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Des Friedewünschenden Teutschlandes Dritte Handlung.

Erster Aufzug.

Teutschland (gehet auf in der Gestalt eines armen, elenden Bettelweibes, mit alten, zerrissenen Lumpen bekleidet, sie steuret steuren an, stützen auf. sich an einem Stecken, trägt einen Bettelsack am Halse, fähet an mit sehr kläglicher Stimme folgender Gestalt zu reden). O wehe und aber wehe mir armen unglückseligem Weibe! Ist auch ein Schmerz unter dem Himmel, der meinem Schmerzen zu vergleichen? Ist auch einiger Jammer, ist einiges Unglück unter der Sonnen, das so schwer wieget als das meinige? Ist auch wol ein Elend so groß, das von dem meinigen nicht weit wird übertroffen? Ach! Ach! Ich bin das allergeplagteste, das zerrissene, das beraubte, das geplünderte, das verbrante, das ausgemergelte, das biß auf den Grund verderbte Teutschland! O wehe mir armseligen Weibe! Ich war biß an die Sterne erhoben, nunmehr aber bin ich schier biß in die unterste Hölle gestürzet. Ich war die allergroßmächtigste Königin der ganzen Welt, nunmehr aber bin ich zu einer Schlavinnen, ja zur elendesten Bettlerinnen worden. Ich hatte Reichthum die Fülle, nun bin ich fast ganz und gar ausgeleeret und in die äußerste Armuth versetzet. Ich war mit einer solchen unvergleichlichen Schönheit begabet, daß sich alle Welt an mir vergaffete, nunmehr aber bin ich so häßlich und abscheulich geworden, daß auch die Geringste auf Erden, ja meine eigene Kinder einen Greuel und Ekel an mir haben. Meine Glückseligkeit war durch alle Theile der ganzen Welt berühmet im Original: »berühret«., nun ist kein Winkel mehr zu finden, da man nicht von meinem Elende und überaus großen Unglückseligkeit weiß zu singen und zu sagen. Ach, wie habe ich bei mir selber doch so gar thöricht gehandelt! Wie übel habe ich gethan, daß ich derjenigen Freundschaft gesuchet, welche mich aller meiner zeitlichen Wolfahrt so grausamlich haben beraubet! Ach, wie grimmig und hart haben mir die vier fremde Kavallier, welche ich doch bester maßen bewirthet und tractieret, in kurzer Zeit mit Raufen und Schlagen zugesetzet, sonderlich nachdeme sie sich mit dem erschrecklichen Bluthunde, dem Mars, in verträuliche Bündnisse eingelassen! Ich meine ja, sie haben mir alle genossene Freundschaft bezahlet, so gar, daß sie mir auch keinen einzigen ganzen Rock, ja kaum das Hembd am Leibe übrig gelassen! Ach, wie bin ich von ihnen geschlagen, verwundet, zerprügelt, mit Füßen getreten und schier aller meiner Güter beraubet! Ja, der grausame Mars ist nicht damit ersättiget gewesen, daß er so unmenschlich mit mir elendem Weibe ümgesprungen und durch die vier fremde Kavalliere [mich] biß auf den Tod zermartern, schlagen, plagen und berauben lassen; nein, er muste mich armselige Königin (ach ja, gewesene Königin!) in noch mehr und größer Elend und Unglück stürzen. Denn nachdeme er mich lange genug hat gequälet, siehe, da sind noch zwene Weibsbilder (welche sich vor des Mars Schwestern ausgeben, auch von ihme und anderen vor solche gehalten werden, derer eine Frau Pest, die andere Frau Hunger wird genennet) dazu kommen. Was nun diese beiden Weiber mir armen, kranken und verwundetem Teutschlande vor ein Elend haben zugerichtet, solches ist meiner schwachen Zungen auszureden unmöglich. Und welcher Redner kan gnugsam erzählen, was ich armes Teutschland nicht nur vom Kriege, sondern auch von Hunger und Pest habe ausgestanden und erlitten? Diese beiden nun folgen dem Mars, ihrem Bruder, auf dem Fuße nach, und muß ich Unglückselige mich befahren, ob zwar nicht viel mehr als ein weinig Odem in mir übrig ist, daß doch der grausame Mars nebenst obgedachten seinen beiden Schwestern dennoch nicht ablassen werden, mich ferner zu marteren und zu plagen. Ach! Ach! Wenn ich mich meiner vorigen Herlichkeit ein weinig nur erinnere, möchte mir ja das Herz im Leibe vor großem Leide zerspringen. Ach, wie war ich eine so glückselige, reiche und mächtige Königin! Ihr, ihr, die ihr mich in meiner vorigen Glückseligkeit habet gesehen und gekennet, ihr, ihr könnet mir dessen überflüssige Zeugnisse geben. Alle Welt liebete mich, alle Welt ehrete mich, alle Welt fürchtete mich, Armuth und Dienstbarkeit war viel weiter von mir, als der Himmel von der Erden ist. Aber!

(Hie wird abermal getrommelt, geblasen und geschossen. Mars gehet ganz prächtig auf, ihme folgen seine beide Schwestern Hunger und Pest. Der Hunger ist mit einem langen schwarzen, die Pest aber mit einem biß auf die Füste hängendem weißen Tuche bedecket, hinter diesen dreien gehet der Tod mit seiner Sensen. Teutschland erschrickt heftig hierüber und schreiet mit lauter Stimme):

O ihr Berge, fallet über mich! O ihr Hügel, bedecket mich! O wehe, wehe, wehe!

Der ander Aufzug.

Mars, Hunger, Pest, Tod, Deutschland (liget an der Ecken an der Ecken, in einem Winkel der Bühne. ).

Merke: Hie kan der Mars auf einem Triumphwagen etliche Kronen, Scepter, Waffen, Schlösser, Thürme, güldenen und silbernen Raub samt mehreren dergleichen Sachen hinter sich her schleppen lassen, darauf fähet trotzig an zu reden

Mars. Sehet da, ihr meine hochgeliebte Schwestern, die vielfältigen Siege und Ueberwindungen eures triumphirenden Bruders, des kriegerischen Mars, welches unaussprechliche Tapferkeit nunmehr fast den größesten Theil der Welt unter seine Macht und Beherschung gebracht hat. Kein Königreich unter dem Himmel ist vor meinen siegreichen Waffen befreiet geblieben; alle haben sie mir endlich müssen zu Fuße fallen und mein grimmiges Joch auf sich nehmen, nur das einzige, verstockte, hartnäckichte Teutschland hat mir biß auf das alleräußerste widerstrebet und sich dermaßen gewehret, daß biß auf diese gegenwärtige Stunde ich sie noch nicht vollenkömlich habe untertreten können. Zwar führe ich der anderen von mir bezwungenen Länder Kronen, Scepter und Waffen gleichsam zum Triumph mit mir umher, aller Welt zum Schrecken und Zagen; aber die ihrige kan ich dergestalt noch nicht sehen lassen, wiewol ich verhoffe, auch derselben nun bald ein vollkommener Besitzer zu werden. Zu dem Ende habe ich dieses hochmüthige Teutschland durch die vier wolbekanten Kavallier, am allermeisten aber durch ihre eigenen Unterthanen dermaßen lassen schlagen, plagen, marteren, dehnen, quälen und zerreißen, daß sie kaum Odem kan schöpfen, wie sie sie, im Orig.: »es«. denn auch schwerlich so viel übrig hat behalten, womit sie ihren zerschlagenen und verwundeten Leib kan bedecken.

Teutschland. Ach ja, leider mehr als allzu wahr!

Mars. Aber ich vernehme dennoch von denen vier Kavallieren als auch von ihren eigenen Unterthanen, daß Teutschland bei weitem noch nicht gar sei ausgesogen, sondern viele ansehnliche Schätze und gemünzete Gelder (welcher Gepräge denen Wappen der großen Reichs-, sonderlich aber derer an der See und vornehmen Flüßen gelegenen Handelsstädte nicht gar unähnlich sein sollen) bei diesen meinen langwierigen Kriegs troublen sol vergraben haben, von welchen sie aber das Allergeringste nichts bekennen wil, derowegen ich nun gänzlich bei mir beschlossen, dieses halsstarrige Weib durch Hülfe dieser meiner beider Schwestern, des Hungers und der Pest, auf ein neues anzugreifen und Teutschland dermaßen zu peinigen, daß sie endlich alles, sonderlich aber wo sie den Rest ihres Reichthums und unzählichen Güter hin vergraben habe, sol an den Tag geben. -- Aber sagt mir, ihr meine liebe Schwesteren, wollet ihr mir auch in diesem Handel treulich und ernstlich beistehen?

Pest. Ja freilich, vielgeliebter Herr Bruder, wil ich dir meines Theils rechtschaffene Hülfe leisten, denn das erfodert ja die schwesterliche Liebe; zudeme ist dir auch nicht unbewust, daß ich dir insgemein aller Oerter pflege zu folgen, warum solle ich denn eben auf dieses mal von dir absetzen?

Teutschland. O wehe mir! wehe mir!

Mars. Ja, meine liebe Schwester, dieses kan nicht geleugnet werden; denn wenn ich mich habe müde gekrieget und mein Arm matt ist von Metzlen und Schlachten der Menschen, so pflegest du an meine Stelle zu treten und oftermalen mehr Leute durch dein unsichtbares, als ich durch mein sichtbares Schwert dahin zu raffen. -- Aber sage mir doch, meine liebe Schwester Hunger, wie wilt denn du bei diesem Werke dich verhalten?

