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Zweites Kapitel.

Das Arbeitszimmer, in dem Graf Luckner den Verwalter erwartete, lag an der Rückseite des Herrenbaues, mit den Fenstern nach dem Park zu. Es war ein ausgedehnter, wohnlich eingerichteter Raum, dessen neue Eleganz bald die moderne Herkunft erkennen ließ. In der Tat war das Schloß erst vor einigen Jahren im Innern wie im Aeußern vollständig renoviert und auch fast die gesamte Ausstattung erneuert worden.

Das Herrenhaus befand sich, als Graf Christian die Uniform auszog und das väterliche Erbe übernahm, in einem ziemlich verwahrlosten Zustande, dem abzuhelfen des Grafen sehnlichster Wunsch war. Aber der Wunsch blieb einstweilen unerfüllbar, denn der Vorgänger, Graf Heinrich von Luckner, hatte das Gut mit Hypotheken überladen und zugleich auf einem wirtschaftlichen Tiefstande hinterlassen, der den Erben vor einen fast aussichtslosen Kampf stellte. Zu allem Unglück hatte der Rittmeister, der mit Passion Soldat gewesen war, sich nie recht um die Landwirtschaft gekümmert und sollte nun plötzlich eine Aufgabe lösen, der er nicht nur nicht gewachsen war, sondern die er auch nicht einmal in ihren Einzelheiten und in ihrer Tragweite zu übersehen vermochte. Er kehrte Potsdam den Rücken und nistete sich resigniert in dem verfallenen Schlosse ein, aber er wußte nicht ein noch aus und erkannte zu seinem Schrecken bald, daß er nicht einmal imstande sein würde, den alten Sitz seiner Vorfahren auf die Dauer auch nur zu behaupten. Er war sogar schon mit einem der drängendsten Gläubiger in Verkaufsverhandlungen getreten, als sich ihm unerwartet in letzter Stunde eine rettende Hand darbot, in die er natürlich freudig einschlug.

Ein Regimentskamerad, dem er in einem Briefe mit einiger Deutlichkeit seine Not geklagt hatte, machte ihn auf einen Freund aufmerksam, der nicht nur ein bedeutendes verfügbares Vermögen besitzen, sondern vor allem auch ein tüchtiger Landwirt sein sollte. »Mein Freund Hans von Herbrinck,« schrieb der ehemalige Waffengefährte, »ist befähigt und geneigt, die Leitung eines großen Gutes zu übernehmen, und ich zweifle kaum, daß er, wenn es not tut, auch einen Teil seines Kapitals einzusetzen gewillt sein wird, vorausgesetzt, daß eine einigermaßen aussichtsvolle Sicherheit geboten werden kann.« Graf Christian ging auf den Gedanken des Kameraden sogleich ein und bat Herrn von Herbrinck um seinen Besuch.

Ein Mann von nicht ganz dreißig Jahren, eine hochgewachsene Kerngestalt mit ruhig vornehmer Haltung und einem ausgeprägt ernsten Wesen, stellte sich ihm vor und ersuchte um näheren Aufschluß, den Graf Luckner anstandslos und ehrlich erteilte.

Herr von Herbrinck hielt sowohl mit seinem Entschluß wie mit seinem Urteil zurück und unterzog mit Erlaubnis des Schloßherrn das Gut zunächst einer eingehenden Prüfung.

»Da liegt vieles im argen,« erklärte er dann wortkarg und fügte schlicht hinzu: »Aber der Boden ist gut, und die Ertragfähigkeit läßt sich in einigen Jahren derart heben, daß die Rentabilität wohl nicht mehr in Frage steht. Wollen Sie mir vertrauen, Herr Graf?«

»Sie sind mir von einem Ehrenmann empfohlen worden, deshalb schätze ich Sie und gebe Ihnen unbedingte Vollmacht,« erwiderte Luckner zuvorkommend.

Hans von Herbrinck war entschlossen.

»Ich bitte um die Erlaubnis, die Hypotheken von Sauer und Bunk mit meinen Mitteln ablösen und sie auf mich übertragen zu dürfen.«

»Das wollten Sie?« fragte Luckner freudig angeregt. »Der Sauer quält mich am meisten.«

»Wir müssen die Hände frei bekommen,« erläuterte Herbrinck sachlich. »Allein die Zinsen würden uns in den ersten Jahren stören; ich darf sie deshalb stehen lassen, bis sie ohne Schwierigkeit abgehoben werden können.«

»Ihre Hand, Herr von Herbrinck!«

»Gegen Ihr Vertrauen, Herr Graf,« entgegnete Herbrinck.

