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Beschaue nur in mildem Licht
Das Menschenwesen! Wiege zwischen Kälte
Und Überspannung dich im Gleichgewicht.
Und wo der Dünkel hart ein Urteil fällte,
So laß ihn fühlen, was ihm selbst gebricht.
Du bist kein Engel, wohnst nicht unter Engeln.
Goethe.
In der Kroneneinfahrt führten seitlich steinerne Stufen zu dem Geschoß, das die Gasträume barg.
Langsam stieg der Fremde empor und ließ die Augen suchend wandern. In einen langen, fast dunklen Gang kam er, auf den Türen mündeten und ein einziges Fenster. Dort trat er hin und sah auf den Hof hinab. Die Dämmerung hängte schon die ersten dünnen Schleier um das Gewinkel. Nach Roß- und Schweineställen roch es. Plötzlich tauchte fremd und unwahrscheinlich ein ganzer Strom köstlichen Rosenduftes auf.
Der Fahrende dehnte die Lungen. Seine Augen durchsuchten den Hof. An einem Schuppen sah er einen Rosenstrauch hochklettern so üppig und reich 35 und noch von letzten Blüten überhangen, als wolle er mit seiner lichten Schönheit alles andere vergessen machen.
Der Mann streckte die Hand aus. Es war wie eine unwillkürliche Bewegung des Grußes. Über sein dunkles Gesicht ging Freudenschein, wie bei einer unverhofften schönen Begegnung. Jetzt wandte er sich ab, tastete sich an den Türen hin, horchte auf eine ferne, leise und falsch singende Mädchenstimme, trat aufs Geratewohl irgendwo ein.
In die niedere, langgestreckte Gaststube war er geraten. Ein letzter Tagesschein lag darin und zeigte schmale, lange Tische und schöne, hölzerne Stühle. In die Wand eingebaut, so daß seine Hälfte in einen Nebenraum hinüberreichte, ragte ein mächtiger eiserner Ofen. Daneben hing ein Schäfermantel und der kleine runde Hut, der dazu gehörte.
Des Eintretenden rascher und geübter Blick umfaßte alles und dazu noch den Schank mit hölzerner Balustrade, in dem ein leise tropfendes Faß auf geschnitztem Bock lag.
Der süßliche und fade Geruch alten Bieres füllte die Stube; unter des Mannes ausschreitendem Fuß knirschte der Sand. 36
Drei unverhangene Fenster gingen dicht nebeneinander auf den Markt hinaus. Das breite Rathaus grüßte herüber. Es war kein Gast in der Stube und niemand kam, um nach des Eintretenden Wünschen zu fragen.
Er wartete lange, besah sich den Schäfermantel, schaute auf den Markt hinaus, studierte bei letztem Licht einen Spruch an der Wand neben dem Ofen: »Du bist ein Gast allzeit. Dein' Heimat ist nicht weit. Mußt Dich nach ihr gedulden. Vorher bezahl Dein' Schulden!«
Mit lautem, gewolltem Gepolter zog er einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich. Aber immer noch kam niemand, und wäre nicht das leise falsche Singen irgendwo gewesen, man hätte das große Haus für ausgestorben halten können.
Jetzt stand der Mann auf und klopfte an eine Türe, die vom Schank aus in ein Nebengelaß führte.
Ein Mädchen trat auf die Schwelle. Hinter ihr sah man die Küche mit dem Kaminschoß.
Die große, üppige Gestalt mußte sich ein wenig bücken, als sie durch die niedrige Türe hereintrat. Sie trocknete die Hände an der Schürze, maß den Gast mit den Blicken und fragte dann mehr grob als höflich: »Was soll's?« 37
Der Fremdling beschaute sie gelassen. Er sah die dunkle, fast strenge Kleidung und das gesunde, blühende Gesicht. Und er sah mit den scharfen Augen auch, daß da noch etwas war, was die Strenge des Gewandes und die junge Blüte der Züge heimlich Lügen strafte. Etwas Begehrliches, fast Wildes, Gefährliches; eine heiße Leidenschaftlichkeit, die wie Glut unter Asche lag.
Es blitzte in seinen dunklen Augen auf, als er sagte: »Man wies mich hierher, weil in der Krone die Herren seien. Von der schönen Schenkin sagte mir niemand.«
Sie ließ die Schürze fallen. Ein kecker Blick flackerte auf und erlosch.
»Vor einer Stunde kommen die Herren nicht,« sagte sie kurz und schnippisch.
Er lachte auf und trat ihr näher. Beide Hände legte er auf ihre breiten Hüften. »So werden wir noch eine volle Stunde allein sein!« –
Sie stieß ihn weg. Zornig rief sie: »Was glaubt denn Er!«
Er zog sie an sich und flüsterte: »Mädchen, das kann ich dir in der Kürze nicht sagen. Und – gestehe es – du willst es auch gar nicht wissen. Dir steht der Sinn nach anderen Dingen als nach meinem Glauben.« 38
Sie machte sich ungebärdig frei. Und doch lag es in ihrem Widerstand wie erstes Nachgeben. Da ließ er sie los, als wüßte er genug.
