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Anekdoten bei Tafel

Der Spargelkauf.

1. Zu dem Dichter Marivaux brachte ein Bauer ein Bund Spargel zu verkaufen und forderte dafür 6 Groschen. »Bist Du es zufrieden, wenn ich Dir für die Hälfte 3 Groschen gebe?« sagte der Dichter. »Warum nicht!« antwortete der Bauer. Geschwind nahm der Dichter ein Messer, schnitt das Bund mitten durch, gab dem Bauer die weiße Hälfte zurück und behielt die Köpfe für sich.

*

Ursprung des Marzipans.

2. Im Jahre 1407 war in Sachsen ein so kalter Sommer, daß alle Früchte verdorrten und eine große Hungersnoth entstand, daß die Menschen Heu und Gras essen mußten und der Bissen Brod, wie eine welsche Nuß groß, 3 Pfennig kostete. Diese kleinen Brodchen nannte man Markus-Brodchen und man buck sie zum Andenken an die betrübte Zeit in der Folge am Markustage, wo sie denn, auch gewürzt, den Namen Marzipan erhielten. (von Marci panis, Brod des Markus.)

*

Die Frau.

3. Schon wieder betrunken, wer kann's ertragen?
Nimmt denn die Vernunft bei Dir niemals Platz?

Der Mann.

Das thu' ich aus Liebe, will ich Dir sagen.
Weil ich Dich dann doppelt sehe, mein Schatz!

*

Die gut gelöste Aufgabe.

4. Der Churfürst warf einmal eine goldene Münze in einen Becher mit Wein, und sagte zu Taubmann, daß die Münze ihm gehören sollte, wenn er sogleich einen Vers darauf zu machen wüßte. Taubmann leerte den Becher, nahm die Münze heraus und sagte:

Zwei Götter können sich im Becher nicht vertragen,
Geh, Plutus, in den Sack, du, Bachus, in den Magen.

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Eigenschaften des Weins.

5. Ein großer Liebhaber des Weins ward von seinem Vater sehr strenge ermahnt, sich vor dem Laster des Trunkes zu hüten. »O, mein Vater,« – antwortete der ungehorsame Sohn, – »guter Wein macht gutes Blut, gutes Blut erzeugt heitern Sinn, heiterer Sinn giebt erleuchtete Gedanken, erleuchtete Gedanken führen zu guten Thaten und gute Thaten bringen die Menschen in den Himmel.«

*

Der Engländer als Fischer.

6. Vor einiger Zeit fuhr ein Engländer per Dampf von Mainz nach Cöln. Schon von Bingen wurde ihm die Zeit zu lange, und um dieselbe sich zu verkürzen, setzte er sich in die Nähe des Steuermanns, kramte sein Fischzeug heraus und fing mit vieler Gemüthsruhe an zu fischen. Alles, was von Passagieren auf dem Verdeck war, brach in ein lautes Lachen aus, Plötzlich verschwand einer der Passagiere nach der Kajütte, zog die Angelschnur des Engländers ein, und befestigte einen geräucherten Hering daran. Der Engländer, welcher unterdessen von einem der Mitverschwornen unterhalten wurde, fühlte nun die Schwere, er zog – sein Antlitz verklärte sich dabei – er zog, bis endlich der scharf riechende Hering an seiner Nase war. Auf dem Verdecke wälzte sich beinahe alles vor Lachen. Der Engländer wurde fast wüthend. Der Kondukteur des Schiffes wurde aufgesucht, und dieser, selbst ein Schalk, brachte den Engländer dahin, daß derselbe die ganze Geschichte in das Beschwerdebuch eintrug. –

*

Der Fürst von Thoren.

7. In dem romantisch gelegenen A... Bade war an einem Sonntage des Sommers eine ungewöhnlich starke Tisch-Gesellschaft versammelt, am obern Theile der Tafel saß der Fürst; rechts und links neben ihm sein Gefolge, dann viele Bade- und andere Gäste höhern Standes, und am untern Theile der Tafel saßen drei junge Leute, die ein studentenähnliches Ansehen hatten, in frohester Laune und unterhielten sich so lebhaft, daß sie auch nicht die geringste Notiz von der Anwesenheit Seiner Durchlaucht nahmen. – Besonders lebhaft war der Eine, welcher unten quer vor der Tafel saß und der sich zugleich auch in seiner Kleidung mehr, als die Uebrigen auszeichnete. Dieser hatte nämlich einen schwarzen Sammtrock, mit vielen Schnüren besetzt, weiße lederne Beinkleider, große Reitstiefeln mit silbernen, klirrenden Sporen an. – Während der Unterhaltung wurden derbe Toaste mit so lächerlichem Muthe ausgebracht, als wenn sie ganz allein bei Tische säßen.

