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Eines Tages traf in Begleitung einer kleinen Abteilung Soldaten Fräulein Anna Borschobohata Krasienska in Tauroggen ein.
Braun empfing sie sehr zuvorkommend, denn er mußte das thun, weil Sakowitsch ihm einen diesbezüglichen, vom Fürsten eigenhändig unterschriebenen Befehl zugesandt hatte. Es hieß darin, daß der Respektsdame der Fürstin Griseldis Wischniowiezka mit aller ihr zukommenden Ehrerbietung zu begegnen sei.
Das Fräulein war aber auch eine außerordentliche Erscheinung, denn vom ersten Augenblick ihrer Ankunft an ergriff sie das Kommando, und ehe sie es sich versahen, waren die Offiziere ihre ergebenen Diener und Anusia die Herrin derselben. Selbst der alte Braun, dieser mürrische deutsche Gesell schmolz unter dem bohrenden, durchdringenden Blick ihrer Aeugelein und sprang um sie herum, als hätte er Feuer unter den Sohlen. Noch an demselben Tage wurde sie mit Olenka bekannt, welche den Ankömmling anfangs mit Mißtrauen betrachtete, obwohl sie das Fräulein freundlich empfing, in der Hoffnung, Neuigkeiten von ihr zu hören.
Anusia brachte auch eine Menge davon mit. Das Gespräch fing mit der Erwähnung Tschenstochaus an, denn die Tauroggener Gefangenen begehrten recht viel von der Belagerung des heiligen Berges zu hören. Besonders aufmerksam horchte der Schwertträger der Erzählung Anusias zu, beide Hände gleich Hörrohren hinter die Ohren gestellt, um ja nicht ein Wort davon zu verlieren. Nur zuweilen unterbrach er das Fräulein durch einen Ausruf der Bewunderung oder Freude:
»Ehre sei Gott in der Höhe!«
»Mich nimmt nur Wunder,« sagte endlich das angekommene Fräulein, »daß die Herrschaften erst jetzt zur Kenntnis der Wunder der heiligsten Mutter gelangt sind, das sind ja längst geschehene Dinge: ich war damals noch in Samoschtsch und Herr Babinitsch kam von dorther und nahm mich mit und da war es schon viele Wochen früher geschehen ... Seitdem werden die Schweden verfolgt. In Großpolen hat man zuerst damit angefangen, bei uns fährt man fort, besonders Herr Tscharniezki, dessen Name von den Schweden sehr gefürchtet ist.«
»Ah! Herr Tscharniezki!« rief der Schwertträger händereibend aus, »der wird sie schon pfeffern. Ich hörte ihn schon als großen Helden preisen, als er noch in der Ukraine war.«
Anusia knipste ein Stäubchen von dem Rocke ihres Kleides, und als handele es sich nur um eine Kleinigkeit, sagte sie so obenhin:
»Oho! Mit den Schweden ist es vorbei!«
Der alte Herr Thomas hielt es nun nicht länger aus. Er ergriff ihr kleines Händchen und indem er dasselbe tief in seinem ungeheuren Schnurrbart vergrub, küßte er es mit Inbrunst, worauf er ausrief:
»O, mein allerschönstes Fräulein! Von euren Lippen fließt Honig, so wahr ich Gott liebe! ... Es ist nicht anders, ein Engel ist nach Tauroggen gekommen.«
Anusia wickelte die Enden ihrer mit rosa Schleifen gebundenen Zöpfchen um ihre Finger, und indem sie den alten Herrn von unten herauf anschielte, entgegnete sie:
»Ei, zum Engel fehlt mir noch viel! Auch die Kronenhetmane sind schon gegen die Schweden ausgezogen und alle Stammsoldaten und alle Ritter mit ihnen, und eine Konföderation haben sie gegründet und der König ist ihr beigetreten, und Aufrufe haben sie erlassen und die Bauern rotten sich zusammen ... und die heilige Jungfrau segnet sie ...«
Sie sprach das alles schnell hintereinander, wobei ihr süßes Sümmchen klang wie Vogelgezwitscher. Der Herr Schwertträger wurde weich wie Wachs. Zwar kannte er einige der Neuigkeiten bereits, dennoch brüllte er vor Freude wie ein Bison. An den Wangen Olenkas liefen die Thränen rieselnden Bächlein gleich herab.
Als Anusia das sah, sprang sie, deren Herz ein sehr gutes war, auf die Weinende zu, legte ihre Arme um den Hals Olenkas und begann schnell zu trösten:
»Weint doch nicht ... Ihr thut mir so leid, ich kann es nicht sehen ... Warum weint ihr eigentlich? ...«
Es lag so viel aufrichtige Teilnahme in den Worten Anusias, daß das Gefühl des Mißtrauens in Olenkas Herzen schwand. Doch sie vermochte den Thränen nicht Halt zu gebieten: im Gegenteil, sie mußte bei den milden Worten des Fräuleins nur heftiger schluchzen.
