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Proculejus.
Was ist es / daß man kan an dem Augustus schälten?
Antonius.
Daß Bundgenoß und Freund bei ihm zu wenig gälten.
Proculejus.
Wenn hat Augustus nicht das Bündnüß steif erfüll't?
Antonius.
Als er deß Lepidus sein theil für sich behielt.
Proculejus.
Wer Sieg und Weinberg pflantzt / dem kommt auch Beuth' und Trauben.
Antonius.
Augustus solt' ihn gar der Würde nicht berauben.
Proculejus.
Er gieng mit dem Pompei' ein heimlich Bündnüß ein.Er gieng mit dem Pompej ein heimlich Bündnüß ein. Als Augustus mit Sexto Pompejo Krieg führete / hatte er den Lepidum endlich im Verdacht: als wenn er mit jenem heimlich Verständnüs hette / wiewol er diesen Argwohn umb ihn nicht zum öffentlichen Feinde zu haben / verhölete / bis er den Pompejum erleget hatte. Xiphilin. lib. 49. p. m. 55.
Antonius.
Mit Fug / dieweil er solt' Augustus Sklave sein.
Proculejus.
Ein Sklave der Natur muß aller Sklave bleiben.
Antonius.
Man muß durch diesen Keil nur nicht auch and're treiben.
Proculejus.
August hielt den Anton in allem werth und lieb.
Antonius.
Nicht als er Sextus Heer zu seinen Fahnen schrieb.
Proculejus.
Daß er mit ihnen Reich und Stadt beschützen wolte.
Antonius.
Daß Rom und Welschland ihm alleine dienen solte.
Proculejus.
Genung! Augustus nimmt hier keinen Richter an.
Antonius.
Wie / daß man dis / was recht / so sparsam hören kan?
Proculejus.
Man hör't besigte nicht / den Sieger muß man hören.
Antonius.
Mein Stand mag den August / was Glück und Glas sei lehren.
Proculejus.
Euch kommt das bitten itzt mehr als di Lehre zu.
Antonius.
Was schlägt August denn für zum Mittel neuer Ruh'?
Proculejus.
Augustus wil durch mich der Welt und Nachwelt weisen:
Daß er auf diesen Tag verdamme Stahl und Eisen /
Daß er deß Reiches Heil / di Wolfahrt deß Anton /
Di Freiheit der Stadt Rom / nicht den vergälten Thron /
Nicht schwerer Scepter Gold nebst aller Menschen Fluche
Nach der besigten Welt durch seine Waffen suche:
Er legt den Augenblick di grünen Palmen hin /
Zeucht Tartsch und Harnisch auß / wo nur Anton auch Sinn
Auf Ruh und Freundschafft träg't. Es mag Anton behalten /
Wieviel das Bündnüß ihm verlihe zuverwalten
Es bleib' ihm Sirien und Colchos unterthan /
Es steck' Arabien ihm süssen Weyrauch an /
Es mögen Grich' und Pont / gantz Asien ihn ehren;
Es wolle nur Anton auch in der That itzt lehren:
Daß sein Gemütte nicht zu sehr Egyptisch sei.
Antonius.
Augustus macht hierdurch sich alles Argwohns frei /
Pflantzt statt der Schel-sucht Gunst in aller Bürger Seelen.
