet hatte, Tartelett alle seine Illusionen lassen wollte.

Nachdem er dann noch des Professors Hand gedrückt, verschwand er unter dem Grün der Bäume, deren dichtes Blätterdach kaum einzelne Sonnenstrahlen durchließ. Nach diesen mußte sich unser junger Kundschafter jedoch richten, um nach dem hohen Hügelkamme zu gelangen, der ihm den Ausblick auf den östlichen Horizont verwehrte.

Einen Fußpfad gab es hier nicht; dennoch erschien der Boden nicht frei von mancherlei Spuren, Godfrey bemerkte, daß hier und da Thiere vorübergekommen waren. Zwei oder drei Mal glaubte er sogar einzelne schnellfüßige Wiederkäuer, Elenthiere, Damwild und Wapitihirsche flüchten zu sehen; dagegen fand er nirgends Spuren von Raubthieren, wie von Tigern oder Jaguaren, deren Abwesenheit er natürlich nicht zu bedauern Ursache hatte.

Das hohe Entresol des Waldes, d. h. jener Theil der Bäume zwischen der ersten Gabelung und dem Ende der Zweige, diente einer großen Anzahl von Vögeln zur Wohnung; da gab es wilde Tauben zu Hunderten, ferner Seeadler, Auerhähne, Predigervögel (eine Art Tukan-Vögel) mit Schnäbeln gleich Hummerscheeren, und höher oben über dem Blattwerke schwebten zwei oder drei Lämmergeier, deren Auge wie eine Cocarde aussieht. Alles in Allem gehörte keine Art von all' diesem Geflügel einer so speziellen Race an, daß man daraus auf die Breitenlage des Landes hätte einen Schluß ziehen können.

Dasselbe war der Fall mit den Bäumen des Waldes, welche die nämlichen Species wie derjenige Theil der Vereinigten Staaten aufwies, welcher Nieder- Californien, die Bai von Monterey und Neu-Mexiko umschließt. Hier wuchsen Erdbeer- und Cornelkirschbäume mit großen Blüthen, Ahorn und Birke neben Eichen, vier bis fünf Arten von Magnolias und Seeföhren, wie man sie im Süden von Carolina antrifft; inmitten geräumiger Lichtungen standen Oliven- und Kastanienbäume und in Form von Büschen Tamarinden, Myrthen- und Mastixsträuche, wie sie der Süden der gemäßigten Zone hervorbringt. Im Allgemeinen war genug Raum zwischen diesen Bäumen, um hindurchzukommen, ohne die Hilfe des Feuers oder der Axt in Anspruch zu nehmen. Der Wind vom Meere her fand ziemlich ungehinderten Zutritt in dem hohen Gezweig, und da und dort erglänzten auch größere Stellen des Bodens in hellem Sonnenlichte.

Godfrey schritt also, eine schräge Linie einhaltend, unter dem prächtigen Walde dahin, Irgend welche Vorsichtsmaßregeln zu beachten, kam ihm gar nicht in den Sinn. Der Wunsch, die Höhen zu erreichen, welche das Gehölz im Osten begrenzten, ließ ihm zu gar nichts Anderem Zeit. Er suchte nur zwischen dem Blätterwerk die Richtung der Sonnenstrahlen, um in geradester Linie zu seinem Ziele zu gelangen. Er sah nicht einmal jene Führervögel – so genannt, weil sie vor dem Reisenden her zu fliegen pflegen – wie sie still hielten, zurückkamen und dann wieder davonflogen, als wollten sie ihm den Weg zeigen; nichts konnte seine Gedanken ablenken.

Diese Spannung des Geistes erscheint ja ganz erklärlich; noch vor Ablauf einer Stunde sollte sein Loos entschieden sein; er würde wenigstens wissen, ob die Möglichkeit gegeben war, einen bewohnten Punkt des Landes zu erreichen.

Schon hatte sich Godfrey, in Erwägung der – so weit er davon unterrichtet war – eingehaltenen Route und des vom »Dream« zurückgelegten Weges während einer Fahrt von siebzehn Tagen, gesagt, daß es nur die chinesische oder japanische Küste sein könne, an der das Schiff versunken war. Uebrigens bewies die Stellung der Sonne, welche sich im Verhältniß zu ihm stets im Süden hielt, deutlich, daß der »Dream« die Grenze der südlichen Halbkugel noch nicht überschritten haben konnte.

