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Unsere Lage und das deutsche Wirtschaftsleben

Rede, gehalten auf der 14. ordentlichen Hauptversammlung des Verbandes Sächsischer Industrieller am 28. Oktober 1917 im Saale der Dresdner Kaufmannschaft zu Dresden

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Immer wieder haben wir im Verbande Sächsischer Industrieller auf eine Friedenstagung gehofft. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, der Krieg wütet heftiger als je. Wenn wir in seinem Anfange davon sprachen, daß wir gegen eine Welt von Feinden kämpfen, so ist diese Behauptung inzwischen noch immer mehr zur Wirklichkeit geworden.

Von 1500 Millionen Menschen, die diese Erde bewohnen, gehören 1200 Millionen denjenigen Staaten an, die entweder mit uns im Kriege sind, oder die die Beziehungen zu uns abgebrochen haben. Wir haben uns zu wehren gegen ihre militärischen und gegen ihre wirtschaftlichen Kräfte. An allen Fronten sind uns unsere Feinde überlegen an Menschenmaterial; an allen Fronten sind sie uns überlegen an technischen Mitteln. Es gibt keinen Erdteil, der nicht seine Kämpfer gegen uns entsandt; es gibt keinen Erdteil, der nicht jetzt während des Krieges den Wirtschaftskampf gegen Deutschland auf seine Fahne geschrieben hätte. Tod und Vernichtung würden für unser Volkstum drohen, wenn den Feinden der Sieg beschieden wäre. Siegten sie, dann wäre unsere Wirtschaft in Deutschland ein einziger Trümmerhaufen; siegten sie, dann wären wir die Sklaven Europas, wie das ihre Staatsmänner offen ausgesprochen haben. Ständen die Russen in Breslau und die Franzosen am Rhein, dann würde uns kein Mensch, auch kein Sozialist, einen Frieden ohne Annexionen und ohne Kriegsentschädigung anbieten; dann wären wir vernichtet oder dazu bestimmt, in Zukunft nur zu fronden im fremden Dienst; die Sklaven Europas, das wäre das Los, das uns beschieden wäre.

Manch einen mag wohl der Pessimismus beschleichen, wenn er so die ganze Welt gegen uns sieht. Nie aber war zu irgendwelchem Pessimismus weniger Veranlassung als gegenwärtig. Ich spreche das aus nicht nur aus taktischen Gründen, obwohl ich auch die Taktik im politischen Kampfe nicht unterschätzen möchte. Taktik und Stimmungen sind wichtige Faktoren in dem Kampfe, in welchem wir uns befinden. Mit Pessimismus sind noch niemals Schlachten gewonnen worden, und das psychologisch Falsche an der bekannten Friedensentschließung der deutschen Volksvertretung scheint mir darin zu liegen, daß man glaubte, im vierten Kriegsjahre den Geist des Volkes durch eine Parole der Resignation aufrechterhalten zu können. Wir brauchen den Siegeswillen in unserem Volke, um zum Siege zu gelangen in einem Kampfe, der nicht nur an den Fronten, der auch hinter der Front ausgefochten wird.

Meine Blicke richten sich zurück auf die Geschichte Deutschlands. Wir wissen, daß dieses Deutschland hervorgegangen ist aus dem Aufstiege der Vormacht Preußens. Der Mann, der zum ersten Male die Inkarnation des deutschen Nationalgefühls war, Friedrich der Große, der Mann, der stand auch einmal im Kampfe gegen eine gewaltige Übermacht: das damals noch kleine Preußen gegen die drei Großmächte und gegen die deutsche Reichsarmee. Sein Land war arm und ausgesogen; die Subsidien, die ihm zuflossen, waren nur gering, und der Feind war zeitweise im Lande. Es ging für ihn um Land und Krone, und manchmal sah es aus, als wenn alles sich gegen ihn wandte. Aber im Durchhalten bis zum letzten erzwang er von seinen Gegnern die Achtung, die letzten Endes seinen ungleichen Kampf mit einem Siege für ihn enden ließ. In seiner Person verband sich die militärische Strategie mit der diplomatischen. Dadurch erhielt er sich aufrecht, und so wurde aus Preußen die deutsche Vormacht, und dadurch wurde durch die Vermählung dieser deutschen Vormacht mit den anderen deutschen Staaten das jetzige Deutschland. Dieses Deutschland kämpft heute, wie Moltke es vorausgesagt hat, nach einem halben Jahrhundert den Kampf um seine Existenz als Weltmacht, zu der der Krieg von 1870/71 den Grund gelegt hat.

Diese Betrachtung der Dinge läßt uns ein Bild von unserer wirtschaftlichen und politischen Lage gewinnen. Diese Lage dürfen wir aber nicht durch die englische Brille betrachten. Das ist ja das Eigenartige in diesem Kampfe, daß es so viele Deutsche gibt, die ihre Auffassung von der Weltlage gewinnen aus den Reden eines Lloyd George, eines Asquith, eines Carson, eines Bonar Law und anderer Staatsmänner in England. Wir sehen darin die uns weit überlegene Diplomatie Englands. Die englischen Staatsmänner wissen, daß es Tribünen gibt, von denen aus man zu der ganzen Welt sprechen kann: sie wissen, daß ihre Reden fortlaufend in allen Zeitungen Deutschlands erscheinen, und wenn sie von diesen Tribünen aus sprechen, dann kommt es ihnen weniger auf die unmittelbare Wirkung auf ihre Zuhörer an, sondern sie rechnen besonders auf die Wirkung, die ihre Reden in Deutschland haben. Und diese Staatsmänner, die Staatsmänner sind, reden nichts anderes als Sieg und Sieg und Vernichtungswillen und würden von der Unbesiegbarkeit Englands noch am Vorabend von Englands Niederbruch sprechen. Dadurch gelingt es ihnen, eine ganz andere Auffassung der Lage in Deutschland hervorzurufen, als sie sich tatsächlich dem objektiven Blick darbietet.

Wir müssen das eine bedauern, daß wir gegenüber diesem Trommelfeuer von Reden, die uns sprechen von der Wirkungslosigkeit des U-Bootkrieges, die es wagen, uns ins Gesicht zu sagen, daß wir Elsaß-Lothringen aufgeben müßten, die es wagen, von der Zerstückelung der Gebiete unserer Bundesgenossen zu sprechen, manchmal die bange Frage aufwerfen müssen: Wo bleibt denn die Offensive unserer Staatsmänner? Wenn wir schon einmal – womit ich ganz einverstanden bin – diese englischen Reden im Wortlaut in Deutschland verbreiten, dann verlange ich, daß unsere deutschen Staatsmänner darauf antworten, und verlange, daß sie eine Antwort binnen 48 Stunden geben, wie Asquith auf Herrn v. Kühlmann geantwortet hat, daß sie nicht wie das zugefrorene Posthorn Münchhausens im Frühjahr die Töne von sich gibt, die im Winter hineingeblasen und eingefroren sind, daß sie sich dessen bewußt werden, daß die öffentliche Meinung der Welt ein Machtfaktor in diesem Kriege ist, und daß wir, denen die Welt die Schuld an diesem Kriege zuschiebt, um unsere Achtung in der Welt kämpfen müssen. Wir verlangen, daß gegenüber diesen englischen Reden einmal deutsch auf deutschem Boden gesprochen wird und von der deutschen Auffassung der Welt etwas verkündet wird. Wir müssen das tun, weil wir gar keinen Anlaß zum Schweigen haben, sondern weil wir in unserem Innern in diesem vierten Kriegsjahre gegenüber dem, was unsere militärische Lage angeht, doch nichts anderes haben können, als das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit gegenüber dem, was wir erreicht haben. Und wenn wir nichts anderes erreicht hätten, als daß wir unsere Grenzen verteidigt hätten, auch dann wäre das schon etwas, wofür wir Gott in unserem Herzen danken müßten angesichts der Übermacht, gegen die wir zu kämpfen haben. Das ist es, was sich viele gar nicht zu Gemüte führen, die in Dresden oder anderwärts in Deutschland leben wie im tiefsten Frieden, was es bedeutet, daß wir in Feindesland stehen und der Feind nicht in Deutschland steht. Wenn man einmal durch Deutschland fährt und nur durch die Fensterscheiben des Eisenbahnzuges dieses alte Deutschland sieht in seinem tiefsten Frieden und Schaffen und Denken und Träumen, und bedenkt, daß das möglich ist in einem Kriege, in dem alle Erdteile gegen uns anstürmen, so ist dies allein dasjenige, was jeden hinwegführen müßte über alle einzelne wirtschaftliche Not, die an die Tür der Familie, die an die Tür des Hauses pocht. Lernen wir doch, das Große groß und das Kleine klein zu sehen. Was sind denn alle wirtschaftlichen Nöte gegenüber dieser einen großen Tatsache? Und wenn auch unsere Vorräte geringer werden, und wenn man auch an unsere Hausfrauen herangeht, daß sie ihr Tischzeug und ihr Leinenzeug und alles hingeben für die Armee, und wenn unsere Kinder barfuß gehen müßten, was ist das alles gegenüber der einen großen Tatsache, daß wir siegen müssen, und daß wir unserem Heere das letzte geben müssen, was wir überhaupt auf dem Leibe haben. Das ist erbärmlich, daß das viele Menschen nicht einsehen, daß sie in einer Zeit leben, wo es sich um die weltgeschichtliche Frage handelt, ob Deutschland als Großmacht aufrechterhalten bleibt oder nicht, um das Schicksal Deutschlands, demgegenüber das Schicksal des einzelnen Deutschen vollkommen gleichgültig ist. Das ist die Empfindung, die wir haben müßten, selbst wenn wir nichts anderes erreicht hätten, als daß Deutschlands Grenzen vom Feinde frei wären.