Sie musterte ihn. »Man sieht im Dunkeln, daß Ihr kein Herr seid,« kam es aufreizend.
Er lachte. »Verlaß dich nicht auf deine Augen, Mädchen.«
Sie rührte eine Falte seines Mantels an, als wolle sie das Tuch befühlen. »Auf was soll ich mich dann verlassen?« fragte sie hörbar leichtfertig.
Der Schwarze deutete auf die offen gebliebene Küchentüre. »Willst du dort nicht zumachen? Es ist jemand in der Küche.«
»Oh,« sagte sie, »das ist nur der Franz, der rührt jetzt für die Säue an, der Tölpel.«
Es schwang etwas in ihrer Stimme, was den Mann sich abwenden ließ wie in jähem Widerwillen.
Aber dann kehrte er sich ihr doch wieder zu. »Der Franz, das ist der Große, der Roßknecht?«
Sie lachte laut. Es war etwas Giftiges in dem hellen Klang.
»Roßknecht, Hausknecht, Ackerknecht, Schweineknecht; – er ist alles das, was ich ihn heiße, und sonst nichts –.« 39
Der Fremdling schüttelte mißbilligend den Kopf. »Ein Roßknecht soll sich nur zu den Rössern halten, sonst gibt es leicht ein Unglück,« murmelte er.
Sie schlug nach ihm. »Was für ein Unglück? Mit dem gibt es kein Unglück. Ein blöder Narr ist der, ein dummer Tölpel.« Es war, als breche verhaltener Zorn durch die Rede, heißer, versteckter Unmut, der sich heimlich angesammelt hatte und herauswollte.
Der Fahrende biß sich auf die Lippen. Dann strich er ihr kurz über den Arm. »Weißt du nicht, daß es immer ein Unglück gibt, wenn einer tun muß, was nicht in ihm liegt! Du solltest ihn bei den Gäulen lassen, den Gottesnarren.«
Sie drängte sich wie selbstvergessen näher an den Mann. Es war jetzt so dunkel, daß die Gesichter nur noch blaß schimmerten. Aus der Küche kam Wasserplätschern und lallendes Singen.
»Jetzt singt er gar, der Trottel,« zischte das Mädchen.
Der Mann schob sie von sich. »Hörst du denn nicht: es singt eine geblendete Nachtigall in elendem Käfig,« sagte er flüsternd.
Sie lachte. »Also so singen die Nachtigallen! Da drum laufe ich nicht weit.« 40
Leise klang es ins Dunkel hinein: »Man muß spät noch wach und früh schon auf sein, um ihren Sang zu hören.«
Sie schwiegen beide. Des Mannes Wort lag fremd, ja drohend in der Stube wie etwas Greifbares. Aber der Magd aufgestörte Wildheit hörte falsch. »Um elf geh ich in meine Kammer,« sagte sie plötzlich dem Fremdling ins Ohr.
Der blieb lange stumm. »Das ist spät,« sagte er dann unterdrückt, »zu spät für einen müden Menschen.«
»Du kannst ja früher schlafen gehen,« murmelte sie.
»Was hast du doch für feine Ohren,« flüsterte er und lachte, »man hat noch nichts gesagt, so hast du schon verstanden. Wo stecken Wirt und Wirtin? –«
Sie kreischte leis. »Die Wirtin fuhr über Feld mit den Gäulen. Einen Platz will sie suchen, wo sie unterkriechen kann, im Fall die Welschen kommen. Wer viel Sach' hat, der hat viel Angst. – Ich fürchte keinen Welschen.«
»Nein,« sagte der Mann leise, als sie schwieg, »für dich ist nichts zu fürchten. Und der Wirt –?«
»Ach der! Der schaut schon lang sich keinen Gast mehr an. Im März hat ihn der Schlag gerührt, 41 nun liegt er halt in seiner Kammer, kann nicht leben und will nicht sterben.«
»Mach Licht!« sagte nach einer Weile der Fahrende kurz.
»Ach was,« gab sie zurück, »das Öl ist teuer. Um deinesgleichen lohnt's keine Ampel.«
»Um deinetwillen meinte ich,« murmelte der Mann.
»Nichts da,« kam's leise, »ich halte es mit den Katzen und fange die Maus bei Nacht.«
Laut sagte der Fremdling: »Ich kannte eine Katze, die kam statt an die Maus an einen Marder.«
Die Magd lachte. »Wenn's eine rechte Katze war, so ging es ihr nicht übler als dem Marder.«
Der Mann pfiff leise durch die Zähne. »Wie schnell du doch begreifst, wenn man in deiner Sprache mit dir redet. Wir wollen –« Er konnte nicht ausreden. Die Türe nach der Küche ging auf und, eine Stallaterne in der Hand, stand der Knecht auf der Schwelle. Jäh wandte sich das Mädchen um. Der Lichtschein fiel auf ihr Gesicht, das jetzt etwas Verwildertes hatte. »Was willst du wieder, du dreckiger Narr,« schrie sie.