Di Welt und Nachwelt wird ihm Stein und Ertzt außhölen
Sein Bildnüs in Porphir / in Alabaster haun /
Aus Gold und Marmel ihm Gedächtnüß-Seulen baun /
Rom wird Augustus Schwell' und Caesars Schatten küssen /
Wenn er das Friden-Thor des Janus auff wird schlüssen;
Der Parthe wird ihm sein gutwillig unterthan /
Rom alle Julier in Tempeln beten an.Rom alle Julier in Tempeln bethen an. Welchergestalt Julio Caesari sei Göttliche Ehre angethan worden / meldet Sveton. in Iulio c. 85. Postea solidam Columnam prope 20. pedum lapidis Numidici in foro statuit: scripsitque; PARENTI PATRIAE. Apud eandem longo tempore sacrificare, vota suscipere, controversias quasdam interposito per Caesarem jurejurando distrahere perseverant. Et c. 88. Ludis, quos primo consecratos ei haeres Augustus edebat, stella crinita per septem dies continues sulsit, exoriens circa undecimam horam. Creditumque; est, animam esse Caesaris in Coelum recepti, & hac de caussa Simulacro ejus in vertice additur Stella. Ja es ist dieses auch denen nachfolgenden Keisern derogestalt geschehen. Tacit. lib. 15. in fin. Deum honor Principi non ante habitus, quam agere inter homines desierit. Welches aber auch die Römer schon an der Livia getadelt: nihil Deorum honoribus relictum, cum se Templis & effigie Numinum per flamines & sacerdotes coli vellet. Tacit. l. 1 Ann. c. 10. Ja es erzehlet Valer. Maxim. lib. 1. cap. 8. n. 8. Daß Julius Caesar den Cassium in der Schlacht angerennet und den / der ihn vor schon getödtet / erschrecket habe. Wornebst er anmerckt: Non occideras tu quidem, Cassi, Caesarem, neque; enim extingvi ulla divinitas potest: sed mortali adhuc Corpore utentem violando meruisti, ut tam infestum haberes Deum.
Anton wird / was August und Rom haß't / ewig hassen.
Was aber sol er denn Egyptisches verlassen?
Proculejus.
Egiptens übrig Theil dem Kayser räumen ein /
Mit der Octavien nicht mehr gesondert sein /
Den König Artabaz auf freie Füsse stellen.
Antonius.
Ha! könt' Octavius ein stränger Urtheil fällen.
Proculejus.
Ist umb Egypten denn ihm alle Wolfahrt feil?
Antonius.
Warumb begehr't August dis weit-entlegne Theil?
Proculejus.
Weil dem di Wahl gehör't den Sieg und Palmen kräntzen.
Antonius.
Er nähm' ihm Länder hin / di ihm bekwämer gräntzen.
Proculejus.
Der Nilus eben gräntzt dem Kayser gar bekwäm'.
Antonius.
Man läßt: daß er dafür gantz Griechenland ihm nähm'.
Proculejus.
Gantz Grichenland ist nicht Egypten zuvergleichen.
Antonius.
So mag der Hellespont für ihm di Segel streichen.
Proculejus.
Di Wisen tragen mehr als steinicht' Inseln ein.
Antonius.
Ihm mag der Araber mit Golde zinßbar sein.
Proculejus.
Der Ost-Welt Korn-Haus bring't mehr / als viel Gold-Bergwercke.
Antonius.
Wir leiden: daß der Sir' auch seine Macht verstärcke.
Proculejus.
Es dien't auch Sirien für den Augustus nicht.
Antonius.
So nähm't mein Drittel hin / und läg't es auf's Gewicht.
Proculejus.
Ein Theil deß Jupiters wigt mehr / als zwey der Brüder.
Antonius.
Sie legten Zanck und Zwist durch Looß und Glücks-Topf nider.
Proculejus.
Deß Kriges Glück-Topff hat di Theilung hier gemacht.
Antonius.
Neptun und Pluto war aufs Krigs-Looß nicht bedacht.
Proculejus.
Schild / Helm und Harnisch ist der Fürsten Wage-Schale.
Antonius.
Was man auf Stahl gesätzt / verrostert mit dem Stahle.
Proculejus.
Warumb nimmt sich Anton Egyptens so sehr an?
Antonius.
Weil er Cleopatren nichts nicht vergeben kan.
Proculejus.
Er sorgt für di / di er doch selbst muß übergeben.
Antonius.
Ach! wird Anton von ihr gesondert können leben!
Proculejus.
Was gib't Octavie Cleopatren bevor.
Antonius.
Daß diese dis noch schmückt / was jene längst verlohr.
Proculejus.
Was kan dem Römer an der Mohrin viel gefallen?
Antonius.
Rubin deckt ihren Mund.
Proculejus. Octaviens Korallen.
Antonius.
Di Glider sind auß Schnee;
Proculejus. Dort gar auß Helffenbein.
Antonius.
Di Brüst' auß Alabast;
Proculejus. und dort auß Marmel-Stein.