»Ihr seid so wunderschön ...« versuchte Anusia von neuem zu trösten, »warum weint ihr denn?«
»Ich weine vor Freude,« antwortete Olenka, »aber auch vor Kummer, denn wir befinden uns hier in schrecklicher Gefangenschaft und sind Tag und Nacht bedroht ...«
»Wie? Hier beim Fürsten Boguslaw?«
»Ja, hier!« donnerte Herr Thomas.
Darauf erwiderte Anusia:
»Dasselbe Los hat mich doch betroffen, aber deshalb weine ich nicht. Ich kann nicht bestreiten, daß der Fürst ein Verräter und Ungläubiger ist, aber er ist ein galanter Kavalier und er respektiert das weibliche Geschlecht.«
»Ich wünsche, daß man ihn in der Hölle so respektiert, wie er das weibliche Geschlecht respektiert!« sagte der Schwertträger. »Ihr kennt ihn noch nicht, denn er hat euch nicht das angethan, was er diesem Mädchen thut. Er ist der erste Erzschelm, Sakowitsch der Zweite! Wolle Gott, daß der Herr Hetman Sapieha beide besiege!«
»Das ist sicher! Besiegt werden sie! ... Der Fürst Boguslaw ist sehr krank, seine Heeresmacht ist nicht groß. Er ist zwar sehr schnell vorgegangen und hat ein paar Fahnen vernichtet, aber mit Sapieha sich zu messen, das vermag er nicht ... Bei der Armee Sapiehas befinden sich die größten Kavaliere des Heeres, die sehr bald mit dem Fürsten Boguslaw fertig sein werden.«
»Ah! siehst du? Was sagte ich dir?« wandte sich Herr Thomas an Olenka.
»Ich kenne den Fürsten Boguslaw schon lange,« fuhr Anusia fort. »Er ist ein Verwandter der fürstlichen Herrschaften Wisniowiezki und Samojskis: er kam einmal zu uns nach Lubnie, damals, als der Fürst Jeremias den Feldzug nach Lubnie unternahm. Deshalb hat er auch jetzt befohlen, mich zu respektieren, denn er hat mich erkannt und weiß, daß ich dort zum Hause gehörte und der Fürstin am nächsten stand. O! so, so, so klein war ich damals noch, nicht das, was ich heute bin! ... Mein Gott! wer hätte damals gedacht, daß er zum Vaterlandsverräter werden würde. Aber härmt euch nur nicht, liebe Herrschaften, denn entweder kehrt er nicht mehr hierher zurück, oder wir finden einen Ausweg, von hier fortzukommen.«
»Wir haben auch schon den Versuch gemacht, zu entfliehen,« sprach Olenka.
»Ist er euch mißglückt?«
»Wie hätte er auch glücken sollen,« versetzte der Schwertträger. »Wir vertrauten unser Geheimnis einem Offizier, von welchem wir glaubten, daß er uns freundlich gesinnt sei; es zeigte sich aber, daß er gewillt ist, uns eher zu schaden, als zu nützen. Der älteste von ihnen ist Braun und den könnte wohl der Satan selber nicht von seiner Pflicht abwendig machen.«
Anusia senkte ihre Lider.
»Wer weiß, ob es mir nicht gelingt. Es ist nur nötig, daß Herr Sapieha hier in diese Gegend kommt, damit wir eine Zuflucht in der Nähe haben.«
»Gott führe ihn recht bald her,« entgegnete Herr Thomas. »Wir haben in seiner Armee auch eine Menge Bekannte, Verwandte und Freunde ... Bah! wie mir scheint, sind auch die früheren Waffenbrüder aus der Zeit des großen Jeremias bei ihm, Wolodyjowski, Skrzetuski und Sagloba.«
»Die kenne ich auch,« sagte Anusia erstaunt, »aber die sind nicht bei Herrn Sapieha. O, wenn sie nur da wären, und besonders Herr Wolodyjowski – denn Herr Skrzetuski ist verheiratet – dann wäre ich nicht hier, weil Herr Wolodyjowski sich nicht hätte so einschließen lassen, wie Herr Kotschütz.«
»Er ist ein echter Kavalier!« rief der Schwertträger.
»Die Zierde des ganzen Heeres!« setzte Olenka hinzu.
