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Ein Bürger von Angiers kommt auf die Mauern.
Bürger.Wer ist der, der uns auf die Mauern hervorgeruffen hat?
König Philipp.Es ist Frankreich, im Namen Englands.
König Johann.England in seinem eignen Namen. Ihr Männer von Angiers, und meine lieben Unterthanen – –
König Philipp.Ihr werthen Männer von Angiers, Arthurs Unterthanen, unsre Trompete rief euch zu dieser gütlichen Unterredung – –
König Johann.In Betreff unsrer gerechten Sache; höret uns also zuerst; diese Französischen Fahnen, die hier, so nah' an eurer Stadt, vor euern Augen sich verbreiten, sind zu euerm Verderben hieher gezogen; der Bauch ihrer Canonen ist mit Grimm angefüllt, sie sind schon gerichtet, ihren eisernen Zorn gegen eure Mauern auszuspeyen; diese Franzosen stellen sich mit allen Zurüstungen zu einer blutigen Belagerung und einem unbarmherzigen Verfahren vor die Augen eurer Stadt und vor eure verschloßnen Thore; und, ohne unsre Annäherung, würden diese schlafenden Steine, die euch umgürten, durch den Stoß ihrer Maschinen aus ihrem ruhigen Leim-Bette gerissen, und der blutigen Gewalt ein gräßlicher Ruin gemacht worden seyn, auf euern Frieden einzustürmen; aber, auf unsern Anblik, euers rechtmäßigen Königs, (der, des Ungemachs verdoppelter Märsche nichts achtend, herbey geeilt ist, einen mächtigen Entsaz vor eure Thore zu bringen, und die bedräuten Wangen eurer Stadt unzerkrazt zu erhalten,) seht, die bestürzten Franzosen selbst eine Unterredung antragen, und nun, für in Feuer gekleidete Kugeln, die ein schüttelndes Fieber in euern Mauern machen sollten, sanfte in Rauch eingehüllte Worte losschiessen, um eure Ohren durch ein betrügliches Getöne zu bethören; aber glaubet ihnen, wie sie es verdienen, werthe Bürger, und lasset uns, euern König ein, dessen müde Lebensgeister, von dieser übertriebnen Eile abgemattet, Herberge innert euren Stadtmauern suchen.
König Philipp.Wenn ich gesprochen habe, so antwortet uns beyden. Seht! an dieser rechten Hand, deren Schuz durch die heiligsten Gelübde dem Rechte dessen, den sie hält, geweyhet ist, steht der junge Plantagenet, Sohn von dem ältern Bruder dieses Mannes, und König über ihn und alles, was er inne hat. Um seines zu Boden getretnen Rechts willen treten wir in kriegrischem Marsch diese grünen Ebnen vor eurer Stadt, ohne einigen Vorsaz einer Feindseligkeit gegen euch, ausser wozu uns, von eurer Widerspenstigkeit gereizt, ein mildthätiger Eifer zur Erhaltung dieses unterdrükten Kindes, in unserm Gewissen nöthiget. Weigert euch also nicht, eine Pflicht zu erstatten, die ihr demjenigen unleugbar schuldig seyd, der sie zu fordern berechtigt ist, nemlich, diesem jungen Prinzen; so soll unsern Waffen, gleich einem bemaulkorbten Bären, sicher anzusehen, alle Beleidigung verboten seyn, die Bosheit unsrer Canonen gegen die unverwundbaren Wolken des Himmels ausgelassen werden, und mit einem friedsamen und ungestörten Rükzug, mit ungebrauchten Schwerdtern und unversehrten Helmen, wollen wir dieses muthige Blut wieder heimtragen, welches wir gegen eure Mauern auszuspeyen gekommen waren, und eure Weiber, Kinder und euch im Frieden lassen. Solltet ihr aber so thöricht seyn, dieses unser zuvorkommendes Anerbieten auszuschlagen, so bildet euch nicht ein, daß diese alten Mauern euch gegen unsre Kriegs-Abgesandten schüzen werden, wenn gleich alle diese Engländer mit ihrer Macht in ihrem rauhen Umkreis gelagert wären. Sagt uns also, will eure Stadt uns im Namen desjenigen, für welchen wir euch dazu auffordern, als ihren Herrn erkennen; oder sollen wir das Zeichen zum Angriff geben, und in Blut wattend in unser Eigenthum einziehen?
Bürger.Unsre Antwort ist kurz: Wir sind des Königs von England Unterthanen; für ihn und kraft seines Rechts, haben wir diese Stadt inne.
König Johann.So erkennet dann euern König, und lasset mich ein.
Bürger.Das können wir nicht; demjenigen der es beweißt, daß er König ist, wollen wir uns als getreue Unterthanen beweisen; so lange aber dieses nicht geschehen seyn wird, sollen unsre Thore gegen die ganze Welt verriegelt bleiben.
König Johann.Beweißt nicht die Crone von England den König? Und wenn dieses nicht genug ist, so bring ich euch Zeugen, zweymal fünfzehntausend Herzen voll von Englischem Blut – –
Faulconbridge.(Hurensöhne und andre.)
König Johann.Die bereit sind, unser Recht mit ihrem Leben zu beweisen.
König Philipp.Eben so viele, und von so gutem Blut als jene – –
Faulconbridge.(Die Hurensöhne auch mitgezählt.)
König Philipp.Stehen hier, ihm seine Fordrung ins Angesicht zu widersprechen.
Bürger.Biß ihr ausgemacht haben werdet, wessen Recht das vorzüglichste ist, halten wir für den Vorzüglichsten das Recht von beyden zurük.
König Johann.So vergebe dann Gott die Sünden aller der Seelen, die zum furchtbaren Erweis unsers Königlichen Titels, noch eh der Abendthau fallen wird, in ihre ewige Wohnung geflohen seyn werden!
König Philipp.Amen, Amen! – – Zu Pferde, ihr Ritter, zu den Waffen!
Faulconbridge.Sanct Georg, der den Lindwurm trillte, und seither immer zu Pferd vor meiner Wirthin Thüre sizt, helf uns aus diesem Handel! (Zu Oestreich.) Kerl, wär ich daheim in eurer Höle, Kerl, bey eurer Löwin, ich wollt euch einen Ochsen-Kopf auf eure Löwenhaut sezen, und ein Ungeheuer aus euch machen.
Oestreich.Still, nichts mehr!
Faulconbridge.O zittre, du hörst den Löwen brüllen.
König Johann (zu Faulconbridge.)
Wir wollen weiter in die Ebne vorrüken, um unsre Regimenter besser ausbreiten und stellen zu können.
Faulconbridge.So macht fein geschwinde, daß ihr den Vortheil des Plazes gewinnt.
König Philipp (zu Oestreich, mit dem er vorher leise gesprochen.)
Gut; die übrigen laßt auf dem andern Hügel sich sezen. Gott und unser Recht!
(Sie gehen ab.)