Antonius.
Ihr Sternen deß Gesichts!
Proculejus. Dort sind die Augen Sonnen.
Antonius.
Hier hat di Hold den Sitz;
Proculejus. und dort den Thron gewonnen.
Antonius.
Hir strahlt der Tugend Blitz auch durch di düstre Welt;
Proculejus.
Ach! daß man schimmernd Glas für Gold und Perlen hält.
Daß der gewölckte Schaum gefärbter Regenbogen
Dem Schnecken-Blutte wird deß Purpurs fürgezogen!
Er fleucht dis / was ihm nützt / küßt di ihm schädlich sind /
Und schlägt sein letztes Heil mit's Keysers Heisch in Wind.
Antonius.
Es sol euch Artabaz noch heute sein gewehret.
Dis aber / was August an dises Reich begehret /
Daß ich Cleopatren sol treuloß lassen stehn /
Schein't ein unmöglich Werck und schimpflich einzugehn.
Jedoch / sol Proculej noch disen Abend wissen /
Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß't entschlüssen.
Proculejus.
Sehr wol! allein' erweg't: daß einer Frauen hold
Nur schlipffrig Zucker sei / der Zepter aber Gold.
M. Antonius. Sosius. Canidius. Caelius.
Antonius.
Wir schweben / Sosius / recht zwischen Thür' und Angel.
Wo sind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel!
Da der / der vielen rieth' / ihm nicht zu rathen weiß.
Deß Keysers sanffte Bahn ist spigel-glattes Eiß /
Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten stehen.
Was raths? Eh' oder Thron muß brächchen und vergehen.
Sosius.
Der Schwefel-lichte Blitz versehr't / was nach-gibt / nicht /
Läss't weiche Pappeln stehn / wenn er den Stahl zerbricht /
Der Eichen Kern erschellt / schlägt auß den Klippen Splitter:
Also zermalmt das Glück' auch steinerne Gemütter /
Wenn es ein wächsern Hertz unangefochten läß't;
Man segelt auf der See nach dehm der Wind uns bläss't;
Warumb läßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen
Bei'm Unglücks-Sturme fall'n? Anton hat zugewinnen
Ruhm / Ehre / Freundschafft / Thron / wo er sich selbst gewinn't.
Antonius.
Und alles knechtisch thut / was Caesar an ihn sinn't?
Canidius.
Es ist kein knechtisch Werck sich selber überwinden.
Antonius.
Wer würde sattsam Fluch für unsre Mißtreu finden?
Caelius.
Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht.
Antonius.
So schätzt ihr Eh' und Treu und Eyd-schwur so gar schlecht?
Sosius.
Wo di zu brechen sind / gescheh's des herschens halben.
Antonius.
Solch Schandfleck / würde der nicht unsern Ruhm besalben?
Canidius.
Mehr / wenn er Thron und Reich für Weib und Spindel gibt.
Antonius. Diese Vergleichung des Hercules und des Antonii hat schon Plutarch. in Vita Antonii. p. 466. Antonium, sicut in picturis Herculi videmus subtrahi ab Omphale clavam, leoninamque; detrahi: ita frequenter exarmatum ac detractum induxit Cleopatra, ut dimissis e manibus magnis rebus atque; Expeditionibus necessariis oscitaret luderetque; secum circa Canopi & Taphosiridis littora.
Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt?Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt? Hercules hat dieser zu liebe di Löuen-Haut ab / den Weiber-Rock angelegt ja di Spindel in di Hand genommen. Dieses beschreibet Ovid. in Deianira, aber artlicher Guarini nel Pastor fido. Att. 1. Scen. 1. p. m. 25.
– – – – – – – – Ancor non sai
che per piacer ad Onfale, non pure
volle cangiar in feminile spoglie
del feroce Leon l'hispido tergo;
mà de la clava noderosa in vece
trattar il fuso & la conocchia im belle?
Così de le fatiche e de gli affanni
prendea ristoro, e nel bel sen di leì
quasi in porto d'Amor solea ritrarsi.
Caelius.
Er hat umb Omphalen kein Königreich vergeben.
Antonius.