»Mein Gott! Sie sind doch nicht etwa gar gefallen, da ihr sie nicht gesehen habt?«
»Ei, woher denn!« antwortete Anusia. »Der Tod solcher Ritter wäre nicht unbekannt geblieben; man hat mir nichts davon erzählt ... Da kennt ihr sie schlecht ... denen kommt niemand bei ... höchstens, es müßte sie eine Kugel töten, denn kein Mensch zwingt sie, weder Herrn Skrzetuski, noch den Herrn Sagloba und Wolodyjowski. Wenngleich auch der Herr Michael klein ist, so erinnere ich mich doch, daß Fürst Jeremias von ihm sagte: ›Wenn das Los der ganzen Republik durch einen Zweikampf entschieden werden könnte, so würde er niemanden dazu ausersehen, als Herrn Michael.‹ Er hat ja auch den Bohun besiegt ... O nein! Herr Michael weiß sich immer zu helfen.«
Der Schwertträger, welcher froh war, mit jemanden plaudern zu können, ging mit langen Schritten im Gemach auf und nieder. Nun frug er:
»Seht einmal! Bitte, kennt ihr denn den Herrn Wolodyjowski so genau?«
»Wir waren ja so viele Jahre beisammen ...«
»Bitte! ... Da ist es wohl ohne eine Liebeserklärung nicht abgegangen?«
»Ich kann nichts dafür, daß er sich in mich verliebt hat,« sagte Anusia, während ihre Gestalt eine demütige Stellung annahm. »Aber Herr Michael ist jetzt sicherlich schon verheiratet.«
»Nein, das ist er nicht!«
»Wenn er es auch wäre ... es wäre mir doch einerlei! ...«
»Möge euch Gott zusammenführen ... Das eine nur macht mich besorgt, daß sie nicht bei dem Herrn Hetman sind, denn mit solchen Helden wird der Sieg leichter.«
»Dafür ist einer dort, der sie alle ersetzt.«
»Wer könnte das sein?«
»Es ist Herr Babinitsch aus der Wojewodschaft Witebsk ... Habt ihr noch nichts von ihm gehört?«
»Nein, und das wundert mich.«
Anusia fing nun an, die Geschichte ihrer Abreise aus Samoschtsch zu erzählen, mit allen Einzelheiten, die ihr begegnet waren. Herr Babinitsch wuchs während ihrer Erzählung zu einem so großen Helden heran, daß Herr Billewitsch sich immerwährend den Kopf zerbrach, wer das sein könnte.
»Ich kenne doch ganz Litauen,« sagte er. »Es leben hier zwar viele Familien, welche sich ähnlich nennen, wie z. B. Babinaub, Babilli, Babinowski, Babinski und Babski, aber den Namen Babinitsch kenne ich nicht ... und ich vermute, daß es ein angenommener Name ist, denn es sind ihrer viele unter den Parteigängern, welche einen falschen Namen führen, um nicht den Haß und die Rachsucht der Feinde auf ihre Familien und ihre Güter zu lenken. Hm! Babinitsch! ... Er muß ein feuriger Kavalier sein, wenn er den Herrn Samojski so abgeführt hat.«
»O, wie feurig, ach!« rief Anusia.
Der Schwertträger wurde gut gelaunt.
»Steht es so um euch?« frug er, vor Anusia hintretend und die Arme in die Seite stemmend.
»Ihr reimt euch aber mich gleich weiß Gott was zusammen.«
»Gott bewahre! ich reime gar nichts!«
»Und Herr Babinitsch hat mir, als wir Samoschtsch kaum verlassen hatten, gesagt, daß sein Herz von einer anderen in Besitz genommen ist und daß er nicht gesonnen sei, die Besitzerin zu ändern, obgleich diese seine Neigung nicht erwidert ...«
»Und ihr glaubt das?«
»Gewiß glaube ich es« erwiderte Anusia lebhaft. »Er muß bis über die Ohren verliebt sein, wenn er während so langer Zeit ... wenn er ... wenn er ...«
»Oho! Ihr findet euch nicht aus,« sagte der Herr Schwertträger lachend.
»Und ich bleibe dabei,« trotzte sie mit dem Füßchen aufstampfend, »wenn er bald von sich hören läßt ...«
»Das walte Gott!«
»Ich will euch auch sage», warum ... Seht! so oft Herr Babinitsch den Namen Boguslaws hörte, oder nannte, wurde er kreideweiß und knirschte mit den Zähnen, daß es krachte.«
»Dann ist er unser Freund,« sagte Herr Thomas.
»Sicherlich! ... Wir wollen uns unter seinen Schutz stellen, sobald er hier in diese Gegend kommt.«
»Wenn es uns gelingt, von hier zu entkommen, dann habe ich bald eine eigene Partei beisammen und dann sollt ihr sehen, daß auch ich kein Neuling in der Kriegskunst bin, und daß meine alte Hand noch etwas taugt.«
»Dann stellt euch doch unter das Kommando des Herrn Babinitsch.«
»Mir scheint, ihr habt es sehr eilig, unter sein Kommando zu kommen.«
Sie neckten einander noch lange hin und her und wurden so lustig dabei, daß selbst Olenka ihren Kummer vergaß und mitlachte. Da Anusia gut ausgeruht war – sie hatte im letzten Nachtquartier in Roschen sehr gut geschlafen –, so ging sie erst spät in der Nacht in ihre Kemenate.«
»Das ist ein goldiges Geschöpf!« sagte Herr Thomas, nachdem sie fort war.
»Sie scheint ein aufrichtiges Herz zu haben ... ich denke, wir werden bald gute Freundinnen werden,« antwortete Olenka.
