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Von den Schurkereien der Haushälterin und den Schelmstreichen, die ich ausführte.
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Mach es, wie du es siehst! sagt ein Sprichwort, und sagt recht. Durch die bloße Betrachtung dieses Sprichworts kam ich zu dem Entschluß, ein Schalk zu sein mit den Schalken, und mehr noch, wenn ich könnte, als alle. Ich weiß nicht, ob ich es dahin brachte; aber ich versichre Euer Gnaden, daß ich allen möglichen Fleiß anwandte. Fürs erste belegte ich mit Todesstrafe alle die Schweine, die in das Haus laufen, und alle die Hühner der Haushälterin, die aus dem Hof in meine Stube kommen würden. Es geschah, daß eines Tags zwei Schweine hereinkamen, vom besten Anstand, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich trieb eben mit den andern Bedienten Kurzweil, hörte sie grunzen und sagte zu einem: »Geh und sieh, wer in unserm Haus grunzt!« – Er ging und meldete, zwei Schweine. Als ich dies hörte, wurde ich so aufgebracht, daß ich hinaussprang und sagte: »Es ist doch eine große Frechheit und Unverschämtheit, in fremde Häuser zu kommen, um zu grunzen,« und mit diesen Worten stieß ich einem jeden, bei verschlossner Tür, den Degen durch den Leib, worauf wir sie sogleich vollends totschlugen. Und damit man das Geschrei nicht hörte, das sie machten, erhoben wir alle zugleich einen großen Lärm, als ob wir sängen, und so verschieden sie unter unsern Händen. Wir weideten sie aus, fingen das Blut auf und sengten sie halb bei bloßem Bettstroh im Hühnerhofe, so daß, als die Herrn kamen, schon alles getan war, wiewohl schlecht; nur die Eingeweide, die noch nicht ganz zu Würsten gemacht waren, waren noch nicht in Ordnung, aber nicht aus Mangel an Eile; denn in Wahrheit, um uns nicht aufzuhalten, hatten wir die Hälfte von dem darin gelassen, was sie enthielten.
Don Diego und der Haushofmeister erfuhren den Vorfall, und sie erzürnten sich über mich dergestalt, daß sie die übrigen Hausleute, die sich vor Lachen nicht lassen konnten, nötigten, sich meiner anzunehmen. Don Diego fragte mich, was ich sagen wolle, wenn man mich anklage und mich die Justiz gefangen nähme? Worauf ich antwortete, ich würde sagen, ich heiße Hunger, was der Studenten Freistatt ist, und wenn dies mir nicht hülfe, würde ich sagen: »Da sie hereinkamen, ohne an die Tür zu klopfen, wie in ihr Haus, meinte ich, sie wären unser.« – Alle lachten über die Entschuldigungen. Don Diego sagte: »Bei meiner Treue, Ihr gewöhnt Euch an den Dienst!« – Es war bemerkenswert, meinen Herrn so ruhig und fromm und mich so verschmitzt zu sehn; das eine hob das andre, die Tugend das Laster auf, oder umgekehrt.
Die Haushälterin faßte sich nicht vor Freude; denn wir beide spielten aus einer Karte; wir hatten uns gegen die Speisekammer verschworen. Ich war der Einkäufer Judas, und erbte von Stund an, ich weiß nicht welche Liebe zu Betrug bei diesem Amt. Das Fleisch beobachtete in den Händen der Haushälterin keine rhetorische Ordnung; denn immer stieg es vom Mehr zum Minder herab; und so oft sie Ziegen- oder Schaffleisch schaffen konnte, brachte sie kein Hammelfleisch, und wenn es Knochen gab, erschien nicht einmal mageres Fleisch. So bereitete sie aus lauter Magerkeit schwindsüchtige Ollas und Suppen, aus denen man, nachdem sie geronnen waren, kristallne Perlschnuren machen konnte für Weihnachten. Zur Abwechslung, um die Olla fett zu machen, pflegte sie Stümpfchen von Talglichtern hineinzutun. Sie sagte, wenn ich zugegen war, zu meinem Herrn: »Wahrhaftig, es gibt keine solche Bedienung als die von Paulchen, wenn er nur nicht so ein Schalk wäre; halten ihn Euer Gnaden warm; denn wohl kann man seine Schalkheit ertragen wegen seiner Treue. Das Beste vom Markte bringt er.« – Ich sagte gegenseitig von ihr dasselbe, und so betrogen wir das ganze Haus.
