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Siebentes Kapitel.
Der Schlangenbändiger.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als Bangawady schon das Zeichen zum Aufbruch mit einem so gewaltigen Trompetenstoße gab, daß der ganze »Bengalow« dröhnte.

Nachdem der »Kornak« Lebensmittel, Karabiner und Munition geladen hatte, die ihm von den Dienern gereicht wurden, nahm er seinen Platz rittlings auf dem gewaltigen Halse des Dickhäuters wieder ein.

Indri und Dhundia, die ihre reichen Kostüme mit einfachen, weißen Leinwandanzügen vertauscht hatten, ähnlich wie sie der Jäger trug, kamen, nachdem sie eine Tasse ausgezeichneten Tee geleert hatten, reisefertig aus dem Gebäude hervor.

»Kennst du den Weg?« fragte Toby den »Kornak«, als er aus dem »Bengalow« kam.

»Ja, Sahib,« antwortete Bandhara. »Ich bin schon mehrmals in Pannah gewesen.«

»Können wir die Stadt noch vor Abend erreichen?«

»Bangawady wird sich beeilen und höchstens zweimal Rast machen.«

Alle drei stiegen in die »Hauda« und der Elefant setzte sich in Marsch, indem er auf einem schmalen Wege nach Osten vorwärts schritt.

Der Tag versprach prächtig und nicht allzu warm zu werden, da von den Ghati ein gelindes, frisches Windchen herüberwehte.

Die gefiederte Welt erwachte und begrüßte lustig zwitschernd die ersten Sonnenstrahlen.

Papageien schwatzten zwischen den Blättern der »Ragassi« und »Borassi«, schillernde Pfauen flogen auf und versteckten sich im dichten Gebüsch.

Die kleinen, anmutigen Nachtigallen »Balbul« richteten ihren beweglichen Schopf auf und kämpften miteinander, denn sie sind äußerst kriegslustig. Ihre Nester hängen von den Ästen herab und sind in Form einer Flasche gebaut.

Um die zahlreichen Weiher herum stolzierten »Marabuh«, häßliche Vögel, die den Störchen ähneln, mit langen Schnäbeln und blendend weißem Gefieder, das am Halse eine struppige, gelockte Krause bildet, deren Federn sehr geschätzt sind.

Trotz der Pracht ihres Gefieders haben sie ein widerliches Aussehen, ihrer häßlichen Augen und des nackten, räudigen Halses wegen. Trotzdem sieht man sie gern, denn sie säubern das Land von Würmern und in der Stadt verrichten sie, wie die »Zopilotes« in Mexiko, den Dienst der Straßenkehrer.

Die Hochebene stieg wieder an, denn Pannah ist sehr hoch gelegen. In langen Bogen zog sie sich hin, besät mit Tekbäumen, Tamarinden, Borassen und kleinen Häusergruppen mit Baumwollen- und Indigofeldern, die überall sehr gepflegt werden.

In der Ferne hob sich immer noch die gewaltige Gebirgskette der »Ghati« ab, zerklüftet von riesigen Tälern, die Flüssen als Bett dienten.

Bangawady, vom »Kornak« angefeuert, hatte ein schnelles Tempo angeschlagen und hielt sich fern von den Baumgruppen, damit die Äste den Reisenden nicht hinderlich sein konnten.

Dhundia kaute, wie immer, seinen »Betel«, ohne ein Wort zu reden, während Toby seine Pfeife angezündet hatte und kräftige Rauchwolken in die Luft blies.

Von Zeit zu Zeit wechselte er einige Worte mit Indri, der nachdenklich geworden war.

So hatten sie, immer steigend, fast drei Meilen zurückgelegt, als Toby Indri auf einen Mann aufmerksam machte, der parallel mit dem Elefanten lief, und der sich die denkbarste Mühe gab, nicht zurückzubleiben und sich möglichst versteckt hielt.

»Es sieht doch gerade so aus, als ob jener Indier uns folgte,« sagte er.

»Es wird ein Hirt sein, der sich aus Furcht vor den Tigern in unserer Nähe hält,« beeilte sich Dhundia zu sagen, der es gehört hatte.

»Dann könnte er näher kommen,« bemerkte Toby.