Der wuchtige Mensch sank zusammen wie in Angst. »Es dürstet ihn,« lallte er, »es dürstet den Kronenwirt.« 42
Erbost trat sie zu dem Faß und füllte einen Becher so hastig, daß der Schaum zischend über den Rand lief. »Da, bring ihm das und scher dich zum Teufel.«
Der Fahrende trat rasch herzu und nahm der Überraschten den Becher aus der Hand. »Dahin werde ich mitgehen,« sagte er seltsam lächelnd, »ich bin dem Teufel längst einen Besuch schuldig. Geh voraus und leuchte!« befahl er dann kurz dem Knecht.
Der Hüne trottete mit der Laterne durch die Küche und tat eine Türe auf. Ein häßliches Wort der Magd flog den Männern nach.
In der weiten Kammer, in die sie traten, standen wuchtige Schränke mit schöngedrehten Säulen, die im Laternenschein aufglänzten. Dann ging's durch eine zweite Türe in ein großes Gelaß, in dem der Fahrende zunächst nichts erkennen konnte als den aufgenommenen Vorhang eines hellen Betthimmels, auf den der Lichtschein fiel. Dann sah er dahinter hochgetürmte weiße Kissen und darin versunken einen mächtigen Männerkopf, dessen Trinkeraugen mit furchtbarer Gier dem Licht und den Kommenden entgegenstierten.
Wie von Entsetzen gebannt blieb der Knecht und neben ihm der Fremdling einen Augenblick stehen. 43 Es war ein schreckliches Schauspiel, wie des Gelähmten Begehren sich in dem versagenden, fast ertöteten Körper, in dem fahlen Gesicht hochzubäumen schien. Dieser gewaltige, hingestreckte Männerleib, der keine armselige Bewegung und Gebärde mehr herlieh, war dennoch eine einzige Geste rasender Gier.
Jetzt trat der Fahrende hinzu und hob den vollen Becher ein wenig. Des Hingestreckten Augen quollen hervor. Sie schienen sich mit Blut zu füllen.
Der Fremde setzte sich auf den Bettrand. Mit der Rechten hob er des Unseligen Kopf hoch, mit der Linken goß er langsam den Trank ein. Stumm, mit bleichem Gesicht, tat er es. Stumm leuchtete der Kretin.
Jetzt war der Becher leer, die gurgelnden Schlucklaute verklungen. Des Kronenwirts Augen fielen zu. Wie tot lag der Mann. Der Fahrende zog seinen Arm unter dem Kopf hervor und stellte den Becher weg. Eine Zeitlang sah er noch auf den Reglosen, dann stand er auf. In der weiten Stube blickte er sich um, doch sah er schwerlich, was darin war.
Der Knecht hob die Laterne und ließ das Licht über die geschnitzten Truhen, die Stühle mit 44 weichen Kissen, über das gepolsterte Lotterbett und die Bilder an der hellgetünchten Wand gleiten. Er grinste stolz und winkte nach dem Kranken. »Gehört alles ihm, ist reicher Mann.«
»Ja, ja,« entgegnete leise der Fahrende, »schwerreicher Mann und du bist sein Roßknecht.«
Der Hüne nickte, schmunzelte, lachte. Helle, stolze Freude lag auf dem häßlichen Gesicht.
Jetzt horte man Geräusch aus der Küche. Da wurden mit einem Schlag des Knechtes Züge furchtsam und scheu. Die Augen, in denen das dumpfe Suchen war wie bei einem Tier, blickten in Klage oder Anklage auf den Fremdling.
Der legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich weiß! Ein Reiner ist in diesem Haus. Du brauchst sie nicht zu fürchten. Zeig mir jetzt die Kammer, wo ich heute schlafen kann.«
Der bekümmerte, angstvolle Ausdruck wich aus dem Gesicht des Knechtes. »Der Franz schläft bei den Gäulen. Warm ist's bei den Gäulen,« lallte er eifrig, »aber sie sind fort.«
»Du lädst mich ein?« meinte leise der Fahrende, »es mag wohl sein, daß ich komme, ich werde schwerlich hier Besseres finden.«
Er wandte sich noch einmal nach dem Lager. Mit geschlossenen Augen, fahl und starr lag der Trinker. 45 Der Atem ging kurz und oberflächlich mit einem leisen, schnarchenden Röcheln.