Wenn Öl, Kohlen oder Speck im ganzen gekauft wurde, versteckten wir die Hälfte, und wenn es uns Zeit schien, sagten wir, die Haushälterin und ich: »Tun doch Euer Gnaden Ihrer Verschwendung Einhalt; denn in Wahrheit, wenn Sie es mit solcher Eile treiben, so reicht das Vermögen des Königs nicht zu. Das Öl oder die Kohlen sind schon wieder alle, so haben Sie hineingehaust. Lassen Euer Gnaden mehr kaufen, und wahrhaftig, es soll auf andre Art leuchten. Geben Sie Paulchen das Geld.« – Man gab es mir, und wir verkauften ihnen die gestohlne Hälfte, und von dem, was wir einkauften, die andre Hälfte, und so war es das Ganze. Und wenn ich ja einmal etwas auf dem Markte kaufte für das, was es kostete, so zankten wir verstellterweise, die Haushälterin und ich. Sie sagte, wie im Zorn: »Macht mirs nur nicht weiß, Paulchen, daß dies für zwei Quartos Salat ist!« – Ich tat, als weinte ich, erhob ein großes Geschrei, lief, mich bei meinem Herrn zu beklagen, und bat ihn dringend, den Haushofmeister hinzuschicken, es zu erfahren, damit die Haushälterin schwiege, die absichtlich zanke. Er ging und erfuhr es; und damit machten wir den Herrn und den Haushofmeister sicher, und sie blieben uns verbunden, mir für die Tat, und der Haushälterin wegen des Eifers für ihr Bestes. Don Diego, sehr zufrieden mit mir, sagte: »Hielte doch Paulchen so auf gute Sitten, wie ihm zu trauen ist.«
Auf diese Weise sprangen wir mit ihnen um, indem wir sie gleich Blutegeln aussaugten. Ich wollte wetten, daß Euer Gnaden erstaunen würden über die Summe Geldes am Ende des Jahres. Viel mußte es sein, doch verpflichtete es nicht zur Wiedererstattung; denn die Haushälterin beichtete von acht zu acht Tagen, und niemals sah ich an ihr eine Spur oder einen Gedanken, etwas zurückzugeben, noch einen Gewissensskrupel, da sie, wie gesagt, eine Heilige war. Sie trug beständig einen Rosenkranz am Hals, so groß, daß es leichter gewesen wäre, ein Bund Holz auf den Schultern zu tragen. An ihm hingen viele Bündel Bilder, Kreuze und Ablaßkorallen. An allen, sagte sie, bete sie jede Nacht für ihre Wohltäter. Sie zählte hundert und mehr Heilige als ihre Fürsprecher, und in Wahrheit, sie hatte alle diese Hilfen nötig um das gut zu machen, was sie sündigte. Sie schlief in einer Kammer über der meines Herrn, und sagte mehr Gebete her, als ein Blinder. Mit dem gerechten Richter begann sie, und endigte mit dem Conquibules (so sagte sie), und mit der Salve Rehila . Beides die bekannten Anfänge der lateinischen Gebete. Conquibules statt Cum quibus, und Salve Rehila statt Salve Regina, das so von den unwissenden Spaniern geradebrecht wird. Sie sprach die Gebete absichtlich lateinisch, um einfältig zu scheinen, auf eine Weise, daß wir alle umkamen vor Lachen. Sie besaß auch noch andre Geschicklichkeiten: sie war eine Eroberin der Neigungen und Einhäklerin der Lüste, oder, was dasselbe ist, eine Kupplerin. Sie entschuldigte sich aber bei mir, indem sie sagte, es sei ihr angeboren, wie dem König von Frankreich, Kröpfe zu heilen.