Hunger. Ich, Bruder Mars? Was solte ich anders thun, als dir getreulich folgen? Hast du Teutschland eine Zeitlang heftig geplaget, ich wil es noch zehnmal mehr plagen. Du zwar hilfst durch deine Waffen den Leuten plötzlich von der Welt, ich aber pflege sie fein mählich und langsam zu ertödten, damit ihre Pein um so viel größer und schwerer sein müge. Ja, ich lasse sie vor ihrem Ende vielmals ganz rasend und unsinnig werden, und ob ich dich zwar nicht allezeit begleite, wie denn auch unsre Schwester Pest nicht zu thun pfleget, so nehme ich doch jederzeit mein Quartier an eben denselben Orten, aus welchen du vor meiner Ankunft bist hinweggezogen; denn wo der Krieg herausgehet, da gehet der Hunger wieder ein. Unterdessen wil ich dir das ungehorsame Teutschland tapfer tribuliren helfen.

Teutschland. O wehe, wehe, wehe mir!

Mars. So recht, meine vielgeliebte Schwestern, so wollen wir endlich die rebellische Königin bezwingen; sie sol bekennen, oder auch auf Stücken von uns zerrissen werden. Aber siehe da, was sehe ich in jenner Ecke so gar zusammengekrümmet ligen? Ist das nicht Teutschland? Hat sichs nicht in diesen tunklen Winkel verstecket, zweifelsohn der Meinung, daß man sie daselbst so bald nicht sol finden? Ja wahrlich, es ist niemand anders als eben diese hartnäckichte, ruchlose Verächterin meiner kriegerischen Majestät. Horch, du schnödes Weib, sage an, was hast du hie zu schaffen?

Teutschland. Ach, Mars, hörest du denn noch nicht auf, mich unglückseligstes, elendestes Weib zu jagen und zu plagen? Ach, erbarme dich doch einmal über mich!

Mars. Was sagst du, Bestie, von erbarmen? Solte ich mich deiner erbarmen? Wer hat doch sein Lebtage gehöret, daß beim Kriege Mitleiden und Erbarmung zu finden? Ich frage dich nochmalen, was du dieser Oerter zu schaffen oder verloren habest?

Teutschland. Ach, du unversöhnlicher Mars, deine Grausamkeit hat mich an diesen Ort getrieben. Denn nachdeme du samt deinen unbarmherzigen Mitgehülfen mich aller meiner Lebensmittel hast beraubet, bin ich gezwungen worden, allhier in der Fremde ein Stücklein Brod zu erbetteln, gestalt denn solches in diesem meinem Bettelsacke annoch ist zu finden.

Mars. Was magst du unverschämtes Weib dich viel über meine Grausamkeit beklagen? Wäre ich anfänglich nur etwas schärfer mit dir verfahren, vielleicht hättest du alsdann bessere Worte zu geben gelernet, ob du dich gleich jetzo so sehr beschwerest, daß du dein Brod müssest erbettelen. Und was ist es denn endlich mehr? Es haben ja vor diesem auch wol andere Königinnen gebettelt, ist also Teutschland die erste nicht.

Teutschland. O wehe mir, wehe mir! das ist vor mich wol ein elender Trost!

Mars. Ja was meinest du wol, Teutschland, solte ich dich noch viel trösten? Vermeinestu etwan, daß du deinen Herrn Pfaffen, den Schwätzer Merkurium, bei dir habest, der dir aus der Bibel ein Haufen Zeuges daher plaudert? Nein, Deutschland, das ist keine Soldatenmanier; Kinder und alte Weiber mügen beten, einem martialischen Kavallier stehet kein Ding so wol an als rechtschaffen fluchen und sakramentiren. Aber sage mir, du Vermaledeiete, wohin hast du deine übrigen Schätze vergraben?

Teutschland. Ach, Mars, was vor Schätze? Ich weiß ja von keinen Schätzen.

Mars. Weißest du von keinen Schätzen? Meinest du etwan, daß ich toll oder blind sei, oder daß ich mich wie ein Kind von dir wolle überreden lassen, als wäre dein sämtliches Vermögen schon gänzlich erschöpfet? Nein, Teutschland, das verstehe ich viel besser.

Teutschland. Ach, Mars, erzeige dich doch nicht so gar grimmig gegen mir armen Weibe! Wohin wolle ich doch Schätze vergraben haben, es müchte denn in die Tiefe des unergründlichen Meers sein, woraus sie ja schwerlich wieder zu erheben?

Pest. O Teutschland, wie bistu doch so gar obstinat? Bekenne nur, was mein Bruder von dir zu wissen begehrt; wo nicht, so werden wir dich fürwahr aufs Neue sehr hart angreifen.

Teutschland. Ach, was sol ich armseliges Weib doch bekennen? Teutschland hat ja nichts mehr übrig behalten als ihr elendes Leben.

Hunger. Hörestu nicht, Teutschland, mein Bruder Mars wil wissen, wohin du deine übrigen Schätze habest verstecket. Sage es doch frei heraus, dafern du anders gedenkest, dein Leben zu erhalten.

Teutschland. Wie kan oder mag ich doch etwas bekennen, das ich selber nicht weiß? Ach Gott, wollet ihr denn nicht einmal aufhören, mich zu plagen!

Mars. Was? Aufhören? Nun wollen wir erstlich recht anfangen, dich hartnäckichtes, aufrührisches und verstocktes Weib auf das allerärgste, wie wir es nur immer können erdenken, zu tribuliren. Ich sage nochmalen, bekenne, wohin du deinen übrigen Vorrath hast verstecket?

Teutschland. Ach, Mars, quäle mich doch nicht länger, bedenke es doch nur ein weinig, daß du ein geborner Teutscher, mein Untersasse, Lehn- und Landsmann bist, wie magst du doch gegen deine eigene Königin so unmenschlich tyrannisiren?

Mars (wird heftig entrüstet). Was sagst du, Schandbestie, von tyrannisiren? Heran, ihr meine Schwesteren, und zerpeitschet mir dieses ruchloses Weib ohne einiges Mitleiden von dem Haubtscheitel biß auf die Fußsohlen, daß nichtes Gesundes an ihrem ganzen Leibe bleibe. Was gilts, sie sol uns endlich die rechte Wahrheit bekennen!

Die beide Weiber, Hunger und Pest, treten ganz grimmig herzu, schlagen tapfer mir ihren Peitschen (welche von breiten Bändern oder ledernen Riemen gemachet sind) auf das jämmerliche Teutschland, rufen immer fort: Bekenne, bekenne, du alte Donnerhexe, oder du solt und must von unseren Händen sterben!

Teutschland (auf der Erde ligend). Sterben? Ach ja, von Herzen gern wil ich sterben, ich kan und weiß euch ja nichts zu bekennen. Ach, nehmet mir doch nur mein Leben!

Mars. Höret nur auf, ihr meine Schwestern. Dieses rebellische Weib ist, weder durch Schläge noch Streiche, gar nicht zu zähmen. Teutschland fraget nach keiner Strafe, weder Pest noch Hunger kan sie bezwingen. Ei wolan, so sol denn endlich mein rechtmäßiger Eifer ihr das hochmüthige Herz brechen und sie mit Ach und Wehe von der Welt räumen. Du Boshafte wünschest zu sterben? Siehe, da hast du nun, was du so herzlich begehrest!

(Mars schießet auf sie mit einer Pistolen, daß Teutschland, als wenn es ganz und gar tot wäre, beligen bleibet und sich nichtes mehr reget.)

So muß man die halsstarrige aufrührische Köpfe und hartnäckichte Sinnen zähmen.

Pest. Ja, Bruder Mars, du hast ihr recht gethan, denn nach meinen Schlägen fragte Teutschland doch sehr weinig.

Hunger. Und ich, ob ich ihr gleich viel größere Pein und Marter angeleget als meine Schwester, die Pest, gethan hat, so bin ich dennoch viel zu schwach gewesen, ihr trotziges Gemüthe zu bezwingen, weswegen dieses äußerste Mittel vor die Hand zu nehmen auch mich das Rathsamste gedäucht hat.

Mars (bedenket sich ein weinig). Es ist wol nicht ohne, ihr meine lieben Schwesteren, daß man die Rebellen auf diese Weise zum allerbesten kan bezwingen, denn ein todter Hund beißet hinfüro nicht mehr. Gleichwol müchte ich wünschen, daß ich Teutschland mit diesem Schusse nicht ertödtet hätte.

Pest. Warum das, Herr Bruder?

Mars (kratzet den Kopf). Ei, nun erinnere ich mich erstlich, daß ich denen vier Kavallieren, welche mich als ihren General in Bestallung haben angenommen, gar ernstlich und auf Glauben versprochen, daß ich zwar Teutschland auf das alleräußerste tribuliren und plagen, aber nicht gar erwürgen wolte, dieweil, wenn Teutschland todt, sie alsdenn ein sehr hohes Interesse daran würden verlieren, auch ihrer annoch übrigen Habe und Güter nicht theilhaftig werden könten. Ich fürchte fürwahr, daß sie deswegen eine schwere Action mit mir anfangen werden.

Hunger. Ja wahrlich, Bruder Mars, dieses könte leichtlich geschehen; ich erinnere mich itzo selber, daß sie durchaus nicht wollen, daß Teutschland gar ümmekommen solle.

(Teutschland beginnet sich ein weinig zu regen.)

Aber sehet doch ümme Gottes willen, Teutschland reget sich noch ein weinig, ich gläube fürwahr, es lebe noch.

Pest (ziehet Teutschland herüm auf die andere Seite und spricht): In der Wahrheit, Bruder, Teutschland lebet, der Schuß ist ihr nicht ins Herz, sonderen nur durch die Schulteren gangen.

