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Zweites Kapitel.

Escheburg hatte in der Nachbarschaft des Hotels den gesuchten Laden bald gefunden; das wundervolle Boukett, das er nach seiner Angabe, fast jede Blume selbst wählend, hatte binden lassen, dem Portier zur Besorgung auf die Zimmer der Frau Baronin übergeben, und saß jetzt in seinem Mansardenstübchen, atemlos von seiner eiligen Kommission und den steilen vier Treppen. Es war noch immer beinahe eine Stunde bis zur Table d'hote: er hatte Zeit, sich zu verschnaufen und die seltsame Situation zu überdenken, in die ihn der merkwürdigste Zufall so jäh geführt. Aber zu der körperlichen Ermüdung, welche ihn nach dem langen, mit vielem Umherlaufen in Straßburg und der heißen Eisenbahnfahrt verbrachten Vormittage bereits während der Promenade überfallen, hatte sich eine psychische Abspannung gesellt, die es ihm schwer machte, seinen Gedanken eine bestimmte Richtung zu geben. Während er, mit halb geschlossenen Augen in der Ecke des kleinen harten Sofas lehnend, sich die Scene des Wiedersehens ausmalen wollte, und das ruhige Lächeln probierte, mit dem er ihr entgegenzutreten gedachte, und ob er sie mit »gnädige Frau« oder »liebe Hilde« anreden sollte, und ob sie jetzt nach zwei Jahren in ihrer Würde als Frau und Mutter wohl noch dieselben strahlenden blauen Augen habe und das übermütige Lächeln auf den reizenden Lippen, war er plötzlich im Geist versetzt in die Sonnenglut jener fürchterlichen engen Gasse von Neapel, wo ihn und den italienischen Kollegen, mit dem er die Jammerhöhlen durchkrochen, der wütende Pöbel in Stücke zu reißen drohte, bis sie im letzten Moment eine Bersaglieripatrouille Die Bersaglieri sind seit 1836 eine Infanterietruppe des italienischen Heeres, die im Gegensatz zur starr kämpfenden Linieninfanterie als leichte Infanterie operieren sollte; insbesondere Schnelligkeit (typisch ist der Bersaglieri-Laufschritt) und bessere Treffgenauigkeit im Einsatz waren kennzeichnend und haben einen Elitestatus gerechtfertigt. befreite. Und dann war es das Dämmerlicht des Morgens in dem Saale der Schwerverwundeten im Lazarett von Pont-à-Mousson, und er stand mit Adalbert Osseck an dem Sterbelager des Generals, der mit todesblassen Lippen seine letzten Aufträge murmelte: ein Lebewohl für seine Frau und die beiden kleinen Mädchen, die nun hilflos zurückblieben; und Adalbert möchte, wenn er heimkehren sollte, sich der Verlassenen kameradschaftlich annehmen. – Und dann war es der Abend nach der Abreise der Neuvermählten, und er saß an Koras Bett, nachdem er die Generalin und die Mägde von der plötzlich Erkrankten verscheucht, und hörte ihre wilden Phantasien, die ihm ein Geheimnis verrieten, unter dessen Last das edle Geschöpf, wie ein überbürdetes Tier, zusammengebrochen war. Es war nur ein Akt der Loyalität, daß er, als sie soweit genesen war, was sie ihm bewußtlos, unfreiwillig offenbarte, mit der freiwilligen Beichte seines Geheimnisses erwiderte. Das herrliche Geschöpf! Schade, daß das Herz ein so unkontrollierbarer Muskel ist, der drauf loshämmert, ohne danach zu fragen, ob, was er schmiedet, Sinn und Verstand hat! Und dann ist die Kette fertig und man muß sie sein ganzes Leben mit sich schleppen. Jammerschade! Wenn's ein Mädchen gibt, dazu geschaffen, den Mann, den sie liebt, glücklich zu machen, seine besten Gedanken zu verstehen, seine edelsten Empfindungen zu teilen – und nicht nur das: ihn zu den besten Gedanken, zu den edelsten Empfindungen zu begeistern durch die milde Klarheit ihres Geistes, durch die Kraft ihres reinen Gemütes – sie ist es vor allen erdgeborenen Weibern, selbst vor ihr, der Zauberin! – »Und ich?« –wie sie das sagte! als ich feige genug war, fliehen zu wollen, wo sie ausharren mußte! Es ist ein so wundersamer, herzerquickender Klang in ihrer tiefen Stimme. Und die treuen klugen Augen! Das ist doch seltsam!