Der joviale Fürst sandte einen Kammerdiener zu jenen renommierenden Studenten, der mit den Worten: »Seiner Durchlaucht wünschen zu wissen, wer Sie seien und woher Sie kämen?« – »So!, sagte der Student höchst gelassen, ich hatte wahrhaftig Sr. Durchlaucht diese Wißbegierde nicht zugetraut. Melden Sie nur, ich sei der Fürst von Thoren, zum Trinken auserkoren und käme incognito, nebst meinen beiden Geheimen Obertrink-Räthen aus meinen Staaten über Rüdesheim und Markebrunn.«

Der Kammerdiener rapportirte diese Antwort getreulich, und der Fürst lachte. Bald darauf trat der Direktor einer Gesellschaft, sogenannter Prager Musici, zum Fürsten und bat ihn um die Erlaubniß, mit seinen Leuten einige Musikstücke vortragen zu dürfen. Huldvoll gewährte ihm der Fürst die Bitte. Gegen das Ende der Tafel trat der Musikdirektor mit einem Notenblatte hervor und nahte sich natürlich zuerst dem Fürsten, ihn um ein Honorar zu bitten, wie das in kleinen Bädern so üblich ist. Der Fürst aber sagte lachend: »Gehen Sie nur zu dem Herrn, der dort mir am untern Ende der Tafel gegenüber sitzt und eben das Glas hoch hebt; das ist der Fürst von Thoren, hat mehr Geld als ich, und wird für mich bezahlen!«

Der Musikdirektor ging und meldete dem Studenten, was der Fürst ihm aufgetragen. Ohne ein Wort zu sagen, zog der Student seine Börse und warf gelassen einen blanken harten Thaler auf das dargehaltene Notenblatt, so daß es der Fürst sah. – Kurz darauf kam auch der Oberkellner mit seiner Rechnung, und zwar zuerst zu unserm Studenten, um sich die Bezahlung für diverse Flaschen Champagner zu erbitten, die nach und nach den Studentenkehlen hinabgeglitten waren. Mit ernster Miene betrachtete der Student die Rechnung, dann sagte er gemessen und laut, so daß es der Fürst und die ganze aufmerksam gewordene Tischgesellschaft hörte: »Gehen Sie nur zu Seiner Durchlaucht, dort mir gegenüber am obern Ende der Tafel, und sagen Sie: Seine Durchlaucht könnten unmöglich verlangen, daß ein armer Fürst von Thoren, jetzt incognito in Dero Staaten reisend, hier stets den Beutel zöge. Mit Vergnügen hatte ich zwar auf Dero Wunsch eine Kleinigkeit für Höchstdieselben dem Musikdirektor gezahlt; jetzt möchten Höchstdieselben dagegen geruhen, den Wein für mich zu bezahlen. Der Fürst lachte aus Leibeskräften, bezahlte die Weinrechnung der Studenten, meinte aber dabei: »Er werde sich wohl in Acht nehmen, je wieder mit dem Fürst von Thoren an einem Tische zu speisen.«

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8. Bei einer Mittagstafel saß Jemand gerade einer Schüssel gegenüber, in welcher der beste Bissen, entfernt von ihm, vor dem ihm Gegenübersitzenden lag. Er hatte dazu einen unwiderstehlichen Appetit, wollte jedoch nicht mit unhöflicher Begierde sich in den Besitz des leckern Stücks setzen. Er ließ sich daher mit seinem Vis-à-vis in ein gelehrtes Gespräch ein, sprach von dem Sonnensystem, und indem er die Schüssel drehte, sagte er: »so dreht sich die Erde um die Sonne. Man nennt das eine Demonstration.« Der Gegenübersitzende dreht die Schüssel aber schnell wieder, wie sie zuvor gestanden hatte, und versetzte: »Sie kehrt jedoch stets auf den alten Fleck zurück. Ihre Demonstration ist a priori, meine aber a posteriori, und die ist unstreitig die beste.« Bei diesen Worten nahm er das Stück, das den Andern so unwiderstehlich gereizt hatte.