Mars. Was saget ihr, Schwesteren? Lebet Teutschland noch? Das ist mir von ganzem Herzen lieb. Aber die Schüsse pflegen dennoch bißweilen gefährlich zu sein, und kan leicht der kalte Brand oder ein anderes dergleichen Accident dazu schlagen, derowegen erachte ich es vor hochnöthig, daß wir uns nach einem erfahrenen Wundarzte, der zugleich äußerliche und innerliche Gebrechen weiß zu heilen, ümmesehen, daß derselbe ihr den Schaden schleunigst verbinde und, so bald es immer müglich, wiedrum heile, damit, wenn Teutschland zu voriger Gesundheit gelanget, wir auf das Neue ihr zusetzen, ja sie mit allerhand Marteren, so nur immer zu erdenken müglich sind, quälen und plagen und durch dieses gestrenge Mittel alles dasjenige, was wir zu wissen begehren, endlich erforschen, und zu sonderbarem unserem Nutzen und Ersprießlichkeit solches anwenden mügen.

Pest. Du redest recht, vielgeliebter Bruder, wir müssen uns bei Zeiten nach einem geschickten Feldscherer ümmesehen, damit der Schade nicht versäumet werde.

Mars (bedenket sich ein weinig). Halt, halt, ich weiß schon einen trefflichen erfahrnen Meister; er ist von Geburt ein Italiäner, der heißet Ratio Status Ratio Status , Staatsvernunft, Politik., und wohnet derselbe nicht gar weit von meinem Quartier, den wil ich alsobald herausschicken, daß er das verwundete Teutschland verbinde und soviel müglich wiedrum heile. Folget mir nur schleunigst nach, damit ja alles zeitig genug bestellet werde.

(Sie gehen ab. Hie wird sehr kläglich, aber doch gar sanft musiciret.)

Der dritter Aufzug.

Teutschland; Meister Ratio Status, der Feldscherer.

Teutschland (ein weinig von der Erde sich erhebend, fähet an mit kümmerlicher Stimme sich folgender Gestalt zu beklagen): Es halten zwar die blöde Menschenkinder davor, daß nichtes Grausameres noch Erschrecklichers sein könne als der Tod an ihm selber, und nächst diesem die Furcht des Todes. Ich übelgeplagtes Weib aber glaube festiglich, daß kein größerer Jammer werde gefunden, als wenn ein Mensch, der den Tod so viel tausendmal wünschet oder begehret, desselben nicht kan noch mag theilhaft werden. O wie süß und angenehm solle mir Elenden der Tod sein! Nun aber, so lange ich noch lebe, sterbe ich nicht ein, sondern tausendmal des Todes und zwar dasselbe täglich. Ich hätte ja wol gehoffet, es solle mir der grausame Menschenfresser Mars mit diesem letsten Schuß den Beschluß meines traurigen Lebens haben gegeben, angesehen ich schon hiebevor etliche hundert Wunden von ihm empfangen; aber er hat mir, meinem Wunsche nach nicht das Herz, sondern nur die Schulteren getroffen; jedoch kan es gar leicht geschehen, dieweil ich ohne das gleichsam mit dem Tode ringe, daß eine andere gefährliche Krankheit zu diesem Schaden schlage, die mich armes, zermartertes, verwundetes und beraubtes Teutschland vollends aufreibe und einmal von allem Jammer und Elende erlöse, welches denn ich Armselige von Grund meiner Seelen wil gewünschet haben.

(Sie fällt gleichsam in einer schweren Unmacht abermal als todt zur Erden.)

Meister Ratio Status (gehet auf wie ein Quacksalber oder Feldscherer, ziemlich gravitetisch ausstaffiret. Er träget seine Wundarzlade unter dem Arm, hält in der Hand ein paar Gläser, Büchsen mit Salben, allerhand Instrumente und derogleichen. Er kan ihm auch durch einen Diener etliche Sachen nachtragen lassen, fähet an ganz hochmüthig zu reden): Sintemal, dieweil und nachdem es des Durchläuchtigsten Kriegeshelden, des großmütigsten Mars Excellenz, gnädigst hat gefallen, mich als einen sehr trefflichen Chirurgus, Medicus, Ophtalmicum,, Lythototum Lithotomus , Steinschneider. hochfürstlichen privilegirten, wolerfahrnen Leib- und Wundarzten ganz schleunigst heraus zu commendiren, daß ich das von ihm couragieuxer Weise verwundetes und geschossenes Teutschland gebührlicher maßen solle emplastriren emplastriren , bepflastern.; als wil ich solchem seinem Begehren zur günstigen Folge mich alsobald dazu praepariren und die verwundete Dame bester maßen, das ist gründlich, künstlich und ohne einige Schmerzen, curiren und heilen. Aber ich sehe ja keine ansehnliche Weibesperson hieselbst, maßen Ihre Excellenz, daß sie dergestalt beschaffen, mich selber haben berichtet. (Er siehet sich ein weinig üm.) Ich wil ja nicht hoffen, daß es jener Bettelsack sei, welcher dort im Kothe ausgestrecket liget; es scheinet gleichwol, als wenn selbiges Weib an unterschiedenen Orten ihres Leibes ganz heftig sei verwundet. (Er kehret oder nahet sich zu ihr.) -- Glück zu, Mutter, wie gehts? Wie zum Teufel hast du dich so im Blute herüm gewälzet?

Teutschland. Ach, mein Freund, ich bin ein armes, elendes und hochbetrübtes Weib. Mars hat mich dermaßen jämmerlich zugerichtet, daß ich auch fast keinem Menschen mehr ähnlich bin.

Meister Ratio Status. Hat Mars das gethan? So bist du Teutschland, höre ich wol?

Teutschland. Ach ja, gewesen! Ach leider!

Meister Ratio Status. Sei gutes Muthes, Teutschland; ich bin zu dem Ende zu dir geschicket, daß ich deine Wunden bester maßen sol heilen, welches zu praestiren ich viel geschickter bin als der Theophrastus Paracelsus Bombastus von Hohenhaim mit allen seinen Jüngern und Nachfolgeren, es mügen gleich innerliche oder äußerliche Schaden sein. Man muß aber den Dingen fein bei Zeiten vorzukommen wissen, dieweil es nach dem bekanten Vers heißet:

Principibus obsta sero, medicina patrata
Cum mala per longas confarafere foras.
soll nach Ovid, remed. amoris 91, heißen: Principiis obsta, sero medicina paratur, Cum mala per longas convaluere mores.

Teutschland. Ja ja, mein Freund, ihr schwatzet mir so etwas daher von euren chirurgischen Künsten, welchen allen ich doch sehr weinig traue. Aber saget mir, wie heißet doch eur Name?

Meister Ratio Status. Ich heiße der edler, vester, großachtbarer, hochgelahrter auch hocherfahrner Meister Doctor Ratio Status, Chirurgus, Lithotomus, Hernieticus Hernieticus , Bruchschneider., Ophtalmicus, Empiricus, Theophrasticus, Galenicus, Magicus, hoch und viel approbirter Leib- und Wundarz, imo plus, si vellerem, ja, so heiße ich!

Teutschland. Seid ihr Ratio Status? Ach Gott, was sol man doch von euch Gutes hoffen? Aber sagt mir, Herr Doktor, wer hat euch zu mir geschicket?

Meister Ratio Status. Das hat der großer Kavallier Mars gethan.

Teutschland. Mars? Mein abgesagter Todfeind? Ach, war es nicht genug, daß er vor seine Person nebenst seinen mordgierigen Schwesteren mich so greulich plagte, muste Ratio Status auch noch erstlich dazu kommen?

Meister Ratio Status. Wie redest du, närrisches Weib? Hörest du nicht, daß ich um deines Besten willen bin anhero geschicket, deine fast unzählichen Wunden mit meinen Emplastribus, Catapotiis Clystiriis, Cataplasmatiis Elinctoribus, masticatoribus, gargarismatiis, potionibus, pilulibus, Electuaribus und anderen derogleichen Galenischen, Hermetischen und magischen medicamentibus glücklich als ein kunstreicher Meister zu heilen?

Teutschland. Ach, wo findet sich doch ein solcher Meister, der Teutschlandes Gebrechen bei dieser Zeit aus dem Grunde kan heilen?

Meister Ratio Status. Ich, ich bin derselbe Mann, ich Ratio Status kan die Kunst, ich weiß Rath in der Noth, vor die morbum, vor den Tod. Aber halt still, Teutschland, da muß ich dir erstlich etliche heilsame Pflaster auf die äußerliche Wunden legen und dir hernach die innerliche Schäden mit etlichen köstlichen Tränken oder potionibus wieder zu rechte bringen.

Teutschland. Ach sagt mir, Meister Ratio Status, was gebrauchet ihr doch denn vor Pflaster, mit welchen ihr meine blutige, ja nunmehr schier eiternde Wunden zu heilen vermeinet?

Meister Ratio Status. Da habe ich erstlich das starke Emplastrum Ligae Ligue und Union waren die beiden confessionellen Bündnisse im Dreißigjährigen Kriege, die einander bekämpften und Deutschland zerrütteten., welches trefflich wol bindet und in solchen Schäden sehr bewähret ist.

Teutschland. Ach, mein lieber Meister, lasset mir nur dieses Pflaster von den Wunden, das Emplastrum Ligae habe ich nimmer können vertragen.

Meister Ratio Status. Was dünket dich denn bei dem Emplastro Unionis, welches nur gar ein weinig zusammenhält, und demnach nicht gar so stark ist als das vorige?

Teutschland. O schweiget doch auch von diesem, mein lieber Meister, ich habe es schon vor vielen Jahren gebrauchet und mich trefflich übel darnach befunden.

Meister Ratio Status. Ja Teutschland, wilt du denn keines von diesen beiden gebrauchen, so wil ich dir das Emplastrum Neutralitatis zurichten, da wirst du dich ja nicht übel nach befühlen.

Teutschland. Ja, daß es Gott erbarm! solte ich mich bei diesem Pflaster wol befinden? Die Neutralität ist mir bißweilen eine solche schädliche Salbe gewesen, daß sie mir auch manches schönes Glied an meinem ehemals herlichem Leibe auf das äußerste hat verderbet.

