Mark Twain
Meine Reise um die Welt. Erste Abteilung
Mark Twain

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Vierundzwanzigstes Kapitel.

Klassisch nennt man Bücher, welche viel gelobt werden, die aber kein Mensch liest.

    Querkopf Wilsons Kalender.

Wieder auf der Eisenbahn – die Fahrt geht nach Bendigo.

Aus dem Tagebuch: 23. Oktober. Um sechs Uhr aufgestanden; Abfahrt 7.30; bald kamen wir nach Castlemaine, einem der ältesten und ergiebigsten Goldfelder, wo wir bis 3.40 auf den Zug warten mußten, der uns dann in einer Stunde nach Bendigo brachte. Mein Reisegefährte, ein katholischer Priester, war ein weit besserer Mensch als ich, was er jedoch nicht zu wissen schien; man mußte ihn lieb haben, weil er so reich an Gemüt, Geist und Herz war. Er wird noch zu hohen Ehren kommen, wird Bischof, Erzbischof und Kardinal werden. Und zuletzt hoffentlich ein Erzengel. Dann wird er sich einmal in der Ewigkeit meiner erinnern, wenn ich zu ihm sage: »Wissen Sie noch, wie wir mit einander von Ballarat nach Bendigo gefahren sind – damals, als Sie nur der einfache Pater C. waren und ich nichts im Vergleich zu dem, was ich jetzt bin?«

Die Fahrt nach Bendigo hat wirklich volle neun Stunden in Anspruch genommen. Wir würden sieben Stunden erspart haben, wären wir zu Fuß gegangen. Aber wir hatten ja keine Eile.

Auch in der Gegend von Bendigo wurden einige der ersten großen Goldlager entdeckt. Jetzt ist dort der Quarzbau in starkem Betrieb, ein Geschäft, das mehr Verstand, Ruhe und Ausdauer erfordert als alle andern, die ich kenne. Der Ort ist voll himmelhoher Schornsteine und Fördermaschinen; er sieht aus wie eine Petroleumstadt. Nur ein Beispiel, wieviel Geduld man braucht: Eine dortige Gesellschaft hat die Tiefbohrungen und das Schürfen elf Jahre lang ununterbrochen fortgesetzt, ohne eine Spur von Gold zu finden oder auch nur einen Pfennig Ersatz zu bekommen – dann stieß sie plötzlich auf eine Goldader und wurde steinreich. Die elfjährige Arbeit hatte 55 000 Dollars gekostet und der erste Fund war ein Goldkorn, so groß wie ein Stecknadelknopf. Man verwahrt es als ungeheure Kostbarkeit hinter Schloß und Riegel; der Fremde darf es nur mit abgezogenem Hut in ehrfurchtsvoller Scheu betrachten. Als man es mir zeigte, kannte ich seine Geschichte noch nicht. »Es ist Gold,« ward mir gesagt; »betrachten Sie es genau mit dem Vergrößerungsglas. Wieviel glauben Sie wohl, daß es wert ist?«

»Etwa zwei Cents, sollte ich meinen, oder vier englische Heller,« war meine Antwort.

»Hm. Es hat elftausend Pfund gekostet.«

»Sie spaßen wohl?«

»Durchaus nicht. Ballarat und Bendigo haben die drei berühmtesten Goldklumpen der Welt geliefert und dies hier ist der merkwürdigste. Die beiden andern haben jeder einen Wert von 9000 Pfund, aber dieser kostet noch ein paar Tausend mehr. Er ist klein und unansehnlich, trägt jedoch seinen Namen mit Recht. Er heißt Adam, weil er das erste Goldkorn der Grube war, und Adams Kinder zählen nach Millionen.«

Jawohl, Geduld ist vonnöten. In einem andern Bergwerk wurde siebzehn Jahre lang mit großen Unkosten gearbeitet, bis der Erfolg die Mühe belohnte, und bei einem dritten mußte man sogar einundzwanzig Jahre auf den Ertrag warten. In beiden Fällen ersetzten sich dann die Auslagen innerhalb eines Jahres mit Zinseszins.

