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Die Helden und Heldinnen der Komödiantentruppe machten sich früh auf den Weg und kamen auf der grossen Strasse von Alençon glücklich nach Bourg-le-Roy, wo sie zu Mittag assen und einige Zeit ausruhten, während man überlegte, ob man durch Arsonnay, einem Dorf, das eine Stunde von Alençon liegt, gehen, oder den andern Weg nehmen wollte, um Barrée auszuweichen, ein Weg, der in der grössten Sonnenhitze beständig mit Morast angefüllt ist, in dem die Pferde bis an den Bauch einsinken. Man fragte also den Fuhrmann um seine Meinung, der versicherte, dass er mit seinen vier Pferden, welche das beste Geschirr in Mans wären, überall durchkommen wollte. Übrigens wäre die schlimmste Stelle höchstens vier- oder fünfhundert Schritt lang, und der andere Weg über Sankt Peter wäre länger und eben nicht viel besser; auch kämen bloss die Pferde und der Wagen in den Morast, denn die Fussgänger könnten den Feldweg gehen, wo sie bloss einige Hecken zu übersteigen hätten, dahin gepflanzt, um den Pferden den Durchgang zu wehren. Sie nahmen also diesen Weg. Die Etoile bat, dass man es ihr sagen sollte, wenn man an die schlimme Stelle käme; sie wollte lieber im guten Weg zu Fuss gehen als im schlimmen reiten. Angelique und die Caverne erbaten das gleiche, welch letztere befürchtete, der Wagen möchte umwerfen. Als sie nun an die Stelle kamen, stieg Angelique von Ragotins Pferd, Destin half der Etoile absteigen, und man half der Caverne vom Wagen. Roquebrune stieg auf das Pferd der Etoile und folgte Ragotin, der gerade hinter dem Wagen ritt. Als sie nun mitten in dem Morast an eine Stelle kamen, wo bloss soviel Platz war, dass der Wagen durchkommen konnte, obgleich der Weg sehr breit war, trafen sie auf einige zwanzig Fuhrpferde, welche von fünf bis sechs Bauern geführt wurden. Die Bauern schrien dem Fuhrmann zu, er sollte mit dem Wagen zurückfahren, der Fuhrmann aber schrie ihnen noch stärker entgegen, sie sollten selbst zurückgehen, weil sie es leichter tun könnten als er; auf die rechte oder linke Seite auszuweichen war nicht möglich, weil auf beiden Seiten unergründliche Sümpfe waren. Die Bauern, die grob wurden, schrien so stark und stiessen so heftig gegen den Wagen, dass die Pferde wild wurden, die Stränge entzweirissen und in die Sümpfe fielen; die Deichsel bog sich ein wenig links, wodurch das Rad auch nach dieser Seite hingedreht wurde; da es aber daselbst keinen festen Boden fand, so schlug der ganze Karren um. Ragotin, der voller Stolz und Zorn war, schrie wie ein Besessener den Fuhrleuten zu und glaubte auf der rechten Seite durchzukommen, wo Platz leer zu sein schien, denn er wollte zu den Bauern hin, denen er mit seinem Karabiner drohte. Er ritt also vor, doch sein Pferd kam so tief in den Morast, dass alles was er tun konnte, war, geschwind die Steigbügel zu verlassen und abzusteigen. Er fiel aber hinein bis unter die Achseln, und hätte er nicht die Hände ausgestreckt, so wäre er gewiss bis an das Kinn eingesunken. Dieser Zufall machte alle die auf dem Feldweg gingen, stillstehen, um ihm zu helfen. Der Poet, welcher immer gross tat, hielt an und trieb sein Pferd wieder aufs Trockene zurück. Die Bauern, die nun so viele Leute mit Gewehren vor sich sahen, wichen aus Furcht vor Schlägen stillschweigend zurück und nahmen einen andern Weg. Nun musste man suchen, alles wieder in Ordnung zu bringen, und vorzüglich an Herrn Ragotin anfangen, der mit samt seinem Pferd wirklich in Gefahr zu sein schien. Olive und Rancune legten zuerst Hand an, allein als sie sich ihm näherten, fielen sie bis an die Schenkel hinein und wären noch tiefer eingesunken, wenn sie weiter vorgegangen wären. Nachdem sie nun verschiedene Stellen untersucht hatten, ohne festen Grund zu finden, sagte Rancune, der immer Ausflüchte wusste, ganz ernsthaft, es wäre kein ander Mittel, um Ragotin aus der Gefahr zu retten, als dass man ihm einen Strick vom Wagen um den Hals bände und ihn von einem von den Pferden herausziehen liesse, die nun wieder auf gutem Weg standen. Dieser Vorschlag erregte allgemeines Gelächter bei der Gesellschaft, allein Ragotin fürchtete sich ebensosehr