»Und du hast ihr anfangs ein so ernstes Gesicht gezeigt.«
»Weil ich vermutete, man habe uns eine Spionin geschickt. Kann man denn wissen, ob es nicht wirklich so ist? Hier kann man vom Fürsten alles gewärtigen!«
»Sie eine Spionin? Allenfalls eine vom guten Geist! ... Geschmeidig ist sie, wie ein Wiesel ... Wer weiß, was geschehen könnte, wenn ich jünger wäre, obgleich ich auch jetzt noch leicht Feuer fange ...
Olenka wurde nun vollends heiter. Sie stützte die Arme auf ihre Kniee, bog das Köpfchen etwas zur Seite und indem sie sich bemühte im Aufblick Anusia nachzuahmen, sagte sie schelmisch:
»Das glaube ich, Oheim! Es könnte euch gefallen, aus diesem Mehl eine Muhme für mich zu backen?«
»Na, na, sei stille, Mädchen!« erwiderte der Schwertträger.
Er lachte dabei und drehte die Enden seines Schnurrbartes mit beiden Fäusten mächtig in die Höhe.
Nach einer kleinen Weile setzte er hinzu:
»Hat sie doch selbst dich, Gelehrte, mit fortgerissen. Ich bin sicher, daß sich zwischen euch eine große Freundschaft anknüpfen wird.«
Herr Thomas hatte sich nicht geirrt, denn bald entwickelte sich zwischen den beiden Mädchen ein sehr lebhafter Verkehr, welcher allmählich zur festen Freundschaft wurde, vielleicht gerade darum, weil sie so ungleichartig waren. Die eine war klug, ernst, mit tiefem Gefühl und unbeugsamem Willen; die andere bei aller Reinheit der Gedanken und einem guten Herzen, ein lustiger Vogel. Die eine glich mit ihren stillen Zügen, den blonden Zöpfen, mit ihrer unvergleichlichen Ruhe und der Anmut ihrer schlanken Gestalt der Psyche des Altertums, die andere, ganz schwarz, erinnerte eher an einen Kobold, der die Menschen gern irre führt und neckt, um sie dann auszulachen. Die Offiziere, welche Gelegenheit hatten, beide täglich zu sehen, waren versucht, dem Fräulein Billewitsch zu Füßen zu fallen, dagegen Anusias Lippen zu küssen.
Ketling, welcher als Schotte die melancholische Gefühlstiefe dieser Bergbewohner besaß, vergötterte Olenka und hatte von Anfang an einen Widerwillen gegen Anusia, welche denselben mit gleicher Münze heimzahlte, während sie sich an der Verehrung Brauns und der anderen Offiziere schadlos dafür hielt, den Herrn Schwertträger nicht ausgeschlossen.
Olenka gewann binnen kurzem ein großes Uebergewicht über ihre Freundin, welche mit vollster Aufrichtigkeit zum Herrn Thomas zu sagen pflegte:
»Sie sagt in zwei Worten mehr, als ich den ganzen Tag hervorbalwere.«
Einen Fehler nur konnte die ernste Olenka der Freundin nicht abgewöhnen, das war ihre Koketterie und Verliebtheit. Sie brauchte nur das leiseste Sporenklirren zu vernehmen, so schlüpfte sie unter dem Vorwande, etwas vergessen zu haben, oder nachzusehen, ob jemand Neuigkeiten von Sapieha bringe, hinaus, rannte den Korridor entlang wie ein Wirbelwind und prallte anscheinend furchtbar erschreckt zurück, wenn sie den Offizier, der daher kam, erreicht hatte, während sie rief:
»Ach! wie habt ihr mich erschreckt!«
Darauf begann sogleich die Unterhaltung, eingeleitet damit, daß sie verschämt die Schürzenzipfel drehte, und fortgesetzt mit Augenblinzeln und verschiedenen Mienen, denen kein noch so hartes Kriegerherz widerstehen konnte.
Olenka verübelte ihr diese Koketterie um so mehr, da sie ihr einige Tage nach ihrer angeknüpften Bekanntschaft heimlich ihre stille Liebe für Babinitsch eingestanden hatte. Sie unterhielten sich seitdem öfter von ihm.
»Andere betteln um ein freundliches Wörtchen von mir,« pflegte Anusia zuweilen zu sagen. »Dieser Drache zog vor, seine Tartaren anzusehen, als mir einen Blick zu schenken; er sprach nichts anderes mit mir, wie: ›Eßt doch! Trinkt doch! Steigt ein! Steigt aus!‹ Das alles klang nicht unfreundlich oder grob, nein durchaus nicht. Er sorgte auch auf das Beste für mich. In Krasnystaw sagte ich mir: ›Du willst mich nicht ansehen? Gut! Warte!‹ Da, in Lontschua sah er mich einmal einen Augenblick an, aber, als ich in seine grauen Augen sah, ich sage dir, und wie er mich anlachte, da war ich so beglückt, als wäre ich seine Sklavin ...«
Olenka ließ den Kopf sinken, auch ihr kamen ein paar graue Augen in Erinnerung. Auch er würde so gesprochen, so kommandiert haben wie dieser, auch ihm leuchtete die Tüchtigkeit, die Energie aus den Augen, nur zwei Dinge fehlten ihm, Gewissen und Gottesfurcht.