»Komm,« sagte der Fremdling zu dem Knecht und wandte sich zum Gehen, »er mag seinen Reichtum noch nicht lassen.« Er deutete über die Stube hin: »Man reißt sich nicht leicht los von so viel Pracht und Herrlichkeit. Wer kein Narr ist, schläft bei den Gäulen.«
In dem Raum, in den der eiserne Ofen aus der Gaststube sich hineinreckte, stand der Fahrende und schaute sich um.
Hinter ihm hielt die Magd eine brennende Ampel hoch und wartete. Es war dumpf in der Stube, ungelüftet, aber Tisch und Stuhl und das Bett unter hölzernem, vorhanglosem Himmel war sauber und von guter, ja reicher Art.
An das unverhangene Fenster drückte die Nacht. Aber es mochte dort auch am hellen Tag nicht allzu viel Licht einströmen, denn eine hohe Brandmauer hob sich dicht davor.
Der Fahrende tat das Fenster auf und blickte hinaus in den Winkel. Der Rosengeruch, der ihn schon einmal überrascht hatte, strömte vorüber.
»Macht zu,« sagte die Magd barsch, »es kommen sonst Ratten herein!« 46
Er wandte sich zu ihr. »Ach, du bist auch noch da,« tat er erstaunt, »du witterst Ratten, wo ich Rosen rieche! Was willst du noch?« Sie trat zum Tisch und stellte das Licht ab. »Was werde ich wollen? Nichts will ich. Was wollt denn Ihr noch? So große Herren haben manchen Wunsch.«
Er zog seinen schwarzen Mantel ab und warf ihn auf das Bett. Dann sein Barett dazu. An dem glatten Wams, das seinen hohen, steilen Körper eng umschloß, schimmerten blanke Knöpfe. Das schwarze Haar lag wirr um seinen Kopf.
»Das mag wohl stimmen, Mädchen,« sagte er halblaut, »doch lohnt sich's nicht, dir von vielen Wünschen zu reden. Du kennst und verstehst nur einen.«
»Das müßte sich erst ausweisen,« rief sie unterdrückt.
Er nickte und knöpfte sein Wams auf. »Um von etwas anderem zu reden, schönstes Kind, kannst du mir Wasser geben, daß ich mich wasche?«
Sie deutete in eine Ecke, wo auf dunkler Truhe eine irdene Schüssel mit Wasser stand. »Reicht Euch dies nicht?«
Er blickte auf die Schüssel. »Es ist wenig, wenn man bedenkt, wie schmutzig man hier wird.«
Langsam trat er hinzu, tauchte beide Hände lange 47 in das Wasser und trocknete sie dann mit dem Tuch, das daneben lag. Dann nahm er die Schüssel und trug sie auf den Tisch in den Lichtschein. »Sieh her, Mädchen, wie dunkel das Wasser ist! Sollte das sein, weil ich dich streichelte?«
Sie stieß ihn an. »Du, wenn ich nicht will, bleibst du die Nacht nicht hier; die Krone ist nicht für deinesgleichen.«
Er warf sein Wams aufs Bett und schaute ihr ins Gesicht.
»Wenn du nicht willst? – Weißt denn du, was Wollen ist?« Er knöpfte an seinem Hemd.
Sie lachte hellauf. »Wollet Ihr Euch denn ganz ausziehen?«
Er stemmte die Arme in die Hüften. »Ich will gar nichts, Mädchen. Ich lasse mich treiben von dem, was in der Luft liegt. Wollen werde ich erst, wenn mir's der Mühe wert ist.«
Ihr kecker Blick wurde unsicher. Sie fand sich nicht zurecht. Er trat ihr ganz nahe. »Eines noch, Schönste: die blinde Nachtigall in ihrem Käfig – du kennst sie schon und weißt auch, was ich meine – die läßt du ungeschoren!«
Eine Zeitlang stand sie starr. Dann spuckte sie aus. »Pfui Teufel!« Sie schüttelte sich wie vor Ekel. 48
Er lächelte. »Du nimmst mir das Wort vom Mund. So sind wir einig. Jetzt gehe, Weib, mein Tag war lang.«
Man hörte jetzt in der Einfahrt den Hall von Tritten. Sie reckte sich auf. »Die Herren kommen,« sagte sie hochmütig, »zeigt Euch nicht, sonst fragen sie mich, seit wann man in der Krone Vaganten übernachtet.«
Er drängte sie sachte und lächelnd zur Türe. »Sei unbesorgt! Mir ist's genug, daß wir Zwei heimlich voneinander wissen.« Er drehte hinter ihr den Schlüssel um und blieb allein.
Das vorher totenstille Haus war jetzt belebt. Man hörte Türen gehen, Stühle rücken, Stimmen aufklingen.
Der Fremdling schlüpfte wieder in sein Wams. Aus seiner Manteltasche nahm er ein kleines Buch und setzte sich an den Tisch zu der kümmerlichen Leuchte. Sein Gesicht war ganz verändert: ruhig, ernst, durchgeistigt.