Schon bald zeigte es sich, daß Graf Luckner den rechten Mann an den rechten Platz gestellt hatte. Hans von Herbrinck war ein gründlicher Kenner der Landwirtschaft und ein energischer Charakter, der mit fester Hand zufaßte und die Schäden fast überraschend schnell heilte. Er mußte einen erheblichen Teil seiner eigenen Mittel aufwenden, ehe er daran denken konnte, Ernte zu halten; aber er tat es zielbewußt und ohne Zögern und hatte nach einigen Jahren die Genugtuung, einen ersten ansehnlichen Ueberschuß buchen zu können. Und dann ging es Schritt um Schritt weiter, bis der Graf sich sogar wieder einigen Luxus gestatten und von neuem den Lieblingsgedanken der Schloßrenovation erwägen konnte. Herr von Herbrinck sprach in seiner bescheidenen und doch bestimmten Weise noch ein paar Jahre gegen den kostspieligen Plan, und der Schloßherr fügte sich ihm. Als der Gedanke dann aber zur Ausführung kam, waren auch reichliche Mittel vorhanden, und der Graf konnte ohne ängstliche Rücksicht auf den Geldpunkt bessern und verschönern nach seinem Belieben.

»Herbrinck,« sagte er in seinem neuen Heim, »was Sie an mir und meinen Kindern getan haben, vergesse ich Ihnen nicht, mein Ehrenwort darauf! Schade, daß ich über keinen Hausorden verfüge,« scherzte er, »Sie müßten ihn bekommen mit Kette und Stern. Na, ein Handschlag ist auch was wert. Sie sind mir wert geworden wie ein Bruder.«

Das war ehrlich gemeint und wurde im ganzen gehalten, wenn auch der dauernd zunehmende Wohlstand und die allmählich wachsende wirtschaftliche Einsicht des Grafen diesen sich ab und zu wieder mehr als Herrn fühlen und sich als solchen besonders den Arbeitern gegenüber mehr als nötig oder rätlich zeigen ließ.

In einer Art Herrenlaune befand er sich auch, als der Verwalter ihn auf die von Löhr ausgerichtete Bestellung hin aufsuchte.

»Nehmen Sie Platz, lieber Herbrinck,« sagte der Schloßherr nach der Begrüßung und wies auf einen der roten englischen Ledersessel neben dem Schreibtisch. »Der Löhr scheint sich Sand in die Augen streuen zu lassen – ah, ich sehe, Sie haben seine Liste mitgebracht. Der Mann ist noch zu jung, wenn er auch einen redlichen Willen zeigt. Ich habe Veranlassung genommen, einmal selbst nach der Ordnung zu sehen, und bin da aus einige Punkte gestoßen, die mir der Aufklärung nicht unbedürftig scheinen.«

»Ich finde den Namen Dressen mit Blei angestrichen,« kam ihm Herbrinck zu Hilfe.

»Ja, richtig, wir können auch mit dem anfangen. Verdient der Mann das, was er erhält?«

»Vielleicht nicht immer. Sein Schwachsinn tritt bei Gelegenheit stärker hervor und ist ihm dann hinderlich. Er arbeitet aber nach seinen Kräften und erwirkt sich auch deshalb ein Recht auf Nachsicht, weil er seine alte Mutter mit zu ernähren hat.«

»Nachsicht! Das Wort steht doch in keinem Arbeitsvertrage!«

»Nach meinem Dafürhalten in allen,« beharrte Herbrinck mit Betonung.

»Ja, auf meine Kosten!« wandte Luckner ein.

»Auf Kosten angebrachter Güte, Herr Graf,« erklärte Herbrinck besonnen. »Sie wollen den Lohnsatz auch nicht ernstlich beanstanden?«

»Gott, beanstanden, wenn Sie ihn genehmigt haben – Sie wissen ja, Ihnen widerspreche ich nicht, grundsätzlich nicht. Oder habe ich – –? Nur dem Löhr wollte ich mal auf die Finger passen. Also Dressen – gut, erledigt. Da gleich zu Anfang steht aber ein Name: Tabbeck, Jörgen –«

»Der ist krank.«

»Sie glauben auch daran?«

»Der Mann ist zu bedauern. Ich habe die zwei Mark, von denen er mit seiner Familie nicht leben kann, in Würdigung der unverschuldeten Bedrängnis auf sechs erhöht.«

»Das geht nicht, Herbrinck! Damit wird der angeblichen Krankheit nur Vorschub geleistet ...«

»Sie beanstanden?« fragte Herbrinck nüchtern.

»In diesem Falle selbstredend, aber selbstredend, lieber Freund –«

»Danke.«

»Natürlich, das kenne ich. Ihnen ist es nicht recht. Sie wollen eine regelrechte Vorsehung spielen. Verlangen Sie nicht gar, daß dem Musjöh Körten auch noch die Stunden bezahlt werden, die er von wegen seiner Wilddiebereien verschläft?«

»Sie belieben zu scherzen.«

»Beliebe ich gar nicht, nicht mal über den Dütje, den ich mal ordentlich abgekanzelt habe und den ich demnächst über die Grenze spedieren werde, wenn die Kanaille das Amorspielen nicht bleiben läßt. Schöner Amor, der steifpedalige Hanswurst! – Und der Suhr verdient mehr als irgend einer von den anderen?«

»Ueberstunden haben in dieser Woche noch gehabt – –«

Herbrinck las noch eine Reihe von Namen vor.

