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Vnter den Jambischen versen sind die zue föderste zue setzen / welche man Alexandrinische / von jhrem ersten erfinder / der ein Italiener soll gewesen sein / zue nennen pfleget / vnd werden an statt der Griechen vnd Römer heroischen verse gebraucht: Ob gleich Ronsardt die Vers communs oder gemeinen verse / von denen wir stracks sagen werden / hierzue tüchtiger zue sein vermeinet; weil die Alexandrinischen wegen jhrer weitleuffigkeit der vngebundenen vnnd freyen rede zue sehr ähnlich sindt / wann sie nicht jhren mann finden / der sie mit lebendigen farben herauß zue streichen weiß. Weil aber dieses einem Poeten zuestehet / vnd die vber welcher vermögen es ist nicht gezwungen sind sich darmit zue ärgern / vnsere sprache auch ohne diß in solche enge der wörter wie die Frantzösische nicht kan gebracht werden / mussen vnd können wir sie an statt der heroischen verse gar wol behalten: inmassen dann auch die Niederländer zue thun pflegen.
Der weibliche verß hat dreyzehen / der männliche zwölff sylben; wie der iambus trimeter. Es muß aber allezeit die sechste sylbe eine cæsur oder abschnitt haben / vnd masculinæ terminationis, das ist / entweder ein einsylbig wort sein / oder den accent in der letzten sylben haben; wie auch ein vornemer Mann / der des Herren von Bartas Wochen in vnsere sprache vbersetzt hat / erinnert. Zum exempel sey dieses:
Dich hette Jupiter / nicht Paris / jhm erkohren / Vnd würd' auch jetzt ein Schwan / wann dich kein schwan gebohren / Du heissest Helena / vnd bist auch so geziehrt / Vnd werest du nicht keusch / du würdest auch entführt. |
Hier sind die ersten zweene verß weibliche / die andern zween männliche: Denn mann dem weiblichen in diesem genere carminis gemeiniglich die oberstelle leßt; wiewol auch etliche von den männliche anfangen.
Bey dieser gelegenheit ist zue erinnern / das die cæsur der sechsten syllben / sich weder mit dem ende jhres eigenen verses / noch des vorhergehenden oder nachfolgenden reimen soll; oder kürtzlich; es sol kein reim gemacht werden / als da wo er hin gehöret: als:
Ein guet gewissen fragt nach bösen mäulern nicht / Weil seiner tugend liecht so klar hereiner bricht Als wie Aurora selbst / &c. |
Dann solches stehet eben so vbel als die reimen der lateinischen verse; deren exempel zwar bey den gutten Autoren wenig zue finden / der Mönche bücher aber vor etzlich hundert Jahren alle voll sindt gewesen.
So ist es auch nicht von nöthen / das der periodus oder sententz allzeit mit dem verse oder der strophe sich ende: ja es stehet zierlich / wann er zum wenigsten biß zue des andern / dritten / vierdten verses / auch des ersten in der folgenden strophe cæsúr behalten wird. Zum exempel:
1. nein nein / wie bleich ich bin / Nicht vom studiren nur / so bleibt doch wie vorhin Mein vorsatz vnbewegt; 2. ich wil mein glücke tragen So lang' ich kan vnd mag; wil setzen auff den wagen Der grawen ewigkeit durch meiner Leyer kunst Die braune Flauia: 3. an stat der Musen gunst Ist jhrer augen glut: 4. das sternenliechte fewer Kömpt / wie der schöne Nort den Schieffen / mir zue stewer. |
Item:
1. Ja wir gedencken vns wie meister fast zue werden Des grossen Jupiters / vnd donnern auff der erden Durch des Geschützes plitz; 2. die Berge zittern auch / Die wolcken werden schwartz von vnsers Pulvers rauch' / Vnd lauffen schneller fort. 3. verhaw' vns zue dem strande Des meeres weg vnd steg / wir segeln auch zue lande / Vnd schiffen ohne see. 4. veriag' vns aus der welt / Wir haben eine new' / in welcher Gold vnd Geldt Nicht minder häuffig ist. 5. wilt du vnns gifft beybringen / Die Porcellane wird vns in der hand zuespringen / Vnd sagen was du thust. 6. wie schlecht die Bügel sein / So setzen wir vns doch mit jhnen fester ein / Vnd lassen vnns so bald nicht auß dem sattel heben. 7. Es pflegt die Sonnenvhr vns vnterricht zue geben Vmb welche zeit es sey. 8. Der köstliche Magnet Zeigt wo das schwache Schiff auch bey der nacht hingeht / Vmbringt mit wind' vnnd flut. 9. wir kennen hier von fernen Durch eines glases liecht den Monden vnnd die Sternen / Als stünden wir darbey / vnd sind zue krieges zeit Vor einem einfall auch viel mehr als sonst befreit. |
Die reimen deren weibliche verß eilff sylben / vnd die männlichen zehen haben / nennen die Frantzosen vers communs oder gemeine verse / weil sie bey jhnen sehr im brauche sind. Wie aber die Alexandrinischen verse auff der sechsten sylben / so haben diese auff der vierdten jhren abschnitt. Als:
Im fall du wilt / Was Göttlich ist erlangen. So laß den leib / in dem du bist gefangen / Auff / auff / mein Geist / vnd du mein gantzer sinn / Wirff alles das / was welt ist von dir hin. |
Weil die Sonnet vnnd Quatrains oder vierversichten epigrammata fast allezeit mit Alexandrinischen oder gemeinen versen geschrieben werden / (denn sich die andern fast darzue nicht schicken) als wil ich derselben gleich hier erwehnen.