Er fing zu lesen an. Aber jetzt hob er den Kopf und lauschte. Vom Ofen herüber kamen die Laute aus der Gaststube so klar und deutlich, daß keiner verloren ging.
Der Fahrende klappte langsam sein Buch wieder zu und schob es von sich. Ein Lächeln stand dabei 49 auf seinem dunklen Gesicht, als wolle er sagen: es ist jetzt Wichtigeres zu tun.
Er stützte den Kopf in die Hand und schloß die Augen. Aber es lag keine Schläfrigkeit über ihm. Der ganze Mann wachte und lauschte. Die Gestalten, die zu den verschiedenen Stimmen dort drüben gehörten, tauchten klar vor ihm auf. Er unterschied die Gelassenen, die Erregten, die Schüchternen, die Selbstbewußten, die Ängstlichen, die Tapferen.
Als ein unsichtbarer Gast trat er in ihre Mitte. Er nahm ihnen, ohne daß sie etwas ahnten, die Worte von den Lippen. Ja, der stumme, tief in sich gesammelte Fremdling nahm geheimnisvoll die Fäden der Reden in die Hand, verschlang und entwirrte, leitete und führte aus einem starken und geschulten Geist heraus, der jene letzte Unmittelbarkeit kannte, für die es nicht Hindernis noch Schranke gibt.
Lange saß er so, ohne Regung, scheinbar ohne Leben.
Plötzlich ließ er ab. Er strich sich über die feuchtgewordene Stirne, schaute um sich, als komme er von weit her.
Drüben in der Gaststube war auf einmal eine müde Stille. Dann und wann, wie letzte Tropfen 50 nach starkem Regenfall, fiel ein kurzverklingendes Wort.
Der Fremdling lachte ohne Laut. »Aha, ihr spürt, daß ich nicht mehr zu spüren bin.« Und dann versonnen: »Ja, wenn wir immer wüßten, wovon wir eigentlich zehren und leben – –«
Eine hohe, helle Stimme, wie sie oft Greise haben, hörte man jetzt drüben mit dem Mädchen scherzen, das offenbar die frischgefüllten Becher an den Tisch brachte. Es waren väterlich-freundliche Worte, auf die die Schenkin bescheiden und voller Sittsamkeit antwortete.
Um des Fahrenden Mund legte sich ein herber, fast bitterer Zug. »Warum nur,« murmelte er, »warum darf mancher obenher im klaren Wasser harmlos spielen, und ich muß immer nieder auf den Grund, wo Schlamm und Moder ist.«
Er schlug in die Luft. »Narr, der du bist! Willst alle Tiefen ausmessen und ekelst dich vor dem, was drunten zu finden ist.«
Er beugte sich über sein Buch und las. Aber bald lauschte er wieder nach der Gaststube. Wohl frischte das Gespräch auf, aber der Horcher spürte, daß die Herren sich geflissentlich an Nichtigkeiten hielten, als fürchteten sie sich, an das zu rühren, was wichtig war in dieser Angstzeit. 51
Auf einen Ebereschenbaum, der in des Bürgermeisters Garten stehe, kamen sie zu sprechen, und sie verbissen sich in diesem Thema, als sei kein anderes weit und breit vorhanden. Des Baumes mächtigen Wuchs und die Schönheit seiner spät reifenden Beerendolden rühmten sie mit hohen Worten.
»Es ist jetzt die Zeit, da es die Beeren zu hüten gilt,« sagte mit leichtem Spott eine Stimme, die der Horcher längst einem kleinen und temperamentvollen Arzt zuschrieb, »der Bürgermeister ist unbeweibt, und es heißt, Elsebeeren seien gut für Liebestränke.«
Alle lachten. Die hohe Greisenstimme warf hin: »Hier nimmt man Elsebeeren; im Welschland drunten – –«
»Sagt Südland, Apotheker, nicht Welschland,« rief die Stimme des Temperamentvollen, »Welschland ist jetzt bei uns, wo die Weiber alamodisch reden und die Regierung den Räubern und Mordbrennern Reverenz erweist.«
Eine peinliche Stille entstand. Dann lenkte die Greisenstimme ab: »In meiner Seligen Heimat nimmt man Myrte und Asphodelos, und man destilliert den Trank mit –«
»Ja,« fiel der Arzt wieder ein, »aber die schöne 52 Frau Angelina wird Euch das Geheimnis nicht anvertraut haben, damit Ihr es in der Krone preisgebt. Reden wir von –«
Eine klare, angenehme Stimme, die dem Fahrenden gleich zu Beginn des Abends aufgefallen war und die dem Bürgermeister der Stadt zu gehören schien, sagte jetzt besänftigend: »Ei, Doktor, sollte der Apotheker nicht von Tränken reden! Also erzählt, Jakobäus! Myrten und Asphodelos – –« Es klang, wie wenn man streitsüchtigen Kindern zuspricht, sich zu vertragen.
