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Wer Sinn und Verständnis für das ländliche Volkstum hat, dem wird dieses Büchlein Freude machen. Es kommt, wie schon sein Titel »Wildfarren« andeutet, aus taufrischem Walde; es enthält eine Reihe schlicht gezeichneter Bilder aus dem Bauernleben des böhmisch–bayerischen Grenzgebirges, der Heimat Adalbert Stifters. Der ideale Dichtergeist Stifters ist zwar nicht in diesem Buche; solches ist im Gegenteile gar zeitgemäß angelegt, von kräftigem Realismus getragen. Es schildert die Erscheinungen des Volkslebens in treuer Wahrhaftigkeit, es wirft auch manches Schlaglicht auf die Seele des Landmanns. Wohl mag's diesem Buche vielleicht ergehen, wie manch anderem seiner Art, den Naturalisten wird es zu zart gehalten, den Idealisten zu derbsinnig sein; die Bigotten werden es frivol, und die Frivolen bigott nennen, aber das wird das beste Zugeständnis seines weiten lebenswahren Kreises sein. Der Menschen- und Sittenschilderer muss darstellen, wie es ist, nicht wie es sein sollte, er muss in den Geist seines Gegenstandes eingehen, in ihm aufgehen, er muss als guter Kamerad des Volkes mit den Fröhlichen jauchzen, mit den Betrübten weinen, mit den Tätigen schaffen, mit den Müßigen grübeln, mit den Frommen beten, mit den Sündern sündigen.
So steigt er von dem Volksschilderer zum Volksdichter empor. Und in solchen Wanderungen durch die Volksseele wird er in ihr Schätze entdecken und zu Tage fördern, welche auch für Literatur, Kunst und Leben im Allgemeinen Wert und Bedeutung haben.
In diesem Sinne fasse ich die beiden Bücher auf, die von Johann Peter bisher erschienen sind: »Charakter- und Sittenbilder aus dem Böhmerwalde« (Graz, Leykam) und »Buchengrün« (Leipzig, Oswald Mutze), und in diesem Sinne begrüße ich das vorliegende Werkchen des wackeren Böhmerwaldsohnes, der ein ebenso ergötzlicher als gewissenhafter Führer durch seine herrliche Waldheimat ist, und dessen Persönlichkeit ich noch mit einigen Worten vorstellen will.
Johann Peter ward 1858 geboren zu Buchwald im Böhmerwalde, als der Sohn eines braven, fortschrittlich gesinnten und musikalisch gebildeten Waldbauern, und schon frühzeitig regte sich in ihm des Sanges Trieb. Seine schöne Waldheimat liebte er schon als Kind ganz besonders; er, der treue Deutsche, schloss auch sein deutsches Waldvolk in sein Herz, und dieser echten Liebe zum Volke entspringen seine volkstümlichen Werke. Aus Neigung widmete sich Peter dem edelsten Stande, dem Lehrstande, und heute wirkt er, sich vorbereitend für das Lehramt an Bürgerschulen, als Volksschulleiter in Groß-Meiseldorf bei Wien.
Nach dem ethnographischen Werte seiner bisher erschienenen Schriften zu schließen, haben wir von Johann Peter noch manch Gutes zu erwarten. Ich begleite seine literarische Wanderschaft durch die deutschen Lande mit meinem besten Segenswunsche.
Graz, im Spätherbste 1888.
P. K. Rosegger.