Escheburg richtete sich aus seiner Ecke in dem Sofa auf und strich sich über die Stirn. Drüben in dem Rahmen des offenen Mansardefensters auf dem dunklen Schattengrunde des dahinterliegenden Raumes hatte er eben Koras Gesicht gesehen – bleich und traurig, mit starrem, schmerzerfülltem Blick so gerade vor sich hinblickend, wie ein Traumbild. War es eins gewesen? hatte er geschlafen? Aber das war doch unmöglich. Er hatte ja, während er hier saß, die Augen fortwährend offen gehabt – alles um sich her ganz klar gesehen: die dünne, rotwollene Decke auf dem Tisch, die Wasserkaraffe mit dem leeren und dem halbgefüllten Glase, den Koffer dort, den er vorhin aufgeschnallt, um sich den schwarzen Gesellschaftsrock und frische Wäsche zur Table d'hote herauszunehmen – nein, geschlafen, geträumt hatte er nicht; er hatte ja auch zuletzt ganz zusammenhängend gedacht, freilich an sie, die er eben gesehen – zu sehen geglaubt – es mußte eine Halluzination gewesen sein.

Escheburg faßte nach seinem Puls. Er hatte noch nie eine Halluzination an sich selbst erlebt, und was er davon in psychiatrischen Werken gelesen, oder aus der Praxis von Kollegen gehört, mit skeptischem Mißtrauen entgegengenommen.

Aber hier war kein Zweifel: ein merkwürdiger und wegen seiner absoluten Deutlichkeit und der sonst völlig normalen Beschaffenheit des Halluzinierenden besonders klassischer Fall, den in seinen Einzelheiten zu notieren sich wohl der Mühe verlohnte.

Er hatte sein Notizbuch, das vor ihm auf dem Tisch lag, geöffnet, die Bleifeder angesetzt und blickte jetzt, um sich der Einzelheiten völlig zu versichern, noch einmal nach dem leeren Fenster hinüber und ließ lächelnd die Bleifeder sinken. In dem schattigen Raume, der ihm weniger dunkel erschien, als vorhin, und in welchem er die Umrisse der dem Fenster gegenüberliegenden Thür und ein Bild an der Wand unterscheiden konnte, bewegte sich eine weibliche Gestalt, schwarz gekleidet, wie es Kora gewesen, und die mit dem schlanken, elastischen Wuchs wesentlich Kora glich, bis sich die Gestalt jetzt wieder nach dem Fenster wandte, um dasselbe zu schließen, und er nun freilich nicht länger zweifeln konnte, daß sie es wirklich sei.

Er war aufgesprungen und an das Fenster geeilt, gerade als sie die mit Gardinen besteckten Flügel des ihren zudrückte. Hatte sie seinen Gruß noch gesehen?

Hoffentlich nicht, sprach er bei sich; es ist ihr doch am Ende peinlich, gerade mich zum Vis-a-vis zu haben. Aber wie in aller Welt kommt sie hierher, vier Treppen hoch? Die Generalin wohnt doch in der ersten Etage, sagte der Portier; und da sind auch die Zimmer für Ossecks. Ist die Mansarde gut genug für Kora? Es wäre ganz im Stil der sonstigen Behandlung, die das edle Geschöpf von der Mutter zu dulden hat. Ich hasse das Weib. Wie ist sie zu diesen Kindern gekommen? Sie gleichen ganz dem Vater, das heißt eigentlich doch nur Hilde in ihrer bestrickenden Liebenswürdigkeit. Mädchen wie Kora haben irdische Eltern; aber sie stammen aus einer besseren Region als wir andern, mit Erdenresten aller Art behafteten Sterblichen.