»Die alle –?«

»Bis zu zwei Mark.«

»Das sind Wohl alles Dragonerväter?« witzelte der Graf. »Auch rot, wie der Suhr?« trumpfte er.

»Seine politischen Anschauungen mögen verworren sein, im übrigen hat der Mann einen guten Kern und gibt zu Beschwerden keinen Anlaß.«

»Nicht? Und verhetzt die anderen auch nicht?«

»Nein. Das besorgen Sie leider selbst, Herr Graf.«

Luckner schob seinen Sessel mit einem Ruck zurück.

»Nu wird's Tag!« polterte er. »Ich – ich –? Ich werde doch wohl noch zeigen dürfen, wer auf Timmhusen der Herr ist?«

»Ja, aber nicht mit der Reitpeitsche.«

»Ah, so läuft der Hase? Nicht mal so einem dummen achtjährigen Beugel soll man eins überziehen dürfen, wenn er auf dem Miste Maulaffen feil hält, statt aufzuladen? Dem werde ich noch anders kommen!« »Das werden Sie besser nicht tun. – Den Krämer Lüttjohann haben Sie angezeigt, weil er den Leuten Schnaps verkauft hat –«

»Gewiß, und mit Fug!«

»Nein, leider nicht. Sollen die Leute die Stunde weit nach Reickendorf laufen, wenn ihnen der Krämer so viel näher wohnt?«

Reickendorf war das nächste größere Dorf. »Meinetwegen bis nach Buxtehude –«

»Es ist unbillig. Die Leute sind abends müde,« mahnte der Verwalter, ohne auf das protestierende Kopfschütteln des Grafen weiter zu achten. – »Den Meiereimädchen haben Sie am zweiten Weihnachtsfeiertage die Erlaubnis versagt, nach dem ›Pfeifenkopf‹ zum Tanz zu gehen –«

»Ich will keine Herumtreiberinnen!«

»Wie oft wird den Mädchen ein solches Vergnügen geboten? Dreimal im Jahr. An den zweiten Feiertagen von Ostern, Pfingsten und Weihnachten.«

»O, zum Jahrmarkt, zum Erntefest –«

»Gut. Ist das zu viel? Die Jugend soll nicht versauern. Fahren Sie nicht mit den Komtessen zuweilen nach Kiel oder Hamburg, um ein Theater zu besuchen? Das können die Mägde nicht, wünschen sie vielleicht auch kaum. Die Anregung, die ihrer Art mehr zusagt, ist der einfache Tanz, den sie verstehen, bei dem sie lachen und das junge Blut rascher kreisen lassen können.«

»Sehen Sie, das Blut erhitzen – das sagen Sie selbst!«

»Einmal frisch gejubelt, und die Arbeit geht noch mal so leicht –«

»Verschwiemelt werden sie danach. Immer wieder juchzen wollen sie, heidi, hopsasa – kennen wir. Noch was –?«

»Ich bitte um Geduld. Sie haben angeordnet, daß den Leuten kein Brennholz mehr überlassen werde –« »Kaufen sollen sie's, kaufen, lieber Herbrinck! Bekomme ich was geschenkt?«

»Die Leute haben freie Wohnung, Anspruch auf Weide, Stroh und Heu für eine Kuh, ferner auf freies Brennmaterial – das ist in den niedrigen Löhnen mit verrechnet.«

Luckner rückte nervös auf seinem Platz.

»Gut, gut! Also dementieren Sie –«

»Mehrere Leute hätten in der strengen Kälte nicht einmal heizen können, wenn ihnen nicht von Nachbarn ausgeholfen worden wäre. Das erbittert, Herr Graf.«

»Ich sagte ja schon: lassen Sie weiter schleppen – meinetwegen, bis sie das ganze Gut aufgefeuert haben.«

»Ihr Brauner hat beim Beschlagen einem der Schmiedegesellen –«

»Weiß schon, weiß schon!«

»– die Kniescheibe verletzt –«

»Kann ich dafür, wenn die Leute unvorsichtig sind?«

»Der Braune hat seine Tücken. – Der Mann hat fast ein Vierteljahr lang gelegen. Jetzt ist er hergestellt. Die Kosten von Doktor und Apotheke –«

»Ja doch! Ja! Trage ich – Kreuzdonner – geben Sie dem Tabbeck auch seine sechs nichtverdienten Mark – aber klappen Sie endlich Ihre Mappe zu! Oder sind Sie immer noch nicht zu Ende?«

»Ein paar Kleinigkeiten noch –«

Luckner lief ungeduldig um seinen Schreibtisch.

