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Pygmalion an eine junge liebenswürdige Wittwe.

1807.

Gelockt' von Künstler-Ehre
Zu süßerm Lohn,
Träumt' es mir jüngst, ich wäre
Pygmalion.

Kein Träumer ist verlegen
Um sein Modell,
Auf Morpheus sanften Wegen
Kommt es ihm schnell.

Auch rief ich kaum: Erscheine
Cecilia!
So stand auch schon das meine
Im Fluge da.

Längst war sie meinen Sinnen,
Im Schlaf zumal,
Von ächten Huldgöttinnen
Das Ideal.

Mit ihr darf auch nicht bange
Dem Bildner seyn,
Denn sie ist ja schon lange
Nicht mehr von Stein.

Um ihren Körper schwebet
Kein Reiz, der nicht
Von Amors Hauch belebet
Zur Seele spricht.

Das Herz hoch zu begeistern,
Das für sie schlägt,
War ihr von größern Meistern
Längst eingeprägt.

Wie meißelten, wie feilten
Sie die Natur,
Bis sie ihr Grund ertheilten
Zur Politur.

Sie freuten sich der Flimmer,
Die sie verlor;
Doch brach der holde Schimmer
Der Brust kaum vor,

Als durch Gefühl belehret,
Wie schwer sie wog,
Sie zur Natur gekehret,
Der Kunst entflog.

Wie glich sie da der Rose,
Die eingezwängt
Als Knöspchen, ihre lose
Umwebung sprengt,

Und sich am Abend wundert,
Wie Blatt an Blatt
Dieß Knöspchen an die Hundert
Entfaltet hat.

Voll gleicher Jugendfülle
Erträumt' ich Sie
Im Mondschein, den zur Hülle
Die Nacht ihr lieh.

Und auf der Stufenleiter
Der Schönheit stieg
Mein Blick, bis sie ihm weiter
Nichts mehr verschwieg.

Bis, wie im Morgenglanze
Ein Frühlingstag –
Zuletzt vor mir die ganze
Vollendung lag.

Für meine Künstler-Augen
O welch ein Reich
Um Nahrung einzusaugen
Den Bienen gleich!

Ach als in diesem warmen
Verlobungsstaat
Sie, fertig zum Umarmen,
Mir näher trat;

Auch ich aus dem Gedränge
Der Freuden mich
Durch ihre Blumengänge
Wie weit verschlich;

Und ich dem Götterweibe
Am Busen fiel.
Da, da, – doch ich beschreibe
Vielleicht zu viel.

Denn Ihr ward nichts verschoben
In meinem Traum;
So fest schien sie gewoben
Aus Luft und Schaum,

Als ob sie jüngst dem Meere
Durch Zauberei
Der Liebe, wie Cythere,
Entstiegen sey.

Doch bald sah ich mit Staunen
Was ich gesehn
Bis an die Augenbraunen
In Nebel stehn;

Der, als er immer dichter
Mein Aug' umzog,
Es um die schönsten Lichter
Der Kunst betrog.

Ein hoher Seelen-Adel
Verbarg als Schild
Ihr über allen Tadel
Erhabnes Bild.

Im heiligsten Erbeben
Bat ich um Kraft,
Mich aus dem Staub zu heben
Der Leidenschaft.

Ich ward erhört; mein Fieber
Ging allgemach
In stille Ehrfurcht über,
Indem sie sprach:

»Freund! hast Du zum Beschauen
Mich her citirt,
Sag' ich Dir im Vertrauen
Ins Ohr: mich friert.

»Selbst Venus-Priester werfen,
Ob's ihnen fremd
Gleich dünkt, doch um Minerven
Ein Panzerhemd.

»Wenn ich, Ihr gleich an Größe,
Hier vor Dir steh',
Denkst Du noch an die Blöße
Der Galatee?

»Willst Du mich zum Modelle
Der Freundschaft – Nun
Komm mit, an ihrer Quelle
Wünsch' ich zu ruhn.

»Dort kannst Du Blumen pflücken
So viel Du willst,
Bis Du auf Deinem Rücken
Mein Körbchen füllst.«

Sie sprachs, und weggeräumet
War Amors Tand,
Mein Traum war ausgeträumet
Und sie verschwand.

Und ich erwachte schneller,
Als lieb mir war,
Sah immer, immer heller
Und endlich klar.

Warf zu des Urbilds Füßen
Mich ungesäumt,
Den Frevel zu verbüßen,
Den ich geträumt.

Seitdem bei edlen Scherzen
Ihr Bundsgenoß,
Nehm' ich das Wort zu Herzen,
Das ihr entfloß.

Und sing' vor ihrer Büste
(Wie einst Ovid
An Pontus schwarzer Küste)
Mein Fastenlied.

Doch oft, wenn unserm Bunde
Der Tag entweicht.
Mich manche Schäferstunde
Umsonst beschleicht;

Von ihrem Trauerschalle
Das Ohr mir gellt,
Und mir es deucht, ich walle
Zur Unterwelt;

Säh' schon vom Sturm ergriffen
Auf Lethens Fluß
Mich Armen überschiffen
Zum Tartarus;

Wo von dem Licht geschieden
Man die sogar
Vergißt, die ach! hienieden
Uns alles war;

Dann leitet sie den Kranken,
Der Rettung fleht,
Zum Luftsalz der Gedanken
Und zur Diät;

Stärkt ihn mit Trostgefühlen
Aus der Natur,
Und freuet sich der kühlen
Gelungnen Kur.

Ein Kuß auf ihre Wange
In Plato's Sinn,
Ist, wenn ich ihn erlange,
Dann mein Gewinn.

So philosophisch labend
Sieht sich mein Geist
Sogar am längsten Abend
Rein abgespeist.

Zwar zög' ich, dürft' ich wählen,
Der Liebe Rausch
Beim Austausch unsrer Seelen
Gern mit zum Tausch,

Und löscht' in Amors Becher
Der Sinne Brand,
Schlüg' Sie ihn nicht dem Zecher
Schnell aus der Hand.

Doch käm' Sie meinen Blicken
Einst nur so nah,
Als ich sie voll Entzücken
Im Traume sah.

Ich tränk' ihn zum Willkommen
Der Freundin leer,
Wenn ich nicht zu beklommen
Vor Andacht wär'.


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