Meister Ratio Status. Was sol ich denn mit dir anfangen, Teutschland? Du bist über alle maße eigensinnig. Du begehrest deine äußerliche Wunden weder mit der Ligâ, noch der Union, noch auch der Neutralität zu salben. Wie, wenn ich dir denn etwan das Emplastrum Confoederationis cum exteris hätte aufgeleget?

Teutschland. O weg, weg mit deme! Was dieses vor ein beißendes Pflaster sei, habe ich mit meinem größestem Schaden schon längst erfahren.

Meister Ratio Status. Du must dennoch etwas gebrauchen, dafern dir deine Gesundheit vollenkömlich sol restituiret werden. Dieweil ich aber verstehe, daß du vor allen äußerlichen Mitteln einen so gar großen Abscheu hast, so wil ich dir lieber eine Potion oder Tränklein zurichten, welches dir verhoffentlich nicht übel wird bekommen.

Teutschland. Ja wenn ich versichert wäre, daß es helfen wolte.

Meister Ratio Status. Wie solte es nicht helfen? Siehe, da habe ich ein Tränklein, das heißet Simulatio, solches darfst du nur fein kalt zu dir nehmen, was gilts, es soll deine innerliche Schaden bald heilen.

Teutschland. Ja wol! Simulatio wird bei mir nichts ausrichten, denn dieser Trank in Teutschland sehr weinig Kräfte hat, ich glaube aber wol, daß er in Italien, Frankreich und anderen Länderen viele große Dinge verrichte.

Meister Ratio Status. Dieses alles leugne ich zwar nicht. Meine Landsleute, die Italiäner, befinden sich trauen sehr wol bei der Simulation, deinem hartem teutschen Magen aber mag es wol etwas zu schwach sein. Wie dünket dich aber, wenn du etwan die Dissimulation dazu nehmest?

Teutschland. Ach, was plagst du mich doch viel mit deinen Tränken? Eines nützet eben so viel als das ander. Alle diese Arzneien können Teutschland weiniger als nichtes helfen. Darum bitte ich, mein Ratio Status, bemühe dich meinenthalber nur gar nicht. Ich begehre von allen deinen Arzneien keine einzige zu gebrauchen.

Meister Ratio Status. Wie? Du bist mir auch wol ein rechter närrischer Kopf. Kan ich dir denn gar nichts zu Danke machen? Sol ich denn also ohne einige Verrichtung wieder davon gehen? Wie werde ich das vor meinem Principalen, dem großmächtigsten Mars, können verantworten? Ich bitte dich, Teutschland, gebrauche doch nur ein einziges meiner Medicamenten, damit ich gleichwol könne beweisen, daß ich dir meinen guten Rath gern und willig habe mitgetheilet.

Teutschland. Ach du höhester Gott, wie plagest du mich doch! Bin ich denn vorhin nicht elend genug? Was sol es denn endlich sein?

Meister Ratio Status. Höre, Deutschland, demnach du weder Pflaster noch Tränke zu deinen sowol äußer- als innerlichen Schaden wilt gebrauchen, so verschlucke doch nur etliche weinige Pillulen, welche von sonderbarer großer Würkung werden gehalten.

Teutschland. Was sind es endlich vor Pillulen, und wie heißen sie denn?

Meister Ratio Status. Es sind Pillulae Hypocriticae, welche beides von Geistlichen und Weltlichen hoch werden gerühmet; ich wil sie dir in einem gebratenen Apfel hinunter zu essen darreichen.

Teutschland. Wie saget ihr, Meister, heißen diese Pillulen?

Meister Ratio Status. Sie heißen eigentlich Pillulae Hypocriticae.

Teutschland. Pillulae Hypocriticae? Ich meinete wahrlich anfangs, daß ihr Pillulae Hypochondriacae gesaget hättet, die müchten vielleicht zur Vertreibung meiner überaus großen Melankolei und Herzenstraurigkeit etwas nützen. Aber wie ich verstehe, so sind es Pillulae Hypocriticae. Aber, saget mir Meister Ratio Status, heißen dieselben nicht in meiner, das ist der rechten teutschen Sprache Heuchelpillen?

Meister Ratio Status. Ja, Deutschland, eben dieselbe sind es, und ist der Heuchelpillen Würkung so trefflich, daß sie mit keinem Golde zu bezahlen. Siehe da, ich habe sie dir schon in einen Apfel verstecket, denselben iß nur geschwinde und laß dir diese köstliche Arznei wol bekommen.

Teutschland. Auf eur Wort, Herr Doctor, wil ich den Apfel genießen, es mag mir so viel nützen als es wil und kan, angesehen ich ohne das kaum mehr lebe, ich muß dennoch erfahren, wie Teutschland die Heuchelpillen wollen bekommen.

Meister Ratio Status. Ohne allen Zweifel sehr wol. Was gilts, ob sie nicht bald trefflich sollen würken. Aber ich wil unterdessen meinen Abscheid nehmen und meine anderen Patienten, deren sehr viel an der Lustseuche, Franz seinen Hosen Franz seinen Hosen, Franzosen., am Magenzipperlein, Zahnschnuppen, Goldsucht, Diebesfieber, Hurenpest und anderen mehr gefährlichen Krankheiten danieder liegen, besuchen. Immittelst, Teutschland, gehabe dich wol. Die Bezahlung vor die gereichten Arzneien wil ich von meinem Principal und großem Patron, dem Mars, zu foderen wissen.

Teutschland. Wol, wol, Meister, gehet nur immer hin, ich habe euch ohne das keinen einzigen Heller zu geben.

Meister Ratio Status gehet ab, und Teutschland verzehret den Apfel gar geschwind.

Der vierter Aufzug.

Teutschland. Friede. Merkurius.

Teutschland. Nun wolan, diese Pillen sind verschlucket, Gott gebe, wie sie mir auch werden bekommen Gott gebe, wie sie mir auch bekommen mögen.. Ich habe in Wahrheit eine sehr gefährliche Sache gewaget; denn bin ich nicht ein schwaches, krankes, zerschlagenes und verwundetes Weibesbild und unterstehe mich nichts desto minder, so vielerlei Leibes- und Gemüthes-Gebrechen endlich mit Heuchelpillen zu vertreiben? Das mag wol ein seltzames Beginnen heißen! Aber ich fühle schon, wie sie anfahen zu würken, sie zerreißen mir den Leib, den Magen, das Eingeweide und alle Gedärme dermaßen greulich, daß ich fast vor Angst nicht weiß, wohin ich mich sol wenden. O Ratio Status, du ehrloser Landbetrieger, was hast du mir vor eine giftige Arznei in den Leib geschwätzet! Ja wahrlich, es muß wol ein strenges Gift sein, es wäre sonst unmüglich, daß sie mich so heftig quälen könten. Ach, Ratio Status, wie wird mir doch so grausam wehe nach deinen verfluchten Heuchelpillen, das Herze wil mir schier gar in Stücken zerbrechen.

(Teutschland wil sich gern erbrechen, rülzet mit dem Halse, ächzet und thut sonst sehr übel.)

Ach! nun muß ich endlich gar ersticken und verderben, der kalte Schweiß bricht mir schon aus, Hören und Sehen vergehet mir, ach der verfluchten Heuchelpillen!

(Teutschland erbricht sich abermal heftig, wird endlich ganz stille, liget, als wenn es nun gänzlich wäre erstorben.)

Friede. Es ist nunmehr eine geraume Zeit verflossen, daß ich mich das letste mal auf dem sündhaften Erdbodem, wo lauter Ungerechtigkeit und gottloses Leben wohnet, sonderlich aber bei dem damals glückseligem, reichem und ruhigem Teutschlande habe finden lassen. Aber, ach, was klägliche Zeitung habe ich von dem erbärmlichem Zustande dieser so großen Königin vernommen! Ja, solte es wol müglich sein, daß eine solche mächtige Fürstin fast aller ihrer Güter, Kleider, Geldes und Kleinoter beraubet, dazu verhöhnet und geschmähet, zerschlagen und verwundet, ja sogar biß auf den Tod verletzet, in armen Bettlerslumpen solte umher kriechen und bei jedermänniglich so gar unwerth sein, daß auch nunmehr die Buben auf der Gassen ihrer spotten? O Teutschland, Teutschland, wohin ist es doch mit dir gerathen! Das heißet: Jage den edlen Friede von dir, verspotte die alte teutsche Redlichkeit, setze dein Vertrauen auf fremde Völker und laß dich die schändliche Wollust einzig und allein führen und regieren! Aber, was sehe ich dort an jener Ecken ligen? Es scheinet fast, als wenn es ein Mensch wäre. (Gehet näher hinzu.) Ja wahrlich, es ist ein Mensch. Hilf ewiger Gott, die ist erbärmlich zugerichtet, die siehet jämmerlich aus. (Sie ergreifet Teutschland bei der Achsel, rüttelt und schüttelt sie, sprechend.) Wer bist du, Weib?

Teutschland. Eine elende, hochbetrübte Kreatur.

Friede. Sage an, was fehlet dir denn?

Teutschland. Friede.

Friede. Ja, liebes Weib, ich bin der Friede, aber ich frage, was dir mangle?

Teutschland. Friede.

Friede. Ja, ja, meine Freundin, ich heiße der Friede, aber wornach seufzest du doch so gar ängstiglich?

Teutschland. Ach, nach dem lieben Friede!

Friede. Ich bitte dich, armes Weib, sage mir nur deinen Namen, wer bist du?

Teutschland. Ach! Ach! Ach! Ich bin Teutschland, Teutschland, ja gewesen!