»Ordnen Sie das ganz nach Ihrer besseren Einsicht!«

Er markierte den Aufgebrachten, war aber im Grunde zufrieden, wenn er nur nicht mehr behelligt wurde.

»Dienstag ist Jagd,« lenkte er ab. »Richten Sie sich ein, daß Sie nicht wieder fehlen.«

»Geht leider nicht. Der Frost scheint mir nicht mehr von Dauer, und da muß noch Eis gefahren werden.«

»Lassen Sie mich mit dem verdammten Eis in Ruhe! Wenn Sie nicht dabei sind, fehlt mir was. Und Tönndorp und den anderen auch. – Was, acht? Setzen Sie Ihre Amtsmiene ab und kommen Sie mit zum Abendbrot, Herbrinck.«

»Ich bitte noch um kurzen Urlaub.«

»Noch zu tun?«

»Nur ein paar Augenblicke. Dann werde ich mich beeilen.«

»Na, denn man tau!« sagte Luckner lachend.

Im Verwalterhause wartete die Frau des Arbeiters Tabbeck. Herbrinck drückte ihr drei Talerstücke in die Hand und erkundigte sich nach ihrem Manne.

»Maandag wüll he dat wedder versäuken,« sagte die Frau.

»Wird auch hoffentlich wieder gehen,« munterte Herbrinck auf. »Und wenn er zuerst nicht jeden Tag kommen kann, dann einen um den andern. Oder er setzt mal 'n halben Tag aus, wenn's nicht recht mehr weiter will. Mit der Zeit kommt er schon wieder über den Berg. Haben Sie denn noch Holz zu Hause?«

»Bet Maandag langt dat.«

»Schön. Gleich vormittags können Sie wieder holen, und die andern auch. Sie könnten das wohl noch bestellen, was?«

»Jo, Herr von Herbrinck. Awer de Graf –«

»War ja nur ein Mißverständnis von ihm, Frau Tabbeck, und ist längst wieder in Ordnung. Adjüs, bestellen Sie das nur.«

»Jo? Denn is dat gaud.«

Nickend ging die Frau, und Herbrinck traf Anstalten, der Einladung des Grafen Folge zu leisten.

Graf Luckner stand mit seiner ältesten Tochter Eveline im Gespräch, während Komtesse Helene noch an dem reich und einladend gedeckten Tisch ordnete, als Herbrinck eintrat. Der Hausherr ging ihm entgegen und schüttelte ihm aufgeräumt die Hand.

»Da ist auch Ihr Leibgericht, Herbrinck: geräucherter Lachs – frisch angekommen.«

Helene von Luckner legte ihren Arm in den des Vaters und begrüßte den Gast mit strahlendem Lächeln, das ihm auch folgte, als er sich mit förmlicher Verbeugung der Komteß Eveline zuwandte.

Die ältere der Schwestern neigte ein wenig den von brünettem Haar umrahmten Kopf und wies mit einer gemessenen Handbewegung auf den Abendtisch.

»Wollen Sie die Güte haben?«

»Nicht so viel Umstände!« rief Luckner freundlich dazwischen. »Liebes Kind, wir sind ja nicht mehr in Potsdam. Bitte, mir gegenüber, Herbrinck – Da du, Lene – und am nächsten dem Büffet du, meine Gnädige. Bist ja auch die Hausfrau –«

Er zog den Vergleich mit dem gesellschaftlichen Leben der ehemaligen Garnison mit einiger Vorliebe heran, wenn sich ihm der Stolz der Tochter etwas unbequem bemerkbar machte, und er achtete darauf, daß gerade dem ›Verwalter‹ gegenüber das Mädchen sich nicht demütigend überhob. Sein eigenes starkes Selbstbewußtsein wurde im Verkehr mit Herbrinck von einer warmen und lauteren Dankbarkeit abgeklärt, die ihn mehr adelte, als der stolze, von den Vorfahren ererbte Grafentitel. Um so peinlicher schätzte Komteß Eveline den Rangunterschied und suchte die Kordialität des Vaters gegen den Untergebenen durch erhöhte Zurückhaltung ihrerseits auszugleichen. Waren Gutsnachbarn oder frühere Kameraden im Schlosse, so zog Graf Luckner Herrn von Herbrinck mit ausgesuchter Freundlichkeit in seine Nähe, und die Komteß mied ihn ebenso absichtlich, wo sie es ohne direkten Verstoß ermöglichen konnte. Glaubte sie sich einem Gesinnungsgenossen gegenüber, so ließ sie es auch an kleinen, heimlichen Verhetzungen nicht fehlen, war dabei jedoch den Nachbarn gegenüber, die Herbrincks Wert kannten, vorsichtig und fand auch nicht den Mut, mit ihren Nadelstichen Herbrinck selbst offen zuzusetzen, da sie wiederholt die Erfahrung gemacht hatte, daß er sehr ernst und schlagfertig abzuweisen verstand.