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9. Ein Reisender, Namens Buttler, trat an einem sehr kalten Decemberabende in einem Wirthshause ab, und fand, da er durch die Küche ging, daß alle Plätze am Feuer so besetzt waren, daß er nicht herankommen konnte. »Gieb meinem Pferde,« rief er dem Hausknechte zu, »gleich eine Metze Austern!« – »Eine Metze Hafer wollen Sie sagen?« – »Ich weiß wohl, was ich sage, eine Metze Austern.« Der Hausknecht gehorchte; alle Anwesenden, die sich wärmten, konnten die Neugier nicht unterdrücken, ein so außerordentliches Thier zu sehen, und gingen nach dem Stalle. Während der Zeit pflanzte Buttler sich an den Heerd. Einen Augenblick nachher kam der Hausknecht, nebst der Gesellschaft, zurück und sagte: »Mein Herr, Ihr Pferd will keine Austern. « – »Es will keine? Nun gut! Setze mir einen Tisch her, so will ich sie selbst essen. Vergiß aber den Pfeffer nicht.«

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10. In einer Weinstube waren mehrere Offiziere beisammen und erzählten einander von der letzten Schlacht, welcher sie beigewohnt hatten. Ich bin, sagte der eine, so mit dem blauen Auge davon gekommen, indem ich nur einen Hieb in die Schulter erhielt. Brüderchen, sagte ein zweiter, bei mir ist's auch noch so leidlich abgegangen: ich bekam blos einen gefährlichen Schuß in die Wade. Nun, hub der Wirth sich hineindrängend an: Ist denn nicht auch ein dritter da, der einen Stich bekommen hat? O ja, war die einstimmige Antwort, kostet nur euren Wein!

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11. Der Dichter Burmann in Berlin war ein Freund des Bachus, und wenn es nur einigermaßen seine Kasse erlaubte, so besuchte er in Berlin einen wegen seiner vorzüglich guten und unverfälschten Weine, bekannten Weinkeller. Der Wirth dieses Kellers hieß Hippel. Eines Abends, im Monat März, hatte Burmann sich auch dort eingefunden und sich am edeln Rebensafte erquickt, als einer seiner Bekannten in die Stube trat und ihn aufforderte, doch gleich einen Reim aus dem Stegreife zu machen. Burmann, der noch Appetit zum Trinken hatte, besann sich auch keine Sekunde, sondern recitirte sogleich nachstehende Reime:

»Es singt noch keine Nachtigall,
Es schlägt noch keine Wachtel,
Ich aber ruf' mit lautem Schall:
Herr Hippel, noch ein Achtel!«

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12. Irgendwo kam neulich bei einer Parade einem Bauer, der mit besonderer Aufmerksamkeit dem Posaunenbläser zugesehen hatte, plötzlich der Gedanke ein, derselbe plage sich vergebens, den unteren Theil des Instrumentes abzunehmen, in welcher Vermuthung ihn das immer röther werdende Gesicht bestärken mochte. Um daher der Sache ein Ende zu machen, sprang er auf den Posaunisten zu, ergriff den untern Theil der Posaune und riß ihn mit kräftigem Rucke ab, indem er rief; »I, das müßte ja mit dem Deubel zugehen, wenn das verwünschte Ding nicht heraus wollte!« –

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Der Leberreim.

13. Rabener kehrte aus einer Reise in ein Wirthshaus ein, wo Am Ende der Oberhofprediger aus Dresden, mit einigen seiner Freunde eben abgestiegen war. Rabeners Aeußere versprach wenig und die Gesellschaft begegnete ihm ganz gleichgültig. Als eine Schüssel mit Hecht aufgetragen wurde, schlug der Oberhofprediger Am Ende vor, Leberreime zu machen; endlich fiel es ihm sogar ein, auch Rabener dazu aufzufordern: »Landsmann, ich dächte. Er machte auch'n Vers!« »Ach, damit giebt sich unsereins nicht ab.« – »Nur Muth, Landsmann, es wird schon gehen!« – »Ja – wenn Sie's nur nicht vor ungut nehmen.« – »Ach, warum nicht gar – mach' Er nur ohne Umstände!« – Rabener gab nach, stand auf und sagte: »Wenn's die Herren so befehlen.«

»Die Leber ist von einem Hecht und nicht von einem Bär;
Der Herr, der dort am Ende sitzt, der nennt mich immer Er.«

»Mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?« sagte Am Ende ganz bestürzt und konnte nicht schnell genug vom Stuhle kommen. »Ich heiße Rabener,« antwortete der Dichter und setzte sich gelassen nieder.