Euer Gnaden werden glauben, daß wir immer in Frieden lebten; aber wer weiß nicht, daß von zwei Freunden, die beide habsüchtig sind, wenn sie beisammen leben, einer den andern zu betrügen sucht? Es traf sich, daß die Haushälterin junge Hühner auf dem Hof auffütterte, und ich bekam Lust, eins davon zu verzehren. Sie hatte zwölf oder dreizehn ziemlich große Küchlein, und eines Tags, als sie ihnen zu fressen gab, fing sie an zu rufen: »pio! pio!« und wiederholte dies mehrere Male. Ich, der ich die Art zu rufen hörte, fing an zu schrein und sagte: »Um Gottes willen, Frau! Hättet Ihr doch lieber einen Menschen umgebracht, oder dem König Geld gestohlen, Dinge, die ich verschweigen könnte, als das getan, was Ihr getan habt. Das muß man anzeigen. Wehe mir und Euch!«
Da sie sah, daß ich so ganz außer mir war, und dies mit so vieler Wahrheit, erschrak sie ein wenig und sagte: »Nun, Paul, was hab ich denn getan? Wenn du spaßest, so ängstige mich nicht länger.«
»Wie spaßen? Verwünscht! Ich kann nicht umhin, es der Inquisition mitzuteilen; denn wo nicht, so werde ich exkommuniziert.«
»Inquisition!« sagte sie, und fing an zu zittern. »Nun, habe ich denn etwas wider den Glauben getan?«
»Das ist eben das schlimmste,« sagte ich; »scherzt ja nicht mit den Inquisitoren; sagt, Ihr wäret ein einfältiges Weib, und Ihr widerriefet, und leugnet nur nicht die Lästerung und Unehrerbietigkeit.«
Voller Furcht sagte sie: »Nun, Paul, und wenn ich widerrufe, werden sie mich dann strafen?«
Ich antwortete ihr: »Nein, sie werden Euch bloß absolvieren.«
»Nun, ich widerrufe,« sagte sie; »aber sag Du mir nur was, denn ich weiß es nicht, so gewiß die Seelen meiner Verstorbnen die ewige Seligkeit genießen.«
»Ist's möglich, daß Ihr nicht merkt, was? Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll; denn die Unehrerbietigkeit ist so groß, daß sie mich bangen macht. Erinnert Ihr Euch denn nicht, daß Ihr zu den Küchlein sagtet: pio, pio? und ist Pio nicht ein Name der Päpste, der Statthalter Gottes und Häupter der Kirche? Dünkt Euch dies eine so kleine Sünde?«
Sie war wie tot und sprach: »Paul, ich sagte es; aber verzeih mir Gott nicht, wenn es aus Bosheit geschah. Ich widerrufe! Überlege, ob es einen Ausweg gibt, eine Anklage zu vermeiden; denn ich sterbe, wenn ich mich vor der Inquisition sehe.«
»Wenn Ihr auf einem geweihten Altar schwört, daß Ihr keine Bosheit im Sinn hattet, so werde ich es sicher unterlassen können, Euch anzuklagen; aber es wird nötig sein, daß Ihr mir die beiden Küchlein übergebt, die eben fraßen, als Ihr sie mit dem heiligsten Namen der Päpste riefet, damit ich sie zu einem Familiar bringe, der sie verbrenne, weil sie verflucht sind; und außer diesem habt Ihr zu schwören, auf keine Weise wieder in diesen Fehler zu verfallen.«
Sehr zufrieden sagte sie: »Nun, so trag sie hin, Paul, jetzt gleich; denn morgen will ich schwören.« – Um sie noch sicherer zu machen, sagte ich: »Das schlimmste ist, Cipriana (denn so hieß sie), daß ich Gefahr dabei laufe, weil der Familiar mich fragen wird, ob ich es sei; und nächstdem kann er mir Plackereien machen. Tragt Ihr sie hin; denn wahrlich, ich fürchte mich.«
»Paul,« sagte sie, als sie dies von mir hörte, »um die Liebe Gottes, erbarm dich meiner und trag sie hin; denn dir kann nichts widerfahren.«
Ich ließ sie mich lange bitten, und endlich (denn das war es, was ich wollte) entschloß ich mich, nahm die Küchlein, verbarg sie in meine Kammer, tat, als ginge ich aus und kehrte zurück, indem ich sagte: »Besser, als ich dachte, hat es sich gemacht. Das Familiarchen wollte mir nachkommen, um das Weib zu sehn; aber ich habe ihn ganz artig betrogen und die Sache abgemacht.«