Aber wie ist es denn in Wirklichkeit? Größer als Deutschland ist das von den deutschen Waffen eroberte Gebiet! Unser ist Belgien bis auf einen kleinen Teil, unser die industriereichen Gebiete Nordfrankreichs, unser Ostfrankreich, in dem mehr als zwei Drittel der französischen Schwerindustrie liegen. Hat nicht Frankreich darüber geklagt, daß England für Frankreichs Munitionsbeschaffung sorgen müsse, weil 70 v. H. der französischen Stahlproduktion im eroberten Gebiet läge? Unser ist Kurland, unser ist Riga, unser ist Polen und Wolhynien, unsere Truppen schritten durch Serbien, sie schritten durch Rumänien, die Augen unserer Soldaten grüßen den Olymp auf griechischem Boden, deutsche Soldaten kämpfen am Schwarzen Meer und an den Dardanellen, deutsche Soldaten haben am heutigen Tage die italienische Tiefebene erreicht und haben dadurch zum Ausdruck gebracht, daß das Wort wahr wird in diesem Jahrhundert: Wer sich mit England verbündet, der stirbt daran, mag er König von Belgien, von Rumänien, von Serbien, oder König von Italien heißen. Wir haben nicht nur für uns gekämpft, wir haben unseren Verbündeten die Nibelungentreue gehalten, von der einst Fürst Bülow sprach. Bedrängt in Flandern, bedrängt in Soisson, haben wir doch die Möglichkeit gehabt, unseren Verbündeten in Österreich die Truppen mitzusenden, die nach der elften Isonzoschlacht dafür sorgten, daß die zwölfte Isonzoschlacht nicht unter dem Zeichen der Bedrängung von Triest, sondern im Zeichen der gestern erfolgten Wiedereroberung von Görz gestanden hat.

Ich habe die eine Empfindung – und ich werde ihr unbeirrt um Anfeindungen Ausdruck geben –, daß uns nicht Friedensresolutionen und nicht Friedensangebote und nicht Czerninsche Reden dem Frieden näher bringen, wenn uns nicht das deutsche Schwert den Weltfrieden schafft.

Im Anfang des vierten Kriegsjahres ist der offiziöse Temps in Paris gezwungen, zum Ausdruck zu bringen, daß man sich bemühen müsse, Deutschland wirtschaftlich zu schädigen, Deutschland den Wirtschaftsblock der Entente als Gefahr für seine Zukunft vor Augen zu stellen, weil kein Zweifel darüber bestände, daß Deutschland militärisch der Sieger in diesem Weltkriege wäre.

So sehen wir also das eine, daß wir die Sieger sind an allen Fronten, daß sich in diesem Weltkriege das alte Wort aus dem Wallenstein bewährt hat: Es ist der Geist, der sich den Körper baut, der Geist, der unsere Heere zum Siege geführt hat trotz numerischer Unterlegenheit, der Geist, den Wilson den deutschen Militarismus nennt, der Geist, den Lloyd George den Geist von Potsdam nennt, der Geist, zu dem wir uns bekennen wollen, weil es der deutsche Geist ist, in den wir uns nicht hineinreden lassen von irgend jemand auf fremdem Boden, der deutsches Wesen und deutsche Eigenart nicht kennt. Das ist für uns das eine Große und Gewaltige in diesem schweren vierten Kriegsjahre.

Dazu das zweite, das jedem Pessimismus entgegenwirken müßte! Wir sind nicht nur militärisch die Sieger, wir beginnen auch wirtschaftlich das Gleichgewicht wiederherzustellen in der weltwirtschaftlichen Lage. Heftig umkämpft, die Einheit des Volkes zeitweise zerspaltend, war die Frage des unbeschränkten U-Bootkrieges. Törichte Gerüchte sprachen davon, er leiste nicht, was er leisten solle. Ich will nicht deutsche Urteile darüber zum Ausdruck bringen, gut deutsche Urteile über das, was diese wirtschaftliche Offensive Deutschlands für England bedeutet. Ich will nur von ausländischen, von feindlichen Stimmen sprechen.

Am 22. März sagt das »Journal of Commerce« in London: »Die Deutschen versenken in einem Monat so viel Schiffsraum, wie wir in einer Bauperiode von sechs Monaten kaum herstellen können.«

Der Vorsitzende der Reeder-Vereinigung von Liverpool erklärte am 5. Mai: »Jahre werden vergehen, ehe die furchtbaren Verluste, die die englische Schiffahrt erleidet, wieder ersetzt werden können. Ziffern darf ich Ihnen nicht mitteilen, lassen wir es mit der traurigen Feststellung genug sein, daß nicht allein die Schiffahrt Englands auf unbestimmte Zeit hinaus ihren Weltrang verliert, sondern daß auch unser Handel und unsere Industrie schwere Zeitläufte durchmachen müssen, ehe sie wieder die alte Höhe erklimmen. Der Gedanke, daß der torpedierte Frachtraum durch Neubauten wird ersetzt werden können, kann nicht ernst genommen werden.«

Der »Manchester Guardian« schreibt am 18. Juli folgendes: » Die Seeherrschaft im alten Sinne besitzt England nicht mehr und wird sie nicht wiedererlangen, seitdem die Deutschen den unbeschränkten U-Bootkrieg führen.«

Das »Journal of Commerce« schreibt am 26. Juli: »Es wird ein Punkt für England kommen, an dem es mit der Möglichkeit zur Ersetzung des von den Deutschen versenkten Schiffsraumes zu Ende ist.«

In Amerika schreibt die »New Republik« am 2. Juni: »Leute, die ihrer Stellung nach recht wohl zur Beurteilung berufen sind, haben die Ansicht ausgesprochen, in einer Zeit von acht Monaten werde England geschlagen sein, wenn es nicht vermag, durch eine gewaltige Beschleunigung der Schiffsbauten die U-Bootverluste wettzumachen.« Die amerikanische Zeitschrift sagt: »Gelingt dies nicht, dann ist der Krieg für England verloren.«

In Neuseeland sind laut »Times« vom 29. August 2 500 000 gefrorene Hammel und 182 000 Ballen Baumwolle, die auf die Verschiffung nach England warten, die aber von England nicht abgeholt werden, weil England keinen Schiffsraum mehr hat, um diese Nahrungsmittel und Waren für seine Bevölkerung von seinen Kolonien abholen zu lassen.

Im »Volksrat« in Pretoria wurde mitgeteilt, daß 220 000 Ballen Merinowolle in Südafrika lagern, weil England aus Mangel an Schiffsraum nicht mehr in der Lage sei, die Wolle abzuholen.

Im Londoner Parlament faßte ein Abgeordneter die Lage Englands in der jetzigen Situation mit den Worten zusammen: »Was England jetzt durchmacht, ist ein Wettrennen mit dem Tode; wir wissen nicht, ob wir vor dem Tode ankommen werden.«

Das ist also das Ergebnis, das uns die wirtschaftliche Offensive, der Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges gebracht hat. Wer ein Gegner dieser Maßnahmen war, der stelle sich einmal die Frage: Wo wären wir denn jetzt ohne den unbeschränkten U-Bootkrieg, wenn wir von Monat zu Monat wirtschaftlich schwächer würden; wenn es bei uns mit den Lebensmitteln und Rohstoffen immer schlechter würde, während England in der alten Sorglosigkeit und Unbekümmertheit dahinlebte? – Dann wäre die Zeit unser Feind. Dann brauchte England am Kriege selbst gar nicht teilzunehmen, bis wir an wirtschaftlicher Blutarmut zugrunde gingen. Dadurch aber, daß wir seit dem 1. Februar die Offensive auf diesem Gebiete ergriffen haben, dadurch, daß England jetzt in einem Monat vielleicht schwächer wird, als wir früher in sechs Monaten vielleicht, dadurch ist das wirtschaftliche Gleichgewicht wiederhergestellt, während wir auf militärischem Gebiete das Übergewicht haben. England führt jetzt den Krieg mit der Uhr in der Hand; England weiß ganz genau, daß, wenn die Zeit so weiter fortschreitet, ganz bestimmt der Punkt kommen wird, wo es nicht mehr in der Lage sein wird, den Krieg weiterzuführen. Und daß dem so ist, das danken wir meiner Auffassung nach den Männern, die sich einst zu dem Entschlusse durchgerungen haben, daß wir in einem Kampfe um die Existenz unseres Volkes und Staates auch das Letzte einsetzen müssen, um die Zukunft dieses Staates sicherzustellen. So wie die Masurenschlacht, so wie die anderen großen Siege der deutschen Heere nie gewonnen worden wären, wenn nicht vor der Tat die seelische Durchringung zu dem Wagnis gestanden hätte.

