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Hier prunkt, ihr Weiber kommt herbei,
Mit euren Bettgenossen,
Ein ungeheures Hirschgeweih
Von zwei und siebzig Sprossen.
Nie hat es einen Hirsch geschmückt,
Es ward mit allen Enden
Auf eines Jünglings Kopf gedrückt
Von zauberischen Händen.
Es ging so zu – Ein Edelmann
Voll Liebesglut, mit Namen
Acteon, war hold zugethan
Dem Muster keuscher Damen.
Als sie als Reisende erschien,
Fragt' er in allen Thoren,
Wo kommt sie her, wo will sie hin,
Was hat sie hier verloren?
Das Wort fiel ihm kaum in's Gehör,
Sie werde hier verweilen,
So schwur er, lüstern, etwas mehr
Als Luft, mit ihr zu theilen.
Ihr Anblick war ihm nicht genung,
Er brannte für Verlangen,
Dieß fremde Wild, so schön, so jung
In seinem Garn zu fangen.
Doch nie konnt' er auch nur die Spur
Von ihrem Gang ertappen,
Sie ging, vorsichtiger Natur,
Ihm immer durch die Lappen.
Er malte sich die Finger lahm
An Bildern seiner Schmerzen,
Allein, ich weiß nicht wie es kam,
Es ging ihr kein's zu Herzen.
Nun aber, horcht auf! was geschah,
Und wie, eh' er's gedachte,
Ein Zufall ihn nur allzunah
In ihren Zauber brachte.
An einem Hundstag sehnte sich
Das schöne Kind ins Frische,
Warf einen Shawl nur um, und schlich
In abgelegne Büsche.
Dieß hielt der junge Kavalier
Für ein gefundnes Zeichen,
Mit aller Hitze der Begier
Der Fremden nachzuschleichen.
Bald sah er – und der Anblick drang
Ihm bis ins Mark der Hüften –
Die kleine Schöne ohne Zwang
Ihr enges Mieder lüften.
Sie trippelte zum nächsten Bach
Ins Bad so bald die letzte
Umhüllung fiel, die tausendfach
Des Himmels Strahl ersetzte.
Kein Mädchen mehr, als Cynthia
Blinkt sie nun auf dem Sande
Des Bachs – Doch eh' sie sich's versah,
Stand ihr Amant am Rande.
Unmöglich war ihr auf einmal
So vielerlei zu decken;
Denn fern vom Ufer lag ihr Shawl
Bei ihren Unterröcken.
Doch bald griff sie im höchsten Grimm
Zu ihren Himmelswaffen,
Stand glänzend still und ließ von ihm
Sich, wie sie war, begaffen;
Und er, der wie versteinert stand,
Sah nicht, als sie zum Bache
Sich bog, sah nicht die hohle Hand,
Gefüllt mit Weiberrache;
Bis sie ihn tauft' und rief: »nun lern'
Fortan bescheidner handeln;
Es ist ein Spaß, Euch junge Herrn
In Thiere zu verwandeln.
»Gleich' einem Hirsch, trag sein Geweih
Auf Deinem Scheitel prächtig,
Und jedes Weib in Zukunft sei
Desselben Zaubers mächtig!«
Kaum fühlt' er seinen Schmuck, so fühlt'
Er auch davon das Gute;
Denn Hirschhorn ganz vortrefflich kühlt
Die Wallungen im Blute.
Nun hatt' er weiter keine Lust
Am Bache zu verweilen;
Er lief und fing aus hohler Brust
Erbärmlich an zu heulen.
Halb Mensch, halb Hirsch, fühlt überall
Der Arme sich verlassen –
Wie will auf einem Carnaval
Ein Domino ihm passen?
Könnt' er der menschlichen Vernunft,
Die ihm noch blieb, entsagen,
Vielleicht war' er zur Zeit der Brunft
So sehr nicht zu beklagen.
So aber ging's ihm gar zu schlimm
Bei Schmäusen und Visiten,
Wohin er kam, da ließ man ihm
Hof, Stadt und Land verbieten.
Kein seidner Strumpf, kein Gallakleid,
Kein Orden stand ihm ferner; –
Jetzt macht das wenig Unterscheid,
Mit – oder ohne Hörner.
Für Gram starb drauf das edle Thier
Bei seinen Anverwandten;
Aus seinem Nachlaß haben wir
Sein Hirschgeweih erstanden.