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Die Mutter ist zum Heiner gegangen: »Heiner, was willst du essen, wenn Christkindleins Geburtstag ist?«
»Hasenbraten will ich essen.«
Darauf ist die Mutter zum Vater gegangen: »Vater, wenn Christkindleins Geburtstag ist, will Heiner Hasenbraten essen.«
Hat der Vater flugs das Fenster aufgemacht und Gaugau gerufen, den schnellen Jagdhund: »Schneller Jagdhund Gaugau, wenn Christkindleins Geburtstag ist, will klein Heiner Hasenbraten essen. Morgen nacht wollen wir den dicken fetten Hasen schießen, und seine Knochen, die kriegst du.«
»Jau jau,« sagt der schnelle Jagdhund, »aber warum wollen wir ihn heute nacht nicht schießen; ich glaube, es fällt gleich noch Schnee.«
»Heute nacht will ich schlafen,« gibt der Vater zur Antwort, »auch hab' ich jetzt weder Pulver noch Schrot.«
Da ist der schnelle Jagdhund Gaugau recht verdrießlich und geht allein nach dem Kohl, und darin sitzt der dicke, fette Hase und ißt sein Abendbrot, geht aber gleich 'raus, daß ihn keiner langen kann.
»Dicker, fetter Hase,« sagt der Jagdhund, »wenn Christkindleins Geburtstag ist, will klein Heiner Hasenbraten essen; morgen nacht schießt dich sein Vater tot, und deine Knochen, die krieg' ich.«
»Erst mußt du sie haben,« sagt der dicke, fette Hase, und dann läuft er, was er laufen kann, und läuft so schnell, daß kein Jagdhund ihn fangen könnte.
Als er weit weg ist, denkt der dicke, fette Hase: »Wenn Christkindleins Geburtstag ist, kann klein Heiner Gänsebraten essen; mich dicken, fetten Hasen kriegt er nicht. Ich will irgendwo unterkriechen, wo der dumme Jagdhund mich nicht sehen und der Vater mich nicht schießen kann.«
Da geht er zuerst zum Herrn Fuchs, der hat eine große Burg unter der Erde, darin sind viele Stuben und Kammern.
»Ach, Herr Fuchs,« sagt der dicke, fette Hase, »wenn Christkindleins Geburtstag ist, will klein Heiner Hasenbraten essen, und ich soll das Fleisch dazu liefern.«
»Das wird ihm sicher gut schmecken,« sagt der Fuchs.
»Mein Fleisch brauch' ich aber selbst,« sagt der Hase, »darum wollt' ich dich bitten: du hast Platz die Menge; laß mich unterkriechen morgen nacht und die nächsten Nächte, dann kann der schnelle Jagdhund Gaugau mich nicht finden, und der Vater schießt mich nicht.«
»Das kann geschehen,« antwortet der Fuchs, »aber du trägst immer so schöne lange Löffel mit dir herum; die gib meinen Kindern, daß sie damit spielen, sonst darfst du nicht unterkriechen.«
»Meine Löffel,« meint der Hase, »nein, die brauch' ich selbst. Ohne die Löffel ess' ich niemals in Ruhe meinen Kohl.«
Geht also der dicke, fette Hase ein Haus weiter und kommt zum Zaunkönig: »Ach, Herr König, wenn Christkindleins Geburtstag ist, will klein Heiner Hasenbraten essen, und ich soll das Fleisch dazu geben; aber das will ich nicht. Du hast einen schönen Königspalast, wie man sagt; darin gib mir Unterschlupf morgen nacht und die andern Nächte; dann kann der schnelle Jagdhund Gaugau mich nicht finden, und der Vater schießt mich nicht.«
»Das sollte mir leid tun, wenn du dicker, fetter Hase geschossen würdest,« sagt der Herr König, »aber ich bin zu groß, und mein Palast ist zu klein, und für uns beide ist kein Platz darin.«
Nun weiß der dicke, fette Hase wirklich nicht, wo er unterkriechen soll; aber er denkt, das wird sich morgen finden.
Als nun der andere Tag ist, gegen Abend, da läuft der dicke, fette Hase wieder nach dem Kohl, und wen trifft er da? Klein Heiner, der sucht sich Steine und wirft damit.
»Guten Abend, klein Heiner.«
»Guten Abend, dicker, fetter Hase. Sag mal, bist du der Weihnachtshase oder der Osterhase?«
»Der Osterhase, natürlich. Aber wenn ich dir zu Ostern schöne bunte Eier bringen soll, dann kannst du mir zu Weihnachten wohl einen Gefallen tun.«
»Gern. Was ist es denn?«
»Das sollst du gleich hören. Ich denke mir, daß du einen Kaninchenstall hast.«
»Aber fein! Nur Kaninchen, die sind jetzt nicht drin, die haben wir schon aufgegessen.«
»Um so besser,« sagt der Hase. »Und nun höre zu! In deinem Kaninchenstall kannst du mich wohl diese Nacht und die nächsten Nächte wohnen lassen, bis Christkind durch die Welt geht. Dann kommt bald eine bessere Zeit für uns Hasen.«
»Das will ich wohl.«
»Aber du darfst Gaugau, dem Jagdhund, nichts davon sagen und auch deinem Vater nicht. Wenn die mich sehen, glauben sie, ich sei der Weihnachtshase, und dann schießen sie mich tot, und du bekommst Ostern keine Ostereier.«
»Das wäre schade,« meint klein Heiner. »Aber das wollen wir schon machen. Du gehst jetzt ganz leise in meinen Kaninchenstall und feierst dort Weihnachten. Ich bringe dir jeden Tag einen Armvoll Kohlblätter, die kannst du fressen.«
»Du bist ein guter Junge,« sagt der dicke, fette Hase. »Für jeden Armvoll Kohlblätter sollst du zu Ostern einen Sackvoll Eier haben.« –
Die nächsten Tage saß der dicke, fette Hase im Kaninchenstall und fraß Kohlblätter, und dann kam Christkindleins Geburtstag.
Als Vater und Mutter am Abend zu Tische gingen, sagte klein Heiner: »O Mutter, wie fein duftet der Hasenbraten!«
»Ja, klein Heiner,« sagt die Mutter, »das ist gar kein Hasenbraten, das ist Gänsebraten.«
»Aber ich wollte doch Hasenbraten haben!«
»Jawohl, Hasenbraten!« ruft der Vater da. »Eine ganze Nacht und die beiden andern Nachte noch halb dazu sind wir hinter dem dicken, fetten Hasen her gewesen, der schnelle Jagdhund Gaugau und ich; aber merkwürdig, ganz merkwürdig! wir haben ihn nicht mal zu Gesicht bekommen.«
Als klein Heiner das hört, spitzt er die Ohren, und dann sagt er: »Der dicke, fette Hase, Vater, das weiß ich. Der hat drei Nächte in meinem Kaninchenstall gesessen, und ich habe ihn mit Kohl gefüttert. Vor ein paar Stunden hat er mir Ade gesagt; er will mit dem Christkind durch die Welt, und für all den Kohl soll ich drei Sackvoll Eier haben. Das war nämlich der Osterhase.«
Als der Vater das hört, läßt er sich die Geschichte erzählen, und dann schlägt er die Hände über dem Kopfe zusammen und ruft: »Nein, klein Heiner, das war der Weihnachtshase, und nun weiß ich auch, warum du heute abend keinen Hasenbraten bekommst. Es war wirklich der Weihnachtshase, und auf deine Ostereier kannst du lange warten.«
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