Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Den ganzen Winter wurde Johanna so durch Dunkelheiten gewirbelt und fand keine dauernde Rettung. Kaum dämmerte über ihrer Seele, aber nur einem heranschweifenden Vogelzuge gleich, ein freundlich gutes Bild aus geborgenen Tagen, so wurde sie hinterrücks wieder in alle grauen Verschlingungen gezerrt. Dann war ihr Vater wieder an ihr und ihrem Manne gestorben, es gab eigentlich weder Leben noch Tod, sondern nur das uferlose Dasein ihres Mannes. Helene war kaum ihr Kind, sondern ein geheimnisvolles, gespensterhaftes Wesen, der ganze Sintlingerhof mit all seinen Insassen hing auf dem Hügel wie über einem Abgrunde.
Die Tage sausten wie unhörbare Hammerschläge auf sie herab und zerpochten ihre Sicherheiten. Sie stand oft um ein Uhr nachts auf, erleuchtete alle Stuben und begann so leidenschaftlich zu arbeiten, daß ihr Fleiß wie die verzweifelte Gegenwehr eines Unterliegenden aussah; kehrte und räumte in allen dunklen Bodenkammern von früh bis abends; saß mit entgleisten Augen hinterm Tisch und sputete sich mit zitternden Händen bei der Näharbeit, ohne einen Stich fertigzubringen; lief wohl gar mit Helene durch den Schnee weit ins Feld hinaus, aber nicht auf dem Wege, sondern einer unsichtbaren Hasenspur nach kreuz und quer, so als wolle sie mit dem Kinde für immer davongehen, und hielt sich dann wieder tagelang ängstlich von ihm fern, als fürchte sie es wie eine Gefahr.
Der Sintlinger aber wagte nie mehr, ihr zum Troste die unendliche Weite zu zeigen, in die er durch die Augen seines blinden Kindes gestiegen war. Ob sie ihn auch oft mit fremden Blicken maß und zusammenschrak, wenn er sie anredete, nie wurde er an dem Leben irre, zu dem ihn das Schicksal innerlich überwunden hatte, und erlahmte nicht, gütig um sein Weib zu sein und zu hoffen, daß nach vielen Nöten die Schatten von ihr fallen mußten und sie in das Licht eingehen würde, das hinter dem Spiegel der Augen ihres Kindes leuchtete.
Sicher aus jener Zeit stammt ein großer Teil der Blätter, die zusammen ein schmächtiges Bündel ausmachen und als spärliche Meilensteine des seltensten Weges durch eine hohe Welt übriggeblieben sind, den je ein Mann gegangen ist.
Wohl im Hinblick auf die vielen verborgenen Kirchengänge seiner Frau schrieb der Heiligenbauer ein Tagebuchblatt, das in unserer Art sich auszudrücken unter Wahrung der kräftigen Bildlichkeit lautet:
»Wer glaubt, Menschen hätten Bußwerke, Reue und Selbstpeinigung notwendig, um gerecht zu werden, der gleicht einem Bleicher, der das Wasser peitscht, um es zu reinigen. Der schmutzigste Tümpel wird von selbst klar, wenn er in sich zur Ruhe kommt.«
Doch niemals störte er mehr diesen Prozeß der »Selbstheiligung«, wie er ihn auf einem Blatte nennt, durch jähes Zugreifen oder gar mit einer Art Schulmeisterei. Allein gegen das Frühjahr hin nahm der Zustand Johannas Formen an, als sei sie halb aus der Welt und ihrem Leben hinausgesprungen, und der Sintlinger beugte sich oft zum Fenster hinaus und hielt Umschau über das Hügelgewoge, das grün um seinen Hof quoll, ob nicht irgendwo der Schimmer einer Rettung zu erspähen sei. Manchmal war es so schlimm mit Johanna, daß er fürchten mußte, der Geist seines armen Weibes schweife schon in ziellosem Gaukeln hinter Irrwänden.
Ein Maitag brachte endlich die Erlösung, und zwar aus einer Gegend, in die zu schauen dem Sintlinger nicht eingefallen war.