Die Unterhaltung bei Tische wurde zunächst fast allein von Luckner geführt, der allerhand Schnurren von den befreundeten Gutsbesitzern erzählte und in Herbrinck und Komteß Helene ebenso aufmerksame als dankbare Zuhörer hatte. Eveline saß steif auf ihrem Platze, aß sehr zierlich und verzog das längliche, hagere Gesicht nur hin und wieder zu einem gnädigen Lächeln. Ihre weiße, abgeschrägte Stirn, die glanzlosen grauen, vortretenden Augen, die aufdringliche, scharf geformte Nase und die schmalen Lippen gaben ihr etwas altjüngferlich Zimperliches und Strenges, das ebenso leicht auf ihren verbildeten Charakter schließen ließ, als es mit ihren erst einundzwanzig Jahren schwer in Einklang zu bringen war.

»Kennen Sie schon den letzten Streich von Tönndorp?« fragte Luckner lachend seinen Vertrauten. »Nein? Na, ist ja wohl noch nicht ruchbar geworden, und ehe es Ihnen ein anderer zuträgt, mache ich mir lieber selbst das Vergnügen. Lenchen, du zeigst nachher mal, was er dir mitgebracht hat, was?« Luckner lachte laut und belustigt. »War nämlich in Kiel, Freund Tönndorp, Dienstag und Mittwoch, und wollte, weil ihm das Bargeld etwas knapp geworden war, dem schlappen Geldsack durch einige Wagenladungen Weizen aufhelfen. Na, in Kiel trifft man Verwandte, Bekannte und desgleichen, und darunter wohl auch mal welche, die in des Teufels Gebetbuch besser bewandert sind als in sonstigen mehr oder minder nützlichen oder erbaulichen Büchern. Die fand richtig auch unser Freund, setzte sich mit ihnen im Hotel hin und – gewann, meinen Sie? – nee, verlor im Dreikart seinen ganzen schönen Weizen und damit zugleich die Aussicht auf die erhoffte und sehr nötige Rekonvaleszenz seiner abgemagerten Geldkatze. Himmel, dachte er, woher nun nehmen und niemandem stehlen? Aber wie er sich noch die Haare raufte – wovon er ohnehin keinen Ueberfluß mehr hat – kam da unser Hauptellenreiter – der Kuhn, von Kuhn und Blanck – und suchte ihn in einer neuen Partie zu trösten. Tönndorp setzte neue Scheffel Weizen, lieferbar in zwei Wochen, und der Kuhn und ein Dritter gegen jeden Scheffel Korn je ein Meter brillantesten, feinsten Seidenstoff, zu liefern gleich am nächsten Tage. Und nun verlor unser Freund, meinen Sie? – o nein, er gewann und gewann – ein Stück nach dem andern, bis er an die dreihundert – sage und schreibe dreihundert – Meter zusammen gewonnen hatte! Pyramidal, was?«

Helenchen lachte über das ganze Gesicht, und auch Hans von Herbrinck konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

»Zu töricht!« warf Komteß Eveline ein und nippte von ihrem Thee.

»Was töricht – – einfach zum Totschießen!« prustete der Hausherr. »Natürlich, das war nicht im Handumdrehen geschehen, sondern der helle Tag guckte, als sie endlich die Jalousieen hochzogen, zum Fenster herein, und Tönndorp machte sich gleich mit dem Seidenonkel auf, um seinen Raub in Empfang zu nehmen, ließ alles sein säuberlich zusammenpacken, zwängte sich in seiner Kutsche zwischen die Ballen und fuhr in dem seligen Bewußtsein heim, seiner Gnädigen einen hochfeinen Staat für mindestens ein Dutzend Jahre mitzubringen. Na, die Augen seiner besseren Hälfte hätte ich sehen mögen! Muß da einen schönen Ramsch auf anständige Art abgeschoben haben, der Kuhn! Grün, gelb, rot, blau – die Farben schreien man so um die Wette – und die Gnädige hat sicher einen Ohnmachtsanfall bekommen. Lenchen – Kind, hol' mal die Bescherung her! Hat nämlich auch ihren Teil von dem Ueberfluß erhalten und ist jetzt so ratlos, was sie damit anfangen soll, wie Ihre Gnaden Frau Nachbarin es sein mag – – –. Aha, da sehen und staunen Sie selbst!«

Die junge Komteß nahm einen freien Tisch zu Hilfe und rollte ein Stück Seide zum Teil auf. Mit komischem Entsetzen sah sie auf den brandgelben Stoff.

