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Der Schulze und die Gemeine zu Ketschendorf an dem Geburtstage der regierenden Frau Herzogin von Sachsen-Coburg und Saalfeld.

Den 19. Jenner 1801.

Des Fürsten Hoheit, der sich größer
Als seine Nebenmenschen fühlt,
Wird in den Mauern seiner Schlösser
Durch manchen Wind bald abgekühlt,
Und sucht dann ländliches Gedeihen
In Hütten auf, und hört, wie wir,
Den Guckguck zehnmal lieber schreien,
Als zweimal seinen Hoffourier.

So lehrte die Natur, Auguste!
Auch Dich die Wissenschaft verstehn,
Dem unbelohnten Zeitverluste
Der Etiquette zu entgehn;
Wie gern folgst Du aus dem Gewühle
Des stolzen Audienzgemachs
Der Lockung froherer Gefühle
Zum Schatten eines Leimendachs.

Hier, wo aus ihrem stillen Bette
Die Itz befruchtend sich ergießt,
Und mit der schönsten Blumenkette
Dein kleines Ketschendorf umschließt,
Hier steigt oft aus dem niedern Grase
Dein Herz zu geistigem Genuß,
Wie Herschel hinter seinem Glase
In das Gebiet des Uranus.

Hier eilen Deine Seherblicke
Der Hoffnung Deiner Kinder nach;
Du siehst in mütterlichem Glücke,
Daß jedes hält, was es versprach;
Hier sehnt Dein Auge sich nach Annen, Die an den Großfürsten Constantin vermählte Prinzessin von Coburg.
Sieht sie im Geiste, wie sie noch
Als Kind – als Julchen – unsre Tannen
Nach einem Schmetterling durchkroch.

Auch sie, im Sitze ihres Glanzes,
Wird dieses Festes sich erfreun,
Zum Schmucke Deines Ehrenkranzes
Auch ihr Vergißmeinnicht Dir weihn,
Und kindliche Gebet' entschweben,
Und strömen Heiterkeit ins Land,
Für Deine Wohlfahrt, für Dein Leben,
Dem Itzgrund und der Neva Strand.

Von allen Freuden ist nicht eine,
Die mir nicht heute, in Bezug
Auf Deinen Jahrstag, die Gemeine
Dir auszukramen übertrug.
Ja, ja! die guten Leute fragen
Ihr Herz wohl – aber keins erwägt,
Welch eine Last von Ohrenplagen
Für Dich sein Herz mir überträgt.

»Ist Er schon klüger nicht und jünger,
»Als wir,« hör' ich die Schöppen schrein,
»Muß doch als Schulz' Er Ueberbringer
»Der Wünsche unsrer Dorfschaft seyn,
»Und trägt Er Scheu mit seiner Stirne
»Voll Runzeln sich dem Hof zu nahn,
»So schieb' Er Natteln Natalie von Thümmel, damals Hofdame bei Ihro Durchlaucht der Frau Herzogin von Coburg. Als Tochter des Autors, der den Schulzen vorstellte, überbrachte sie die Geschenke der Gemeine. – seine Dirne,
»Mit ihrem Tragkorb, nur voran.«


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