Er schloß das Fenster und machte sich an seine Toilette mit einer Sorgfalt und Umständlichkeit, über die er sich selbst verhöhnte und einen Gecken und Narren schalt, als er nach langen Vorbereitungen vor dem halb erblindeten Spiegel von den drei Kravatten in seinem Besitz endlich die wählte, von der er mutmaßte, daß Hilde sie nicht ganz abscheulich finden werde.

Währenddessen saß Kora in ihrem Zimmerchen mit thränenden Augen, den heißen Kopf in beide Hände gestützt. Sie hatte Escheburg wohl gesehen und der plötzliche Anblick des Freundes, dessen scharfe Augen ihr zweifellos die Verstörung vom Gesicht gelesen, während sie so eilig das Fenster schloß, hatte nur dazu beigetragen, ihren Kummer zu vermehren. Wie grausam ungerecht waren die Vorwürfe gewesen, mit denen die Mutter sie empfangen! Doch das war ja nichts Neues, und an die Gegenwart der kopfschüttelnden, achselzuckenden, augenverdrehenden Frau Pult bei diesen unliebsamen Scenen hätte sie sich auch nachgerade gewöhnen können. Aber heute, gerade heute, wo ihr das Herz schon zum Ueberfließen voll war! Und wo Mama doch nichts andres empfinden durfte, als die Freude, ihren Liebling nun wieder haben zu sollen, ihres Lieblings Kind in den Armen halten zu dürfen! Großer Gott, sie wußte es ja nicht anders, als daß Hilde die Auserwählte sei unter Millionen. Aber wenn es eine Seele unter den Millionen gab, die das neidlos willig anerkannte, so war es doch sie gewesen von den Kinderjahren her, wo sie ihre Puppen von der grausamen kleinen Fee zerpflücken ließ, bis zu dem Tage, wo die Sechszehnjährige von der Schulbank weg die Braut des Mannes wurde, den sie selbst so grenzenlos geliebt. Bis zu dem Tage? war's denn jetzt anders? schlug ihr Herz der geliebten Schwester weniger heiß entgegen? war sie weniger bereit, ihr zu dienen, wie zuvor? sie zu bewundern, anzubeten, wie zuvor? sich von ganzer Seele ihres Glückes zu freuen, an dessen Zustandekommen sie beigetragen und mitgewirkt, was nur in ihren Kräften stand? Sie begehrte keinen Dank dafür – keinen Lohn – es verstand sich das alles ganz von selbst. Aber wenn sie so ihr Herz gebändigt und auf des Weibes höchstes Glück verzichtet hatte, mußte sie deshalb auch die Liebe der Mutter entbehren? Mußte ihr diese Liebe so ganz entzogen werden, ohne daß sie sich einer Schuld bewußt war, als daß sie nicht so schön war, wie Hilde, und die Augen der Männer bei ihrem Anblick nicht in Entzücken aufflammten? Klang es nicht wie Hohn, was sie eben von der Mutter hatte hören müssen: sie habe um Escheburgs Kommen gewußt? Wenn die Mutter ahnte, wie die Dinge in Wirklichkeit lagen! Nun, sie wäre imstande, ihr auch den letzten Schmuck und Glanz dieses armseligen Lebens zu vergällen: die herzliche Freundschaft mit dem edlen, großgesinnten Manne! Aber das soll ihr nicht gelingen! Nun gerade will ich hier oben bleiben, mag sie dann sagen, auch das sei zwischen uns verabredet.

Sie war aufgesprungen und hatte das Fenster, das sie vorhin in der ersten Ueberraschung geschlossen, weit aufgestoßen. Aber jetzt war das Fenster drüben zu. Sie schämte sich ihrer Regung, zog die Flügel leise wieder heran und trat vor den kleinen Spiegel über der Kommode.