Bendigo hat noch mehr Schätze geerntet als Ballarat. Beide zusammengenommen haben etwa Gold im Werte von 650 000 000 Dollars geliefert – halb so viel als Kalifornien.

Daß mein Aufenthalt in Bendigo sich so angenehm und interessant gestaltete, war hauptsächlich das Verdienst eines gewissen Herrn Blank. Er machte mir das selber klar, indem er versicherte, er habe bewirkt, daß die Stadt für mich das Fest im Rathaus veranstaltete, bei dem mir zu Ehren so viele Reden gehalten wurden, die ich dankend erwidern durfte; auf seine Veranlassung hin habe man mit mir die schöne Spazierfahrt durch die Stadt gemacht, um mir alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen; seinem Einfluß sei es zuzuschreiben, daß ich Gelegenheit erhielt, die großen Bergwerke zu besichtigen und das Hospital, wo der kranke Chinese lag, der acht Wochen zuvor um Mitternacht in seiner einsamen Hütte von Räubern überfallen, durch sechsundvierzig Dolchstöße verwundet und dann skalpiert worden war. Als ich an sein Bett trat, saß der jammervoll zusammengeflickte und bepflasterte Unglückliche da, und tat, als ob er eins meiner Bücher läse – auch das war eine Veranstaltung des Herrn Blank. Außerdem hatte er sich nach Kräften bemüht, mir bei dem katholischen Erzbischof von Bendigo eine Einladung zur Tafel auszuwirken und den anglikanischen Bischof zu bewegen, eine Abendgesellschaft für mich zu geben. Seinem Einfluß war es auch zu verdanken, daß der Chef aller Zeitungsredakteure mit mir in die umliegenden Wälder fuhr, wo sich uns von einem Berggipfel der herrlichste Ausblick über weite Täler und bewaldete Höhen bot, den ich in ganz Australien genossen habe. Als mich Blank zuletzt fragte, was mir in Bendigo den größten Eindruck gemacht hätte und ich erwiderte, es sei der gemeinnützige Geist und gute Geschmack der Einwohner, der sie bewogen habe, die Straßen hundertfünf Meilen lang mit schattigen Bäumen zu bepflanzen – da teilte er mir mit, daß dies auf seine Veranlassung geschehen wäre.

Aber ich stelle Blank vielleicht in ein falsches Licht. Er hat gar nicht gesagt, ich hätte das alles seinem Einfluß zuzuschreiben – das wäre ja unhöflich gewesen. Er hat es nur durch die Blume zu verstehen gegeben, in leisen Andeutungen, so daß ich es von ferne ahnen konnte, wie man den Wohlgeruch spürt, von dem die Luft erfüllt ist, wenn man im Sommer durch die Felder geht. Es lag auch in seinen Andeutungen keine Spur von Prahlerei und Selbstbewußtsein, nichts was man hätte übel nehmen können – aber doch gab er es zu verstehen.

Blank war ein Irländer, ein gebildeter, ernsthafter Mann, höflich und freundlich in seinem Benehmen, unverheiratet und dem Ansehen nach 45, höchstens 50 Jahre alt. Er suchte mich im Hotel auf und da hatten wir die oben erwähnte Unterhaltung, bei der er mich gleich für sich einzunehmen wußte, ohne daß es ihn irgend welche Mühe kostete. Teils gefiel er mir um seines angenehmen, zuvorkommenden Wesens willen, teils wegen der fabelhaften Vertrautheit mit meinen Werken, welche er im Laufe des Gesprächs verriet. Er kannte sogar die allerneusten, und ihr Inhalt war ihm so geläufig, als hätte er sie sein Lebenlang Wort für Wort studiert. Das schmeichelte mir ungemein; noch nie war ich so zufrieden mit mir selbst gewesen. Offenbar besaß der Mann einen ungewöhnlichen Sinn für Humor, doch merkte man seinem Gesichtsausdruck nichts davon an, er blieb immer ernsthaft und verzog keine Miene. Mich aber brachte er die ganze Zeit über zum Lachen – was recht anstrengend war und zugleich ein großes Vergnügen – denn alle Witze, die er zum Besten gab, stammten aus meinen eigenen Büchern.

Beim Fortgehen wandte er sich an der Tür noch einmal um.