davor als damals, als er ihm mit dem Messer den Hut auf dem Gesicht entzweischneiden wollte. Der Fuhrmann aber, der sich schon für seine Pferde gewagt hatte, wagte sich noch einmal um Ragotin; er näherte sich ihm und zog ihn nach und nach heraus und führte ihn auf das Feld, wo die Komödiantinnen standen, die das Lachen kaum zurückhalten konnten. Nun machte sich der Fuhrmann auch an sein Pferd, welches, da es sehr stark war, mit Müh und Not herausgebracht wurde. Hierauf packten Rancune, Olive und der Fuhrmann, die alle drei ganz voller Morast waren, den Wagen ab, hoben ihn in die Höhe und packten ihn wieder auf. Es wurde sogleich wieder angespannt und die Pferde zogen ihn aus der bösen Stelle heraus. Ragotin stieg mit vieler Mühe wieder auf sein Pferd, denn das Geschirr war entzwei gegangen, allein Angelique wollte sich nicht wieder hinten aufsetzen, aus Furcht, ihre Kleider zu verderben. Die Caverne sagte, sie wollte lieber zu Fuss gehen, Fräulein de l'Etoile sagte das gleiche und Destin führte sie bis an die Grüne Eiche, das erste Wirtshaus, das man auf dem Wege von Mans nach der Vorstadt von Montfort antrifft. Hier hielten sie an, weil sie in einem solchen Aufzug nicht gerne in die Stadt wollten. Nachdem diejenigen, die gearbeitet hatten, getrunken, wendeten sie den noch übrigen Teil des Tages daran, ihre Kleider zu trocknen, nachdem sie andere aus dem Koffer herausgenommen hatten; denn die Noblesse von Mans hatte jedem ein Kleid zum Geschenk gemacht. Die Komödiantinnen waren viel zu müde, um viel zu essen, daher sie denn bald zu Bett gingen. Die Komödianten aber assen erst noch tüchtig, ehe sie sich hinlegten. Alle waren noch im ersten Schlaf, als ein Haufen Reiter an das Tor der Schenke anpochte. Der Wirt antwortete, sein Haus wäre voll und es wäre schon zu spät. Sie pochten aber noch stärker und drohten, die Türe einzuschlagen. Destin, der immer an Saldagne dachte, glaubte er wäre es, der jetzt mit Gewalt seine Etoile entführen wollte; doch als er aus dem Fenster sah, entdeckte er im Mondschein einen Menschen, dem die Hände auf den Rücken gebunden waren. Er sagte es seinen Kameraden, die so wie er bereit waren, jeden zu empfangen; doch Ragotin sagte, es wäre gewiss niemand anders als la Rappinière, der vermutlich einen Dieb gefangen, denn er wäre darauf ausgeritten. Sie wurden in dieser Meinung bestärkt, als sie dem Wirt im Namen des Königs befehlen hörten, aufzumachen. »Aber«, sagte Rancune, »warum führt er ihn nicht nach Mans oder nach Beaumont-le-Vicomte oder nach Fresnay? Denn wenn schon dieser Flecken zu Maine gehört, so ist ja kein Gefängnis da, es muss da was dahinter stecken.« Der Wirt war gezwungen aufzumachen, und la Rappinière trat mit zehn Häschern herein, die einen gebundenen Menschen führten, der aber nur dazu lachte, besonders wenn er den Rappinière ansah. Dies tat er, wider die Gewohnheit seinesgleichen, sehr dreist und das war vermutlich die Hauptursache, warum der ihn nicht nach Mans führte. Nun aber muss man wissen, dass verschiedene Diebstähle vorgefallen und einige Bauernhöfe waren ausgeräumt worden, daher denn la Rappinière sich auf den Weg machte, um die Täter aufzusuchen. Da er nun mit seinen Häschern an den Wald von Persaine kam, sahen sie einen Menschen herauskommen; als dieser aber den Haufen Reiter sah, ging er wieder in den Wald hinein, woraus denn la Rappinière schloss, dass es einer der Räuber sein müsste. Er jagte ihm mit seinen Leuten so geschwind nach, dass sie ihn einholten. Der antwortete aber ganz verwirrt auf alle Fragen, die la Rappinière an ihn tat. Jedoch der Täter schien er nicht zu sein, da er sogar lachte und dem Rappinière dreist ins Gesicht sah, welcher je länger er ihn betrachtete, desto mehr überzeugt wurde, ihn einmal wo gesehen zu haben, worin er sich auch nicht irrte; denn zu der Zeit, als sie einander gekannt hatten, trug man noch kurze Haare und gar keinen Bart und auch andere Kleider. Alles dies machte ihn unkenntlich. Er liess ihn jedoch an eine Bank in der Küche anbinden und gab ihm zwei Häscher zur Wache und ging nach einer kleinen Mahlzeit zu Bette. Den andern Morgen stand Destin zuerst auf, und da er durch die