Rechnen Sie dazu den Zusammenbruch Rußlands in militärischer, politischer und wirtschaftlicher Beziehung, so werden Sie mit mir zu der Überzeugung kommen, daß das Wort Hindenburgs wahr ist, das er im August dieses Jahres gesprochen hat: Niemals war unsere militärische Lage glänzender als gegenwärtig! – ein Wort, das er sprach, ehe wir Galizien und die Bukowina wiedererobert hatten, ehe Riga unser war, ehe wir die Ostsee wieder zu dem alten Mare Balticum, zu der alten deutschen Ostsee gemacht hatten, ehe unsere Truppen in die italienische Tiefebene mit eingedrungen waren. Wenn man die Frage aufwirft, wenn die Lage so gut ist, warum wir dann nicht zum Frieden kommen, so bin ich für meine Person und nach meines Herzens tiefinnerster Überzeugung der Ansicht, wir kommen deshalb nicht zum Frieden, weil wir ihn zu oft angeboten haben. Wir kommen nicht zum Frieden, weil wir im Auslande den Glauben an unseren Sieg dadurch erschüttert haben, daß wir diese Friedensangebote machten. Mein verehrter Nachbar zur Linken, Herr Geh. Kommerzienrat Marwitz, hat mir von der Auffassung in der Schweiz berichtet und gesagt: Kein Mensch in der Schweiz glaubt mehr an unseren Sieg seit dem 19. Juli d. J., weil sich das normal denkende Gehirn eines Europäers sagt, daß ein Volk, das ein Gebiet erobert hat größer als das eigene Reich, einen Frieden ohne Entschädigungen und Gebietserweiterungen nicht anbietet, wenn es nicht vor dem eigenen Zusammenbruch steht.

Ich freue mich dessen, daß mir eine politische Situation erreicht zu sein scheint, bei der jetzt jede Vinkulierung der Regierung auf diesen Beschluß aufhört, daß es heute keine geschlossene bürgerliche Partei des deutschen Reichstages mehr gibt, die die Absicht hat, die Regierung auf diesen Beschluß festzulegen. Hat doch auch Graf Czernin jetzt erklärt, daß selbstverständlich, wenn das Echo auf dieses Friedensangebot nur Hohn und Spott wäre, auch die Bedingungen dieses Friedensangebotes der Vergangenheit angehören. Durchhalten ist jetzt alles! Der Krieg ist ein Krieg der Nerven geworden; unser letzter großer Sieg der deutschen Nerven war das Ergebnis der letzten Kriegsanleihe; und wenn wir wirtschaftlich und seelisch durchhalten bis zum Ende, dann wird dieses Ende auch nicht mehr allzufern sein.

Allerdings wird dieses Durchhalten gerade der Industrie sehr schwer gemacht, und zwar den Industriezweigen, die nicht von Natur aus Rüstungsindustrien sind, sondern deren Struktur vor dem Kriege darin bestand, daß die Exportindustrie überwog. Langsamer ist bei uns die Umstellung erfolgt als in den Industrien anderer Wirtschaftsgebiete; schneller hat sich das Gehirn mancher Existenzen, die vor dem Kriege nicht die Ehre genossen, zur deutschen Kaufmannschaft zu gehören, in der Reichshauptstadt und anderwärts auf Kriegsgewinne eingestellt, als die Empfindung derjenigen, die gewohnt waren, Werte zu schaffen und in dieser produktiven Tätigkeit den Sinn ihres Lebens zu sehen. Anders auch war für uns die Situation als wie in Rheinland-Westfalen, wo die großen Werkstätten für Militärlieferungen lagen, wo in den großen, mächtigen Gebieten der Roheisenerzeugung, der Kohlenerzeugung, der Stahlerzeugung, gewissermaßen die gegebenen Militärwerkstätten Deutschlands lagen. Was wir vermeiden müssen für die Gegenwart und für die Zukunft, was die deutsche Reichsregierung vermeiden muß und wogegen die sächsische Staatsregierung Einspruch erheben muß, das ist eine Entwicklung, die etwa dahin führte, daß eine Hypertrophie der Industrie, eine Überfüllung der Industrie in einzelnen Landesteilen Hand in Hand ginge mit einer wirtschaftlichen Blutentziehung in anderen Landesteilen. Es geht nicht an, daß die heutigen Wohnungsverhältnisse in Rheinland-Westfalen in den Frieden übernommen werden; es geht nicht an, daß dorthin der Strom des ganzen Wirtschaftslebens gerichtet wird, und daß andererseits die alten Stätten unserer ganzen Weltmachtsstellung innerlich verarmen aus Mangel an Tätigkeit.

Die Entwicklung unserer sächsischen Wirtschaftsverhältnisse ist einem Prozesse der fortdauernden wirtschaftlichen Blutentziehung vergleichbar. Wir erlebten das allmähliche Versiegen des Exportes; wir erlebten das Erliegen vieler Betriebe durch Rohstoffmangel; wir erlebten das Erliegen vieler Betriebe durch Zusammenlegung und Stillegung infolge wirtschaftlicher Maßnahmen: Rationierung der Kohle, die Anforderungen des Hilfsdienstgesetzes. Wir sahen diese Schwierigkeiten noch erhöht durch die Schwierigkeit der Kohlenversorgung aus dem verbündeten Auslande. Und wir sehen nun als Ergebnis dieses Ganzen doch eine derartige Schwächung der sächsischen Wirtschaftskraft, daß man sich fragen muß: Wo soll die Steuerkraft Sachsens in Zukunft herkommen? Wie soll Sachsen in Zukunft seine Kulturaufgaben erfüllen, wenn dieser Entwicklung nicht Halt geboten wird?

Deshalb ist es meiner Auffassung nach Pflicht aller beteiligten Kreise, die Grundlagen für die künftige wirtschaftliche Kraft und Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Industrie zu schaffen. Dazu gehört zunächst eine angemessene Beteiligung Sachsens an den Heereslieferungen. Je weniger wir den unmittelbaren Heeresbedarf befriedigen können, um so mehr müssen wir für andere Lieferungen in Betracht kommen. Der Beschluß des Hauptausschusses des Reichstages sagt ausdrücklich, daß nicht die Kopfzahl, sondern die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der einzelnen Bundesstaaten maßgebend sein soll für ihre Beteiligung an den Lieferungen. Daß aber die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Sachsens weit hinausgeht über seinen prozentualen Anteil an der Lieferungsziffer, kann wohl keinem Zweifel unterliegen. Hinter dem Schlüssel, der für die Beteiligung Sachsens an den Lieferungen aufgestellt ist, sind wir in den ersten Monaten dieses Jahres zurückgeblieben; in letzter Zeit erst ist eine Besserung eingetreten. Wir freuen uns dessen, und wir hoffen, daß die Bestrebungen unseres Verbandes auf ein besseres Zusammenwirken zwischen den militärischen Behörden und der Industrie sich immer mehr in die Praxis umsetzen werden. Wir freuen uns auch darüber, daß der von uns angestrebte industrielle Beirat für die entscheidenden vergebenden Stellen jetzt grundsätzlich genehmigt worden ist. Wir hoffen, daß das Zusammenwirken mit ihm dazu führen wird, daß die Aufrechterhaltung der sächsischen Industrie gewährleistet wird durch die Zuweisung des ihr zukommenden Anteiles an den Lieferungen für das Heer und die Flotte, damit so diejenigen Grundelemente erhalten bleiben, die notwendig sind für den künftigen Ausbau der sächsischen Volkskraft.