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14. Ein loser Vogel schoß aus seinem Fenster einem Bauer als dieser auf dem Jahrmarkte einen Hering gekauft hatte und am Schwanze gefaßt trug, mit einem Blaserohre so geschickt auf die Hand, daß der Erschrockene sogleich vor Schmerzen den Hering fallen ließ. Der Bauer trat, nach kurzer Ueberlegung, den Hering dreimal auf den Kopf und sagte beruhigt: Warte, Bestie! nun beiße noch einmal, wenn du kannst.

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Wer war schlauer?

15. Ein preußischer und ein österreichischer Offizier speisen zusammen allein in einem Gasthause, und es wird unter andern auch eine Schüssel voll Krebse aufgesetzt, doch zufällig so, daß mehrere der größten gerade vor den Oestreicher kamen. Der Preuße, darüber im Stillen erboßt, fängt eine Erzählung an, wie im Preußischen jetzt Alles verändert und verbessert werde, welche Menge Veränderungen, besonders beim Militär, gemacht werden u. s. w., wobei er jedoch, wie im Eifer des Gesprächs und als wisse er es selbst nicht, die Schüssel mit Krebsen herumdreht. Als er zuletzt noch ausruft: »Ja, ja Kamerad, ich versichere Ihnen, Alles, Alles wird bei uns herumgedreht!« ist das Experiment mit der Schüssel glücklich vollbracht. Ruhig lächelnd, nimmt nun der Oestreicher das Wort: »Schauen's, Herr Kamerad, bei uns ist das ganz anders, unser Kaiser läßt Alles beim Alten!« und dreht mit einem Ruck die Schüssel wieder herum.

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Der folgsame Diener.

16. Ein berühmter Mann kam als Gast auf das Schloß des Freiherrn von R. R. – Letzterer befahl seinem Bedienten, alles Silber auf den Tisch zu setzen, was er besitze, und als man zum Mittagsmahl ging, siehe – da lagen um der silbernen Suppenterrine auch die 28 silbernen Sporen des Freiherrn.

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Der ausgebliebene Wein.

17. Ein Student hoffte von seinen Eltern in Ungarn ein Faß guten Wein zu erhalten, und lud alle seine Kameraden dazu ein. Der Tag der Schlemmerei war schon bestimmt, aber der Wein kam nicht. Der Student, der sich schämte, erfand folgendes Mittel, sich aus der Affaire zu ziehen: Jeden der Gäste nahm er gleich beim Eintritt auf die Seite und sagte ihm leise: »Heute wollen wir einen großen Spaß haben. Wir wollen die Kerls alle besoffen machen, daß sie sich selbst nicht kennen sollen. In jene Flaschen aber, die vor uns Beiden stehen, habe ich nur gefärbtes Wasser füllen lassen, damit es uns nicht eben so gehe, wie den Andern. Das Saufgelage begann. Auf diese Art tranken Alle gefärbtes Wasser; aber Jeder stellte sich toll und voll besoffen, und des Gelächters war kein Ende.

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Impromptu.

18. Der Canonicus Gleim war ein abgesagter Feind aller Reime auf seinen Namen. In einer Gesellschaft mehrerer Halberstädter, in welcher sich auch der Bürgermeister S. aus N. befand, wurden aus dem Stegreif Verse gemacht. Der Bürgermeister S. nahm ein gefülltes Glas und begann:

»Hoch lebe der Vater Gleim!
Er ist der Freundschaft Leim.«

Gleim fiel ihm sogleich ins Wort und setzte hinzu:

»Und der Herr Bürgermeister!
Er ist der Freundschaft Kleister!«

Die Furchtlose.

19. Eine Magd, die eine Liebhaberin von gutem Biere war, schlich sich, als die Herrschaft zu Bette gegangen war, still, ohne Licht, in den Keller. Da sie nach dem Fasse fühlte, dessen Stelle ihr nicht genau bekannt war, traf sie mit der Hand auf etwas, das sie sogleich für den Kopf eines Menschen erkannte. Das muthige und kluge Mädchen nahm sich sowohl in Acht, ein Geschrei zu erheben, sondern sagte ganz gleichgültig: Sieh da den Mops, ist er auch hier? – ging dann ganz unbefangen weiter, suchte das Faß, zapfte ruhig ihr Bier und verließ den Keller, als wäre gar nichts Besonderes vorgefallen. Sobald sie aber draußen war, schob sie rasch den Riegel vor und weckte nun das ganze Haus auf. Der Mann im Keller war gefangen. Es war ein Dieb, der sich hier versteckt hatte, um in der Nacht auch seinen Spießgesellen zu öffnen. Er bekannte, daß, wenn das Mädchen geschrien hätte, er es sogleich ermordet haben würde. Aber da er durch ihre angenommene Gleichgültigkeit fest geglaubt, daß sie seinen Kopf für den eines Mopses gehalten habe, ruhig weiter gegangen sei und sich Bier geholt habe, so sei er hierdurch ganz sicher geworden und habe sie ihres Weges ziehen lassen.