Anusia, ihrem Gedankengange folgend, fuhr fort:
»Wenn er mit seinem Streitkolben über die Felder jagte, konnte man ihn für einen Adler oder für einen Hetman halten. Die Tartaren fürchteten ihn wie das Feuer. Wohin er kam, fand er Gehör und gute Aufnahme, und galt es einen Kampf mit dem Feinde, dann flammte er vor Begeisterung. Ich habe in Lubnie viele edle Kavaliere kennen gelernt, doch keiner hat mir wie er Angst eingeflößt.«
»Wenn Gott ihn dir bestimmt hat, dann bekommst du ihn, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß er dich nicht lieb haben sollte ...«
»O, gern gehabt hat er mich ... so ein klein wenig ... aber die andere mehr. Er hat mir beim Abschied gesagt: ›Es ist ein Glück, daß ich weder vergessen noch aufhören kann zu lieben, sonst wäre es besser gewesen, man hätte dem Wolf befohlen, die Ziege zu hüten, als ein solches Mädchen mir.«
»Was hast du darauf geantwortet?«
»Ich sagte: Was hättet ihr thun wollen, wenn ich euch nicht hätte leiden mögen? Darauf antwortete er: ›Darnach hätte ich nicht gefragt!‹ Was soll man mit so einem Menschen machen? ... Die andere ist dumm, daß sie ihn nicht liebt; sie muß ein Herz von Stein haben. Ich frug ihn nach ihrem Namen; er wollte ihn mir nicht sagen. ›Es ist besser, sprach er, nicht daran zu rühren, das ist eine wunde Stelle, die zweite wunde Stelle sind die Radziwills ... d. h. die beiden Landesverräter!‹ Sein Gesicht nahm sogleich einen so schrecklichen Ausdruck an, daß ich am liebsten gleich in ein Mauseloch gekrochen wäre. Ich fürchtete mich geradezu vor ihm! ... Aber, was da! Er ist nicht für mich, nicht für mich!«
»Bitte den heiligen Nikolaus um ihn; ich hörte von der Tante, daß dieser der beste Vermittler ist. Sieh dich nur vor, daß du den Heiligen nicht beleidigst, indem du anderen die Köpfe verdrehst.«
»Ich werde es nicht mehr thun, nur ein Bischen, so ein klein wenig.«
Hier zeigte Anusia am Finger, wie viel sie sich erlauben wolle, es war höchstens so viel, als auf dem halben Fingernagel Raum hatte.
»Ich thue es doch nicht aus Uebermut,« erklärte sie dem Herrn Schwertträger, welcher sie ebenfalls ob ihrer Flatterhaftigkeit tadelte, »aber ich muß doch, denn wer sollte uns wohl von hier forthelfen, wenn nicht die Offiziere hier?«
»Bah! Braun thut es niemals.«
»Braun ist gewonnen!« entgegnete sie mit leiser Stimme, während sie die Augen niederschlug.
»Und Fitz-Gregory?«
»Auch!« antwortete sie noch leiser.
»Und Ottenhagen?«
»Ebenfalls!«
»Und Irben?«
»Gehört zum Bunde!«
»Ihr seid imstande gewesen, sie alle zu bethören? ... Doch ich merke, mit Ketling allein seid ihr nicht fertig geworden ...«
»Der ist mir zuwider! Doch ihn wird eine andere für unseren Plan gewinnen. Schließlich behelfen wir uns ohne seine Erlaubnis.«
»Glaubt ihr, daß er uns gutwillig ziehen läßt?«
»Die anderen gehen mit uns! ...« antwortete sie, den Kopf vorstreckend und mit den Augen zwinkernd.
»Aber, mein Gott! Warum sitzen wir dann noch hier? Ich wünsche, wir wären schon weit fort.«
Aus der Beratung, die nun folgte, ergab sich, daß man warten müsse, bis das Schicksal Boguslaws entschieden sei und bis der Herr Unterkämmerer oder Herr Sapieha näher kommen werde. Im anderen Falle drohte ihnen die größte Gefahr nicht nur von den Feinden, sondern auch von den eigenen Landsleuten, da die Begleitung der schwedischen Offiziere die Gefahr noch vergrößere. Das Volk war so sehr gegen die fremden Unterdrücker aufgebracht, daß es einen jeden, welcher nicht polnische Kleider trug, unbarmherzig niederschlug. Die polnischen Würdenträger, die aus irgend einem Grunde ausländische Kleider trugen, die österreichischen und französischen Diplomaten konnten nur unter dem Schutze einer großen militärischen Eskorte reisen.