Es ist Cleopatra viel höher zu erheben.
Sosius.
Das schönste Weib der Welt ist keines Zepters wehrt.
Antonius.
Wie sehr hat Julius Cleopatren begehrt?
Canidius.
Zur Lust / sie aber nie ins Eh'bett' aufgenommen.
Antonius.
Weil seiner Heyrath nur di Dolchen vor sind kommen.
Caelius.
Rom glaubte; daß sie war deß Caesars Kurtzweil-spiel.
Antonius.
Er hat sie seiner Eh' versichert oft und viel.
Sosius.
Wer oft am meisten schreibt / gedäncket oft das minste.
Antonius.
Was hatte Caesar Noth zu brauchen falsche Dünste?
Canidius.
Man mahlt verschmähten oft geschminckte Farben für.
Antonius.
Was habt ihr? daß der Neid auch tadeln kan an ihr.
Canidius.
Anton / das minste nicht. Di holden Wangen lachen /
Auf denen Schnee und Glutt zusammen Hochzeit machen /
Ihr Himmlisch Antlitz ist ein Paradiß der Lust /
Der Adern blauer Türcks durch flicht di zarte Brust /
Zinober quillt auß Milch / Blutt auß den Marmel-Ballen /
Der Augen schwartze Nacht läßt tausend Blitze fallen /
Di kein behertzter Geist nicht ohne Brand empfind't.
Ihr süsser Athem ist ein ein-gebisamt Wind.
Es kan der Schnecke nichts auf Zung' und Muschel rinnen /
Das den Rubinen wird der Lippen abgewinnen.
Ihr wellicht Har entfärbt der Morgen-Röthe Licht;
Es gleicht kein Helffenbein sich ihren Glidern nicht
Und billich hat Anton dis Kleinod hochzuschätzen.
Ach aber / Thron und Kron ist warlich vorzusetzen.
Was ist der Schönheit Glantz? Ein köstlich Kleinod zwar /
Doch lißt man diese Perl' auf Erden dort und dar.
Der Tiber-Strom gebührt vielleicht auch ihres gleichen.
Antonius.
Octavie wird ihr den Schatten nimmer reichen.
Canidius. Man läscht zu Rom den Brand offt auch mit frembder Flutt.
Antonius.
Nein nein! Canidius; di Artznei ist nicht gutt
Da ja di Wunde sol der Libes-Pein verschwinden
Muß man das Eisen ihr / daß sie gekerb't / auffbinden.
Sosius.
Gedult / Vernunfft und Zeit schaff't endlich Heil und Rath.
Antonius.
Nicht / wo Vernunfft und Zeit kein Regiment nicht hat.
Di Libe läß't ihr Reich durch Klugheit nicht verwirren;
Der Vogel siht den Leim und läßt sich dennoch kirren /
Di Mutte schaut das Licht / in dem sie sich versängt /
Das schnelle Reh das Garn in welchem es sich fängt /
Der Booßman kennt das Glas deß Ancker-losen Nachen:
Doch kan ihn Witz nicht klug / Gefahr nicht zaghafft machen:
So renn't auch / der da libt / selbst sichtbar in di Noth.
Zwey Hafen hat man nur: gewehrt sein / oder todt.
Caelius.
Wo läßt der hohe Geist sich endlich hin verleiten?
Man muß der Libe Macht mit mehrerm ernst bestreiten.
Di Wollust-Rosen sind der Natter heimlich Haus;
Es frist ein stinckend Wurm di güldnen Aepfel aus.
Ihr Gold ist süsses Gift; ihr Schimmer Blitz und Flammen.
Di Winde stäuben itzt das Ilium vonsammen /
Das auch ein schönes Weib hat in den Grauß gelegt.
Antonius.
Der Himmel hat di Brunst / di Brunst den Fall erregt.
Caelius.
Nein nein! der Himmel ließ dem Paris freien willen.
Antonius.
Was das Verhängnüß schleust muß Erd und Mensch erfüllen;
Caelius.
Di Flamme ward vielmehr durch blinde Brunst gesucht.
Antonius.
Di Libe ließ ihn doch nicht gäntzlich sonder Frucht.