Else Ury
Nesthäkchen und ihre Küken
Else Ury

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4. Kapitel.

Alte Bekannte.

Es war tatsächlich eine ganze Karawane, die der einsame Junggeselle, über seine Zeitung hinwegblinzelnd, drüben bei Doktors einziehen sah. Ordentlich warm wurde ihm um das Herz, als die junge bildhübsche Frau so strahlend ihre Gäste begrüßte.

»Kinder, ihr wollt wohl auf der Straße Hochzeitstag feiern? Das Brautpaar scheint überflüssig dabei zu sein. Tag, mein Muttchen. Na, Urmütterchen, ist dir der Weg sauer geworden? Komm, setz dich hierher in den Korbstuhl, gerade in die Sonne – so – und Tante Albertinchen daneben. Vronli, bring' schnell die Fußbank. Klaus, das ist mal verständig von dir, auf ein paar Tage von deiner ollen Klitsche runterzukriechen. Famos, daß du gerade heute da bist.« Die Geschwister, die sich ein halbes Jahr nicht gesehen, begrüßten sich zärtlich.

»Was nicht alles aus Menschen werden kann. Früher haben sie sich wie Hund und Katze herumgebissen, der Klaus und die Annemie, und jetzt schnäbeln sie sich wie die Täubchen«, amüsierte sich ein sonnengebräunter, hellblonder Riese, der sich bisher ganz im Hintergrund gehalten hatte.

»Der Peter – nein, der Peter Frenssen! Also das ist die große Überraschung!« Erfreut schüttelte Annemarie dem Vetter die Hand. »Es ist wohl landwirtschaftlicher Kongreß in Berlin, daß alle Bauern in die Großstadt kommen?« neckte sie.

»Bravo!« sekundierte Ilse Hermann mit einem Seitenblick auf Klaus.

»Annemie, vielleicht dürfen wir dir auch mal gratulieren, wenn du genug geredet hast«, machte sich Marlene bemerkbar.

»Puh, die gestrenge Lehrerin, jetzt setzt es Tadel. Gratulieren wollt ihr mir, daß ich es mit diesem Ungetüm von Mann sieben Jahr ausgehalten habe?« Sie schmiegte sich ganz geschwind mal ein bißchen an Rudi, der seine Gäste begrüßte.

»Was fang ich nun mit meiner bösen Sieben an? Selbst heut am Hochzeitstag gibt sie nimmer Ruh. Schau, Klaus, sei g'scheit, heirate nit.«

»O weh, dann ist meine Berliner Reise umsonst. Ich kam gerade nach Berlin, um mir auf der Mastviehausstellung eine Frau – ach nee, pardon, eine Kuh zu kaufen. Und mich gleichzeitig mal nach einer passenden Lebensgefährtin umzusehen.«

»Auch auf der Mastviehausstellung? Da wird für dich sicherlich die Passendste zu finden sein, Klaus.«

»Ja, wenn du meinst, Ilse?« Klaus zwinkerte vergnügt. So leicht war er nicht zu beleidigen.

Marlene aber blickte ganz erstaunt auf ihre Cousine Ilse, die heute gegen Klaus so abweisend tat. Die beiden waren doch sonst gut Freund miteinander gewesen. Ja, dereinst in seligen Backfischtagen galt die Ilse mit ihren blonden Haarschnecken sogar als seine Tanzstundenflamme.

»Na, woran liegt's denn noch? Gibt's noch immer keinen Kaffee? Dann gehen wir in ein anderes Lokal. Hanne, alter Rumpelkasten, ich verdurschte!« rief Klaus der Mohn- und Streußelkuchen auf den Tisch setzenden Alten zu.

»Wird wohl nich jleich so schlimm sind! Frau Doktern, wenn Se mit Ihre Bejrießung endlich mal fertig sind, haben Se villeicht ooch vor mir mal 'n Momangchen Zeit iebrig.« Seitdem Annemarie verheiratet war, siezte Hanne sie und sagte »Frau Doktern«. Was sie aber ganz und gar nicht hinderte, ihr ab und zu die Wahrheit zu geigen wie in Kindertagen. Auch heute besah sie sich Annemaries »Schildkröte« mit kritischen Blicken.

