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VII.

Besteht nicht im Zusammenhang mit dem neuen Kurs und infolge der Schwäche der Parteiorganisationen auf dem Lande die Gefahr einer antisowjetistischen Agitation auf dem Lande?

 

Ja, eine solche Gefahr ist vorhanden. Es kann kaum daran gezweifelt werden, daß die Durchführung der Wahlen zu den Sowjets unter der Losung der Belebung der Sowjets die Freiheit der Wahlagitation bedeutet. Selbstverständlich werden die antisowjetistischen Elemente eine so günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, um durch das geöffnete Schlupfloch hindurchzuspringen und ein überflüssiges Mal der Sowjetregierung Unannehmlichkeiten zu bereiten. Daraus ergibt sich die Gefahr einer Stärkung der antisowjetistischen Agitation auf dem Lande. Einige Tatsachen aus der Geschichte der Neuwahlen im Kuban-Gebiet, in Sibirien und in der Ukraine legen hierfür ein beredtes Zeugnis ab. Zweifellos wird diese Gefahr noch gefördert durch die Schwäche unserer Dorforganisationen in einer ganzen Reihe von Bezirken, und zweifellos wird diese Gefahr noch erhöht durch die interventionistischen Bestrebungen der imperialistischen Mächte.

Was nährt diese Gefahr? wo sind ihre Quellen?

Solcher Quellen gibt es mindestens zwei.

Erstens fühlen die antisowjetistischen Elemente, daß auf dem Lande in der letzten Zeit eine gewisse Verschiebung zugunsten des Kulakentums vor sich gegangen ist, daß in einer Reihe von Bezirken das mittlere Bauerntum zum Kulakentum hinüberneigt. Das konnte schon vor den Neuwahlen vorausgesehen werden. Nach den Wahlen ist es zu einer unbestreitbaren Tatsache geworden. Hierin liegt der erste und der Hauptgrund der Stärkung der antisowjetistischen Agitation auf dem Lande.

Zweitens sind in einer Reihe von Bezirken unsere Zugeständnisse an das Bauerntum als Anzeichen unserer Schwäche angesehen worden. Daran konnte man vor den Neuwahlen zweifeln, nach den Neuwahlen darf für solche Zweifel kein Platz mehr sein. Daher der Ruf der weißgardistischen Elemente auf dem Lande: »Drück weiter!« Das ist der zweite, wenn auch nicht so wesentliche Grund für die Gefahr der antisowjetistischen Agitation auf dem Lande.

Die Kommunisten müssen vor allem verstehen, daß die jetzige Periode die Periode des Kampfes um den mittleren Bauern ist, daß die Gewinnung des mittleren Bauern für die Sache des Proletariats die wichtigste Aufgabe der Partei auf dem Lande ist, daß ohne die Erfüllung dieser Aufgaben die Gefahr der antisowjetistischen Agitation stets wachsen, daß der neue Kurs der Partei hingegen nur für die Weißgardisten von Nutzen sein wird.

Die Kommunisten müssen zweitens verstehen, daß man den mittleren Bauern jetzt nur gewinnen kann auf Grund der neuen Politik auf dem Gebiete der Sowjets, des Genossenschafts- und Kreditwesens der landwirtschaftlichen Steuer, des lokalen Budgets usw., daß Maßnahmen des administrativen Zwanges die Sache nur verderben können, daß der mittlere Bauer nur durch Maßnahmen wirtschaftlichen und politischen Charakters von der Richtigkeit unserer Politik überzeugt werden kann, daß er nur durch das Beispiel zu »nehmen« ist.

Die Kommunisten müssen außerdem verstehen, daß der neue Kurs nicht den Zweck hat, die antisowjetistischen Elemente zu neuem Leben zu erwecken, sondern die Sowjets und die große Masse des Bauerntums heranzuziehen, daß der neue Kurs den entschlossenen Kampf gegen die antisowjetistischen Elemente nicht ausschließt sondern voraussetzt, daß, wenn die antisowjetistischen Elemente sagen: »drück weiter«, und die Zugeständnisse an das Bauerntum als Zeichen unserer Schwäche ansehen und sie zu konterrevolutionären Zwecken ausnützen, ihnen unbedingt bewiesen werden muß, daß die Sowjetmacht stark ist; man erinnere sie nur an das Gefängnis, das sich seit langem nach ihnen sehnt.

Ich denke, daß die Gefahr eines Anwachsens der antisowjetistischen Agitation auf dem Lande mit der Wurzel beseitigt werden wird, wenn diese Aufgaben verstanden und durchgeführt sein werden.

So steht es mit der siebenten Frage. Gehen wir jetzt zur achten über.


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