Friede (entsetzet sich heftig). Bist du Teutschland? O du barmherziger Gott, wer hat dich doch so jämmerlich zerschlagen?

Teutschland (richtet ihr Haubt ein weinig auf). Ach! Das haben meine Freunde und Feinde, ja meine eigene Kinder, Unterthanen, Knechte und Landesleute gethan. Aber wer bist du, die du so freundlich mit mir redest?

Friede. Ich bin der Friede. Wie, Teutschland? kennest du mich denn gar nicht mehr?

Teutschland (kriechet auf Händen und Füßen herzu, wil den Frieden umfangen). Ach du allerwertheste Freundinne meiner Seelen, sei mir zu hundert tausend malen wilkommen, o du edler, o du süßer, o du güldner Friede!

Friede (springt schleunig zurücke und spricht:) Enthalte dich noch ein weinig, du Übel zugerichtetes Teutschland, es ist noch viel zu frühe, den Frieden dergestalt zu umfangen.

Teutschland. Ach, du theurer Friede, warum mag ich dich nicht ümfangen?

Friede. Nein, Teutschland, der allerhöhester Gott hat mich zwar hergesendet, dir in deinem jetzigen hochbetrübten Zustande einen gnädigen Blick zu ertheilen, mit nichten aber meine beständige Wohnung bei dir zu nehmen, angesehen ich annoch nicht kan wissen, wenn meine rechte Zeit und Stunde werde kommen.

Teutschland. Ach, Friede, du allerhöhester Schatz auf Erden, dein bloßes Zusprechen beginnet mir wahrlich schon neue Kräfte zu ertheilen. Ach, dein göttliches Angesicht erquicket mir in meiner großen Schwachheit Herz, Seele und Leben.

Friede. Ja, Teutschland, kanst du nun mit der Zeit erkennen, was vor ein edler, ja himmlischer Schatz der liebe Friede sei?

Teutschland. Ach ja, wie solte ich Unglückselige das nicht erkennen können? Ich habe es ja nunmehr mit meinem unüberwindlichem Schaden allzuwol gelernet. Ach, müchte ich dich nur einmal wieder ergreifen und umhalsen!

Merkurius tritt auf.

Ach, ach, Friede, du allerwertheste Vergänglichkeit meines Herzen, müchtest du doch ewig wiedrum bei mir wohnen!

Friede. Nein, Teutschland, du must dich noch eine Zeitlang enthalten, denn ich sol und darf dem Willen Gottes, meines Herren, nicht widerstreben. Aber siehe, da komt unser Merkurius, was mag uns der gutes Neues bringen?

Merkurius. Nunmehr, halte ich, werde ich den begehrten Ort fast erreichet haben, denn ungefähr in dieser Gegend (wie man mich hat berichtet) sol sich das elende Teutschland aufhalten. Aber, was sehe ich? Stehet nicht da der Friede? Ja, sie ist es, denn vor weinig Tagen hat ihr die göttliche Barmherzigkeit einen Befehl ertheilet, daß sie sich von dem Friedenthron des Himmels hinunter auf das Erdreich verfügen und dem hochgeplagten Teutschlande einen fröhlichen Gnadenblick sol ertheilen. Ich muß hin zu ihr gehen. Glück zu, herzliebe Schwester, bist du schon hie?

Friede. Sei mir von ganzem Herzen wilkommen, Merkuri, mein liebster Bruder; hie stehe ich bereits und rede mit dem elendem und erbärmlich zerschlagenem Teutschlande.

Merkurius (erschrickt). Was sagest du, Friede, ist das Teutschland? Ist das die mächtigste Königin, vor welcher alle Welt sich muste fürchten? Ist das die Bezwingerin so vieler tapferen Völker? Die Beherscherin so großer und fruchtbarer Länder? Die Besitzerin solcher unermeßlichen Schätze? Die Erfinderin so vieler herrlichen Künste und Wissenschaften? Ist das Teutschland? Ach Gott, wie ist doch so gar nichts Beständiges auf dem Erdbodem! Wie kan sich doch alles so plötzlich und wunderlich verkehren!

Friede. Ja freilich, liebster Merkuri, mag man sich über solche erschreckliche Veränderung dieser hochmächtigsten Königin größlich verwunderen. Wer solte es wol jemals gedacht haben, daß es mit dem prächtigen Teutschlande endlich dahin würde gerathen?

Merkurius. Du sagest wahrlich recht, lieber Friede; aber ich komme eben zu gelegener Zeit, dieweil auch ich durch himmlischen Befehl bin anhero gesendet, Teutschland den göttlichen Willen vorzutragen.

Teutschland. Ach, Merkuri, bringe mir doch einmal gute und fröhliche Botschaft, denn der traurigen habe ich leider ohne das genug.

Merkurius. Ja, Teutschland, es dienet wahrlich alles zu deinem eigenen Besten.

Teutschland. O wolte, wolte Gott, daß ich doch einmal aus diesem grausamen Elende würde erlöset!

Merkurius. Das kan und wird zu seiner Zeit wol geschehen, Teutschland, du must dich aber erstlich zu rechtschaffener wahrer Buße bereiten.

Teutschland. Ach, Merkuri, sol ich noch härter büßen, als ich nunmehr fast ganzer dreißig Jahr her gethan habe?

Merkurius. Eben das ist es, Teutschland, was ich sage. Du bist annoch biß auf diese gegenwärtige Stunde hartnäckicht und verstocket, du begehrest dein Unrecht noch nicht einmal zu erkennen, deine tödtliche Krankheiten Leibes und der Seele wilt du mit Heuchelei heilen, welches doch nichtes anders ist, als ein brennendes Feuer mit Oel und Schwefel dämpfen wollen. Du beklagest dich zwar ohne Unterlaß über die vielfältige Strafen, die dich von Tage zu Tage so grausamlich überfallen; aber von denen erschrecklichen Sünden und deiner übermachten Bösheit, damit du diese Züchtigung verursachet und dir selber muthwilliger Weise solche auf den Hals gezogen, wilt du gar nichtes wissen: was ist es denn Wunder, daß der Mars samt seinen beiden Schwestern, dem Hunger und der Pest, biß auf diesen Tag nicht aufhören, dich jämmerlich zu quälen und zu marteren.

Teutschland. Ach, Merkuri, gib mir doch einen einzigen guten Rath, wie das Werk recht anzugreifen, damit ich endlich von diesem unaussprechlichem Jammer müge erlöset werden.

Merkurius. Ja, Teutschland, dasselbe thu ich herzlich gern, denn solches erfodert mein Amt und Gebühr; wolle Gott, ich könte dein hartes Herz nur dergestalt erweichen, daß du dein Unrecht erkennnen und durch ernstliche Reu und Leid über deine unzähliche begangene Missethaten zu deinem Gott und Schöpfer dich wiedrum wenden woltest. Siehe, Teutschland, da stehet der edler Friede, welchen der allergütigster Gott vom Himmel hat gesendet, dir in deinen höhesten Nöthen einen Freudenblick zu geben; dabei wil er nun erkennen, ob du solche hohe Gnade auch mit einem demüthigen und dankbaren Herzen annehmen und dich dermaßen bußfertig wollest erzeigen, daß die göttliche Barmherzigkeit ferner würde bewogen, den güldenen Friede dir völlig wiedrum zu schenken und dich seiner süßen Früchte, nach so vielen ausgestandenen Trübsalen, hinfüro genießen zu lassen. Dieweil du aber leider bleibest, die du jederzeit bist gewesen, nämlich ein hartnäckichtes, verstocktes und böshaftes Weib, welches zwar den Frieden gern bei sich behalten, aber jedoch dabei in ihren gewöhnlichen Untugenden und sündhaftem Leben wil verharren, siehe, so hat mich Gott, der aller Menschen zeitliche und ewige Wolfahrt so herzlich suchet, itz abermal zu dir geschicket und lässet dir andeuten, daß, im Falle du nicht ernstliche, wahrhafte und rechtschaffene Buße wirkest, dieser des werthen Friedens Gnadenblick urplötzlich von dir genommen und du mit noch vielem größerem Trübsal und Elende, als dir jemalen ist widerfahren, häufig sollest überschüttet und biß auf den tiefesten Abgrund verderbet werden. Hiernach, Teutschland, solst du dich zu richten wissen.

Teutschland. O wehe, wehe, Merkuri, das ist eine sehr harte Botschaft.

Friede. Nein, Teutschland, es ist eine gnädige Botschaft, Gott erbeut sich alles Guten gegen dir, wenn du dir nur selber deine eigene Wolfahrt wilt etwas angelegen sein lassen.

Teutschland. Ach lieber lieber, Interj., bitte sagt mir es doch denn, wie sol ich es ferner anfangen?

Friede. Buße, Buße solt und must du thun im Sacke und in der Aschen, dafern du meiner erfreulichen Gegenwart zu genießen begehrest.

Teutschland. Ach, daß es Gott erbarm, sol ich denn noch mehr büßen! Wisset ihr denn nicht, daß meine Länder verheeret und verzehret, daß meine beste Mannschaft erwürget, daß Weiber und Jungfrauen geschändet, die kleine Kinderlein mit Füßen getreten, Städte, Flecken und Dörfer verbrennet, viel Millionen, reiche und arme, kleine und große, junge und alte, meiner Unterthanen durch Schwert, Pest und Hunger aufgerieben und schließlich ich armes Weib dergestalt bin zugerichtet, daß ich fast keinem Menschen mehr ähnlich sehe. Ach, frage ich abermal, sol ich denn noch härter büßen? Das ist ja gar zu elend!

Merkurius. Und eben darum solt du Buße thun, liebes Teutschland, dieweil du bißhero noch nicht hast erkennen wollen, daß dir die Strafen billich sind widerfahren. Wer, meinest du aber, daß derjenige sei, welcher dich solchergestalt hat heimgesuchet und gezüchtiget?