Wie du aussiehst! Und was er sagen würde, wenn er dich so sähe: mit den rotgeweinten Augen und den zuckenden Lippen! Ist das die Seelenstärke, die er immer an dir rühmt? Wie heißt es doch: »Wenn du aber fasten willst, so salbe dein Haar.« Das ist groß und schön; nein, es ist einfach recht und anständig: die andern brauchen nicht zu wissen, was in unserer Seele vorgeht; sie dürfen es nicht wissen; in unserer Not uns helfen wollen sie nicht, und wenn sie es wollten, sie könnten es nicht, und wir haben nur die Beschämung neugierig spöttischer Zuschauer zu unserem Leide.

Sie hatte ihr Haar aufgebunden und ordnete dasselbe von neuem sorgfältig; wählte aus ihrer bescheidenen Garderobe ein hübsches helles Kleid, das sie während der ganzen Reise noch nicht getragen hatte – es fehlte nichts als eine Blume zum Vorstecken. Die drei Rosen, die sie vorgestern vom Spaziergang mitgebracht, waren nicht mehr präsentabel, aber in Hildes Zimmer mußten frische Blumen sein; eine davon würde Hilde wohl missen können. Es war auch nötig, daß sie noch einmal nachsah, ob ihre Anordnungen in den Zimmern pünktlich befolgt seien.

Sie verließ ihr Kämmerchen, huschte die Treppen hinab und betrat den Salon, der, unmittelbar an den Salon der Mutter stoßend, für Ossecks bestimmt war. Das große prächtige Gemach würde Hildes verwöhntem Geschmack hoffentlich zusagen, und da auf dem teppichbehangenen runden Tisch unter dem goldenen Kronleuchter prangte ja auch Escheburgs Boukett. Ein Riesenboukett: groß und schön wie seine Liebe! Nein, ihr hatte er jede Blume geweiht; es wäre ein Raub gewesen, hätte sie sich auch nur die bescheidenste all der herrlichen Rosen zugeeignet!

Sie nahm nun die beiden anderen Räume in Augenschein: das Schlafzimmer der Gatten, fast so groß und kaum minder prächtig, wie der Salon, und das kleinere, bescheidenere für das Kind und die Wärterin.

An dem Gitterbettchen war sie stehen geblieben. Sanft strich sie mit der Hand über die weichen, blütenweißen Kißchen, und eine unendliche Wehmut quoll in ihrem Herzen auf. Das ist doch das höchste, sprach sie bei sich. Den geliebten Mann, nach dem das Herz verlangt, sein zu nennen, in seiner Liebe sich zu sonnen, sich zu wiegen, wie eine Lerche in der Maienluft – wohl mag das herrlich sein. Aber ein Kindchen so im weichen, warmen Nest – des Geliebten Kind und doch ach, tausend-, tausendmal mehr unser! Und das nun so hegen und pflegen, bewachen und behüten zu dürfen, es auf den Armen zu wiegen, zu küssen und zu herzen – wie vorhin die schöne junge Frau das süße, strampelnde, krähende Geschöpf – großer Gott, es ist ja nicht Neid – ich gönne ihr ja all ihr Glück und ihre Seligkeit von ganzer Seele – und doch, und doch!

Sie war an dem Bettchen auf einen Sessel gesunken, den Kopf auf das Gitter lehnend, aber nur für ein paar Momente. Dann raffte sie sich empor, strich mit dem Tuche über die feuchten Augen und ging wieder in den Salon. Die Stutzuhr auf der Konsole unter dem Pfeilerspiegel wies auf viertelsechs: der Zug mußte schon angekommen sein; jeder nächste Augenblick konnte die Erwarteten bringen. Sie trat auf den Balkon, über den Garten und die Straße nach rechts blickend, wo noch ein Stück des Fahrwegs sichtbar war, auf dem jetzt Wagen hinter Wagen von dem Bahnhofe herangerollt kam. Und jetzt ein offener Landauer mit einem Herrn und einer Dame im Fond, auf dem Rücksitz eine Wärterin in grellbunten Gewändern und einem seltsamen Kopfputz, hinterher der Gepäckwagen mit der Kammerzofe. Kora dachte nicht mehr daran, daß die Mama gewünscht hatte, sie sollte den Kommenden nicht weiter als bis zum Ansatz, höchstens bis zur Hälfte der Treppe entgegengehen. Im Nu war sie aus dem Salon die Treppe hinab, hatte sich auf dem Vestibül durch die Schar der Kellner und der bereits angelangten Fremden gewunden, und hielt Hilde, die eben, den anderen voran, zur Hausthür hereintrat, in den Armen.