»Nobel, was? Praktisch, was?« lachte Luckner dröhnend und hielt einen Zipfel der glänzenden Fahne hoch. »Weißt du was, Kleine? Für dies Jahr ist es zu spät; aber im nächsten Winter fahren wir nach Berlin, da läßt du dir ein feudales Maskenkostüm draus machen – haha – und schießt wahrhaftig noch den Vogel damit ab! Oder, Herbrinck – wohl mehr Ihre Passion – wir schenken den gelben Segen den Meiereischönen, daß die dann am zweiten Ostertage beim Tanz im ›Pfeifenkopf‹ damit Staat machen können – i ja, das scheint mir noch das Allervernünftigste, was? Ja, ja, man muß sich nur zu helfen wissen! Wollen Sie die Verteilung übernehmen, Herbrinck? Mädel, gib ihm man den ganzen Klumpatsch gleich mit!«

Die Angeredete sah amüsiert und fragend auf ihre Schwester.

»Eveline meinte –«

Sie stockte und verbiß ein Kichern.

»Na?« ermunterte der Graf.

»Der Stoff ist immerhin nicht billig; ich werde ihn aufbewahren,« mischte sich Komteß Eveline etwas indigniert ein.

»Auf – bewahren –?« fragte Luckner mit lachendem Gesicht. »Flink, Lene, schieb den Ramsch ab, dann bist du ihn wenigstens los!«

Helene schlug das Stück eilig zusammen, flog behende um den Tisch und machte vor der Schwester einen übermutigen Knix.

»Geliebte, Einzige, dir vor allen gönne ich meinen Schatz–«

Die grauen Augen Evelines trafen sie vorwurfsvoll.

»Viel Ehre für mich – und für den Geber,« kam die strafende Mahnung über die dünnen Lippen. Zugleich streckte die Aeltere aber doch die Arme aus, nahm die Ausschußware des schlauen Kuhn in Empfang und verwahrte sie einstweilen auf einem abseits stehenden Fauteuil.

Die kleine Szene wirkte nicht erfreulich, aber Helene von Luckner nahm unbefangen ihren Platz wieder ein, und der Graf suchte die spitze Bemerkung seiner Aeltesten zu verwischen.

»Dein Hausfrauentalent – gereicht dir zur Ehre, Große,« sagte er mit einer Freundlichkeit, die nur für das seine Ohr Herbrincks und auch nur im Ton einen versteckten Tadel durchklingen ließ. »Willst du dein Boudoir damit tapezieren? Dazu wird es aber schwerlich reichen, und Tönndorps Großmut noch mehr anzustrengen, geht nicht an. Ich wenigstens laß meine Finger davon und unsere Kleine auch, denke ich. Schade, Herbrinck, so'n zitronfarbiger Staat wär' im ›Pfeifenkopf ‹ noch nicht dagewesen. Apropos Piepenkopp! Ich bedaure bloß, daß nicht um lange Pfeifen gespielt wurde, da hätt' ich gern auch eine abgenommen ... Der Lachs ist wirklich delikat; ich glaube, ich bekehre mich auch noch zu Ihrem Geschmack. Hatten Sie nicht noch so 'ne geräucherte Vorliebe? Aha, ich weiß, vom Erntefest her: Stör. Na, wenn wieder mal eingefahren wird ... Warst du nicht heute früh in Neurade zum Gratulieren, Kleine?«

Helene bestätigte angeregt.

»Ja, Papa, bei Herrn von Herbrincks Patchen. Der Junge ist süß –«

»Sind sie in dem Alter immer,« behauptete der Hausherr trocken. »Mit drei Jahren! Die ruppigen Seiten kommen später zum Vorschein.«

Die Komtesse erzählte mit einem Freudenschimmer: »Herr und Frau Menge lassen grüßen, Sie auch, Herr von Herbrinck. Nur der Junge nicht. Als ich ihn fragte: ›Soll ich den Onkel Herbrinck nicht auch von dir grüßen?‹ stellte er sich sehr energisch hin und sagte kopfschüttelnd: ›Nein, nit trüßen – hertommen!‹ – Jetzt wissen Sie wenigstens, was Sie zu tun haben – –«

Auch Herbrinck lachte.

»Ich hatte mir schon vorgenommen, morgen hinüber zu reiten,« bemerkte er.

»Ist für die armen Tiere nicht auch einmal Sonntagsruhe?« fragte Eveline spitzfindig.

Der Hausherr selbst nahm die Herausforderung auf.

»Lassen Sie für mich und Lenchen gleichfalls satteln,« ersuchte er den Angegriffenen, »wir reiten mit. Du bist dann allein das Opfer der Pferdesonntagsruhe, Große. Ich schätze dich als Hausfrau, Line; mit den Ställen gib dich aber lieber nicht ab, dahin paßt dein zierlicher Fuß nicht ... Noch etwas Käse, Herbrinck? Gorgonzola – schmeckt wie grüne Seife, aber fein ...« Er hob sein Weißweinglas und nickte dem Verwalter vertraut zu. »Prosit, Herbrinck!«

»Werden Sie uns wieder vorlesen?« wandte sich Komteß Helene fragend und bittend zugleich an den Gast.