Am Morgen jenes Tages, der ihr die Errettung von allen zerwühlten und zersonnenen Verwirrungen bringen sollte, fuhr der alte Zenker mit dem Ochsenjungen Wendelin in den Wald, um eine Fuhre Durchhiebsholz zu holen. Der Junge leitete das Gespann den Wirtschaftsweg bergan, und der Alte folgte an der Seite des Sintlingers dem Wagen in gemächlichem Gange. Die beiden Männer sprachen über Wirtschaftsangelegenheiten und kamen so von selbst auf den beklagenswerten Zustand der Bäuerin. Eigentlich spielte sich Zenker in den Disput darüber, um nur einmal all den Kummer loszuwerden, von dem er im geheimen gepeinigt wurde. Nach der Weise einfacher Seelen redete er in kargen Worten von den vielen Absonderlichkeiten, die seit Monaten seine sonst so sanftsichere Herrin beherrschten, erregte den Sintlinger aber nicht mehr, als daß ein Schatten seine Augen trübte, ein starrer Blick sich auf ein Nu in die Höhe verlor oder eine Schwere seine Schritte verlangsamte. Auch als Zenker erzählte, er habe sie eines Abends auf dem prügelfinsteren Boden unter dem vernagelten Glockentürmchen stehen und mit Augen hinaufstarren sehen, die, bei seiner Seele, wie ein Schwefelholz nach dem Entzünden förmlich grün geraucht hätten, schloß der Heiligenbauer nur die Augen und strich mit der Hand seine Stirn nach hinten, als rücke er wegen der Hitze den Hut auf den Nacken zu.
Unter diesem Gespräch waren sie bis zur Hälfte der Entfernung nach der »Hohen Kippe« gekommen, an jene Stelle, wo der Weg, einer schwachen Einmuldung folgend, sich eine Strecke leicht senkte, und übersahen einen Teil des Abhanges, der von der Hügelwölbung ihnen bisher verdeckt worden war. Da erblickten sie unter dem Feldbirnbaum Johanna mit Helene unbeweglich und so versunken am Raine sitzen, daß sie nicht einmal von dem Gepolter des herannahenden Bretterwagens getroffen worden war.
Der alte Dienstmann warf dem Sintlinger einen trauervoll verständigen Blick zu. Der Bauer blieb plötzlich wie an der Brust gepackt stehen und rief, sich vergessend, gepreßt aus: »Wahrhaftig, wenn man wüßte, daß es einen Nutzen hätte, ich ließ alles hier, wie es steht und wächst, liegen, nähme mir das Weib auf den einen und das Kind auf den andern Arm und lief in alle Welt hinaus.« Dann kam er wieder zu sich, lächelte eigentümlich und wiederholte kopfnickend: »Wenn es einen Sinn hätte.« Und nach einigem Nachdenken setzte er noch hinzu: »Aber mit uns Menschen ist es wohl nicht anders als mit jedem Baume: Er wächst von innen her und verdorrt auch so.« Dann gab er dem Alten Anweisungen über den Lageplatz des zu ladenden Holzes, schickte ihn allein dem Gefährt nach und näherte sich seinem Weibe, das unbewegt und teilnahmslos dem Wagen nachstarrte.
Der Alte hatte bald den Wagen eingeholt und fuhr in einer schnelleren Gangart der Höhe zu. Denn dieses schmerzvolle Heraustreten des Bauers aus seiner gewohnten hartnäckigen Überlegenheit hatte den Graukopf erst recht schrecklich verwirrt, und er suchte in der Furcht vor einer Katastrophe den schwatzhaften Jungen so bald als möglich aus der Nähe der beiden zu bringen. Auf der »Hohen Kippe« angelangt, knallte er einige Male in die lichtsatte Mailuft, winkte mit der Peitsche aufmunternd dem Bauer zu und trieb dann das Gespann im Trabe dem Hemsterhuser Wege zu, mit dem vereint der Wirtschaftsweg durch eine breite Einsattlung dem Walde zuzog.