Der Greis begann wieder und diesmal mit dunklerer Stimme: »Myrte und Asphodelos – Liebe und Tod – das gibt den stärksten Trank. Es soll ein uraltes Rezept sein; aber die genaue Vorschrift ist nicht mehr vorhanden.«
Der Doktor lachte auf. Man hörte, daß er sich noch nicht beruhigt hatte. »Was hat das für einen Sinn,« rief er, »von Tränken zu reden, dazu man die Vorschrift nicht weiß! Den einen sollten wir brauen, den man umsonst ausschenkt aus Büchsen und Pistolen.«
Der Apotheker, als sei er nicht unterbrochen worden, fuhr fort: »So schön wie heuer waren die Elsebeeren in Euer Liebden Garten nicht mehr seit dem Jahr, da mein Sohn die Malereien an der 53 Apotheke machte. Einen Ast voll der schönsten holte er sich zum Modell. Als das Gerüst brach – – –«
»Sprecht nicht davon,« sagte eine leise Stimme, und ein Verstummen legte sich über den Kreis.
Nach langer Zeit fing jemand an: »Dazumal war noch eine steinige Öde um den Baum. Jetzt ist ein Paradies daraus gemacht. Euer Liebden mögen stolz sein.«
Die angenehme Stimme des Bürgermeisters antwortete in leichtem Ton. »Nein, nein! Wenn es ein Paradies wäre, so müßte ein Apfelbaum dort stehen, nicht eine Eberesche, mit der man Zauber treibt. Ist's nicht so, Hochwürden?«
Ein Räuspern wurde hörbar. Der angeredete Spezial schien den Ton des Bürgermeisters nicht ganz zu billigen. Kühl, oder vielleicht abweisend, klang es: »Von dem Baum der Erkenntnis heißt es, daß er ein Apfelbaum war; vom anderen, dem Baum des Lebens, ist Näheres nicht gesagt.«
Mit ungeduldigem, hörbar spottendem Ton rief der Arzt: »Zweifellos war der andere eine Eberesche. Das stimmt dann auch mit den Liebestränken. Die können nur am Baume des Lebens wachsen.«
Ein Lachen klang auf; aber es war dürftig und nicht ganz echt.
Dann sagte der Apotheker seufzend: »Baum des 54 Lebens! Die Dolden schmückten meines Sohnes Sarg.«
Durch die eingetretene Stille hörte man das Hantieren der Schenkin in der nahen Küche.
Jemand rief jetzt: »Bezahlen!«
Es wurden Stühle gerückt. Ein Teil der Gäste schien aufzubrechen. Der Vogt und der Spezial wurden verabschiedet; man hörte überhöfliche Worte. Aber als sie gegangen, hörte man noch deutlicher die Erleichterung, die hinter den beiden her aus der Stimme des Arztes klang.
»Nun, ihr Herren,« sagte er hell, »nun können wir endlich frei und unverhohlen über die wahren Elsebeeren und Liebestränke reden. Ist es nicht zum Teufelholen, wie sie es treibt, die hohe Regierung? –«
»Wisset Ihr Neues?« klang schwer eine Frage auf.
»Neues? – Nein, ich weiß immer das Alte: Es wird im Land von elenden Räuberhorden gesengt, geraubt, gewüstet. Von einer hohen Regierung wird uns auch fürder Ruhe, Geduld und Zuvorkommenheit dringlich anempfohlen.«
Der Bürgermeister fing zu sprechen an. Aber ein jäher Lärm aus der Einfahrt übertönte seine Stimme. 55
Man hörte das hallende Poltern von Pferdehufen, hörte lautes Sprechen und Schelten, dazwischen das dumpfe Lallen des Knechts.
Angestrengt lauschte der Horcher neben der Gaststube. Er hörte das Stühlerücken da drüben, das eilige Aufbrechen, Tumult, Kreischen, Fluchen. Es entging ihm kein Laut, aber es war unmöglich, den Lärm rasch zu entwirren. Unverstanden schlug er lange an das scharfe Ohr. Endlich, als eine seltsam schwere Stille im Flur lag, tat der Fremdling sachte seine Türe auf und spähte hinaus. Niemand war zu sehen. Von unten herauf kam verebbendes Geräusch. Er ging die Treppe hinab in die Einfahrt. Ein lediger Gaul war da an einen Ring gebunden und trat die Steinplatten mehr müd als feurig, als schmerzten ihn die Hufe von langem Weg.
Eine Laterne warf matten Schein auf das Tier und auf ein paar neugierige und zugleich angstvolle Gesichter, die durch das Tor hereinsahen. Draußen war dumpfes Murmeln. Man sah Fackeln aufblitzen, Laternen sich bewegen. Am Rathaus drüben waren viele Fenster hell, die vor kurzem noch dunkel gewesen waren.
