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Sigurd und Regin fuhren aufwärts zur Gnitahaide und fanden da Fafnirs Weg, auf dem er zum Waßer kroch. Da machte Sigurd eine große Grube im Wege und stellte sich hinein. Als aber Fafnir von seinem Golde kroch, blies er Gift von sich und das fiel dem Sigurd von oben aufs Haupt. Als aber Fafnir über die Grube wegglitt, stach ihm Sigurd das Schwert ins Herz. Fafnir schüttelte sich und schlug mit Haut und Schweif. Da sprang Sigurd aus der Grube, wo denn Einer den Andern sah. Fafnir sprach:
Gesell und Gesell, welcher Gesell erzeugte dich, |
Aber Sigurd verhehlte seinen Namen, weil es im Altertum Glaube war, daß eines Sterbenden Wort viel vermöchte, wenn er seinen Feind mit Namen verwünschte. Er sprach:
Wunderthier heiß ich, ich wank umher, |
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Missest du den Vater, den Menschen sonst haben, |
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Mein Geschlecht ist dir schwerlich kund |
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Wer reizte dich? Wie ließest du dich reizen |
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Mich reizte das Herz; die Hände vollbrachtens |
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Wärst du erwachsen an der Verwandten Brust, |
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Welcher Vorwurf, Fafnir, als ob ich fern wär |
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Einen Vorwurf findest du in freundlichem Wort; |
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Goldes walten will ein Jeder |
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Du nimmst für Nichts der Nornen Spruch, |
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Der Schreckenshelm schützte mich lange, |
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Keinen mag schützen der Schreckenshelm, |
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Gift blies ich, da ich auf dem Golde lag, |
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Wohl warst du furchtbar, du funkelnder Wurm; |
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Laß dich fragen, Fafnir, da du vorschauend bist |
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Verschiedenen Geschlechts scheinen die Nornen mir |
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Laß dich fragen, Fafnir, da du vorschauend bist |
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Oskopnir (unvermeidlich) heißt er, wo alle Götter |
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Nun rath ich dir, Sigurd, nimm an den Rath |
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Rath ist mir gerathen; ich reite dennoch |
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Regin verrieth mich, er verräth auch dich, |
Regin war fortgegangen, während Sigurd Fafnirn tödtete; er kam zurück, als Sigurd das Blut vom Schwerte wischte. Regin sprach:
Heil dir nun, Sigurd, du hast Sieg erkämpft |
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Ungewiss bleibt, wo alle vereint sind, |
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Stolz bist du, Sigurd, und siegesfreudig, |
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Du riethest dazu, daß ich reiten sollte |
Da ging Regin zu Fafnir und schnitt ihm das Herz aus mit dem Schwerte, das Ridil heißt und trank dann das Blut aus der Wunde.
Regin. |
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Sitze nun, Sigurd; ich schlafe derweil, |
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Fern entflohst du, während in Fafnir ich |
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Lange liegen ließest du auf der Haide |
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Muth in der Brust ist beßer als Stahl, |
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Der Kühne mag beßer als der Bange kann |
Sigurd nahm Fafnirs Herz und briet es am Spieß. Und als er dachte, daß es gar wäre, und der Saft aus dem Herzen schäumte, da stieß er daran mit seinem Finger und versuchte ob es gar gebraten wäre. Er verbrannte sich und steckte den Finger in den Mund. Aber als Fafnirs Herzblut ihm auf die Zunge kam, da verstand er der Vögel Stimmen. Er hörte, daß Adlerinnen auf den Zweigen zwitscherten.
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Da sitzt Sigurd blutbespritzt |
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Da liegt nun Regin und geht zu Rath |
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Hauptes kürzer laß er den haargrauen Schwätzer |
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Er däuchte mich klug, gedächt er zu nützen |
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So klug ist nicht der Kampfesbaum, |
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Sehr unklug scheint er mir, schont er länger noch |
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Um den Kopf kürz er den eiskalten Joten |
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So verräth mich das Looß nicht, daß Regin sollte |
Sigurd hieb Regin das Haupt ab, und aß Fafnirs Herz und trank beider Blut, Regins und Fafnirs. Da hörte Sigurd was die Adlerinnen sangen:
Mit den rothen Ringen bereife dich, Sigurd; |
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Zu Giuki gehen grüne Pfade: |
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Ein Hof ist auf dem hohen Hindarfiall |
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Auf dem Steine schläft die Streiterfahrene, |
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Schaun magst du, Mann, die Maid unterm Helme, |
Sigurd ritt auf Fafnirs Spur nach dessen Hause und fand es offen und die Thüren von Eisen und aufgeklemmt. Von Eisen war auch alles Zimmerwerk am Hause und das Gold unten in die Erde gegraben. Da fand Sigurd großmächtiges Gut und füllte damit zwei Kisten. Da nahm er Oegis Helm und die Goldbrünne und das Schwert Hrotti und viele Kostbarkeiten und belud Grani damit. Aber das Ross wollte nicht fortgehen bis Sigurd auf seinen Rücken stieg.