»Ihr könnt es mir glauben, Herrschaften,« sagte Anusia, »ich habe das ganze Land durchreist. Im ersten besten Dorf, im ersten besten Wald ermorden uns die Bauernrotten, ohne zu fragen, wer oder was wir sind. Wir finden nur Zuflucht bei der Armee.«
»Bah! Ich stoße zu meiner Partei,« versetzte Herr Thomas.
»Ehe ihr sie sammelt, noch ehe ihr in ein euch bekanntes Dorf gelangt, habt ihr das Leben verloren.«
Es müssen doch bald Nachrichten vom Fürsten Boguslaw eintreffen,« bemerkte der Schwertträger ärgerlich.
»Ich habe Herrn Braun beauftragt, mich sogleich in Kenntnis zu setzen.«
Braun ließ aber lange Zeit auf sich warten. Dafür besuchte jetzt Ketling Olenka zuweilen, denn sie hatte ihm eines Tages bei einer Begegnung die Hand gereicht. Der junge Offizier deutete das tiefe Schweigen des Fürsten schlimm. Nach seiner Ansicht mußte derselbe aus Rücksicht auf den Kurfürsten und die Schweden selbst die unbedeutendsten Siege nach Tilsit melden, ja, er würde dieselben eher übertreiben, als sie gänzlich verheimlichen, denn Verluste würden sein Ansehen schwächen.
»Ich will der Vermutung nicht Raum geben, daß seine Armee gänzlich vernichtet ist,« sagte der junge Offizier, »doch muß sich der Fürst in großer Bedrängnis befinden, aus welcher er keinen Ausweg findet.«
»Man erfährt hier alles so spät,« klagte Olenka. »Der beste Beweis hierfür ist die Nachricht von Tschenstochau, dessen wunderbare Befreiung wir erst jetzt durch Fräulein Borschobohata erfahren haben.«
»Ich wußte es längst, Herrin, da ich aber als Ausländer nicht wußte, welche Bedeutung dieser Ort für die Polen hat, erwähnte ich nichts davon. Es geschieht ja häufig in Kriegszeiten, daß irgend ein kleines Schloß oder eine Burg sich eine Zeitlang hält und etliche Stürme abschlägt, man legt für gewöhnlich solchen Ereignissen kein großes Gewicht bei.«
»Mir wäre diese Nachricht das liebste gewesen, was ihr mir bringen konntet!«
»Leider sehe ich zu spät ein, daß ich unrecht gethan habe, denn nach dem zu schließen, was ich jetzt hörte, ist die Befreiung des Klosters eine überaus wichtige Sache, welche den Verlauf des ganzen Feldzuges beeinflussen kann. Um nun auf die Expedition des Fürsten nach Podlachien zurückzukommen, so liegt die Sache ganz anders. Tschenstochau ist weit, Podlachien nahe. Wißt ihr noch, Herrin, wie schnell die Nachrichten zu uns gelangten, als es dem Fürsten anfangs gut ging? ... Glaubt mir, Herrin! Ich bin ein junger Mensch, aber seit meinem vierzehnten Jahre bin ich Soldat und meine Erfahrung sagt mir, daß dieses Schweigen Unheil verkündet.«
»Vielmehr Gutes!« entgegnete das Fräulein.
»Sei es denn, Gutes! ... In einem halben Jahre endet meine Dienstpflicht, in einem halben Jahre bin ich von meinem Eide erlöst! ...«
Ein paar Tage nach dieser Unterredung lief endlich die erste Kunde aus Podlachien ein.
Ein Herr Bies vom Wappen der Kornia brachte sie; er wurde am Hofe des Fürsten Kornutus genannt. Polnischer Edelmann von Geburt, war er doch vollständig Ausländer geworden, weil er von Kindesbeinen an in den benachbarten Ländern als Soldat gedient hatte. So hatte er seine Muttersprache fast ganz vergessen und sprach sie jetzt mit deutschem Accent. Sein Herz war dem Vaterlande ebenfalls entfremdet, deshalb war er dem Fürsten sehr zugeneigt. Er reiste jetzt in wichtiger Mission nach Königsberg und war in Tauroggen nur zur Rast eingekehrt.
Braun und Ketling führten ihn sogleich zu Olenka und Anusia, welche gegenwärtig ein und dasselbe Gemach bewohnten.
Braun machte Front vor Anusia, dann wandte er sich an Herrn Bies und sagte:
»Dies ist eine Verwandte des Herrn Samojski, des Starosten von Kalusk, folgedessen auch Sr. Durchlaucht des Fürsten, welcher befohlen hat, ihr alle Ehren zu erweisen. Das Fräulein wünscht die Nachrichten aus Podlachien von einem Augenzeugen zu hören.«
Herr Bies nahm sofort eine unterwürfige Stellung an und erwartete die Fragen des Fräuleins.