»Ihr müßt bedenken, daß sie die Begleitung der Europäer nicht lieben.«

»Das ist richtig; außerdem, sie sind bedroht, dann rufen sie ihre Hilfe gern an,« sagte Toby ironisch.

»He, ›Kornak‹, versuche jenen Menschen einzuholen.«

»Wir werden Zeit verlieren, die für uns sehr kostbar ist,« sagte Dhundia.

»Die paar Minuten werden die Reise nicht verzögern,« bemerkte Indri.

Der Elefant, der seinem Führer aufs Wort gehorchte, bog von seinem Pfade ab und richtete sich nach einem Gummibaumwäldchen, das der Unbekannte eben durchqueren wollte.

In weniger als einer Minute hatte er es erreicht und vertrat dem Indier den Weg.

»Sieh da! – – – Ein ›Nanek Punthy‹!« rief Toby. »Was hat jener Fakir in diesen Wäldern zu tun?«

Der Mann, der ihnen gefolgt war, war einer jener Fanatiker, die zu der Klasse der Fakire gehören, Leute, die sich wegen ihrer unsinnigen religiösen Verrichtungen und ihrer strengen Pflichterfüllung der einen oder anderen Gottheit gegenüber, bewundern lassen.

Die »Nanek Punthy« bilden eine besondere Sekte, die von Almosen lebt, die sie oft gewalttätig zu erlangen wissen.

Sie unterscheiden sich durch eine besondere Lebensart, deren Ursprung unbekannt ist. Sie tragen nur einen Schuh und im Gesicht nur eine Schnurrbarthälfte.

Der Fakir, der den Reisenden gefolgt war, war ein Mann von harten Gesichtszügen, düsteren Augen und dunkler, fast schwarzer Haut, wie sie in Nordindien selten ist.

Wie alle seine Glaubensgenossen, trug er auf dem Kopfe einen Turban, von dessen linker Seite zwei silberne Glocken herabhingen, die mit Eisendraht übersponnen waren. In jeder Hand hielt er zwei Holzstücke, mit denen sie, während ihrer Vorträge, ein betäubendes Geräusch hervorbringen.

»Wohin gehst du?« fragte ihn Indri, indem er ihm Halt gebot.

»Nach Pannah, Sahib,« antwortete der Fakir, indem er einen raschen Blick mit Dhundia wechselte. »Ich muß dem Feste des Tirunal beiwohnen.«

»Wann findet es statt?« fragte Toby.

»Es beginnt in zwei Tagen.«

»Das wird unsere Jagd vereiteln,« sagte Toby unzufrieden.

»Und willst du mir sagen, warum du dich nicht zu nähern wagtest?« fragte Indri.

»Ich fürchtete, euch lästig zu sein,« antwortete der Fakir.

»Doch aber folgtest du dem Elefanten.«

»Das ist wahr; diese Wälder hier bergen wilde Tiere und ich wollte mich in eurer Nähe halten, um nötigenfalls eure Hilfe in Anspruch zu nehmen.«

»Wenn du willst, kannst du neben dem Elefanten herlaufen.«

»Danke, Sahib, aber dein Tier läuft zu schnell, da kann ich auf die Dauer nicht Schritt halten. Außerdem ist jetzt der Wald, in dem die wilden Tiere hausen, hinter uns und ich brauche keine Furcht mehr zu haben.«

Hierauf wechselte er mit Dhundia nochmals einen raschen Blick und warf sich dann in das nächste Gebüsch, indem er sich unter einem großen »Pipal« hinlegte.

»Lassen wir ihn ruhen,« sagte Toby, der nichts gemerkt hatte. »Er wird erschöpft sein.«

»Das glaube ich auch,« antwortete Indri.

Bangawady nahm, vom »Kornak« gelenkt, den Pfad wieder auf und setzte seinen Eilmarsch fort, indem er schnaubte und seine langen Ohren bewegte, um sich etwas Abkühlung zu verschaffen.

In der Ferne, auf den höchsten Stufen der Hochebene, hob sich ein Häusermeer ab, was unter den Sonnenstrahlen glitzerte, als wenn seine Kuppeln und Dächer mit Gold übersponnen wären.