Küche ging, sah er zwei Häscher auf einem Strohsack eingeschlafen, und einen Menschen an einer Bank angebunden, der ihm winkte näher zu kommen. Er tat es, verwunderte sich aber sehr, als der Gefangene ihm sagte: »Erinnert Ihr Euch noch, als Ihr auf der Neuen Brücke zu Paris angegriffen und bestohlen wurdet, hauptsächlich aber eine Dose mit einem Porträt verloret? Ich war damals mit la Rappinière, unserm Hauptmann, dabei, und er befahl mir Euch zuerst anzugreifen. Das übrige wisst Ihr alles. Ich habe erfahren, dass Doguin Euch vor seinem Ende alles bekannt und dass la Rappinière Euch die Dose wiedergegeben hat. Nunmehr zeigt sich eine schöne Gelegenheit, Euch zu rächen, denn führt er mich nach Mans, wie es vielleicht sein kann, so werde ich unfehlbar gehangen werden, allein es steht bloss bei Euch, dass er mit mir gehangen wird. Ihr braucht bloss meine Aussage mit der Eurigen zu bekräftigen. Und dann wisst Ihr, wie streng die Gerichte zu Mans sind.« Destin verliess ihn und wartete bis la Rappinière aufgestanden war. Nunmehr gab er ihm einen deutlichen Beweis, wie wenig rachgierig er war, denn er entdeckte ihm das Vorhaben des Gefangenen, und sagte ihm alles, was er gesagt hatte, und riet ihm, zurückzugehen und diesen Kerl freizulassen. Er wollte warten, bis die Schauspielerinnen aufgestanden wären, um ihnen vorher einen guten Morgen zu wünschen, allein Destin sagte ihm gerade heraus, dass die Etoile ihn nicht würde ansehen können, ohne aufs äusserste, und zwar mit Recht, gegen ihn aufgebracht zu sein. Er sagte ihm ferner, dass, wenn der Unteramtmann von Alençon die Sache erführe, so würde er ihn gefangen nehmen lassen. Er glaubte es, liess den Gefangenen laufen, stieg mit seinen Häschern wieder zu Pferd und ritt fort, ohne den Wirt zu bezahlen – was bei ihm etwas gewöhnliches war – und ohne dem Destin zu danken, so sehr verwirrt war er. Nach seiner Abreise rief Destin den Olive, Roquebrune und den Theatermaler, und führte sie in die Stadt; sie gingen geradezu auf das Ballhaus, wo sie sechs Edelleute beim Spiel fanden. Er fragte nach dem Wirt, und als die, die auf der Galerie standen, sahen, dass es Komödianten waren, sagten sie es den Spielern. Diese endeten ihr Spiel und gingen auf ein Zimmer. Während Destin sich mit dem Wirt unterhielt, kamen sie wieder halb angekleidet herunter, grüssten den Destin und fragten ihn um alle Umstände der Truppe, aus wie viel Personen sie bestünde, ob gute Akteure darunter wären, ob sie schöne Kleider hätten und ob die Weiber schön wären? Destin beantwortete ihnen alles, worauf sie ihm ihre Dienste anboten und den Wirt baten, sie anzukleiden; auch sagten sie ihm noch, dass wenn er sich gedulden wollte, bis sie angezogen wären, so wollten sie eins zusammen trinken, was Destin annahm, um sich Freunde zu machen, im Fall Saldagne, den er noch immer fürchtete, ihn aufsuchte. Unterdessen wurde er wegen der Miete mit dem Wirt einig, und der Maler ging, um einen Tischler zu holen, der das Theater nach dem Riss, den er ihm gab, aufbauen sollte. Da nun die Spieler angekleidet waren, kam Destin mit so gutem Anstand wieder zu ihnen, dass sie ihn für einen verständigen Mann hielten und Freundschaft mit ihm schliessen wollten. Sie fragten ihn, wo die Truppe sich einquartiert hätte, und da er ihnen antwortete, in der Grünen Eiche des Vororts Montfort, so sagten sie: »Wir wollen miteinander in ein anderes Wirtshaus gehen, das Euch besser ansteht, und dort trinken und den Handel schliessen helfen.« Sie gingen dahin, mieteten drei Zimmer und frühstückten ziemlich stark; ihre Unterhaltung aber betraf grösstenteils Verse und Komödien. Sie wurden bald gute Freunde und gingen mit ihm zu den Theaterdamen, die eben zu Mittag essen wollten, weswegen sie sich auch nicht lange bei ihnen aufhielten; sie unterhielten sich jedoch in dieser kurzen Zeit sehr artig mit ihnen und boten ihnen ihre Freundschaft und ihren Schutz an, denn sie waren die Vornehmsten der Stadt. Nach Tische wurde das Gepäck nach dem Goldenen Kelch getragen, der Wohnung, die Destin gemietet hatte; und als das Theater aufgerichtet war, begann das Spiel.
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