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Witzige Vergleichung.

20. Ein alter Majer saß neben einer eitlen, höchst geputzten Dame zu Tische. Als Letztere vergeblich genöthigt wurde, zu essen, sagte Jener: »Die Dame denkt wie ein Cavallerieoffizier.« Auf die Frage: Wie so? erwiederte er: »Sie denkt, Putzen ist die halbe Fütterung.«

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Ein Witz von Kiau.

21. Kiau, der bekannte General und Spaßmacher Friedrich Augusts des Starken, hat, wie man weiß, viele gute und schlechte Witze gemacht. Zu den ersteren gehört unstreitig folgender:

Als ihn einst über Tafel der König aufforderte, den Mundschenk zu machen, und ihm einige Flaschen Ungar-Ausbruch, als etwas sehr Kostbares, bringen ließ, stellte Kiau den Pokal des Königs in die Mitte der Tafel und ringumher die Gläser der Minister und Geheimräthe nach ihrer Rangordnung, ließ sich dann noch eine Anzahl kleinerer Gläser bringen, welche er in den äußersten Kreis stellte. Er begann nun bei den kleinsten Gläsern einzuschenken, füllte darauf die größern so, daß nur noch wenige Tropfen für den Pokal des Königs übrig blieben. Der König, fragte, was das bedeuten solle?

»Ew. Majestät Verwaltung der Landes-Einkünfte!« antwortete Kiau.

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Der Löffeldieb.

22. Bei einem öffentlichen Gastmahle vermißte der Wirth einen silbernen Löffel. Jeder Gast erbot sich, seine Taschen umzuwenden; aber der Wirth ein witziger Kopf, verbot es und sagte: »meine Herren, lassen Sie es vor der Hand gut sein, der Löffel wird sich schon finden. Nur will ich Sie um die Gefälligkeit bitten, Ihre Köpfe unter den Tisch zu stecken.« Die Gesellschaft ließ es sich gefallen, und der Wirth fragte fest und ernst: »haben Sie Alle den Kopf unter dem Tische? und auf ein allgemeines »Ja« fragte er weiter: Auch der, welcher den Löffel gestohlen hat?« Mechanisch bejahte es der Dieb. »Nun, wenn das ist,« versetzte der Wirth, »so geben Sie ihn nun wieder heraus.« Der Dieb zog ihn hervor und schlich sich beschämt, von stürmischem Gelächter verfolgt, aus dem Saale.

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Das Wunder.

23. Der Taschenspieler und Mechanikus Bosco handelte aus dem Wochenmarkte um einen Korb voll Eier. Der Kauf war beinahe geschlossen, da bat sich Bosco ein Ei aus, um dessen Frische zu prüfen. Während er es öffnete, fiel ein blanker Gulden aus demselben. Er öffnete ein 2tes, 3tes, 4tes und dieselbe wunderbare Erscheinung wiederholte sich. Da machte der Bauer dem Kunststück plötzlich ein Ende, und band eilig seinen Korb zu, mit der Erklärung, die Eier seien jetzt nicht mehr feil. Der Bauer verließ den Markt, und begab sich in ein bekanntes Wirthshaus, wo er im Pferdestall seine Eier voll Wuth zerschlug, weil er in keinem derselben ein Guldenstück zu finden verstand. Bosco, der ihm nachgeschlichen, fand ihn im Zustande der Verzweiflung und vermochte seinen Frohsinn nur dann wieder zu wecken, als er ihm den Betrag der Eier vergütete.

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Zurecht gewiesene Schreibart.

24. Mehrere Herren stritten sich über die Schreibart einiger Wörter, unter andern auch über Brot und Brod. Um zur Gewißheit zu gelangen, fragten sie einen Professor um Rath. Dieser meinte ganz ruhig: Meine Herren! ist das Brod noch weich, so schreibe ich es mit » d«, ist es aber hart geworden, so schreibe ich es mit » t«, bin ich aber über beides ungewiß, schreibe ich »Brodt.«

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