Neben den Heereslieferungen kommt eine maßgebende Bedeutung der Umbildung der Wirtschaft zu, wie sie der Krieg gezeitigt hat. Die harte Kriegsnotwendigkeit zwang uns zur Konzentration der wirtschaftlichen Kraft. Es wurde die Parole ausgegeben, daß nur die leistungsfähigsten Betriebe erhalten bleiben dürften. Dieser Grundsatz darf aber meiner Meinung nach nicht mit nackter Brutalität durchgeführt werden. Er muß eine Einschränkung erfahren nach allgemeinen volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten, die sich für mich nach anderer Richtung hin abzeichnen als nach der, daß der, der stark ist, noch stärker gemacht werden soll, und der, der schwach ist, noch mehr geschwächt werden soll. Die Philosophie eines Nietzsche darf hier nicht der Lehrmeister für Deutschlands industrielle Entwicklung sein. Was wir jetzt treiben, gezwungen durch die Kriegsnotwendigkeit, was wir aber nicht übertreiben dürfen in bezug auf die Differenzierung zwischen Leistungsfähigkeit und angeblicher Leistungsunfähigkeit, das widerspricht allen Grundsätzen einer vernunftgemäßen Mittelstandspolitik, zu der wir uns bisher doch wohl alle im bürgerlichen Lager bekannt haben. Ich warne die Staatsregierung vor einer Überspannung des Begriffs der Konzentration der Betriebe. Wenn wir uns vor dieser Überspannung nicht hüten, dann fahren wir mit vollen Segeln in den sozialistischen Zukunftsstaat hinein. Die Zwangssyndikate, der Gedanke der Staatsmonopole sind lediglich Etappenstationen auf diesem Wege. Mir scheint, als wenn hier eine Verkennung der industriellen Individualisierung vorliegt: was für Eisen, für Kohlen, für Stahl gilt, das gilt noch lange nicht für Posamenten und Spielwaren; etwas ganz anderes ist die Struktur des sächsisch-thüringischen Wirtschaftsgebietes, etwas ganz anderes ist die Struktur des Wirtschaftsgebietes von Rheinland-Westfalen. Ich sage das ohne jede Animosität gegen die westliche Industrie, wir brauchen einander, wir sind wie Bruder und Schwester; wie soll der eine auskommen, wenn er nicht den anderen hat? Ich stimme dem Herrn Staatssekretär zu, wenn er sagt: Ich brauche ein Kohlensyndikat aus volkswirtschaftlichen Grundsätzen heraus. Aber ich widerspreche ihm, wenn er Zwangssyndikate errichtet für die Ausfuhrindustrie, die auf Grund ihrer Individualität uns die Stellung auf dem Weltmärkte gesichert hat, auf die wir stolz waren vor dem Kriege, auf die wir stolz sein wollen nach dem Kriege. Was draußen dem deutschen Können, was draußen der deutschen Ware den Weg geebnet hat, das war nicht die Syndikatsherrschaft in Deutschland, das war die Einzeltätigkeit des Einzelkaufmanns, das war das, was hier den Einzelnen veranlaßt hat, Zähne und Nägel für sein Unternehmen einzusetzen, um in die Höhe zu kommen, es vom Handwerksbetriebe zu entwickeln zur Industrie, von der Industrie zum Großbetrieb, das, was hier in dem erfolgreichen Studium der Seele der Völker der deutsche Kaufmann geleistet hat, und was ihm der deutsche Diplomat bis heute nicht gleichzumachen verstanden hat. Wir haben gesehen, daß in einer Zeit, in der man gegen Deutschland mit geistigen Waffen im Kampfe stand, der deutsche Kaufmann die Welt eroberte. Dazu half ihm sein Sinn für Spezialisierung, sein Sinn der Anpassung an individuelle Strömungen, die Art und Weise, in der er, für den das Wort der alten Legionen galt: Ohne Urlaub werden wir geboren, den Sinn des Lebens darin erblickt, bis zum letzten Atemzuge tätig zu sein für seinen Betrieb, für sein Unternehmen. Diese rastlose Tätigkeit, ebenso weit entfernt vom Rentnertum der Franzosen wie von der week-end-Philosophie des Engländers, war vielleicht das, was uns unbeliebt gemacht hat in der Welt. Es hing damit zusammen, daß wir, die wir spät zur politischen Macht erstarkten, das erst nachholen mußten, was die anderen ein Jahrhundert vorher vor uns voraus hatten, als wir noch auf der Elbe allein 17 Zollstationen hatten, als wir uns das Leben im Innern durch politische und wirtschaftliche Zersplitterung schwer machten und deshalb die Flügel nicht regen konnten. Wir sehen heute, daß man die Absicht hat, dieser Entwicklung der Einzeltätigkeit entgegenzutreten. Was sich jetzt vor unseren Augen in der Konstruktion der Zwangssyndikate darstellt, kann man nur mit größtem Bedauern sehen. Es ist die Negation dieses Willens der Einzeltätigkeit; es ist der Gedanke des kommenden Staatssozialismus gegenüber der Privattätigkeit. Wenn irgendein Land einen Anlaß hätte, hiergegen zu protestieren, dann wäre es das Königreich Sachsen, dann wäre es die sächsische Industrie, und zwar nicht nur von irgendeinem wirtschaftlichen Standpunkte aus, sondern vom höchstempfundenen Staatsinteresse.

Was sollen uns diese Zwangsgebilde an sich, wohin treiben wir mit dieser Entwicklung? Ich bedauere zunächst die Einflußlosigkeit, zu der man die Industrie in diesen Gebilden verurteilt hat. Man gibt der Industrie jetzt eine Leitung in einem Überwachungsausschusse. Vom kaufmännischen Standpunkte aus würde ich schon gegen das Wort »Überwachungsausschuß« Einspruch erheben. Will man die Industrie überwachen, weil man sie an sich für illoyal hält?

Dieser Überwachungsvorstand, der die Leitung der Syndikate hat, wird aber nicht gewählt, er wird ernannt, ernannt vom Reichskanzler, d. h. vom Reichsamt des Innern, und abberufen vom Reichskanzler, bzw. vom Reichsamt des Innern. Eine große Industrie, bis dahin groß geworden durch Einzeltätigkeit, wird unter Aufsicht gestellt. Der Vorstand ernennt für die einzelnen Landesteile einen Beirat, der vom Reichskanzler dem Syndikat zur Seite gegeben wird. Die Mitglieder dieses Beirates können auf der Hauptversammlung erscheinen; sie haben dort aber nur beratende Stimme, nicht etwa beschließende. Die Regierung behält sich allerdings durch einen Reichskommissar als Überwachungsinstanz noch eine Überwachung dieses Überwachungsausschusses vor. Umgekehrt erschiene mir die Konstruktion richtig: der Vorstand müßte frei gewählt werden, und daneben müßte ein Vertreter des Reichskanzlers bestehen, der ein Vetorecht hätte, wenn das öffentliche Interesse etwa verletzt würde. So ließe ich mir's gefallen: die Industrie wählt sich selbst ihre Vertretung; verletzt der Vorstand das öffentliche Interesse, dann soll der Vertreter des Staates sein Veto einlegen können. Aber erst die ganze Leitung vom Reichskanzler ernennen, dann einen Beirat ernennen und dann noch einen Reichskommissar mit einem Vetorecht und den Beirat nur mit beratender Stimme bei der Hauptversammlung – das ist nichts anderes als: die Industrie zu einem völlig abhängigen Ausführungsorgan der Regierung herabwürdigen.

Ich ersuche die Herren von der Regierung, sich doch einmal hineinzuversetzen in die Seele eines Industriellen, dessen Betrieb nicht nur stillgelegt wird, während der Nachbar neben ihm erstarkt, sondern dem man auch noch die Maschinen wegnimmt, die der Stillgelegte besessen hat, und sie dem weiterarbeitenden Wettbewerber zuführt. Das kann man seelisch nur verstehen, wenn man etwas vom eigentlichen kaufmännischen Empfinden in sich hat. Wenn ich eine tote Maschine sehe, so habe ich an sich schon immer die Empfindung, daß das ein unnatürlicher Zustand ist, denn zu der Maschine gehört Bewegung, sonst hat man die Empfindung, sich in einer Grabkammer zu befinden. Nun aber das, was mir die Seele meines Betriebes ist, diese Seele meiner eigenen Tätigkeit einem anderen hinzugeben, ohne zu wissen, wann ich nach dem Frieden jemals wieder die Möglichkeit habe, meinen eigenen Betrieb in Wirklichkeit als Betrieb ansehen zu können, verstehen Sie einmal, was das für einen Industriellen bedeutet, und würdigen Sie unter diesem Gesichtspunkte manche erregte Stimmung, die vielleicht an Ihre Ohren tritt. Das ist das so außerordentlich tief Niederdrückende, was die Situation jetzt hat. Wenn ich dem Einzelnen sage: du mußt es tun, wir brauchen die Konzentration der Betriebe wegen des Vaterlandes, das versteht er, und das versteht die sächsische Industrie. Aber wenn das innerhalb der Industrie geschehen muß, dann geben Sie dem Einzelnen ein Mitbestimmungsrecht; aber machen Sie ihn nicht so rechtlos, wie man es nach den Satzungen her Zwangssyndikate für die Schuhindustrie und für die Seifenindustrie gemacht hat. Die Regierung kann hier nicht sagen: Was wollen Sie, die Industrie war doch mit den Satzungen ganz einverstanden! Seien wir uns doch darüber klar, die Dinge gehen dabei so ihren Weg: man sagt den Industriellen: Wir haben Sie zusammenberufen, um Sie zu hören zu einem Entwurf; wenn Sie einverstanden damit sind, ist es gut, kleine Anregungen und Abänderungen wollen wir gern entgegennehmen; sind Sie aber anderer Meinung, so machen wir es allein auf Grund des Ermächtigungsgesetzes vom 4. August. Sie tun also besser, wenn Sie von vornherein davon absehen, irgend etwas gegen unsere Grundgedanken zu sagen. Und wenn dann die so durch das Ermächtigungsgesetz in die Enge Getriebenen sich faute de mieux einverstanden erklären, dann sagt man, die Industrie habe ihre volle Zustimmung dazu gegeben. So liegen die Dinge; und wer der heutigen Vormittagssitzung hier beigewohnt hat und die sehr explosiven Äußerungen der Zustimmung erlebt hat, die hier bei einzelnen, auch sehr explosiven Ausstrahlungen der Reden einzelner Mitglieder in diesem Saale erfolgten, der wird sich darüber keinem Zweifel hingeben, daß die Industrie in ihrer Gesamtheit diese Bindung und diese Einengung ihrer Tätigkeit als einen gegen sie gerichteten Schlag empfindet und sich dagegen wehrt mit allen Kräften.

