Friedrich von Raumer
Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Band 4
Friedrich von Raumer

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Achte Beilage.

Über Konradins Verheirathung.

Dafür daß Konradin verheirathet gewesen sey, sprechen zwei gleichzeitige Zeugnisse. Erstens, sagt Pretio ohne nähere Bezeichnung S. 10: o conjux infelix ejus; zweitens, bestellt Konradin in einer Urkunde von 1266 (Ättenkhover, Urk. 178), an deren Ächtheit zu zweifeln kein Grund ist, seinem Oheim Herzog Ludwig von Baiern Pfand für Auslagen, die er gehabt habe: pro consummatione matrimonii nostri apud Babenberg.

Ferner erzählt WipacherIn Westenrieders Beiträgen II, 10., ein Schriftsteller des sechzehnten Jahrhunderts: da Konrad vierzehn Jahr alt war, da gab ihm Dietrich Markgraf von Meißen seine Tochter, und die Hochzeit war in Koburg. Dabei war sein Vetter Herzog Ludwig von Baiern und viele Fürsten und Herrn.

Ladislas Suntheim und Veit ArenpekOefele script. II, 631.  Pez. thes. nov. III, 3, 272. äußern sich auf ähnliche Weise; nur gebrauchen sie die Worte sponsa und desponsavit, welches man für eine bloße Verlobung halten könnte.

Andere gleich späte SchriftstellerMenck. script. II, 910.  Jägers Geschichte Konradins 36. nennen die Tochter Dietrichs Brigitta; und seitdem findet sich diese Annahme 648 in allen genealogischen Tabellen. Desungeachtet ist die Sache keineswegs im klaren. Denn wenn man auch Konradins Jugend nicht hinderlich findet, und die Nachricht des Bartolomäus de Neokastro c. 10: daß er eine Tochter Frangipanis habe heirathen wollen, für falsch erklärt, oder als einen in der Angst ergriffenen Ausweg bezeichnet; wenn man sich auch nicht daran stößt, daß Konradin in der Todesstunde keineswegs der Gattinn oder Braut, sondern nur der Mutter gedenkt: so bleibt doch ein großes Bedenken übrig, welches zu heben ich noch kein Mittel gefunden habe.

Dietrich von Meißen nämlich, geboren 1242, heirathete 1268 Helena die Tochter Markgraf Johanns I von Brandenburg; und Brigitta die Tochter dieser beiden Ehegatten, soll schon 2 Jahre vor Vermählung ihrer Ältern im Jahre 1266 Konradin geheirathet haben! Dieser Unsinn ist keinem Genealogisten aufgefallen; auch haben sie Brigitten obenein als das jüngste Kind aufgeführt, und lassen ihren ältesten Bruder erst 1269 geboren werden.

Ehe also keine neuen Aufklärungen eintreten, kann man zwar nicht unbedingt leugnen, daß Konradin wo nicht verheirathet, doch versprochen gewesen sey: allein dies Ereigniß scheint auf seine Stimmung und Handlungsweise nur sehr wenig Einfluß gehabt zu haben, und Brigitte, welche angeblich nacheinander drei Konrade geehlicht haben soll, dürfte keineswegs als Braut zu bezeichnen seyn.

 


 


 << zurück weiter >>