Es war Pannah, die Hauptstadt des gleichnamigen Radscha. Aber sie war noch so weit, daß man sie jedenfalls vor Sonnenuntergang nicht mehr erreichen konnte.

Es gab noch viele Wälder, tiefe Engpässe und reißende Gebirgsbäche zwischen riesigen Felswänden zu durchqueren, die die Kraft und Geduld Bangawadys, sowie die Geschicklichkeit seines Führers auf harte Probe setzten.

Mittags mußten die Reisenden dem armen Tiere eine Stunde Rast gönnen, denn es triefte vor Schweiß, obwohl die Luft noch frisch war.

Der Ort, den sie gewählt hatten, wurde von einer gewaltigen Tamarinde beschattet, die isoliert zwischen dichtem Gebüsch stand, bevorzugte Schlupfwinkel der Schlangen, besonders der »Cobra manilla«, die klein und blaugefärbt sind, der »Cobra capelo« und der Brillenschlangen.

In Indien erreichen die Tamarinden eine enorme Höhe und breiten ihre Äste zu einem unglaublichen Umfang aus.

Es sind prächtige Bäume mit dicker, rissiger, meistens brauner Rinde und etwa drei Zoll langen, zugespitzten Blättern.

Ihre Früchte werden bei den Indiern vielfach verwandt, nicht nur als erfrischende Medizin, sondern auch als Speise, als Zutat zum »Carri«.

Toby und seine beiden Gefährten hatten sich kaum unter den Schatten jenes prächtigen Baumes gelegt, indem sie darauf warteten, bis der »Kornak« das Frühstück zurechtgemacht habe, als der erste, dem nichts entging, beim Anblicke eines Menschen, der im Gebüsch umherschlich, einen Ausruf der Überraschung nicht zurückhalten konnte.

»Was hast du, Toby?« fragte Indri, im Glauben, daß er von einer Schlange gebissen worden wäre.

»Schon wieder der ›Nanek Punthy‹!« – –

»Das ist nicht möglich!« – –

»Ich habe mich nicht getäuscht, Indri. Ich sah ihn nur einen Augenblick, aber er genügte mir, ihn wieder zu erkennen.«

»Ob er uns gefolgt ist?« fragte sich Indri überrascht. »Ob jener Mensch eine derartige Ausdauer gehabt hat, um mit dem Eilschritt Bangawadys um die Wette zu laufen?«

»Es wird ein anderer sein,« sagte Dhundia. »Wenn man in Pannah das Fest des Tirunal feiert, werden sich viele Fakire dahin begeben.«

»Hm! Ich zweifle nicht daran, daß es derselbe ist, dem wir begegnet sind und ich möchte mich wirklich davon überzeugen.«

»Er ist schon weit,« sagte Dhundia etwas unruhig.

»Nicht so weit, wie Ihr glaubt, und ich werde ihm folgen, während Bangawady ausruht.«

»Und auf das Frühstück willst du verzichten?« fragte Indri.

»Bah! Für einen Jäger genügt ein Zwieback und den werde ich verzehren, ohne deswegen langsamer zu laufen.«

»Soll ich Euch begleiten?« fragte Dhundia, indem er sich rasch erhob.

»Weder Ihr, noch Indri; ich gehe lieber allein.«

Er nickte Indri bedeutungsvoll zu, nahm seinen Karabiner, warf sich mitten ins Gebüsch und verschwand eilig hinter einem dichten Bananengewächs.

»Hier steckt etwas dahinter,« murmelte er, ohne den Schritt zu hemmen.

»Man läuft nicht ohne triftigen Grund fünf Stunden hinter einem Elefanten her.

Sehen wir zu, ob jener Gauner sagen wird, er habe sich eines Pferdes bedient, was er im Walde fand.«

Er hatte seinen Mann nach einem Bananenwäldchen entschlüpfen sehen und war sicher, ihn im Gebüsch verborgen wieder zu finden, obwohl er die unglaubliche Gewandtheit der Indier kannte.

Er ging vorsichtig weiter, da er nicht wußte, ob der Fakir allein wäre; er fürchtete eher das Gegenteil.