Nun haben wir einige Zwangssyndikate während des Krieges geschaffen; und ich habe kürzlich im Hauptausschuß des Reichstages den neuen Herrn im Reichswirtschaftsamt, Herrn Staatssekretär Dr. Schwander, darüber interpelliert, wie das in Zukunft werden würde, und er hat erwidert, die Zwangssyndikate sollten nicht für alle Zeiten bleiben, aber sie sollten bestehen bleiben während der Übergangszeit. Ich bin nicht ganz befriedigt von dieser Erklärung. Denn was bedeutet Übergangszeit? Ich sehe in diesem Kampf der Meinungen letzten Endes den Kampf zwischen den Bestrebungen auf Sozialisierung der Wirtschaft und den Anhängern einer freiern Wirtschaftsordnung. Wenn es nach den politischen und nach den Salonsozialisten geht, bleiben wir dauernd in der Übergangswirtschaft, bis der Übergang zum Staatssozialismus vollzogen ist. Ich verweise Sie in dieser Beziehung auf den Vortrag des Herr Dr. Walther Rathenau über »Probleme der Friedenswirtschaft«. Dieser Vortrag, der in der Deutschen Gesellschaft 1914 gehalten wurde, schillert von gefährlichen Schlagworten. Die Wirtschaft, sagt Rathenau, kann nicht mehr Sache des einzelnen sein, sondern wird zur Sache der Gesamtheit. Er fordert im einzelnen, abgesehen von einer Jahresabgabe vom Verbrauch von der Benutzung luxuriöser Gegenstände, die Durchführung einer staatlichen technischen Arbeitsmethode; es soll nicht mehr Sache des einzelnen sein, ob er Raum, Werkzeuge und Material mit vergeudet. Das bedeutet nichts anderes als Zwangssyndikate in aeternum. Er stellt die Frage, inwieweit der Mensch überhaupt das Recht habe, sich außerhalb der Arbeitswirtschaft zu stellen; es sei für Deutschland zu ertragen, wenn es etwas weniger Gelehrte und etwas weniger Rentner gäbe, – also die Hilfsdienstpflicht ebenfalls in aeternum. Er empfiehlt, daß anstatt der Reisenden der einzelnen Firmen, die eine Vergeudung der einzelnen Menschenkraft darstellen, Sammellager errichtet würden in den einzelnen deutschen Städten, wo sich die Kunden und die Verkäufer träfen. Er fragt, ob das Gründen, das Finanzieren, weiterhin der freien Wirtschaft überlassen bleiben soll; er erklärt, daß es nicht anginge, daß das Land Deutschland ewig in zwei Schichten geteilt werde, in die Menschen des ererbten Reichtums und in die Menschen der ererbten Armut. Rathenau berauscht sich hier an seinen Schlagworten. Denn ein Schlagwort und nichts anderes sehe ich auch in diesem aufhetzenden Satz von den Menschen des ererbten Reichtums und den Menschen der ererbten Armut. Dazwischen liegt etwas, was Herr Dr. Rathenau nicht zu kennen scheint; das sind die Menschen, die sich emporentwickeln durch die Arbeit des eigenen Geistes und durch die eigene Tüchtigkeit. Das ist das, was uns in Deutschland groß gemacht hat und was wir nicht missen wollen. Ich darf erinnern an die Rede, die Exzellenz Roscher einst gehalten hat bei einem Festmahl des Verbandes Sächsischer Industrieller in Friedenszeiten, wo er uns vorführte all die Namen der sächsischen Industriellen, die heute an der Spitze von Großbetrieben stehen, die aber hervorgegangen sind aus einer sogenannten kleinen Existenz als Arbeiter, als Handwerker, wo man Jahr für Jahr, so wie der Baum Ringe ansetzt, sah, wie das Unternehmen größer wurde, nicht weil sie Reichtum ererbt hatten, sondern weil sie es verstanden, durch ihre eigene Tüchtigkeit und Fähigkeit selber groß zu werden, mit ihren eigenen Kräften mit in die Höhe hineinzuwachsen. Rathenau schreibt in den »Problemen der Friedenswirtschaft«, er warne die Regierung vor einer falschen Mittelstandspolitik. Ich warne die Regierung vor solchen Schrittmachern zum sozialistischen Zukunftsstaat, wie es Herr Walther Rathenau ist. Wenn wir ihm folgten, wenn wir uns sagten, jeder Zigarrenladen in der Großstadt ist unnütz, – gewiß, es kann fünf Verkaufsstellen in Dresden geben; wenn wir uns sagten, jeder Reisende einer Firma ist unnütz, – gewiß, es kann einen Konsumverein in Hamburg geben; oder wir können Deutschland in ein Dutzend Versorgungsbezirke teilen, die von solchen Zentralstellen aus beliefert werden; wenn wir in dieser Weise die Einzeltätigkeit unterbinden, wenn wir all das, was als Einzelexistenz zwischen Großkapital und Proletariat Gott sei Dank in Deutschland noch besteht und noch nicht durch den Krieg zugrunde gegangen ist, wenn wir das alles vernichten und nur noch die Großen auf der einen und die Abhängigen auf der anderen Seite haben, dann ist die Zeit des Staatssozialismus da, dann ist aber überhaupt die Möglichkeit der Erhaltung unserer Stellung auf dem Weltmärkte nicht mehr gegeben. Der Gegensatz zwischen ererbtem Reichtum und ererbter Armut ist dann nur noch ein Gegenstand für rückblickende Doktordissertationen; denn bei Annahme dieser Theorie wäre Deutschland in seiner Gesamtheit verarmt und würde gar nicht mehr in der Lage sein, über ererbten Reichtum nachzudenken.

Wir sind nicht im luftleeren Raum! – Das ist das Falsche an solchen Theorien, daß sie die Welt ansehen, als wäre sie irgendein luftleerer Raum, in den hinein man Traumschlösser bauen könnte.

Was ist der Grundgedanke dieser Rathenauschen Ansichten, die naturgemäß lebhaft begrüßt werden vom »Vorwärts« und den ihm verwandten Blättern? – Die Theorie der größten Arbeitsersparnis, die wir für die Zukunft haben müßten, gegenüber den wirtschaftlichen Kämpfen der Vergangenheit. – Mich dünkt, ich hätte von dieser Theorie der größten Arbeitsersparnis schon im Frieden manchmal gehört. Diese Theorie, die führt zur Utopie! Mit dieser Theorie von der größten Arbeitsersparnis hat man die großen Kriegsgesellschaften gegründet und verteidigt die große Zentralisation in der Reichshauptstadt, hat erklärt, man könne es nicht mehr dulden, daß der Handel als lästiger Zwischenfaktor erscheine zwischen dem Produzenten und dem Konsumenten; man könne es nicht mehr dulden, daß der einzelne vom Gesichtspunkte seiner Firma aus wirtschafte; das »ganze Deutschland soll es sein!«, von dem großen Gesichtspunkte der Arbeitsersparnis solle alles geleitet werden! Aber selten sind so viele Materialien spazierengefahren worden auf der Eisenbahn als seither!

Es gibt ein altes lateinisches Sprichwort: Natura non facit saltus – die Natur geht nicht sprungweise vorwärts. Der deutsche Kaufmann ist nicht so töricht, zu glauben, daß alle seine praktische Erfahrung seit Jahrzehnten nichts werte gegenüber irgendwelchen neu auftauchenden Theorien. Nein, was sich die deutsche Industrie seit hundert Jahren in bezug auf die Organisation der Erzeugung und Verteilung überlegt hat als das für sie zweckmäßigste, von dem kann man schon annehmen, daß es gründlich durchdacht ist von Leuten, die wohl wissen, was sie wollen. Man darf nicht glauben, daß man so ohne weiteres zehntausende Kaufmannshirne durch eine neue Organisation ersetzen könnte. Man hat den Handel gegenwärtig ausgeschaltet, man wird ihn wieder rufen müssen zum neuen Aufbau der Wirtschaft, besonders unseren Außenhandel. Man spricht gegen den persönlichen Vorteil! Ohne das Agens des persönlichen Interesses gedeiht keine Wirtschaft! Das mag der Ethiker beklagen; der Wirtschaftspolitiker wird sagen, daß in dem Augenblicke, in dem man dieses Agens des persönlichen Interesses ausschaltet, die Wirtschaft an sich damit totgemacht wird. Inwiefern man das, was der einzelne an persönlichem Vorteil erreicht durch seine Tätigkeit und Tüchtigkeit, ihm durch die Steuergesetzgebung etwa wieder abnimmt zugunsten der Allgemeinheit, das ist Sache der Finanzwirtschaft und der Finanzwissenschaft des Staates. Das System Rathenau würde uns das Beste nehmen, was wir in Deutschland besitzen, nämlich die persönliche Schaffensfreude und die persönliche Schaffenskraft des einzelnen.

Ich darf mir hier wohl einmal ein offenes Wort gestatten über unsere großen Unternehmungen in Deutschland. Gewiß blicken wir alle mit Stolz zu ihnen auf. Aber ich habe die Empfindung, daß diese großen Unternehmungen in vieler Beziehung unserer Volkswirtschaft nicht nützen, sondern geradezu schaden. Vor allen Dingen nach der Richtung hin, daß durch sie das eine ausgeschaltet wird, was wir unbedingt brauchen: der Nachwuchs der deutschen Industrie. Weshalb nehmen denn die deutschen Großbanken als Direktoren so oft Herren, die nicht aus ihren eigenen großen Banken hervorgegangen sind? Weil in einem so großen Betriebe mit seinen Tausenden von geistigen Arbeitern bei der geistigen Arbeitsteilung der einzelne nicht dazu kommen kann, sich ein Gesamtbild des ganzen Unternehmens zu machen. Er bleibt hier ein Durchschnittsmensch, oder wäre er wirklich ein hervorragender Mensch, so wird er doch systematisch auf das Niveau des Durchschnitts herabgedrückt. Wenn diese großen Unternehmungen, wenn die deutschen Großbanken ihre leitenden Persönlichkeiten entnehmen, sei es aus der Regierung, sei es aus der Kaufmannschaft oder aus anderen Kreisen, so muß man sich schon sagen: sie verstehen wohl großzügig zu denken und zu wirken, aber zugleich ist es ein Armutszeugnis, ein Bekenntnis, daß sie selber bei ihrer geistigen Arbeitsteilung diese Persönlichkeiten nicht mehr erzeugen. Und wer ist es, der ihnen diese Persönlichkeiten gibt? Das ist eben der industrielle Mittelstand, das sind alle die großen Einzelunternehmungen in Deutschland, mögen sie im Handel oder in der Industrie oder in der Bankwelt vorhanden sein oder an einer anderen Stelle.