Sie umarmte mich tausendmal und gab mir noch ein andres Küchlein für mich und ich begab mich mit ihm dahin, wo ich seine Kameraden gelassen hatte, ließ im Hause eines Pastetenbäckers ein Ragout davon machen, und verzehrte sie mit den übrigen Bedienten. Die Haushälterin und Don Diego erfuhren den Streich, und das ganze Haus freute sich höchlich darüber. Der Unmut der Haushälterin stieg aufs höchste, sodaß sie beinahe darüber gestorben wäre, und aus Verdruß war sie nicht zwei Finger breit davon entfernt (wenn sie selbst nicht Ursache zu schweigen gehabt hätte), meine Spitzbüberein zu entdecken.
Wie ich nun sah, daß ich mit der Haushälterin schlecht stand und sie nicht foppen konnte, suchte ich neue Ränke, mich zu belustigen, und legte mich auf das, was die Studenten klemmen oder schießen nennen. Dabei begegneten mir sehr anmutige Dinge; denn als ich eines Abends um neun Uhr (wo schon wenig Menschen ausgingen) durch die breite Straße strich, sah ich einen Konditorladen und in ihm einen Korb mit Rosinen auf dem Ladentisch. Ich nahm einen Anlauf, schoß darauf los, ergriff ihn und rannte davon. Der Konditor lief hinter mir her, nebst andern Dienern und Nachbarn. Da ich beladen war und sah, daß, obgleich ich einen Vorsprung vor ihnen hatte, sie mich doch einholen würden, setzte ich mich, beim Umbiegen um eine Ecke, auf den Korb, wickelte schleunigst den Mantel um das Bein, und fing an zu schreien, mit dem Beine in der Hand: »O weh! Gott verzeih es ihm, wie er mich getreten hat!« – Sie hörten dies von mir, und als sie herbei kamen, fing ich an zu beten: »Bei dir, hohe Jungfrau!« und das gewöhnliche Gebet von der Unglücksstunde und verderbten Luft. Sie schrien sich beinah heiser und fragten mich: »Lief nicht hier ein Mensch vorbei, guter Freund?« – »Dort lief er hin, und hier hat er mich getreten, helfe mir der Herr!« – Damit sprangen sie auf und davon. Ich blieb allein, trug mir den Korb nach Hause und erzählte den Streich. Man wollte es nicht glauben, daß es sich so zugetragen hätte, wiewohl man es sehr rühmte. Deshalb lud ich sie ein für einen andern Abend, mich Schachteln klemmen zu sehen. Sie kamen, und als sie bemerkten, daß die Schachteln innerhalb der Bude standen, sodaß ich sie nicht mit der Hand fassen konnte, hielten sie es für unmöglich, umsomehr, da der Konditor, wegen des Vorfalls mit den Rosinen, wachsam war. Ich kam also, und zwölf Schritte von der Bude legte ich Hand an den Degen, der ein starker Stoßdegen war, rannte laufend an, und als ich an die Bude kam, schrie ich: »Stirb!« und tat einen Stoß vor dem Konditor vorbei. Er stürzte nieder und rief nach der Beichte, und ich tat den Stoß in eine Schachtel, durchbohrte und spießte sie an den Degen, und lief mit ihr davon. Sie verwunderten sich, als sie die List sahn, und starben beinah vor Lachen, als der Konditor sagte, man möchte ihn besehn; denn ohne Zweifel sei er verwundet, und es wäre ein Mensch gewesen, mit dem er einen Wortwechsel gehabt habe. Doch als er die Augen umdrehte, und die Schachteln, die ringsherum standen, durch das Herausziehen der einen in Unordnung erblickte, merkte er den Streich, fing an sich zu kreuzen und wollte gar nicht wieder aufhören. Ich gestehe, daß mir niemals eine Sache so gut gelang. Die Kameraden meinten, ich allein könne das Haus erhalten mit dem, was ich klemmte, was dasselbe ist als stehlen, nach einer verblümten Benennung.
