Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Alphons der Weise

(1793)

    Am Tagus herrschte einst ein Fürst, den Fama preist
Und noch auf diesen Tag Alphons den Weisen heißt;
Nicht weil er klug, o nein, weil er gelehrt gewesen.
Alphonsus konnte nicht nur lesen,
Er war auch Astronom. Weit besser als sein Land
War ihm das Firmament bekannt,
Und er vergaß oft Staatsrat und Finanzen,
Wenn er auf seiner Warte stand.
Einst als er sich, umringt von seinen Schranzen,
Dahin begab, sprach er entzückt im Gehen:
Ich hoffe heut durch meine neuen Tuben
Die Menschen in dem Mond zu sehen.
Ei was, erwiderten die schlauen Lotterbuben,
Dies wäre zu gemein; ein bärtiger Komet,
Den noch kein Auge sah, wird sich herunter neigen
Und ehrfurchtsvoll sich Ihro Majestät
Versuchtem Adlerblicke zeigen.
Indes man also schwatzte, trat
Ein Greis mit kahlem Haupt und bloßer Ferse
Dem König in den Weg und bat
Um ein Geschenk aus seiner Börse.
Allein Alphons ward seiner nicht gewahr;
Der Alte trabt ihm nach und hält den Hut ihm dar;
Doch der Monarch sprach ohne stillzustehen
Nur immerfort: Ich werde heut
Die Menschen in dem Monde sehen.
Nun fasset ihn der Greis bei seinem Purpurkleid
Und ruft mit hohem Ernst: Sie wohnen nicht dort oben,
Herr, deine Brüder, deren Not
Zu lindern Gott dich auf den Thron erhoben,
Hier sind sie, hier, und fordern Brot.

 


 


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