Julius Stettenheim
Wippchens Russisch-Japanischer Krieg
Julius Stettenheim

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XIII.

Mukden, den 10. Juni 1904.

W. Es ist das gute Recht des Kriegsberichterstatters, in den Tagen eines Sommerfeldzuges matt zu sein, wie die Seele der Geliebten Ferdinands, obschon ich nicht daran denke, mich auf eine Stufe mit der Limonade oder irgend einem anderen Getränk zu stellen. Ich will mich von den Strapazen der Berichterstattung zu erholen suchen, indem ich einen Schleier lüfte, mich also einer historischen Arbeit widme. Die Vergangenheit aller Völker ist reich an Schleiern. Es gibt kein Volk, dessen Vorzeit nicht verschleiert ist. Diese Schleier sind von der Sage und der Fabel gewoben, und wie das ganze Menschengeschlecht nichts von seiner Wiege weiß, so weiß kein Volk etwas von seinem Ursprung. Und doch muß ein Ursprung vorhanden sein. Ein Volk ist keine Maschinenarbeit, kein Deus, der aus einer Maschine herausspringt, kein Volk fällt aus den Wolken, wie ein Erstaunter, oder wie Regen, Schnee oder wie ein anderes unfreundliches Wetter, kein Volk ist aus der Erde gestampft oder in der flachen Hand gewachsen, wie der König Karl in der Jungfrau sagt, welche durch diese Quellenangabe nicht beleidigt sein kann. Ein Volk ist aus dem andern hervorgegangen. Das ist festzuhalten wie ein auf frischer Tat ertappter Einbrecher.

88 Japan hat in der letzten Zeit einen mächtigen Aufschwung genommen im Gegensatz zu China, welches augenscheinlich vom politischen Schauplatz – verzeihen Sie das harte Wort! – abtritt. Daß die Japaner Einwanderer sind, das steht fest. Man fragt also: Woher sind die Japaner gekommen? Und ich glaube, diese brennende Frage auf ihren Heerd beschränken zu können, indem ich antworte: Die Japaner sind Nachkommen der Juden.

Das ist nun zwar so leicht gesagt wie eine Bettfeder, ein Quentchen oder ein Haar, aber es wird nicht schwer sein, es zu beweisen.

Mehrere der zwölf Stämme der Juden sind verschollen. Was heißt: Verschollen? Verschwunden. Aber Völkerstämme können nicht verschwinden, wie ein Kassenbeamter, ein Liebespaar, ein Gefangener. Völkerstämme lassen sich irgendwo anders nieder, wo es ihnen besser gefällt, und sagen: Hier habe ich mein Ubi gefunden, hier ist mein Ibi. So können denn auch die verschollenen jüdischen Stämme nicht wie von den Trompeten Jerichos völlig weggeblasen sein, sondern sie waren fortgezogen, um nach Jahrtausenden, oder wohl auch noch früher, wieder in die Erscheinung zu treten. Sie haben sich dann sehr verändert, reden eine andere Zunge, haben ihre Farbe und ihre Sitten gewechselt, aber sie sind dennoch diese verschollenen Stämme. Alles deutet nun darauf hin, daß die Japaner diese verschollenen Stämme Israels sind.

Ich will etliche Beweise dafür bringen.

Es ist den Russen aufgefallen, daß sie täglich mit alleiniger Ausnahme der Sonnabende gehauen wurden. So angenehm ihnen diese Entdeckung war, so erstaunten 89 sie auch, als ihnen mitgeteilt wurde, daß es den Japanern verboten sei, am Sonnabend zu arbeiten, wozu sie auch das Flechten von Lorbeerkränzen, das Pflücken von Siegespalmen und das Bemühen, einen Feind aufs Haupt zu schlagen, rechnen. Ganz wie die Juden, welche am Sonnabend die Hände in den Schoß legen und höchstens zum Reden gebrauchen, ebenso die Füße, welche der strenggläubige Jude am Sonnabend nicht dazu verwenden darf, große Wege zurückzulegen, was aber im Kriege nicht zu vermeiden wäre, wenn der fliehende Feind verfolgt wird.

Sehr auffallend ist die Bemerkung des Konversations-Brockhauses in seinem Artikel Japan: »Schweine werden nur für den Gebrauch der Ausländer gezüchtet.« Der Japaner ißt also kein Schwein, sondern hat es nur und zwar zum Leidwesen der Russen. Ich weiß nicht, ob ich es war, der den Satz gesprochen hat: »Sag' mir jeder, was er nicht ißt, und ich will Dir sagen, was Du bist,« und ich könnte jetzt hinzufügen: »Im Schwein ist Wahrheit.« Indem der Japaner dem Schwein den Charakter als Genußtier abspricht, ist es offenbar, daß er dem Speisezettel der Stämme Israels treu geblieben ist.

Zwei Orden hat Japan. 1875 wurde der der aufgehenden Sonne, 1876 der der Goldblume gestiftet. Der letztere ist doch gewiß für Kommerzienräte und Bankdirektoren wie geschaffen.

Allerlei japanische Namen sprechen gleichfalls für meine Entdeckung. Vor allen der Namen der Hauptstadt: Tokio. Tokio lautet ein Satz in dem Solo, das an Festtagen während des jüdischen Gottesdienstes auf dem Schophar geblasen wurde und auch heute noch geblasen wird. Als 90 die Japaner nun sagten. »Lasset uns eine Metropole, oder eine Residenz, oder eine Reichshauptstadt bauen, damit wir die ganze Regierungsblase beisammen haben, auf daß sie nicht über das ganze Land zerstreut sei«, da nannten sie diese Stadt wohl aus diesem Grunde Te- oder Tokio. Es kann aber auch sein, daß das Tekioblasen nach einem großen Siege der Juden die Stelle des Viktoriablasens, des sogenannten Tekio gedaulo, vertrat, und daß die Stadt von dieser musikalischen Salve des Widderhorns ihren Namen erhalten hat.