»Sie haben sich meiner wohl nicht mehr erinnert?« fragte er.

»Ich? – Nein, wieso? Sind wir einander schon früher begegnet?«

»Das nicht, aber wir haben Briefe gewechselt.«

»Briefe?«

»Ja, vor vielen Jahren; es können zwölf oder fünfzehn Jahre sein – vielleicht noch mehr. Aber natürlich –« er schwieg gedankenvoll und fuhr dann fort: »An Schloß Corrigan werden Sie sich aber jedenfalls erinnern?«

Nein, der Name kam mir ganz unbekannt vor. Einen Augenblick blieb Blank mit der Klinke in der Hand zögernd stehen, dann sagte er, ich hätte mich früher einmal für Schloß Corrigan interessiert; er würde gern mit mir heute abend bei einem Glase heißen Grogs gemütlich darüber plaudern, wenn ich ihn besuchen wollte. Da ich zum Mäßigkeitsverein gehöre und mich freue einmal eine Ausnahme zu machen, nahm ich die Einladung an.

Als meine Vorlesung um halb elf Uhr aus war, fuhren wir zusammen nach seiner Wohnung, die sehr hübsch und geschmackvoll eingerichtet ist und glänzend erleuchtet war. Gute Bilder hingen an den Wänden; auf dem Kaminsims, in Nischen und Ecken standen allerlei indische und japanische Vasen und sonstige Zierate; Bücher sah man, wohin man blickte – größtenteils meine Werke, was mich mit Stolz erfüllte. Ich lehnte mich behaglich in die weichen Kissen des Armstuhls zurück und zündete mir eine Zigarre an. Als der Grog gebraut war, schob mir Blank einen Briefbogen hin und fragte:

»Kennen Sie das?«

Und ob ich es kannte! Das Papier trug ein verschlungenes Monogramm in Gold, Rot und Blau, wie es vor Jahren in England Mode gewesen, und darunter stand in saubern, gotischen Buchstaben mit blauer Druckschrift:

Mark Twain-Klub
Schloß Corrigan
den . . . . . . 187 . .

»Merkwürdig!« sagte ich. »Wie kommt das in Ihre Hände?«

»Ich war Präsident des Klubs.«

»Nicht möglich! Sie –«

»Jawohl, der erste Präsident. Alljährlich wurde ich wieder gewählt, solange die Versammlungen in meinem Schloß – Corrigan – stattfanden, fünf Jahre lang.«

Nun zeigte er mir ein Album mit dreiundzwanzig Photographien meiner Person. Fünf davon waren älteren Datums, die übrigen aus späteren Jahren; das letzte Bild der Sammlung war erst vor einem Monat bei Falk in Sydney gemacht.

»Die fünf ersten haben Sie uns geschickt; die übrigen sind gekauft.«

Ich fühlte mich wie im Paradiese. Bis spät in die Nacht hinein saßen wir beisammen und plauderten ohne Ende über den Mark Twain-Klub vom Corrigan-Schloß in Irland.

Die erste Kenntnis von diesem Klub hatte ich vor etwa zwanzig Jahren durch einen verbindlichen Brief auf einem Bogen von der oben beschriebenen Sorte erhalten, dessen Unterschrift lautete: »Im Auftrag des Präsidenten. – C. Pembroke, Sekretär.« Mir wurde darin gemeldet, der Klub sei mir zu Ehren gegründet worden und man hoffe, ich werde gegen diesen Beweis der Anerkennung, die man meiner schriftstellerischen Tätigkeit zolle, nichts einzuwenden haben.

Natürlich sandte ich den gebührendsten Dank und gab mir dabei große Mühe, meine innere Genugtuung nicht allzusehr durchblicken zu lassen.

Nun begann ein langer Briefwechsel. Mir wurden die Namen der zweiunddreißig Mitglieder und die Liste des Vorstands: Präsident, Vizepräsident, Sekretär, Schatzmeister u. s. w. zugeschickt, sowie der Plan für die Zusammenkünfte, nebst einer Abschrift der Statuten und anderweitigen Bestimmungen. Einmal monatlich sollten Artikel über meine Werke verlesen werden und allgemeine, zwanglose Besprechungen stattfinden; alle Vierteljahre aber eine Geschäftsverhandlung mit darauffolgendem Abendessen und Tischreden gehalten werden. Die Zuschrift machte mir große Freude, da sie bewies, mit wieviel Eifer und Interesse die Mitglieder bei der Sache waren. Zum Schluß bat man um meine Photographie und ich ging sofort hin, ließ mein Bild machen und schickte es – natürlich mit einem Briefe.