»Ich habe eine kleine, kostbare Geschichte gefunden,« entgegnete Herbrinck freundlich, »die Sie auch ergreifen würde, Herr Graf. Eine Kadettengeschichte, intim und echt. Wenn Sie die Tafel aufzuheben belieben wollen, will ich das Bändchen gern holen.«

»Ihnen zuzuhören ist uns immer ein Vergnügen, lieber Freund, und das wollen wir uns nicht unnötig verkürzen. – Ich wünsche eine gesegnete Mahlzeit!«

Herbrinck kam, als eben abgeräumt war, mit einem dünnen Bändchen kleinen Formats zurück, schlug das Titelblatt auf und meinte: »Der Autor ist uns ein guter Bekannter –«

Komtesse Helene sah ihm über die Schulter und las den Namen ab.

»Ernst von Wildenbruch –«

»Der? Mein Freund!« erklärte Luckner. »Und der Titel, Kleine?«

»›Das edle Blut‹, Papa.«

Das junge Mädchen huschte fort und schmiegte sich in eine Sofaecke, von der aus sie den Vorleser beobachten konnte.

Hans von Herbrinck war ein Meister des Vortrags, und schon die köstliche Vorstellung der dreiköpfigen Gesellschaft der Geschichte, die zuerst einem Jungenkampf auf der Straße zusieht, um dann der Erzählung des alten Obersten aus ihrer Mitte zu lauschen, war von bestechendem Reize. Als aber dann der Oberst die Geschichte von dem ›großen und dem kleinen L‹ zum besten gab – »durch die Stille des Zimmers ging die schwere Stimme des alten Obersten, in Pausen, wie Windstöße, die einem Unwetter oder einem schweren Ereignis der Natur vorangehen« – da lauschte selbst die ältere der Schwestern, die sich etwas apathisch abseits niedergelassen hatte, mit ungeteilter Hingabe.

Herbrinck wünschte, um nicht zu ermüden, einmal abzubrechen und den Schluß bis zur nächsten Gelegenheit aufzuschieben; der Graf wollte aber nichts davon wissen.

»Fortfahren!« bat er. »So was muß in einem Zuge genossen werden. Aber Wetter, das greift an.«

»Das ist Wirklichkeit,« sagte er am Schlusse karg, und erst nach einer Pause: »Lassen Sie mir das Ding da, Herbrinck; das muß ich noch einmal lesen, für mich allein.«

Er faßte nach einem Streichholz, um die Zigarre, die ihm ausgegangen war, wieder in Brand zu setzen. Aber dann blies er das brennende Holz wieder aus und legte es unbenutzt in den Aschenbecher.

»Wie das erzählt ist,« reflektierte er, »wie das Stimmung gibt! Rebenblut und Menschenblut – edel eines wie das andere. Den alten Obersten mit dem rötlichen, ins bläuliche spielenden Gesicht, mit den rot unterlaufenen, von Säcken umränderten Augen, mit dem weißen Barte und der langen, braun angerauchten Meerschaumspitze – ja, den kann ich mir vorstellen. Und das liederliche große L mit dem Krätzer in den Adern und das prächtige kleine L mit dem frischen Jugendsinn und dem starken, stolzen, herzerfreuenden Mut – mit dem köstlichen Edelblut – ja, die Sorten gibt es auch.« Er bat sich das Buch von Herbrinck aus und blätterte dann. »Was man so für Menschen kennen lernt,« las er an einer Stelle ab. »Wenn man so denkt – manche, die leben und leben – wäre manchmal viel besser, sie lebten nicht – und andere – die haben fortgemußt – viel zu früh. – Ja, so geht es ...«

Er steckte das Buch zu sich, entzündete ein neues Streichholz und blies den Rauch seiner Havanna in blauen Wolken vor sich hin. Dann suchte er aber die elegische Stimmung abzuschütteln.

»Na, man nicht tiefsinnig werden. Aendern können wir die Welt doch nicht; höchstens uns selbst auf den Kopf stellen.«

»Mir scheint,« unterbrach Herbrinck, »der Dichter ist in seinen Konsequenzen zu weit gegangen. Das große H hat dem ›patenten‹ Primaner das Extra-Säbelkoppel entwendet – vielleicht nur vorübergehend – um selbst damit zu prunken. Oder aus Neid? Das Motiv scheint mir nicht ganz klar gestellt. Aber darum sollen nun beide L, der eine an seiner Schuld, der andere in der selbstlosen, brüderlichen Verteidigung, erbarmungslos zugrunde gehen? Ich meine, das Leben ist milder und gerechter.«