Zwei Stunden nach seinem Aufbruche schätzte Godfrey den zurückgelegten Weg etwa auf fünf Meilen, unter Einrechnung verschiedener Umwege, zu denen er infolge der dichten Stellung der Bäume gezwungen gewesen war. Die zweite Hügelkette konnte jetzt nicht mehr weit sein. Schon wichen die Bäume mehr auseinander und bildeten vereinzeltere Gruppen, während die Lichtstrahlen leichter durch das Gezweig Eingang fanden. Der Erdboden stieg auch allmählich an und mußte bald in eine steilere Rampe übergehen.

Obwohl ziemlich ermüdet, besaß Godfrey genug Willenskraft, seinen Marsch nicht zu verlangsamen. Er wäre sogar gelaufen, wenn die ersten Abhänge nicht gar so steil angestiegen wären.

Bald befand er sich in genügender Höhe, um das grüne Blätterdach hinter ihm, aus dem sich da und dort einzelne darüber hinausragende Baumkronen erhoben, vollständig zu überblicken.

Godfrey dachte jedoch nicht im Mindesten daran, sich durch einen Rückblick zu ergötzen. Sein Auge hing unbeirrt an der entblößten Linie des Hügelkammes, die sich vier- bis fünfhundert Fuß vor und über ihm ausdehnte. Das war die Schranke, die ihm noch immer den östlichen Horizont verbarg.

Ein kleiner, schräg abgedachter Kegel überragte jene bogenförmig verlaufende Linie und schloß sich mit sanfter Abdachung an den allgemeinen Kamm der Kette an.

»Dort! dort! sagte sich Godfrey, diesen Punkt muß ich erklimmen! . . . Das ist der Gipfel des Kegels! . . . Und was werd' ich von da erblicken? . . . Eine Stadt? . . . Ein Dorf? . . . Die Wüste?« . . .

Hoch erregt stieg Godfrey weiter hinauf und preßte die Arme gegen die Brust, um das Klopfen seines Herzens zu mäßigen. Seine schon etwas keuchende Athmung griff ihn zwar an, aber er hätte nicht die Geduld gehabt, stehn zu bleiben, um einmal Athem zu schöpfen. Und wenn er auch auf dem jetzt kaum noch hundert Fuß über ihm liegenden Gipfel des Kegels hätte zusammenbrechen sollen, so wollte er doch keine Minute verlieren.

Endlich – noch wenige Augenblicke – dann mußte er oben sein. Der in einem Winkel von dreißig bis fünfunddreißig Grad aufsteigende Abhang erschien ihm von dieser Seite her sehr steil. Er kletterte mit Händen und Füßen; hielt sich an dein dünnen Grase und zog sich an den mageren Mastix- und Myrthenbüschen empor, welche bis zum Gipfel hinanreichten.

Jetzt noch eine letzte Anstrengung, dann überragte er mit dem Kopfe die Oberfläche des Kegels, während er, platt auf dem Boden liegend, mit den Augen den ganzen Horizont im Osten begierig musterte ...

Es war nur das Meer, welches diesen bildete und in einer Entfernung von etwa zwanzig Meilen mit dem Himmel zu einer Linie verschmolz.

Er drehte sich um ...

Wiederum das Meer, im Westen, im Süden und Norden – das unendliche Meer, das ihn von allen Seiten umgab!

»Eine Insel!«

Als er dieses Wort ausrief, empfand Godfrey einen schmerzlichen Stich im Herzen. Der Gedanke war ihm noch nie gekommen, daß er sich auf einer Insel befinden könne, und doch war das der Fall! Die Landzunge, welche er vorher als Verbindung mit dem Lande vermuthet hatte, war nirgends vorhanden. Ihm war es zu Muthe, wie einem Menschen, der, in einem Boote eingeschlafen, mit der Strömung hinaus geführt worden ist und der nachher erwacht, ohne Ruder oder Segel, um das Land wieder erreichen zu können.