»Na, da hat sich Frau Doktern nich jrade mit Ruhm bekleistert. Oder hat Flora da ihre Fingers mang jehabt? Bei mich haben Se so 'ne Sandtorte nich backen jelernt. Und denn der ville Konditorkuchen – det wär doch jar nich neetig jewesen, so'n Haufen anzufahren. Zu's Abendbrot hab' ick schnell noch'n Roastbeef abjebraten. Maschenäse zu is hier in de Flasche. Ick setz allens in de Speisekammer.« Sie wollte mit ihrem Deckelkorb ins Haus.

»Aber Hanne, treue Seele, ich habe doch vorgesorgt für heute abend.«

»Macht nischt. Wird schon alle werden. Und wenn'n Sticksken zu morjen mittag fier unsere Kinderkens iebrigbleiben tut, is es ooch jut angewandt. Soll ick nu'n Kaffee bringen, Frau Doktern?«

»Ja, ich weiß wirklich nicht, Hanne, ob wir schon anfangen sollen. Meine Schwägerin Ola fehlt noch mit den Kindern, Hans kommt wohl erst später. Ja, und Vera und Margot werden sich auch nicht so früh freimachen können«, überlegte Annemarie.

»Ach was, uff de Frau Amtsrichtern Ola wird nich jewartet«, meinte Hanne kategorisch. »Die is immer 'n bisken nuselig. Bis se det Waldemarchen und det Herbertchen ankledascht hat, und bis se ihren Herrn Amtsrichter 'n Abschiedskuß jejeben, wird mich allemal mein Essen kalt. Nee, jetzt jibt's Kaffe! Was unse ollen Damen sind, die missen nach de Reise hier raus mal erst 'n warmen Droppen in'n Magen kriejen.« Hanne eilte, so schnell ihre Füße, die schon lange nicht mehr so wollten wie sie, es gestatteten, ins Haus.

»Also Hanne befiehlt, daß wir uns an den Kaffeetisch setzen – ich habe heute nichts hier zu sagen«, rief Annemarie lustig. »Rudi, schiebe Urmütterchen bitte den Korbsessel oben an den Tisch!«

Aber als die alte Dame den ihr zugedachten Ehrenplatz einnehmen wollte, thronte bereits ein anderer dort: Klein-Ursel.

»Hier sit Lein-Usche«, verkündete der winzige Punkt mit der ganzen drolligen Frechheit, die ihm eigen. »Nu Tasse tinken, Tittatt.«

»Ja, wo soll Urmütterle denn Kaffee trinken, wenn du dich halt auf ihren Platz setzt, Ursel? Da gehören Kinder nimmer hin. Gleich stehst auf«, befahl der Vater.

»Ninner.« Klein-Ursel bleibt mit Gemütsruhe sitzen. »Nu Tuchen – Usche Tuchen haben.«

»Ja, Prügel wirst gleich kriegen, aber keinen Kuchen nit.« Der gestrenge Vater hob den schreienden, strampelnden Punkt in die Lüfte und setzte ihn auf seine beiden kleinen Lackschuhchen. »Schau, da drüben ist der Katzentisch für die Kinder.«

Aber Ursel wollte weder schauen, noch am Katzentisch sitzen.

»Niß Tattentiß – Tittatt Tattentiß – – –«. Es gab ein lautes Gebrüll.

»Laß doch das Kind, Rudi. Komm, Urselchen, wir stellen noch einen Stuhl neben Ticktack. Wir können beide hier sitzen«, versuchte das gute Urmütterchen das schreiende Kind zu beruhigen.

Vergeblich. Wenn Klein-Ursel einmal schrie, dann schrie sie ihre Naht unentwegt zu Ende.

»Annemarie, deine Tochter benimmt sich noch nit gesellschaftsfähig. Ich denk, wir sperren das garstige Kind in den Ziegenstall – – –«, rief Rudolf zu seiner ganz gemütlich plaudernden Frau hinüber.

»Mach' mit deiner Hälfte, was du willst, Rudi. Ich lasse meine Hälfte schreien. Jetzt will ich auch mal bei mir zu Besuch sein. Selbst auf die Gefahr hin, in den Ruf zu kommen, schlechterzogene Kinder zu haben«, war die lachende Antwort.