Der Fahrende schaute schweigend lange durch das Einfahrtstor. Dann schob er ohne ein Wort 56 die Gaffenden neben sich zurück und tat den breiten Torflügel zu, so daß er mit dem fremden Gaul allein war.
Er trat hinzu und besah sich eingehend Sattel und Zaumzeug. Dann tat er einen Griff in die Satteltasche. Papiere nahm er heraus und trat damit unter die Laterne. Er blätterte, las und steckte sie dann alle wieder an ihren Ort.
Ehe er damit zurechtkam, trat der Knecht aus dem Dunkel des Hofs. Sein Gesicht war verstört wie von tiefem Kummer. »Hast du Brief gelesen?« fragte er und deutete auf die Satteltasche.
»Jawohl,« antwortete der Fahrende, »ich bin der Mann, der alle Briefe lesen muß.«
»Sagt das dein Herr?«
»Das sagt mein Herr.«
»Warum?«
»Weil er mich brauchen will zu allerlei Werk.«
Der Blöde verfiel in Nachsinnen. »Ich kann nicht lesen,« lallte er dann weinerlich.
Der Fahrende strich ihm über den Arm. »Dich braucht dein Herr zu anderen Dingen,« sagte er tröstend. Dann deutete er auf den Gaul. »Wo ist der Reiter?«
Der Knecht erschrak, sah sich um, trat ganz nahe 57 an den Fahrenden. »Sie gibt ihm zu trinken,« stammelte er und winkte gegen die Stiege.
Der Fahrende lachte nicht. Die ganze wirre, unheimliche Last, die dieses dumpfen Menschen dumpfe Seele entsetzlich drückte, spürte er auf sich eindringen. Dieser Blöde, der sich den dunklen Tiefen zu entwinden suchte und in des Mädchens ungezügelt wilder Gier die Hand witterte, die ihn rettungslos hinabdrückte, dieser Verkürzte, dem sich vor das drängende Liebessehnen die schwarze Angst vor unbekannter Gefahr stellte und den die unverstandene, wilde Eifersucht jetzt wie ein reißendes Tier anfiel, dieser Unselige, den nach Seligkeit verlangte, wuchs vor des Fahrenden Augen auf zu einer erschütternden Gestalt.
»Es ist gut, daß sie ihm zu trinken gibt,« sagte er ernsthaft und beruhigend, »er ist weit geritten und hat großen Durst.«
»Es ist gut, es ist gut,« lallte der Knecht und strich dem Gaul über die feuchten Flanken.
Jetzt kam jemand die Stiege herunter. Der Fahrende tauchte still wie ein Schemen ins Dunkel des Hofs, und der Knecht hielt den Gaul am Zügel.
Der fremde Reiter kam herab, der Bringer des ganzen Tumults. Hinter ihm, mit aufgestörtem, 58 eher belebtem als ängstlichem Gesicht, tauchte die Schenkin auf.
Sie blieb auf der Staffel stehen, indes der Reiter zu seinem Pferd trat. Er mochte seine Mütze abgelegt oder verloren haben. Reiches krauses dunkles Haar quoll um sein blasses Gesicht und war im Nacken in einen kurzen Beutel gebunden. Die schönen, aber scharfen und verlebten Züge hatten etwas, das an Verfall gemahnte. Die geschmeidige, fast übergroße Schlankheit der Glieder trat in der knappsitzenden dunklen Montur stark zutage. Ein leises Blinken und Blitzen von metallenen Schnüren und Borten nahm der Erscheinung das Düstere, machte sie schmuck und gefällig. Der Reiter sprach jetzt in mühsamem Deutsch auf den Knecht ein. Er wollte ihm sagen, daß das Pferd für ein paar Stunden wohl zu versorgen sei, bis die Herren der Stadt ihre Entscheidungen getroffen hätten. Es brauche einen guten Stall, Hafer und Wasser.
Der Blöde stand reglos. Er sah bald den fremden Soldaten, bald die Magd an und lallte Unverständliches.
Der Reiter wurde ungeduldig. Dadurch wurde seine Sprache nicht besser. Das Hin und Her der verzerrten und verstümmelten Laute hatte etwas Komisches, und plötzlich lachte das Mädchen laut 59 auf. Der Soldat wandte den Kopf. Er richtete sich stramm, zog sein enges Kamisol glatt und warf der Lachenden einen Kuß zu. »Komm Sie, lieb Schatz, komm Sie, Schönste, sage ihm – –«
Da schüttelte der Knecht mit verstörter Miene den Kopf, ließ den Zügel los und verschwand im Hof.
Der Reiter und das Mädchen sahen sich an. Es lag wie ein lachendes Kosen in den Blicken. Dann nahm die Magd den Gaul und führte ihn in den Stall. Ohne Licht kettete sie ihn an; im Dunkeln spürte sie den schlanken Welschen neben sich. Hand in Hand schritten sie zurück. Am verschlossenen Tor der Einfahrt setzte die Magd noch den zweiten Riegel vor, dann nahm sie die Laterne von der Wand. Die Borten und Litzen glänzten im Lichtschein auf, als die beiden umschlungen die Treppe erstiegen.