Zunächst erhielt ich das Abzeichen des Klubs, ein wahres kleines Kunstwerk in seiner Art. Auf einem vergoldeten Untergestell erhob sich ein malerisches Gewirr von Grashalmen und Binsen, daraus schaute ein emaillierter Frosch hervor, der eine goldene Nadel auf dem Rücken trug. Fiel das Licht seitwärts darauf, so sah man, daß die zarten Binsenstengel sich zu einem Monogramm verschlangen – es war das meinige! – Dies kostbare kleine Ding machte mir ein förmlich kindisches Vergnügen, und ich konnte mich gar nicht satt daran sehen.

Der Klub hielt nun regelmäßige Sitzungen und der Sekretär versah mich mit reichlicher Beschäftigung für alle meine Mußestunden. Er erstattete mir ausführlichen Bericht über die Besprechungen meiner Bücher im Klub. Meistens teilte er sie mir in geistvollen Auszügen mit, was ihm vortrefflich gelang, war aber eine Rede ungewöhnlich interessant, so stenographierte er sie und schrieb die schönsten Stellen wörtlich für mich auf. Letzteres tat er besonders bei den fünf besten Rednern, deren Stil und Ausdrucksweise ebenso verschiedenartig wie charakteristisch war. Im Laufe der Zeit ward ich mit den Eigentümlichkeiten dieser fünf Herren so genau vertraut, daß ich über die Person des jedesmaligen Redners nie den geringsten Zweifel hegte.

Die Berichte wurden mir monatlich eingeschickt, auf großen Foliobogen; fünfundzwanzig engbeschriebene Seiten, von denen jede etwa sechshundert Wörter enthielt. Eine Riesenarbeit! Das Schriftstück zu lesen war trotz seiner Länge sehr unterhaltend, aber es kam unglücklicherweise nicht allein, sondern war von einer ganzen Liste von Fragen über die Bedeutung einzelner Stellen und Aussprüche in meinen Büchern begleitet, auf die der Klub Antwort zu haben wünschte. Jedes Vierteljahr trafen auch noch die Aufzeichnungen des Schatzmeisters, des Komites und des Revisors ein, sowie der Schlußbericht des Präsidenten. Ueber sämtliche Zuschriften sollte ich meine Meinung abgeben und auch sonst zum Besten des Klubs allen möglichen guten Rat erteilen.

Mit der Zeit bekam ich ein wahres Grauen vor diesen Sendungen, das mehr und mehr zunahm, bis mich schon im voraus ein kalter Schauer überlief, wenn ich nur daran dachte. Denn ich bin von Natur ein träger Mensch und Briefschreiben ist mir ein Greuel. Sobald die Schriftstücke ankamen, mußte ich aber – um meiner eigenen Gemütsruhe willen – alles stehen und liegen lassen, mußte mich hinsetzen und mir den Kopf zerbrechen, bis ich die Antwort glücklich zustande gebracht hatte. Im ersten Jahr ging es noch ziemlich gut, aber in den vier folgenden Jahren war der Mark Twain-Klub vom Corrigan-Schloß meine Qual, mein Schreckgespenst, der Fluch und das Elend meines Lebens. Auch bekam ich einen förmlichen Abscheu davor, mich ewig photographieren zu lassen. Fünf Jahre war ich regelmäßig zum Photographieren gegangen, in der Hoffnung, den unersättlichen Klub endlich zufrieden zu stellen, da riß mir der Geduldfaden. Ich empörte mich gegen den unerträglichen Druck, raffte alle meine Kraft zusammen, zerbrach die Ketten und war wieder ein freier, glücklicher Mensch. Von jenem Tage an verbrannte ich die dicken Briefe des Sekretärs sofort nach ihrer Ankunft, und mit der Zeit blieben sie ganz aus.