Anusia wollte die Blutsverwandtschaft mit Boguslaw nicht verleugnen; die dargebrachten Huldigungen machten ihr Vergnügen. Sie wies mit der Hand auf einen Stuhl, dann als Herr Bies Platz genommen, frug sie:
»Wo befindet sich der Fürst gegenwärtig?«
»Auf dem Rückzüge nach Sokolka, welcher mit Gottes Hilfe glücklich von statten gehen möge.«
»Sprecht die Wahrheit! wie befindet sich der Fürst?«
»Ich will die reine Wahrheit sagen und nichts verheimlichen,« antwortete der Offizier, »in der Hoffnung, daß Ew. Hochwohlgeboren in der eigenen Seele Mut genug findet, minder gute Neuigkeiten anzuhören.«
»Ich werde ihn finden!« sagte Anusia, während sie die Absätze ihrer Stiefelchen zusammenklappte vor Genugthuung über die Titulatur, die man ihr gab, und vor Freude darüber, daß die Neuigkeiten ›minder gute‹ waren.«
»Anfangs ging alles gut,« sagte Herr Bies. »Wir zerstreuten und versprengten unterwegs einige Rebellenrotten, schlugen den Herrn Krystof Sapieha und ließen von zwei Reiterfahnen und einem Regiment Füsilieren keinen Mann übrig ... Dann schlugen wir den Herrn Horotkiewitsch, welcher unter den Getöteten sein soll ... und besetzten die Ruinen von Tykozin.«
»Das wissen wir schon alles,« unterbrach ihn Anusia plötzlich, »erzählt weiter.«
»Habt die Gnade, mich geduldig anzuhören. Wir kamen bis Drohitschyn; dort wendete sich das Blatt plötzlich. Wir hatten gehört, daß Herr Sapieha noch weit zurück sei. Da, plötzlich verschwanden zwei unserer Streifpatrouillen spurlos. Es kam nicht ein Mann zurück. Dann bemerkten wir, daß irgend eine fremde Truppe vor uns her marschierte; diese Entdeckung machte uns ganz irre. Se. Durchlaucht begann zu vermuten, daß alle früheren Berichte falsch waren, daß Sapieha nicht nur weiter vorgeschritten war als wir dachten, sondern daß er uns den Weg verlegt hatte. Wir konzentrierten uns nun rückwärts, um den Feind uns nachzulocken und ihn zu zwingen, uns eine Schlacht zu liefern, was Se. Durchlaucht durchaus erzwingen wollte ... Aber der Feind that uns den Willen nicht; er überfiel uns ohne Unterlaß bald hier, bald da. Von da ab schmolz uns das Glück unter den Fingern; man ließ uns Tag und Nacht nicht Ruhe, man zerstörte uns die Wege, die Brücken und Uebergänge und nahm uns den Proviant weg. Es verbreitete sich das Gerücht, daß Herr Tscharniezki selbst uns umschwärme. Man ließ die Soldaten nicht in Ruhe essen, nicht schlafen, der Mut verließ sie, im Lager selbst kamen uns die Mannschaften abhanden; sie waren immer spurlos verschwunden. In Bialystock fing der Feind wieder den ganzen Vortrab mit dem Kredenzwagen und den Karossen des Fürsten ab. So etwas hatte ich noch nicht erlebt. Der Fürst war furchtbar aufgeregt; er wollte eine Schlacht erzwingen und mußte täglich an die zehn Gefechte liefern ... und verlieren. Die Ordnung löste sich auf. Wer aber beschreibt unser Entsetzen, als wir erfuhren, daß Herr Sapieha noch gar nicht in unserer Nähe sei, sondern nur ein starker Vortrab seiner Armee uns alle die unaussprechlichen Qualen und Niederlagen bereitete ... Der Vortrab bestand aus Tartaren ...«
Die weiteren Worte des Offiziers unterbrach ein Aufschrei Anusias, welche sich plötzlich an die Brust Olenkas werfend ausrief:
»Herr Babinitsch!«
Der Offizier staunte, als er den Namen hörte, doch er glaubte, daß Schrecken und Entsetzen dem hochgeborenen Fräulein diesen Schrei entrissen, deshalb fuhr er erst nach einer Pause fort:
»Wem Gott einen hohen Rang verliehen hat, dem giebt er auch die Kraft, Schweres zu ertragen. Beruhigt euch Ew. Hochgeboren! Dieser Höllensohn, der das Schicksal des ganzen Feldzuges zerstört und uns so endlosen Schaden bereitet hat, heißt wirklich so. Sein Name, welchen Ew. Hochgeboren so scharfsinnig zu erraten geruhten, ist in unserem Lager der Schrecken und die Wut aller.«
»Ich habe diesen Herrn Babinitsch in Samoschtsch gesehen,« versetzte Anusia hastig, »und hätte ich geahnt ...«
Hier verstummte sie. Niemand erfuhr, was in diesem Falle geschehen wäre.