»Niß Ziedentall, niß Ziedentall.« Annemaries Nesthäkchen zeigte sich ganz als ihre Tochter, indem es jetzt auch noch nachdrücklich mit dem Fuß aufstampfte.

Aber wozu gibt es in der Welt denn Großmütter? Die Omama hatte sich bereits liebevoll des kleinen Wüterichs bemächtigt, und ehe noch alle Platz genommen hatten, war bereits wieder Sonnenschein bei Klein-Ursel. Allerdings waren die diplomatischen Verhandlungen mittels eines großen Stück Kuchens unterstützt worden.

»Du verziehst halt die Krabbe, Mutterle.« Doktor Hartenstein war nicht ganz einverstanden mit der Erziehungsweise seiner Schwiegermutter.

»Ei, Rudi, nicht mehr, als ich mein eigenes Nesthäkchen verzogen habe«, lachte Frau Doktor Braun. »Ich denke, das ist doch noch so einigermaßen zur Zufriedenheit ausgefallen.«

»Omama, wer ist denn dein Nesthäkchen?« fragte Vronli neugierig, in der Hoffnung, künftig eine kleine Spielgefährtin im Hause der Großeltern vorzufinden.

Allgemeines Gelächter.

»Dem Vronli geht's so, wie dem Sprößling des Götz von Berlichingen, vor lauter Gelehrsamkeit kennt sie die eigene Mutter nicht«, amüsierte sich Klaus.

»Aber Vronli, weißt du wirklich nicht, wer mein Nesthäkchen ist?« fragte die Omama lachend.

»Nee – – –.« Vronli schüttelte den Kopf. »Hab' ich bestimmt noch nie gesehen. Bloß euren Puck kenn' ich.«

»Aber Vronli, bist du dumm! Deine Mutti ist doch mein Nesthäkchen – – –«, weiter kam Frau Doktor Braun nicht mit ihrer Erklärung. Denn jetzt war es Vronli, welche die Omama weidlich auslachte.

»Jawoll – wer's glaubt! Mutti ist doch eine große Dame und kein Nesthäkchen!«

»Omama auch dumm!« stellte Hansi fest.

»Aber Hansi, das sagt man doch nit zur Omama! Weißt, Frauli, unsere Kinder können sich heute als glänzende Erziehungsprodukte halt für Geld anschauen lassen. Sonst ist der Hansi natürlich das bravste Bübele auf der Welt, und die Mädle nit minder.«

Inzwischen hatte Frau Doktor Braun Vronli klarzumachen versucht, daß ihre Mutti auch mal ein kleines Nesthäkchen mit zwei Rattenschwänzchen gewesen sei, was dieser aber immer noch nicht recht glaubhaft erschien. Hansi lief um den Tisch herum, von einem zum anderen: »Wo sit denn iß – wo sit denn iß?« Bis Onkel Klaus ihn schließlich auf seinem Knie unterbrachte.

»Kinder, bedient euch. Streußel- und Mohnkuchen stammt von Hanne – also besonders zu empfehlen. Wer ißt gern Klietsch mit Wasserstreifen in Gestalt einer Schildkröte? Himmel, da gehören ja Pferdekräfte dazu, um diese Mißgeburt in Stücke zu schneiden. Wie Stein!« Annemarie machte ein verzweifeltes Gesicht.

»Tut mir halt den Gefallen, Kinderle, und opfert euch für mich. Ich kann nimmer die ganze Woche von dem Schildkrötenkuchen zehren.« Rudi bot den allerdings wenig verlockend aussehenden Kuchen gastfrei herum.

»Wasserstreifen eß ich am liebsten von der Sandtorte.« Frau Marianne langte tapfer zu.

»Den Wassersteifen hat Hansi demacht.« Stolz schaute der kleine Mann vom Knie des Onkels aus in die Runde.

»Ja, gestört haben sie mich, die Gören, Hansi allen voran. Dadurch ist der Kuchen so wundervoll geraten«, bekräftigte Annemarie.