Godfrey faßte sich schnell; er beschloß sich ohne Murren in die gegebene Lage zu schicken. Da seine und seines Begleiters Rettung von außerhalb nicht zu erwarten war, so mußte er selbst auf eine solche bedacht sein.

Es erschien ihm zunächst wichtig, so genau als möglich die ganze Gliederung dieser Insel, welche er jetzt vollständig überschauen konnte, zu erkunden. Seiner Schätzung nach mochte sie sechzig Meilen im Umfang messen, bei etwa zwanzig Meilen Länge von Süd nach Nord und zwölf Malen Breite von Ost nach West,

Der mittlere Theil derselben verschwand gänzlich unter dem dichten Walde, der nahe der Kammlinie unterhalb des Kegels aufhörte, während der jenseitige Abhang des letzteren in sanfter Abdachung nach dem entgegengesetzten Strande verlief.

Alles Uebrige erschien als Wiese mit Baumgruppen, als Vorland mit Felsen dahinter, welche gelegentlich in scharfen Vorsprüngen bis zum Wasser hinausreichten. Die Küste zeigte auch mehrere Einbuchtungen, doch von so mäßiger Ausdehnung, daß sie höchstens zwei bis drei Fischerbooten hätten Schutz gewähren können. Nur die Bai, in welcher der »Dream« gescheitert war, maß sieben bis acht Meilen im Umfange. Aehnlich einer offenen Rhede erstreckte sie sich über zwei Viertel des Compasses, und wenn der Wind nicht gerade aus Osten wehte, hätte auch hier ein Schiff keinen sicheren Schutz finden können.

Doch welche Insel mochte das sein? Welcher geographischen Gruppe gehörte sie an? Bildete sie das Glied eines Archipels oder ragte sie allein aus der Wasserwüste des Stillen Oceans empor?

Jedenfalls zeigte sich auf Sehweite keine andere, große oder kleine, niedrige oder hohe Insel ringsum.

Godfrey hatte sich erhoben und musterte den Horizont. Nichts innerhalb der großen Kreislinie, an der Meer und Himmel sich begegneten. War dennoch nach irgend einer Seite eine andere Insel oder die Küste eines Festlandes vorhanden, so konnte das nur in beträchtlicher Entfernung von hier sein,

Godfrey überflog alle seine geographischen Erinnerungen, um sich darüber aufzuklären, auf welcher Insel des Großen Oceans er sich befand. Nähere Ueberlegung brachte ihn zu folgendem Resultat: Der »Dream« hatte auf siebzehntägiger Fahrt fast genau eine südwestliche Richtung eingehalten. Bei einer Geschwindigkeit von hundertfünfzig bis hundertachtzig Meilen in vierundzwanzig Stunden mußte er ungefähr fünfzig Grade durchlaufen haben. Andererseits unterlag es keinem Zweifel, daß er den Aequator nicht überschritten hatte. Er mußte also die Lage der Insel oder der Gruppe, welcher sie vielleicht angehörte, in einer Gegend zwischen dem einhundertsechzigsten und einhundertsiebenzigsten Grade westlicher Länge von Greenwich suchen.

Godfrey wüßte recht gut, daß ihm in diesem Theil des Stillen Oceans eine Karte keinen anderen Archipel als den der Sandwichsinseln gezeigt hätte; doch gab es nicht außerhalb dieses Archipels vereinzelt liegende Inseln, deren Namen ihm entfallen waren und welche sich als isolierte Hervorragungen bis zur Küste des Himmlischen Reiches erstreckten?

Im Grunde kam ja nicht viel darauf an, da ihm ja doch jede Möglichkeit abgeschnitten war, nach irgend einer Seite hin ein freundlicheres Gestade aufzusuchen,

»Nun wohl, sagte sich Godfrey, da mir der Name dieser Insel unbekannt ist, so mag sie Insel Phina heißen, zur Erinnerung an Die, welche ich nicht hätte verlassen sollen, um in der Welt umherzustreifen, und möge dieser Name uns Glück bringen!«

Godfrey bemühte sich nun, noch zu untersuchen, ob die Insel vielleicht in dem von ihm bisher noch nicht gesehenen Theile bewohnt sei.