So wie der Körper des Menschen frische Blutzufuhr braucht, damit er sich frisch erhalten kann trotz aller Anstrengungen, so braucht auch der wirtschaftliche Körper Deutschlands frische Blutzufuhr. Es geht nicht an, daß ein einziger enger Kreis glaubt, persönlich oder wirtschaftlich berufen zu sein, die gesamte Wirtschaft zu führen. Wenn es ihm nicht gelingt, dahin zu kommen, daß immer wieder neue Persönlichkeiten in ihn eindringen, die sich über den Durchschnitt emporentwickelt haben, dann wird er nicht weiterkommen.

Ich habe es mir oft überlegt, dieses eine: dieser Weltkrieg ist. ein Krieg des Neides gegen unsere Entwicklung – propter invidiam! Ich kann den Gedanken nicht loswerden, daß, wenn wir nach 1871 in Deutschland eine Politik der Staatsunternehmungen und der Zwangssyndikate betrieben hätten, dann kein Mensch uns um die Entwicklung beneidet hätte, die da in Deutschland entstanden wäre.

Dadurch, daß die Einzelwesen aus dem Handwerk zur Industrie und weiter zur Großindustrie emporwachsen, gewinnen wir immer von neuem den Nachwuchs, der uns groß gemacht hat. Nimmt man das alles fort, schlägt man das alles tot und setzt Zwangssyndikate und Monopole an deren Stelle, hält alles unter Staatsaufsicht, dann nimmt man das freudige Streben heraus aus dem kaufmännischen Leben. Dann schädigt man aber nicht nur die Kaufmannschaft und die Industrie, dann schädigt man den ganzen deutschen Staat. Alle Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz schaden uns nicht so, wie diese sozialistischen Gedanken schaden würden, wenn man ihnen in Deutschland jemals nachgeben würde.

Aus diesen Gedankengängen ergibt sich für mich auch die Stellungnahme zu der Frage der Übergangswirtschaft. Eine Übergangswirtschaft vom Krieg in den Frieden ist notwendig, sie muß da sein, da sonst Anarchie herrschen würde. Wir dürfen über die ankommenden Rohstoffe nicht frei verfügen lassen durch den Kapitalkräftigsten; wir würden eine ungemessene Preisentwicklung haben, wenn wir gestatteten, daß der einzelne, der in der Lage ist, Schiffe zu chartern und über die Rohstoffe zu verfügen, frei verfügte über ihre Abgabe. Wir wollen nicht, daß, wenn etwa im Jahre 1918 der Friede da ist, sich in den ersten Monaten des Jahres 1918 das Bild wiederholte, das wir in den letzten Monaten des Jahres 1914 erlebt haben. Wenn einmal die Wirtschaftsgeschichte dieses Krieges geschrieben wird, muß immer wieder das eine betont werden – das war mir das Tiefbetrübendste, was ich nie von den deutschen Behörden für möglich gehalten hätte –, daß in diesen ersten Monaten die redliche Arbeit tuenden Erzeuger wirtschaftlicher Produkte nicht vorgelassen wurden an den vergebenden Ämtern, und daß Schieber und Jobber damals die Aufträge bekamen, daß Generaldirektoren großer sächsischer Werke Hunderttausende an Provision haben zahlen müssen an Leute, die vor dem Kriege den Manifestationseid geleistet hatten, die aber die Millionenaufträge bekommen hatten vom preußischen Kriegsministerium. Das fordert meiner Meinung nach dazu auf, daß nach dem Kriege noch einmal geprüft wird, wie solche Verhältnisse bei uns in Deutschland überhaupt möglich waren. Das ist das außerordentlich Schlimme für den Kaufmannsstand und für die Industrie, daß man ihn in der öffentlichen Meinung heute vielfach gleichstellt und verwechselt mit diesen Existenzen, die in einem kaufmännischen Verein niemals Aufnahme gefunden hätten, die aber an den vergebenden Stellen vorwärts kamen, wo man andere zurückwies, die ihrerseits nicht dasjenige Maß von Unempfindlichkeit besaßen, das jenen eigen war. Ich bin der Meinung, wir dürfen nicht erlauben, daß irgendwie unberechtigter Wucher sich geltend mache in der Zeit nach dem Kriege, wie wir andererseits seitens des Verbandes Sächsischer Industrieller uns dagegen gewehrt haben, daß eine törichte Auslegung des Wucherbegriffes den ehrlichen Kaufmann in der Gegenwart behelligt.

Deshalb bin ich der Auffassung, wir müssen zunächst seitens der Allgemeinheit über den Schiffsraum verfügen, über die Art und Weise, wie die Rohstoffe hereinkommen, über ihre Verteilung auf Grund bestimmter Schlüssel für die einzelnen Industrien; wir werden in dem geregelten zwangsläufigen Wirtschaftsorganismus noch eine Zeitlang bleiben müssen. Das ist notwendig, denn die Weltgeltung unserer Valuta ist notwendig für unsere Preisstellung, obwohl ich das eine, wenn es auch ketzerisch ist, zum Ausdruck bringen möchte: ich gehöre nicht zu denen, die da glauben, daß die Valutaschmerzen so lange andauern werden; ich habe vielmehr die feste Überzeugung, daß an dem Tage, wo Friede ist und die Meere frei sind, die deutsche Mark wieder eine Weltgeltung haben wird, von der sich nur die wenigsten ein Bild machen können. Als es in der Welt einmal hieß, es wird Frieden, hat man die deutsche Mark gleich ganz anders geschätzt, als es heute ist; und die Dinge liegen nicht so, daß wir nur diejenigen sind, die die Welt anbetteln, von uns Waren zu nehmen, sondern daß die Welt der deutschen Waren bedarf. Täuschen Sie sich über das eine nicht: beliebt in der Welt sind wir auch vor diesem Kriege nicht gewesen; aus Liebe für unsere blauen deutschen Augen hat uns kein Mensch in der Welt für eine Mark Waren abgekauft, sondern weil sie entweder besser oder preiswerter waren als die Waren, die andere angeboten haben. Nach dem deutschen Kali hungert die ganze Welt, die deutsche Kohle können heute die Neutralen nicht entbehren, die deutschen chemischen Produkte werden sofort wieder ihren Eingang finden. Wir werden in dieser Beziehung wirklich nicht die Empfangenden, sondern auch die Gebenden sein können. Deshalb fürchte ich auch nicht, daß wir uns einrichten müßten auf eine Überganszeit in aeternum. Ich bin der Überzeugung, die einst Herr Staatssekretär Dr. Helfferich ausgesprochen hat, daß der Reichskommissar für Übergangswirtschaft die Aufgabe hätte, sich so schnell als möglich überflüssig zu machen, daß wir in dem Augenblick, wo wir Handel und Industrie die Freiheit wiedergeben können, wir sie ihnen wiedergeben müssen. Ich bin der Auffassung, daß wir sogar in der Zwischenzeit mit allem aufräumen müssen, was nach Monopol aussieht für die Beherrschung einzelner Wirtschaftszweige. Die Kriegsgesellschaften geben uns heute nicht ihre Satzungen, verweigern die Mitteilung der Zusammensetzung ihrer Vorstände, verweigern die Wiedergabe ihrer Geschäftsbedingungen; sie verschanzen sich dahinter, das sei Kriegsgeheimnis. Mag sein, mag nicht sein, jedenfalls, wenn der Krieg zu Ende ist, haben wir den Wunsch, daß sich ihr Wirken in voller Öffentlichkeit abspielt, daß sie sukzessive wieder aufgelöst werden, schneller, als sie entstanden sind.

Wir haben diesen Wunsch schon nach einer anderen Richtung hin. Wir wünschen nicht, daß die Zentralisation des deutschen Wirtschaftslebens, die sich heute in der Reichshauptstadt vollzogen hat, für die Ewigkeit bleibt. Deutschland ist kein Einheitsstaat. Das mag ihm politisch eine Schwäche geben gegenüber England, Frankreich und anderen Staaten, aber das ist wirtschaftlich und geistig etwas, was Deutschland voraus hat vor anderen Ländern in der neuen und in der alten Welt. Wir wollen nicht, daß sich lediglich in der Reichshauptstadt das ganze Wirtschaftsleben Deutschlands konzentriere. Niemand wird das unterschätzen, was an wirtschaftlicher Arbeit dort geleistet wird, aber wir haben die Reichshauptstadt auf der einen Seite, und wir haben daneben Oberschlesien und Rheinland-Westfalen, wir haben Barmen und Elberfeld und Sachsen und Thüringen; und all das soll in seiner Eigenart bleiben, das soll nicht schematisiert, nicht schabionisiert werden. Ich wünsche das auch schon aus dem Grunde nicht, weil ich der Meinung bin, daß auch die geistige Eigenart unseres deutschen Volkes erhalten bleiben muß, daß die Vielfältigkeit der deutschen Lebensenergie und des deutschen Fühlens und Denkens uns erhalten bleiben soll, uns erhalten bleiben muß in allen Zeiten. Ich wünsche dies um so mehr, als mir bange ums Herz werden würde, wenn die Stimmung der Reichshauptstadt etwa die Stimmung Deutschlands in diesem Weltkriege sein würde, weil ich die Empfindung habe, daß ich stahlharte Nerven finde, wenn ich einmal ins Land hineinkomme und dort den unverdorbenen deutschen Geist, die unverdorbene deutsche Siegeszuversicht vorfinde. Daß sich alle diese Eigenart wieder zusammenfindet in dem einen großen Gedanken des Eintretens für Deutschland, wenn Deutschland bedroht ist, das hat uns dieser Weltkrieg ja bewiesen. Deshalb keine Zentralisation! Soweit es möglich ist: Wiedererweckung der alten schlummernden Kräfte und dazu die Notwendigkeit, die Zwangssyndikate aufzulösen, sich von den Monopolen freizumachen, Kriegsgesellschaften nicht mehr erstehen zu lassen und dem einzelnen zu sagen: Der Staat will helfen, daß du so bald wie möglich wieder in der Lage seiest, mitschaffen zu können an der wirtschaftlichen Wiedergeburt Deutschlands!