Da ich jung war und sah, daß man das Talent lobte, mit dem ich diese Schelmerein ausführte, wurde ich dadurch, ermutigt andre mehr zu unternehmen. Alle Tage brachte ich meinen Gürtel voll Krüge nach Hause, die ich mir von den Nonnen zum Trinken erbeten hatte, und womit ich davonging. In Spanien ist es gebräuchlich, daß man sich, wenn man auf der Straße vom Durst befallen wird, in den Nonnenklöstern Wasser zum Trinken erbittet. Ich führte es ein, daß sie nichts mehr ohne Pfand weggaben. So versprach ich auch Don Diego und allen Kameraden, in einer Nacht der Scharwache selbst die Degen abzunehmen. Es wurde bestimmt, in welcher es geschehn sollte, und wir gingen zusammen aus, ich voran. Als wir die Wache gewahrten, näherte ich mich mit einem andern der Hausbedienten sehr bestürzt und sagte: »Die Runde?« – Sie antworteten: »Ja!« – »Ist es der Korregidor?« Die erste Polizeiperson. – Sie sagten: »Ja!« – Ich ließ mich auf die Knie nieder und sagte: »Señor, in den Händen von Euer Gnaden liegt meine Hilfe und Rache und großer Vorteil für den Staat. Wollen Euer Gnaden mich zwei Worte allein hören, wenn Sie einen großen Fang zu tun wünschen!«
Er trat bei Seite, und schon griffen die Häscher nach ihren Degen, und die Alguazile legten Hand an die Gerichtsstäbe. Ich sagte zu ihm: »Señor, ich bin von Sevilla gekommen, indem ich sechs Männern gefolgt bin, den ärgsten Bösewichtern auf der Welt, lauter Räubern und Mördern. Unter ihnen ist einer, der meine Mutter ermordet hat und meinen Bruder, um sie zu berauben, und dessen ist er überführt. Sie begleiten, wie ich sie habe sagen hören, einen französischen Spion, und ich vermute, nach dem, was ich von ihnen gehört habe, daß er (und indem ich die Stimme mehr fallen ließ, fuhr ich fort) vom Antonio Perez ist.« Antonio Perez, Staatssekretär unter Philipp II. Da er unschuldig in Ungnade fiel, begab er sich nach Frankreich, wo er von Heinrich IV. eine Pension genoß und starb. Als Schriftsteller ist er bekannt durch das Werk: las obras y relaciones de Antonio Perez.
