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Der alte Mann und das Mädchen standen verstört, ohne daß ein greifbarer Grund dafür vorhanden gewesen wäre. Da Souza vergaß, sich über den Ungehorsam seiner Tochter zu erregen. Er erkannte sofort, daß ihre Anwesenheit hier nur seinem Vorteil diente. Monty, graubleich, stand bei Trents Anblick wie gelähmt. Keuchend und nach Atem ringend, sank er in seinen Stuhl.
Mit ausgestreckten Händen, einen Ausdruck innigen Mitleids auf den Zügen, kam Trent auf ihn zu. »Monty! Alter Knabe! Weswegen fürchten Sie sich denn? Wissen Sie nicht, daß ich mich freue, Sie wiederzusehen? Bin ich denn nicht nach Attra gekommen, um Sie mit nach England zu nehmen? Geben Sie mir die Hand, Kamerad! Ich habe viel Geld für Sie und eine gute Nachricht.«
Montys Rechte hing kalt und schlaff, die Augen stierten gläsern. Trent sah die halbe Flasche auf dem Tisch und wandte sich erbost Da Souza zu. »Sie Schurke! Sie wollten ihm zu einem schnellen Tod verhelfen!«
»Wenn er keinen Alkohol bekommt, wird er tobsüchtig.«
»Mit einer Flasche Fusel im Magen wird er das erst recht. Ich werde ihn mitnehmen.«
Da Souza spielte nicht länger den Untertänigen. Er zuckte die Achseln und barg die fleischigen Hände in die Hosentaschen. »Gut!« zischte er. »Machen Sie, was Sie wollen! Sie mögen nicht auf meinen Rat hören. Bringen Sie Monty zu der Aktionärversammlung der Bekwando-Gesellschaft – erzählen Sie, wer er ist – und der ganze Markt wird Ihnen über den Kopf stürzen. Mir ist es egal. Ich habe schon einen Teil meiner Aktien abgestoßen und werde morgen auch den Rest verkaufen. Aber wie steht es mit Ihnen? Was wird dem Millionär bleiben?«
»Ich kann schon einen Verlust aushalten.«
»Sie glauben ein Genie zu sein, weil Sie hier und da einmal Erfolg hatten. Nun, ich versichere Sie, Sie verstehen nicht das Geringste von finanziellen Dingen. Mit einer Sache wie der Bekwando-Gesellschaft ist es wie mit dem guten Ruf einer Frau: Ein paar Anzüglichkeiten, ein wenig Klatsch, und schon ist aller Nimbus der Ehrbarkeit zum Teufel.«
Trent drehte ihm den Rücken zu. »Monty! Sie fürchten sich doch nicht, mich zu begleiten?«
Verwirrt und entsetzt hob der andere den Blick zu ihm.
»Sie können unbesorgt sein!« beschwichtigte Trent. »Die Geschichte mit der Missionskasse habe ich längst mit Herrn Price geordnet. Es war Ihr Eigentum, das ich für Sie zurückgelassen hatte.«
»Man will mich nicht verhaften?«
»Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß niemand dergleichen im Sinn hat.«
»Mich selber würde es nicht viel kümmern, aber meiner Tochter wegen wäre es mir furchtbar. Wenn mein wirklicher Name ans Tageslicht käme, würde auch Sie es erfahren.«
»Sie wird nichts erfahren. Ich verspreche Ihnen feierlich, daß Sie bei mir vollkommen sicher sind.«
Monty erhob sich mit Mühe – ihm war hundeelend zumute. Verstohlen liebäugelte er mit der Rumflasche.
Trent hielt ihn zurück, freundlich, aber entschlossen. »Jetzt nicht, Monty! Sie haben vorläufig genug.«
Der Alte sah Trent in die Augen, und die letzten Jahre schienen wie in einem Nebel zu versinken. »Sie sind hart, Scarlett Trent – Sie waren immer hart zu mir!«
»Schon möglich. Wenn ich jedoch nicht gewesen wäre, würden Sie nicht mehr atmen. Ich habe Sie vom Alkohol abgehalten, soviel ich konnte, und das werde ich auch jetzt tun.«
Monty warf einen verzweifelten Blick durch das Zimmer. »Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich bin hier geborgen und bin zu alt, Trent, um mit Ihnen zu leben. Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich ein neues Dasein beginnen. Jetzt ist es zu spät. Ohne meine Kräfte anzufeuern, könnte ich es keinen Tag aushalten.«
»Er hat vollkommen recht, Trent«, mischte sich Da Souza hastig ein. »Er hat es hier nach seinen Wünschen und wird gut verpflegt. Geben Sie ihm ein Jahresgeld oder einen angemessenen Betrag statt der Anteile! Ich werde einen Vertrag aufsetzen. Sie würden ihn doch unterschreiben, nicht wahr, Monty? Seien Sie vernünftig, Trent, und stimmen Sie zu! Es wäre für uns alle die beste Lösung.«
Trent wehrte barsch ab. »Mein Entschluß steht fest. Er muß mich begleiten. Denken Sie doch an Ihre Tochter, Monty!«
»Zu spät!« schluchzte der Greis. »Vergegenwärtigen Sie sich doch meinen Zustand!«
»Aber wenn Sie ihr ein Vermögen hinterlassen, kostbare Geschenke machen könnten?«
Monty schwankte. Seine matten Augen begannen zu leuchten. »Wenn ich das könnte ...« Er erhob sich. »Ich bin bereit! Wir wollen aufbrechen.«
Da Souza pflanzte sich vor Trent auf. »Sie trotzen mir? Sie wollen ihn weder meiner Obhut anvertrauen noch selbst auf meinen Rat achten? Schön! So hören Sie, was ich Ihnen noch zu sagen habe. Sie wollen mich ruinieren. Aber wenn ich kaputtgehe, geht die Bekwando-Gesellschaft mit. Bedenken Sie das wohl! Ruin für mich bedeutet zugleich Ruin für Scarlett Trent. Und nicht nur Ruin – auch Schande. Wenn ich es erreichen kann – ich habe viele Freunde –, dann bedeutet es sogar Gefängnisstrafe für Sie. Wenn Sie mit Monty das Zimmer verlassen, sind Sie ein verlorener Mann! Dafür werde ich sorgen!«
Trent stieß ihn heftig zur Seite – und der Portugiese taumelte gegen den Kaminsims. Dann ergriff er seinen früheren Teilhaber am Arm, und zusammen verließen sie das Zimmer.