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1. Als Karl V. eine Reise von Antwerpen nach Brüssel machte, traten seine Pferde ein Schaf tobt. Der Schäfer, welchem sein Schaf nicht vergütet wurde, ließ sich bereden, den Kaiser verklagen, und der Prozeß wurde, wie unter gewöhnlichen Privatpersonen geführt. Dies Verfahren mißfiel dem Hofe und man setzte deßwegen den Richter zur Rede. »Ich bin,« sprach der Richter, »ein Unterthan des Kaisers; aber in Hinsicht meines richterlichen Amtes, bin ich nur der Gerechtigkeit unterthan.« Diese Antwort machte so großen Eindruck auf den Kaiser, daß er sich dieses Mannes von der Zeit an in den wichtigsten Angelegenheiten bediente, und ihm bei jeder Gelegenheit seine Achtung bewies.
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2. Die Kaiserin Catharina II. von Rußland ließ die berühmte Sängerin Gabrieli nach St. Petersburg einladen und fragen, wie viel Gehalt sie wünsche. Gabrieli verlangte 7000 Rubel und außerdem noch freie Wohnung mit Kutschen und Pferden. Man erwiderte ihr, kaum ein Feldmarschall habe so viel Besoldung. »So mögen sich Ihro Majestät von Marschällen vorsingen lassen,« gab sie zur Antwort.
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3. Die nämliche Sängerin ließ sich in Palermo, auf der Insel Sicilien, lieber zwölf Tage ins Gefängniß setzen, als daß sie bei einem Feste, welches der Vicekönig gab, ordentlich gesungen hätte. Sie brummte die Arien blos zwischen den Zähnen und antwortete auf Bitten und Drohungen weiter nichts, als: man kann mich wohl zum Schreien, aber nicht zum Singen zwingen. Im Gefängniß gab sie Gastmahle und bezahlte die Schulden armer Leute, welche deßhalb im Arrest waren, und ihr, als sie wieder frei war, mit Freuden- und Dankgeschrei nachfolgten, so daß ihr Auszug aus dem Gefängnisse einem Triumphzuge glich.
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4. Als der große König von Schweden, Gustav Adolph, Riga belagerte, ward er vom Magistrate unehrerbietig behandelt. Als er die Stadt eingenommen hatte, sagte er großmüthig zu den Abgeordneten, welche ihn um Verzeihung baten: ich vergesse euer unanständiges Betragen gegen mich. Ihr habt vielleicht aus guter Absicht so gehandelt. Auch will ich aller ungeziemenden Reden, welche Uebelgesinnte gegen mich ausgestoßen haben, um mich den Rigaern verhaßt zu machen, weiter nicht gedenken; denn ich halte es unter meiner Würde, mich nach den Urhebern derselben zu erkundigen.
Der nämliche große König entrüstete sich einmal sehr gegen den Obersten Scalon, und gab ihm, da jener sich entschuldigen wollte, eine derbe Ohrfeige. Die Züchtigung war um so empfindlicher, weil man keine Genugtuung fordern konnte. Scalon verlangte daher sogleich seinen Abschied und erhielt ihn auch. Als Gustav nachher über den Vorfall mit kaltem Blute nachdachte, gereuete ihm seine Hitze. Er schickte nach Scalon, man meldete ihm aber, daß dieser bereits nach Dänemark abgereiset wäre, wo er wahrscheinlich Dienste nehmen würde. Gustav setzte sich augenblicklich zu Pferde und eilte, blos von einigen Bedienten begleitet, gegen die Grenze, welche Schweden von Dänemark scheidet. Er fand wirklich den Scalon, und sein erstes Wort war: »Sie sind von mir beleidigt worden, es thut mir leid; denn ich schätze Sie hoch. Ich bin übrigens hierher gekommen, um Ihnen Genugtuung zu geben. Außer den Grenzen meines Reichs sind Scalon und Gustav sich einander gleich. Hier sind zwei Pistolen und zwei Degen, wählen Sie von beiden und rächen Sie die Beleidigung an mir, wenn Sie können.« Scalon, von der Hochherzigkeit des Königs innig gerührt, fiel ihm zu Füßen, dankte ihm tausendmal für die Genugthuung, welche er ihm geben wollte, und fügte die Bitte hinzu, in seinen Diensten sterben zu wollen. Das ist mein Wunsch auch, sagte der König, umarmte den Obersten und erzählte selbst dem Hofe Alles, was zwischen ihm und Scalon vorgefallen war.
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5. Abdul Hejer wurde von seinem Bruder Muhamed, König von Granada, eines Aufruhrs wegen, ins Gefängniß geworfen. Hier hatte er einige Jahre gesessen, als dem König einfiel, daß Abdul wohl eine Thür aus dem Gefängnisse finden, seinen Sohn aus dem Wege räumen und sich der Krone bemächtigen könnte; er gab daher einem seiner Hofbedienten den Befehl, ihn hinzurichten.
Abdul spielte eben Schach, als ihm der Bediente den königlichen Befehl überbrachte und ihn ermahnte, sich zum Tode zu bereiten. Er bat sich nur zwei Stunden Zeit dazu aus; sie wurden ihm abgeschlagen; doch durch vieles Bitten erlangte er wenigstens, daß er sein angefangenes Spiel zu Ende spielen durfte, womit, wie man denken kann, er gar nicht eilte.
Er hatte noch keine volle Stunde gespielt, so trat ein Bote ins Zimmer und brachte die Nachricht, daß Muhamed am Schlagflusse gestorben, und er, Abdul, vom Volke einstimmig zum König von Granada ausgerufen sei.
Ganz gelassen sagte Abdul zu den Anwesendes: »Seht hier das beste Spiel in meinem Leben.«
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6. Kardinal Clesel nahm an der Tafel des Churfürsten von Sachsen den Professor Taubmann sehr mit. Dieser, um sich für die unverdiente Kränkung zu rächen, fragte den Kardinal, wie man 150 Esel mit einem Worte schreiben könne? Nach der Erklärung des Kardinals, daß er es nicht wisse, schrieb Taubmann zum allgemeinen Gelächter auf den Tisch: CLesel
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