Jetzt tat der Korregidor einen Sprung in die Höhe und sagte: »Wo sind sie?«
»Señor, in dem öffentlichen Hause. Zögern Euer Gnaden nur nicht, die Seelen meiner Mutter und meines Bruders werden es Ihnen bezahlen durch Fürbitten, und auch der König.«
Er sagte: »Jesus! zögern wir nicht; folgt mir alle, gebt mir eine Tartsche.«
Ich sagte zu ihm, indem ich ihn wieder bei Seite zog: »Señor, es wird mißlingen, wenn Euer Gnaden dies tun. Es ist vielmehr nötig, daß alle hineingehn ohne Degen, und einer nach dem andern; denn sie sind in den Zimmern und haben Pistolen. Sehn sie Leute mit Degen eintreten, da diese nur die Justiz tragen darf, so werden sie Feuer geben. Mit Dolchen ist es besser, und ihnen von hinten in die Arme gefallen; denn wir sind unsrer genug.«
Der Plan gefiel dem Korregidor, bei der Begierde nach dem Fang; und so kamen wir nahe, und der vorsichtige Korregidor befahl, daß sie alle Degen auf einem Platz, der dem Hause beinah gegenüber liegt, unter das Gras verstecken sollten. Sie legten sie hin und gingen weg. Ich hatte einem Kameraden anbefohlen, daß – sie sie hinlegen, und er sie nehmen und damit nach Hause rennen – eins sein sollte. So tat er es auch, und beim Eintreten aller blieb ich bis zuletzt zurück, und da sie sich im Hineingehn unter andre Leute mischten, die zugegen waren, wendete ich mich um eine Ecke und schlüpfte durch ein Gäßchen, das nach la Vittoria führt, so daß mich kein Windhund eingeholt hätte. Sie, die hineingegangen waren und nichts sahn, denn es waren bloß Studenten und Tagediebe da (was alles eins ist) – fingen an, mich zu suchen, und da sie mich nicht fanden, argwöhnten sie, was es bedeutete. Sie gingen, ihre Degen zu holen, und fanden nicht einen halben.
Wer möchte die Nachsuchungen beschreiben, die nebst dem Rektor der Korregidor diese Nacht hielt? Sie gingen alle Studentenhöfe durch und untersuchten die Betten. Sie kamen auch in unser Haus, und damit sie mich nicht erkennen möchten, hatte ich mich in das Bette gelegt, Dieser Streich scheint den » Sellanta Novelle« des degli Arienti (Nov. 42) entnommen zu sein, wo er sich ganz ähnlich findet. mit einem Tuch um den Kopf, einer Kerze in der einen, und einem Kruzifix in der andern Hand. Ein Kamerad stand mir als Priester beim Sterben bei, und die übrigen beteten Litanein. Der Rektor kam und die Justiz, und da sie das Schauspiel erblickten, gingen sie wieder, indem sie nicht glauben konnten, daß hier eine solche Sache könne stattgefunden haben. Sie sahn sich nicht einmal um, vielmehr sprach der Rektor für mich ein Responsum. Er fragte, ob ich schon ohne Sprache wäre, und sie sagten ihm: »Ja.« Damit gingen sie fort, in Verzweiflung, nicht eine Spur zu finden, und der Rektor schwor, ihn auszuliefern, wenn sie ihn fänden, und der Korregidor, ihn zu henken, und wäre er auch der Sohn eines Granden. Ich stand vom Bett auf, und bis heute hat man nicht aufgehört, den Streich in Alcala zu feiern.
Um nicht weitschweifig zu sein, unterlasse ich es, zu erzählen, wie ich den Marktplatz zu meinem Jagdreviere machte; denn mit Buden der Tuchscherer und Goldschmiede, und mit Tischen der Obsthökerinnen (nie werde ich den Schimpf vergessen, als ich Hahnenkönig war) unterhielt ich zu Hause den Kamin das ganze Jahr. Ich schweige von den Einkünften, die ich von den Bohnenfeldern, Weinbergen und Gärten im ganzen Umkreise zog. Durch diese und andre Dinge fing ich an, den Ruf eines verschmitzten und sinnreichen Kopfs unter allen zu erlangen. Die Edelleute bezeigten sich sehr gnädig gegen mich, und ließen es kaum zu, daß ich den Don Diego bedienen durfte, gegen den ich immer den schuldigen Respekt behielt, wegen der vielen Liebe, die er zu mir trug.