Dieser dehnte sich in einem weiten Bogen von den Fürstlich Ahrenbergschen Forsten von Querhoven über die Hügel herüber, bald seine Grenze nach den Kuppen zu zurückschiebend, bald in Gründen weiter in die Felder laufend, und bildete in der Flurbreite Hemsterhusens den besonderen Stolz der beiden Fremdhöfe. Denn mit diesem ausgedehnten Waldbesitz waren die Brindeisener und Sintlinger von jeher aus der übrigen Bauernschaft etwas herausgehoben. Der Hemsterhuser Weg bildete nicht die Grenze der Fremdhofwälder, sondern lief ganz auf dem Sintlingerschen Gebiet, doch so, daß dessen größter Teil sich rechts neben der Straße bis an die Brederoder Bauernbüsche heranzog.
Eichen, nun in der Maienröte der jungen Belaubung, bildeten den Hauptbestand, da und dort zitterte die schwingblätterige Krone einer Espe, stumpfgrüne Kiefernkegel drängten sich an verschiedenen Stellen durch, und hin und wieder lag eine Birke mit schwebendem Geäst über dem anderen Geblätter in der Höhe. Unnötig breit schob sich der Weg unter weit ausragendem Eichengeäst über den Hügel hinauf, mit halbverfallenen Anschlägen und alten Löchern, bald eine einzige Sandwuhle, bald nur eine Felsrippe. Der Wagen schlug und stieß, aber der alte Zenker lag mit den Ellbogen auf seinen gespreizten Knien, hielt zum Herabfallen lässig die Zügel in der Linken, die Peitsche in der Rechten, stierte sich mit großen Augen durch seine tiefe Kümmernis verloren in die Welt, ließ dann und wann ein achtloses »Hott« und »Hü« aus dem Munde fallen und richtete nur manchmal seine grau überbuschten Augen sichernd nach der rechten Seite, wo in weiten Abständen schnurgerade Rasenwege in den Wald hineinfuhren.
»Zwei«, sagte er zu sich, als sie wieder an ein solches verwildertes Buschsträßlein kamen.
»Drei«, erwiderte der Ochsenjunge und hustete.
»Zwei«, behauptete Zenker zerstreut und maß den Jungen mit einem solch drohenden Verdutzen, daß der Halbwüchsling abstieg, an das Hinterrad ging und den alten Schmutz aus den Felgen trat. Von diesem sicheren Platze aus behauptete und verteidigte nun der Ochsenjunge seine Behauptung weiter, was ihm einige kräftige Lümmelehrungen, aber doch die Genugtuung einbrachte, daß der alte Zenker knurrend das Gefährt wendete, die Straße zurückfuhr und in den zweiten Abweg hineinlenkte. Je weiter das Gespann nun im Wald vordrang, desto enger wurde der Weg. Die tiefhängenden Zweige peitschten den Alten fortwährend in das Gesicht, daß er endlich abstieg, dem Jungen die Zügel reichte und, die Hand auf die Runge gelegt, gedankenvoll hinter dem Wagen herging.
Plötzlich wurden die Pferde unruhig, schnoben, wirbelten mit den Ohren, peitschten die Schwänze rechts und links an die Weichen und wollten nicht weiter.
Eine Fliegenwolke, grün und blau schillernd, mit dem metallischen Summen unzähliger, winziger Rädchen, schwankte über dem verschatteten Wege geil auf und nieder. Manchmal verschwand das Geziefer durch das Gezweig in den Wald, drang aber bald wieder brausend über den Weg und summte sich zur geschlossenen Wolke zusammen. Der Schwarm rückte bald tiefer hin, bald stob er um die Köpfe der Pferde.
Der alte Wirtschafter hatte wohl des Jungen Manöver gesehen, doch nur achtlos, wie schräghin aus seinem Taumelsinnen heraus; aber kein Schreien, kein liebenswürdiges Zupfen, kein wilder Hieb durch die Fliegenwolke brachte das Gespann vorwärts. Nun griff er in die Angelegenheit und gebot dem Jungen, den Sitz zu verlassen und die Pferde an den Köpfen schonend vorwärts zu bringen.
