Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Sass im Fegefeuer eine arme Seele, Die nicht klagte ob der eignen Schmerzen, Sondern unablässig seufzend rief sie Einzig immer: »Paul, ach, armer Paul!« Als vom Himmel nun ein lichter Engel Niederschwebte, mildiglich zu trösten Die so viel gequälten armen Seelen, Blieb doch diese eine stets untröstlich, Rief nur immer: »Paul ach, armer Paul!« Und es fragte sie der Engel, liebreich Kühlung hauchend in die Feuersflammen: »Sprich, was fehlt dir liebe, arme Seele?« Und sie sprach: »Ich liess zurück auf Erden Meinen theuren guten Mann untröstlich. Er verzehrt in Jammer sich und Klagen, Einmal nur, ach, nur noch einmal' möcht' ich Wiederkehren auf ein Viertelstündlein, Trost zu bringen seinen wilden Schmerzen.« »Nun, wohlan, es sei!« so sprach der Engel, »Aber tausend Jahre länger musst du Dann in Fegefeuerflammen büssen.« »Gern, und wären's hunderttausend Jahre« Und der Engel löste nun die Ketten, Nahm das Seelchen in die weissen Arme, Flog mit ihm zur alten Erdenheimath. Aber weh, du liebe arme Seele, Weh, im Kreise wüster Zechgenossen Und von einer Dirne Arm umschlungen Fand sie jenen, den ihr Herz begehrte. »Lieber guter Engel,« sprach sie tonlos, »Führe mich zurück ins Fegefeuer!« Milde strahlte nun des Engels Antlitz: »Mehr als tausend Jahre Feuersqualen Hast du hier im Augenblick erduldet!« Sprach's und trug mit sanftem Arm sie aufwärts Zu des Himmelreiches goldnen Höhn! – |