Marianne biß indessen mit gesunden Zähnen in das harte Stück hinein. Es knirschte bedenklich.

»Pfui – – –«, der abgebissene Happen verschwand schleunigst im Taschentuch. »So 'ne Bosheit, Annemie – du bist noch genau dieselbe durchtriebene Range wie früher, wenn du jetzt auch Mutter von dreien bist«, schalt Marianne lachend.

»Ja, was ist denn los?« verwunderte sich Annemarie. »Ist die Sandtorte wirklich so schlecht?«

»Tu nur nicht so scheinheilig. Spiegelberg, ich kenne dir! Das ist eine Sandtorte im wahrsten Sinne des Wortes. Statt Eier hast du Sand hineingetan.«

»Du bist wohl total hops, Marianne?« ereiferte sich die junge Wirtin. »Frage gefälligst meine Hühner, ob da Eier drin sind oder nicht. Und Sand? Nächstes Mal werde ich dir wirklich welchen reinbacken, wenn du mich derart verleumdest.«

»Aber kostet doch bloß mal – überführe dich doch selbst, Annemie.«

Keiner wollte sich zum Probierkarnickel hergeben. Unter allgemeiner fideler Spannung biß Annemarie selbst in die Sandtorte. Sie spuckte nicht weniger als Marianne. »Deibel nicht noch mal – das knirscht ja tatsächlich wie ein Kinderspielplatz im Tiergarten. Nun möchte ich doch bloß wissen, wie da Sand hineingekommen ist – – –«

»Hat Hansi demacht. Waffersteifen und Sand hat iß danz erlein debackt. Feut siß Muttißen nu?« Es war unsagbar komisch, mit welchem stolzwichtigen Gesichtchen der kleine Kuchenbäcker dasaß.

Ja, Mutti freute sich unbändig. So sehr, daß Onkel Klaus es für geraten fand, seinen Neffen schnell vom Knie unter den Tisch in Sicherheit rutschen zu lassen, bis wohin das mütterliche Strafgericht ihn nicht erreichte.

»Bengel – Schlingel – na, warte nur, mir meine Sandtorte zu verderben. Und ich zerbreche mir den Kopf, weshalb sie diesmal nicht gegangen ist. Das ist doch wirklich zum – – –« Annemaries noch eben ärgerliches Gesicht veränderte sich ganz unvermutet – »das ist ja zum Totlachen!« Ihre Frohnatur bekam doch die Überhand. Hell stimmte sie in das Gelächter der andern mit ein.

»Bißte nu niß mehr fietend, Muttißen? Triegt miß nu noch Teile?« Hansi wagte es, den blonden Krauskopf verstohlen unter der Kaffeedecke hervorzustecken.

»Goldjunge – keiner darf dich anrühren. Onkel Klaus verteidigt dich vor allen mütterlichen Ohrfeigen mit Gefahr seines Lebens.« Klaus packte seinen kleinen Neffen, der ihm innerlich und äußerlich so ähnlich war, schützend zwischen seinen derben Landmannsfäusten.

»Wer spricht hier von Ohrfeigen? Der siebenjährige Krieg ist halt zu End heut. Was – der Hansi hat was ausg'fresse? Kannst unsere zwei gleich mit durchprügele, Annemie, die haben heut auch allerlei auf dem Kerbholz. Grüß euch Gott, alle beieinand'.« Unbemerkt waren während des Tumults der Amtsrichter Hans Braun und seine junge Frau Ola den Gartensteig heraufgekommen. »Mög dich deine Annemarie weiter so glücklich machen, gelt, Rudi?« Zärtlich packte die zartblonde Ola den Bruder beim Kopf und küßte ihn herzhaft.

Auch Hans und Annemarie begrüßten sich herzlich, während die Kinder Herbert und Waldemar sofort von Vronli in Beschlag genommen wurden. Jetzt kam auch der »Katzentisch« zu seinem Recht. Plötzlich wollten sie alle dort sitzen – selbst Klein-Ursel, die so energisch dagegen Front gemacht hatte. Omama ließ es sich nicht nehmen, den Vorsitz am Katzentisch zu führen. Frau Doktor Braun spiegelte sich in den Enkelkindern.