Der Öchsner hatte bei der Geburt einen geheimen Einguß des Neinteufels bekommen, leugnete alles, was Zenker sagte, und meinte, daß die Fliegen nur von dem nahen Buchteiche rührten, und wenn man ihn gelassen hätte, wäre er ganz schön vorwärts gekommen. Trotzdem folgte er doch pünktlich wie immer, stieg vom Wagen, streichelte den Pferden die Mähnen zurecht, klopfte sie den Hals herauf und hatte die Aufregung der Tiere bald so weit überwunden, daß er sie mit schmeichelndem »Holla, holla!« an der Halfter weiterziehen konnte. Aber nur ein paar Schritte folgten sie widerstrebend. Da spritzte das Fliegengeschmeiß schon wieder durch das Gezweig über den Weg, die Pferde verdrehten die Augen, daß das Weiße hervorkam, schnoben, daß der Schaum flog, und machten Miene, auf den Hinterbeinen stehend, den Wagen zurückzuschieben und ins Geschirr zu fallen. Der Junge hing emporgerissen an ihrem Kopfe und schrie, vor Wut fast weinend, fortwährend: »Ihr Satane! Ihr Satane!« Der alte Zenker griff endlich ein und brachte alles wieder ins reine, führte die Tiere ein paar Schritte zurück, und obwohl für ihn kein Grund vorhanden war, den Überlegenen zu spielen, tat er so als ob er es gleich gesagt hätte, daß die Nähe des Wassers nicht schuld an dem Getolle der Fliegen sein könne, weil der Buchteich ja über dem Hügel drüben, gut eine halbe Stunde entfernt fei, sondern es müsse hierherum irgendein Aas im Walde liegen, ein Reh, das der Fuchs geschlagen habe, oder etwas Ähnliches. Und während er die noch immer bebenden Pferde hielt, machte sich der Junge auf die Suche. Eben begannen die Fliegen wieder durch den Wald zu sickern, und der Öchsner folgte, dann und wann um sich schlagend, der flimmernd sausenden Spur, die sie in die Luft über ihm zogen, tiefer hinein. Nicht lange, und er stand vor einer dicht umbuschten, kleinen Blöße, auf der die Sonne lag, bog das Gesträuch auseinander und hob den Körper hinein. Aber schon nach einem Blicke würgte er sich springend heraus und rannte mit dem entsetzten Ruf: »Ein Toter! Ein Toter!« zurück. Sein Gesicht war schreckensblaß, seine Lippen zitterten. Er riß an dem Alten herum, schluckte und stotterte nur immer dasselbe, beschwor ihn, sofort umzukehren und brachte es erst einige Schritt hinter dem Wege fertig, zu melden, es liege eine nackte Leiche im Walde. Und irgendwer sei noch dabei. Er habe zwei unheimliche Augen nach sich hinstarren sehen.
Der Alte klatschte noch einigemal die Pferde, schüttelte den Kopf und musterte den entsetzten Boten. Als er sich überzeugt hatte, daß es nicht Sch...angst bei dem Jungen sei, hieß er ihn von hinten anpacken. Sie schoben den Wagen eine Strecke zurück und banden die Pferde an einen Baum. Darauf ergriff Zenker einen Knüttel, befahl dem Jungen, auch etwas zur Verteidigung aufzuraffen und machte sich auf den Weg zur Blöße.
Als der Graukopf einen Blick durch das Geäst geworfen hatte, wäre er am liebsten auch davongelaufen, wenn es nur wegen des Jungen gegangen wäre. Denn nicht nur, daß er des Burschen Nachricht bestätigt fand: um den Toten schwelte ein aberwitziges Grauen. Er sah die Leiche eines etwa fünfunddreißigjährigen Mannes, die mit eingesunkenem Rücken, halb in die Knie gehockt, so auf der Brust lag, daß der idiotisch kleine Kopf in den moderweichen Boden eingesunken war.