»Wer weiß,« sagte er zu sich. »Statt eines Betbruders könnte es auch ein Dakoit sein, und jenes Gesindel ist immer gefährlich.«

Als er das Wäldchen erreichte, hielt er inne und lauschte. Kein Geräusch drang zu ihm. Doch vierzig Schritte vor ihm sah er Papageien auffliegen, die laut kreischten.

»Die muß mein Mann aufgescheucht haben,« sagte er. »Ob er gemerkt hat, daß ich ihm folge? Seien wir auf der Hut, daß wir in keinen Hinterhalt fallen.«

Er spannte den Karabiner und drang entschlossen vor, indem er sich an den gewaltigen Bananenblättern entlang schlich, die bis auf die Erde herabhingen, da sie sich wegen ihrer Schwere nicht in der Luft halten können.

Wenn er rasch lief, so verlor auch der Indier keine Zeit, denn dann und wann sah er in immer größerer Entfernung elegante »Balbul«, Pfauen oder weiße Turteltauben auffliegen.

Zuweilen hörte Toby auch die Blätter rascheln und kurz darauf entflohen wilde Hunde, schakalähnliche Tiere, mit kurzem, rötlichbraunem Fell und schäbigem Schwanz, die, in Rudeln, oftmals sogar dem Menschen gefährlich werden.

Plötzlich verstummte jedes Geräusch. Hatte der Indier ein Versteck gefunden oder die Flucht aufgegeben?

»O! o!« rief Toby, der äußerst vorsichtig geworden war. »Was bedeutet dieses Einhalten? Ich bereue fast, mich in dieses Gebüsch gestürzt zu haben, ohne wenigstens den »Kornak« mitgenommen zu haben.«

Er tat noch einige Schritte, indem er die Blätter mit dem Karabinerlaufe beiseite schob, dann blieb er stehen und lauschte.

Mitten aus dem Gebüsch drangen scharfe Töne, die zuweilen in sanfte und zarte übergingen, wie von einer jener Flöten, die die Schlangenbändiger benützen und »Tomril« heißen.

»Was ist das?« rief Toby verwundert. »Ob jener Indier, dem ich folge, kein Fakir, sondern ein ›Sâpwallah‹ (Schlangenbändiger) ist? Oder, ob ich vor mir einen gewandten Gauner habe, der fähig ist, sich mitten im Walde zu verkleiden?«

»Diese Indier bringen alles fertig.«

Unterdessen wurde die Musik immer sanfter und einschmeichelnder, so daß sie auch auf den Jäger eine seltsame Schwäche, wie Schlaftrunkenheit, ausübte.

»Ob er mir alle Schlangen, die sich hier versteckt halten, auf den Hals jagt?« fragte er sich.

Er griff in den Gürtel und zog ein langes Messer mit leicht gekrümmter Klinge heraus, eine Waffe, die gegen einen Schlangenangriff dem Karabiner bei weitem vorzuziehen ist.

Mit dieser Waffe in der Faust rückte er kühn vor, entschlossen, den Bändiger aufzuspüren, da ihm alles das höchst verdächtig vorkam. Er ging jedoch langsam, denn aus allen Richtungen hörte er Schlangen zischen und die dünnen Blätter raschelten und bewegten sich.

»Die Schlangen kommen aus ihren Verstecken hervor,« sagte er schaudernd. »Das ist eine eklige Gesellschaft!«

Tatsächlich verließen diese Reptile, von jener ununterbrochenen Musik angezogen, ihre Schlupfwinkel und, wie von einer unwiderstehlichen Gewalt getrieben, näherten sie sich dem Spieler.

Und mit ihren Flötentönen fangen die indischen »Sâpwallah« die Schlangen, die sie nötig haben.

Sie begeben sich in dichtes Gebüsch oder in die Dschungeln und spielen ohne Unterlaß. Die Schlangen, die eine außerordentliche Leidenschaft für Musik haben, kommen von allen Seiten herbei.

Plötzlich hören die Bändiger mit ihrer Musik auf, packen, schnell wie der Blitz, die nächsten Schlangen, werfen sie in die Luft, um sie zu betäuben, fassen sie wieder am Schwänze, in dem Augenblick, wenn sie zurückfallen und brechen dann mit einer kleinen Zange die Giftzähne aus.