Große Dinge werfen ihre Schatten voraus, und große Dinge sind anscheinend die künftigen Steuern; darüber besteht wohl kein Zweifel bei uns. Deshalb hat es auch in den Kreisen der Industrie große Bedenken erregt, daß der gegenwärtige Herr Reichskanzler in Stuttgart den Gedanken zum Ausdruck gebracht hat, die Zwangssyndikate auch über die Kriegszeit hinaus beizubehalten, den Gedanken von der Beteiligung des Reiches an wirtschaftlichen Unternehmungen aussprach. Ich stelle dem gegenüber die erfreuliche Erklärung des heute hier mit anwesenden Herrn sächsischen Finanzministers fest, der im sächsischen Landtage als seine Auffassung betonte, daß Sachsen keinerlei Veranlassung habe, an dem Grundgedanken der Privatwirtschaft irgendwie rütteln zu wollen nach der Richtung, daß derartige monopolistische Tendenzen von sächsischer Seite aus gefördert würden. Ich möchte dem Herrn Finanzminister für dieses Eintreten aufrichtig danken, und ich glaube, daß ich diesen Dank im Namen der gesamten sächsischen Industrie, der gesamten sächsischen Volkswirtschaft hier aussprechen kann. Ich möchte nur noch die Bitte anfügen, seinen weittragenden Einfluß auch bei den Stellen zum Ausdruck zu bringen, wo derartige Tendenzen etwa hervortreten.

Es mag sein, daß wir nach dem Kriege mehr Monopole haben werden als vorher. Wenn Monopole aus steuerlichen Gründen eine unbedingte Notwendigkeit sind, wo es nachgewiesen wird, daß die Monopolform die verbesserte Steuerform ist, dann mögen sie ertragen werden; sie können auch da ertragen werden, wo vorher schon die Form des Privatmonopols bestanden hat, wo der Übergang zum Staatsmonopol nur noch graduell ist. Aber im übrigen täusche man sich nicht darüber, daß das Hineinreden des Staates in die Wirtschaft auch aus steuerlichen Gründen nur vom Übel sein kann. Es ist gar nicht gesagt, daß das Staatsmonopol an Stelle der freien Wirtschaft überhaupt höhere Erträgnisse bringt. Der Staat arbeitet teurer, und er muß auch teurer arbeiten. Ich habe mich stets dagegen gewehrt, daß man diese Behauptung etwa als einen Vorwurf ansieht. Das ist kein Vorwurf, sondern die einfache Konstatierung einer Tatsache. Wenn man den Generaldirektor des besten Werkes in eine staatliche Stellung hineinstellt, so muß man ihm etwas von der Initiative nehmen, die er als Generaldirektor gehabt hat; als Verwalter des öffentlichen Vermögens kann er nicht diejenige Freiheit haben, die er in seiner Privatstellung gehabt hat, und weil er sie nicht haben kann, darum ist er mehr eingeengt in seiner ganzen Schaffenskraft. Aus diesem Grunde ist eben vielfach die staatliche Wirtschaft, wie wir das bei der Differenz über die Kohlenverhältnisse gesehen haben, der privaten gegenüber eingeengt und sollte daher auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Wenn man davon spricht, man müßte über gewisse Rohstoffe verfügen im Interesse der politischen Macht, so zeigt die gegenwärtige Kriegswirtschaft, daß man die Privatwirtschaft bestehen lassen und trotzdem die politische Macht ausüben kann, die in der Verfügung über die Produkte Deutschlands liegt.

Krank ist unser deutscher Wirtschaftskörper; gesunden kann er nur in freier Luft, aber nicht unter staatlicher Aufsicht. Möge man sich darüber keinem Zweifel hingeben, auch nicht in denjenigen Kreisen, die glauben, durch eigene Staatswirtschaft die großen steuerlichen Aufgaben der Zukunft lösen zu können.

Sie sehen, meine Herren, es sind gewaltige Aufgaben, die in der Zukunft vor uns stehen; um so wichtiger ist für die Entscheidung über unsere wirtschaftliche Lage in den nächsten Jahrzehnten, daß diese Aufgaben nicht wirtschaftlich, nicht sozialpolitisch und nicht steuerpolitisch gelöst werden, ohne daß der Industrie, der Landwirtschaft und dem Gewerbe Gelegenheit gegeben werde, auch an diesen Aufgaben mit raten und mit taten, mit wirken zu können.

Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, gewinnt die Frage der Reform der Ersten Ständekammer bei uns, der Reform des Herrenhauses in Preußen und der Einführung der Verhältniswahl für den Deutschen Reichstag ihre große Bedeutung. Wir sehen jetzt eine gewaltige Strömung durch Deutschland gehen, eine Strömung, die man die demokratische nennt; sie fordert, daß das Volk als solches ohne irgendwelche Differenzierung nach Beruf und Klassen und Steuerleistung seinen politischen Willen zum Ausdruck bringt. Diese Entwicklung ist meiner Ansicht nach nicht aufzuhalten. Wünschenswert ist nun aber nicht, daß dann die großen Strömungen, die die öffentliche Meinung, oft auch unter Beeinflussung durch den Popularitätsgedanken, beherrschen, sich allein gesetzgeberisch umsetzen, sondern daß dem gegenüberstehenden andere Organisationen, die frei sind von dieser Augenblicksstimmung des Tages und in der Lage sind, gewissermaßen das stabile Element des Staatslebens, des Volkslebens zu repräsentieren. Diese werden aber auch nur dann ihren großen Einfluß haben, wenn sie auch ihrerseits nicht einseitig sind, wenn sie ihrerseits allen denjenigen großen Wirtschaftskörpern, die vorhanden sind im Leben der Gegenwart, den möglichen Einfluß gewährleisten. Ich bedauere das eine recht sehr, daß die vielfachen Anregungen, die unser Verband gegeben hat in diesem Weltkriege, diese Frage zu lösen, bisher so wenig praktischen Erfolg gehabt haben. Als ich vor 15 Jahren zum ersten Male zu Ihnen sprach, habe ich die Reform der Ersten Ständekammer bereits angeregt und immer gehofft, daß sie selbst die Initiative dazu ergreifen würde. Dieselbe Frage gilt für Preußen, dieselbe Frage – ich erwähnte es – wird Mitwirken bei der Neugestaltung des Reiches. Ich begrüße aus vollem Herzen das Verhältniswahlrecht für die Großstädte; es wird den wilden Kampf der Parteien ausschalten, weil von vornherein beispielsweise in Dresden feststeht, daß, wenn Dresden zwei Abgeordnete wählt nach dem Verhältniswahlrecht, die Abgeordneten zweier bestimmter Parteien in den Reichstag einziehen werden. Damit entfällt für sie jeder Grund persönlicher Verunglimpfung, der Grund der Parteileidenschaft, und da die Sicherheit der Wahl besteht und nicht eine Zufälligkeit von wenigen Stimmen entscheidet, haben die Parteien auch die Möglichkeit, den besten Mann auf den Schild zu erheben. Wenn dasselbe der Fall ist in den Hansestädten, in Köln, Barmen, Elberfeld, Essen und wo immer, dann hoffe ich, daß, wenn der Ruf ergeht an die Führer des Wirtschaftslebens, sich zur Verfügung zu stellen für die Wahl in das deutsche Reichsparlament, sie sich dann diesem Rufe nicht versagen. Wir brauchen dringend im Deutschen Reichstag die Stimme der Praxis, die Stimme der Erfahrung; ich bin überzeugt, daß alle Parteien es begrüßen werden, wenn endlich auch einmal die Kapitäne des Wirtschaftslebens, die selber die einzelnen Ausstrahlungen der Gesetzgebung im eigenen Betriebe erfahren und empfinden, bei dieser Gesetzgebung Mitwirken, und ich hoffe deshalb, daß die verbündeten Regierungen festhalten werden an dem Gedanken des Verhältniswahlrechts als Ergänzung des heutigen Wahlrechts, daß sie es erstrecken werden auf möglichst viele große Städte, daß sie uns da befreien werden von den Schlacken des Wahlkampfes der Gegenwart, daß sie die Möglichkeit geben, das gute Bürgertum der deutschen Städte wieder zur Mitwirkung im Deutschen Reichstag zu berufen. Kommt das zusammen mit einer verstärkten Einflußnahme dieses Bürgertums im preußischen Herrenhause, in der sächsischen Ersten Kammer, dann werden wir manchen politischen Stürmen, die die Zukunft uns bringen wird, mit größerer Ruhe entgegensetzen können, als es sonst der Fall sein würde.

