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Anekdoten für Kaufleute

Kauf- und Handels-Anzeigen.

( Lesen Sie diese Anzeige!!!) So wie Handel und Gewerbfleiß sich heben, so steigert sich auch der Modus der Anpreisungen der Waaren. In einigen Redensarten, die in Verkaufsanzeigen neuester Zeit vorkommen, liegt häufig ein tief versteckter Sinn. Neben der marktschreierischen Seite, welche sie darbieten, gewährt ihre Fassung nicht selten eine Schutzwehr gegen Diejenigen, welche in ihren Erwartungen getäuscht werden; hierzu gehören unter andern die neuerdings erfundenen Fragen: » Mit Schaden werden abgegeben,« und » So etwas kommt nicht wieder.« Eine Dame die sich glücklich schätzte, ihren Bedarf an mancherlei Zeugen aus der Quantität der 16,000 Ellen Cattune anzukaufen, kam Wonnetrunken in ihre Wohnung zurück, umarmte in der seligsten Empfindung ihres errungenen Glückes den geliebten Gatten mit dem Ausruf: » jetzt sind wir geborgen! Die Schätze wurden auseinander gelegt, und » die bewundernswürdigen billigen Preise« recapitulirt. Allein mit Blitzesschnelle verwandelte sich der wonnereiche Blick der Dame in schmollende Züge. – Es fanden sich nämlich in den Zeugen Fehler und Beschädigungen mancherlei Art. Die Dame nahm ihre Schätze zusammen, eilte zurück zum Kaufmann, stellte ihn zur Rede und forderte ihr Geld zurück. »Das geht nicht, meine Schönste,« erwiederte der rückpflichtige Handelsmann, »Lesen Sie nochmals die Anzeige! dort steht groß gedruckt: » Mit Schaden werden abgegeben!!!« Eine andere Dame nahte sich mit gepreßtem Herzen, ein Kleid zeigend, dessen ursprünglich schöne Lillafarbe durch einmaliges Waschen in blendende Weiße verwandelt worden war. »Lesen Sie meine-Anzeige,« erwiderte der Sohn des Merkurs, »dort steht: » So etwas kommt nicht wieder!!!« Unterlassen Sie in der Folge das nichtswürdige Waschen, und Sie werden sich lange der schönen Farbe zu erfreuen haben. –

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2. Drei Kaufleute etablirten sich gemeinschaftlich unter der Firma: Preller, Unrath und Compagnie. – »Ach Gott« sagte Jemand, »diese Leute sind im Voraus zu bedauern, indem ihnen Niemand einen Heller anvertrauen wird. Denn wenn ich annehme: 1) Preller, 2) Unrath – und was mag noch dahinter sein? – Der Letzte wagt sich gar nicht zu nennen, und heißt vielleicht Galgenstrick? – Nein, Preller, packt nur in Zeiten euren Unrath etc. zusammen; denn unter solcher Firma könnt ihr unmöglich prellen.

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3. Ein wohlhabender Kaufmann hatte Bankerott gemacht. Einige Zeit darauf begegnete er einem Freunde, der ihn fragte, wie es gehe. »Sehr gut,« antwortete er, »ich bin nun wieder auf den Beinen. – Schon wieder? entgegnete verwundert der andere. »Allerdings,« versetzte jener, »ich habe Kutsche und Pferde verkaufen müssen, und muß jetzt – zu Fuße gehen.« –

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4 Die Frau eines zum Fabrikanten emporgekommenen Cattundruckers wollte sich gegen eine andere gern als Kaufmannsfrau geltend machen, weshalb sie ihr erzählte, daß ihr Mann sich nun auch einen doppelten Buchhalter verschrieben habe, für welchen sie noch heute ein zweischläfriges Bett in die Dienerstube schaffen lassen müsse.

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Der Heringsverkauf.

5. Bourdales, der Sohn unbemittelter Eltern von Neufchatel, war durch Industrie und Sparsamkeit zum Millionair geworden. Er wohnte vor der Revolution regelmäßig den großen Waarenversteigerungen auf dem Continente bei, und kam er auch bisweilen ein bis zwei Tage später an, so wurde der Verkauf bis zu seiner Ankunft verschoben. Er kam in Amsterdam in dem Augenblicke an, als man den Kauf abschloß, und empfing von den Verkäufern eine kahle Entschuldigung, worauf er sarkastisch erwiderte: »O, es hat nichts zu bedeuten; ich bin gewiß, ihr werdet es nicht wieder thun.«

Ohne den geringsten Zeitverlust kaufte er nun alle leeren Tonnen auf, die zu bekommen waren. Nach einigen Tagen kamen die Heringe Boot an Boot an, und die Käufer hatten nichts eiligeres zu thun, als sich nach Tonnen umzusehen. Ueberall fanden sie den Vorrath derselben von Bourdales bestellt und bezahlt; in dieser peinlichen Verlegenheit mußten sie die Tonnen ihm selbst wieder zu enormen Preisen abkaufen. Bourdales gewann 100 Prozent an diesem Tonnenhandel, und wurde bei künftigen Versteigerungen nie wieder vergessen.

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6. Die Kaufleute sind die rechtschaffendsten Menschen auf der Welt und lieben besonders gute Gesellschaft. Bevor sich der Kaufmann mit Jemandem einläßt, erkundigt er sich sorgfältig: »Ist er gut – ist er schlecht?« Nur mit Guten will er zu thun haben. Übersetzung: gut oder reich, schlecht oder arm. Hier heißt es: »schlechte (arme) Gesellschaften verderben gutes – Geld.«

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Das Nachsehen.

7. Ein durch mehrere mißlungene Speculationen verunglückter Kaufmann war unter andern auch einem Juden eine bedeutende Summe schuldig, und wurde von diesem fast täglich auf's drückendste gemahnt, ungeachtet er kaum noch so viel hatte, daß er die nötigsten Lebensbedürfnisse für sich und seine Familie anschaffen konnte. Einst sagte er daher dem Juden höchst aufgebracht: »Herr, lassen Sie mich ungeschoren, oder ich werfe Sie zur Thür hinaus.« – »Nu, antwortete der Jude, was is da noch viel zu scheeren, wo ka Wolle mehr is, man sieht ja mit unner bloß mal nach, ob wieder, a Härchen hervorwachst!«

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