Ich muß noch weiter darauf hinweisen, daß die chinesische und die japanische Sprache Verwandte sind, wenn auch, wie viele Verwandte, feindselige und unangenehme. Der Name der Stadt Weihaiwei ist nun entschieden jüdischen Ursprungs. Dies dürfte wohl auch allgemein unbekannt sein, aber dem Kenner des jüdischen Büchmann, der noch zu schreiben sein wird, ist ohne Zweifel der Ausruf Eiweih! ziemlich ohrgerecht, wenn er ihn an Stelle eines Achherjeh! oder: O Du meine Güte! laut werden hört. Man darf also annehmen, daß die Japaner auf ihrem Zuge nach dem Inselreich eine Stadt gegründet haben, die ihnen vielen Schweiß gekostet hat, weshalb beim Aufbau häufig Eiweih! ausgerufen worden sein mag, wie etwa bei der Gründung der Stadt Weimar, bei der man damals doch noch nicht die spätere klassische Bedeutung ahnen konnte und deshalb den zitierten Ausruf nicht zu unterdrücken brauchte.

Mehr als alles aber spricht für die jüdische Abstammung der Japaner der Haß, mit welchem sie an den Russen hängen. Man braucht nur, wie Karpeles schreibt, 91 einen Blick in das japanische Regierungsblatt »Tschuwo« (lies: Antwort, auch Buße) zu tun, um zu begreifen, wie unmöglich es war, den japanischen Mars im Keime zu ersticken. Der russische Barbar war auch zugleich der Barbier, der die Juden nie ungeschoren ließ, d. h. sie immer zwickte, während die orthodoxen Juden sich lieber selbst zwicken, das Scheeren aber für verboten erachten. Man braucht nur an Kischenew zu denken, woselbst die Russen wie die wilden Pückler gehaust haben. David Mikado zog gegen den Moskowüterich Goliath aus und wird ihm vor Port Arthur zeigen, was eine Schleuder ist.

Allmählich fangen auch die Russen an, zu der Einsicht zu gelangen, daß es falsch war, durch ihre Judenverfolgungen die Japaner zu reizen, und allgemein herrscht unter ihnen die Ansicht, daß die Japaner sich mit ihrem Siege nur so beeilen, weil sie wünschen, das Neujahrsfest (10. und 11. September), den Versöhnungstag (19. September) und das Laubhüttenfest (vom 24. September bis 1. Oktober) in der Heimat zu feiern. So schrecklich den Russen dieser Gedanke ist, so freuen sie sich doch auch, daß sie auf ihn gekommen sind, denn sie erwarten, daß Europa ihnen nun beistehen wird, damit durch den Sieg der Japaner die Juden aller Länder nicht ermuntert werden, sich als Kriegsmacht aufzutun, welche mit Waffengewalt zu erreichen sucht, was ihnen noch an irdischer Glückseligkeit fehlt: das Reserveleutnantspatent, die Revision der Börsengesetze, die Abschaffung der Warenhaussteuer und der Achtuhrschluß der Zionistengeschäfte. Es frägt sich aber, ob Europa Lust haben wird, sich in die Suppe zu mischen, welche sich Rußland eingebrockt hat. Ich 92 glaube nicht. Europa kennt die Wertlosigkeit der selbst aus dem besten Feuer geholten Kastanien und wird so neutral wie möglich bleiben. Namentlich wird Deutschland so was selbst in seinen kühnsten Nächten nicht im Traume einfallen, da es durch seinen Generalmajor Meckel die japanische Armee reorganisiert und zwar so neugebildet hat, daß ihr die Russen weder das Feuer, noch das Wasser zu reichen vermögen.

Der Fall Port Arthurs steht bevor. Wäre dies nicht der Fall, so würde ich es nicht sagen. Ich werde dergleichen doch nicht aufs Gerathefalsch behaupten. Festungen, welche belagert werden, fallen wie die Fliegen. selbst Metz. Und Port Arthur ist im Vergleich mit Metz nur ein Mätzchen, oder, wenn dies beleidigend klingen sollte, ein Piepmätzchen. Von Paris gar nicht zu reden, welches glaubte, es könne niemals fallen, weil es daran gewöhnt war, sich für infallibel zu halten: es fiel nach der tapfersten Gegenwehr. Wie will Port Arthur sich halten, wenn es von den Japanern gestürmt wird?

Nach dem Fall Port Arthurs wird der Krieg ein Ende nehmen, oder doch eines seiner zwei Enden. Darin ist der Krieg wie eine Wurst. Auch der deutsch-französische Krieg hatte zwei Enden: Sedan und Paris. Wenn die Japaner Port Arthur haben, so haben sie die Mandschurei. Dann werden die Russen noch eine große Feldschlacht zu schlagen versuchen, und diese wird das zweite Ende sein. Dann wird Rußland erklären, Japan sei aufs Tiefste gedemütigt, die japanische Armee sei aufgerieben, es wird in allen Residenzen des Zaren derart Viktoria 93 geschossen werden, daß niemand in dem entstehenden Pulverdampf die Hand wird vor Augen sehen können, und in allen Kirchen werden Dankgottesdienste zur Feier des Sieges stattfinden. Japan aber wird zufrieden sein und die Faust, mit der es Rußland niedergeschlagen hat, in ein Fäustchen verwandeln, in das es lacht. 94


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