Der Fahrende und der Knecht standen neben dem fremden Roß. Eine kümmerliche Leuchte spendete matten Schein. Der Kretin hielt dem Gaul ein Bein hoch. Der Fahrende brachte kleine dunkle Pflaster an.
»Verzeihe mir,« sagte er dabei leise zu dem Tier, »aber es ist nötig, daß du in ein paar Stunden zu lahmen anfängst. Für diese kleine Stadt ist's 60 besser, du kommst recht lang nicht an dein Ziel.« Der Gaul wieherte ein wenig.
»Tut ihm weh,« sagte mitleidig der Knecht.
»Nein,« bestritt der Fahrende, »er wollte nur sagen, daß er mich verstanden habe.« Und er tätschelte den schmalen, edlen Kopf des Tieres.
»Wenn ich dir Schmerzen machen muß, so denke, daß es nicht anders geht. In ein paar Tagen ist dein Bein wieder heil. Ich will alles wieder gutmachen an einem deiner Brüder.«
Wieder kam das leise, fast zärtliche Wiehern, und des Tieres dunkle Augen glänzten in dem matten Lichtschein.
Der Fahrende lachte dem Knecht ins Gesicht. »Du, das ist ein vornehmer Gaul, der hat wohl schon einen Marschall getragen. Weißt du nicht, was das ist? Nun, die Marschälle wachsen eben bei denen da aus der Erde wie bei euch die Taubnesseln. Jetzt schickt ein Marschall her und läßt die Stadt um Lösegeld angehen. Auch was das ist, weißt du nicht? Ei, das ist ein Spaß. Ein ganz schlechter Spaß, sage ich dir. Ein Spaß voller Lüge und Hinterlist. Denn die Bande, die es mit der frechen Forderung probiert, hat strenge Ordre, rasch talauf zu ziehen und sich nicht aufzuhalten.« 61
Der Knecht schüttelte wie gelangweilt den Kopf und nahm die Leuchte vom Balken.
»Du hast recht,« sagte der Fahrende, »es lohnt sich nicht, so lang von Menschenschändlichkeit zu reden. Wir wollen schlafen gehen, wo du sonst schläfst. Doch brauch ich meinen Mantel noch, weil uns des Kronenwirts Gäule heut nicht wärmen.«
Sie traten aus dem Gaststall, und der Fahrende schritt gegen das Haus. Knurrend und murrend wie ein unzufriedener Hund schaute der Knecht ihm nach und verschwand dann hinter einer Stalltüre.
Im oberen Flur war es dunkel und still. Aber von der Seite des Marktes her kam dumpfe Unruhe, an- und abschwellend wie eine ferne Wasserflut.
Der Fahrende tastete sich nach der ihm angewiesenen Stube hin und fand sie verschlossen.
Er klopfte leise. »Schönste, gib meinen Mantel heraus; das übrige gönne ich dem Welschen.«
Kein Laut kam zurück.
Er suchte nach der Klinke zur Gaststube und trat dort ein.
Fahler Lichtschein kam vom Markt herein, Fackelqualm lag über dunklen Menschengruppen. 62 Der Fahrende wollte das Fenster auftun, da war es verquollen.
Er legte den Kopf an die Scheiben, spähte und horchte. Aber zu dumpf, wie von Angst zugedeckt, drangen die Laute herauf.
An dem Faß in der Schenke fielen in langsamem Rhythmus schwere Tropfen.
Der Mann zuckte die Achseln und murmelte: »Diese Tochter der Stadt nahm sich nicht die Zeit, den Hahnen richtig zu schließen. Wenn es die Söhne auch so eilig haben, sich den Welschen zu geben – – – – – –!« Er schüttelte den Kopf.
Nach einer Weile spuckte er gegen die Scheiben und trat weg.
»Feilschet doch nicht, marktet doch nicht!« murmelte er mit gerunzelter Stirn; »haltet den Wisch über eine Flamme; ihre Frechheit verdient es nicht besser.«
Er tastete sich zum Ofen hin, wo er Hut und Schäfermantel hängen wußte. Da fand er seine eigenen Kleider darüber gehängt.
Lachend raffte er alles zusammen und ging in den Stall.
Im leeren Stand der Wirtsgäule lag der Knecht. Ihm warf er den Schäfermantel zu. »Hier! Du mußtest lange warten. Aber Frau Potiphar gab 63 unsere Mäntel erst heraus, als ihr das Kamisol sicher war.«
Murrend schob der Knecht den Schäfermantel weg. »Ist nicht meiner. Ist Christian seiner, ist Lump seiner.«
Und er lag unbedeckt im Stroh. 64