Teutschland. Wer solle es anders viel sein, lieber Merkuri, als eben diejenige fremde Völker, welche ich gehauset und geherberget, gespeiset, gekleidet und ernähret und dadurch sehr vertrauliche Freundschaft mit ihnen gemachet habe, wozu gleichwol meine eigene Unterthanen und Landsassen weidlich geholfen; denn, ist nicht Mars mein Vasall, ja schier mein Leibeigener? Und eben dieser hat nebenst seinen Untergebenen mich zum allerheftigsten geplaget.

Friede. O Teutschland, du irrest sehr weit, indeme du nämlich auf die Instrumental- oder Werkzeuges-Ursachen alleine siehest, und dabei nicht bedenkest, daß alle deine wolverdiente Strafen von der gestrengen Gerechtigkeit Gottes herrühren. Bilde dir ja nicht ein, Teutschland, daß diese fremde Völker aus eigener Bewegniß dich dermaßen übel haben zerhandelt. Gott hat sie zu diesem seinem Zornwerke berufen. Gott hat es ihnen befohlen: Ziehet aus euren Länderen und Herschaften, plaget Teutschland, schlaget Teutschland, verwundet Teutschland, beraubet Teutschland! Sind demnach diese fremde Völker in dir nichts anders als vollziehende Werkzeuge des feurigen Zornes Gottes gewesen; darum, wenn du diesen ausländischen Nationen und nicht dir selber und deiner Bösheit die Schuld deiner ausgestandenen Trübsalen aus Ungedult zumissest, so murrest du in diesem Falle wider deinen Gott, du mishandelst wider diejenige, welche dich auf desselben Befehl billich gezüchtiget, ja du redest wider dich selber und dein eigenes Gewissen und bist in Wahrheit denen Hunden gleich, welche denjenigen lassen fahren, welcher nach ihnen geworfen, und wollen immittelst ihren Zorn an dem leblosen Steine auswetzen.

Merkurius. Ach ja, liebe Schwester Friede, du redest die rechte teutsche Wahrheit, welcher kein vernünftiger Mensch mit gutem Fuge kan widersprechen. Dein Leben, o Teutschland, welches auch der blinden Heiden Leben an Gottlosigkeit und verruchter Bösheit weit, weit hat übertroffen, ist die einzige Ursache, daß alle diese Strafen über dich sind gekommen. Bedenke doch nur, wie du alle teutsche Ehre und Redlichkeit gleichsam mit Gewalt von dir gestoßen und dich mit lauter neuen politischen Strichen Strich, wie Streich, Ränke, Hinterlist., falchen, unteutschen und unverantwortlichen Griffen hast beholfen sich behelfen mit, wie befassen, umgehen.. Erwäge nur bei dir selber, wie stolz und üppig du dich erwiesen, daß du auch die alte teutsche, üm das Vaterland wolverdiente Helden mit Schmäheworten von dir getrieben, und als ich dir deine Untugenden nur ein weinig vorhielte, hast du mich, der ich doch ein Diener, Mundbote und Abgesandter des allerhöhesten Gottes bin, mit Fluchen und Schelten hinweggejagt. Den edlen Friede, die Mutter aller Glückseligkeit, hast du muthwilliger, ja ganz freventlicher Weise von dir gestoßen und von der verfluchten Wollust zu Verbringung Verbringung, wie Vollbringung. aller Schand und Laster dich anreizen und verführen lassen. Du, du hast deine eigene teutsche Heldensprache, welche an reiner Vollkommenheit, Majestät und Pracht, Zierde und Lieblichkeit ihresgleichen unter der Sonnen nicht findet (wie solches etliche deiner getreuen Fruchtbringenden Fruchtbringende, die Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft. und dannenhero ewigen Lobes würdigen Kinder und Helden nicht nur erkennet, sondern auch in ihren herlichen Schriften und Büchern zu voller Genüge erwiesen), ganz spöttlich gehalten, ja gegen die andere Flicksprachen, welche kaum tauglich sind, ihr das Wasser zu reichen, ganz liederlich verachtet, und also dich selber zu einer schändlichen Schlavinnen dero ausländischen Sprachen gemachet. Die alte teutsche Sitten und Gebräuche, den alten ehrbaren Habit und Kleidung hast du mit großem Ekel verworfen und anders nichts, als was fremd, neu und à la mode heißet, sehen, wissen und hören wollen, und, daß ich es kurz mache, du hast nur bloß und allein dahin getrachtet, daß du deinem üppigem Fleische gütlich thun und solches in allen Lustbarkeiten der Welt, wie die Sau im Kothe, wälzen müchtest. Was Wunder ist es denn nun, daß der gerechte Gott in seinem Zorne diese fremde Völker samt dem blutdürstigem Mars und desselben beiden Schwestern, dem Hunger und der Pest, dir auf den Hals hat geschicket, dieweil deine gottlose Thaten keine andere Belohnung verdienet haben.

Friede. Ja, Teutschland, so gehet es, wenn man seines lieben und getreuen Gottes so gar vergisset und sein Herz bloß und allein an das Zeitliche hänget. So gehet es, Teutschland, wenn man die Diener Gottes und ihre getreuen Warnungen ganz und gar weder hören noch wissen wil, sondern dieselbe üm der Wahrheit willen schilt und schmähet, plaget und verjaget, wie du selber diesem getreuen Prediger Merkurio gethan hast. Ja, so gehet es, Teutschland, wenn man seinen Leib zum Schlaven der verfluchten Wollust machet und dadurch allen Segen und Wolfahrt, alle Friede und Ruhe von sich hinweg treibet! Derowegen, o Teutschland, Teutschland, erkenne deine Bösheit, und suche durch wahre Reue und Buße bei der unendlichen Barmherzigkeit Gottes gnädige Verzeihung deiner so vielfältigen Sünden.

Teutschland (etlicher maßen zur Erkenntnisse kommend, fället ganz demüthig nieder auf ihre Knie und fähet an mit kläglicher Stimme und sehr jämmerlichen Geberden folgender Gestalt zu reden). Ach ich armes, elendes und hochbetrübtes Weib, nunmehr erkenne ich erstlich meine überaus große Unwürdigkeit. Ach, wie habe ich so böslich bißhero gelebet, so übel gehandelt, so schändlich gehauset, so vielfältig gesündiget und den allergerechtesten Gott durch solchen meinen unchristlichen Wandel zu billigem Zorn erreget! Ach, meiner Sünde ist mehr als des Sandes am Meer; wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden; ich eitere und stinke vor meiner Bösheit; ich bin nicht werth, daß ich ein Mensch, ich geschweige denn ein Kind Gottes sol heißen; ach Gott, sei mir armen, elenden, hochbetrübten Sünderinnen gnädig und barmherzig!

Merkurius. O Teutschland, das waren etlichermaßen demüthige und bußfertige Worte einer leidtragenden Sünderin; wolte Gott, daß sie dir nur recht von Herzen gehen müchten.

Friede. Ja wahrlich, Teutschland, dieses Lied gehet aus einem viel anderem Ton, als der gewesen, welchen du bißhero gehalten. Denn wahre Reu über die begangene Missethaten nebenst einem rechtschaffenen Vertrauen zu der Barmherzigkeit Gottes und dem ernstlichen Vorsatze, hinfüro einen neuen, Gott wolgefälligen Wandel zu führen, vermag allein den zornigen Gott wieder zu erweichen; denn ein betrübtes und zerknirschtes Herz wird Gott nicht verachten.

Teutschland. Ach, ihr meine allerliebste Freunde, helfet mir doch von Herzen beten, denn ich erkenne itz meine Missethat, ich weiß, wie gar übel ich gehandelt und wie billich ich alle diese Strafen habe verdienet. Ach Gott, du bist und bleibest gerecht, ich aber muß mich schämen. Ach Herr, verleihe mir doch einmal wieder den werthen Friede aus lauter Gnade und väterlicher Barmherzigkeit.

Merkurius. So, Teutschland, so must du es anfangen, wenn du Vergebung deiner Sünde und Wiederbringung des edlen Friedens bei Gott zu erhalten gedenkest. -- Aber, liebste Schwester Friede, demnach sich es ansehen läßt, als wenn Teutschland nunmehr auf einem guten Wege sei und sich durch wahre Buße zu Gott wolle kehren, thun wir nicht besser, daß wir sie selber in diesem ihrem kläglichen Stande vor den Thron des allerhöhesten Gottes führen, auf daß sie daselbst um Wiederschenkung deiner süßen Person demüthiglichst anhalte?

Friede. Ja, Merkuri, wenn es dir so gefällig, wollen wir sie vor das Angesichte des allerheiligsten Gottes bringen, ob sie etwan wiedrum Gnade daselbst erlangen müchte.

Teutschland. Ach ja, ihr meine allerliebste und getreueste Freunde, ich bitte euch um Gottes und seiner unermeßlichen Barmherzigkeit willen, unterlasset ja nicht, mich bald, bald dahin zu führen; denn mir gar zu sehr nach dir, o du werther Friede, verlanget.

Merkurius. Ganz gern, Teutschland, wollen wir dir hierinne dienen. Aber, meine vielgeliebte Schwester Friede, hieltest du es nicht vor rathsam, daß du ein weinig vor uns wärest hinauf gefahren und daselbst angezeiget hättest, daß Teutschland nebenst mir fürhanden wäre, damit sie desto kühnlicher vor das allerheiligste Angesichte Gottes dörfte treten?

Friede. Dieses wil ich herzlich gern ausrichten: ich wil mich augenblicklich erheben und für den Thron des Allerhöhesten schwingen, gestalt denn, daß ich solches thun solte, von dem Herren der Heerscharen mir ganz ernstlich ist anbefohlen. Unterdessen du, Teutschland, bereite dich nur alsobald, deine allerunterthänigste Bitte vor der Majestät Gottes abzulegen, du wirst gewislich ungetröstet nicht von hinnen scheiden.