Liebe, liebe Hilde!

Aber, Kora!

Und das ist dein Baby!

Kora hatte der Wärterin das Kind genommen, das sie trotz des Ungestüms ihrer Bewegung freundlich anlächelte und sich geduldig abküssen ließ.

Bitte, gib es Dorette wieder! sagte Hilde.

Soll ich nicht auch einen guten Tag haben?

Kora wandte sich. Zum erstenmal sah sie Adalbert in das schöne Gesicht, das ihr gealtert schien, trotz des herzlichen Lächelns, mit dem er auf sie herabschaute, während er ihre beiden Hände mit kräftigem Druck gefaßt hielt.

Ich dächte, wir könnten das alles auf dem Zimmer bequemer haben, sagte Hilde. – Da hinauf?

Zu Befehl, gnädige Frau.

Sie eilte die Treppe hinauf, daß der begleitende Kellner, um ihr vorauszukommen, immer zwei Stufen auf einmal nehmen mußte. Langsamer folgten Kora, Adalbert und die Wärterin mit dem Kinde.

Sie ist noch immer ein wenig nervös; sagte Adalbert, wie zur Entschuldigung, mit einem Blick nach Hilde, deren Kleidersaum eben auf dem obersten Treppenabsatz verschwand.

Aber sie sieht wundervoll aus, erwiderte Kora.

Gewiß, wundervoll; sagte Adalbert.

Es war etwas Gepreßtes in dem Ton der sonst so kräftigen Stimme, das an den unfrohen Ausdruck seines Gesichtes mahnte. Aber freilich, zwischen ihm und der Mama hatte nie ein besonders freundliches Verhältnis bestanden.

Die Mama hat Euer Kommen kaum erwarten können, sagte Kora.

Unser Kommen? sagen wir Hildes und Babys etwa – natürlich! aber –

Er brach ab und dann, stehen bleibend, mit einem tiefen Atemzuge, indem er abermals eine von Koras Händen ergriff und preßte: Du glaubst gar nicht, wie ich mich freue, Dich wiederzusehen!

Kora antwortete mit einem etwas gezwungenen Lächeln. Das hatte noch weniger frei und natürlich geklungen wie vorhin; und in diesem Grade konnte doch das Wiedersehen mit der Mama den Mann nicht erregen, der sich sonst lachend über alle Hindernisse wegsetzte.

Aber ihr blieb für jetzt keine Zeit, weiter darüber nachzudenken; und die Begrüßung zwischen der Mama und Adalbert, die nun auf der Schwelle der Thür zu Mamas Zimmer stattfand, benahm ihr vollends nach dieser Seite alle Sorge. Die Mama erwiderte Adalberts Handkuß mit einem Kuß, den sie auf seine Stirn hauchte; dankte ihm für seine Güte, ihr das geliebte Kind so unverhofft schnell wieder zugeführt zu haben, ließ sich das von Hilde der Wärterin abgenommene Baby in die Arme legen und versuchte es zu küssen, was nicht recht gelingen wollte, da Baby aus allen Kräften zu schreien begann und mit den Händchen der Großmama in die Frisur fuhr.

Hilde wurde ungeduldig.

Laß doch, Mama, Du siehst, es ist eigensinnig. Mein Gott, Dorette, so nimm es doch der Mama ab! Und nun, Kora, Du weißt ja wohl Bescheid! – Bitte, weise Doretten zurecht! und laßt mich endlich einmal ein vernünftiges Wort mit der Mama sprechen!

Also auf Wiedersehen! sagte Adalbert, der Schwiegermutter nochmals die Hand küssend und den anderen folgend, die bereits in der Thür waren.

Ich komme sofort, rief ihm Hilde nach.



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