Nach einer Pause erzählte der Offizier weiter:
»Dann kam Tauwetter und schöne Tage; während, wie wir hörten, ganz gegen die Ordnung der Natur, im Süden der Republik noch kalter, strenger Winter herrschte, wateten wir im aufgeweichten Boden, welcher unsere schwere Reiterei festhielt, daß sie nicht weiter konnte. Er aber hatte leichte Reiter und setzte uns um so mehr zu. Alle paar Schritte blieben die Wagen und Geschütze stecken, wir kamen fast nicht von der Stelle. Die Landleute mit ihrer blinden Gehässigkeit standen im Einvernehmen mit den Verfolgern. Es geschehe Gottes Wille, aber ich habe das Lager und Se. Durchlaucht selbst in einer verzweifelten Lage zurückgelassen. Das heftige Fieber verläßt den Fürsten kaum; es hält ihn tagelang fest und entkräftet ihn zusehends. Die entscheidende Schlacht muß in kurzem fallen, aber wie es sich wenden wird ... Gott weiß es und wird es lenken ... Es müßten denn Wunder geschehen.«
»Wo habt ihr den Fürsten verlassen?«
»Etwa eine Tagereise weit von Sokolka. Se. Durchlaucht hat die Absicht, sich in Suchowola oder Janowo zu verschanzen und den Angriff abzuwarten. Herr Sapieha ist zwei Tagereisen entfernt vom Lager. Als ich abreiste, war gerade eine Ruhepause für uns eingetreten, denn ein aufgefangener Kundschafter sagte uns, daß Babinitsch selbst in das Hauptquartier zurückgekehrt ist und seine Tartaren ohne ihn nichts unternehmen dürfen, als höchstens Patrouillen aufheben. Se. Durchlaucht ist ein berühmter Feldherr; er erwartet alles Gute von einer Entscheidungsschlacht, doch nur, wenn er sich gesund fühlt. Ist er krank, schüttelt ihn das Fieber, dann denkt er anders, sonst würde er mich nicht nach Preußen geschickt haben.«
»Was sollt ihr dort ausrichten?«
»Entweder gewinnt oder verliert der Fürst die Schlacht. Verliert er, so bleibt ganz Preußen schutzlos dem Feinde preisgegeben; es könnte leicht geschehen, daß Sapieha die Grenzen der Provinz überschreitet ... Also – ich sage es offen, weil es kein Geheimnis ist – ich gehe dorthin, um zu warnen.«
Mit diesen Worten schloß der Offizier seinen Bericht.
Anusia legte ihm noch eine Menge Fragen vor, indem sie sich Gewalt anthat, um die nötige Würde zu wahren. Als er hinausgegangen war, legte sie sich keinen Zwang mehr auf; sie hüpfte umher, klopfte mit den Händen ihr Jäckchen, drehte sich auf dem Absatz, küßte Olenka die Augenlider und zupfte den Herrn Schwertträger an den Ueberärmeln seines Schnürenrockes und plauderte zwischendurch:
»Nun, was habe ich gesagt? Wer hat dem Fürsten Boguslaw so zugesetzt? Etwa Herr Sapieha? ... Ja, hat sich was! Wer macht es mit den Schweden ebenso? Wer tilgt die Unterdrücker aus? Wer ist der größte Kavalier, der tapferste Ritter? Herr Andreas! Herr Andreas ...«
»Wer? Herr Andreas?« frug plötzlich Olenka, weiß wie ein Leinentuch.
»Habe ich dir denn nicht gesagt, daß er Andreas heißt? Er erzählte es mir einmal selbst. Herr Babinitsch! Es lebe Herr Babinitsch! ... Herr Wolodyjowski könnte es auch nicht besser machen! ... Was fehlt dir, Olenka?«
Das Fräulein Billewitsch schüttelte sich, als wolle sie eine schwere Last von ihren Schultern werfen.
»Nichts,« sagte sie. »Ich dachte nur, daß alle, die diesen Namen tragen, Verräter sein müßten. Es war einmal einer, der hat sich erboten, den König von Polen tot oder lebendig den Schweden oder dem Fürsten Boguslaw auszuliefern und der hieß auch ... Andreas!«
»Gott verdamme ihn!« rief der Schwertträger. »Wozu jetzt Nachts alte Erinnerungen auffrischen. Laßt uns lieber freuen, da wir Ursache haben, es zu thun.«
»Wenn erst Herr Babinitsch angezogen kommt!« setzte Anusia hinzu. »Also so! Ich werde absichtlich den Herrn Braun noch verrückter machen und ihn veranlassen, die ganze Besatzung rebellisch zu machen und samt den Leuten und Pferden zu Herrn Babinitsch überzugehen.«
»Thut das! Thut das!« rief der Schwertträger heiter.
»Und dann blase ich auf alle Schweden und sonstigen Feinde. Vielleicht vergißt er unterdessen jene Unwürdige und nimmt mich ...«
Wieder lispelte sie mit feiner Stimme und bedeckte die Augen mit den Händen. Plötzlich schien sie der Unwille zu fassen, denn sie schlug eine Faust in die andere und sagte:
»Wenn nicht, dann heirate ich den Herrn Wolodyjowski!«