Ich halte eine solche Mitwirkung der Industrie an den großen gesetzgeberischen Aufgaben der Zukunft für um so notwendiger, als der Kampf auf dem Weltmärkte schwerer werden wird als bisher, wobei ich allerdings hinzufüge, was ich wiederholt ausgeführt habe und worin mich auch der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg nicht erschüttert hat, daß ich die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz nicht fürchte. Ich fürchte sie nicht aus einem politischen Grunde und nicht aus einem wirtschaftlichen Grunde. Ich fürchte sie politisch nicht, denn die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz auf Boykottierung Deutschlands können nur einem besiegten Deutschland aufgezwungen werden; wir sind aber nicht besiegt, sondern die Sieger, und den Staatsmann möchte ich sehen, der im Besitz der Faustpfänder, die wir haben, gestatten würde, daß sie jene wirtschaftlichen Bedingungen vereinbaren, die den deutschen Handel und die deutsche Kaufmannschaft irgendwie boykottieren in der Zukunft. Gleichgültig, wie der einzelne zu der Frage der Gebietserweiterung stehen mag, der Mann, der Belgien herausgäbe, ohne uns die wirtschaftliche Freiheit zu sichern, der verdiente doch an den Galgen gehängt zu werden!

Deshalb, meine ich, wollen wir die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz besser den künftigen Doktordissertationen überlassen. Ich habe die Verhandlungen der Pariser Wirtschaftskonferenz im Wortlaut genossen, und ich möchte das eine sagen, viele fassen die Beschlüsse ganz anders auf, als sie sich dem darstellen, der die Verhandlungen liest. Was darin zum Ausdruck kommt, ist weniger der Haß gegen Deutschland, als die Furcht vor Deutschland. Dort lesen Sie, daß ein englischer Delegierter sagt: Wenn der U-Bootkrieg weitergeht, stehen wir Engländer überhaupt nicht mehr an der ersten Stelle der Weltschiffahrt, an der wir bisher gestanden haben. Der Franzose sagt: Wie sollen wir in Deutschland konkurrieren, da Deutschland den Krieg in den eigenen Mauern nicht gespürt hat, während wir ein Ostfrankreich wiederbekommen, in dem alles zerstört ist, was wir an unserer großen Eisen- und Stahlindustrie hatten, ein Nordfrankreich zurückbekommen, wo der letzte Treibriemen in den Fabriken weggenommen ist. Oder ein Italiener sagt: Ich bin grundsätzlich mit dem Wirtschaftskampfe gegen Deutschland einverstanden, aber ich fürchte, Deutschland hat Gegenmittel, um uns in Italien diesen Kampf zu erschweren. Oder ein Russe erklärt: Ich beteilige mich nicht an dem Wirtschaftskampfe, denn ich muß mein Getreide absetzen. Und der Japaner schickt ein Sympathietelegramm und wünscht den Bestrebungen der Konferenz den besten Erfolg. So liegen die Dinge doch nicht, daß sie anders einig wären als in dem Wunsche, uns zu schaden, wenn sie es könnten; sie können es politisch nicht – denn das werden sie nicht durchsetzen, und sie können es wirtschaftlich nicht, weil wir nicht die allein Abhängigen sind vom Weltmärkte, sondern weil die anderen mindestens von uns so abhängig sind wie wir von ihnen.

Was ich fürchte, ist etwas anderes, das ist die finanzielle Erstarkung der Vereinigten Staaten in dem Wettbewerbe auf dem südamerikanischen Markte; was ich fürchte, ist die politische Zusammenfügung der englischen Kolonien mit dem Mutterlande zu einem Greatern Britain mit Zollgesetzen gegen Deutschland; was ich fürchte, ist die Nachwirkung der französischen Revanchelust, was es dem deutschen Reisenden nicht angenehm erscheinen läßt, gerade auf diese Tour nach dem Frieden geschickt zu werden.

Das alles zusammen mit dem Rohstoffmangel Deutschlands wird uns schwere Zeiten geben, nicht wegen dieser papiernen Beschlüsse der Wirtschaftskonferenz, sondern wegen dieser Macht der politischen und wirtschaftlichen Tatsachen. Schwerer und härter wird deshalb der Kampf werden, den wir zu führen haben. Schon am heutigen Vormittag hat einer der Herren Redner zum Ausdruck gebracht: Wir werden mehr arbeiten müssen als bisher. Die Zeit des Ausruhens ist für uns nicht gekommen. Wir werden das eckige, kantige Volk bleiben, das Volk, das seine Befriedigung in der Arbeit findet und nicht im Ausruhen und deshalb anderen wenig angenehm sein kann. Wir werden Zähne und Nägel gebrauchen müssen, um uns durchzusetzen, um die Stellung wiederzuerhalten, die wir besaßen, um sie weiter auszubauen.

Wir wollen keinen sozialistischen Wirtschaftsstaat, denn das würde die Lebensenergie, die notwendig ist, um dieses Ziel zu erreichen, uns lähmen oder nehmen. Aber eins darf ich sagen: Gewonnen hat auch bei uns, gestärkt ist bei uns die Staatsidee als solche. Der Sinn des Lebens ist dem einzelnen in diesem gewaltigen Kriege unter anderen Gesichtspunkten erschienen, als es manchem erscheint. Da draußen auf diesen Schlachtfeldern in Flandern, auf dem Kirchhof in Langemark liegen sie zu Tausenden, die Jungmannschaft, die mit »Deutschland über alles« in die Schlacht zog; auf diesem großen, weiten Felde, das von der Nordsee bis zu den Vogesen reicht und von Riga über Wolhynien bis zum Schwarzen Meer, liegen 1½ Millionen deutsche Tote, und es werden noch mehr dort liegen, wenn der Krieg zu Ende ist. Der Kreis der Anverwandten, der Kreis der Freunde, in dem wir uns bewegen, ist enger geworden; manche Menschen, in denen unendlich viel Zukunftsentwicklung lag, sind nicht mehr da, wenn der Friede kommt.

Und wenn wir fragen, die wir daheimgeblieben sind: warum gaben sie das hin, warum kommen wir darüber so hinweg, daß täglich Tausende sterben, wo wir uns sonst aufregten in ganz Deutschland, wenn bei einem Eisenbahnunglück zwanzig Menschen zu Tode kamen, warum ertragen wir das? dann ist es nur das eine, daß es dem Menschen in diesem Kriege zum Bewußtsein gekommen ist: wie klein und erbärmlich ist dein Einzel-Ich, gemessen an dem Großen, was dein Vaterland bedeutet!

Gewiß, es ist für mich kein Zweifel, ich habe es öfter ausgesprochen, so ungern man es auch hört: einen großen Teil des Jahres, den wir verleben, da arbeiten wir nicht mehr für uns und unsere Familie, da arbeiten wir für den Staat. Aber dieser Staat ist uns nicht mehr und darf uns nicht mehr sein das feindliche Gebilde, gegen das wir uns innerlich in der Abwehr befinden; er muß uns sein der Inbegriff unseres Volkstums. Wir müssen uns sagen: du selber bist ein Teil dieses Staates, dieses Landes; du bist nicht ein bewegungsloser Teil der großen Maschine, die auch ohne dich ginge, sondern der Staat, das bist du selbst mit; er gilt für diese ganze Volksgemeinschaft, in die du hineingeboren bist, um deren Bestand und um deren weitere Entwicklung es sich handelt. Und dieses Deutschtum, dieses Bewußtsein der Zugehörigkeit zu Volk und Vaterland, wie lebendig, wie groß ist es doch in allen Teilen des Volkes geworden, trotz dieser häßlichen Parteikämpfe, trotz manchem, was der Alltag bringt an Widrigkeiten! Es ist der eine Gedanke, es ist das Empfinden: Hier ist das Land, für das ich kämpfe! Es ist nicht ein reiches Land; ein Land ohne Baumwolle und ohne Gold; es ist nicht das schönste Land der Erde; es ist ein rauhes Land, in dem Kälte und Winter lange Zeit regieren. Aber es ist unser Land, das Land unserer Sprache und unseres Gemüts; es ist das Land unserer geistigen Entwicklung; es ist das Land, in dem wir leben und arbeiten für unsere Kinder, für unser Volkstum. Wenn wir heute hören, daß Görz wiedergenommen ist, daß unsere Truppen in Italien sind – was ist dieses Unfaßbare, dieses Unwägbare, das uns das Blut in die Wangen treibt und das Herz höher schlagen läßt? Das ist das eine: Hier hat mein Deutschland mitgesiegt, das ich groß und mächtig sehen will, dem mein Herz und meine Sinne gehören. Das empfinden die draußen; das empfinden wir hier drinnen. Und deshalb lassen Sie uns an die große Aufgabe, an den Ausbau unseres deutschen Vaterlandes mit der ganzen Liebe, mit noch größerer Schaffenskraft, mit noch größerer Energie gehen als bisher, aber unter dem Gesichtspunkte, der uns alle beseelt, daß wir den Söhnen und Enkeln, die nach uns kommen werden, ein Deutschland überliefern wollen, größer, freier und mächtiger als je!



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