Friede (gehet ab und fähret gen Himmel).

Merkurius. Nun, Teutschland, nun ist es hohe Zeit, daß du dein innigliches Gebet mit Thränen ausschüttest und in wahrer Demuth des Herzens zu deinem Gotte dich wendest, ob du noch etwan Gnade wiedrum erlangen und endlich müchtest erhöret werden.

Teutschland. Ach ja, Merkuri, ich wil als eine arme bußfertige Sünderin zu der Barmherzigkeit Gottes unaufhörlich schreien. Stehe du mir in diesem hohen Werke als ein getreuer Prediger und Diener Gottes ernstlich bei und hilf mir von ganzer Seele beten.

Merkurius und Teutschland verfügen sich miteinander nach dem Himmel.

Der fünfter und letzter Aufzug.

Friede, Gott, Merkurius, Teutschland, Gerechtigkeit, Liebe, Hoffnung.

Der Himmel öffnet sich, in demselben sitzet Gott in seiner Herlichkeit und klarem Lichte, so schön und prächtig man solches mit Facklen und Feuerspiegeln zwischen denen Wolken immer kan abbilden; die heilige Engel stehen um ihn her, mancherlei musikalische Instrumente und Bücher in den Händen haltend. Vor dem Throne Gottes stehet der Friede, hinter demselben die Hoffnung, zu seiner rechten Seite die Liebe, zu seiner Linken die Gerechtigkeit und was etwan mehr vor göttliche Eigenschaften dieses Ortes füglich beizuordnen sich wil schicken; sobald solches Teutschland ersiehet, fället es nebenst dem Merkurio auf die Knie, hebet ihre Hände und Augen gen Himmel und fähet darauf an zu reden.

Friede. Allerheiligster Gott, barmherzigster Vater, vor deiner göttlichen Majestät herlichstem Angesichte erscheinet gegenwärtig das arme, elende, betrübte, geplünderte, geplagte und verjagte Teutschland, demüthigst bittend, du wollest ihr gnädigst vergönnen, ihre Noth und Anliegen deiner heiligen Majestät persönlich vorzutragen und deine so unaussprechliche Güte ümme würkliche Hülfe unterthänigst anzurufen.

Gott. Ja, liebe Tochter, deiner Bitte und Begehren wil ich zu diesem mal gnädigst stattgeben, und hierinnen viel mehr auf meine grundlose Barmherzigkeit und deine Würdigkeit, als des gottlosen Teutschlandes bißanhero böshaft geführtes Leben und Wandel sehen. Zwar, ihr Gebet ist mir biß auf diese gegenwärtige Stunde ein rechter Greuel gewesen, dieweil ihre Hände voll Blut und all ihr Thun lauter Sünde und Schande war; jedennoch wil ich auf deine Vorbitte ihr Anbringen geduldig vernehmen.

Merkurius. Nun, Teutschland, nun ist es hohe Zeit, daß du dein Gebet, mit rechtschaffener Reu und Buße begleitet, vor dem Angesichte des allerheiligsten Gottes ausschüttest.

Teutschland. O du heiliger, gerechter und barmherziger Gott, ewiger himmlischer Vater, ich armes, elendes, hochbedrängtes Teutschland erscheine vor deinem allerheiligsten Angesichte mit einem reuenden, zerbrochnen, zerknirschten Herzen und zerschlagenem Gemüthe und bekenne dir meine Missethat, welche so groß ist, daß sie die Wolken übersteiget. Ach, Herr! ich habe gesündiget, ja ich habe gesündiget und mishandelt, indeme aus meinem gottlosen Herzen, gleich als aus einem Brunnen, durch alle meine Länder, Völker und Unterthanen hervorgequollen Verachtung deines heiligen Wortes, Lästerung, Hoffahrt, Lügen, eigne Liebe und Ehre, Ungehorsam, Feindschaft, Zorn, Rachgier, Ungedult, Unzucht, Ungerechtigkeit, Geiz, allerlei böse Lüste und tausend andere Sünde. Ach, Herr! Ich bin ein Greuel in allem meinem Thun und Wesen; alle meine Gerechtigkeit ist wie ein unflätiges Kleid! Ach, Herr! Ich habe die große Wolthaten, welche du mir, dem undankbaren Teutschlande, so überflüssig hast erzeiget, auf das Schändlichste misbrauchet, ja mit allen meinen Gliedern und Kräften Leibes und der Seelen habe ich dir widerstrebet, mit Leib und Seele habe ich der Sünden und dem Teufel gedienet, und habe damit deinen Zorn und Strafe billich über mich erreget. Daher hast du mich sündliches Teutschland nun biß in das dreißigste Jahr billich heimgesuchet mit erschrecklichen Kriegen und Blutvergießen, mit greulicher Verheer- und Verderbung so vieler schönen Lande und Leute, mit Hungersnoth und theurer Zeit, mit Pestilenz und anderen Krankheiten; du hast mich mit Feuer und Wasser gestrafet und mich zum Scheusal gemachet allen Völkern auf Erden, daß die Fremde meiner lachen und die mir feind sind ihren Spott mit mir treiben; ja es ist des Würgens und Mordens noch kein Ende biß auf diese gegenwärtige Stunde; der blutdürstige Mars setzet mir an allen Orten und Enden ganz grimmig zu und lässet keinen einzigen Tag ab, mich zu schlagen und zu plagen. Nun, Herr, du großer und erschrecklicher Gott, du bist gerecht und alle deine Gerichte sind gerecht, ich aber muß mich schämen von Herzen. Aber du, Herr, bist auch ja gnädig und barmherzig, du kanst nicht immer hadern noch ewiglich Zorn behalten, darum gehe nicht mit mir, deiner Magd, ins Gerichte, handle nicht mit mir armen Teutschlande nach meinen Sünden und vergelte mir ja nicht nach meiner Missethat. Ach, du Stifter des Friedens, gib mir doch einmal wieder den güldenen Friede; wie lange sol ich noch mein Trauerliedlein unter denen mordgierigen Waffen singen? Laß doch dermaleinst wiedrum bei mir einziehen den hocherwünschten Frieden! Ach, du barmherziger Gott, erhöre doch die sehnliche Bitte des höchstgeplagten Teutschlands und schenke mir nur einmal wieder den alleredelsten Friede. Ach, du liebreicher Gott, Friede, Friede sei mit mir, Friede, Friede sei bei meinen Angehörigen, Friede, Friede sei in meinen Ländern und Städten, Friede, Friede sei in meinen Kirchen und Rathhäusern, Friede, Friede sei unter meinen Fürsten und Unterthanen, Friede, Friede sei unter Geistlichen und Weltlichen, Friede, Friede sei unter Jungen und Alten, Friede, Friede sei bei allen Menschen. Ach du gnädiger Gott, erhöre doch mich armes Teutschland, erhöre das friedewünschende, das friedeseufzende, das friedebittende Teutschland und schenke mir aus lauterer Gnade wieder deinen lieblichen süßen Friede, so wil ich deinen hochheiligen Namen mit Herzen und Munde rühmen, loben und preisen hier in der Zeit und dort hernach in der unendlichen Ewigkeit, Amen. Ach liebster Herr und Vater, hilf mir um deines allerheiligsten und theuresten Namens willen. Amen, Amen.

Gerechtigkeit. Es hat die allerheiligste göttliche Majestät nach ihrer unwandelbaren Gerechtigkeit das Bitten und Flehen des mit höhester Billichkeit gestraften Teutschlandes angehöret und vernommen. Und zwar soltest du, o gottloses Teutschland, in Betrachtung der überhäufeten Sünde, damit du das allerheiligste Wesen so schrecklich hast erzürnet und beleidiget, dich scheuen und schämen, vor diesem himmlischen Thron deines Schöpfers zu erscheinen, angesehen deine Buße nicht aus einer freiwilligen Erkenntnisse deiner so vielfältigen Sünden, sondern aus der Noth und dem Elende, welches dich billich hat getroffen, herrühret. Ja, Teutschland, wenn Noth und Anfechtung fürhanden ist, so rufest du ängstiglich, und weil du gezüchtiget wirst, schreiest du zu Gott, da du doch vorhin nicht einmal an Beten gedacht hast. Ich heiße und bin die strenge Gerechtigkeit Gottes, welche das Schwert nicht ümsonst führet. Ich bin feind allen Uebelthätern: wer böse ist, bleibet nicht vor mir. Weißest du nicht, Teutschland, daß der Zorn Gottes ein brennendes Feuer ist, welcher alles verzehret und biß in die unterste Hölle brennet? Verfluchet müssest du sein mit allen deinen Angehörigen, dieweil du nicht gethan hast nach den Worten, welche dir der Herr, dein Gott, hat geboten. Du halsstarriges Teutschland, du, sage ich, hast dich weder Warnung noch Strafe wollen erweichen lassen, daß du dich von deinen bösen sündlichen Wegen zu dem Herren, deinem Gott, hättest bekehret. Nun kommest du endlich mit deiner Heuchelbuße aufgezogen und begehrest des Allerhöhesten Gnade, welcher du dich doch ganz und gar unwürdig gemachet hast. Wer sol oder kan hinfort dir leichtfertigem Weibe Glauben zustellen, die du so manches mal Besserung deines sündhaften Lebens hast angelobet und deine Zusage doch niemals hast gehalten? Packe dich hinweg, du gottloses Teutschland, ehe dich der gerechter Gott in seinem billichen Eifer und Zorn mit Donner und Blitz vom Himmel verzehre.