Wenn sie zufällig gebissen werden, saugen sie das Gift aus der Wunde oder wenden Gegengifte an, die nur sie kennen.

Toby schritt äußerst langsam vorwärts und fühlte einen kalten Schweiß auf der Stirn. Er hatte schon eine »Cobra manilla« vorbeischleichen sehen, eine kleine, kaum einen Fuß lange, blaue Schlange, deren Biß tödlich ist; dann eine »Gulabi« mit rötlich gesprenkelter Haut, ferner eine Minutenschlange, dünne, schwarze, kaum zwanzig Zentimeter lange Tiere mit gelben Flecken, und doch sind sie die furchtbarsten von allen, denn 60 Sekunden nach dem Bisse fällt Mensch oder Tier wie vom Blitze getroffen zu Boden.

Toby überlegte, ob er weiter vordringen, oder umkehren sollte, um nicht von einer jener gefährlichen Schlangen gebissen zu werden, als er sich plötzlich am Waldsaume befand.

Ein Schrei der Überraschung und auch des Schreckens entfuhr ihm.

Mitten in jener Waldlichtung saß auf einer großen, aus der Erde hervorragenden Wurzel, ein vollständig nackter Indier, umgeben von einem Dutzend Reptilien, unter »Gulabi«, »Cobra« und »Boa«.

siehe Bildunterschrift

… einen völlig nackten Indier, umgeben von einem Dutzend Reptilien, zwischen »Gulabi«, Kobra und Boa.

Er spielte ruhig weiter, als wenn er die Gegenwart des Jägers gar nicht gemerkt hätte und die Schlangen, die zusammengerollt mit erhobenem Kopfe vor ihm lagen, hörten ihm zu und rührten sich nicht, als wenn jene Musik sie hypnotisiert hätte.

Die Ähnlichkeit jenes Menschen mit dem Fakir, den er vier Stunden vorher, fünf Meilen entfernt, traf, hatte ihm jenen Schrei der Überraschung entlockt.

Dieselbe dunkle Haut, dieselben Gesichtszüge; aber er hatte weder Turban, noch Schnurrbart, noch Schuh, auch keine Halskette.

»Ob es derselbe, oder ein anderer ist?« fragte sich Toby, der keine Überzeugung gewinnen konnte. »Ob es die fehlende Schnurrbarthälfte macht? – – Ob sie falsch war?

Das wäre so ein Geheimnis, was ich gern enthüllen möchte, wenn jene verwünschten Schlangen nicht da wären.

Wenn ich wenigstens seine Stimme hören könnte.«

Er trat einige Schritte vor, indem er sich vorsichtig umschaute, aus Furcht, von einer später kommenden Schlange eingeholt zu werden und rief kräftig:

»Höre mit deiner verdammten Musik auf!«

Der Indier hob den Kopf, setzte einen Augenblick die Flöte ab und sagte mit einem Erstaunen, was echt schien:

»O! Ein weißer Mann! Flieht, Sahib, sonst werden Euch die Schlangen beißen.«

»Laß die Blaserei und antworte mir.«

»Ich kann nicht, Sahib; wenn ich einige Minuten innehalte, werden die Schlangen wütend und stürzen sich auf mich.«

Und er setzte die Flöte wieder an und spielte weiter, diesmal aber in anderer Tonart.

»Auch seine Stimme, obwohl sie näselnd geworden ist, erinnert mich an den Fakir,« sagte Toby. »Ob er's ist?«

Er wollte eben vordringen, als er etwas Sonderbares sah. Die Schlangen, die bisher unbeweglich dagelegen hatten, lösten, vielleicht gereizt von jener Musik, die immer lebhafter und schneller wurde, ihre Ringe und zischten und schlängelten sich. Sie schienen furchtbar zornig zu sein und, anstatt sich dem Bläser immer mehr zu nähern, entfernten sie sich eiligst.

»Hör' auf oder ich töte dich!« rief Toby.

»Ich kann nicht, Sahib,« antwortete der Indier erschrocken. »Ich kann die Schlangen nicht mehr halten. Flieht! – – Sie sind wütend! – – –«


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