Als wir nun an jenem Abend in Bendigo gesellig beisammen saßen, bekannte ich diese ganze Geschichte ohne jeglichen Rückhalt, und Blank antwortete mir mit derselben Offenheit. Zuerst schickte er ein Wort der Entschuldigung voraus und gestand dann freimütig: er sei der Mark Twain-Klub, und es gebe außer ihm gar keine Mitglieder.

Eigentlich hätte ich mich darüber schrecklich erbosen sollen, aber mir war gar nicht zornig zumute. Blank sagte, er habe nie nötig gehabt, sein Brot selber zu verdienen, und als er dreißig Jahre alt gewesen sei, hätte sich der größte Lebensüberdruß seiner bemächtigt. Das Dasein erschien ihm als Last und Plage, jedes Interesse war für ihn erloschen. Er war der Verzweiflung nahe und trug sich mit Selbstmordgedanken. Da kam ihm plötzlich der Einfall, einen Phantasie-Klub zu gründen, und er machte sich voller Eifer und Hingebung ans Werk. Die Tätigkeit beglückte ihn und sie wuchs zusehends unter seinen Händen; immer schwieriger und verwickelter wurden die Geschäfte, die ihm anfänglich so einfach erschienen. Jede Vergrößerung seines ursprünglichen Planes, die er sich ausdachte, vermehrte seine Freude und verschaffte ihm neue Interessen. Er machte selbst den Entwurf zu dem Abzeichen des Klubs, änderte und besserte tagelang daran und bestellte es endlich in London. Nur das eine Exemplar für mich wurde gemacht, der ›übrige Klub‹ mußte sich ohne Abzeichen behelfen.

Die zweiunddreißig Mitglieder und ihre Namen, die fünf besten Redner und ihr verschiedenartiger Stil, waren lauter Erfindungen von ihm, ihre Reden und die Berichte darüber verfaßte er selbst. Wenn es nach ihm gegangen wäre, und ich nicht die Flinte ins Korn geworfen hätte, würde er den Klub bis auf den heutigen Tag fortgeführt haben. An jedem einzelnen Bericht hatte er wochenlang im Schweiße seines Angesichts zu arbeiten. Die Beschäftigung freute ihn, sie machte ihm das Leben wieder lieb, und er empfand es als einen schweren Schlag, daß er den Klub eingehen lassen mußte. Auch das Schloß Corrigan lag weder in Irland noch sonstwo – er hatte es gleichfalls erfunden.

Eine wunderbare Geschichte von Anfang bis zu Ende! Mir war ein so mühsam ausgeklügelter, lustiger und arbeitsreicher Spaß noch nie vorgekommen. Alles in allem war er wirklich gar nicht so übel; ich hörte Blank ordentlich mit Vergnügen zu, als er ihn mir erzählte, und doch habe ich mein Lebtag, so lange ich denken kann, einen wahren Abscheu vor derartigen Scherzen gehabt.

Zuletzt sagte er noch:

»Erinnern Sie sich wohl an einen Brief, der vor etwa fünfzehn Jahren aus Melbourne bei Ihnen ankam und über Ihre Vorlesungstour in Australien, Ihren Tod und Ihr Begräbnis berichtete? – Ein Schreiben von Henry Bascom, dem Besitzer von Bascom Hall in Upper Holywell?«

»Jawohl.«

»Den Brief habe ich verfaßt.«

»Was sagen Sie!?!«

»Ja, ich habe es getan; warum weiß ich nicht. Der Gedanke fuhr mir plötzlich durch den Kopf, und ich führte ihn ohne weitere Ueberlegung aus. Es war sehr unrecht und hätte großen Schaden anrichten können; ich habe es oft bereut und bitte Sie um Verzeihung. Bascom hatte mich auf seiner Reise um die Welt mitgenommen, er sprach oft von Ihnen und wie angenehm ihm Ihre Besuche auf seiner Besitzung gewesen wären. Da kam ich einmal in Melbourne auf den Einfall; ich ahmte seine Hand nach und schrieb den Brief.«

So ward mir denn nach vielen, vielen Jahren auch dieses Geheimnis aufgeklärt.



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