Hie wird aus den Wolken, auf welchen die Gerechtigkeit stehet, mit Feuerpfeilen, Racketen und derogleichen Sachen herunter geschossen, imgleichen höret man unter dem Reden, welches die Gerechtigkeit hält, wie auch nach demselben ein hartes Donnern.

Teutschland (zittert und zaget, schlaget die Hände von sich und schreiet). O wehe mir, wehe mir, ich vergehe! O ihr Berge, fallet über mich; o ihr Hügel, bedecket mich vor dem Zorn des großen Gottes! O wehe mir, wehe mir, ich muß vergehen!

Merkurius. O du süße Liebe Gottes, du Brunnquelle aller Barmherzigkeit, nimm du dich doch des elenden und schier ganz verzagten Teutschlandes mit Gnaden wiedrum an, und besänftige doch durch eine herzbrechende Vorbitte deiner holdseligen Lippen den gerechten Zorn Gottes; denn wo du, o allerwertheste Liebe, nicht ins Mittel trittest, so ist es mit Deutschland ganz verloren.

Liebe (kehret sich mit anmuthigen Geberden zu Gott). O du gnädiger, barmherziger Gott, gütiger Vater, ich erkenne und bekenne zwar, daß du ein gerechter, eifriger und zorniger, aber doch auch dabenebenst ein gnädiger, sanftmüthiger und liebreicher Gott bist, dessen Gnade und Wahrheit waltet biß in Ewigkeit. Du erbarmest dich ja der elenden Menschen, wie sich ein Vater über seine Kinder pfleget zu erbarmen. Herr, du weist ja, daß sie deine Geschöpfe sind. Ach, siehe doch an mit den Augen deiner unermeßlichen Barmherzigkeit dieses elende jämmerliche Weib, das äußerst gequälte und biß auf den Tod geplagtes Teutschland. Sei ihr gnädig, o Herre Gott, sei ihr gnädig in dieser ihrer großen Noth. Ach, du liebreicher Vater, du sanftmüthiger Gott, dein Herz brennet ja vor lauter Liebe, du kanst und wilt ja nicht ewiglich zürnen; du betrübest zwar, aber du erfreuest auch wieder, du tödtest wol, aber du machest auch wiedrum lebendig, du führest in die Hölle, aber bald wieder heraus. In Erwägung dieses alles wollest du, o gütiger Vater, dem elenden Teutschlande einmal wiedrum Gnade erzeigen und sie mit dem allerhöhesten irdischen Gute, dem güldenen Friede, dermaleinst wiedrum beseligen. Ach, du gnädiger und barmherziger Gott, es scheinet ja, daß Teutschland aus einem recht reuenden und zerknirscheten Herzen üm den werthen Friede bittet; zudeme auch deine unermeßliche Liebe und Barmherzigkeit, welche ewiglich währet, redet dem armen Teutschlande das Wort, du wollest dich ihrer üm dein selbst willen aus lauter Gnaden erbarmen und dieses ihr flehentliches Gebet väterlich erhören. Und dieweil du, allerheiligster Gott und großer Himmelskönig, von Engelen und Menschen ewig wilt sein gerühmet und gepriesen: ei wolan denn, ihr himmlische Frohngeisterlein, die ihr zu seinem Dienste bereit stehet, ersuchet den barmherzigen Gott und Vater im Namen und von wegen dieser höchst geängsteten und auf das äußerste verderbten Königin mit einem geistreichen Liede, daß er das nunmehr schier mit dem Tode ringende Teutschland mit unserer herzwerthen Schwester, dem lieben Friede, aus Gnaden wolle beschenken, ob wir etwan könten oder mochten von ihme erhöret werden. Singet derowegen alle und spielet dem Herren mit Freuden.

Alsobald fahen die Engel, welche hie und da zwischen den gemachten Wolken in großer Klarheit sitzen, an zu singen und zu spielen: Verleih uns Frieden gnädiglich u. s. w., wie dasselbe Herr Schütze oder Herr Schoop in die Melodeien haben versetzet. Teutschland und Merkurius ligen entzwischen noch immer auf den Knien, hören sehr andächtig zu mit aufgehabenen Augen und Händen gen Himmel; und muß dieses sonderlich sehr ernsthaft, beweglich und prächtig gemachet werden. Nach vollendeter Musik fähet stark an zu reden

Gott. Nun, Liebe, du auserwählte Tochter meines Herzen, du hast meine Gerechtigkeit schier überwunden; deine und dieser meiner lieben heiligen Engel im Namen des elenden Teutschlandes vorgebrachte Bitte, daß ich nämlich um mein selbst willen dieser elenden Königin mich wiedrum erbarmen müge, hat mir mein Herz etlicher maßen erweichet, daß ich nicht eilen werde, Teutschland ganz und gar zu verderben, dafern sichs nur von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von allen Kräften zu mir wird kehren. Nu was sol ich aus dir machen, Teutschland? Sol ich dich wie die erste Welt im Wasser, oder wie Sodom und Gomorra im Feuer lassen untergehen? Zwar du hast dieses, ja viel ein Härteres schon längst verdienet; aber mein Herz ist anderen Sinnes, ja es bricht mir gleichsam, daß ich mich deiner etlicher maßen muß erbarmen. Du, Teutschland, begehrest den werthen Friede, welchen du durch dein ruchloses Leben selber hast von dir hinweg getrieben; du sprichst, es sei dir solches alles von Herzen leid. Wolan, Teutschland, daß dieses in der That und Wahrheit sich also verhalte, solches must du mit Besserung deines bißhero böslich geführten Lebens würklich beweisen. Es ist aber, o Teutschland, noch eine gar geringe Anzeigung rechtschaffener, wahrer Buße bei dir zu spüren, daher ich denn auch den gebetenen Friede an und vor sich selber noch so bald nicht kan geben. Es ist trauen kein Geringes, warum du bittest, ein gar Schlechtes aber, das du gegen dieses Große leistest. Damit du aber dennoch sehen mügest, wie liebreich mein Herz gegen dir sei, wolan, so wil ich dir immittelst die Hoffnung des werthen Friedens zukommen lassen. Wirst du nun in ernstlicher Bereuung deiner so vielfältigen Laster beständig fortfahren, dich meiner unermeßlichen Gnade getrösten, ein neues, mir wolgefälliges Leben anfangen, den Glauben und ein gutes Gewissen behalten, so sol alsdenn der Friede auch selber folgen, und dich mit tausendfältigem Segen wieder erquicken. Du weist ja, Teutschland, was vor wichtige Rathschläge wegen Wiederbringung des edlen Friedens in Westfalen bei diesen Zeiten obhanden sind, welche, dafern (wie man vorgibt) sie zu meiner Ehre und des allgemeinen Vaterlandes ersprießlichem Nutzen sind gemeinet, ihre glückliche Endschaft durch mich werden erreichen. So fahre nun hin, o Hoffnung, du vielgeliebte Himmelstochter, und tröste das langgeplagte Teutschland mit deiner angenehmen Gegenwart, erfreue sie nun in etwas wieder, nachdeme sie so lange Unglück hat erlitten, und bedecke immittest ihre Blöße mit dem Mantel meiner Gnade und Barmherzigkeit.

Hoffnung (fähret herunter und wirft Teutschland einen schönen seidenen Mantel über den Leib, stellet sich ihr zur Rechten). Und du, Teutschland, vergiß ja nicht, was der Herr, dein Gott, Gutes an dir gethan hat; vor allen Dingen nim dasjenige wol zu Herzen, was heute diesen Tag zu Befoderung deiner zeitlichen und ewigen Wolfahrt ist geredet. Ueber alles ermahne ich dich: lasse ab vom Bösen und thue Gutes, suche ferner den Frieden und jage ihm nach, halte Tag und Nacht an mit Beten und Flehen, bedenke oft die Ewigkeit, sei gedültig im Kreuze und Trübsal, vertraue Gott und hoffe auf ihn, denn Hoffnung lässet Deutschland nimmermehr zu Schanden werden.

Merkurius. O der großen Gnade! O der väterlichen Güte! O der göttlichen Barmherzigkeit! Willkommen zu hunderttausend Malen, du süße Hoffnung des allerwerthesten Friedens. ( Merkurius umfähet die Hoffnung, dasselbe thut auch Teutschland mit inniglicher Begierde.) Siehe da, Teutschland, was großer Liebe dein himmlischer Vater dir erzeiget, wie reichlich er dich beschenket, wie gnädig er dich beseliget, wie trefflich er dich verehret verehren, beschenken.. O du angenehme Hoffnung, wie herzlich erquickest du das lang geplagte Teutschland! Ach, du Hoffnung des Friedens, ach, du Hoffnung des Friedens, ach, du Hoffnung des Friedens, wie bist du doch so süß und angenehm! Ach, laß Teutschland nimmermehr zu Schanden werden. Nun wolan, Teutschland, nachdeme der allergütigster Gott deine Blöße mit seinem Gnadenmantel hat bedecket und dir die Hoffnung des Friedens aus lauter Güte geschenket und verliehen, so laß uns solche unaussprechliche Barmherzigkeit unseres Gottes mit einander preisen und mit Herzen und Munde lobsingen seinem heiligen Namen.

Teutschland (niederkniend, hebet ihre Hände und Augen zu Gott und spricht mit einer lauten und lebendigen Stimme dreimal).

Lob, Ehr und Preis sei dir gesagt,
Von mir, der armen teutschen Magd.
Ach, mein Gott, lasse mich
Doch nicht von deinem Gnadenthron
Verstoßen bleiben ewiglich!

Hierauf kan dieser Vers in die Musik versetzet, oder: Herr Gott, wir loben dich, oder ein anderer schöner Lobpsalm mit Stimmen und Instrumenten von den Engeln und anderen verborgenen Musikanten auf das Freudenreichste gemachet und also das ganze Werk anmuthig und beweglich beschlossen werden.

Ende.


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