»Kann sein, Herbrinck. Aber der Fall hat mich tief ergriffen.«

»Vielleicht weniger der Fall als der Dichter. Ob er minder gefesselt und überzeugt hätte, wenn er den Uebelthäter an dem edlen Blut des und der andern hätte gesunden lassen? Ja, wenn noch die eigene Schwäche, wenn die Unfähigkeit, den Fehl zu überwinden, ihn gestürzt hätte! Aber nichts davon! Die Kameraden prügeln ihn durch, und das soll, wie sie ausgemacht haben, seine Strafe und dann die Geschichte vergessen sein. Da bricht ein einziger, ein herzloser Bursche, den Vertrag, behandelt den Gestolperten verächtlich und führt dadurch die Katastrophe herbei – der Schuldige steht vor erneuter Schmach und Strafe. Der Unschuldige leidet mit ihm, nein, noch furchtbarer, fällt in Krämpfe, haucht die tapfere kleine Seele aus – die Gemeinheit triumphiert in aller Form. Das will mir nicht einleuchten. Gewiß, das große L war ein flacher Charakter; aber auch ein solcher kann sich vertiefen, wenn er einmal ordentlich aufgerüttelt wird ...«

»Sie sind und bleiben ein Idealist, lieber Freund.«

Herbrincks Auge haftete sekundenlang an dem matt flackernden Holzfeuer des Kamins und richtete sich dann voll auf den Grafen.

»War die Schuld – bei dem halben Knaben doch wohl keine allzuschwere – mit den vereinbarten Prügeln gesühnt?« fragte er.

»Allerdings.«

»Nach welchen Sätzen einer gesunden Ethik mußte dann der einen, gerechten und ausreichenden Buße die harte, ja ins Ungemessene gesteigerte zweite folgen?« Luckner wußte nicht gleich zu antworten.

Komteß Helene hatte kein Wort der Unterhaltung verloren. Sie kam langsam an den Tisch.

»Ich kann Herrn von Herbrinck nachfühlen,« sagte sie überlegt. »Eine Schuld und eine Strafe – wäre das nicht die vollkommenste Gerechtigkeit?«

Die Aeltere sah erstaunt und mißbilligend auf die Schwester, und auch Graf Luckner war etwas überrascht. Aber er nickte der Jüngsten freundlich zu.

»Ein nicht unwahres Wort, wenn auch aus deinem Munde ein wenig überraschend,« meinte er nachdenklich. »Na, laß. Kleine. Ich weiß ja, daß unter deinem blonden Kraushaar immer etwas eigene, krause Gedanken spuken. Ich bin aber stolz darauf – und manchmal – ja, da triffst du den Nagel auch auf den Kopf. Besser als unsere Große. Sie können mit Ihrer Bundes- und Gesinnungsgenossin zufrieden sein, lieber Herbrinck.«

Ein von warmer Dankbarkeit getragener Blick Herbrincks traf das Mädchen, ließ das Blut in ihr junges, liebliches Antlitz wallen und machte sie wieder stumm.

»Es ist Mitternacht durch,« fiel Eveline mit ihrer jüngferlichen Stimme in die momentane Stille.

»Ja, es ist spät geworden,« pflichtete Luckner bei. »Ein anderes Mal mehr, Herbrinck. Ich werde das Thema nicht vergessen; ich komme darauf zurück. Ihre Philosophie von der einen Strafe und der einen Sühne – Buße, wie Sie wollen – es ist was daran. Ganz gewiß. Mir im Augenblick noch zu abstrakt – aber ich werde sehen, ob ich dahinter kommen und mich zu Ihnen bekennen kann. Ich meine, der Hauptfluch jeder Schuld ist aber eben ihre Nachwirkung, und die können Sie und wir nicht abschaffen, die gehört zur Weltordnung.«

Herbrinck widersprach lebhaft.

»Zur Weltordnung? O nein, die Nachwirkung macht die Buße zwecklos, und eines von beiden ist darum unsinnig: das Fortdauern der Schuld, die gesühnt sein soll, über die Buße hinweg, oder die Buße, mit der nichts wett gemacht wird, die eine leere Formel, eine haltlose Spielerei bleibt. Nach meinem Dafürhalten wird von dem Zeitpunkte ab, in dem ein neuer Prophet der Sühne ihren hehren Inhalt gibt und damit den Fluch der bis in unsere Aufklärung hinein immer noch untilgbaren Schuld aufhebt, ein Zeitalter freierer, unendlich höherer Sittlichkeit anbrechen.«

»Ihre Anschauung hat etwas Bestechendes, Herbrinck. Ganz will mir das Wunder freilich noch nicht in den Kopf. Na, beschlafen wir's. Gute Nacht, alter Freund.«

Die Männer schieden mit freundschaftlichem Händedruck, und auch Helene von Luckners feine Rechte legte sich in die Herbrincks, während Komteß Eveline sich mit der bei ihr üblichen kühlen Verbeugung begnügte.


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