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Clycera: Liebe Thais, erinnerst du dich des arkarnanischen Hauptmanns noch, der die Abrotonon unterhielt und sich hernach in mich verliebte, des schönen Offiziers, der immer in der scharlachnen Uniform ging? Oder hast du ihn schon vergessen?
Thais: Ich erinnere mich seiner sehr wohl, Clycerion; er hat ja erst in verwichnem Jahre am Ceresfeste mit uns geschmaust. Aber warum fragst du mich? Solltest du seinethalben was auf dem Herzen haben?
Clycera: Kannst du dir's vorstellen, Thais? Die schändliche Kreatur, die Gorgona, die sich stellte, als ob sie meine Freundin wäre, hat nicht nachgelassen, bis sie mir ihn heimlich weggeschnappt hat.
Thais: Er hat dich also aufgegeben und Gorgonen zu seiner Gesellschafterin gewählt.
Clycera: Leider, liebe Thais! Es hat mir nicht wenig weh getan, das kannst du mir glauben.
Thais: Es ist verdrießlich, aber nichts Befremdliches. So was begegnet ja unsersgleichen alle Tage, und du solltest dich weder so sehr darüber grämen noch auf Gorgonen so ungehalten sein. War doch Abrotonon mit dir im nämlichen Falle: sie war doch deine Freundin, und du nahmst ihr nichtsdestoweniger ihren Liebhaber weg, ohne daß sie dir gram wurde. Aber das wundert mich, was dem Hauptmann denn so sehr an ihr gefallen haben kann? Er muß, seitdem ich ihn gesehen habe, stockblind geworden sein, oder er hätte doch sehen sollen, daß sie beinahe kahl ist und daß die paar Haare, die sie noch hat, eine halbe Elle weit von der Stirne abstehen; daß sie ganz bleifarbige, leichenblasse Lippen und eine lange Nase hat und daß man alle Adern an ihrem dürren Halse zählen kann. Das einzige muß man ihr lassen, sie ist wohl gewachsen, trägt sich schön gerade und hat in der Tat etwas Zauberisches in ihrem Lächeln.
Clycera: Du bildest dir also ein, Thais, der Hauptmann sei in ihre Schönheit verliebt? Kennst du denn ihre Mutter Chrysarion nicht? Weißt du nicht, daß sie eine Hexe ist? Daß sie Thessalische Zaubersprüche gelernt hat und den Mond herabbeten kann? Man sagt sogar, sie fliege bei Nacht. Die Alte hat's dem Menschen angetan, sie hat's ihm zu trinken gegeben, das kannst du mir glauben; und nun beeren sie ihn bis auf den Kamm ab!
Thais: Dafür wirst du einen anderen abbeeren, Clycerion; diesen laß seiner Wege gehen!