Von dem Gipfel des Kegels bemerkte er freilich keine Spuren von Eingebornen, weder Wohnstätten in den Wiesen, noch Häuser am Saume des Waldes, noch endlich nur eine Fischerhütte am Strande.

Doch wenn die Insel verlassen war, so war es das sie umgebende Meer nicht minder, und kein Fahrzeug erschien in den Grenzen des Kreises, der von der immerhin ansehnlichen Höhe aus gesehen sich natürlich nicht wenig erweitern mußte.

Nach vollendeter Umschau blieb Godfrey zunächst nichts übrig, als wieder hinunterzuklettern, den Wald zu durchmessen und Tartelett wieder aufzusuchen. Ehe er jedoch diesen Platz verließ, wurden seine Augen durch den Anblick einer sehr hochstämmigen Waldpartie angezogen, die sich an der Grenze der nördlicher gelegenen Wiesen ausdehnte. Sie bestand aus wirklichen Baumriesen, welche alle von Godfrey vorher gesehenen weit überragte.

»Vielleicht, sagte er sich, könnten wir uns dort häuslich einrichten, und das um so mehr, als ebenda, wenn ich nicht irre, ein Bach verläuft, der irgend wo an den Hügelabhängen entspringen mag und sich quer durch die Wiesenfläche schlängelt.«

Darüber wollte er sich morgen Aufklärung verschaffen.

Nach Süden zu bot die Insel einen mehr wechselnden Anblick. Wälder und Wiesen wichen da dem gelblichen Boden des Vorlandes und stellenweise erhob sich das Ufer in zerklüfteten Felsgebilden.

Doch wie erstaunte Godfrey, als er jenseits dieser Steinmauer einen leichten Rauch zu gewahren glaubte, der sich in die Luft erhob.

»Sollten sich doch noch einige unserer Gefährten hier befinden? rief er. Doch nein, das ist nicht möglich! Warum sollten sie sich seit gestern von der Bai entfernt haben und mehrere Meilen von dem Riffe weiter gezogen sein? Liegt dort vielleicht ein Fischerdorf oder das Lager eines Stammes von Eingebornen?«

Godfrey blickte mit aller Aufmerksamkeit nach jener Richtung hin. War es überhaupt eine Rauchsäule, welche der Wind sanft nach Westen hintrieb? Man konnte sich wohl darüber täuschen. Jedenfalls verschwand sie auch sehr bald – nach Verlauf weniger Minuten war nichts mehr davon zu sehen.

Wieder eine vereitelte Hoffnung!

Godfrey sah noch einmal nach der Stelle hin; als er nichts mehr bemerkte, glitt er dann den Abhang hinunter, eilte über die ersten Stufen des Hügels hinweg und verschwand wieder unter den Bäumen.

Eine Stunde später hatte er den Wald durchmessen und kam am jenseitigen Saume desselben heraus.

Hier wartete Tartelett inmitten der zwei- und vierfüßigen Heerde. Doch womit beschäftigte sich der halsstarrige Professor? Mit denselben Versuchen wie vorher. Ein Stück Holz in der rechten, ein anderes in der linken Hand, mühte er sich noch immer ab, dieselben in Flammen zu setzen. Er rieb und rieb mit einer Emsigkeit, die einer besseren Sache würdig gewesen wäre.

»Nun, fragte er, als er Godfreys in einiger Entfernung ansichtig wurde, wie war es mit dem Telegraphenbureau?

– Es war nicht offen, antwortete Godfrey, der noch nichts von ihrer wirklichen Lage zu verrathen wagte.

– Und die Post?

– War geschlossen. Doch wir wollen frühstücken . . . ich komme um vor Hunger! . . . Später können wir plaudern.

Und auch diesen Vormittag mußten Godfrey und sein Gefährte sich mit einer sehr mageren, aus rohen Eiern und Muscheln bestehenden Mahlzeit begnügen.

»Ein sehr gesundes Regime!« bemerkte Godfrey, während Tartelett keineswegs dieser Ansicht schien

 


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