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»Von Anbeginn lag es zwischen Ihnen, Cassilis, und Madame«, sagte Sir Frank, als wir zusammen den Tarifa Road hinuntergingen. »Ich habe die ursprüngliche Schilderung des Kellners nie geglaubt. Die Idee, daß ein Mann, der sich bedroht wußte, dennoch weiterhin im Klub erschien und schließlich einen fremden Kellner zu seinem Leibwächter bestellte, schien mir lächerlich, und als Madame Bonnell eine ähnliche Geschichte zum besten gab, roch ich Lunte. Es ist immer heikel, wenn die Gescheitheit sich selbst übertrumpfen will. Eine Vergiftung Weathereds durch einen seiner Patienten, den er erpreßte, war durchaus möglich. Wenn Madame sich mit der Aussage begnügt hätte, sie wisse, Weathered habe Feinde im Klub, dann würde mein Verdacht sich vielleicht gar nicht auf sie gerichtet haben. Aber als sie sich solche Mühe gab, den Klub als ein Mördernest darzustellen, in dem sie und Gérard als Schutzengel über dem Bedrohten wachten ... ah, das war zu dick aufgetragen!
Madames Beweggrund? Nun, Betty Neobard beurteilte sie sehr richtig, als sie sagte, für Geld sei diese Frau zu allem fähig. Der Domino-Klub rentierte sich glänzend, und Weathered war überflüssig geworden. Nein, sogar lästig. Vielleicht hat sie tatsächlich immer in Sorge geschwebt, es könne zu irgendeiner unerwünschten Szene kommen. Immerhin bezweifle ich, daß sie gewagt haben würde, Weathered zu vergiften, hätte der Zufall ihr nicht dies Fläschchen in die Hand gespielt. Ein völlig unbekanntes Gift! Oh, Cassilis, Cassilis, was wäre aus Ihnen geworden, wenn Armstrong mir nicht eine Probe gebracht hätte!«
Schweigend wanderten wir weiter.
»Wie kamen Sie auf den Gedanken, Sir Frank, daß sie schon in Frankreich ein Verbrechen begangen haben könnte?« fragte ich, nachdem wir beim Piccadilly die Straße gekreuzt hatten.
»Ein Schuß ins Dunkle war's, mein Lieber, der zufällig traf. Ich wußte nichts von ihrer Vergangenheit, als ich Charles beauftragte, mir einen Fingerabdruck zu verschaffen, den ich mit nach Paris nahm.«
Plötzlich begann mein Herz rascher zu schlagen, denn nun wurde ich inne, wohin Tarleton mich führte. Der Gute mußte bemerkt haben, daß sich zwischen Violet und mir irgendein Hindernis befand. Nie hatte er mich mit Fragen belästigt, und auch jetzt, während wir vor dem Hause des Grafen von Ledbury standen, sagte er nur leichthin:
»Kein Mann hat je eine Frau gewonnen, Cassilis, indem er sich klein machte. Wenn Sie auf nichts anderes stolz sein können, dann seien Sie es darauf, daß Sie geliebt werden. Und zeigen Sie, daß Sie stolz darauf sind!«
Der Graf, den wir zu Hause antrafen, war mehr als halb vorbereitet, uns anzuhören. Er fühlte wohl, daß er sowohl gegen Sir Frank als auch gegen seine Tochter eine Schuld abzutragen hatte. Mir stand der beste Fürsprecher zur Seite. Es überraschte und beglückte mich, als er meinem künftigen Schwiegervater erklärte, daß ich meine Assistentenstelle bei ihm vorläufig noch nicht aufgeben solle. »Nicht eher, als bis seine Praxis auf sicheren, festen Füßen steht«, lauteten seine Worte.
»Ich will sehen, wie meine Tochter sich zu all dem stellt, Dr. Cassilis«, entschied Lord Ledbury am Schluß der langen Unterredung. Und er drückte auf den Klingelknopf.
Mein herzensguter Chef sprang auf. »Mylord, mich dünkt, wir lassen die beiden jungen Menschen besser allein. Es gilt ihr Leben und ihre Zukunft.«
Und es wurde ein gemeinsames, glückliches Leben.
Ende