»Peter, alter Junge, sieht man dich auch mal wieder!« Erfreut schüttelte der Amtsrichter Hans dem Vetter die Rechte. »Wie schaut's aus da oben in deiner Polackei?«

»So wunderbar, daß ich Arnsdorf verkauft habe. Es ist ein zu unerfreuliches Leben jetzt bei der polnischen Wirtschaft. Ich beabsichtige, mich irgendwo anders anzukaufen, euer Klaus hat ja dieselben Absichten, wie ich hörte. Wir haben ein Zusammentreffen in Berlin verabredet, um uns gegenseitig fachmännisch bei der Einschätzung von Grund und Boden zu unterstützen.«

»Arnsdorf verkauft?« Frau Annemarie machte ein betrübtes Gesicht. »Meine schönsten Kindheitserinnerungen sind mit eurem Gut verknüpft. Wißt ihr noch, Jungs, wie wir alle im Nußbaum gesessen, während Tante Käthchens Kaffeekränzchen unter dem Baume tagte? Bis schließlich der Puppenschuh von meiner Gerda gerade in die Schlagsahne hineinsegelte – hahaha –, ich sehe heute noch die entsetzten Gesichter von all den Kaffeeschwestern.« Annemarie lachte hellauf in Erinnerung. Die »Jungs«, der Herr Amtsrichter und die beiden stämmigen Landwirte, stimmten ein.

»Also nun weiß ich halt, wo unsere drei Rangen herkommen!« neckte Rudi. »Gelt, Ola, ich war stets ein braves Büble?«

»Arg brav«, bestätigte die Schwester lachend. »Alle Unarten von euren Küken gehen auf Annemaries Konto.«

»Und wie ist's denn bei euch, Ola?« verteidigte sich Annemarie lustig. »Herbert und Waldemar sind auch, soviel ich weiß, mehr Bengel als Engel. Mein Hänschen aber war stets ein Musterknabe – – –«

»Du, Annemie, so was springt auch manchmal von Tante und Onkel auf Neffen über. Unsere Jungen sind von dir und Klaus höchstwahrscheinlich erblich belastet«, kam der Amtsrichter seiner Frau zu Hilfe.

»Pfui, Hans – da sieht man wieder, daß Bruderliebe bei der Heirat in die Brüche geht. Klaus, wann wirst du mich so enttäuschen?«

»Erst das Gut, dann die Kuh und zuletzt die Frau! Immer eins nach dem andern. Ein Gut habe ich bereits in Aussicht oder vielmehr zwei. Ein Zwillingsgut an der Waterkant, da oben irgendwo im Pommerschen. Vielleicht kann der Peter eins davon übernehmen. Wir haben uns als Kinder ja oft genug miteinander in allen Sommerferien auf Arnsdorf herumgeprügelt. Da werden wir jetzt, hoffe ich, nachbarlichen Frieden halten!«

»Das ist eine famose Idee!« rief Annemarie erfreut. »Nun müßt ihr euch noch zwei recht nette Frauen aussuchen – – –«

»Erst die Kuh, die ist wichtiger«, unterbrach Ilse Hermann die Freundin mit etwas erzwungener Lustigkeit.

»Die Ilse hat tatsächlich das Zeug zu einer Landwirtsfrau, sie weiß trotz ihrer lateinischen Bildung, was einem Landwirt not tut«, zog Klaus sie auf.

»Das tut einem Landwirt not, wenigstens so einem, wie du bist.« Ilse zauste ihn ärgerlich an dem blonden Kraushaar.

»Au – au – so weit sind wir noch nicht mit unseren Zärtlichkeiten, Ilse!« wehrte Klaus sich lachend.

»Also genau wie die Gören! Heute noch! Ist das nun ein achtunggebietender Gutsherr – eine Respekt einflößende Lehrerin?« ereiferte sich Marlene.

»Gouvernantchen, ärgere dein Inseparable nicht. Mit Ilse ist heute nicht gut Kirschen essen!« warnte Klaus, »übrigens auf euch beide sind wir Herren der Schöpfung Gott sei Dank nicht angewiesen. Da kommen ja noch mehr hübsche Mädchen.«



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