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Vorwort.

Lange Zeit ist vergangen, ehe dieser Band vollendet werden konnte. Nachdem Julius Tittmann gestorben, überwachte Karl Goedeke, der seinem geschiedenen Mitarbeiter nachstehend einen kürzen Nekrolog widmet, den Druck der spätern Bogen und schrieb das »Leben und Dichten Johann Rist's« bis zum ersten Absatz auf S. XLIV. Die Vollendung wurde dem Unterzeichneten von der Verlagshandlung übertragen.

Dresden-Neustadt, 13. Febr. 1885.

Edmund Goetze.

Julius Tittmann †.

Die sechs Bogen des »Friedewünschenden Teutschlands« standen im Satze, und die beiden Zwischenspiele des »Friedejauchzenden Teutschlands« nebst einer Auswahl geistlicher Gedichte Rist's waren zur Herausgabe vorbereitet, als Julius Tittmann von dieser seiner letzten Arbeit abberufen wurde. Er war nach seinem Selbstbericht in den Acten der Göttinger philosophischen Facultät am 19. Juli 1814 zu Northeim geboren, wo er die Schule besuchte. Nach des Vaters Tode kam er auf die zu Holzminden und dann mit der Mutter, die eine Lehrstelle an der Hoftöchterschule in Hannover annahm und sich später auch als Dichterin durch ein romantisches Epos »Alfhilde« (Hannover 1842) bekannt gemacht hat, in die Hauptstadt des damaligen Königreichs und wurde auf dem Lyceum zur Universität vorbereitet. Seit Ostern 1834 studierte er in Göttingen Theologie bis Michaelis 1837, worauf er, nachdem er in Jena den philosophischen Doctorgrad erlangt, ein Jahr an der Schule seiner Mutter unterrichtete und dann eine Stelle als Lehrer der neuern Sprachen und Geschichte an der von einem Verwandten in Osnabrück geleiteten Handelsschule annahm. Im December 1846 habilitierte er sich als Privatdocent für neuere Literatur und Aesthetik in Göttingen und wurde Michaelis 1848 zum Assessor bei der philosophischen Facultät ernannt. Anfänglich las er auch über italienische Literatur, schränkte sich aber in der Folge auf die deutsche ein und behandelte mit großer Vorliebe die Geschichte der deutschen Dichtung des 17. Jahrhunderts. Einem Abschnitte dieser Zeit, der Nürnberger Dichterschule, ist seine einzige selbständige Schrift gewidmet, die sich als erster Theil »Kleiner Schriften« einführte Kleine Schriften zur deutschen Literatur- und Kulturgeschichte. Erster Theil. Die Nürnberger Dichterschule. Harsdörfer, Klaj, Birken. Göttingen 1847. VIII u. 252 S. 8. (Zugleich als Habilitationsschrift eingereicht.), der aber kein zweiter gefolgt ist. Lange Jahre hat er, mit Ausnahme eines Aufsatzes über Dante in Prutz' »Deutschem Museum«, nichts wieder veröffentlicht. Erst als ich mit ihm die beiden Sammlungen deutscher Dichter des 16.und des 17.Jahrhunderts begann, wurde er wieder literarisch thätig und wandte neben seinem bevorzugten 17. Jahrhundert seine Studien auch der Dichtung des Reformationszeitalters zu. Was er geleistet, bedarf hier keiner Aufzählung. Außer dem in diesen Sammlungen Enthaltenen hat er in Brockhaus' Bibliothek der deutschen Nationallitteratur des 18. und 19. Jahrhunderts Ernst Schulze's »Bezauberte Rose« und »Poetisches Tagebuch« und Bürger's »Gedichte«, und für Haller's Humoristische Bibliothek eine Auswahl aus Langbein's Gedichten herausgegeben, sowie den Artikel J. Chr. Günther für die Ersch und Gruber'sche Encyklopädie verfaßt. Harte Schläge des Schicksals, der Tod seines ältesten Sohnes, der 1870 als Freiwilliger mit ins Feld gezogen war und nicht wiederkehrte, der Verlust der Frau und in den letzten Jahren öftere Krankheiten, hatten seine Kraft gebrochen. Er starb am 17. Januar 1883 in Göttingen am Schlage, der ihn einige Tage vorher getroffen, ihm das Bewußtsein genommen und die letzten Tage schmerzlos gemacht hatte. Eine verheirathete Tochter und ein jüngerer Sohn haben ihn überlebt.

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