Die Hände faßten krallend in den Rasen, die Beine waren auseinander geworfen. Es sah aus, als sei der Unbekannte mitten in wahnsinnigem Wirbeltanz von dem Schwindel des Todes erfaßt und zu Boden geschmettert worden. Man konnte auch meinen, der rätselhafte Mensch sei von einem der Bäume herabgesprungen und habe sich dabei das Genick gebrochen. Sein Körper war brandmager wie der Leib eines abgetriebenen, verhungerten Hundes.
Offenbar handelte es sich um einen Landstreicher. Aber warum hätte der Mensch vor seinem Tode tanzen, wozu auf einen Baum klettern sollen, und das vollkommen nackt? Allein, konnte er nicht doch einem Mörder zum Opfer gefallen sein?
Der alte Zenker war nicht imstande, den Anblick der grotesken Leiche solange auszuhalten. Er hatte das Gesträuch wieder zusammenfließen lassen und stand in erschrecktem Sinnen da.
»Jetzte haut's wieder, Schaffer«, flüsterte der Ochsenjunge ihm zu.
»Was?« fragte Zenker wie betäubt und hörte im selben Augenblick die Fliegen über sich mit wütendem Summen durchs Geblätter prasseln.
»Es haut wieder. Sehn Sie bloß, Schaffer!« sagte der Junge und drängte sich durchs Gezweig.
Wahrhaftig! ein breiter Buchenzweig fuhr wuchtend immer auf die Leiche, ruhte eine Weile und wurde dann langsam von jemand zurückgezogen, der gegenüber im Gesträuch verborgen war.
»Wer ist da drüben?«
Der alte Zenker hatte gefaßt fragen wollen, aber es wurde ein rauher Schrei, der fast seinen Hals zerriß. Am Laut seiner Stimme kehrte ihm die ruhige Besinnung zurück, er sah, hörte und nahm alles überklar wahr. Der Buchenast fiel auf den Toten, als sei er von dem Schrei der unsichtbaren Hand entrissen worden. Etwas Graues wuchs in dem Gebüsch gegenüber in die Höhe. Jeden Moment konnte es sich hervorstürzen, gerade auf sie zu. Da erkannte Zenker an der Art, wie der Tote einseitig an den Boden gedrückt und überhaupt schlenkernd auf die Erde zerstreut lag, in dem Unbekannten plötzlich den Menschen, der ihm voriges Jahr den Braunen davongeritten hatte.
»Das ist ja der Niemand-Alb!« sagte der Alte und wußte nicht, warum er eine Freude darüber empfand. Er vergaß ganz das unsichtbare Gegenüber, drückte die Äste vollends zur Seite und war im Begriff, sich der Leiche zu nähern. Kaum aber hatte er einen Schritt aus dem Gebüsch heraus getan, so mußte er stehenbleiben, denn aus dem Grün drüben tauchte langsam ein wirklich furchtbares Frauengesicht; fahlweiß, vor Verzweiflung wie irr, totenkopfmager, mit großen blauen Augen, die wie Stahlbuckeln unter einer hohen Stirn durch zerzaustes, lohblondes Haar funkelten, schön, aber tierisch wild und verzweifelt zum Entsetzen.
Das war ja das wahnsinnige Mensch, mit dem der Niemand-Alb im vergangenen Frühjahr verschwunden war.
Der alte Wirtschafter spürte, wenn er noch einen Schritt vorwärts tat, sprang das tolle Weibsbild heraus wie eine wilde Katze und biß ihm die Gurgel durch.
Er trat durch das Gebüsch zurück, winkte dein Jungen, nahm ihn bei der Hand und ging zum Wagen zurück. Der Bursche hatte sich indessen so in die Hand bekommen, daß der alte Zenker ihm die Aufsicht über das Gespann ruhig überlassen konnte. Er durfte die Pferde vom Baume losbinden, auf dem Sitzbrett Platz nehmen und hatte die Erlaubnis, wenn es ihm ungeheuer würde, auf den Hemsterhuser Weg zu fahren. Der alte Wirtschafter machte sich auf, um den Sintlinger herbeizuholen.
Die Mütze in der Rechten, ging er eilig den verrasten, überhangenen Weg hin und hörte schon bald den Ochsenjungen hinter sich singen und laut mit der Peitsche knallen.