Wann her das Sonnet bey den Frantzosen seinen namen habe / wie es denn auch die Italiener so nennen / weiß ich anders nicht zue sagen / als dieweil Sonner klingen oder wiederschallen / vnd sonnette eine klingel oder schelle heist / diß getichte vielleicht von wegen seiner hin vnd wieder geschrenckten reime / die fast einen andern laut als die gemeinen von sich geben / also sey getauffet worden. Vnd bestetigen mich in dieser meinung etzliche Holländer / die dergleichen carmina auff jhre sprache klincgetichte heissen: welches wort auch bey vnns kan auffgebracht werden; wiewol es mir nicht gefallen wil.
Ein jeglich Sonnet aber hat viertzehen verse / vnd gehen der erste / vierdte / fünffte vnd achte auff eine endung des reimens auß; der andere / dritte / sechste vnd siebende auch auff eine. Es gilt aber gleiche / ob die ersten vier genandten weibliche termination haben / vnd die andern viere männliche: oder hergegen. Die letzten sechs verse aber mögen sich zwar schrencken wie sie wollen; doch ist am bräuchlichsten / das der neunde vnd zehende einen reim machen / der eilffte vnd viertzehende auch einen / vnd der zwölffte vnd dreyzehende wieder einen. Zum exempel mag dieses sein / welches ich heute im spatzieren gehen / durch gegebenen anlaß / ertichtet.
Sonnet. |
Du schöne Tyndaris / wer findet deines gleichen / Vnd wolt' er hin vnd her das gantze landt durchziehn? Dein' augen trutzen wol den edelsten Rubin / Vnd für den Lippen muß ein Türckiß auch verbleichen / Die zeene kan kein goldt an hoher farb' erreichen / Der Venus ehemann geht so gerade nicht / Weil man dan denen auch die vns gleich nicht sindt wol / |
Oder / im fall dieses jemanden angenemer sein möchte; Welches zum theil von dem Ronsardt entlehnet ist:
Ihr / Himmel / lufft vnnd wind / jhr hügel voll von schatten / Ihr hainen / jhr gepüsch' / vnd du / du edler Wein / Ihr frischen brunnen / jhr / so reich am wasser sein / Ihr wüsten die jhr stets mußt an der Sonnen braten / Ihr durch den weissen taw bereifften schönen saaten / Weil ich ja Flavien / das ich noch nie thun können / So bitt' ich Himmel / Lufft / Wind / Hügel / hainen / Wälder / |
Item diß / von gemeinen versen:
Au weh! ich bin in tausendt tausendt schmerzen / Vnd tausendt noch! die seufftzer sind vmbsonst Herauff geholt / kein anschlag / list noch kunst Verfängt bey jhr. wie wann im kühlen Mertzen Der Schnee zuegeht durch krafft der Himmels kertzen / Ein schädlich gifft: das dencken an mein liecht Das kein gelenck' vnd gliedtmaß weder krafft |
Vnd letzlich eines / in welchem die letzten sechs verse einer vmb de andern geschrenckt ist:
Ich machte diese verß in meiner Pierinnen Begrünten wüsteney, wie Deutschland embsig war Sein mörder selbst zue sein / da herdt vnd auch altar In asche ward gelegt durch trawriges beginnen Der blutigen begiehr / da gantzer völcker sinnen Damit die böse zeit nun würde hingebracht / Mein krieg ist lobens werth / vnd seiner ist zue schenden: |